Verhöhnung durch Raub, der allein hätte schon genügt

 


Festnahmen im Baur au Lac, 3.12.2015

Ich weiß es nicht, aber es könnte sein, daß ich abgesetzt worden bin. Ich bin von der Steuer abgesetzt worden, als Teil eines Kulturprogramms (ich bin mir aber nicht sicher, ob ich überhaupt Teil dieses Programms gewesen wäre, man hat es mir gesagt, aber ich weiß es nicht, ich kriege das alles nicht zusammen oder auf die Reihe oder in die Reihe, es bricht immer etwas aus, warum nicht, es brechen ja auch sonst überall Zweifel auf und kommen nicht dort an, wo sie ursprünglich hinwollten, wie auch, der Ursprung ist ja verschleiert worden, was vielleicht auch bald verboten wird, aber nur für Frauen) für die Fußball-WM 2006 in Deutschland. Wieso spricht niemand davon? Das ist doch Geld, das der deutsche Fußballbund verloren hat, aber nicht mit mir und nicht an mich. Ich habe nichts bekommen, ich schwöre. Ich habe einen Sportchor eigens geschrieben, wer hat das ausfallende Geld, das ich verdient hätte, aber nicht habe, kassiert? Wer hat mir genommen, was ich gar nicht bekommen habe? Man hat mir gar nichts genommen, genommen haben andre, die nicht auswandern wollen, denn sie waren ja nie da, was sehr vernünftig von ihnen war. Es wandern Menschen herum, aber noch lieber wandert das Geld. Es hat keine Reibung, Widerstände sind ihm bekannt, aber bei seinen Wanderungen kennt es sie nicht, die kennen nur diejenigen, denen es genommen wird und die, die es bekommen, manchmal gegen Widerstände, aber einen Widerstand muß man erst mal leisten.

Ich weiß es nicht, aber ich sollte Teil eines Kulturprogramms werden. Nicht des großen, in dem der Rasen, in den ein LED-Boden eingezogen worden wäre, der seinerseits die Spieler hätte treten sollen, er hätte sich gegen die Spieler erhoben (mit kindlicher Freude beschreibt André Heller, der Impresario dieses großartig geplanten Abenteuers von lebenden Menschen vor lebenden Menschen und vielen zu Hause an den Bildschirmen, wo sie kleben wie Fliegen, denn alles, was Fußball ist, klebt, obwohl es genügen würde, an ihm zu hängen), er beschreibt also, was er geplant hätte, aber nicht durchführen durfte, weil sich der geschändete Rasen, der sich aufgebäumt hätte gegen die Tritte von Spielenden, das nicht gefallen lassen wollte. Ich verstehe den Rasen, der bei diesem Event ein riesiger, computergesteuerter Flachbildschirm geworden wäre, in manchen Augenblicken wären bis zu dreizehntausend Menschen in ebenfalls computergesteuerten Kostümen aufgetreten, das sind, wenn man jedem dieser Menschen und dazu noch ein paar Nullen dazu dranhängt, noch nicht die zehn Millionen Schweizer Franken, die verschwunden sind, genauso wie dieser LED-Rasen im Rasen, ein Rasen, der aus einem anderen hervorgezogen wird, Fußball ist ja das Rasen auf dem Rasen, die rennen alle, als würden sie was gezahlt kriegen, was auch ganz genau der Fall ist, beim Kauf von Menschen kommt so einiges bar aufs Handerl, fragen Sie Ihren bevorzugten Vereinspräsidenten, der ist auch nur ein Rädchen von etwas, das ich nicht verstehe und nicht durchschaue, so wenig, wie ich die Abseitsfalle verstehe oder durchschaue, das geht zu schnell für mich, ich kann dem nicht folgen, so wie ich den Spielern und den Flüssen des Geldes nicht folgen kann. So schnell kann ich gar nicht schauen, ist einer weg und was andres ist dafür da, aber es ist nicht dafür da.

War diese Gala überhaupt ernsthaft geplant, bei der man nicht gewußt hätte, was Schein und was Sein ist?, das wäre nämlich ihre großartige Qualität gewesen, wie André Heller in einem Interview erklärt, man hätte sich nicht mehr ausgekannt, in der Großkunst (ich meine damit nicht die große Kunst, die ich aber leider auch nicht persönlich kenne) kann sowas passieren, daß man es nicht versteht, was geboten wird. Man sieht es, aber man weiß nicht, wie es gemacht wird. Es wird dort gemacht, wo die Realität endet und die Illusion beginnt, sagt Heller. Was für ein Aufwand! Was für ein herrlicher Aufwind, der uns alle erfaßt hätte. Das Geld macht in einem Jahr nicht soviel Wirbel wie diese Kunst an einem einzigen Abend. Das Geld geht ruhig und still, das ist ihm lieber so, nein, es geht überhaupt nicht, aber alles geht, ja, das Geld auch, von mir aus, aber von mir aus hat es es nicht weit, nur bis in den nächsten Supermarkt oder in eine etwas entferntere Boutique für Kleider, aber das ist das kleine Geld, das große macht andre Sachen, es macht keinen Lärm, das ist sicher, nur manchmal gibt es einen Knalleffekt, wie von einem Zerknalltriebling, und da findet man es, und man findet auch die Menschen, denen es gehört (vorher hat es anderen gehört, ich kenne mich, wie gesagt, nicht aus, ich weiß aber, daß Geld den Besitzer wechselt, und auch, wenn es ein gutes Herrchen gefunden hat, bleibt es manchmal nicht bei ihm, es macht einen Börsenkurs, und dann weiß es, wohin es verschwinden muß), es taucht nur irgendwo als Zahl auf und verschwindet woanders wieder, man kann es nachvollziehen, wo. Ich kann es nicht. Es verschwindet in Kanälen, während Heller in seiner Eröffnungsgala der Fußball-WM etwas zum Scheinen bringen wollte, bei dieser glänzenden Vorstellung, die es aber gar nicht gegeben hat, sie wurde nämlich abgesagt, um den Rasen für die Brasilianer sauberzuhalten, die ihren eigenen Rasen derweil nicht gebraucht haben, sie waren ja in Deutschland, und dort muß man ihnen die besten Bedingungen geben, nur unter diesen Bedingungen sind sie bereit zu kommen, was wollte ich sagen?, also wegen Brasilien ist das alles abgesagt worden. Warum sage ich das nicht gleich?

Unglaublicher technischer Aufwand war geplant, wochenlanger Aufbau, Abbau in bloß fünfzehn Stunden, mehr gibt es nicht, man kann die Zeit ja nicht dehnen; selbst wenn das Geld mehr wird, kann man es nicht endlos vermehren, und es vermehrt sich dann nur in der Hand der Richtigen, die damit umgehen und Gesetze umgehen können, nur sie kennen die Schleichwege. Die Brasilianer sind jetzt schon ganz ungeduldig, weil sie mit dem Training beginnen wollen, die Zeit von 2006 bis heute muß ja auch irgendwie überbrückt werden, mit der Vollverschleierung des Geldes und mehreren Verlusten der Brasilianer, auf allen Gebieten (außer bei der Olympiade, die aber auch schon wieder vorbei ist, das ist das Schlimmste am Fußball, daß er irgendwann wieder vorbei ist, aber er fängt immer wieder neu an, fast jeden Tag, nein, jeden Tag sogar mehrmals, das Geld kann nicht wieder von neuem anfangen, wenn es mal weg ist, dann hat es nämlich ein andrer, und der gibt es nicht her, damit es weiterwandern und arbeiten kann, nein, Blödsinn, der schickt es dann auch auf die Wanderschaft, aber ein Schleuser ist er deswegen nicht). Also ich wäre für den Show-Verantwortlichen sowieso nicht auf diesem Rasen drangekommen, sondern woanders, auf gar keinem Rasen. Ich habe eigens was für einen Chor, eine Oper geschrieben, bis heute weiß ich nicht, wofür, denn es hat sich alles zurückgezogen (nur das Geld nicht, das wurde nicht zurückgezogen, das wurde verschickt, es wurde auf Schullandwoche geschickt oder was weiß ich, damit es sich erholen kann und ein andrer es sich holen kann, und dort in dem betreffenden Land hat es ihm so gefallen, daß es dort geblieben ist, keine Ahnung, wo), und ich habe gar nicht erst was gekriegt. Ich habe schon gespürt, daß das alles nicht stattfinden wird, aber ich hätte nicht gedacht, daß ich auch noch von der Steuer abgesetzt werde, obwohl ich gar nichts bekommen habe. Werden alle Armen (zu denen ich nun wirklich nicht zähle, sofern ich überhaupt zählen kann) auch weiterhin nichts bekommen, weil schon andre ihr Geld haben? Ich beklage mich nicht, aber ich möchte es wissen. Was ist aus dieser Gala geworden? Nichts ist draus geworden, obwohl riesige Flächen abgetragen und wieder hingelegt worden wären, obwohl ein elektronischer Rasen sich gegen die Tritte von Menschen erhoben hätte wie eine Schlange, während das Geld lieber lautlos unterwegs ist, nicht einmal ein Knistern in einer Tasche, nicht einmal ein Gepreßtwerden in einem Koffer (nein, in einen Umschlag ginge es nicht rein), nichts davon, ich hatte nichts davon, andre hatten was davon, sie hatten alles. Obwohl man das alles in einem größeren Zusammenhang sehen muß, wie Heller so hellsichtig sagt, aber an wem das Geld hängengeblieben ist, das nicht bei der Kunst und der Kultur gelandet ist, für die es bestimmt war, wer weiß es?

Zu einer Fußball-WM gehört ein voll spielfähiger Rasen. Zu einer finanziellen Transaktion gehören zwei, einer, der überweist und einer, der es bekommt. Dazwischen befindet sich das Geld im Dunkeln, weil man seine Umgebung verdunkelt hat, damit es selbst nicht weiß, wohin. Die Fifa war der Meinung, diese großartige LED-Rasenaktion stemmen zu können, der künstlerische Anspruch rückte aus, beanspruchte was und mußte daher sofort wieder verschwinden, nein, erst nach zwei Jahren verschwinden. Kein Anspruch. Den haben andere. Wer? Das wüßte ich gerne. Der Rasen scheint Verluste gemacht zu haben, aber es war unser Verlust, daß es keine Show auf ihm gegeben hat. Wie schön wäre das gewesen! Ich wäre zwar dort nicht dabeigewesen, aber doch in einer Oper, auf irgendeinem Platz, in irgendeinem Haus oder daneben oder davor, nach interessanten Gesprächen mit einem Intendanten, nichts stand fest, das Haus auch nicht sehr, es wird immer noch renoviert, ich erinnere mich nicht mehr genau, etlichen Komponisten wurden mir genannt und verschwanden wieder, es waren ja nur Worte, Namen, keine Zahlen, und sie sollen hier ungenannt bleiben, damit sie sich meinetwegen nicht genieren müssen. Das hat alles nicht funktioniert, doch, später, im Hörfunk. Das Stück, das ich eigens geschrieben habe, erinnert mich heute noch daran, daß da etwas hätte stattfinden sollen. Niemand hätte eine Hofberichterstattung gemacht, Heller nicht im Olympiastadion, ich nicht irgendwo anders. Man macht sich keine Vorstellung. Da sitzen Teile der deutschen Bundesregierung in einem Garten in Gardone, und sie denken: Wieso keine Eröffnung? Machen wir sie doch. Machen doch wir sie! Wir müssen das sowieso eröffnen, wieso also nicht? Es soll von Deutschland aus ein Signal in die Welt gehen, die schon so oft auf Signale aus diesem Land gehört hat und noch hören würde, von Deutschland würde man noch hören, und man hat es gehört, und man kam angedrippelt. Wie wunderbar, daß diese Idee der Fifa fünfundzwanzig Millionen wert ist!, (von denen ich nicht einmal einen müden Tausender bekommen habe, weil ich ausgefallen bin, weil ich ausgefällt worden bin, auch wenn ich freiwillig gegangen bin), also bei mir ist nichts gelandet, ich habe nur gearbeitet, aber nichts bekommen. Dafür haben andre was erhalten, keine Lilien auf dem Feld, sie brauchen das Geld, denn der himmlische Vater erhält sie nicht. Ich weiß schon: Wer arbeitet, bekommt sowieso nichts, aber ich habe das nie auf mich bezogen. Ich durchschaue es immer noch nicht, ich stoße mit einem Glas Rotwein auf sie an, wenn auch nicht in Gardone. Von diesem Tag an, da die deutsche Regierung die Eröffnungsveranstaltung beschloß, war schon nicht mehr sie, sondern die Fifa dafür zuständig, bitte korrigieren Sie mich, wenn Sie es besser wissen. Jeder weiß es besser. Ich habe nur ein Stück von einem Text oder einen Text von einem Stück geschrieben und mich dann damit zurückgezogen. Ich weiß nichts. Niemand weiß was. Doch, es muß welche geben, die es wissen. Es war ein Erfolgserlebnis, eine Weltmeisterschafts-Gala sollte stattfinden, der Rasen sollte sich gegen die Menschen erheben, meiner tut das im kleinen Maßstab ja auch, dann muß ich mähen gehen, damals konnte ich mich brausen gehen.


Bin Hammam und 'Kaiser'

Also, wohin mit dem Geld, das wissen wir immer noch nicht? Das muß doch ausgegeben worden sein, wenn man es für ein Kulturprogramm ausgibt (die einzige Möglichkeit, die mir einfällt, ist, daß für die Proben schon 6,7 Millionen Euro verwendet worden sind. Aber das kann ich mir nicht vorstellen. War das so?) Ich möchte einen Bruchteil dieser Summe kriegen, damit ich nicht schreibe, das würde mir gefallen, aber ich habe geschrieben und nichts dafür bekommen. Aber ich wurde abgeschrieben. So ist es, diejenigen, die abgeschrieben sind, bekommen nichts, es geht zu den andren, es wandert herum wie ein Gespenst, das Geld, es hat Wege zu erledigen, aber nicht unsere, unsre Wege sind noch da, die sind nicht erledigt worden, und es wandert, das Geld. Anwesen von Sportvermarktern werden durchsucht, ein Agent muß schließlich da sein, und zwar, damit es nicht an den Empfänger direkt geht, der Agent ist der Puffer, durch den das Geld hindurch muß, seinen Schleier umgehängt kriegt und weitergehts, liebes Geld, schlaf nicht ein, die Fußballer dürfen ja auch nicht schlafen am Rasen, sondern müssen warten, bis sie drunterliegen, das kann dauern, jedenfalls wandert das Geld in eine schöne österreichische Bank in Salzburg, wo der Kaiser seinen Sitz hat, keine Ahnung, weshalb er nicht in dem Land geblieben ist, wo er Kaiser war, denn abgedankt hat er ja nicht, er sagt dankeschön, aber nicht fürs Abgedanktwerden, so, er ist also der Berechtigte des Geldes, stimmt das? Die Unschuldsvermutung hebt zögernd den Arm, sagt aber nichts, wenn sie aufgerufen wird, kein Fahrzeug hält für sie. Bei der Fifa werden die Leute verhaftet, daß sie wie Kegel umfallen, ich denke, inzwischen hat sie schon wieder einer aufgerichtet, die Armen. Jetzt gehen die Gelder nicht mehr schnell genug, man muß schieben, man muß sie verschieben, man muß sich anstrengen, damit sie sich bewegen, bald werde ich die Richtung sehen, wohin es geht, hoffentlich, nein, doch nicht. Aber. Aber Beckenbauer lebt jetzt in Tirol, nicht mehr in Salzburg. Das ist keine Verschleierung, denke ich, Tirol ist offen, aber von Bergen umzingelt, man fühlt sich dort schnell eingesperrt, es macht aber nicht ernst. Der Kaiser ist es nicht, nicht umzingelt, nicht verschleiert, er ist nur im Exil, doch in Amt und Würden.

Was ist das jetzt? So weit hätte das Geld auch wieder nicht zu wandern brauchen, wir hätten auch selber Verwendung für es gehabt. Total zehn Millionen Franken (also ungefähr die 6,7 Millionen Euro für die stolze Fußballkultur) fließen, fliegen, nein, was macht das liebe Geld, was hat es heute vor, so ganz allein?; sie wandern auf das Konto einer katarischen Firma, die Millies, hinter der ein ehemaliger Spitzenfunktionär des Weltfußballs steckt, sich versteckt, der Fußball der ganzen Welt, welcher viel größer ist als ein LED-Rasen, er geht dort nie ganz drauf, und er geht nie ganz drauf, ein Rasen, der sich in der Kunst, die keiner braucht, was inzwischen bewiesen ist, gegen die Spieler aufrichtet und sie runterschmeißt, während Geld niemand wegschmeißt, ist so. Also dorthin ist es gewandert! Da kann ich nur staunen, nein, kann ich nicht. Und dann bla bla bla, gehts zurück, via Fifa, an den damaligen Adidas-Chef Robert Louis Dreyfus (inzwischen verstorben), der hat das nämlich alles vorfinanziert und jetzt die Rückfinanzierung erhalten, also zurückgegeben haben sie ihm halt das Geld, nach einer schonenden Feinwäsche aus der Geldtube, gedacht für den kleinen Wäsche-Imbiß unterwegs. So. Es schließt sich ein Kreis, ich weiß nur nicht, ob es der richtige ist, es ist ja nicht meiner, oder ob es nur der Rasen ist, der sich erhoben, aber mutlos wieder niedergelegt hat, weil man ihn reinlegen wollte, aber das hats net gspüt. Aus Angst um den Rasen im Olympiastadion wurde das alles abgesagt. Es wäre so schön gewesen, es hätte uns so gefreut, aber es war nicht. Es hat nicht sollen sein, weil für das Geld schon was anderes, was viel Schöneres, vorgesehen war, das wurde woanders gebraucht, Geld wird meist von uns gebraucht, arbeitet aber für andre, das ist seine liebste Gewohnheit, aber was weiß ich schon. Also: Wieso ist das Geld für Kunst und Kultur nach Katar nachgegangen? Ausgerechnet! Ja, ausgerechnet. Ein winziger Teil davon hätte doch auch zu mir kommen können! Aber nein, nichts. Der DFB stopft ein Loch, allerdings nicht im Rasen, er stopft ein Loch, das bei einem Dritten, dem Herrn Dreyfus, entstanden ist, inzwischen verstorben, ich sagte es schon, er hätte ruhig großzügig sein können, wo er doch sterben mußte, schließlich hat doch auch der Präsident von Bayern München die Adidas-Profite oder Darlehen oder was sie halt waren kraftvoll vermehrt, bis sie irgendwie, irgendwo verlorengegangen sind, schön muß man nicht sein, aber Pech muß man haben, ja, auch das kann dem armen Geld passieren, nur bei den Armen landet es nie. Sonst kann ihm alles passieren, denn Geld paßt zu allem. Zu jedem Dress, nicht nur den Dressen von Adidas.

Verhalten werden bestritten, Unkosten werden bestritten, Sachverhalte werden bestritten, der Rasen tobt unter den Füßen, er beißt in Achillesfersen, er beißt ins Lindenblatt (es war doch eine Linde, oder?) auf Siegfrieds Ferse, nein, der hatte es am Rücken, und er beißt die Fersler selbst, der Rasen, nur dort kommt er rein, woanders, an andren Stellen, sind die Körper immun, denen kommt nichts hinein, und wenn, dann macht es ihnen nichts. Ja, es kommt einem schon was unter, das kein Rasen ist. Wahrheit? Kennen wir nicht. Wir wandern, wir sind jetzt schon ganz woanders, sagen die Talerchen von Onkel Dagobert, die aber unverrückbar im Geldspeicher liegen, da muß er sich keine Sorgen machen. Aber ein einziger Kreuzer kann das alles zum Einsturz bringen, und das Geld bricht durch den Boden und ist weg. Es ist verschwunden, irgendwo muß es doch sein! Kann es sein, daß der Deutsche Fußballbund oder der deutsche Verband, unter dem es blutet und tropft und eitert, daß der Geld verloren hat, das eigentlich gar nicht geschuldet war? Naja, ich hätte schon tausend Euro Entschädigung genommen, aber ich habe nicht gezählt und ich durfte nicht zählen. Wichtigere als ich durften auch nicht. Der Rasen durfte liegenbleiben. Ein Loch ist entstanden, aber nicht in ihm, das Loch wurde gar nicht erst gegraben, um wieder zugeschüttet zu werden, mit dem richtigen Rasen, der andre war nur ein Fake, ein Bildschirm, der dort verlegen herumgelegen wäre, bis er wieder hätte aufstehen dürfen, schnell, schnell, die Brasilianer wollen endlich ran! Das Loch? Also ja, das Loch, das ist dem verstorbenen Herrn Dreyfus entstanden, aber der Fußballverband hat es zugenäht, verflixt! Wer vertuscht hier die Wahrheit? Wenn man sie vertuscht, wird alles schwarz, auch das Geld. Wo ist der Kaiser jetzt wieder hin? Er hat sich in Südafrika einen Weinberg gekauft und spricht in einem Hotel darüber. Die Menschen ziehen immer noch herum, sie haben nichts mehr, sie haben verloren, was sie hatten, wer stopft dieses Loch?

Wer ersetzt ihnen irgendwas? Ich sehe nur solche, die die Menschen selbst ersetzen wollen, mit sich selbst, was andres haben sie nicht. Wo ein Mensch ein Loch reißt, kommt schon ein andrer, der ein andres füllt. Nur sie sollen da sein, diese Menschen, aber weshalb, wo doch das Geld, das eigentlich ihnen gehört, weg ist? Gehen wir jetzt alle woandershin? Wir fahren nach Brasilien, und morgen fahren wir woandershin wegen dem Fußball. O Gott, verschon die Mächtigen, denk an ihre Ämter! Und wenn der Herold, der das verkündet, ganz von Sinnen ist, was machen wir dann? Wir sagen dem Herold: Fort, fort! Und du auch, fort, rühr es nicht mehr an! Aber ich hole nur mein Eigentum zurück, ich krieg es aber nicht, was ich auch tue, ich krieg es nicht, und zurück kriegt es nur der Herr Dreyfus. Und sogar der Weg dorthin, ins Nichts, denn wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren, nein, nein, er holt es sich schon zurück, keine Sorge!, der Weg also kann beschwerlich sein, dieser Weg wird kein leichter sein, das könnt ihr schon im nächsten Augenblick lernen. Greift zu, und bitter seid ihr schon belehrt! Und ihr Armen, ihr Habenichtse, habt wenigstens acht, eh die Grenze sich naht, der Zaun, das Türl mit Seitenteilen, der Schranken, der Herr Polizist, der Lastwagen ohne Luft, die vorher noch da war, aber mit der Last, die ihr seid, wer auch immer, habt acht, wenn sich wer nähert. Das Geld war immer ein grimmiger Gott, aber nur keine Angst, das nähert sich euch schon nicht!


Simon Brodkins Geldregen über Joseph Blatter auf der FIFA Konferenz am 20.7.2015


siehe auch: Sportchor

3.9.2016



Verhöhnung durch Raub, der allein hätte schon genügt © 2016 Elfriede Jelinek

 

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