28.12.2012

 


Die Fremdenpolizei hat seit Monaten Erkenntnisse gewonnen, und wenn man gewinnt, dann kann man sich ruhig auch mal was gönnen. Der Gewinn aus den Erkenntnissen wird also umgesetzt, der Umsatz steigt, so können wir uns auch nach Weihnachten noch verausgaben. Ausverkauf und Schluß. Alles muß raus! Das Lager der Asylanten vor der Kirche wurde geräumt. Wozu hätten wirs denn? Wie ham wirs denn? Uns schenkt auch keiner was! Wo kämen wir denn da hin, wenn wir von so weit herkämen? Da kämen wir weiter! Irgendwelche Dahergelaufene, Dahergefahrene, von denen man nichts weiß, aber das Schlechteste annimmt, passend zur Kirche dahinter, die inzwischen auch verriegelt und verrammelt ist gegen die Eindringlinge, ausgerechnet zu uns müssen die kommen! Können die nicht woandershin? Wohin? Nicht mein Problem. Kein Problem. Platz ist ja da, aber man kann ihn sich nicht aussuchen. Es ist unser Platz. Der Rasen drauf ist jetzt auch hin, der schöne Winterrasen! Man sieht ja die Hundstrümmerln gar nicht mehr! So ein Jammer! Und welcher Gott soll jetzt was dagegen tun? Wir haben unseren eigenen, und der sagt nichts, und der sagt anderen noch viel weniger. Es liegt keine Erlaubnis vor, hier Camping zu machen, aber selbständig bauen die ja nichts ab. Ihren Dreck, den sie hergebracht haben, sollen sie gefälligst wieder wegräumen. Es ist typisch, daß sie nicht dran denken. Da muß man ihnen halt helfen. Schon ist alles weg! Wir werden ihnen schon helfen! Wenigstens darauf können sie sich verlassen.

 

 

Fotos: Die Presse (Räumung des Flüchtlingslagers vor der Wiener Votivkirche, 4:30, 28.12.2012)


28.12.2012 © 2012 Elfriede Jelinek

 

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