Sportchor:


Foto: Hüngsberg, München 13.5.2006

Es bewegt sich, wir bewegen uns, wir bewegen uns unaufhörlich, in einer Bewegung, die Stillstand ist, absoluter Stillstand. Wir bewegen uns ja nur, um Stillstand zu erreichen.  Permanente Aktivität, die uns doch immer nur Unveränderlichkeit einreden will. Ach, sie sagt uns nichts, wir wissen es nicht, wir wissen nichts! Kann ganz anders sein. Die Presse will es aber wissen, wir, wir, wir wissen es nicht. Wir würden es ihr ja sagen, wenn wir es wüßten, aber wir wissen auch nichts. Die Fotografen lauern die ganze Nacht vor dem Haus dieses Bayern-Profis! Nächste Nacht vor eines andern Haus! Ich warne, wenn das nicht bald aufhört, kann alles ganz anders sein, da kann es sein, daß einem mal die Hand ausrutscht. Aua. Ja, Stillstand wirklich die einzige Bewegung, die uns jetzt noch übrigbleibt. Der Sport ist unsere Handschelle, und er ist unsere Maulschelle. Das was vom Beistelltisch der Macht in den Abgrund hinunterfällt, das versteht jemand wie ich unter Bewegung. Den Tisch selbst hat aber noch keiner gesehn. So weit ist noch keiner in den Speisesaal dieses Vorhängschlosses am Starnberger See vorgedrungen. Die Spieler haben einen Maulkorb bekommen. Aber warten Sie, die Presse ist empörend schamlos! Die Wut des Managers entzündet sich, und wer heilt sie wieder? Wer heilt die Wunde, die sich nicht von selber schließt? Nachdem die Wut des Managers über Fotos und Dokumente aus K.s, D.s, P.s und E.s Privatleben sich soeben wieder neu oder wie neu entzündet hat? Hier wird K. beim Verlassen seiner Wohnung gezeigt und hier D., wie er selbst verlassen wird, und dort P., wie er selbst verläßt. Und dort drüben wie er grade sagt, daß jede Mannschaft etwas ganz Spezielles mit sich bringt. Und hier sehen wir ihn, wie er sagt, daß er genau das Gegenteil denkt. Daß nämlich eine Mannschaft gar nichts mitgebracht hat und auch nichts fortträgt. Daß es nichts bringen wird. Unter hohen Anforderungen kann es passieren, daß er weiche Knie bekommt. Dann wieder harte. Dann wieder weiche. Er macht eine Stretching-Übung und will absolut authentisch sein. Schon ist der Fotograf da, es festzuhalten: Haben Sie diese Momentaufnahme gesehen, diesen Schuß, der nach Ihnen geschnappt hat? Er hat Sie nicht erwischt? Lügen Sie nicht! Etwas schnappt immer, und der nächste Schuß kriegt dann Sie ab? Er will Sie gar nicht kriegen? Spuckt Sie wieder aus? Wer sind Sie denn schon? Sie sind schon ein andrer geworden? Da muß ich Sie enttäuschen. O weh, das tut mir jetzt aber leid für Sie! Sie werden nicht in einem Moment festgehalten und zu ewigem Stillstand verdonnert? Nix mit erst Liebesnacht, dann Scheidungsschlacht? Die Nacht ist still, über die Scheidung verlautet etwas. Nicht einmal der Enthüllungsbericht enthüllt noch richtig. Er liegt falsch. Der Oberkörper R.s wird enthüllt, von ihm selbst, aber er geht mit dem Verbotenen nicht weiter. K. geht mit dem Verbotenen weiter und wird als Bad Boy stilisiert. B. wird beim Genick gepackt und durchgeschüttelt. Er wird nicht durchgeschüttelt. Er wird eher bejubelt. Nein, er steht eher als daß er läuft.  Er wird als Titan bezeichnet. Er wird nicht als Titan bezeichnet. Dieses Image hat er nicht gewollt.  Dieses Image hat er gewollt. Diesen Schuh will er sich nicht anziehen. Er will einen andren anziehen. Mit dem ist er ja schon bis zum Äußersten gegangen. Mit dem nächsten Schuh will er eine Runde weiterkommen. Nach dem Spiel ist er gegangen und hat sich entschuldigt, weil sein Verhalten hart an der Grenze war. Wir warten und warten, aber es geht derzeit nichts weiter. Es geht weiter. Nein, doch nicht. Und der Stillstand, der, mühsam erreicht, endlich  herrscht, wird verborgen? Warum denn das? Warum verborgen? Wir zeigen doch immer alles und wiederholen es, damit wir es uns merken! Stillstand? Das kann nicht sein. Für den Stillstand genügt ein Foto. Da brauchen wir das Fernsehn gar nicht. In unserer Bewegung ist er verborgen? Nein, dort nicht. Still Heil! Aber die andren sollen sich dafür bewegen, was? Brings! Ja, brings Heil! Brav! Suchs Balli! Siehst du nicht, wohin ich es geworfen habe, du blöder Hund? Jaja, ich weiß, du bringst es. Irgendwann bringst du es noch. Nach dem Eckball ist eine Situation verschlafen worden. Die nächste auch. Am Sonntag wird noch viel mehr geschlafen werden. Am liebsten schlafen wir selber. Und plötzlich toben wir. Komisch. Sie können mir unterstellen, daß ich auf keinen Menschen hören würde, sondern grundsätzlich immer nur das mache, was mir in den Kopf kommt. Ich schlafe derweil.  Dann tobe ich wieder. Ich bin wie rasend. Derweil ist schon die übernächste Situation verschlafen worden. Es ist schon viel getobt worden. Es ist schon viel gedopt worden. Es gibt überhaupt sehr viele Menschen, die mir wichtig sind. Die Mannschaft schläft. Da kann man nichts machen. Gleich tobt der Trainer. Ihr Stillstand wird ein paar Jährchen andauern, Sie liebe deutsche Mannschaft Sie! Was rennen Sie so? Es nützt Ihnen doch nichts! Jetzt sagen Sie mir einmal, wo haben Sie Ihre Bewegung aufgehoben? Ich hole sie Ihnen gerne, wenn Sie einen Augenblick Geduld haben! Ihre Bewegung ist nicht dort, wo Sie gesagt haben. Sie haben mir eine falsche Auskunft bezüglich Ihres Bewegungsdrangs gegeben. Sie haben auch die falsche Richtung angegeben, Sie waren noch nicht eingespielt, aber ab nächsten Samstag wird es schlag auf Schlag gehen. Die ersten vier schweren Auswärtsspiele! Eins nach dem andern! Es stürzen nicht es fallen nicht die leidenden Menschen wie Wasser von der Quelle zum überdachtem Rang, vom Rang bis zur VIP-Lounge geworfen hinab. Und auch uns ist nicht gegeben, an einer Stätte zu ruhn, jedenfalls nicht an dieser. Wir stürzen mit ihnen. Wir stürzen mit den Stürzenden mit ab. Wir ruhen nicht, bis wir abgestürzt sind, auf der Tabelle. Die Richtung hat der Trainer vorgegeben: aufwärts. Wir stürzen abwärts. Dreierkette? Viererkette? Zwei Spitzen? Drei Spitzen? Überhaupt nur Spitzen? Ach nein, wir steigen nur ab, wir stürzen nicht, wir steigen. Ab. Keiner ist verletzt. Hinab.  Dorthin geht jetzt unser Drang! Der Drang ist, das Leben zu steigern, den Puls zu senken, die Triebe zu vermehren, sie wieder abzuschneiden und dafür die Individuen zu mobilisieren! Man nennt das die totale Mobilmachung. Wo kein Trieb mehr ist, da herrscht Bewegungsdrang. Nein, das ist nicht wahr. Klingt gut, ist aber nicht wahr. Klingt eigentlich auch nicht gut. Diese Mobilmachung heißt aber nicht, Lust zu erregen, sondern Willen, Motive und Realitätssinn zu mobilisieren: Mit dieser Mannschaft können Sie nicht gewinnen, das ist Ihnen doch klar. In dieser Mannschaft herrscht Stillstand oder Absturz. Da wird der Kaiser wieder toben. Mit dieser Mannschaft ist kein Staat zu machen und wird auch kein Staat gemacht werden. Wir müssen nicht so sein, wie andere es gerne hätten. Wir müssen in der Vorrunde ausscheiden. Und wenn Sie, Rudi Völler oder wie Sie jetzt heißen, ich weiß, Sie heißen jetzt anders, Schmied der deutschen Seele sein wollen, dann schauen Sie sich Ihr Werkstück doch einmal an! Ja, schauen Sie, was Sie da gemacht haben! Schauen Sie, wen Sie da aufgestellt haben! Und darauf sind Sie auch noch stolz? Wir Zuschauer haben mehr Grund zum Stolz als Sie! Die deutsche Mannschaft hat uns als ihre Zuschauer geboren. Es ist unsere biologische Wehrpflicht, ihr zuzuschauen!  Darauf sind wir auch noch stolz: daß keiner weiß, wo er ist, unser Ball, unser Gral! Wir wissen nicht, wo er ist. Aber solange ihn eine andre Mannschaft hat, ist er nicht unser. Trotzdem sagen wir es dem Trainer. Beim nächsten Mal holen wir ihn uns ab! Wir holen ihn nach Hause. Obwohl wir gar nicht wissen, wo das Heil ist und wo das Heim ist, sagen wir dem Trainer den Ort, wo er es findet.  Das eine hier, das andre dort. Das Heil ist nie dort, wo das Heim ist. Das Heil ist immer nur dort, wo wir daheim sind. Wie, dort ist er nicht, der heilige Gral? Dann suchen Sie halt wo anders! Der Gral ist das, was alle suchen, aber nur wir haben ihn! Wir haben ihn zumindest bald! Noch haben wir ihn nicht. Aber bald. Wenn der Akku wieder voll ist. Bald! Wir werden ihn uns bald holen. Gehen Sie dorthin, wo alle suchen, und dort suchen auch Sie! Wir suchen ihn, indem wir ihn haben, bevor ihn ein anderer erwischt. Bis zum nächsten Jahr haben wir ihn jetzt einmal sicher! Nein, wir haben ihn nicht. Andre haben ihn. Jeder weiß, wo er jetzt ist, dieser begehrte Pokal, in dem unser Herzblut aufgefangen wurde. Diese Schale für unser schales Blut. Oder das von einem anderen. Wir sind die typischen Rebellen, und doch: ein ganzes Jahr lang Ordnung! Und zwar unsre Ordnung allein! Es folgt jetzt ein Jahr Ordnung, obwohl wir von Natur aus Rebellen sind. Jeder kauft sich ein vollständig anderes Auto als der andere. Jeder hat eine vollständig andre Frau als der andre. Jeder hat sein eigenes Feld, aber er ist auch irgendwie, wie soll ich sagen, Teil der Mannschaft. Die Mannschaft sind wir. Der Pokal gehört uns. Er gehört nicht uns, die Mannschaft kannte unsere Willensstärke, ihn zu erringen, und gab nach wie eine Frau. Wie viele Frauen. Sie hat ihn wieder hergegeben, die Mannschaft, den Pokal, der schon zum Greifen nah war. Wir wären nie Weltklasse geworden, wenn wir nicht diese rebellischen Eigenschaften gehabt hätten. Gerade deswegen fühlen wir uns doch so glücklich verheiratet mit unserer Mannschaft, auch wenn wir mal rebellieren! Weil wir manchmal rebellieren! Wir dürfen das! Man verlangt von uns, daß wir rebellieren! Man verlangt es! Es wird gewünscht! Wir rebellieren nicht nur in unserem Heim. Wir rebellieren beim Auswärtsspiel noch mehr. Die Mannschaft kann unserem Willen jetzt nicht widerstehen. Die Mannschaft gibt unserem Willen jetzt nach.Wir kehren nun einmal keine Ordnung mehr um, da sie nun schon einmal da ist. Jeder Sport braucht Regeln, aber wir rebellieren auch gegen sie. Nein, doch nicht.  Doch, wir rebellieren jetzt. Das wird von uns verlangt. Das wird so gewünscht. Wir passen nun mal nicht zu dem Bild, das sich die Medien von uns gemacht haben, aber jetzt passen wir schon. Wir haben gute Gründe, sauer zu sein, aber wir sind gar nicht sauer. Hier ist unser Bild! Bitte halten sie sich an unser Bild, aber halten Sie sich nicht an! Unser Bild gibt sonst nach! Nur die Medien halten sich nicht an unser Bild, das sie doch selbst gemacht haben. Egal. Wir halten uns dran. Mit Oberflächlichkeiten können wir nichts anfangen. Mit Bildern können andre etwas anfangen. Mit unseren Bildern können Sie sich nichts anfangen. Lassen Sie uns unser Bild! Das wird alles ein Krampf in den nächsten zwei Jahren. Lassen Sie uns wenigstens das Bild, das wir von uns gemacht haben! Für uns ist auch Freiheit sehr wichtig. Vor allem Meinungsfreiheit. Für uns ist jede andre Freiheit auch gleich wichtig. Sie ist uns gleich wichtig wie alles andere auch. Wie soll das denn gehen, wo doch jeder eine eigene Meinung hat. Hören Sie zu, er sagt sie gerade! Es ist eine total andre Meinung. Hätte ich nicht von ihm gedacht. Alles pure Individualisten, diese Spieler. Alle im eigenen Ausnahmezustand. Wohin kommen wir da, woher kommen wir da? Aber Regeln müssen sein, auch wenn wir gegen sie manchmal rebellieren. Wir kennen die Regeln, und wir übertreten sie , wenn wir müssen. Was für ein toller Einfall, sie einmal zu übertreten und ein andres Mal nicht! Wie wir wollen. Wie wild wir doch sein können! Wie sehr wir doch den üblichen Konditionen nicht entsprechen können! Foul! Gelbe Karte! Nein, doch nicht. Doch! Der Schiedsrichter hat es nicht gesehen, wie heftig ich diesmal rebelliert habe. Der Schiedsrichter hat meine Rebellion doch gesehen. Und meine Mitspieler haben sie auch bemerkt. Physisch und psychisch gesunde Menschen sollen sich jederzeit, wenn auch nicht immer, fortpflanzen dürfen, jedenfalls so lange, bis sie ihre Grenzen nicht mehr sehen. Dann werden sie ihre Leistungsgrenzen auch einmal  überschreiten können. Bis sie 11 Personen geworden sein werden! Nein, 22, ich schaue nochmal hin: Sie haben sich inzwischen verdoppelt! Sie haben Ihren Einsatz verdoppelt! Nur damit sie nicht mehr die Bescheidenen spielen müssen, sondern bescheiden spielen. Doppelt oder garnichts. Sie sind alle so gesund, daß die Mitbürger sichvon ihnen abwenden. So eine Menge Menschen! Die sind ja unübersehbar. Trotzdem. Wir sind mehr als sie. Wir sind mehr als alle. Ein Heer mit Bier, das sich durch die Straßen schwenkt, um zu trocknen. Da bleibt kein Auge trocken. Das Heer schwankt. So viele sind es, daß man sie unmöglich alle auf einmal im Auge behalten kann. Daher muß man sie auf einen TV-Bildschirm kleben. Da sind sie dann alle.  Nein, es sind nicht alle. Rennen. Rennen nicht. Nein, da sind sie nicht alle. Es ist eine Frechheit, daß der Schiri einen vom Platz geschickt hat. Wenn wir das Gefühl haben, uns wird etwas von außen aufgezwungen, dann kann es geschehen, daß wir die ratgebende Person bewußt provozieren. Wir behalten im Auge, was wir nur halten können. Faß o Auge, was die Wimper trinkt, nein, hält. Nein, nicht hält. Nicht gehalten. Nicht getrunken.  Unfaßbar!  Zum Wohl! Vielleicht noch zwei Ersatzspieler dazu, nein diese, nein jene, nein, doch nicht, aber dann ist Schluß.  Mehr Menschen gehen nicht ins Auge. Weil sie nicht ins Auge gehen können. Da ist schon was dran. Ich meine, da ist schon was drin, im Auge. Kein Platz mehr. Wenn uns das Auge übergeht, dann setzen wir uns erst mal mit unserem Manager auseinander. Dann wieder zusammen. Dann wieder auseinander. Geredet wird viel. Uns zu überzeugen ist schwer. Uns zu sagen, wir liegen falsch, erfordert große Anstrengungen. Die Rahmenbedingungen rahmen wir jetzt noch einmal ein und blenden sie dann wieder aus. Damit wir die durch uns verklärte Nacht umso klarer sehen können, die wir aber überhaupt nicht in München verbracht haben!  Warten Sie, ich verklare Ihnen das noch! Ich verklare Ihnen, was in dieser Nacht passiert ist. Wir haben sie nämlich ganz wo anders verbracht. Und nicht mit Verena K.! Nicht mit Katja E.! Nicht mit Doris L.! Und auch sonst nicht! Auch sonst nirgends! Keine Nacht. Wir haben die Nacht aufgehalten, und so ist es hell geblieben. Wir schalten das Abblendlicht nicht ein. Das ist auch nicht nötig. Wir blenden einmal aus, egal was, dann wieder ein, dann wieder aus. Je nachdem, wie wir es wollen. Je nachdem, wie wir es brauchen. Was wir brauchen, sind Siege. Im Licht der Öffentlichkeit. Der Zweck der Verblendung ist, daß das Licht auch einmal auf uns fällt, nicht nur aufs Feld. Das Licht kennt seine Richtung. Immer vorwärts! Überallhin, wohin es eben geht. Nur unsere Mannschaft kennt die Richtung noch nicht. Bewegung, unaufhörliche Bewegung, ist unaufhörlicher Stillstand. Damit die Belichtungszeit stimmt, damit die Richtung stimmt und damit die Berichtzeit stimmt, damit die Belastungshöhe stimmt, die kein Mensch mehr zu messen braucht, das machen Geräte. Während wir uns also in Ruhe bewegen, nein, nur nicht zu schnell!, auf ein Ziel zu, das undurchdringlich ist und auch nicht durchkreuzt werden kann, steht alles andre andre still. Das Ziel signalisiert das Ende. Das wollen wir nicht. Das wollen wir. Wann ist endlich Schluß? Können wir den Vorsprung retten? Brauchen wir die Rettung dafür? Nein. Wir schaffen es alleine. Ja. Stillstand in der Bewegung. Immer wieder, immer wieder. Wow! Woher kommen Ihre Feindseligkeiten? Sie waren immer irgendwie da, sagt einer, den ich jetzt getroffen habe und nicht noch einmal treffen will. Einer ist immer meine Zielscheibe und dann ein andrer. In Portugal waren unsere Bewegungen dann wieder zu mehreren zu beobachten, ich meine, es waren mehrere Bewegungen, aber nein, Bewegungen waren es eigentlich nicht. Bewegung konnte man es nicht nennen, was wir dort gemacht haben. Es hat uns jemand die Stutzen stramm gezogen bis an die Knie, genau dorthin reichen wir uns selbst, das ist unsere Geschlechts-Strafe, daß wir unser Geschlecht nicht rechtzeitig geschützt haben. So müssen wir eine Etage tiefer gehen. Auch weil wir uns nicht die Hände reichen wollten. Weil wir uns lieber die Hände reiben wollten, gesiegt zu haben. Ursprünglich wollten wir ja auf unser Geschlecht verweisen, während wir die Mauer machten für den Freistoß, der fehlging, für den Steilpaß, der schiefging. Jeder kann einmal fehlgehen. O je, immer wenn wir eigens drauf weisen, haben wir schon kein Geschlecht mehr. Schauen Sie, das ist wie mit der Bewegung und dem Stillstand. Während man noch auf etwas hinweist, verschwindet es auch schon. Man kann nichts festhalten, nicht einmal das Rekordergebnis vom letzten Mal. Heute ist ein anderes Brandmal, unser Fleisch stinkt, es ist angebrannt, wir tragen es dennoch geduldig. Was bleibt uns andres übrig? So, das Geschlecht wäre jetzt endlich weg. Auf ein neues! Mit dem können wir sicher mehr anfangen. Mit der können wir auch etwas anfangen. Mit jeder. Wir stehen für vergangene Leistungen und für die künftigen. Nur mit den derzeitigen klappt es nicht so recht. Deshalb dürfen jetzt auch die Frauen durch Fußball berühmt werden. Weil wir unser eigenes Geschlecht verloren haben,  können die Frauen es bekommen. Von mir aus. Von uns aus. Die passen hoffentlich besser drauf auf. Falls sie es finden. Sonst will es ja keiner. Vorausgesetzt, sie finden endlich überhaupt eins, das kein Loch hat, ich meine eins, das nicht nur einfach nur ein Loch ist. Aber auch mit diesem Loch können wir leben, wenn wir müssen. Wir können mit allem leben, wenn wir müssen. Das Loch ist zerknittert, das Gesicht ist zerknittert, die Kleidung ist zerknittert, nein, die nicht, wir sind sauer, weil nur ein japanischer Klub uns abwerben wollte, egal, dieses Loch ist kleiner als dieses Tor, in das wir auch nur selten hineintreffen. Aber immerhin, im weitesten Sinn ist auch das Tor ein Loch. Die Frauen schauen immer zu hoch, wenn sie uns sehen wollen. Dort ist es doch, das Tor! Sie sehen es nicht. Wir müssen es ihnen wohl umhäkeln oder was! Dort! Die Frauen trainieren inzwischen auch wie besessen, könnten aber  auch gleich in ihrem eigenen Startloch sitzen bleiben. Man muß ihnen erklären, was Funsport und was Frauensport ist. Ein und dasselbe. Es macht ihnen Spaß. Es macht uns Spaß. Mehr nicht. Weniger auch nicht. Aber der Spaß ist die Hauptsache. Wenn man es mit Ernst macht, ist es aber auch dasselbe. Wenn man einmal Ernst macht, ist es dasselbe wie etwas anderes, das auch wieder dasselbe ist. Die Ich-AG hat kein Geschlecht. Sie ist nicht kleinlich, wenn sie anfängt, aber sie ist klein, wenn sie aufhört. Hört das Ich denn nie auf? Aber immerhin, der Unterschied zwischen Mann und Frau hat endlich aufgehört, wir warten seit dreitausend Jahren darauf, die Kirche erst seit zweitausend, vor der Wirtschaft sind sie jedenfalls alle gleich und begegnen sich in den Niederlagen. Wenigstens die konnten sie auf dem Weg dorthin einstecken. Man muß einstecken können. Vor einer gesunden Wirtschaft sind alle gleich gesund. Vor einer kranken sind wir alle krank. Die Wirtschaft ist noch gesund. Die Menschen sind auch alle gesund, denn Krankheit ist unbezahlbar. Sie kommt den Menschen wie gerufen. Sie kommt, auch wenn sie nicht gerufen wird, gern zu den Menschen und wird, obwohl sie gern kommt, völlig ignoriert. Damit sie nicht ihre rutschenden Sand-Plätze verlieren, an denen schon die Kinder ihr Interesse angemeldet haben. Sie können die Ablösesumme nicht aufbringen. Deshalb trennen sich die Kinder ja so ungern von ihren Eltern. Nicht weiblich oder männlich ist gefragt. Egal, was gefragt wird: gesund und attraktiv wird geboten. Was einem angeboten wird, das muß man nehmen. Das ist das Einheitsmenü. Steht jeden Tag auf der Karte. Wer will schon krank sein? Keiner will. Jeder will etwas anderes. Diese Karte ist eine Dauerkarte, doch sie führt nirgendwohin. Kein  Einlaß. Wer will, kann trotzdem mitbieten. Jeder kann sie schließlich lesen. Wer nicht sportlich und attraktiv ist, ist tot. Lügen Sie nicht! Diese Frau war schon vorher tot. Dieser Mann dort auch. Er bewegt sich schon lange nicht mehr. Der Strom wurde ihm abgedreht. So ein Pech! Er bewegt sich nicht. Da kann man nichts machen.Das alles hat die Wirtschaft geschafft. Nicht der Sport. Man sagt, die Menschen sollen sich bewegen und beweglich sein. Aber sie bewegen sich nicht. Die Wirtschaft gewinnt den Nationenpreis der Körper und den Internationenpreis der Körper und die Nationen gewinnt sie auch für sich.  Niemand bewegt sich. Hände hoch! Der Sieger nimmt alles. Vielleicht ist er in dieser Hinsicht etwas zu extrem. Zu sehr auf sich fixiert. Keine Ahnung.

Wir wollen jetzt wirkungsvoll die strukturelle Ungleichheit, die durch das Geschlechterverhältnis reproduziert wird, kritisieren, können es aber nicht angesichts der Leistungen im Frauenfußball. Die sind einfach toll. Die sind toll einfach! Das sage ich neidlos. Das sage ich ohne Einschränkung. Die sind schon besser als wir! Die sind besser als unsere! Einzigartig! Nein, viele! Es wird uns unterstellt, daß wir bestimmte Fußballer hassen. Aber wir hassen niemanden. Wir hassen die Frauen schon gar nicht. Die Frauen schon gar nicht. Die Frauen hassen doch uns! Wir schonen die Frauen nicht.  Sie schonen doch auch uns nicht. Wenn sie so diszipliniert trainieren wie die Männer, dann bekommen sie ein Kaffeeservice geschenkt, und zwar jede einzelne ein vereinzeltes Service. Sie entsprechen dann unseren Vorstellungen von Profi und bekommen ein Kaffeeservice geschenkt, jede für sich. Jede für sich ist eine, die einen Maßstab an andre anlegt. Mittlerweile respektiert man die Frauen so wie sie sind. Man hätte den Maßstab gar nicht gebraucht. Ich glaube, die Frau muß ihren eigenen Weg finden und ihren eigenen Maßstab anlegen und wissen, wie weit sie nach ihrem eigenen Maßstab kommen will. Immer wieder faszinieren mich ihre Emotionen. Nein, sie faszinieren mich nicht. Doch, sie fasziniere mich. Mich fasziniert auch, daß Menschen vor Freude auf der Straße hüpfen und ein Mann dem anderen auf die Hüften springt, wenn einmal keine Frau vorrätig ist. Dieses Beispiel schlägt. Und wenn es schlägt, dann mich. Nur mich! Immer nur mich! Mehr sollte es schon schlagen können, wenigstens die B-Auswahl! Die Frau rückt als Mannschaft heran. Wir können vielleicht noch nicht gut damit umgehn. Wir haben es diesmal noch nicht gekonnt, daß Andersartigkeit, Normalisierung, Re-Erotisierung und Empowerment wirkungsvoll propagiert werden konnten. Aber wir stehen erst am Anfang. Wir versuchen zu erreichen, daß diese Strategien, sowie die Existenz von Frauen-Schattenboxen und Frauen-Schattenfußball und Frauen-Mit Eigenem-Schatten Ringen, und dann Frauen Aus Eigenem Schatten Heraustreten, na, das hätte ich alles auch besser sagen oder sagen lassen oder gleich lassen, gleich sein lassen können, vor allem das Treten, aber leider kann ich gar nichts besser, drängen Sie nicht, ich tu ja, was ich kann. ..Daß Frauensport also per se die machtvollen Wirkungsweisen geschlechtlicher Differenzierung außer Kraft setzen und die herrschende Geschlechterordnung subvertieren und ihre persönliche Ordnung konvertieren und zum Schluß vertieren  können, egal in was, egal zu welchem Tier, was auch immer, das versuchen wir auf jeden Fall zu erreichen. Egal, was wir erreichen wollen, wir wollen es auf jeden Fall erreichen. So. Das können wir nicht erreichen. Das ist uns klar. Dazu sind wir zu isoliert. Trotzdem sollte es deutlich werden, daß wir es versuchen werden. Aber wir werden es nicht können. Der Kampf um das Aushebeln und Fingerhakeln und Armdrücken und Ausdrücken der Geschlechterdifferenz ist noch lange nicht gewonnen. Ich drücke sie jetzt aus, doch es kommt nichts heraus. Mein Schwamm ist zu trocken gewesen. Es steht unentschieden. Ich als trockener Schwamm trete nicht an. Ich trete heute einmal als nasser Schwamm an. Man knallt mich neben die Latte. Leichter Vorteil Mann. Unser Sport besteht im Vorgreifen. Wir greifen uns vors Geschlecht, wir greifen uns vor, aber da ist ja gar kein Geschlecht! Da ist überhaupt nichts. Wohin sollen wir also greifen? Sollen wir uns vorgreifen und einen Anfang machen? Wohin nur wohin? In die Aussage, daß man immer auf das Schlimmste gefaßt sein muß? Egal. Wir greifen uns trotzdem vor, egal vor was, wir hängen was dran, wir hängen uns rein wie Teebeutel, damit man es sieht, und wir beginnen, das alles noch einmal zu sagen und noch einmal und noch einmal. So wie ich. Da können wir es genauso gut jetzt schon noch einmal sagen. So wie ich. Wir wiederholen das jetzt vor Zeugen! Anstatt zu spielen, reden wir immer nur. Man muß uns demnach nicht vorgreifen, aber auch nicht gleich hochschreiben zu dritten, vierten und fünften Zidanes, wir haben noch immer Schwächen. Wir sind noch nicht so weit, wir lamentieren viel, und wenn uns etwas die Laune versaut, kann es passieren, daß wir zutreten, entgegen der Appeasement-Politik des Sports im allgemeinen und im besonderen und im globalen Maßstab und überhaupt. Früher habe ich gesagt: Sport ist Krieg. Heute sage ich: Sport ist Frieden. Früher wußte ich nicht, was ich heute weiß, früher habe ich nicht gesagt, was ich heute sage: Es ist ein und dasselbe. Nicht Sport und Krieg. Krieg und Frieden. Alles ein und dasselbe. Krieg ist Frieden. Und es ist mit mir eins, und mir ist sowieso alles eins. Wenn wir nur gewinnen. Dann ist es mir egal, ob Krieg oder Frieden herrscht, die aber nicht herrschen, vor allem der Frieden herrscht nicht, sagt der friedliche Dichter. Ich bin mit mir aber einig, daß ich lieber den Frieden will. Ich mag den Frieden einfach lieber. Aber kommt der Krieg, kann ich auch nichts dagegen tun. Ich mag ihn zwar nicht, aber von mir aus soll er kommen. Ich beschäftige mich mit diesem Thema nicht. Ich beschäftige mich mit einem ernsten Thema. Es ist ein und dasselbe, nur weiß ich nicht, was es ist. Ich weiß nicht, was ein und dasselbe ist. Ich weiß nicht was soll es bedeuten. Krieg ist Frieden. Als ein andrer am Boden lag und wir 0:3 zurücklagen, konnte es schon mal passieren, daß wir eine Vorlage aus Nervosität nicht verwandeln konnten, sondern leider wir selbst bleiben mußten. Ja, auch im Mißerfolg. Vielleicht das nächste Mal! Wir sind immer wir selbst geblieben, außer wir können einen Paß verwandeln. Dann sind wir jemand anderer. Die Mannschaft steht. Der Mißerfolg kommt daher,  er kommt ja immer, daß wir immer vom Worst Case ausgehen, uns in Gedanken ausmalen, was alles passieren kann, und das tritt unseres Erachtens dann auch ein. Es tritt ein. Und wir scheiden aus.

Wir sind eins. Wir sind es alle. Wir sind im Grunde friedlich. Wir können aber auch kämpfen, wenn es sein muß. Alles andere, was geschrieben wird, ist nicht wahr. Das schwöre ich. Daß Sport Faschismus sei und Krieg, ist nicht wahr. Ist nicht wahr. Das schwöre ich. Das habe ich auch nie gesagt. Ist dumm dumm dumm. Daß wir Positivbeispiele seien, ist wahr. Daß wir auch negative Gegenbeispiele werden können, ist wahr. Daß Sportler wie Politiker, die nicht authentisch sind, letztlich nicht erfolgreich sind, ist wahr. Daß man sich gleich sämtliche Mittelfußknochen, keine Ahnung wieviele das sind, dafür eintreten lassen muß, ist nicht wahr. Daß die Achillessehne deswegen gleich einreißen muß, ist unwahr. Das lassen wir gar nicht erst einreißen. Daß wir lockere Burschen und nette Menschen sind, die man zum Plausch im Frühstückssaal treffen kann, ist wahr. Daß wir uns über die Misere der Nationalmannschaft ausgetauscht und ich wieder mal die schlechtere Elf erwischt habe, ist wahr. Daß wir aber leider von unserer Umgebung beeinflußt werden können und daß wir dadurch zu Schablonen werden, ist wahr. Daß wir oft sehr  authentisch sind, ist wahr. Daß wir nicht authentisch sind, ist auch wieder wahr. Daß wir anders sind, ist unwahr. Daß wir alles andere als anders sind, ist wahr. Glauben Sie, einer, den es gar nicht gibt, würde sich dermaßen schinden? Daß Sie das glauben, ist wahr. Daß Sie diesen Wahnsinn selbst erlebt haben, ist unwahr. Daß Sie das Phänomen der Heldenverehrung schon erlebt haben, ist unwahr. Daß es scheint, als brauche die Gesellschaft Helden, ist wahr.  Sie braucht authentische Helden. Sie braucht sie, damit sie sie wieder vom Thron stoßen kann. Das Positivbeispiel dafür bin ich. Das Negativbeispiel bin auch ich. Ich bin jedes Beispiel, aber ich gebe es nicht. Das Positivbeispiel in den Achtziger- und Neunzigerjahren war ein Kärntner, den wir einst gekannt haben, aber schon lang nicht mehr kennen wollen. Wir kennen ihn nur noch beim Beach-Volleyball. Wir lieben ihn nicht mehr. Wir lieben ihn nur noch beim Beach-Volleyball. Die Medien berichten voller Verachtung von ihm. Er ist trotzdem immer noch da. Ich bin doch auch noch da! Heute siegt ein andrer als er. Das ärgert ihn! Fein! Und das bin auch ich. Noch besser! Ich bin der andre, der heute gesiegt hat. Ich bin, der ich bin. Ich bin heute ein Gott. Ich bin ein Fußballgott. Ein andrer ist ein Beach Volleyballgott. Dort ist eine Leichtathletikgöttin. Auch eine Tennisgöttin habe ich kennengelernt. Für Götter gibt es keine Gesetze. Für Götter gibt es keine Preise. Sie sind unbezahlbar. Ich bin bezahlbar. Ich bezahle den Preis für den Ruhm, und ich bezahle gern. Egal, wer ich bin, ich habe gesiegt und zahle jetzt den Preis. Am Anfang war das Wort. Am Anfang unserer Profikarriere haben wir einen Vertrag bekommen und uns das Ziel gesetzt, sportlichen Erfolg haben zu wollen. Daher haben wir sportlichen Erfolg. Wir haben keinen. Wir haben einen. Wir haben ihn! Nein, doch nicht. Wir haben ihn nicht. Ja, ich habe ihn auch nicht, was starren Sie mich so an? Letztlich bin ich aber bereit, bestimmte Opfer zu bringen. Solange man mich läßt, bringe ich sie. Wenn man mich nicht läßt, hole ich sie wieder ab. Dann wird es wieder ein andrer sein, der die Leistung in einem schönen Augenblick erbringt. Das bin ich, der neue Bundestrainer, der sich stets selber beim Namen nennt, weil ein andrer es nicht tut, er nennt sich immer selbst, damit er selber glaubt, daß es ihn gibt. Es gibt mich, und es gibt mich als Sportler, der in der Sparte Karrieresprung letztes Jahr gewonnen hat. Kompliment an die eigene Leistung. Ich komme an den Austragungsort und trage mich fort und aus. Kompliment an die Leistund der anderen. Der Jubel der Menschen trägt mich schon fort. Nein, ich trage mich zur Austragungsstätte fort. Die Menschen werden euphorisch sein. Wirtschaftliche Impulse werden zu spüren sein. Vielerorts wird gebaut und modernisiert werden, damit möglichst viele Orte Austragungsorte werden. Die Orte werden alle benutzt, dann muß sie ein andrer auftragen. Nach der Austragung müssen sie aufgetragen werden. Nicht wegschmeißen – auftragen! Wenn Sie das hören, gibt es mich schon. Es gibt mich seit längerem, und es gibt auch die Austragungsorte für mich. Ich schwenke mich auf der Straße. Ich schwenke mich trocken. Wenn ich mir vorstelle, dabei zu sein, dann geht mir das Herz über. Ich schwenke mich wieder trocken. Ich schwanke und schwenke. Ich tropfe mich ab. Das ist wahr. Die Springer-Blätter haben ein gewaltiges Problem. Ich habe auch ein Problem, das jeden interessiert. Ich habe kein Problem, das jemanden interessiert. Ich habe nur ein Problem, das keinen interessiert.  Diesen Ball hätte ich mit Leichtigkeit halten müssen. Überhaupt keine Frage. Jeder andre hätte ihn gehalten. Das ist wahr. Daß dieser Mann, der ihn dann doch gehalten hat, als wir schon verloren hatten, daß dieser Mann nicht konventionell war und letztlich so war, wie er eben ist und nicht anders ist als er ist, das ist wahr, und das hat er immer gesagt, und daher ist es wahr. Daß er nicht nur Politik aus dem Kopf, sondern auch aus dem Bauch gemacht hat, ist wahr. Daß er Politik für die Menschen gemacht hat, ist wahr. Nein, das war ein anderer Mann, aber es war trotzdem nicht weniger wahr, sondern mehr. Weniger ist manchmal mehr. Daß dieser andre Mann wie jeder ist, ist unwahr. Jeder kämpft für sich und seine Ablösesumme, allein. Keiner ist wie jeder. Jeder ist wie keiner. Nicht jeder ist allein. Allein jeder ist allein. Das Land ist im Mittelpunkt. Der Mensch ist auch im Mittelpunkt. Nein, nicht dieser, der andre! Der dort drüben! Er kämpft gerade bis zum Umfallen. Falls Sie sich fragen, wieso der jetzt umgefallen ist. Gedränge im Strafraum. Das hat mich besonders beeindruckt. Er kämpft. Keinesfalls um seine Ablösung. Nur um das, was für seine Ablöse gefordert wird. Er will abgelöst werden. Er will nicht abgelöst werden. Dann laufen wir los, die Schultern vorgeschoben, die Beine zum leichten O des Fußballers, zu dem wir geboren sind, allerdings jeder allein, die Beine also gebogen, die Sohlen Zentimeter über dem Gras, die ganze Erscheinung ein Schlurfen und Schleichen. Wir sind alle geboren, aber leider nicht alle zum Fußballer. Woher stammen wir,  wohin gehen wir, wir Schar in ortsunüblicher Tracht, nur schnittiger, mit ortsunüblichen Gesichtern, nur schöner, gereinigt von allem, im Prunk unserer barbarischen Kunstfasern. Moleküle, die sich kreischend vor Angst aneinanderklammern, um sich an diesen schönen Körper schmiegen zu dürfen, um an dem schönen Körper auch dranzubleiben, dranzubleiben an den vielen Körper, die wir alle sind, die wir leider nicht alle sind, ach, wir sind schon total alle! Warum? Weil man uns alle gemacht hat! Man hat uns plattgemacht, ein unübersehbares Heer, nein, halt, kein Heer, wir sind ja nicht beim Militär, und überhaupt: wie sprechen Sie mit uns? Wie spielen Sie mit uns? Wir können nicht dulden, daß Sie so und nicht anders mit uns sprechen! Wir können überhaupt nicht dulden, daß Sie überhaupt sprechen! Sprechen Sie anders! Sprechen Sie mit unserem Sprecher, aber anders, oder besser: Ihr Sprecher soll mit unserem Sprecher sprechen! Trainieren Sie wie besessen, und dann lassen Sie Ihren Sprecher für Sie sprechen und dann lassen Sie Ihre Leistungen für Sie sprechen! Lassen Sie den Sprecher über Ihre Leistungen sprechen! Er wird sie verschönern. Er wird andre Worte dafür finden. Er wird sprechen. Aber anders! Immer anders! Dulden Sie nicht, daß Sie von Journalisten beleidigt werden können! Wir können auch nicht dulden, daß Sie so und nicht anders mit uns sprechen, sagen Sie das Ihren Journalisten! Wir bestimmen, wie Sie mit uns sprechen! Sprechen Sie anders oder lassen Sie gleich Ihren Sprecher sprechen! Sagen Sie das Ihren Journalisten! Wir sprechen, wie Sie gegen uns gespielt haben hätten sollen! Anders!  Egal. Sprechen Sie anders mit uns! Egal wie, aber anders! Stellen Sie Ihre Fragen nicht so wie Sie sie stellen. Wir stehen ja auch nicht. Wir stehen nicht. Wir rennen. Wir laufen. Wir rennen. Wir rennen nicht. Wir rennen um unser Leiberl. Wir rennen nicht um unser Leiberl. Wir rennen um nichts. Wir rennen nicht um unser Leben. Wir rennen überhaupt nicht. Wir warten auf diesen Steilpaß, der uns schon einmal, bei der EM und dann aus der EM wieder herausgeholfen hat, vielleicht kommt er ja wieder, wir warten, und wir warten auf die Ecke, aus der wir etwas in etwas anderes verwandeln wollen, vielleicht kommt sie ja auch einmal wieder vorbei. Vorbei, vorbei. Jubel. Jubel. Jubel. Enttäuschung. Enttäuschung. Enttäuschung. Jedes Mal etwas anderes! Jedes Mal unbedingt etwas anderes!

Der Frauen Gewandung ist uns derweil sowas von geil, aber auch sowas von egal. Die sehen wir gar nicht, während wir spielen. Später werden wir sie begutachten, wenn wir nicht mehr spielen. Dann wird sie uns nicht egal sein. Sowas! Plötzlich ist sie uns nicht egal. Die strahlenden Gesichter im Publikum sind uns auch nicht egal. Glauben Sie uns. Jetzt ist uns aber etwas anderes wichtiger. Wir sehen sie gar nicht, wenn wir spielen. Wir sehen unsere Frauen überhaupt nicht. Wir sehen unsere Frauen noch viel weniger, wenn sie erst mal Fußball spielen. Sie sind dann vollkommen unsichtbar. Wir haben unseren Frauen, die nicht Fußball spielen, aber immerhin zweihundertzweiunddreißig Pashminaschals gekauft, in zweihundertachtzehn Farbschattierungen, etliche davon doppelt. Das können Sie nachrechnen! Damit sie auch weiterhin in Ruhestellung verharren und sich die Farben in Ruhe anschauen. So wie wir, wenn wir niemanden zu bedecken haben und auch keine Stürmer sind, und zwar haben wir einen Schal, für jede Farbe einen eigenen, aber jetzt sollen sie endlich ruhig sein, die Frauen, und sich in ihre Schals einwickeln und ihre Füße und den dazugehörigen Halt in spitzigen Stilettos verstecken. Damit sie den Halt nicht gänzlich verlieren. Wie Larven, die sich fest verpuppt haben, damit endlich, wir warten schon so lang drauf, etwas anderes aus ihnen wird. Etwas, das ihnen hoffentlich endlich nicht mehr ähnlich sieht. Diese Frau ist soeben ein Mann geworden. Die dort drüben auch! Und die auch! Die ist ein Mann. Kein Zweifel. Die ist ja ein Mann! Auf diese rabiate Weise verschaffen sie sich einen Vorsprung. Sie können die Verwandlung live miterleben, wenn Sie wollen. Auch wenn Sie nicht wollen. Wollen Sie sie noch einmal in Zeitlupe sehen? Sie ist ein Mann! Ja, jetzt ist sie ein Mann, Schluß mit den Privilegien, nur die Leistung zählt! Sie machen ihre langsamen Bewegungen schon selber, ich weiß, ich weiß! Wir können es uns leisten, Frauen zu haben, die Frauen ähnlich sehen, naja, das sieht ihnen wieder mal ähnlich: Oben spitzig unten breit, nein, umgekehrt, ja, so ist es viel schöner, stellen wir sie halt auf den Kopf, nein, auch nicht gut, drehen wir sie wieder um: unten spitz, oben breit, rundherum voll Irgendwas. Das sieht uns ähnlich, so etwas zu wollen, aber nicht zu wissen was. Das sieht uns ähnlich, einfach irgendwas zu nehmen. Die Frauen wollen eine Menschenführung erreichen. Sie fangen beim Kind an und schaffen dann nicht einmal den Führungstreffer! Statt sich sportlich zu kleiden, statt das Kind sportlich zu kleiden, statt den Kinderwagen sportlich zu kleiden, statt den Kindesvater sportlich zu kleiden, statt den Fernseher sportlich zu kleiden, werden sie sich selber sportlich. Schade! Es ist erwünscht, aber es ist doch schade. Ich war zuerst skeptisch, aber jetzt sehe ich, daß es erwünscht war und geboten wird. Sie bieten sich nicht mehr an, die Frauen. Sie bieten etwas anderes an. Endlich. Das ehemalige weiße Ballett wird jetzt als Fußballsoldaten verkauft, ja, auch die Frauen, die wir früher so geliebt haben. Man kann gar nicht genug Sport betreiben, das ist der Handel, den wir abgeschlossen haben, dafür öffnen wir jeden Tag den Laden und ziehen ihn hoch, damit man uns sieht. Man soll ab sofort nur uns sehen! Da ist nichts dahinter. Mit nichts drunter. Das können Sie auch! Wetten? Jetzt werden auch die Frauen diszipliniert, die früher immer die Undiszipliniertheit selbst waren.  Das Unzähmbare ist die Frau, es ist eine Frau, und auf eine Frau haben wir Anspruch. Auf jede Frau haben wir Anspruch. Wir müssen sie nur noch ansprechen. Zuerst ansprechen, dann wieder ausspucken. Ausspucken nicht vergessen! Nicht schlucken! Sie reagiert. Sie schlägt uns auf den Magen. Schau an, sie reagiert! Jetzt kann sich also der Staat von den Frauen immer mehr zurückziehen, wir ziehen uns schon selber aus. Der Staat braucht uns nicht mehr das letzte Hemd auszuziehen, das machen wir selber. Der Staat entläßt, im Rahmen der Neo-Liberalisierung und im Namen des Neo-Sports und in Gottes Namen, den Sie dort in Riesenlettern geschrieben sehen, Sie wissen, wie er heißt, ich weiß es aus, wozu ihn also aussprechen, den Namen Gottes, der Staat entläßt hiermit und in seinem Namen all die namenlosen zahllosen Frauen in die Eigenverantwortlichkeit und überläßt sie allein allen gesellschaftlichen Risiken. Schade um die Frauen. Wo sind sie überhaupt? Wo sind sie jetzt alle bloß hin? Wieso sind sie so hin? Egal. Schade um sie! Schade um jede einzelne! Kaum entläßt man sie zu sich selbst, gehen sie wieder aus sich heraus, und was machen sie? Wo sind sie? Auf dem Rasen! Dort werden sie jetzt gesprengt. Nein, doch nicht. Nur der Rasen allein wird gesprengt. Fußball Spielen sind sie, die Frauen. Die Frauen! Ausgeschlossen! Die nicht! Ausgeschlossen! Ausgerechnet jetzt, ausgerechnet das suchen sie sich aus, was wir immer besser können werden, aber bitte, der Staat hat seine Zwangsmaßnahmen vor der Vollstreckung zurückgenommen und sehen Sie: Jeder muß jetzt fit sein für den Markt. Nicht nur die Frau. Jeder. Wir gehen natürlich den anderen Weg, indem wir jeden Weg gehen, es hält uns ja keiner mehr auf:  Vermehren und vernichten, das ist unser Ziel. Nein, vernichten nicht mehr, mehr Vermehrung als Vernichtung, damit wir eine Auswahl haben, ach, Vorsicht mit der Sprache! Schon wieder Vorsicht! Immer nur Vorsicht! Vorsicht voran! Volle Kraft voraus! Nein. Wir vernichten niemanden! Aber Frauenfußball wollen wir auch wieder nicht sehen! Vernichten wollen wir ihn nicht, aber sehen wollen wir ihn auch nicht. Wir wollen ihn nicht spielen, und wir wollen ihn nicht sehen. So passen Sie doch auf, wohin Sie treten! Sie spielen in einem imaginären Rechteck! Treten Sie nicht heraus! 30 mal 40 Meter groß vielleicht ist das Rechteck. Es schiebt sich unter Geschrei, Getrete, Blutgespritze, Flaschengewerfe, eine Seilschaft im Geviert, über den Platz und mäht alles vom Rasen, was nicht in diese Form hineinpaßt. Glauben Sie, die Frauen kapieren das? Sie kapieren es. Sie kapieren es nicht. Der Schal ist klar. Der Schal ist klein, der Saal auch. Welcher Saal? Der für die Saalschlacht? Da haben wir den Salat! Keinesfalls. Jedenfalls: Dieses Rechteck verschiebt sich wie ein rennender Saal mit dem Ball über den Platz. Es wird gebildet aus jenen 15 ioder 16 Spielern, die sich immer in Ballnähe bewegen, weil es ihre Aufgabe ist, an jedem Ort eine Überzahl für die eigene Mannschaft zu schaffen. Sehen Sie, alles, was Sie über Stürmer und Verteidiger schreiben, ist falsch und überflüssig, wie ohnedies alles, was Sie geschrieben haben. Bitte, schreiben Sie jetzt nicht mehr! Wieso schreibe ich noch? Ich soll doch überhaupt nicht mehr schreiben! Warum? Wer sagt es mir? Wer sagt mir, was ich schreiben soll? Aha, da ist er ja, der es mir sagt. Er gibt mir ein Interview und sagt mir, alles wird sich unter seinen Händen und Füßen schon wieder geändert haben, bevor sich die andren anwerfen können, bevor Sie sich warmlaufen können, bevor Sie andre mit Dreck bewerfen können! Das sagt er mir. Ein anderer sagt etwas anderes. Was sagt der dort drüben? Wieder was andres. Das geht in einem Halbsatz, daß Sie abgeschafft sind! Schon sind Sie weg. Wir sind auch ganz weg. Was haben Sie denn da wieder über uns geschrieben? Es ist nicht wahr. Wir rücken rascher übers Feld als Sie schreiben können. Der Effekt dieser Spielweise ist häßlich, das habe ich gesagt, jawohl, das haben nicht Sie gesagt, ich habe das gesagt. Sie brauchen sich nicht zu verteidigen, es gibt keine Verteidiger mehr, und ich habe Sie nicht beschuldigt, aber es gibt überhaupt keine Zeit mehr, den Ball zu stoppen und dann zu schauen, wer grade frei steht, das ist vorbei, es gibt keinen Raum mehr für die Zauberer mit der Rückennummer 10. Es gibt keine Dirigenten in kurzen Hosen mehr, sie tragen alle lange, die aber doch irgendwie kurz sind. Sie haben alle Frauen in Pashminaschals, oder vollständig verhüllte Frauen. Sie haben nicht alle Frauen, sie haben andere Frauen. Ist auch besser so. Und zwar für die Frauen. Um der Frauen willen. Wir verhüllen die Frau um ihrer selbst willen mit kurzen Hosen und Leibchen und Sport-BHs. Damit sie nicht oben aus sich herausfallen. Nein, unten auch nicht. Damit sie aus sich herausgehen können, aber nicht fallen. Dafür verhüllen wir sie. Und dann verhüllen wir ihren Willen. Ihr Gesicht verhüllen sie dann schon selber. Was bleibt ihnen übrig. Das merken sie dann nicht mehr. Sie merken, wenn einer sie anschaut, und sie müssen leider bemerken, daß er sie gar nicht sieht. Das Spiel zwischen Männern und Frauen erkläre ich für beendet. Das Spiel zwischen Frauen und Frauen erkläre ich für begonnen. Die Männer von früher und die Frauen von heute verstehen trotzdem nicht mehr, wie sich das Spiel heute entwickelt. Sie sagen, wie sich das Spiel morgen und übermorgen entwickeln wird, obwohl sie es gar nicht sehen werden, obwohl sie die neuen Regeln gar nicht kennen werden, aber sie sagen nicht, wie das Spiel jetzt läuft. Das Spiel läuft ja gar nicht. Dieses Spiel läuft nicht. Vielleicht läuft ein andres. Auf einem anderen Kanal. Dieses läuft nicht. Die neuen Regeln besagen, daß man keinen blutigen Krieg entfesseln soll, nur wenn man unbedingt muß. Und daß man den Gegner nicht allzu eilfertig verfolgen soll, weil sich sonst in der eigenen Hälfte eine Lücke auftut. Nur wenn man unbedingt muß, soll man ihn bis tief in seine Hälfte verfolgen, aber wie kommt man dann rasch genug wieder zurück? Es stehen ja keine Fahrzeuge zur Verfügung. Wie soll man nur die Siege vermehren, nicht die Niederlagen? Wie soll man Siege einfahren, wenn man keinen PS-starken Wagen hat? Wie geht das?  Keine Sorge, wir haben alle PS-starke Wagen! Wir können es, auch wenn wir behindert sind, weil unsere Kinder in der Zeitung stehen, auch wenn wir behindert sind, weil unsere Frauen in der Zeitung stehen, auch wenn es uns antreibt, wenn wir selber in der Zeitung stehen. Auch wenn wir behindert sind, weil unsere Zweit-, Dritt- und Viertfrauen in der Zeitung stehen. Auch wenn wir behindert werden, weil unsere Zweit-Dritt- und Viertautos in der Zeitung stehen und vor lauter Stolz nicht mehr anspringen wollen, damit man sie öfter in Ruhe fotografieren kann. Die stehen halt auf uns. Das wundert mich nicht. Auch wenn wir geistig, ich meine mental behindert sind, weil unser Frauentausch in der Zeitung steht. Und was sagt der Trainer dazu? Er sagt es uns nicht. Er ist auch hier eiskalt. Was sagt er? Wenn die deutsche Mannschaft nicht bereit ist, für ihre Selbsterhaltung sich einzusetzen, gut, dann soll sie verschwinden. Dann wird sie aufgelöst, und eine neue wird gegründet. Es geht immer weiter. Es geht immer weiter. Wenn die deutsche Mannschaft einmal nicht mehr stark und opferbereit genug ist, ihre eigenen Knochen  für ihre Existenz einzusetzen, so soll sie vergehen und von einer anderen stärkeren Macht vernichtet werden, von den Holländern, den Tschechen, den Portugiesen, den Griechen, den Ukrainern, den Pago Pago-Insulanern, den Faröer-Insulanern, von mir aus auch von den Engländern, ebenfalls Insulanern, und den Letten, die an der Küste  liegenbleiben wollen, doch sogar die habens bis zum Meer geschafft, wir werden einfach von allen allen allen vernichtet. Alle werden verachtet und vernichtet, vor allem die Schwächeren. Kein Wunder. Wir ganz allein gegen alle! Das kann ja auf Dauer nicht gut gehen, daß alle gegen Deutschland sind. Es ist bis jetzt nicht gut gegangen, daß alle gegen Deutschland waren, und so ist jetzt niemand mehr gegen Deutschland. Selbst wenn man bis Amerika fährt, man sieht niemand mehr, der noch gegen Deutschland ist. Trotzdem. Ich glaube, es heißt immer noch: Wir gegen alle. Wir sind schuld. Trotz der wunderbaren Autos. Wir sind schuld. Da können wir soviele Autos bauen, wie wir wollen. Das sollte endlich vergessen werden. Aber nein. Wir sind schuld, juchu! Da machen wir gleich in der Pause vor Freude einen Liegestütz, aber nur einen. Es bringt ohnedies nichts. Wir sind ja nicht mehr schuld. Wir sind an dieser Niederlage schuld, aber an mehr sind wir nicht schuld. Dazu ein guter Rat von der Presse an mich: Hör auf zu jammern! Immer soll einer aufhören zu jammern, und immer bins ich. Andre jammern doch auch! Aber immer ich! Immer ich in einer ganz andren Dimension.  Ich werde dann der deutschen Mannschaft keine Träne nachweinen, wenn ich nicht mehr dabei bin. Wenn ich nicht einmal um mich weinen darf, dann sollen es andre auch nicht dürfen. Wenn ich Zuschauer geworden sein werde. Sie wird aufgelöst, die Mannschaft, und sie wird immer wieder neu gegründet. Von jedem, der ihr zusieht. Na. Ohne mich. Grundsteinlegung ohne mich. Flaschenwurf auch ohne mich. Bombenwurf – nicht für mich! Deshalb hält sie ja bis heute an, sie dauert bis heute, sie dauert über unsere Köpfe weg und über uns hinauf, die Morgendämmerung. Wir laufen aufs Feld. Da habe ich eine obszöne Geste gesehen, dort drüben sogar mehrere. Jetzt sind es viele Gesten. Wir sind nicht von gestern. Wir halten diese Gesten spielerisch durch und aus. Die alte Spielweise gefällt dem Publikum besser. Es ist die alte Weise von Spielerglück und Weh. Das kommt nur davon, weil der Trainer ein starres System befohlen hat und die Spieler gleichsam festfrieren läßt, da, da taut schon der erste auf! Er wäre besser an seinem Stiel geblieben und bei seinem Stil! Alle anderen haben frecher und freier gespielt als Othmar Hitzfeld es den Seinen befahl. Und da liegen sie nun, geschlagen. Sie kann nicht schlagen: Bremen, Leverkusen, Stuttgart, sogar Alemannia Aachen, Bielefeld oder sonst ein Feld kann sie nicht schlagen, diese Mannschaft. Sie kann nur geschlagen werden, aber nicht schlagen. Bitte, sie kann geschlagen werden, aber auch schlagen. Wie soll sie jetzt Spanien, Italien, Malta oder Brasilien schlagen, das frage ich Sie. Sie bedeutet uns trotzdem viel, unsre Mannschaft, sie deutet uns auf ihre eigene Weise, und die ist nicht fein, daß schon wieder ein gegnerischer Stürmer nicht ordentlich gedeckt worden ist, ja, genau der, der muß noch ganz neu gedeckt werden, damits ihm nicht reinregnet! Nein, heute wird nicht mehr manngedeckt, wir haben das ausgeführt, warum können wir es dann nicht weiter ausführen? Warum geht es überhaupt nicht weiter? Wir hätten noch manches zu sagen! Warum können es andre immer besser, was auch immer? Warum können es immer andere besser? Warum können andere immer alles besser? Warum ist nicht jeder von uns ein Spielmacher, auch wenn er sich selber gemacht hat, als Selfmademan, warum ist jeder von uns keine Nummer 10, sondern eine typische Nummer 6, warum ist nicht jeder von uns ein defensiver Mittelfeldmann und kein Stürmer? Weil es die Stürmer und die Defensive überhaupt nicht mehr gibt! Wir brauchen sie nicht! Es gibt uns nicht mehr, weil man uns nicht mehr braucht. Ich glaube, Sie haben da was verschlafen und haue Ihnen aufs Maul. Wenn wir nicht mit rechts aufs Tor schießen können, schießen wir eben mit links. Es macht keinen Unterschied. Nichts macht einen Unterschied. Die Wirtschaft macht vielleicht einen, was die veränderten Beschäftigungs-Verhältnisse betrifft, was alle veränderten Verhältnisse überhaupt betrifft, aber der Sport macht keinen. Obwohl die heutige Mannschaftsaufstellung uns alle angeht. Wir sind sehr betroffen, daß B. nicht aufgestellt wurde. Aber da steht er doch? Nein, dort steht D. ! Nein, S.! Danke, daß er da steht! Wir hätten ihn fast übersehn! Er ist klein. Er ist gerne auch groß, wenn Sie das wünschen. Heute muß jeder es können, heute muß jeder auf dem Feld alles können, und deshalb haben wir ja geglaubt, daß er ein andrer war, weil er alles gekonnt hat. Weil er nichts gekonnt hat. Es muß heute jeder können, daß sein Paß so scharf ist wie ein Torschuß, und dieser Mann ist dafür ganz besonders geeignet, der dort auch und der dort drüben auch! Fragen Sie jeden! Verlangen Sie es von jedem! Nein, fragen Sie nur mich! Verlangen Sie es nur von mir, Sie werden es auch von mir nicht kriegen! Nein, von mir können Sie das nicht verlangen! Ich bin seit gestern am Meniskus verletzt und werde wahrscheinlich operiert werden müssen. Ich werde für den Rest der Saison ausfallen. Ich sage Ihnen, was Ihnen jeder sagen wird. Ja, ich kann auch ausfällig werden. Was soll ich Ihnen sagen? Was sagt er? Daß ich hinten und vorne mitspielen kann? Manchmal tauche ich minutenlang ab, dann tauche ich wieder dort auf, wo ich die Partie entscheiden kann. Dann tauche ich wieder ab, dann wieder auf, ab, auf, ab, auf, ich habe längst die einstigen Aufgaben der Rückennummern 6,8, 10, 11 und 12 übernommen, leider ist auf meinem Rücken nicht für alle Nummern Platz. Warum alle auf einmal, das habe ich Ihnen schon erklärt. Weil ich mehr als die Summe meiner Teile bin. Weil ich nicht teilen will. Weil ich soviel bin wie viele. Der Grund für etwas ganz andres ist: Keiner deutet uns, daß einer frei steht. Einen solchen Fußball spielen wir nicht mehr, darauf kommt es nicht mehr an, darauf kommt es immer an, ein Boy will nicht mehr so alleine stehn. Wir deuten uns was, aber ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Nur ich weiß, was soll es bedeuten. Fragen Sie mich! Fragen Sie keinen anderen! Fragen Sie immer mich, bevor Sie einen anderen fragen! Fragen Sie mich! Nein, mich! Nein, mich!

Wir tauchen überall auf, und das funktioniert ohne Blicke und ohne Worte. Wenn zwei vorrücken, bleiben zwei hinten. Logisch. Wir spielen Quartett. Das ist logisch, aber gleichzeitig neu. Das haben wir noch nie probiert. Es hat auch nicht funktioniert. Es wird auch diesmal nicht klappen. Immerhin: Wir sind alle austrainiert und bis aufs letzte medizinisch durchuntersucht, bis auf den letzten Blutfettwert. Alles neutralisiert sich heute wieder, das Blutfett ist aufgebraucht, die Lunge pumpt, egal was sie kriegen kann, wenn auch nicht vollautomatisch, egal, die Pumpe macht noch mit, notfalls mit Generator. Mit einem Schöpfer Geist. Noch glauben wir an ihn. Wir glauben nicht mehr an ihn. Man muß einnehmend sein, und man muß einstecken können. Leider die Frauen auch. Wieso fallen mir in diesem Zusammenhang immer nur die Frauen ein? Weil sie mir immer einfallen. Immer nur sie. Immer geht es um sie. Nur heute nicht. Aber sie sind leider keine Frauen mehr, tut mir echt leid, sie sind nicht neutral, das heißt, sie sind immer auf unserer Seite, egal wo die ist. Einmal hin, einmal her, rundherum ist uns bereits zu schwer. Unsere Spiele werden oft durch eine einzige Aktion entschieden, egal welche, für mehr Aktionen haben wir keine Kraft mehr, und bei der einen muß man dabei sein, egal wo. Oder gar nicht. Die Spiele werden meist durch eine Standardsituation, ob Eckball oder Freistoß, entschieden, egal wann. Oder gar nicht. Es wird fast immer eine Situation durch eine andre entschieden. Oder es ist unentschieden. Bis dahin sind die Spiele unentschieden. Dann sind sie auf einmal entschieden. Nein, nicht auf einmal. Doch, auf einmal. Sie sind entschieden moderner so. So ist es modern. So spielt man heute. Das neue Spiel ist häßlich, weil keine Strategie mehr nötig ist, alles bewegt sich, je nachdem, wie die Situation erfordert, wie die Frauen,  je nachdem, wie die Situation es erfordert, stehend oder liegend oder sitzend, so schön, schöner noch, ich glaube, wir sind Frauen, indem wir das Gegenteil von Frauen sind, und doch Frauen, weil wir eben wir sind und nicht sie. Wie soll ich sagen. Eben anders. Der Verein braucht einen Schuldigen für die letzte Saison in der unser wunderschönes Stadion für die Fans zum Theater der Alpträume wurde. Wir ruhen in uns. Wir haben uns zuviel ausgeruht. Wir laufen aus uns heraus. Das Bier läuft auch aus uns heraus. Wir laufen nicht. Wir ruhen. Wir ruhen uns aus, keine Ahnung wovon und wofür. Ich kenne mich jetzt nicht mehr aus, muß ich auch nicht, so unentschieden und entschlußunfähig wie Frauen eben sind, kennen wir uns mit ihnen nicht mehr aus, wir, nein, wir nicht: Vier Herren können, falls alle vier in Bestform sind, sogar Holland und Frankreich überrumpeln, ja, genau, das ist eine Methode, die wir uns von den Frauen abgeschaut haben: das Überrumpeln. Mit ewigen Forderungen. Bitte geben Sie uns jetzt sofort den Ball! Oder der Ball kann gehen. Wir kaufen uns einen neuen. Das ist eine total überholte Vollversorgungsmentalität! Wir Frauen spielen inzwischen ja selber unser Eigenes, wir machen unser Ding, weil wir kein Ding haben, danke, wir sind schon voll versorgt! Na, dieser Paß ist recht tief reingekommen, und den Ball mußten wir trotzdem abgeben, sonst wäre das Ding ja stillgestanden, halt, nein, ich glaube, es hat sich bewegt! Wir Frauen spielen wie die Männer früher gespielt haben, Ruhe! Wir warten, bis eine frei ist, wir warten, die Männer wollen nie warten, bis eine frei ist, wenn sie frei ist, wollen die Männer sie nicht mehr. Während die Männer jetzt alles spielen, Rechtsverteidiger, Linksverteidiger, Mittelstürmer, alles in einem, wie die Frauen, nein, doch nicht. Ruhe! Nein, doch! Sie machen alles, die Frauen, aber Ruhe geben sie nicht, es geht sich ein Tor noch aus, nein, es geht sich nicht mehr aus,  es geht sich vor dem Pausenpfiff nicht mehr aus, sie spielen im Grunde nicht, die Frauen, es ist ihr Ernst. Es ist ihnen Ernst. Ruhe! Wir Frauen. Wir spielen wie die Männer früher. Wir sind, was Männer früher waren und jetzt leider nicht mehr sind. Inzwischen verfügt nur noch die Wirtschaft über sie. Das hat sie so schrecklich verändert. Leider. Wir Frauen sind frei davon, aber wir sind anders schrecklich. Wir sind schrecklich anders. Die Wirtschaft zwingt uns auch zu nichts als zu pausieren, sie zwingt uns in die Babypause, obwohl wir nicht wollen, und sie zwingt uns in die Frühpension, obwohl wir noch wollen. Und so spielen wir halt wie die Männer früher. Für die Männer ist das Spiel jetzt zu Ende, während für uns das Spiel erst anfängt. Wir dürfen jetzt ganz normale Frauen bleiben, egal was wir sonst noch dürfen. Frauenfußball und Frauenboxen. Wir suchen außerhalb des Rings weibliche Identität, und wir suchen innerhalb des Rings weibliche Identität. Und wir suchen im Ring weibliche Identität.  Die suchen wir überall. Sie ist überall. Unser Eindringen in die männliche Domäne ist nur gestattet, solang wir unsere weibliche Identität nicht verlieren, ach, da ist sie ja. Wenn wir sie verlieren, suchen wir sie sofort. Bis wir sie finden. So. Wir nehmen sie auf wie eine heruntergefallene Masche. Geht ganz leicht. Jetzt haben wir sie schon wieder. Ohne Identität gehts einfach nicht. Ohne Qualität auch nicht. Ohne Qual auch nicht. Die Qual ist die Quelle der Kleidung. Die Qual muß beendet werden. Mit Kleidung können wir die Qual rasch beenden. Wenn wir kämpfen, ist es aber aus mit uns. Dann ist es auch aus mit der Qual. Dann treten wir in eine männliche Domäne ein, aber wir finden sie nicht. Wo ist diese Domäne? In qualvoller Weite, in der wir uns nicht zurechtfinden. Wo ist der Eingang in die Domäne? Wir können ja nicht einfach über den Zaun steigen! Ich trete sie gleich ein, diese Männerdomäne! Ach, auf dem Feld ist sie! Fast hätte ich sie nicht gefunden. Fast hätte ich sie verpaßt! Drei Fehlpässe hab ich mir heute schon geleistet, viel mehr können wir uns nicht leisten. Sie bewegt sich unaufhörlich vorwärts, wie ein Rasenmäher, übers Feld,  mäht alles nieder, ja, sie bewegt sich, endlich, sie bewegt sich, unsere fest gefügte Identität, die wir jetzt haben, wie einzementiert, wir können nicht eindringen, man läßt uns nicht, wir treffen sie nicht, sie bewegt sich ja andauernd, wir würden das rasende Rechteck, ich meine das Rasenrechteck sprengen! Wenn auch nur mit Wasser.  Wir springen auf. Wir springen ein. Das habe ich schon einmal gesagt, aber es ist wahr. Wasser hat auch eine wahnsinnige Kraft, das kann ich Ihnen sagen. Hören Sie nur einmal zu, was die heutige Überschwemmung in Südostasien und in Sachsen uns zu sagen hat, Sie werden staunen! Moment, warten Sie noch, ich lasse mich erst mal ordentlich nackt durchfotografieren und mit Silber ausmalen, dann werden wir weitersehen. Dann werden wir weiter sehen. Dann sehen Sie alles, was Sie sehen wollten, und eine Leistung ist das nicht, ich meine, eine Leistung wollten Sie von uns doch gar nicht! Sie wollen lieber uns sehen! Sie wollen uns lieber nackt und mit Silber angestrichen sehen! Dann können Sie sich das Ausmalen sparen! Sie wollen ja immer nur sparen! Die Männer wollen sparen, aber sie wollen auch austeilen. Sie können einstecken, wollen aber auch austeilen. Lerne auszuteilen, ohne zu teilen! Sie spielen, wie wir früher nicht gespielt haben, sie spielen. Die Frauen spielen jetzt. Ruhe! Nein, nicht Ruhe! Es ist unmöglich, von einer Frau Ruhe zu verlangen. Sie dient uns zum Ausruhen, aber selber ruhig ist sie nie. Nein, umgekehrt: Die Frauen spielen heute so, wie früher die Männer gespielt haben, das habe ich doch schon einmal gesagt,  oder? Ich habe es sogar schon zweimal gesagt! Diese Pause muß gefüllt werden. In meiner Doppelrolle als Trainer und Manager habe ich die Macht, alles zu sagen, sooft ich will. Ich habe etwas aufgeschnappt und bin daher eingeschnappt. Jetzt beginnen also die Wiederholungen, die niemals enden, das ist ja ihr Sinn und Zweck. Würde mich nicht wundern, daß ich mich dauernd wiederhole, ich bin ja selber eine Frau. Ich sage alles mindestens zehnmal. Von mir kommt nichts Neues. Ich spreche mit einer einzigen Stimme, die Klarheit schafft. Ruhe! Sie kennen das alles schon. Keine Ruhe! Ich gebe keine Ruhe! Und wenn, dann bekommen Sie sie nicht! Die Männer spielen nicht.  Ich gebe Ihnen keine Ruhe. Die Frauen glauben nur, sie spielen, aber sie spielen nicht, ich meine Spiel kann man das nicht nennen, was die da treiben. Also da findet doch besser der Frauenfußball gar nicht statt, bevor er stattfindet. Es ist ihm gestattet, an dieser Stelle stattzufinden, aber an keiner andren. Er kann doch nicht stattfinden, bevor er überhaupt stattfindet! Ich will diese Frau jetzt von der Gehaltsliste bekommen, was?, sie steht gar nicht drauf? Ich stehe ja auch nicht auf sie! Die Menschen werden hingemäht, damit es endlich einen Rasen gibt. Es werden Unsummen für den Fußball ausgegeben, nein, nicht für den Ball. Für alles andre. Für alles haben sie Geld, da muß doch auch der arme Ball drinnen sein. Die Summen für den Frauenfußball sind inzwischen auch etwas größer geworden. Und die wachsen noch! Die Frauen wachsen ja noch! Früher waren sie doch immer klein, oder? Das wundert mich, daß die nicht klein geblieben sind, wir haben schließlich alles Nötige veranlaßt.  Es ist ja üblich, daß, was die Frau macht, nicht bezahlt wird. Wir haben sie schließlich nicht bestellt. Wir bezahlen sie nicht, weil wir sie nicht bestellt haben. Es ist ja nicht unsre Entheroisierung! Es ist ihre Enterotisierung. Und weshalb findet sie dann überhaupt statt? Was geht uns das an? Wir haben sie nicht bestellt! Sie ist nicht statthaft und findet daher wo anders statt. Sie findet im Winter sogar im Saal statt. In der Halle. Jede Frau ist erotischer als die eigene. Zu Hause ist die eigene am erotischsten, weil man keine andre hat. Man hat keine Vergleichsmöglichkeit. Man hat alle Vergleichsmöglichkeiten, aber man hat nur diese eine Frau. Sie wollen aber jede Frau, nur weiß man nicht, wo man jede Frau finden kann. Man weiß auch nicht, wer man ist. Man will alles, aber man weiß nicht, wer man ist. So. An welche Postadresse soll ich Sie jetzt zustellen? Ihre Adresse werden Sie doch wenigstens kennen! Was glauben Sie, wer Sie sind! Wollen zu den Spielern unter die Duschen, das ist ja unglaublich! Dieser Intellektuelle hier verehrt nicht nur einen Freiheitskämpfer in Südafrika, nein, besser: aus Südafrika, er verehrt auch einen außergewöhnlichen Fußballspieler. Er verehrt auch eine Frau. Man kommt mit dem Schauen gar nicht mehr nach. Was die Intellektuellen so alles verehren können, und alles auf einmal! Hier sind alle Frauen noch ganz erotisch. Die können sie von mir aus auch verehren. Oder sie verehren einen Spitzensportler. Es ist gut, einen Spitzensportler zu verehren, es ist Spitze, einen Spitzensportler zu verehren, denn der kann mit seinem Heldenstatus besser umgehen. Mit dieser Frau ist kein Staat zu machen, aber einen Status hat sie schon. Den hat sie sich rechtzeitig abgeholt. Gehen Sie dort hinüber, dort sind sie weniger erotisch, die Frauen, dort kriegen Sie auch Ihren Platzverweis, weil Sie eine erotische Geste gemacht haben, die mißverstanden wurde. Dort drüben kriegen Sie Ihre rote Karte! Die Frauen haben jetzt einen eigenen Status, die dürfen Sie nicht mehr ungestraft beleidigen! Sie sind inzwischen von Buchhaltern und Bedenkenträgern umstellt. Sie haben öfter einen Ausbruchsversuch gestartet, haben es aber nicht gekonnt. Trotzdem, für mich sind das Heldinnen. Helden weiter links! Wenn Sie Helden verehren wollen, dann gehen Sie bitte dort hinüber, dort finden Sie diese ganz besonderen Wesen! Sie geben Ratschläge, die wie Vorschläge klingen. Sie winken mit sich selbst. Nur auf einem Foto sind sie still. Geben ihnen ihre Fähigkeiten das Recht zu glauben, sie wären ganz besondere Wesen? Nein, die Fähigkeiten geben ihnen nicht recht. Sie geben ihnen kein Recht. Sie haben keine Fähigkeiten. Ja, klar, ich bin vielleicht gut im Tor, aber nicht wirklich, und du, Boris, spielst vielleicht gut Tennis, jetzt aber nicht mehr! Das ist wahr. Alles ist wahr, was ich gesagt habe. Auch wenn ich mich einmal irre, ist es wahr. Ich sage, du Michael Schumacher bist der beste Rennfahrer. Da ist die Gefahr, daß mir widersprochen wird, nicht groß. Das ist eine originelle Meinung, die noch nie widerlegt worden ist. Sport ist Männersache, der Frauensport ist wieder eine ganz andre Sache. Ruhe! Es findet derzeit doch diese Entheroisierung statt. Was, die ist abgesagt? Ich schleudere abfällig meine Faust durch die Luft vor Wut. Ich habe diesen Steilpaß etwas holprig, aber immerhin verwandelt. Mir eilt ein Ruf voraus, also den hole ich nicht mehr ein. Der ist mir zu weit voraus. Wir versuchen es mit dieser neuen Entheroisierung, da es mit der Heroisierung vorhin nicht ganz geklappt hat. Schade. Und dann findet die Preisverleihung statt, das ist einmal klar. Nein, sie findet nicht statt. Schade. Nach der Preisverleihung kommt gleich wieder wieder die Entheroisierung dran, damit die Leute, die nichts gewonnen haben aber auch nichts zu verlieren, nicht neidisch werden. Es geht weiter. Schade. Es findet die Andersartigkeit statt, nicht die Artigkeit, es findet die Normalisierung statt, denn Frauen sind doch das Normalste überhaupt auf der Welt, glauben Sie nicht? Man sieht sie heute überall, wie sie ein modernes Spiel spielen. Also jetzt  frage ich Sie: Haben Sie je etwas Normaleres gesehen als die Frau?  Man sieht sie doch wirklich schon überall! Es muß also normal sein, daß die Frau einfach überall ist. Vielleicht ist sie morgen wieder weg.  Es findet also morgen, punkt 17 Uhr,  aber ohne Frau, die Re-Enterotisierung statt, der Termin ist schon lange festgelegt, die Frau ist auch festgelegt, kann sich aber neuerdings ganz von alleine bewegen. Sie will wieder erotisch sein. Nein, doch nicht. Doch, sie will erotisch sein, denn den neuerlichen Verlust an Erotik wird sie nicht verkraften können. Das wird ein Hammer für sie sein.  Ihre Enterotisierung kann morgen leider noch nicht stattfinden, weil sie bereits heute stattgefunden hat. Um 16 Uhr.  Etwas ist auf einen späteren Termin verschoben worden, der Ihnen aber rechtzeitig bekanntgegeben wird, ich weiß nur noch nicht was. Genießen Sie die Erotik der Frau, solange Sie noch können! Sie können sie jetzt nicht mehr genießen. Sie ist weg. Dort drüben ist der Schalter! Mit dem können Sie die Frau ein- und ausschalten, ganz wie Sie wollen. Der Termin steht schon fest, da die Frau ihre Erotik komplett verlieren wird, und auch der Termin, an dem sie sie wiedergewinnen wird, mit allem, nützen Sie vorher Ihren Freiraum noch aus! Am Nachmittag wird sie die Erotik verlieren, am Abend wird sie sie wiedergewinnen, da läuft dann ein andrer Film. Im Hauptabendprogramm. Ja, danach auch. Ein- und Ausschalten: Wer weiß, wie oft Sie dazu noch Gelegenheit haben werden, diesen neuen Film zu sehen! So neu wie jetzt wird er nie wieder werden! Aber bitte, man weiß ja nie, wer gewinnt und wer verliert. Egal, wir sind ja alle gute Freundinnen! Kann gut sein, daß die Erotik trotzdem siegt. Vielleicht siegt sie wenigstens in der Nacht! Wir sind uns da einig: Bei den Frauen und beim Sport und beim Frauen-Mannschaftssport soll das Nebeneinander zu einem Zusammenwirken werden, und wer je eine Frau gekannt hat, weiß, das geht einfach nicht. Das ist unmöglich. Nichts ist unmöglich. Aber das läuft nicht. Eindeutig nicht. Die laufen, aber das läuft nicht. Die können laufen soviel sie wollen, das läuft nicht. Da läuft nichts. Da können die sich im Frauenfußball gegen ihre Herabsetzung zur Wehr setzen, da können sie sich im Pfarr-Strickkreis gegen ihre Herabsetzung zur Wehr setzen, indem sie sogar die Maschen, die sie grad noch hatten, fallen lassen und nie wiederfinden, da können die sich gegen ihre Entlassung aus Altersgründen zur Wehr setzen, indem sie ihr Alter durch gewagte, gewalttätige Operationen außer Kraft setzen, egal, sie können sich gegen etwas sperren, soviel sie wollen, es funktioniert alles nicht. Sie verlieren doch immer, zumindest ihre Autoschlüssel. Dabei haben sie selber zugesperrt! Nein, auch das Empowerment, das wir vorhin noch in die engere Wahl gezogen hatten, funktioniert derzeit nicht. Es fehlt uns noch ein wesentlicher Teil dafür. Es will einfach nicht anspringen. Da ist das Teil, aber es springt nicht auf uns an. Wo keine Power ist, da kann man auch keine wegnehmen. Man kann auch nichts bringen. Das bringt ja nichts! Das Training bringt schon was, aber es bringt nichts. Da wird auch sonst nichts umgekehrt. Denn da ist etwas bereits umgekehrt worden. Wer Frauenfußball sieht, weiß daß das nicht Fußball ist, denn im Frauenfußball wird das Aushebeln der Unterschiede, das Verleugnen der Unterschiede, das Hervorheben der Unterschiede, das Drücken, Zerren, Reißen und Stemmen der Unterschiede noch lange nicht gewonnen werden. Außer sie gewinnen die Weltmeisterschaft. Dann wird der Kampf für dieses Jahr gewonnen sein. Jetzt ist der Kampf bereits gewonnen, aber nur für dieses eine Jahr, denn die Weltmeisterschaft wurde gewonnen.  Nächstes Jahr werden wir weitersehen. Nein, ich sehe gerade weiter: Nichts hat sich geändert. Der Kampf ist gewonnen, aber nichts hat sich geändert, damit ist der Sinn durchkreuzt, und die Menschen sind durchtrieben, aber sie werden ohnedies alle durchgestrichen, was glauben Sie, was das für eine Arbeit macht! Jeder einzelne muß durchgestrichen werden, falls er das nicht selber tut! Er sieht Beckham oder einen anderen, die Namen ändern sich ja stündlich, aber sieht jemanden und streicht sich selber sofort durch. Rooney? Durchgestrichen! Lotti und Totti? Längst durchgestrichen! Und dann versteht er erst nicht, warum er durchgestrichen worden ist und warum er das und das jetzt gemacht hat und läuft wie ein Irrer hinter dem Balken, mit dem er sich selbst verschlossen hat, wieder hervor. Sie verstehen nicht, diese Elf, was wir von ihnen wollen. Sie verstehen nur, daß wir sein wollen wie sie, aber gleichzeitig außerhalb von ihnen, damit wir ihnen sagen können, wie anders sie sein sollten. Wie anders sie werden sollten. Wie anders sie vergehen sollten und daß andre kommen sollten. Sie verstehen auch keine belebende und dann bekräftigende Berührung mit des Trainers Finger, der uns anrührt wie Gott und aufrührt wie der TV-Moderator, der rührt und rührt, damit das Gericht dann auch der Presse schmeckt. Ach so, die schluckt eh alles?! Neben den neuen Mustern, daß Aggressivität von seiten der Frauen endlich akzeptiert wird, gibt es alte Norweger- und Bewegermuster, die geschlechtlich traditionell sind, es gibt beide nebeneinander. Wo bleibt da der Sport bitte, wenn es zwei Sachen nebeneinander gibt, die aber völlig gleich sind, wenn auch nicht identisch? Bitte noch einmal: Weiblichkeit und Sportlichkeit müssen einander nicht ausschließen, weil sie einander ausschließen. Weiblichkeit ist ja allein schon ein Ausschlußgrund. Bewegung ist Stillstand. Diese Frau ist sportlich, das sieht man. Diese dort nicht, das sieht man. Es wendet sich alles. Es kann sich alles wenden. Es soll sich fleißig bewegen, egal wie, egal wohin. Es dreht sich um und bewegt sich in die Gegenrichtung. Was? So. Geschafft. Nach dieser Frau dreht sich keiner mehr um. Sie ist fesch, aber irgendwie aggressiv, doch ihr Schicksal ist vorgezeichnet, ihr Schicksal wird sich wo andershin verlaufen, glaube ich. Aber verlaufen wird es sich todsicher. Sie hat ja keine Richtlinien, nur Linienrichter. Sie wird durch ihren Sport noch irgendwann mal tot sein, wenn sie so weitermacht. Jedes Pferd rennt ja unterschiedlich schnell, immer eins schneller als das andre, warum soll also diese Frau nicht trotzdem glücklich werden, obwohl sie eigentlich ein Mann ist? Warum hätte Erika S. nicht trotzdem siegen sollen, obwohl sie eigentlich ein Mann war? Sie wußte es nur nicht. Bitte, sie wußte, daß sie gesiegt hatte, aber nicht, daß sie ein Mann war. Der Doktor hat sie mehrmals untersucht und es doch auch nicht gemerkt. Man kann das auch nicht von ihm verlangen, daß er weiß, wer ein Bub und wer ein Mädel ist. Wo Sie heute doch nicht einmal mehr diesen Namen kennen: S. wie Schifahren. Es ist ein alter Name, abgeleitet, abgehärtet vom Schilauf. Es ist eine alte Ausschweifung. Es ist der Name einer Frau, die ein Mann war und das nur noch nicht gewußt hat. Statt daß sie sich gefreut und es ausgenützt hätte! Also ich hätte das genossen! Ich hätte das weidlich ausgenützt! Aber ich hab immer schon gewußt, daß ich eine Frau bin. Jeden Tag Eintopf. Kann man nichts machen. Inzwischen weiß sie es aber, die Erika, und hat selber Kinder, deren Vater, nicht Mutter er ist. Der Herr Professor hat sie genau untersucht und gesagt: Sie sind eine Frau. Das ist ein schweres Schicksal. Der Herr Professor hätte es ihr spielend erleichtern können. Hat er aber nicht. Er hat ihr nicht gesagt: Sie sind ein Mann. Meinen herzlichsten Glückwunsch. Ich möchte der Erste sein, der Ihnen gratuliert. Auf dem Podest zu stehen und nicht die zu sein, für die man sich gehalten hat. Ach, es wird die Ehe euer Schicksal wie schon vordem vielen Frauen, aber auch vieler Männer. Ja, auch das Schicksal des Erik S., letztlich doch sein alleinigstes Schicksal. Aber er freut sich über sein Schicksal. Es gehört nur ihm. Er kennt ja beide Seiten und hat schließlich die richtige gewählt. Aber wenn nicht, dann nicht. Dann wählt man oft die falsche Seite. Wenn es nicht sein soll, dann soll es eben nicht sein, daß man auf der richtigen Seite ist und gegen die Sonne spielt. Einmal gegen die Sonne, dann mit der Sonne. Auf dieser Seite wird die Ehe eben nicht euer Schicksal werden. Auf der andren schon. Hauptsache, ihr steht auf der richtigen Seite. Und wenn, dann wird eine Disco-Kellnerin aus der Tiefe des Traums auftauchen und euer Schicksal wieder durchkreuzen. Die wird das mühelos können. Eine einzige Frau, süße 18, blond, lange Haare, weitreichender Verstand, Name: Verena. Trainer: Sieg verleihe du den Fraun! Wenn das Unheil nur für uns nicht überwiegt, dann sind wir schon zufrieden. Wenn es morgen nur in der Zeitung steht, dann sind wir auch zufrieden. Wenn der Schiedsrichter Recht spricht, dann sind wir auch wieder nicht zufrieden.

Furchtlos haben wir etwas gewagt und nicht gewonnen. Fruchtlos haben wir im Strafraum herumgestochert und daraus eher einen Zufallstreffer erzielt, aber immerhin,  jeder kann das, wenn er nur will, das ist unsere Stimme, mit der wir uns Klarheit zu verschaffen verstehn, immerhin. Was Sie gesagt haben bezüglich unserer Kleidung stimmt genau, wir tragen sie mit gutem Grund, aber in ihr gerinnt uns zusehens unser Mut. Unser Mut ist wie Spiegelei. Er läuft nicht mehr aus, wenn er lang genug erhitzt worden ist, will sagen, wenn er sich lange genug erhitzt hat. Da läuft erst mal gar nichts. Da gerinnt das Blut in den Adern, da gerinnt das Eiweiß in der Pfanne, wir haben was auf dem Kasten, aber wir kriegen es nicht runter, da ist was, wir wissen nicht, was es ist, wir erreichen es nicht, weil der Rückstand so hoch ist. Wir laufen dann selber ein, wir sind schon ganz klein geworden. Wir müssen ja einlaufen, wenn wir sowas sehen! Es ist uns egal, es ist uns alles egal, solang wir rennen und rennen, und wären wir die Chefs dieser Stadt, was wir sind, es wäre uns egal. Solang wir nur rennen dürfen. Unsere Hosen stehen unsren Beinen Rede und Antwort, und wir sind Rede und Antwort auf all Ihre Fragen. Diese Hosen sind im Fachhandel erhältlich. Für jeden. Ja, die Trikots auch, manche sind allerdings ausverkauft. Die Siegertrikots sind jetzt ausverkauft. Die der Verlierer bleiben als Ladenhüter liegen, die gar nichts hüten, und passen auf die anderen auf, doch die sind bereits ausverkauft. Nichts mehr zum Aufpassen da. Das schwöre ich Ihnen. Alles, was noch nicht verkauft ist, paßt als Hüter auf uns Siegertypen auf. Jeder kann sein wie wir. Das steht fest. Nein, das steht nicht fest, daher weiter im Text: Jeder ist bereits wie wir. Also Textschluß! Brennschluß! Natürlich kann nicht jeder wie wir sein. Wir bewegen uns, eingekesselt von Toyota Four Wheel Drive Land Cruisers, voran, aber auf dem Spielfeld, da müssen die Autos dann draußen bleiben. Wir dürfen nicht hinein, sagen sie traurig. Das sagte auch Paul Bremer im Irak, jetzt sagt es ein andrer, aber keiner hört ihm zu, denn das ist im Irak. Soweit hört man nicht. Sowas hören wir hier jeden Tag, aber keiner hört zu. Diesen Krieg jedes Wochenende auf uns zu nehmen, schweren Kriegs–Zwang ists, notwendig. Der Zungen Pfeile schießen Speichel ab, und nehmen Spaghetti zu sich. Lotti, nein, Totti: rote Karte wegen Spuckens, ganz klar, eindeutig, das bringt den Herzen schmerzlich tiefe Wunden bei. Die Blutgrätsche bringt auch keine Sänftigung ein, sie bringt die Gelbe ein, das soll sie aber nicht, das nächste Mal gibts Rot, und wir haben jetzt schon nur noch zehn Spieler auf dem Feld. Doch daß nicht Blutschuld an verwandtem Blut entsteh, tuts not, diesen Mann von der gegnerischen Mannschaft, der uns vors Rohr lief, zu treten, eifrig zu opfern, darzubringen viele von diesen Tieren. Bitte, das war unser letzter Ausweg, daß wir ihn im Strafraum gefoult haben, sonst hätte er das Tor doch geschossen! Ja, was hätten wir denn sonst machen sollen? Er war anders nicht zu stoppen. Manchmal steckt der Teufel im Detail. Nichts läßt sich dann aufhalten. Abwehr allen Leids. Ja, das tut gut, das hätten wir gern. Ich müßte dann bei diesem Zwist ganz irregehn, wenn ich das Schienbein im Strafraum nicht treff. Ah, da ist es ja! Sehr gut. Rein damit! Das Schienbein sollte eigentlich grade sein, ach, da ist es grade. Na, wo es schon mal da ist, benützen wir es halt und treten fest hinein! Sauber!  Denn unkund des Leids bin ich lieber als durch Leid gewitzt. Wenn ich es mir schon aussuchen darf, spricht der gegnerische Spieler noch, bevor er winselnd auf einer Bahre vom Feld getragen wird. Er winselt, weil man ihn noch gebraucht hätte. Ich wähle das Leid Zufügen, nicht das Leid Leiden. Also was mich betrifft, ich kann das Leid nicht leiden! Gehs glücklich, wider mein Erwarten, aus! Tritt heil! Tritt heil! Wie Schlangen schlüpfen wir aus den Trikots. O Rasen auf der Erde, heilig mir mit Recht. Nicht einmal im Dunkeln würd ich finden einen, der mich schützt, während ich das Leder ins Tor hebe, ganz leicht, über den Tormann hinweg. Nein, leider nicht. Fehlschuß. Meterhoch über der Latte! Nicht nur über den Tormann, gleich über die ganze Latte! Und die ist ja schon meterhoch! Unbemerkt mich hebend, unsichtbar, aber leider flügellos und ergebnislos. Ui. Aber ich war nicht alleine schuld! Der rechte Flügel hat nicht funktioniert, der linke auch nicht recht, und in den Staub geworfen, nahm einer mir den Ball, ach, daß ich verginge! Es werden noch 17 Minuten zu spielen sein, und es wird vielleicht eine Nachspielzeit geben, von Schaudern nicht frei ist mein Gemüt, wenn ich ans Elferschießen denke. Da kriegt man sehr viel Stimmung mit, wohin das Volk sich abwenden wird. Der Kapitän muß als erster schießen, da kann man nichts machen, auch wenn er es nicht kann und das schon oft bewiesen hat. Der trifft eine Fliege auf 30m Entfernung, aber das Tor aus elf Meter Entfernung, das Scheunentor, das trifft er nicht. Er spielt ja, er spielt ja, aber seine Nerven spielen nicht mit. Er ist schon weit vorn, aber seine Nerven sind noch weit hinten. Das Volk wird sich mir sofort wieder zuwenden, wenn ich diese Flanke verwandeln kann, ich weiß nur noch nicht in was. Es wird sich mir sofort zuwenden, wenn ich diesen Eckball verwandle, ich weiß nur nicht in was. Immerhin: Was für ein toller Einfall! Ja, genau, das ist es! Diesen Eckball werde ich jetzt verwandeln, ich weiß nur noch nicht in was! Ich werde ihn nicht in ein festes Verhältnis verwandeln, das hieße ja, daß ich ihn dann jedes Mal reinkriege, weil er doch so an mir hängt; ich werde ihn vielleicht eher in ein eher loses Verhältnis verwandeln. Das macht es spannender. Das nächste Mal darf dann ein andrer Wasser in Wein und Brot in Wurst und Käse verwandeln. Und damit ich es immer wieder und noch einmal machen kann, das Verwandeln. Damit ich mir jede Möglichkeit offen lassen kann. Damit ich die Tage vor dem Endspiel überhaupt aushalten kann. Ich darf nicht lange hinter etwas hertrauern, damit ich die Tage vor dem Endspiel aushalten kann. Ich hake die Dinge ab, lasse sie hinter mir. Das muß man können. Ich mache mir ja auch keine Versagensängste vor Turnieren und kein schlechtes Gewissen nach Fehlern. Das muß man können, sage ich. Sage ich. Und jetzt sitze ich hier auf der Terrasse des Mannschaftshotels, trinke Cappuccino und stilles Wasser, bin selbst ein stilles Wasser, das seine eigene Tiefe nicht kennen kann, weil es so weit gar nicht auf wen, auch nicht auf sich selbst runterschauen kann, und ich spreche über mein Leben, und zugleich spreche ich über Fußball, fast drei Stunden lang. Ich kann nicht über mein Leben sprechen, ohne gleichzeitig über Fußball zu sprechen.

Da kommen wir, da kommen wir, Stränge voll Unheil, die sich drohend übers Feld wälzen und irgendwann von den ausgestreckten Armen fallen, und zwar genau auf die Füße. Wie ein Gewitter über unsrer Hälfte. Wie ein dahinstürmendes Unwetter. Darf ruhig runterkommen, das Wetter, egal welches, denn in unserer eigenen Hälfte sind wir so gut wie nie anzutreffen. Wir treffen natürlich eher,  je näher wir dem gegnerischen Tor gekommen sind. Das werden doch sogar Sie verstehen! Die gegnerischen Spieler wie Würste, die wir verschlingen, eine nach der andren, rücksichslos, wir Fleisch-Maschinen, wir Fleischwölfe. Die Verzweiflung, einen ausgelassen zu haben, steigert noch unsere Eile. Wir schlingen und schlingen, wir stoßen sie uns ungebissen in die Mäuler, lange Schwarten, Rippenfleisch, Flexen, Knochen, wir stoßen sie uns rein, und unverdaut kommen sie wieder raus, die Waden noch gut, die Schenkel nicht schlecht, der Bauch geht noch, aber die Brust ist sehr schäbig, und die Köpfe stoßen wir ab, damit sie uns nicht mit Kopfbällen schlagen. Damit sie unsere Köpfe nicht mit Bällen schlagen. Dafür sind sie nicht gemacht. Wir gewinnen jedes Kopfballduell, aber für unsere Köpfe ist ein Duell nicht geeignet, so wie unsere Köpfe ja auch nicht für ein Duell geeignet sind. Was ist schon für unsere Köpfe geeignet? Wenig. Das Denken sicher nicht. Das Denken schadet nur. Gute Reflexe, die braucht man. Ein Torwartdarsteller ist schon kein Torwart mehr. Er täuscht Gedanken vor, die er nicht hat. Er täuscht Bewegung vor, die er gar nicht machen will, weil sie in die falsche Richtung führen würde. Ein Stürmerdarsteller ist schon kein Stürmer mehr.  Er lebt mit Freundin, Hund und zwei Kindern am Starnberger See, und sein Plan ist es, daß es bald weitergeht, egal wohin. Er sagt nicht, wohin er gehen will, weil es nicht klug wäre, das zu sagen. Er sagt nicht, wen er anspielen will, weil es klug wäre, das nicht vorher zu sagen. Wir werden es noch früh genug erfahren. Wenn es zu spät ist. Es ist zufällig ein andrer, den er anspielen wird, einer, an den er gar nicht gedacht hat, weil er überhaupt nicht gedacht hat. Der Club sagt nicht, ob er ihn verkaufen will, denn dann sinkt der Transferpreis.  Ich habe einen Berater, aber warum berät er mich nicht? Ich habe einen Rasen, aber warum betritt er mich nicht? Auf was wartet der? Daß er mich später noch treten kann? Ich weiche diesem Rasen aus. Es wird selten über Taktik oder Zusammenstellung von Mannschaften diskutiert, warum diskutiert man nicht mehr? Es geht immer um Schuld, warum geht es immer um Schuld? Da werden Menschen auseinandergebastelt und auf Stärken und Schwächen untersucht, als hätten sie sonst nichts. Warum haben sie sonst nichts? Da werden Menschen auseinandergetrennt, ohne daß man weiß, wie die Hälften vorher zusammengesetzt waren. Da setzt sich niemand mehr mit einem anderen zusammen, weil sich alle nur noch mit etwas auseinandersetzen wollen. Woran kann es liegen, daß eine Figur in München das Verderben und in der Nationalelf kommenden Ruhm verkörpert? Warum hat er keinen vor sich, den er anspielen kann? Warum hat er keinen hinter sich, der ihn anspielt? Wieso ist der, den er anspielen könnte, auf einmal so weit weg, daß man ihn im Nebel gar nicht mehr sieht? Warum immer nur an der Abseitsgrenze? Warum immer nur an der Jenseitsgrenze? Warum immer nur an der Armutsgrenze, warum nicht drüber hinausgehen? Warum nicht drüber hinausgehen? Warum sich so verausgaben, wozu, wofür? Na, das tun wir nicht. Wer verausgabt sich denn? Wir nicht! Haben Sie sowas in letzter Zeit gesehn? Nein! Na also! Vielleicht wird sich Barcelona für ihn verausgaben, aber wir verausgaben uns nicht. Formschwach. Starres System. Wozu erst festwachsen, wenn wir dann doch von unseren Fans gegessen werden? Wozu noch einen Stil, auf dem wir uns ausruhen können, wo wir doch ohnedies bis auf die Knochen abgenagt und weggeschmissen werden? Wenn wir uns genauso gut auch im modernen Rechteck über das moderne Feld bewegen könnten? Aber wir können es nicht. Wir können es nicht. Man könnte uns in Gläser werfen, und wir würden dort nicht auftauen. Man könnte uns auf eine Frau werfen, und wir würden dort nicht auftauen. Das ist schon einmal in einem Menschenversuch versucht worden. Es hat nicht funktioniert. Der Mann ist gestorben. Der dort auch. Bis jetzt sind noch alle gestorben. Man könnte uns in einen Abgrund werfen, und wir würden dort zwar tot sein, aber immer noch nicht auftauen. Das alles ist schon in einem Menschenversuch versucht worden, aber es hat nicht funktioniert. Der Mann war tot. Der Mann war verbrannt. Der Mann hat sich selbst verbrannt. Wir tauchen dafür immer nur dort auf, wo einer uns nicht anspielt, weil er dort ebenfalls nicht aufgetaucht ist. Jedenfalls nicht zur selben Zeit wie wir. Wir sind in einer ganz andren Zeit aufgetaucht und wieder abgetaucht. Bitte um Entschuldigung. Macht ja nichts. Wissen Sie was: Am besten wären wir unsere eigenen Gegner, dann wüßten wir am besten, wie wir mit uns fertig werden können. Nicht einmal Gott weiß, wie er uns fertig gemacht haben könnte. Aber alle wissen, wie sie uns fertigmachen können. Und sie sagen es auch. Sie sagen es! Was haben wir früher falsch gemacht? Also jetzt machen wir es richtig. Natürlich muß er tief gestaffelt kommen, aber tiefstapeln darf er auch wieder nicht, der Mensch, den dieser Gott erzeugt hat. Er muß sich einfügen, obwohl er ein Fußballgott ist. Immer einem anderen Fußballgott untertan, der vor dem Spiel ganz neu gemacht worden ist, aber sonst niemandem untertan, außer Publikum und Presse und Fernsehn und allen andren auch noch, die ich jetzt vergessen habe aufzuzählen. Ich zeige auf: Ich habe etwas vergessen. Nein, Sie nicht, um Gottes willen, Sie nicht! Sie sind nicht vergessen, und Sie haben nichts vergessen, Sie können gar nichts vergessen. Sie sind niemandem untertan, außer dem Publikum und der Presse, die Sie in die Fresse haut. Sprich, Presse! Nicht pressen, sprechen sollst du! Was soll ich machen? Pressen? Aber da kommt doch nichts dabei raus! Also bei mir nicht! Was soll ich jetzt nur tun? Nehmen Sie um Gottes willen die Wahl von mir an, wenn ich ausspielen und wen ich anspielen soll! Sieg verleihe eher den Frauen als uns, wenn du dir nicht ganz sicher bist! Um Gottes willen! Nicht den Frauen! Jedem, nur nicht den Frauen! Oder vielleicht doch lieber den Frauen? Lieber den Mädchen als den Frauen. Wenn Frauen siegen, macht das doch gar nichts. Wenn Mädchen siegen, dann aber richtig! Mädchen sind heute ganz anders als früher. Wir aber, wir, wenn wir Männer nicht siegen, gibts gleich ein Erdbeben. Der Himmel spaltet sich. Die Erde geht unter. Der Fan läßt unter sich. Wir bleiben unter uns. Er muß sich schlichten, der universelle Spieler, der ein Einzelkämpfer ist, aber allzu schlicht sein darf er auch wieder nicht. Wenn der Preis stimmt, darf er dann wieder alles, ohne daß deswegen gleich die Welt untergeht. Er kann gehen, wenn der Preis stimmt. Er darf kommen, wenn der Preis stimmt und es nicht zu lange dauert. Mit Gummi. Damit es wenigstens auf dem Boden eine Bremsspur von ihm gibt. Wieso bremst der denn dauernd, der Idiot? Was radiert er denn den Boden aus, auf dem er steht? Er kriegt doch keinen andren! Dort, wo der Boden verteilt wird, ist jetzt niemand mehr. Der Platzwart ist längst gegangen. Die Bremsspur ist noch da. Damit man wenigstens etwas von ihm sieht. Und wärs diese eine schwarze Bremsspur. Damit man nichts sieht. Ich glaube nicht, daß ich kleiner bin als ich bin, sagt der junge Mann. Und so ist es auch gesagt worden.

Responsale: Oliver K. und Beckmann.

Oliver K.: Ich bin hier bei Ihnen, um zu erklären, daß ich in Zukunft nicht mehr bereit bin, Privates öffentlich zu diskutieren. Darum bin ich hier, darum bin ich hier, darum bin ich hier! Darum bin ich hier!

Beckmann: Also, um das noch mal zu klären. Sie sind nicht mehr mit Verena zusammen...? Hab' ich das jetzt richtig wiedergegeben? Hab ich das jetzt richtig wiedergegeben?

K.: Auch hier sind wir jetzt genau an dem Punkt angekommen. Genau genau genau.

Beckmann: Ja. Ja. Ja. Ja.

K.: Mir ist es eben extrem wichtig, einmal zu sagen, einmal zu sagen, daß ich in Zukunft meine Privatsphäre, alles, was mein Leben im privaten Bereich betrifft, absolut schützen werde absolut schützen werde absolut schützen werde. Und alles alles alles alles dafür tun werde, daß dieser Bereich nun unantastbar wird unantastbar unantastbar. Und solche Fragen zu meinem Leben, die werde ich auch nicht mehr beantworten. Weil sie in der Öffentlichkeit eben einfach nichts verloren haben. Nichts verloren haben. Nichts verloren haben.

Beckmann: Aber das ist doch ein Fakt: Ihre Frau hat doch gesagt, ich laß' mich jetzt scheiden. Ich laß mich jetzt scheiden.

K.: Aber was glauben Sie, wie schwierig wie schwierig wie schwierig das ist, in einem solchen Umfeld von Lügen und Ungereimtheiten, von Dingen, die permanent in die Öffentlichkeit Öffentlichkeit Öffentlichkeit  gebracht werden, wie schwierig es da ist, sich wirklich wirklich wirklich...

Beckmann: Die Scheidung, ist das 'ne Ungereimtheit? Ist das 'ne Lüge? Lüge? Lüge?

K.: Sehen Sie, ich bin meiner Frau eigentlich dankbar dankbar dankbar, denn wir leben getrennt, und ich bin ihr sehr dankbar dankbar dankbar, daß sie mir die Möglichkeit gibt, daß ich immer die Kinder sehen kann.  Aber Dinge, die eine Scheidung betreffen betreffen betreffen

Beckmann: Hmhm.

K.: ...solche intimsten Dinge eigentlich intimste Dinge eigentlich intimste Dinge eigentlich. Wissen Sie, wen die angehen? Die gehen meine Frau an. Die gehen mich an. Und die gehen meine zwei Kinder was an. Gehen meine Frau an gehen mich an gehen meine zwei Kinder was an. Gehen meine Frau an gehen mich an gehen meine zwei Kinder was an. Gehen meine Frau an gehen mich an gehen meine zwei Kinder an.

Beckmann: Hmhm.

K.: Sonst keinen Menschen. Keinen Menschen. Keinen Menschen.

Beckmann: Oliver Kahn, Sie sind so lange im Geschäft Geschäft Geschäft, Sie wissen, daß Sie ein öffentlicher öffentlicher Mensch sind, große Popularität Popularität Popularität genießen genießen genießen. Viele sagen: Der Kahn ist einer der wenigen Popstars des Fußballs, die wir hier haben. Das heißt, das Interesse des Boulevards, das wissen Sie, ist natürlich da, Privates Privates Privates zu erfahren. Und wenn Ihre Frau sagt: Ja, ich werde mich jetzt scheiden lassen von Oliver Kahn Oliver Kahn Oliver Kahn, verlangen Sie dann von der Boulevardpresse, daß sie das nicht schreibt schreibt schreibt?

K.: Ich glaube, daß ich schon - unbewußt allerdings unbewußt allerdings unbewußt allerdings- Dinge von mir preisgegeben preisgegeben preisgegeben habe in der Öffentlichkeit, private Dinge private Dinge private Dinge...

Beckmann: Welche waren das? Wieviele waren das? Welche waren das? Wieviele waren das?

K.: Viele viele viele viele!

Beckmann: Nehmen wir mal nahmen wir mal nehmen wir mal 'ne Situation, die von Sebastian Deisler. Wo zum ersten Mal mal öffentlich öffentlich öffentlich wurde, daß jemand diesem ganzen Druck Druck Druck, dieser ganzen irren irren irren Situation für eine Zeitlang nicht mehr gewachsen gewachsen war. Er hat da ganz offen offen offen offen drüber geredet, er hat das ganz transparent transparent transparent gemacht, auf sehr sympathische sympathische Art und Weise. Gab es Situationen in Ihrem Leben, in ihrem Fußballer-Leben, wo dieser Druck Druck Druck Druck Sie so erschüttert erschüttert hat, daß auch Sie gedacht gedacht gedacht haben: Nee nee nee nee, es macht mich nicht mehr glücklich glücklich glücklich. Ich bin nur noch ein trauriger Mensch Mensch Mensch Mensch.

K.: Natürlich natürlich natürlich. Diese Situation gab es in meiner Sportlerkarriere sogar sehr extrem extrem extrem.  Es führte irgendwann zu einer Situation, wo dann körperlich und auch geistig körperlich und geistig körperlich und geistig gar nichts mehr ging. Und das war dann der Punkt Punkt, an dem ich eigentlich was ändern mußte. Ich mußte meinen Horizont Horizont Horizont wieder verbreitern, andere Dinge des Lebens des Lebens des Lebens entdecken.

Beckmann: Keine Hilfe Hilfe Hilfe von außen dazu benötigt? Nicht irgendwo hingegangen: Sach mal, ich bin so leergelaufen, ich fühl' mich so gefühlsmäßig erkaltet gefühlsmäßig erkaltet gefühlsmäßig erkaltet, daß ich das nicht alleine lösen lösen lösen kann?

K.: Doch doch doch doch doch. Natürlich natürlich natürlich natürlich gibt es dann Menschen, mit denen man sich auch über diese Situation unterhalten kann. Nur ist das für mich so dann ein sehr intimer sehr intimer sehr intimer sehr intimer Bereich und auch ein Bereich, über den ich eigentlich nicht sprechen nicht sprechen nicht sprechen möchte.

Beckmann: Hmhm. Sprechen sprechen sprechen sprechen wir mal darüber! Sprechen wir mal darüber! Sprechen wir mal darüber! Sprechen wir mal darüber! Sprechen wir! Laß uns sprechen! Sprechen! Sprechen! Sprechen!Sprechen!

K.: Alles. Alles. Alles. Alles. Alles.

erschien gekürzt im Heft 'Mai 2006' von Literaturen,
als Hörspiel am 20.4.2006 im Bayerischen Rundfunk
Bilder aus BBC Sports und der University of Saskatchewan

 

6.5.2006

 


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