Jetzt dürfen die Menschen einmal aus ihren Kleidern heraus

Und schon wollen sie wieder rein!

Also was ist das jetzt hier drinnen? Was tropft da? Das macht einen ja wahnsinnig! Wohin ich gehe, dieses Geräusch geht immer mit. Vielleicht ist es in mir drinnen? Nein, es ist in diesem Plastiksack. Das Geräusch kommt aus diesem Sack. Von hier kommt es. Nicht von mir kommt es. Woraus besteht das, worauf habe ich mich eingelassen, darauf, daß sich jemand mit mir einläßt? In einer Schachtel, oder was ist das? Was ist der größere Zusammenhang? Wie eine Kreditkette, in der ein Dominoeffekt ausgelöst wurde? Little Boxes. Eine Mini-Barackensiedlung? In so einer Schachtel befinde ich mich, danke, jederzeit wieder!, die Sache ist entweder gegessen oder in diesem Sack, doch das Schicksal dieser Box, dieser Schachtel am näheren Saum der Welt (schon mehrfach umgenäht, die Menschen werden ja immer kleiner) ist derzeit noch ungewiß. Gibt es sie endlich, gibt es sie noch nicht? Ist sie groß, diese Reihe von Schachteln zum Verrichten der allernötigsten Notdurft, bei der man als Bedürftiger dann alles, wirklich alles, darf? Ist sie klein, ist es eine kurze Reihe? Befinden sie sich nebeneinander, die Schachteln, sind sie aneinandergekettet?, sind sie klein und zerstreut wie der Mensch oder groß und konzentriert? Bleiben sie an ihrem eigens dafür eingerichteten Platz? Keine Sorge, die müssen da stehenbleiben, sie können nicht weg. Sie haben keine Räder, obwohl das vielleicht eine gute Idee wäre. Man kann diesen Ort mit keinem anderen verwechseln. Man kann gern auch mit dem Auto rein. Und falls die Schachtel klein ist, können auch kleinere Menschen hinein, ja, gern auch mit dem Velo oder selbst zu Fuß, ich meine, selbst zu Fuß geht es, gehen manche, das ist gesund, auf alle Fälle kommt man rein, allein oder zu zwein, die Körper liegen dann ungefähr in der Mitte, so. Ich verstehe, der Strichplan ist noch einmal überarbeitet worden, und jetzt stimmt er mit dem Bedürfnis von Erwachsenen (zumindest einer von uns beiden sollte erwachsen doch sein) überein. Diese Minimundus-Siedlung hat man uns für die Arbeit zugeteilt. Nicht das Produkt unsrer Arbeit, nein, wir selbst sollen verpackt werden. Es ist uns egal, wo, wir bleiben ja immer nur neunzig Tage, dann gehts zurück in die Heimat, länger halten wir nicht, nein, länger hält die Arbeitsbewilligung für Selbständigerwerbende ja auch nicht; Jesus ist am dritten Tage wiederauferstanden, wir aber stehen erst nach drei Monaten wieder auf und gehen. Unser Bett, falls wir eins haben, müssen wir hierlassen. Wir dürfen nicht kommen, aber wir müssen immer wieder gehen. Zurück in die Heimat und dann wieder her, Bewilligung erneuern, sonst nichts erneuern, der Körper ist noch gut, der hält noch gut ein paar Jahre. Pause. Schmerzvoll ists nicht, davon zu sprechen. Ist halt so. Schmerzvoll auch zu schweigen, kein Kummer, nirgends, ist halt so. Von den Wegen, die ich damals vor mir sah, schien mir der beste, daß ich mich mit diesen Männern verband, wenn auch jeweils nur kurz, freiwillig dem Freiwilligen, so schließt mein Leib sich um den anderen, gern auch Greise, die können nicht mehr so recht, wollen aber immer noch. Sie wollen alle, vielfach gefördert von künstlichen Substanzen, so werden sie zu Kampfgenossen. Wir, wir, wir auf der andren Seite des Geldes, ja, schauen Sie einmal dorthin, dorthin, wo der Kopf ist, nein, nicht der Knopf!, schauen Sie lieber dorthin, wo die Zahl ist! Wenn Sie einen Kopf sehen, drehen Sie das Dings, das Dingsbums um!

Eine Siedlung aus Einfamilienhäusern, diese Boxen, diese Richtboxen, ich meine nicht Richterboxen, Richter werden wir keinen brauchen, wir richten es uns selber, wir richten uns aneinander aus, wir wissen ja, wie groß wir sind; diese Boxen sind natürlich viel zu klein für Familien, das sieht man doch, zu klein für einzelne, Keinfamilienhäuser, ja, das triffts eher. Schon wird der Körper zur Tat, kein überflüssiges Wort fällt, es erbebet die Erde nicht, es zuckt nicht, es zischt nicht wild, Blitz nicht auf Blitz. Das, was daherkommt, auf uns zukommt, kein Flammengeschoß, kein Aufwirbeln von Staub, sind wir doch zu eng, fast gemütlich, umschlossen von unseren häuslichen Verrichtungen, nein, von diesen Verrichtungsboxen, die Verrichtung bekommt eine Vorrichtung für sich selbst; sie kommen nicht aus dem Einrichtungshaus, die Schachteln, sie kommen nicht aus dem Ausrichtungshaus, wir richten vielmehr uns nach ihrer Lage aus, wir gehen längsseits, quer wäre unsinnig und unbequem, wir hätten den Hintergrund als Vordergrund, oder was?, es gehen ja nur zwei von uns hinein, wir richten uns dann automatisch nach den Ausmaßen der Schachtel, in der wir im Prinzip alles können, was wir müssen, aber nicht alles müssen, was wir können; bloß nicht wie im Taumel gejagt werden, das können wir nicht, dafür ist kein Platz, da ist kein Platz, da ist genausoviel Platz, wie wir brauchen, daß wir ineinanderstürzen können, daß wir nicht stürzen können, außer ineinander, nein, nicht!, aufhören!, keinesfalls, niemals mit des Aufruhrs Wut, nicht mit des Orkans Geheul, nicht ineinander gepeitscht stürzen wir dann, sondern eher, wie soll ich sagen, das Wort ist mir jetzt eingefallen: geschoben, Nummern werden geschoben, nicht wir werden geschoben, wohin denn?, mehr Platz haben wir nicht, gesteht man uns nicht zu, wir haben ja nichts zu gestehen; wir haben genau richtig viel Platz, nein, wir haben nicht richtig viel Platz, wir haben richtig wenig Platz, und mehr brauchen wir auch nicht. Und solch ein jüngstes Gericht, nein, ein altes Gericht, ein sehr altes Gericht, es umtost mich nicht, es umschlingt mich, aber es umschlingt mich eigentlich nicht, das brauchen wir nicht, von wem ist dieser Mensch gesandt? Ich weiß es nicht, er ist von Gott verlassen, der ihn, kaum daß er ihn geschickt hatte, verließ, nein, nicht mich zu schrecken mit Grauen, mit gar nichts, mich mit gar nichts zu schrecken, mich erschreckt nichts mehr. Dafür ist kein Platz. Dafür ist genau so viel Platz, wie ich und noch einer brauchen. So.

Wir legen uns hin, dort sind ja schon die Wände!, wir kennen uns aus, wir wissen aus und ein, danke vielmals, so nah hätte ich sie gar nicht vermutet, gut, daß sie da sind, man braucht Grenzen, aber sie müssen einem natürlich gezeigt werden, es sind schließlich keine natürlichen Grenzen wie Meer oder Gebirge, und wir stehen danach wieder auf und fertig und gehen. Wir verhandeln, dann machen wirs, und dann gehen wir wieder oder fahren. Oder wir fahren. Ich finde keinen besseren Rat, dem ich folgen könnte. Zuerst rein, dann wieder raus, umgekehrt wäre unsinnig. So. Andre kommen. Andre kommen danach. Für neunzig Tage dürfen sie kommen, wie wir, dann müssen sie wieder in die Heimat zurück, Pause machen, bis sie eine neue Erlaubnis für selbständiges Arbeiten kriegen. Es wird uns alles gesagt, was und wie, und dann sagen wir es weiter, vom fernsten Saum der Welt, der eigentlich eine Hütte ist, der eine Box ist, der eine Schachtel ist, der in diamantne Fesseln, in unlösbares Netz uns faßt, nein, uns nicht fassen kann, wir können das ja selber nicht, uns fassen, und man muß uns nicht hoch anschmieden auf den gipfelsteilen Fels, denn wir würden uns losreißen, wir würden uns von dort losreißen, was nicht einmal der anmaßende Held damals konnte, der bloß sein eigen Maß nicht kannte und es leider überschritt, auf seinem eigenen Feuer prompt ausrutschte; wir können es, wir können es jederzeit, wir sind nicht so fest angenagelt wie die Helden, das ist nicht nötig, diese Kette, diese Handschellen, dieses, was ist das eigentlich?, ist nicht echt, es schaut echt aus, aber es ist es nicht. Es ist nicht, was es scheint. Die Sonne ist auch nicht, was sie scheint, sie scheint einfach. Sie ist Schein. Das Kleinod des Feuers, wir bringen es nicht, wir sind klüger geworden, es wird uns gebracht, wir lassen es uns bringen, es brennt zwischen drei und fünf Minuten, das halten wir schon aus, und dann reißen wir uns wieder los vom Fels, wo wir büßen sollen, damit wir lernen, uns dem Herrentum zu fügen wie das Bier in sein Maß. Aber das müssen wir gar nicht lernen, das können wir schon, uns fügen, um Menschengunst keinen Einhalt zu gebieten, nein, nein, das dürfen wir nicht. Wir müssen uns fügen, bis sich jemand uns einfügt. Wir müssen uns nicht verfugen lassen, wir sind selbst der Saum, der Rand, das Ende von etwas. Fern ist er uns nicht, dieser Saum der Welt, er ist nicht die ganze Welt für uns, da gibt es noch eine, woanders, sondern eben nur der Saum, ein Aufblitzen von etwas darunter, alles so mühsam, aber ein weiteres bleibt uns nicht zu tun, so. Weg damit! Sagen wir es weiter, bis wieder einer eintritt, ein Neuer. Es kann nicht Einsamkeit eintreten, es kann aber jeder andre gern eintreten. Je mehr desto besser. Wenn auch nicht alle auf einmal, oder nur zwei, drei auf einmal. Das zahlt sich aus. Das Volk, das allein zählt, das schon allein zählen kann, stimmte ab, ich weiß noch nicht, wie es ausgeht, doch, das Volk hat bereits abgestimmt, hier stehts, das Volk stimmt, das Volk stimmt sich gegenseitig ein und dann wieder ab, es ist nicht für die eigene Abschaffung, es ist fürs Anschaffen, nicht fürs Abschaffen, wenn auch knapp. Die Abstimmung ist schon ausgegangen, dafür muß keiner eingehen, bitte um Verzeihung. So. Bin ja nicht angekettet hier, nein, wenn Sie schon fragen, auch nicht angeschmiedet, vielleicht angeschmiert, vielleicht eingeschmiert, aber nicht angeschmiedet, und auch Notwendigkeit zwingt mich nicht, so zu tun, mich anschmieden zu lassen an dieses unwirtliche Geklüft, welches aus Sperrholz und Gips geschmiedet, ach was, ich weiß nicht, wie sich das zusammengefügt hat, wie sie das wieder zusammengehauen haben, für alles, nur nicht für die Ewigkeit, ich bin nämlich freiwillig hier, wissen Sie, vollkommen freiwillig, und zwar für maximal neunzig Tage, ja, ja, sowas kann dauern! Doch nach neunzig Tagen wird der Glieder blühende Kraft dahinwelken, aber nein, das wird sie nicht, denn es kommen ja immer neue Glieder, immer neue, frische, unverbrauchte Glieder, die kriegen wir jeden Tag dutzendfach und öfter herein, neue Glieder, die buntgewandige Nacht müssen wir nicht herbeisehnen wie ein gefesselter Held, wir machen es Tag und Nacht, uns ist Tag wie Nacht eins, alles ist uns willkommen und jeder; die Sonne hat keine Möglichkeit, uns die Glieder zu schmelzen, wir schmelzen die Glieder schon allein, und es kommen immer neue, wir bekommen immer neue herein, sie kommen, wir gehen, wir kommen nicht, wir gehen, aber wir kommen wieder, sagen Sie, haben wir überhaupt die Möglichkeit, die Hüter dieses öden Felsens, dieser kahlen Hütte, dieser Box zu klagen, wenn uns was nicht paßt? Wenn die Hütte nicht paßt, wenn die Verrichtung nicht paßt, die Vorrichtung, die Box? Wenn sie zu groß, zu klein, zu kalt, zu warm, zu dreckig ist? Nein. Wir haben doch kaum Zeit, die Wände zu betrachten, man hat keine Mühe auf sie verwendet, Wände ringsum, sehr nah, die Wände kommen mir zu nah, die Menschen nicht, nur die Wände, etwas eng hier, immerhin, sie verschieben sich nicht, sie erzeugen keine Kammer des Schreckens für uns, das wäre auch zu viel Arbeit für sie, und arbeiten sollen ja wir!

Was bin ich? Was bin ich hier? Woher komme ich, wohin gehe ich nicht? Was ich sonst bin, weiß ich. Aber was bin ich hier? Da ist schon mal eine Wand, das ist nichts Seltenes, dort drüben ist nämlich eine zweite, und es gibt noch mehr von ihnen!, sie geht mir nah, die Wand, wer kommt mir hier nah?, ach ja, da ist er schon, er wird mir nahekommen, und dann wird er mir näherkommen, so, wir fahren gleich mit dem Auto hinein und werden uns einig. Wir schließen einen Vertrag, aber ist das überhaupt ein Vertrag? Bin ich ein Pfand, gebe ich mich freiwillig oder unter Zwang? Je nachdem, dem einen ist es freiwillig, oder es kommt ihm zumindest so vor, dem andern ist es Zwang, und es kommt ihm auch so vor. Das ist doch gerade der Grund, weshalb wir überhaupt vorkommen dürfen! Wir sind empfangene und abgegoltene Gaben. Wenn der Handel abgeschlossen ist, sind wir abgegolten, obwohl wir nichts gelten. Jeder Vertrag, Verkauf oder Kauf, jedes Darlehen, ja, auch meine Hinterlegung, mein Hinlegen, alle, einfach alle fordern ein Pfand. Also ich bin das hinterlegte Pfand und gleichzeitig der Kauf? Bin ich? Ich werde für kurze Zeit gekauft, was ist das? Wo sind die Wände? Ach, hier sind sie ja. Nicht zu übersehen. Man haut sich leicht an. Ein Klöppel schlägt auch noch auf einen ein, aber man wird nicht zur Glocke. Sie sind mir so nah, meine Lieben daheim sind mir nicht so nah wie diese Wände, natürlich nicht. Ich liege neben mir, ich stehe neben mir, ich bin in dieser Box drinnen, ja, so nennen sie es, ich liege also hier, bitte, stellen Sie sich das vor, daß ich hier liege, an einem Ort, den es noch nicht gibt, aber geben soll, schon bald geben soll, etwas Geduld bitte, aber nicht viel!, viel Geduld gar nicht nötig, denn was zuvor ich längst wußte, tut das Volk mir kund, bei der Abstimmung kund, wenn auch knapp, es ist sich knapp ausgegangen.

Von den Feinden meiner Feinde solches Leid zu empfangen, das entehrt mich nicht, das entehrt mich niemals, da die Feinde meiner Feinde mich wollen, mich schon eingepackt wollen, damit sie mich auspacken können, in dieser Schachtel, verpackt, ein Pfand meiner selbst, für mich selbst, Sie haben ganz recht, Sie sagen es: Ein Pfand meist ein geringerwertiger Gegenstand, ich bin ich, und ich bin auch mein Pfand dafür, daß ich jede andre auch sein könnte, nur eben geringer, das ist wichtig, denn es kommt immer nur eine, höchstens kommen zwei, auf einmal dran. So. Sie haben da diesen Gutschein bekommen, gut, scheint, als wäre alles in Ordnung, der gewährt Ihnen, der gibt Ihnen die Gewährleistung, daß ich nicht vorzeitig wegrenne, das ginge sich nicht aus, das ginge nicht, die Wände sind eben viel zu nah, näher als uns ein Mensch je käme, aber es dauert ja nur zwischen drei und fünf Minuten, mehr braucht er nicht, der Geber, der Geber, aber ich bin die Gabe, die Gabe bin ich!, eine Gabe, die bezahlt werden muß, für eine Gabe bezahlen, wo gibts denn sowas? Also entweder wird nicht bezahlt, oder ich bin keine Gabe, beides zugleich geht nicht, noch einmal, aus Ihrer Sicht betrachtet, und nur die zählt ja: Ich bin das geringerwertige Pfand, das für sich selbst steht, also doch wieder kein Pfand, wäre so gern eins, dann wär ich wenigstens was wert, wegen mir würde sich ein Orkan empören, aber er käme nie rein in diese Schachtel, es würde die Luft über mich toben, aber sie kommt kaum rein in die Schachtel, es würde sich die Erde über mich zerkugeln, ich meine natürlich zerwühlen, aber sie kommt nicht raus unter dem Boden der Schachtel, oder ist das etwa Erde, echte Erde?, es ist nicht meine Heimaterde, aber da liege ich jetzt, ich bin hinterlegt, ich liege da, aber doch kein Pfand bin ich!, nein, das bin ich nicht, ich habe nichts zu verpfänden als mich, und da liege ich schon, bereit, für mich einzustehen, als Pfand also für mich, um den Vertrag über drei bis fünf Minuten Benutzungszeit abzuschließen, solange gehöre ich, als Pfand wie als Gegenstand des Vertrags, meinem Käufer, nein, meinem Mieter, meinem Mietling, meinem Mitding?, ach, egal, ich weiß nicht, Kunde? Ja, Kunde. Das ist einer, der herkommt, über eine heulende See oder eine schwebende Bahn oder eine vollgestopfte Autobahn, von irgendwoher muß er ja kommen! So. Und dann bin ich kein Pfand, sondern werde direkt gekauft, oder was?, das kann nicht stimmen, als Ganzes würde mich nie einer kaufen, da hätte er mich ja an der Backe, da hätte er mich am Hals, nein, was ist das? Was ist das, dem ich unterliege? Die Unterlegene bin ich ja auf jeden Fall, auch wenn ich oben liege. Ein Kaufakt, der mit einer Zahlung abgeschlossen wird?, Blödsinn!, nein, gezahlt wird im voraus, ein Kaufakt, der mit einer Zahlung eingeleitet wird, bevor etwas in mich eingeleitet wird? Nein. Ich gehe in kein Eigentum über. Das kann alles nicht stimmen. Es kann so nicht stimmen. Ich muß noch mal nachrechnen. Ein Kaufakt für einen bloßen Akt?, aber wie kann man den kaufen, außer er fällt vom Aktenwagen?, nein, ein Akt des Austauschs wird gesetzt und bezahlt, ein Kaufakt, der im Tausch Ware gegen Geld keine Spur in den Geschäftsbüchern des Lebens hinterläßt. Das wundert mich nicht, es ist eine ganz andre Art von Akt. Wie schon gesagt, eine Verbindung, freiwillig dem Freiwilligen? Ja. Eine durchaus bezahlbare Verbindung zwischen zwei fremden, freien Menschen, die danach wieder gehen dürfen. Also nach denen dürfen wir nicht gehen. Wenn es nach uns geht, gehen wir nicht. Wir bleiben lieber. So.

Also das hinterläßt zu viele Spuren. Das ist keine Spur mehr, das ist ja schon eine Autobahn, ein Trampelpfad, wie soll ich das alles denn aufschreiben? Es geht zu schnell, drei bis fünf Minuten, mehr braucht es nicht, sonst wäre es ihnen zu teuer, ich kann doch niemandem teuer werden, wo kämen wir da hin? Wir kämen nicht dahin, wo wir hin wollen. Meine Kaufakte, ich nenne sie mal so, auch wenn es eben gar kein Kauf ist, ich bin eher Einkommen aus Vermietung oder Verpachtung, dafür bin ich hier, diese Akte also sind Verbindungen, die sofort nach dem Kauf wieder gelöst werden. Wir kommen so nicht weiter, wir haben hier keinen Platz dafür, wir müssen schauen, daß wir nach neunzig Tagen weiterkommen. Um wiederkommen zu können, müssen wir weg, aber erst mal sind wir da. Dieser Kaufakt ist keiner, er wird aber trotzdem nach kurzer Zeit beendet. Niemals wird er aufgeschoben, dieser Kauf. Ich bleibe ja auch nicht als Pfand liegen, ich werde als Pfand immer abgeholt, die Abholung fällt mit dem Ende des Kaufakts zusammen, eigentlich ein Mietakt, ich sagte es schon. Würde dieser Akt aufgeschoben, nur eine halbe Stunde aufgeschoben, wäre ich bereits von einem anderen gemietet, aber Aufschub ist nicht, ist nicht vorstellbar, ich kann mir das nicht vorstellen, daß ich Aufschub bekomme, daß ich auf Schub komme, wenn ich zu lange bleibe, andre wollen schon wieder sofort!, was für ein Gedränge in der Schachtel, es rappelt im Karton, die Männer wollen ja immer alles gleich, sofort, sie wollen gleich und sofort aus der Packung fressen, sonst wird es kalt, dafür dauert es nicht lang, gleich ist es vorbei, sie wollen benützen und dann wieder gehen. Würde der Akt aufgeschoben, das wäre nicht auszudenken, denn es liegt, nein, es steht, nein, es liegt im Akt dieses Akts, daß er sofort und gleich ausgeführt werden muß, oje!, nicht einmal ein Akt kann angelegt werden über diesen sehr kurzen Akt. Würde er nämlich aufgeschoben, dann würde ein Schuldverhältnis zwischen mir und meinem Konsumenten eingerichtet, wir würden dann aus dieser Box, aus diesem Zeitraum, der sich aus Sperrholz oder was weiß ich materialisiert hat, zum Raum wurde hier die Zeit, sie kann aber auch wieder Raum werden, aber jetzt ist sie einmal Zeit, wir würden also, wir würden dann, wenn es vorbei ist, nicht durch den Austausch unserer Körper geglättet, nichts würde aufgehoben werden, indem es aufgeschoben würde, denn aufgehoben ist nicht aufgeschoben, so.

Das Pfand wird aufgehoben, aber nicht lang, der Akt wird nicht aufgeschoben, niemals, er ist ein Akt, indem es sofort stattfindet, ja, es muß alles gleich sein, es muß jetzt sein, es muß sofort sein, hier findet das Sofort statt, hier findet alles sofort statt, augenblicklich, daß keine Zwietracht sich erhebt, sondern der bittre Kummer bleibt, ja, der bleibt, wenn auch nicht bei mir, bei mir bleibt niemand, ich bleibe selbst, ich bleibe hier, vom Elend jeder Gegenwart gequält, aber der andre geht, mein Geschäftspartner geht, er macht es sofort, er macht es schnell, er beeilt sich, und dann geht er, gut so, sonst würde ein Schuldverhältnis eingerichtet, ja, dann würde nämlich dieser Zeit-Raum nicht durch unseren Tausch geglättet, also zurückversetzt in einen andren Raum, einen Warteraum vor dieser Box; dort wird nicht gewartet, dort wird niemand gewartet, wir sind ja nicht im Spital, nicht wahr, oder in der Autowerkstatt, keine Ahnung, ob diese Versetzung je stattgefunden hat, die Versetzung der Zeit, in der wir was andres machen könnten, mit einem anderen, nein, wir warten nicht, außer der Kunde mußte noch schnell zum Bankomat, nein, dahin geht er schon vorher, dann geht es dahin mit uns, keine Zurückversetzung, denn sonst könnten von uns als Tauschpartnern, als Körpersaft-Tauschbörsenspieler, erneut neue Verbindungen hergestellt werden, nicht allerdings eine von Gott zu Mensch, dieser Gott hätte nämlich Eisen und Hammer nicht gebraucht, freiwillig wurden wir die Hüter dieses öden Felsens, uns hat da keiner anketten müssen, das zahlt sich nicht aus, wozu annageln, wozu anschmieden, wieso an diese Box fesseln? Die reißen wir doch mit links ein, wir atmen ein, und schon reißt die Fessel, wozu Weh und Ach schreien? Wir atmen aus, und die Wände stürzen ein. Handwerk zahlt sich nicht aus, außer wir machen es mit der Hand, es dauert ja nur drei bis fünf Minuten, und dann kann er ohnedies ein neues Pfand nehmen, der Kunde, einen neuen Tauschpartner beanspruchen, sein ganzes Leben ist ein einziger Aufschub, wenn auch immer sofort, ein Aufschub von jetzt auf sofort, von mir zu mir, und mein Leben ist ein Jetzt, das duldet keinen Aufschub, denn in ein paar Minuten kann ich mit einem andren Tauschpartner was andres tauschen, als andres Pfand fungieren, na, was jetzt? Jetzt! Das genügt. So.

Wir sagen es, Sie sagen es nicht: Das Schuldverhältnis verbindet den Käufer ist gleich Schuldner, nein, ist nicht gleich, er muß ja vorher zahlen, und gleich ist er auch nicht, also ist er ein vorgezogener Schuldner, ein umgedrehter sozusagen, einer, der vorher zahlt, noch bevor er überhaupt was bekommen hat. Wenn nicht zufrieden: kein Geld zurück, da bin ich stark, da bin ich stur. Kein Geld zurück. Obwohl er mit der Bezahlung anerkennt, daß ihm nichts mehr geschuldet wird, will er mich wohl als Pfand nehmen!, na schön, für drei Minuten wäre ich ihm dann also verpfändet. Kein allzu großes Risiko. Ich würde dann als eine Art Gespenst des Kreditwesens auftauchen. Und wieder verschwinden. Vielleicht wäre die Bezahlung ja eine Besicherung für diese drei Minuten, für die ich mich ihm vorgestreckt hätte, die er mir jedoch zuvor schon vorgestreckt hat? Eins vor dem anderen. Nicht eins nach dem anderen. Bin ich ein Wechsel für ihn? Ja. Bald kommt eine andre dran. Nein. Ich weiß nicht. Bezahlt hat er ja schon. So. Ich bin ihm auf alle Fälle nichts schuldig und er mir auch nichts, über drei bis fünf Minuten hinweg bin ich mit meinem Käufer vollkommen einig, wenn auch nicht eins, ich nenne ihn so, weil ich einfach bin, seine Wünsche sind ja auch einfach, diesmal sind sie einfach, und überhaupt ist es das Beste, ihn zu besänftigen, wer weiß, was er sonst noch alles macht, was ihm sonst noch alles einfällt, für diesmal, das ein Vorher ist, das Vorher ist ja das Schnellste, das es gibt, weil kein Später mehr folgt und kein Mehr, außer er zahlt dafür extra, für Extras muß natürlich extra gezahlt werden, wie das Wort schon sagt; für diesmal also bin ich als Gläubige, nein, als Gläubiger, der ich nicht bin, denn ich wurde ja schon vorher vergolten, ohne etwas getan zu haben, für diesmal bin ich mein eigenes Pfand, oder? Nein. So. Es wurde mir schon vorher abgegolten, bevor ich überhaupt noch was gelten konnte, ja, aber was? Was gelten? Das geht ja alles viel zu schnell! Also gut, schon vorher abgegolten, nicht zu verwechseln mit: vergolten, das ist wichtig, nicht verwechseln bitte!, wichtig, denn sogar Gedachtes kann sich oft nur behaupten durch Gewalt, bitte nicht, nicht hier bitte, hier ist kein Platz für Gewalt, das sehen Sie doch! Ich habe mich verpflichtet, das war wohl das Beste, sonst wäre ich womöglich durch Zwang verpflichtet worden, und Zwang für so kurz? Zwang nur für so kurze Zeit? Da fällt ja Prometheus vor Lachen vom Sprissel, vom Fels, wo schlaflos emporgefesselt er ist, aber immerhin nichts arbeiten muß. Etwas nagt jedoch an ihm, etwas frißt an ihm, und unerbittlich zürnt sein Gott, und ich erbitte mir auch irgendwas und bekomme es nicht. Ist ja egal. Ich schrei vergebens, ist ja egal. Keine große Sache. Hält man schon aus, die paar Minuten, so. Nein, so nicht. Die Verpflichtung zwischen Käufer ist gleich Schuldner und Verkäufer ist gleich Gläubiger, läuft rückwärts ab, sie läuft sofort ab, sie läuft so schnell ab, daß sie faktisch rückwärts läuft, und sie läuft gleichzeitig von hinten nach vorne, egal, ob ich es von hinten oder von vorne mache, nur der Akt nicht, der Akt läuft richtig, von vorne nach hinten, in gerader Linie, eine Linie der Verpflichtung, die ich eingegangen bin, wenn auch nur für kurze Zeit, für sehr kurze Zeit. Gut.

Immerhin habe ich dafür diese Schachtel bekommen, sie wurde mir dahingestellt, na ja, derzeit bleibt es noch dahingestellt, ob es sie überhaupt geben wird, alle sind zwar dafür, aber man weiß ja nicht, wer in einem Jahr alle sein werden oder wer in einem Jahr schon alle sein wird, Verzeihung!, so; aber stellen wir uns diesen schönen Ort doch einmal vor!, ohne nachttiefen Abgrund von Leibern, ohne Himmelfahrt von Leibern, ohne Kampfgenossen, ohne vielfache Förderung durch die Stadt und ihre Tyrannen, äh, nein, ihre gewählten Mandatare, nein, auch nicht, sie alle als ihre eigenen Vertreter, also eher das Gegenteil, die sind alle das Gegenteil von Tyrannen, das sieht man doch! Das sind Menschen wie wir, die abgestimmt haben, Menschen, die einfach stimmen, das sieht man ihnen an, daß sie einfach stimmen und abstimmen dürfen, Menschen, ja, echte Menschenfreundlichkeiten, vielen Dank, Abstimmer, einen Stimmer werden wir nicht brauchen, es wird schon immer stimmen, was Sie abstimmen, Ihre Stimmen brauchen wir! Jede einzelne! Der Stimmer wäre ganz überflüssig, denn nur richtigen Menschen ist die Ehre gegönnt abzustimmen, bis alles stimmt, ja, doch, ich sags doch, alle, alle dürfen hier wählen, ist doch gut, das lohnt den Undank bittrer Strafen mehr als reichlich, Hauptsache, wir gehen wieder nach neunzig Tagen, zurück in die Heimat, so. Aber wir nehmen jetzt einmal an, daß es diese Box bereits gibt, für die Sie gestimmt haben, und tatsächlich, stimmt schon, es ist ja längst abgestimmt! Ihr Wille ist erfüllt, Vater, dein Wille geschehe, und es stimmt!, er ist schon geschehn, und ich bin jetzt so froh, daß auch mein Wille erfüllt wurde, daß es sie gibt, diese Boxengasse, wo der Gummi gewechselt werden kann, nachdem er sich kaum abgerieben hat! Ich bitte darum, daß es sie recht bald gibt! Dort läuft es besser als im Freien oder im Auto im Freien oder mit dem Freier im Auto im Freien. Die Schachtel ist gut. Ich als Pfand, ich als Pfand bin schon ein Band, das mich mit meinem Konsumenten verbindet. Ich als Pfand in dieser Schachtel? Kein großes Risiko. Ich habe mich als Pfand und gleichzeitig als Objekt eines Kaufs ausgeliefert, als Pfand ein geringfügiger Gegenstand, als Objekt auch nicht mehr wert, und so bin ich für die Dauer von drei bis fünf Minuten verpflichtet, ausgeliefert, genötigt, den Vertrag zu erfüllen, der aber schon vorher vergolten, ich meine abgegolten ist. So. So nah, so gut. Und sieh, das Gute liegt so nah, Sie müssen mit dem Schweif nicht in die Ferne, oje, das war tief. Dafür brauche ich Sie nicht, daß Sie mir sagen, wie tief das ist!

Also noch mal von vorn, so kann ich ein Pfand gar nicht sein, als Pfand werde ich nicht gebraucht, ich werde zwar gebraucht, aber nicht als Pfand, denn für etwas, das bereits von vorneherein beglichen ist, ist ein Pfand doch gar nicht nötig, es wäre verfallen, bevor es zum Einsatz käme als etwas, das an Stelle der Person ausgeliefert ist. So aber bin ich selbst als Person bereits ausgeliefert worden, mein eigenes Pfand und auch wieder nicht, denn ein Pfand, das die aufschiebende Wirkung bedeutet zwischen Vertrag, Verkauf, Kauf, Darlehen und der Hinterlegung meiner selbst, ist nicht nötig, es ist keine aufschiebende Wirkung nötig, es ist alles jetzt, sofort, am besten noch früher als sofort, am besten soforter als früher und aus. Das ist meine Arbeit, die von Anfang an bereits abgegolten ist, das ist meine Hinterlegung, die ich, ohne Pfand zu sein, bedeute, ich bedeute das Sofort. Es ist Jetzt. Das ist das innerste Wesen unseres Austauschs: Es ist gar keiner! Das, was es ist, ist es nicht. Es ist eine Zeit. Es ist das Ende der Zeit, wenn auch nur für sehr kurze Zeit. Greifen Sie zu! Zeit nur für kurze Zeit! Später wird sie teuer, ist sie länger, verteuert es sich auch, aber dann hat man irgendwann keine mehr. Ist so. Für sehr kurze Zeit ist jetzt, es ist das Jetzt, das alles überflüssig macht. Es ist das Jetzt, das bald, in ein paar Minuten schon wieder anfangen wird. Es ist jetzt. Es ist davor. Es ist das Davor. So.

Das Wesen des Kaufakts, dessen Objekt ich bin, dessen Pfand ich nicht sein muß, obwohl ich da liege oder was immer ich mache, ist, daß es jetzt ist und jetzt sein muß. Ich als Pfand muß keinen Schuldner nötigen, denn die Zeit ist rückwärts abgelaufen, ja, sogar rückwärts noch schneller als schnell, sich selbst überholend, und eine ordentliche Überholung könnte auch ich gut vertragen, aber jetzt bin ich mal hier, so wie ich bin, noch nicht überholt, ich bin also hier, früher als früh, auf jeden Fall früher als später, das ist ja klar, früh, schneller als schnell, ich bin schneller als mein Kunde, das ist ja klar, keiner würde es aushalten, wäre ich langsamer als er, ich bin schneller, ich komme vor der Zeit, weil ich nämlich gar nicht komme, da die Bezahlung schon vor der Leistung erfolgte. Ich kann niemanden nötigen, obwohl ich so nötig bin, damit es endlich jetzt ist und jetzt stattfindet, daß ich benötigt werde, am besten sofort, ich bin kein Mittel, einen Schuldner zu nötigen, dafür habe ich hier diese Schachtel, nein, ich habe sie noch nicht, aber bald, die Schachtel in der röhrenden, nichts rührenden Boxengasse, in der das stattfindet, nichts Unnötiges da, nichts Unnötiges dort, nur ich bin nötig, und ich muß niemanden nötigen. Keine Ahnung, ich weiß es ja nur, weil das Stimmvolk es mir vorherverkündet hat, was? Das Stimmvolk, das anzuhaften pflegt aller Tyrannei? Das Stimmvolk — Pfleger jeder Tyrannei? Das Volk, welches, alle miteinander, alle zusammen, alle gemeinsam, das stimmt, das Volk stimmt, dieses Volk jedenfalls stimmt auf alle Fälle, das Volk hat abgestimmt, daß sie alle gemeinsam den heiligen Thron von irgendwem, den Namen habe ich mir nicht gemerkt, besteigen wollen, aber erst mal wollen sie mich besteigen, das dürfen sie, obwohl die Rechtslage fragwürdig ist, na, sie fragen ja auch nicht, das Recht geht von ihnen aus, vom Volk, warum fragen?, es wird einfach gemacht und aus, denn es gibt keinen Vertrag. Ich muß mich mit niemandem vertragen.

Ich verliere mich, ich gehe verloren als Pfand, das ich nicht bin, in diesem Wettstreit, der keiner ist, schauen Sie, das wäre ja grotesk, denn mein Schuldner, mein Vertragspartner, der keiner ist, bezahlt schon, bevor er überhaupt was schuldig ist, und schuld bin ohnedies auf jeden Fall ich, er ist mir allerdings was schuldig, bevor er mir überhaupt was schuldig ist, logisch, die Zeit läuft ja auch verkehrt ab, was vorne ist, ist hinten, was hinten ist, ist vorn, was vorher war, ist jetzt, nein, danach, nein, jetzt, egal, so, ja, dieser Partner hat schon verloren, er hat mehr verloren, als er einsetzt, weil das Jetzt dann vergangen sein wird, jedes Jetzt ist schon Vergangenheit, indem es stattfindet, blinde Hoffnung wird sehend, das Hören und das Sehen müssen einem vergehen, so schnell ist alles, jeden Augenblick nicht nur jetzt, sondern schon: vorher, unser einziger Trumpf, unser einziger Triumph, das Jetzt, schnurrt zusammen zum War, schon vorbei, gezahlt und schon vorbei, ich mußte nichts einsetzen, ich bin kein Pfand, das zurückverlangt werden kann, das eingelöst werden kann, keine Sache, die verlorengehen, kein Pfand, das verfallen kann, das Jetzt ist das War, das Jetzt ist die Ware, und was er in mich hineingespritzt hat, das kann er nicht zurückverlangen, ist das vielleicht das Pfand? Nein, das ist nicht das Pfand, obwohl man vielleicht noch was draus machen könnte aus dem, was er in mich hineingespritzt hat, nicht eigentlich in mich, sondern in diese kleine Tüte, bereit zur Mitnahme, doch keiner nimmt sie je mit, zur Entnahme, nein, zu gar nichts bereit, weg damit, man kann es nur noch wegschmeißen, rein mit dem Produkt ins Müllsackerl; was ist das?, aus der Tüte tropft es ja!, und das tropft da rein, irgendwo hat die ein Loch, hoffentlich erst später hineingerissen von meinen neuen Fingernägeln, das einzig Neue an mir diese Nägel, und da tropft was, das oder was andres, es tropft jedenfalls. Und keineswegs lautlos. Ob das der Irrfahrt in diese Tüte, ob das der Fahrt Ende war und Anfang von etwas andrem? Ob das jetzt auch was Neues ist? Ob das Menschengeschlecht endlich Obacht gegeben oder Obdach gefunden hat, ausgerechnet hier, in diesem kleinen Gummidings, das mir da jetzt im Sack aufgeht wie ein Messer? Das hätte den ganzen Aufwand nicht gelohnt, es geht nichts mehr damit, es geht sich nicht mehr aus, daß daraus was wird, und zurückkriegen kann er es auch nicht mehr, es war, wie ich, nur verpfändet, nein, Unsinn, es war seins, es hat ihm gehört, er hat es hergegeben, aber das war danach, ich weiß nicht, wonach, aber ich weiß: Danach ist es wie vorher, es ist verfallen, es ist an mich verfallen, in mir verloren, ich bin das Pfand, das keins ist, und man wirft in mich Dinge hinein, die verfallen, bevor sie noch selber arbeiten konnten, Menschen machen zum Beispiel, das geht ja auch mit dieser Substanz, die hier im Plastiksackerl gelandet ist, im Endlager. Ich vergesse das zu oft, Menschen sollten eigentlich hergestellt, nicht weggestellt werden, nicht weggeschmissen. Menschen könnten entstehen, unglaublich, aber wahr, die dann selber wieder konsumieren werden, das wäre eine gute Anlage, vielleicht, aber eine zu langfristige, ich könnte es trotzdem verkaufen, oder?, nein, das würde Jahre und Jahre dauern, bis aus der Saat eine Ernte entsteht, bis Menschen entstehen, daß die Erde sich freut, unglaublich, was die sich dann trauen: das Geschlecht des Vaters mit der Sichel abmähen, bis blutige Tropfen kommen. Ja, sowas könnte entstehen, etwas Lebendiges könnte entstehen, das dann die Sichel nimmt und den Vater umnietet, nein, abmäht, sein Geschlecht abmäht und es hinter sich wirft, ja, sowas kann passieren, sowas kann leicht passieren!, nein, leicht nicht.

Was soll das Pfand in meiner Hand? Es soll gar nichts. Kein Käufer vorhanden. Für Körperanleihen, kurzfristige wie langfristige, keine Käufer vorhanden. So lang kann niemand warten, bis etwas groß wird. Die Zeit ist ja vorbei, bevor sie gekommen ist. Ihre Zeit ist jetzt vorbei, weil Sie gekommen sind. Der Kunde verliert eine Sache, die ich empfange, nein, er läuft Gefahr, eine Sache zu verlieren, die er empfangen hat, nein, empfunden hat?, nein, er hat sie ja nicht empfangen und nichts empfunden, ich zum Glück aber auch nicht; das Pfand, das keins ist, ich habe es empfangen, aber nicht erfunden, auch nicht gefunden, jawohl, ich hab es, oder bin das nicht ich, der es hat? Bin ich das, was ich bin, die ich bin? Nein, das kann nicht sein, ich, der sein wird, was er ist, ich meine, der ist, was er sein wird, der bin nicht ich.

Ich habe mich vertan, entschuldigen Sie, und ich kann das gar nicht mehr hergeben, das Vertane kann man nicht hergeben, das Getane ist getan, man sieht es, man kann drauf wetten, man kann die Wette abschließen, man kann ausschließlich Bedürfnissen nachgehen, man kann gleich anschließend Bedürfnissen nachgehen, wenn auch anderen, man kann Menschen nachgehen, ja, auch anderen, auf weiten, dauerberieselten Betätigungsfeldern, die ständig umgepflügt werden müssen, aber es wächst dort trotzdem nichts, vielleicht woanders, aber dort, wo die Schachtel steht, wächst nichts, das muß mit dem Boden zusammenhängen, der ist irgendwie zu hart, der ist zu unergiebig, ich meine, er gibt nichts her, das wird nichts mehr, es wird alles weniger, ich muß es ja wissen, denn ich habe es jetzt, das geht nicht, der Eigentümer dieser Sache, dieser einen, einzigen Sache kann sie nicht zurückverlangen. Er hat sie jetzt. Ein andrer hat sie schon, ein andrer hat die Sache schon, und zwar, damit kein andrer sie bekommt. Das ist seine Sache, diese Sache ist seine. Aber er möchte sie trotzdem zurückverlangen, obwohl er sie schon hat, er möchte sie doppelt und dreifach zurückbekommen, obwohl er sie doch hat. Das ist wie mit der Zeit. Früher ist später. Entscheiden Sie sich! Gleich ist nicht gleich. So ist das. Es kann nichts eingelöst werden, es kann nichts zurückgefordert werden, ich bin kein Pfand, ich stehe für mich selber, nein, leider doch nicht. Ich merke, ich stehe gar nicht, niemals geschlossen hat dieser Körper, und stehen tut er auch nicht. Aber da steht was! Ich schwöre, da steht was. Ich sehe es doch! Der steht einfach da und will mich fest nageln (nicht festnageln! Bitte!) auf diesem Fels, in dieser Box oder was das ist. Das ist sogar noch tiefer als tief, tiefer geht es nicht rein, das schwöre ich, dort ist schon die Faser-Wand, billig und haltbar, billig und recht. Ist so bei einer Schachtel. Wozu hab ich dem Typen, und nicht nur dem!, das Feuer jetzt gebracht, wozu, frage ich mich, ein Feuer, das nichts verzehrt, obwohl es doch auch essen muß. Dieses Feuer will einfach nicht! Ich stehe nicht, und das ist gar kein Feuer, und ich muß es auch nicht bringen, ich muß keinem etwas bringen, weil ich vielen etwas bringen muß. So. Dem, was vergeblich ist, schicke ich keine Mühe hinterher. Die Mühe wurde bereits auf diese Boxen verwandt, von anderen, das muß ich nicht mehr machen, sowas macht viel Mühe, doch nicht ich mache sie, so viel Mühe, etwas Gemachtes hierher zu stellen, da ist es jetzt, da steht es, da steht der Verhau, da steht die blöde Kiste, und dann bringt keiner das Feuer, also ich brings nicht, o hätte jeder andre als ich sie erlöst, die Menschen, o wäre jede andre als ich erlöst worden! Ich kann alles sein, ich kann auch Herrin sein, ohne Herr zu sein. Ich komme her, wenn man mich ruft, wenn man mich mahnruft. Her mit mir! Ich bin das Pfand, das gleichviel wert ist wie das, was man für mich geboten hat. Ach, ich weiß nicht. Ich war etwas. Was? So.

So. Vielen Dank, lieber Wolfgang Pircher. Du bist selber schuld! Das nächste Mal schickst du mir halt was andres! Benutzt wird es sowieso. Ich kann alles brauchen. Das weißt du ja. Danke für das mit dem Pfand.

Kein Dank an Aischylos ("Der gefesselte Prometheus"), aber der ist ja zur Entnahme frei.

 

Zusatz für eine Aufführung von "Über Tiere" in Zürich Frühjahr 14. Zu den Verrichtungsboxen, die dort aufgestellt werden (in Köln gibt es sie auch).

 

2013 / 26.6.2014

 


Jetzt dürfen die Menschen einmal aus ihren Kleidern heraus © 2014 Elfriede Jelinek

 

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