Alles in Ordnung

Notizen vom 12.7.2003

Zeitungsabschnitte richten sich vor mir auf. Gekochte Erbsen fallen, gezählt und für gut befunden, ins Kröpfchen zurück, wo sie sich doch schon die ganze Zeit befunden haben, aus Raub und Diebstahl an Juden zusammengerafft, ein ordentlicher Haufen ist das gewesen und geworden. Aber vielleicht sollte man das nicht sagen: Haufen. Die keineswegs Antisemiten sind und dafür immer noch die Politik bestimmen, lenken und leiten, die sagen Stecken. Erinnern wir uns an den schönen Auszählreim, an das schöne lustige Namensspiel mit Ariel M. (dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde), was hat er gesagt, unser Jörg, wie war das nochmal? "Ich verstehe überhaupt nicht, wie einer, der Ariel heißt, soviel Dreck am Stecken haben kann". Das muß einem doch erst mal einfallen! Solche Vergleiche machen einen groß und setzen Punkte hinter uns. Wer gern im Dreck wühlt, hat am Ende, beziehungsweise von Anfang an, auch etwas am Stecken, und das Dreckwühlen hat den Stecken ganz braun gemacht.  Und auch das war er schon von Anfang an, der derzeit kleine Koalitionspartner, der früher schon einmal sogar der größere war (und schon damals haben wir ihn gekannt, als er soo groß war); aber dieser Stecken ist geschrumpft. Keine Ahnung wieso. Wahrscheinlich hat er zuviele Disteln am Weg geköpft. Immerhin, er hält sich noch ganz gut aufrecht.

Die Israelitische Kultusgemeinde Wien ist in ihrem Bestand gefährdet. Kündigungen mußten bereits ausgesprochen werden. Es gab offene Briefe von Künstlern und Intellektuellen, viele haben unterschrieben. Darauf ist von der derzeitigen Rechtskoalition selbstverständlich geantwortet worden.  Na, hoffentlich versteht sie sich wenigstens selbst, diese Regierung! Etliche Seiten hat sie vollgeschrieben. Bitte, da steht es ja, was wir geleistet haben an Leistungen. Und da kollern die gezählten Erbsen also aus diesen Rechnungsblättern heraus wie Schrotkugeln. Sehr hart, obwohl längst weichgekocht. Weichgeklopft werden immer die anderen, bevor man sie in die Pfanne haut. Es wird bitte alles genauestens vorgerechnet, Punkt für Punkt, was wir für diese Juden die ganze Zeit schon ausgegeben haben. Die 80 Lehrerdienstposten, die der Gemeinde allein aufgrund dessen zustehen, daß sie eine gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft ist. Fein. Also die Lehrer kriegen sie schon einmal. Wir haben schließlich selber genug Lehrgeld gezahlt und wissen, wie weh das tut. Das jüdische Leben soll sich entfalten, nachdem es einst zusammengefaltet, zerknüllt und weggeschmissen worden ist. Die Lebenden gleich hinterher. Entweder ausgelöscht oder weggeschmissen. Bitte, beides hat sich prinzipiell  bewährt, außer wenn einer von den Weggeschmissenen später einen Nobelpreis bekommt, dann wollen wir ihn natürlich wiederhaben, der darf, den zerren wir dann aus dem Müll der Geschichte wieder hervor, auf den wir ihn damals geworfen haben.  Auf dieser Halde müssen wir viel im Dreck wühlen.  Und kein Ariel in Sicht. Weg ist weg. Leider. Leider können wir es jetzt nicht mehr rückgängig machen, so gern wir es täten. Und der da hat sich erlaubt, immer noch zu leben. Und der dort auch, ach nein, der lebt nicht mehr, und der lebt schon wieder. Wohnen darf er nicht, aber leben darf er noch. Na, wenigstens hat es sich in diesem Fall gelohnt, und da wollen wir schließlich und endlich am Ende auch was davon haben, daß wir ihn einmal weggeschmissen haben, das steht uns doch wohl zu! Das kann doch keiner von uns verlangt haben, daß wir das umsonst gemacht haben, das Umbringen. Lohnen sollte es sich schon! Nachher haben wir gewußt, was wir vorher schon gern gewußt hätte. Wie hätten wir denn wissen sollen, daß der ein Nobelpreisträger wird und der dort drüben auch?  Ja,  da steht er, der Stecken, aber der droht uns nicht mehr, denn damals waren wir die Stärkeren und sind es natürlich immer noch. Wir sind nicht nur die Stärkeren, wir sind sogar noch mehr, mehr als sie,  einfach weil die heute ja soviel weniger sind. Ich meine, es sind soviele weniger als damals da waren.  Da stehen schon wieder die Rechnungs-Posten und freuen sich, daß sie eine Aufgabe haben. Hauptsache man hat sie, die Posten. Das aufgegebene Leben läßt sich nur sehr ungefähr beziffern, sein Eigentum allerdings noch weniger. Man könnte es schon beziffern, aber wer will das noch hören? Wenn uns nicht einer nachweist, daß wir dieses Eigentum früher einmal gestohlen haben, dann geben wir es deswegen doch nicht her.  Wie gesagt: Das soll alles umsonst gewesen sein? Wer zahlt uns das, was wir gemacht haben, wer zahlt es uns heim? Heim will doch nur das Geld, natürlich zu uns. Und überhaupt. Wenn man uns nicht zwingt, müssen wir gar nichts. Die können uns gar nichts. Die können uns mal. Aber nur einmal. Manchmal müssen wir das halt: etwas hergeben. Man läßt es uns ab und zu einfach nicht behalten. Obwohl wir es sehr fest halten, es ist ja Teil unserer sehr wichtigen und großen Kultur, die man sogar im Ausland kennt. Bitte. Ein Tal in Kärnten dürfen manche von uns schon behalten, aber dieses Bild von Schiele, das müssen wir jetzt leider zurückgeben, keinen Tag zu früh, dafür aber ganz freiwillig, denn Schiele, den haben wir zwar leider einsperren müssen, aber seit er was wert ist, ist er einer von uns und frei wie ein Vogel. Er ist zur freien Entnahme berechtigt. Seit die Juden was wert sind, dürfen sie manchmal welche von uns sein. Aber was recht ist muß Recht sein. Und bleiben. Wir tun was rechtens ist, aber mehr tun wir nicht. Wir haben immer großen Schaden angerichtet, wenn wir mehr getan haben, als nötig war. Wenn wir zu fleißig waren. Wir hätten sie vielleicht nicht umbringen müssen, so viele, aber damals schien es uns nötig.  Zahlungsaufsuchende sind wir heute deswegen noch lange nicht. Wir zahlen nur was nötig ist. Das meiste: unnötig. Rausgeschmissenes Geld. Auch Geld kann man rausschmeissen, da schauen Sie, was?! Aber nicht unsres, denn wir haben es nicht. Wir lassen uns zwar mühsam von Gläubigern aufsuchen, wenn man uns eine Zahlungspflicht nachweist, aber von uns aus zahlen wir schon gar nicht. Jetzt erst recht nicht. Wir wählen, wen wir wollen, jetzt erst recht, und wir zahlen was wir wollen, warum sollte das jetzt unrecht sein? Die Juden sollen sich das überhaupt gefälligst unter sich ausmachen. Die bleiben ja sonst auch immer unter sich, also können sie es sich auch unter sich ausmachen. Wir machen es uns ja auch immer aus. Unter uns. Wir zahlen und zahlen, aber einmal muß auch Schluß sein. Wir zahlen für die Sicherheit gefährdeter Objekte, wir ergreifen besondere Objektschutzmaßnahmen, jaja, aber diesen Stecken müssen wir nicht schützen, den können wir zerbrechen wie nichts, wir haben es einmal gekonnt, also können wir es jederzeit wieder, bittebitte, bedanken müssen Sie sich deswegen nicht! Andre Objekte schützen wir eh schon, wie schaut denn das sonst aus, im Ausland, von wo man auf uns schaut, wenn wir das nicht jeden Tag täten, das Schützen. Die alten Schützen schützen bitte gern. Da steht doch schon mal ein Staatsdiener mit einer Maschinenpistole umgehängt, ja sehen Sie den nicht? Wissen Sie, was der uns im Tag kostet? Der wird Ihnen doch genügen. Und überhaupt: hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, und Ihr Gott ist eh dafür bekannt, daß er nur Ihnen hilft. Dann soll er das eben auch machen. Wir schauen noch viel besser auf uns als Ihr Gott auf Sie. Das ist historisch erwiesen. Das ist moralisch angebracht und am Kreuz festgenagelt. Jeder weiß es. Niemand kann besser auf uns schauen als wir, und dann sind wir doch sehr überrascht, wenn man uns vorzurechnen versucht, daß das alles nichts sein soll, absolut nichts, im Vergleich zum damals Gestohlenen, das damals aber absolut uns gehört hat. Eindeutig.  Deswegen kann man das heute nicht mehr vergleichen. Bitte, da ist doch ein anspruchsberechtigter Personenkreis, dem wir einen Betrag gewährt haben von 7267  bis zu 13081,11 Euro, das ist doch kein Schmutz nicht, das kann doch kein Schmutz nicht sein, denn der Schmutz ist ja an unserem Stecken, mit dem wir drohen, den wir aber im letzten Moment dem Herrn Muzicant in die Hand drücken, der nicht und nicht unterschreiben will, und daher jetzt den dreckigen Stab in der Hand hat, den letzten beissen die Hunde, jawohl, da steht es doch, daß wir jetzt entschuldet sind und daher unsere Rechtssicherheit genießen sollten auf unseren heimlichen Balkons,  warum wollen die uns unsere Rechtssicherheit denn nicht endlich genießen lassen? Gebt endlich einen Frieden, vor allem den Rechtsfrieden, genau den bräuchten wir noch zu unserm Glück! Ohne den geht schon mal gar nichts. Dieser Frieden, dieser spezielle Frieden steht uns doch zu, wir wollen endlich eine Ruh, zuhaus ist es doch am schönsten, da kostet wenigstens der Urlaub nichts. Aber was uns die Juden dafür kosten, das ist nicht zu sagen, wieviele dafür Urlaub machen könnten, wir wollen uns das gar nicht erst vorstellen, ach nein. Das ist sogar ganz genau zu sagen, und wir sagen es hier und jetzt.  Wir rechnen es genauestens vor. Ungenauigkeiten gibt“s bei uns nicht. Wir schreiben das alles genau auf, Erbse für Erbse, was die Juden uns kosten. Die Renten nach dem Opferfürsorgegesetz (OFG), die Entschädigungsleistungen, und und und. Was da alles in Kraft tritt, wenn auch recht kraftlos, und nein, im Moment tritt es noch nicht in Kraft, es tritt noch auf der Stelle,  dabei ist es ein Pappenstiel im Vergleich zu dem, was sie einmal hatten, die Juden, egal was. Wen interessierts. Jetzt haben sie es jedenfalls nicht mehr, und für uns zählt nur das Jetzt. Wir leben im Hier und Heute und im Jetzt. Fürs Ghabte gibt der Jud nichts. Bitte. Das sagen die ja selber. Soll sie jetzt eingehen, die Kultusgemeinde, und wir rechnen ihr, als Bundesregierung Österreichs, sogar vor, warum sie eingehen soll.

Sie muß ja eingehen, weil sie so eine Wirtschaft hat, und wir haben mit unserer Wirtschaft was ganz andres vor. Was besseres.  Die muß derzeit nämlich homepages finanzieren, und das tut sie schon recht ordentlich, stimmts oder stimmts nicht? Sie muß eingehen,  die Jüdische Gemeinde, weil sie damals nicht ganz eingegangen ist, und einmal muß ein Eingang ins Kontobuch, ich meine dann muß ein Ausgang aus dem Kontobuch sein, aber erst, wenn ein Rechtsfrieden herrscht, und dann muß wirklich einmal Schluß sein.  Das Volk soll abstimmen, und es wird sicher sagen, daß einmal ein Schluß sein muß. Es ist genug eingegangen auf ihrem Kontobuch. Es sind genug eingegangen. Jetzt sind wir einmal dran. Wenn von denen kein Eingang mehr in unsere Bücher kommt, dann sollen sie selber eingehen. Die wissen ja schon, wie das geht. Bitte, was bringen sie uns? Nichts bringen sie uns, zumindest nichts, was wir ihnen noch nehmen könnten, nachdem wir ihnen eh schon so gut wie alles genommen haben. Wen kümmert es noch. Dann sollen diese ewig Gierigen, die auch in den Bundesländern mit uns Vereinbarungen geschlossen haben, bitte endlich unsere großzügige Überbrückungsfinanzierung annehmen, ganz ohne zusätzliche Zutaten, ich meine ohne zusätzliche Zinsenlast, ist das etwa nichts? Das Gemeindeleben sollte sich auf diese Weise doch ohne schwerwiegende Einschnitte aufrechterhalten lassen. Was brauchen die abgehalfterte israelische Stasi-Agenten - ich meine natürlich Mossad? Die sollen sie sich gefälligst selber zahlen, wenn sie Agenten brauchen, die für sie arbeiten. Wir machen uns alles selbst. Wir schützen uns selbst.  Wenn sie eine Sicherheit haben wollen, dann sollen sie sie selber zahlen. Wenn wir eine Rechtssicherheit haben wollen, dann zahlen wir schließlich auch. Aber erst dann. Nicht schon vorher. Wird ihnen kein Stein aus der Krone fallen, uns fällt ja auch keine Erbse aus der Kehle, und täte sie es, müßten wir nochmal von vorn mit dem Zählen anfangen. Wir sind genau und korrekt. Wir rechnen vor, wir rechnen nach, wir rechnen überhaupt viel, wir rechnen auch auf, wenn es sein muß. Wozu haben wir das schließlich gelernt. Was bringen die Juden uns heute, es sind ja so gut wie gar keine mehr da? Wer vielen etwas bringen will, wird manchen nichts bringen oder wie das heißt. Und was sie uns bringen sollten, das haben sie uns doch schon längst gebracht. Wir können uns kaum noch erinnern wann und was, aber viele sagen uns, daß es viel war.  Das haben sie natürlich an uns abgeben müssen, ob Hausierer oder Bankier. Wem hätten sie es denn geben sollen? Es war ja kein andrer da außer uns! Die Synagogen haben wir ihnen genommen, so viele waren es, wer weiß das heute noch, und was man nicht weiß, das macht einen nicht heiß, auch wenn Papa und Opa es persönlich angezündet haben, aber das wird und wurde bitteschön alles entschädigt und nochmal bitte: Wieso ist diese Summe, die sie jetzt noch brauchen, auf einmal so klein geworden, nachdem sie einmal so groß war? Na, weil wir das Große schon haben, was sollen wir also mit dieser kleinen Summe, die die verlangen, denn überhaupt anfangen, wo wir eh schon alles haben und nichts geben müssen? Ach, irgendwas wird uns schon einfallen. Den Frieden bringen wir euch nicht, den Rechtsfrieden wollen wir ja haben. Wir geben ihnen vorher keine Summe. Nur was wir müssen, das geben wir. Es steht ihnen nicht zu. Was ihnen zustand, das haben sie längst gekriegt. Sie haben es gekriegt, jawohl. Da steht nur noch oder schon wieder der Stecken da. Im Fenster. Wir sind korrekt. Der Herr Muzicant will ein Geld nicht. Er sagt allen Ernstes, daß das Geld doch Einzelnen, die er manchmal sogar kennt, zusteht, das sind wahrscheinlich irgend so Leute, wie er angibt, die angeblich alles verloren haben und denen er es daher nicht noch ein zweites Mal wegnehmen möchte. Die machen es sich doch immer untereinander aus, die Juden. Wir müssen da gar nichts machen. Die machen es sich doch alles selber mit sich aus, was brauchen sie da uns dazu? Bittesehr, dann kriegt er halt gar nichts, der Ariel mit seinen Luftgeschäften. Wir zahlen nur, was wir müssen, und wir können es beweisen, daß nur wer seine Ansprüche auch beweisen kann und uns Rechtssicherheit immerdar und für ewige Zeiten gewährt, denn einmal muß Schluß sein, daß nur der auch etwas bekommt, der uns diese Sicherheit gibt. Ohne eine Sicherheit gibt nicht einmal eine Bank was, außer vielleicht im Burgenland. Zinslose Darlehen haben wir anzubieten, greifen Sie zu, wenn Sie den Stecken nicht erwischen, den wir Ihnen ins Fenster gestellt haben! Bitte, alles korrekt, alles fein säuberlich, sogar die Zukunftsprojekte der IKG haben wir nicht vergessen, hier stehen sie ja, die Zukunftsprojekte, denen haben wir auch etwas zugemessen, denn eine Zukunft soll sie doch jetzt haben, die Gemeinde, wo sie doch einmal durch unsere schreckliche Schuld keine mehr gehabt hat, aber wir zahlen doch, wir zahlen doch, wir zahlen ununterbrochen, damit sie von der Vergangenheit nicht mehr andauernd redet, diese Gemeinde, das geht uns ja schon auf die Nerven. Auch in den kommenden Jahren, wahrlich, das sagen wir euch, wird sie, die IKG, in den Bereichen Bildung, Sicherheit und Soziales vom BMBWK unterstützt werden, das BMI und das BMSG unterstützen auch, das sind alles unser aller Stützen, das sind keine Stecken, das sind bitte Stützen. Schauen Sie doch hin! Das geht nicht, immer nur Forderungen stellen, da muß man auch ab und zu diese Forderungen abstützen, damit endlich ein Rechtsfrieden herrscht. Der Friede ist das einzige, was Sie uns noch zu bieten haben, also geben Sie ihn endlich her! "Die Bundesregierung geht davon aus, daß die IKG alles dazu beitragen wird, um rasch einen Rechtsfrieden im Interesse der Opfer zu finden", jaja, die Interessen der Opfer haben wir immer im Auge,  dauernd, deshalb reiben wir es uns ja so oft, das Auge,  ob wir wachen oder träumen. Nichts liegt uns so sehr am Herzen wie die Zukunft von unseren vergangenen Opfern, die zum Glück wirklich vergangen sind. Wäre das erst ein Theater, wenn die noch alle da wären! Der Lärm würde ja bis ins Bärental nach Kärnten dringen, wenn man ihn ließe. Dort haben sie sogar eine Verstärkeranlage, ach nein, die ist ja auf der Seebühne am Wörthersee.

Gut. Das wäre klar. Den Rechtsfrieden behalten wir immer im Auge, wo sich schon vieles aufhält, was wir auch im Auge behalten wollen, wie überhaupt die meisten den Balken in des Andren Auge und die Braunen ihren schönen Stecken behalten wollen, der ihnen im Bierzelt eingefallen ist, ich weiß nicht, warum das Braune jetzt nicht runtergeht, das Bier geht doch auch immer runter wie Öl. Gut geschmiert die Kehle. Sie müssen sich ja schon mit mir langweilen, aber es ist alles korrekt aufgezeichnet, und die Korrektheit kostet halt manchmal Zeit und immer Mühe. Uns kostet das alles was, Sie kostet das gar nichts. Wir müssen diese Arbeit machen, die Vergangenheitsüberwältigung, denn es muß endlich einen Frieden geben, am besten einen Weltfrieden, zuerst den Rechtsfrieden, dann den Weltfrieden, und alles immer korrekt alles korrekt.  Und dann haben wir so einen feschen Korrektor, ich meine einen übergeordneten Korrekten, also der schaut wahnsinnig gut aus, finde ich persönlich, er wird sogar immer noch schöner, immer noch schlanker, immer noch brauner, ja, es wird immer schöner, weil er halt immer schöner wird, keine Ahnung warum. Golf spielt er auch, alles korrekt, alles korrekt, obwohl man beim Putten nie weiß, ob der Ball ins Loch plumpst oder nicht. Der Ball muß es auch nicht wissen, er muß gar nichts wissen. Bleibt er kurz vorm Loch liegen – was lachen wir dann! Oder wir ärgern uns ein bissel. Fast wie beim Villacher Fasching. Bitte, beim nächsten Mal lochen wir schneller ein, sauberer, da bedenken wir auch noch die Windrichtung und die Richtung des Graswuchses, damit das Grassergewächs auch alles richtig macht, und ob drunter ein Grab sein könnte, egal welches, oder ein Maulwurf, egal welcher, ein Mäuschen, das bin ich, egal, es macht ja nichts, wenn es dann einmal ein bissel länger dauert, bis wir heim ins Loch finden.

Und so eine blöde umständliche Liste, wie wir sie für die Ausgaben der IKG gemacht haben, die brauchen wir bei dem  Klasseburschen, der längst kein Bursch mehr, weil er  im Amt viel klüger geworden ist, hat der ein Glück gehabt, der Heinz im Glück, gibt Gott ein Amt, bringt er schließlich auch Verstand, also der hat soviel Verstand, daß wir eine Liste gar nicht mehr brauchen für seine vielen Ausgaben und Einnahmen, für seine ausgabenseitigen Einnahmen und seine einnahmenseitigen Ausnahmen oder wie oder was. Er wird wie jeder Steuerpflichtige behandelt, und eine gute Behandlung verdient jeder Mensch, das ist doch klar, und an dieser Entscheidung von uns Nahestehenden waren insgesamt zehn Finanzbeamte beteiligt! Na, wir wern kann Richter brauchen, der Richter sind mir selber. Nein, und eine Rechnung werden wir erst recht nicht brauchen, das geht auch so, das geht auch ohne, es geht sich auch ohne Rechnung bequem aus; und die Beamten unseres Ministeriums werden uns bei jeder Gelegenheit gut verteidigen, wir verteidigen sie schließlich auch,  wir sind ihr Vorgesetzter, das sind wir nicht für nichts. Und überhaupt: Jeder Verein stellt seine eigenen Statuten auf und handelt dann danach, und das Statut dieses Vereins sagt uns ausdrücklich: keine Steuerpflicht! Das haben wir extra dort reingeschrieben. Wozu würden wir uns denn sonst die Mühe machen? Mühe machen wir uns für ganz andre Sachen,  die uns viel mehr betriffen, diesen Rechtsfrieden, den wollen wir schließlich nicht stehlen, den haben wir doch schon. Er ruht in dieser Causa vom Herrn Minister, und dort ruht er gut. Diesen Rechtsfrieden brauchen wir, im Gegensatz zu andren Rechtsfrieden, die wir noch nicht haben, nicht zu stehlen. Den haben wir bereits. Der Fall ist abgeschlossen. Da ist nichts dran. Den haben wir uns selbst gewährt, den Frieden. Andre sind noch ausständig, aber sie fehlen uns nicht. Wir kontrollieren uns einfach selber und lassen uns noch dazu, zusätzlich, freiwillig, denn wir müßten ja nicht, wir lassen uns auch noch zusätzlich von guten Freunden auf Herz und Nieren prüfen, jeder kennt schließlich einen Arzt persönlich, das ist das mindeste, wir lassen jeden Posten auf der Rechnung von unseren Leuten, die selber gute Posten haben, auf Herz und Nieren überprüfen, denn daß wir ein Herz haben müssen, wissen wir, wir sind ja die wahren Überlebenden, und wir sind großzügig zu den Bedürftigen und wir sind natürlich auch selber der Großzügigkeit bedürftig, mit denen wir die freie Marktwirtschaft, die wirtschaftliche Freiheit unsere homepage und damit jeder sich selbst und jeder das Seine begünstigt. Wie günstig für uns! Da haben wir echt ein Glück gehabt. Wer ihn begünstigt, unseren Meister Golfer, der begünstigt schließlich (und endlich!) uns alle, weil die Wirtschaft wir alle sind und daher uns allen zugute kommt.  Wir haben lange nach etwas gesucht, das uns alle begünstigt, und jetzt haben wir es gefunden. Das war nicht leicht. Was IHM zugute kommt, kommt uns allen zugute, da kommt letztlich immer was Gutes dabei raus. Bei dem, was wir den Juden zahlen müssen, kommt hinten immer nur Antisemitismus heraus, ja, das ist es, was hinten herauskommt, und dann verfolgen wir sie womöglich noch einmal und noch einmal. Selber schuld. Was lassen sie uns nicht in Ruhe ihr Geld ausgeben und verlangen dauernd was dazu! Die Wirtschaft ist gut zu uns allen, zu den einen weniger, zu den anderen mehr, aber gut ist sie immer. Und daß sie noch besser wird, da fließen die Geldströme, die jeden Stecken blütenweißer waschen könnten als jede Weste, die ja bekanntlich schon blütenweiß ist, mit oder ohne Ariel. Wir lassen sogar unseren allerersten Angestellten, den Herrn Staatssekretär, für uns prüfen, das ist so gut als hätten wir uns selbst geprüft und für reif befunden, wenn auch nicht überreif. Grade richtig. Genau genug reif für einen jungen lernfähigen Minister, der zwar eigentlich schon genug gelernt hat, aber man muß immer bereit sein, noch mehr zu lernen, bis man sogar eine wirtschaftliche Dissertation schreiben kann. Soviel weiß er schon. Er weiß auf jeden Fall mehr als Sie oder ich. Und auch hier wie dort: alles korrekt. Wir müssen das diesmal nicht eigens auflisten, denn wir wissen: alles korrekt. Wir sind weichgekochte Erbsenzähler, ach nein, nur die Erbsen sind weich gekocht, die zerquetschen wir zwischen den Fingern, leichter als wir früher Menschen zerquetscht haben, nein, Insekten zerquetscht man nur in geringer Zahl, wenn sie einzeln oder zu zweit oder zu dritt auftreten, aber wenn es zuviele sind, dann muß man Schädlingsbekämpfungsmittel nehmen. Bitte, da waren wir doch immer schon sehr erfolgreich. Und wir haben aus der Geschichte gelernt: Niemals wieder Geschichte! Niemals wieder Geschichten machen! Wir haben früher nicht untersucht, und daher werden wir auch jetzt keinen Ausschuß brauchen, der womöglich noch uns selber untersucht. Ausschuß heißt doch schon, daß man es nicht braucht. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Diese Krot schlucken wir auch noch. Als Nachspeise. Was soll sein. Das sitzen wir aus. Wir prüfen die andren, aber wir prüfen uns selber genauso stark wie die anderen. Das ist die Grundlage der Demokratie, daß alle gleich sind, und daß wir alle prüfen, von gleich zu gleich: keine Steuerpflicht! Steuerpflicht für keinen! Dieses Geld ist herrenlos, das will keiner versteuern. Bitte, das verstehe ich gut. Wir prüfen lieber die wichtigen Sachen, dafür brauchen wir gar keine Statuten aufstellen und keine Statuen, die uns immer nur uns selber zeigen. Wir prüfen genauestens, was wir der IKG alles gezahlt haben, und wir prüfen ganz genauso, was wir dem Herrn Finanzminister alles gezahlt haben. Bitte, das steht doch alles da. Können Sie denn nicht lesen? Und wem die Verstaatlichte, die VOEST zum Beispiel, einmal gehören wird, das werden wir Ihnen auch alles ganz genau auflisten, wenn es soweit ist. Wir werden die Posten stellen, die sie bewachen, dann werden wir die Posten abziehen und sie aufs Papier flachlegen, und dann werden wir Ihnen schon zeigen, was gleich weiter verscherbelt wird und was erst später drankommt und was wir von dem ganzen Krempel brauchen können und was und wen und wieviele wir wegschmeissen werden müssen. Wir werden zu gegebener Zeit Rechnung legen, so wie wir der IKG genauestens Rechnung gelegt haben, was sie uns schon gekostet hat (und Forderungen stellt sie noch immer! Je mehr wir zahlen, umso mehr Forderungen stellt sie), mehr gibts nicht. Wir haben jetzt nicht die Zeit, diese armen herrchenlosen Gelder für die homepage vom Herrn Minister im Detail aufzulisten, Sie wissen eh, was die gekostet hat, der Schäferhund hat nicht extra gekostet und ist daher leider auch schon wieder verschwunden, er war es nicht wert, noch länger in dieser homepage sein liebes junges Herrl zu bewachen, und auch die herzigen Babyfotos sind jetzt weg, o je,  aber die neue Ökonomie hat natürlich immer noch ein großes Interesse, daß sie gefördert wird, und daher fördert sie sich schon vorher, bevor noch sie gefördert werden kann. Die Verstaatlichte wird dann endlich mal hinausbefördert aus dem Staat, natürlich nicht an einen strategischen Investor, wo kommen wir denn da hin, der hat eh schon die Hälfte unserer ehemaligen Politiker und die ganze Bundesliga und den schönen Golfplatz dazu eingesteckt, wo sich der Herr Minister mit sich selber spielt, das ist nämlich die größte Qualität des schönen Golfspiels, man spielt sich mit sich selber, und so macht der Herr Minister es auch,  damit wir irgendwann mal alle seine Bälle werden, die er mit seinem Stecken hauen kann, ist doch klar, jedem seinen eigenen Stecken, der Herr Muzicant hat seinen Stecken jetzt schon und soll ruhig sein, der Investor, der Käufer, der angeblich keiner ist, weil er schon alles hat, der Interessent, dessen Treulosigkeit noch viel mehr wert ist als sämtliche Treuhänder zusammen, die es gibt, der Investor, der Interessent also hat schon etliche unserer ehemaligen Politiker einkassiert, dann hat er dem Herrn Minister seine ewige Wiederkehr in den Golfsack gelegt, und allen, allen bereitet er ein schönes Freizeitvergnügen auf seinem Platz, dafür kann er jetzt auch die Hälfte von unserer schönen wertvollen Industrie verlangen! Doch. Klar kann er. Er macht uns nur nicht klar, was er will, aber das muß er nicht. Er ist ein Österreicher. Er ist ein echter Österreicher. Er sagt, er verlangt sie ja gar nicht, unsere Industrie. Er verlangt unseren Fußball, aber nicht unsere Industrie. Aber wir sind diesem Mann soviel Dankbarkeit schuldig, daß wir sie ihm geben, auch ohne daß er sie verlangt, wetten daß? Er hat uns unseren schönen Finanzminister gegeben, also geben wir ihm dafür den Rest auch noch, bevor er uns den Rest gibt. Das ist immer noch besser, wenn wir ihm den Rest freiwillig geben, wenn man bedenkt, was er als Österreicher dem Land gebracht hat, obwohl es ihm eh schon gehört, und das ist auf alle Fälle besser als die Forderungen, die diese Juden dauernd stellen. Das kennen wir schon. Das machen die immer.  Die wollen immer was. Das nimmt nie ein Ende. Unsere Bereitwilligkeit ist grenzenlos, aber die wollen ja nicht, daß einmal Schluß ist und eine Grenze gezogen wird. Wir sind schon grenzenlos bereit, und dann wollen die unsere grenzenlose Grenze gar nicht. Wir können ihnen genau auflisten, was sie schon alles gekriegt haben, und einmal muß Schluß sein, und jetzt kriegen sie es nur noch, wenn sie es anderen zuvor wegnehmen. Schließlich haben wir es ja auch ihnen einmal weggenommen, also können sie dasselbe jetzt auch machen. Wir haben es ihnen schließlich vorgemacht, oder? Die lernen einfach nichts aus der Geschichte, die Juden. Da lauft also das ganze schöne Geld für die schöne Homepage von dem schönen Minister einfach so dahin, es hat keiner wollen, dieses blöde Geld, das nie weiß wohin mit sich, nur zu mir kommt es nicht, soviel weiß  es immerhin, also hat halt er es genommen, der Herr Minister, man hat es ihm ja förmlich aufgedrängt, damit er die neue Ökonomie fördern soll und damit gleichzeitig uns alle. Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es uns allen gut. Wir haben leider keine Zeit mehr gehabt, Ihnen das alles so genau vorzurechnen wie wir mit der Kultusgemeinde abgerechnet haben. Dafür war viel länger Zeit. Lassen Sie uns Zeit. Wir klären das auf. Bitte, irgenwer wird es schon versteuert haben, das wäre ja komisch, wenn da 170000 Euro oder wieviele es halt waren, herrenlos herumirren würden, weil keiner sie versteuern will. Bitteschön, Herr Inspektor, i wars net. Mein Geld ist es, aber wer es versteuert, wie soll ich das wissen. Jetzt wissen wir es aber schon, weil der alleroberste Untergebene, zwar unten, aber eigentlich doch sehr weit oben und sehr weit weisungsgebunden, so weit wie man ins Leithagebirge schauen kann, mindestens so weit und so klar, und was sagt der Herr? Er sagt, es war eine Zuwendung. Keine Schenkung. Eine Zuwendung. Steuerpflichtig: keiner. Macht ja nix. Die einen verlangen immer nur, die anderen nehmen immer nur, und irgendwie wird es sich schon noch ausgehen, daß die, die immer nur verlangen, auch nehmen werden. Die sind ja immer obenauf, die Juden. Und bei der Schiele-Versteigerung in London haben sie ein Rekordergebnis erzielt. Und was haben wir? Was ist unser Ziel? Das steht alles hier, wir haben es aufgelistet, das eine genau, das andre genauer gesagt überhaupt nicht. Macht ja nichts. Alles geprüft und für zu schwer befunden. Wir haben eh schon so eine schwere Last an unserer Geschichte zu tragen, was sollen wir denn noch alles tragen? Der Staat trägt sich jedenfalls nicht selbst. Den müssen schon wir tragen. Deswegen muß man im Prinzip schon nachsichtig sein mit uns. Weil wir soviel tragen müssen. Wir müssen uns selbst tragen. Dafür sind wir wieder so fesch, daß uns viele auf der Straße und im Fernsehen nachschauen, noch lang, nachdem wir verschwunden sein werden. Aber nein, verschwinden tun wir nicht, wir waren immer schon da und da bleiben wir auch. Wer immer verschwunden ist, unsre Schuld war es nicht, er ist weg, ein unnützer Esser weniger, und wie sagt der Jude selber, wie sagten wir es auch schon: Fürs Ghabte gibt der Jud nix. Wir haben sie gehabt, jetzt haben wir sie nicht mehr, und für die paar Hiasln, die noch da sind, müssen wir nicht eigens noch mehr geben als wir es ihnen schon gegeben haben. Die nehmen es sich sowieso immer selber, die nehmen sich sogar den Tod, die schrecken ja vor nichts zurück, wie die Geschichte uns lehrt, der wir jeden Tag in der Lebensschule brav zuhören. Danke.

 

12.7.2003

siehe auch den "Leserbrief" der österr. Regierung
siehe auch "Jesus hilft Hilfiger"


Alles in Ordnung © 2003 Elfriede Jelinek

 

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