Textflächen

Das da ist nur für mich. So kann ich es mir schenken.

Eine alte Nichtreisende bindet sich also ein letztes Mal - gleich kommt der Zug der Zeit, und wir müssen hier weg! - ihre Textflächen (das Wort stammt bitte von mir, das muß ich schon sagen dürfen! Das wird man bitte noch sagen dürfen! Wer was andres weiß, darf es aber auch sagen, vielleicht irre ich mich ja, aber sicher niemals, was andre betrifft) an die Füße wie Schneeschuhe, denn Skier wären ihr schon zu rasant, gefährliche Werkzeuge, obwohl andre sich damit in ihren Ahnungslosigkeitsabgrund (Robert Walser) stürzen, als hätten sie nicht wenigstens auf ihr Material aufzupassen. Auf Skiern, da ginge es abwärts und aufwärts nur noch mit Fellen, denen das Haar sich sträubt, was ja auch erwünscht ist, sonst wird das Fell zur Fessel und man steckt im eigenen Lawinenkegel fest, wird selbst von riesigen, kalten Massen umgekegelt oder kann sich gegen das Abwärts nicht mehr wehren, weil die Weiser mir nichts zeigen, Weisere als ich zeigen mir auch nichts und sagen mir nichts, die Haare weisen in die verkehrte Richtung, genau!, sie stehen zu Berge. Sonst rutscht man eben aus, hinab. Obwohl man nicht will und das Rasante scheut wie alles übrige auch.

Ich weiß ja schon jetzt, zu Beginn, nicht, noch nicht, was ich zu den von allseits (wirklich allseits, bloß noch nicht von allen) abgelehnten Textflächen nun sagen könnte, denn beim Sagen kämpfe ich mit Hemmnissen, die herangeschleppt wurden, damit ich drüberfalle. Ordensbehängte Dichter, deren Halswirbelsäulen unter Ehrendoktoraten und Preisen knacken (ich will nichts gesagt haben, ich hab ja selber Preise genug eingeheimatet, unter denen ich einherschwanke, von den Kommentaren Wollender wie Übelwollender begleitet, die sich aber kurz fassen müssen, die Zeitungen verlangen das so, sie begrenzen den Ort dafür, aber Sie wollen sich keine Begrenzungen auferlegen lassen, dafür dürfen Sie öfter was sagen, so oft Sie wollen, aber immer nur kurz bitte, ich habe dafür alle Zeit der Welt, mich zu fassen, kann es aber leider immer noch nicht), stehen auf, spucken mir in die armen Textflächen rein, was keine große Kunst ist, denn die Flächen sind ja richtig groß, für viele: zu groß, was aber nicht heißt, daß sie richtig dort angebracht waren (daß es angebracht war, sie dort anzubringen), wo drauf gespuckt wurde, meist auch auf mich, bevor ich richtig ausweichen konnte, zum Beispiel dieser alten Frau damals an der Bushaltestelle. Das macht mir gar nichts aus, ich bin eh schon naß, weil ich mich nicht gewaschen habe, oder habe ich mich schon gewaschen, aber nicht naß gemacht?, es muß das Umgekehrte ja immer auch funktionieren, damit meine neuen Schuhe draus werden, aber: nichts funktioniert. Vielleicht kann ich es doch etwas genauer erklären ...? Von wo geh ich diese Flächen jetzt an? Wie nehme ich sie denn? Indem ich im Grünen, wo ich wohne, vor mich hinblicke? Wie soll ich dieses Phänomen enthüllen, bevor es überhaupt noch verhüllt wurde? Wie soll ich sie auslegen, bevor sie noch richtig da liegen, die Flächen? Gern auch in Weiß, haben wir vorrätig, da können Sie mit Ihrem Körper schön tiefe Löcher rein machen, da müssen Sie keine Bretter bohren! Aber so tief wie Ihre Kalauer werden die nie! Wieso sollen die Flächen schon schuldig sein, noch bevor sie existieren? Das Sein sind sie ja nicht, jedenfalls nicht als solches, wenn schon, dann das Sein als ein anderes, so wie ich es eben darstelle, immer ein anderes, wertlos wie ich, schuldig als ein Existierendes? So. Da steht es und klopft sich den Schwarzwälder Schnee ab. Ich rufe sie jetzt mal probeweise an, die Flächen, ob sie auch geliefert sind, das haben sie mit mir gemeinsam, damit ich sie da herlegen und auslegen kann, diesen Teppich des Seins und des Sprechens, was bei mir sowieso ein und dasselbe ist, ich glaube, ich muß die Fläche jetzt einrollen; so, wie sie da liegt, kriege ich sie nicht dorthin, wo ich sie brauche, diese Textausgeburt, diese Textsuhle (das wird sie, wenn man sich für sie eine weiche Unterlage aussucht, das gibt alles nach, ich gebe niemals nach, dieser Textteppich, in dem alles Platz hat — allerdings nur hineindarf, wem ich es erlaube —, aber schon). Schuldig im Sinn der Anklage, weil sie so daliegt, so auf dem Hörensagen herumliegt, das niemandem etwas sagt, und hören wollen die Leute auch nicht: Das ist ja das Problem mit Flächen, sie dehnen sich aus, reichen von hier nach dort und noch weiter, man kann sich draufstellen, man kann sie herbeizerren, man kann sie rausrollen, während der Exekutor sie schon in seinen Lieferwagen laden möchte, man kann sie auslegen, man kann sie eben, genau!: einrollen, man kann sie ausrollen, ist das etwa Schnee? Geht da was in die Tiefe bei dieser Fläche?, meines Wissens nicht, ich habe vorhin die Lawine ausgelöst, aber in die Tiefe bin ich nicht gegangen, eher habe ich oben was draufgehäufelt, aber wer braucht schon ein Wissen, geschweige denn meins?, wozu diese Tiefe? Wer braucht die? Vielleicht um mich selbst mit diesen armseligen Schneeschuhen, die den Schnee grade nur ein bißchen aufwühlen, sich aber irgendwie doch halten können, aufgrund des Aufwühlens, ich meine des Aufgewühltseins, dort einzupflanzen?, vielleicht um mein Publikum, das grad da ist, noch mehr aufzuwühlen, und das schreit und tobt und buht eh schon vor Wut? Wir wollen keine Flächen mehr, wir wollen nur noch Menschen! Nein, es ist mir leider noch nie gelungen, mich zu verankern, immer zieht mir wer den Boden unter den Füßen weg, weil ich eben keine Menschen darstelle. Da ist kein Platz. Die können sich nicht danebenstellen, die können sich nicht daneben hinstellen, wo sie doch schon neben ihren Schuhen stehen. Und andre Menschen sollen meine Menschen auch nicht darstellen dürfen. Sie sollen benutzen, was ich ihnen herlege, sie sollen unter den Schlägen zittern, die ich ihnen auflege, mit der flachen Hand, also viel müssen sie da nicht machen. Sie müssen sprechen, mehr brauche ich nicht. Sie brauchen vielleicht mehr, aber das ist mir wurst. Darum bin ich irgendwann auf diese transportable Fläche gestoßen, hab gleich gewußt: Damit kann ich was anfangen, da brauche ich keinen Zweiten, um mir was anzufangen, bin etwas drauf herumgehüpft: Paßt! Hält. Nehmen wir. Vor den Menschen selbst, was immer sie tun, scheue ich zurück, das ist halt so. Ich weiß auch gar nicht, was sie machen. Mein ganzes Leben hindurch war ich mit ihnen verbunden, wenn auch nur lose, zu lose, und weiß immer noch nicht, was sie treiben. Ob meine Menschenscheu dazu geführt hat, daß ich sie nicht einmal auf der Bühne dulden mag, jedenfalls nicht als Menschen? Spielt vielleicht eine Rolle, interessiert Sie aber sicher nicht. Doch mir ist lieber, die Typen auf der Bühne spielen andre Rollen, die dann jedoch auch nicht von mir stammen. Ich schicke nichts los, und deswegen geht auch nichts los. Ich gebe ihnen nichts, ich schenke ihnen nichts. Ich gebe ihnen höchstens Saures. Sie müssen sie erst suchen, die Rollen. Was weiß denn ich schon? Was ich weiß, das weiß jeder. Und er sagt es auch; daß andre es auch noch sagen sollen, wie schon einmal zuvor einer gesagt hat, so einer möchten meine Wesen zwar nicht sein, sie müssen aber. Immer wie schon einer gewesen ist, und auch das hat ein andrer, ein Größerer als ich, gesagt. Bis das viele Gesagte besorgt in sich selber aufgeht (ungefähr wie das Geimpfte, eine kleine alte Redeweise aus meiner Heimat, die niemand mehr singen kann, ich meine die Rede, von der es ist, von sich, die Rede ist von sich selbst), weil es ihm kein andrer besorgen mag. Der Autor ist tot, aber manchmal glaubt er, er lebe noch. Es lebe nur hoch, wer den Preis kriegt! Kommen Sie und sprechen Sie dort hinein, wir brauchen Ihren Dank, diese Veranstaltung ist dafür da, dieses kleine Gerät hier nimmt ihn auf. Aber tot ist er trotzdem, der Autor, daher geachtet. Schon zu Lebzeiten war er überschaubar, mit seinem kleinen Vorrat an Worten, aber jetzt hat er beschlossen, daß er nicht mehr übersehen werden kann. Der Regisseur hilft ihnen dabei, wem?, er hilft den Schauspielern beim Finden, oder auch nicht. Mir hilft beim Erfinden keiner, deshalb tu ich es auch nicht. Wo ist meine Eigenleistung? Wo war meine Leistung? Ich finde sie jetzt nicht, keiner findet sie, weil sie selbst ja auch nicht im Erfinden bestanden hat, das Eigene ist verschwindend, und die Eigenleistung ist nicht maßgeblich, denn sie wurde schon an anderen gemessen, ich nehme ja nur solche, die bereits gemessen worden sind. Und jetzt ist es eben weg, das eigensinnige Eigene. Es reden abwechselnd Personen, man weiß, wer sie sind, aber man weiß nicht, wer der ist, der grade spricht. Was ich nicht erfunden habe, nur gefunden, das kommt jetzt woandershin, das wandert mitsamt seinem Ort an einen anderen, damit man denken soll, ich hätte es erfunden. Damit der Fundort nicht markiert wird, von wo ich es mir geholt habe. Damit der Ort keine Ansprüche stellt, geht ihm der Text, seine dazugehörige Fläche, dieses Selbstklebende, mit gutem Beispiel voran und ist und bleibt recht anspruchslos, obwohl er sich soviel hineingestopft hat. Ich habe ihn festgehalten und geschoppt. Er wollte nicht, aber er mußte. Sie werden nie unterscheiden können, was von mir ist und was von anderen, außer Sie wissen mehr als ich und mehr von mir als ich! Sie werden immer glauben, ich sei es, die spricht. Sie werden aber auch wissen, daß ich das nicht gewesen sein kann. Soviel kann kein Mensch sprechen, noch dazu als eine einzige Person! Da Sie aber wissen, daß das nicht sein kann, außerdem gebe ich ja zu, daß ich nichts weiß, von niemandem etwas wissen kann, kann nicht ich es sein, die spricht. Also ein anderer. Aber wer? Und es geht ja noch weiter, denn was von anderen ist und was ich diesem Flickenteppich einfüge, ist ja nicht das, was ein andrer gesagt hat, sondern das, von dem ich nur glaube, daß es ein andrer gesagt hat. Der hat in Wirklichkeit aber ganz was andres gesagt! Glauben Sie, ich habe die Zeit, dem nachzugehen? Ich muß doch weitergehen! Weiter als der, von dem ich nicht weiß, wie weit er gekommen ist. Der würde sich selbst in seinem Sprechen bei mir nicht wiedererkennen. Ich verstehe nichts und handle umso entschlossener. So ist das ja überhaupt, niemand ist so entschlossen wie ein Dummer, der in sich selbst herumtorkelt und in seinem Leben herumrührt, aber nichts findet, was andre rühren könnte. Und er findet auch kein Leben, jedenfalls keins, das er ausgerechnet Schauspielern eingeben würde. Findet er Leben, braucht er es für sich selber. Ich kann da leicht großzügig sein und meins weitergeben, doch wer wollte es haben? Ich kann Ihnen sagen, mein Leben, das möchte niemand haben. Schauen Sie, dort liegt etwas, das genauso verkannt ist wie ich, da ist meine Entschlossenheit mir offenbar vorausgelaufen, dabei hat das, was da liegt, seine Zeitlichkeit verloren und findet immer: jetzt statt. Ja, genau dort, wo Sie sitzen. Vielleicht erkennen Sie das Andere, das Fremde, auf meinem Teppich (und der Teppich selbst ist mir ja fremd, gestern ist der noch nicht da herumgelegen) deshalb nicht, weil schon ich es zuvor nicht erkannt und ganz anders ausgelegt habe? Meine Auslegung werden Sie hier nicht finden, die ist schon auf dem Teppich, die bleibt auf dem Teppich, die hebt nicht ab. Die Auslegware trägt bereits meine Zeichen, die Wäscherei hat sie nicht rausgekriegt, dafür neue reingemacht, tipp tipp tipp, hier sind ein paar davon, ich tippe die Zeichen von anderen, aber nicht so, wie der Andere sie gemeint hat. Das wäre ja witzlos. Dann könnte dieser Andere das ja schreiben, und ich würde mir die Arbeit sparen, obwohl ich nichts damit verdient hätte. Diese Zeichen von anderen sind Zeichen für anderes und für andere. Ich verstehe nichts, ich bin dumm, Sie sagen es, aber ich habe es zuerst gesagt!, danke, das ist nämlich die beste Voraussetzung für den Teppich. Am besten liegt er auf einer total leeren Fläche. Am besten, er ist eine total leere Fläche. Ich werde es ihm schon zeigen! Ich lege ihn zwar aus, aber er führt mich dabei herum, nur zu mir führt er mich nicht. Blödsinn. Ich weiß ja, wo ich bin. Ich bleibe auf dem Teppich, wenn auch nicht auf diesem, dem ich nicht trauen kann, er ist ja von mir, wenn auch nicht persönlich, ich bin nicht ein anderer, ich bin von einem anderen, sagt das Wort, dieser weggekaute Kaugummi, für den ist hier auch noch Platz auf der Fläche. Schon dort zu sein enthält alles, was gewesen ist, und daraus entsteht das Wort, aus dem, was für andere gewesen ist, ich schreibe es nur hin. Was gesagt worden ist, allerdings nicht von mir, das schreibe ich hin. So wie das Sein, das ich erfunden habe, nicht das Vorhandene ist, das ich ja nicht kenne. Wen interessierts, wer spricht und wo? Sie glauben, ich bin es, hier? Solange ich hier bin, kann ich nicht vergangen sein, mich aber am Existierenden jederzeit vergehen? Und ein Vergehen ist nicht nur der Zeit anzulasten, sondern auch dem, was sich darin auflöst, mein Wort, mein Ehrenwort, das, was ich sage, kann nur gewesen sein, solange es ist. Dann verschwindet das Stück, das nicht das beste von mir ist. Ich meine nicht, das sei mein bestes Stück. Aber ich habe so viele. Na, das stimmt schon, das mit dem Sprechen als Fläche, das ich mir auf meine Art ausgelegt habe, aber ich bin nicht ich, ich bin auch kein andrer, und ein andrer kann nicht ich sein. Ich glaube nur, und das heißt nichts wissen. Das ist mein Schreiben, nichts wissen und auch nicht wissen, was ein andrer gesagt hat, den ich dennoch sprechen lasse. Vielleicht eine Ahnung vom Anderen haben und mehr nicht zulassen, weil der Teppich sonst vor sich selbst erschrecken und sich einrollen würde? Die Größe ist schon ein Faktor, ja, allein die Größe! Es ist eher ein Umfassen als ein Auslegen, das Auslegen kommt später, wenn Menschen von ihrer Befindlichkeit sprechen, wo sie doch genau wissen, wo sie sich befinden und wie, danke gut, bevor Sie über den Teppich drüberfallen, weil er nicht ganz plan aufliegt, weil er nicht nach Plan aufliegt, sondern woanders, deshalb überfällt das Dasein des Zuschauers diesen, es überkommt ihn, das Überkommene überkommt ihn, es überwältigt ihn, weil er ja nicht weiß, daß es von jemand anderem gekommen ist, als das Seiende, das es, während es ist, schon gewesen ist. Denn so ist das mit dem Sprechen, es verschwindet, nachdem es stattgefunden hat. Ich finde meinen Seiher jetzt nicht (ich glaube, der Deutsche sagt Sieb dazu, es heißt aber nicht Sien, sondern Sein!), um möglichst schnell auf den Satz zu kommen, der sich dort sammelt, damit ich auch im Kaffeesatz (oder was sich halt dort angehäuft hat) noch lesen kann, daher kann ich es nicht anders sagen, als es schon gesagt worden ist. Umfassen Sie mal einen Teppich, ohne ihn vorher einzurollen, mitsamt all den Trittspuren, die er trägt! Nicht mit mir! Ich lasse noch nicht einmal Eigenes und Fremdes in einen Dialog treten, denn beides, Eigenes wie Fremdes, wissen längst nicht mehr, haben es nie gewußt, wovon die Rede ist, wenn sie reden. Ich lasse nachreden, aber es ist eine schlechte Nachrede. Es schreit einer den anderen an, aber keiner weiß von sich, und keiner will von sich wissen. Und vom andren schon gar nicht. Dieses Hin und Her des Sprechens, das wollte ich mir früher immer besorgen, habe meine Zinn-, meine Unsinn-Soldaten auch aufs Feld geschleppt, habe sie kämpfen lassen, aber das war lächerlich. Nicht nur lächerlich, wenn man an den Tod denkt, immer und überhaupt lächerlich ist es, wenn Menschen aus ihrem Gewissen, nein, aus ihrer Gewißheit etwas holen und aufs Tapet bringen, na ja, ich weiß gar nicht, woher Tapet kommt, aber ich weiß, eine Tapete ist ein senkrechter Teppich. Es ist egal. Wenn wir sie stechen, bluten sie nicht, und das wäre doch Soldatenpflicht. Sie sprechen bestenfalls im Verfertigen ihrer schlechten Nachrede, und manchmal, selten, läuft jemand dem Vorredner nach, weil er gern wüßte, was der gesagt hat, aber das kann nicht mehr gefunden, nicht mehr rekonstruiert werden, auch wenn man es nachliest oder eine Aufnahme sieht beziehungsweise hört, was eben auch schon wieder eine eigene Beziehung ist, die zwischen dem Sehen und dem Hören. Das Verfertigte ist mir anverwandelt worden, und doch bin ich nicht ich geworden, denn was da steht, es bleibt mir fremd. Ich glaube, ich schreibe es schon aus dem einzigen Grund, damit es mir fremd bleibt und Ihnen auch. Was ich kenne, interessiert mich nicht. Was Sie sagen, ist sicher interessant, es kommt in jedem Satz Ihre gesamte Existenz vor, aber ich will die auch nicht kennen. Es ist der seltene Fall eingetreten, daß jemand sich nicht nur vor fremden Menschen, sondern auch vor fremdem Sprechen scheut, es nicht so genau hören will, nicht so genau verstehen, aber es muß dorthin, es muß, tipp tipp tipp, hier rein, genau hier!, kommt schön her, Buchstaben, ein Buch werden wir für euch nicht brauchen!, einen Richter werden wir als befangen ablehnen, jeden Richter, hören Sie: Diesen Tip hab ich bekommen, ich gehe ihm nach, ich setze, ich setze nicht mich, ich setze nie mich, da würde ich mich ja gefährden, ich setze immer andere aufs Spiel, die es aber gar nicht gibt, Kunststück, nein, kein Kunststück, aber diese anderen sind dann, wenn sie gesetzt sind, so anders, daß sie sich selbst nicht mehr erkennen. Wenn ich etwas von Ihnen abschreibe, erkennen Sie es danach selbst nicht mehr wieder, das wollte ich hier in aller Kürze sagen, kann es aber nicht kurz. Wenigstens das steht fest. Ich höre nie Platten, wirklich nie. Ich weiß zwar, was Musik ist, also ich erkenne Musik, wenn ich sie höre, das muß sie sein!, genau, aber ich scheue sie wie alles andre auch. Ich würde sie ja laufen lassen, wenn ich sie hörte, sie käme davon, so wie alle von mir wegkommen und damit: davonkommen wollen. Die Musik, die mich einmal beherrscht hat, ist längst davongekommen, sonst könnten Sie sie ja nirgendwo sonst hören als nur in mir, und dort wäre: Stille; seien Sie froh, daß ich die Musik freigegeben und hergegeben habe, vielleicht quält sie jetzt andere, sicher tut sie das, aber ich würde sie, ließe ich sie laufen, genauso auch wieder laufenlassen. Ich verstehe längst nicht mehr, wo die überall herkommt, wo sie hergeholt wird, aus welchem unermeßlichen Raum, und wie sie in dieses Gerät reinkommt, ich verstehe es nicht, aber sie ist da, wenn auch nicht dort, wo ich mich aufhalte. Die Musik ist nicht aufzuhalten, sie ist die Zeitlichkeit, mit der Zeit setzt sie sich mit sich selbst zusammen, deswegen gibt es so viel davon, so viele haben was davon, die Musik kann nur erklärt werden aus dem Ist, Zeitlichkeit zeitigt, ja, dort drüben beim Sternenbrunnen, wo leider kein Wort steht, sonst würde ich das auch noch abschreiben, sie zeitigt also und zwar alle, ich wiederhole: alle möglichen Weisen ihrer selbst, sehen Sie, und diese Weisen sind die Musik und ihre Verschiedenheiten. Von nichts gibt es soviel wie von Musik, glaube ich, wenn ich überall dieses Hören sehe, denn man sieht es, man hört es ja nicht, es wird direkt in die Ohren hineingepumpt, man sieht das Gerät, woher kommt diese Zeitlichkeit, diese Musik, die ist und sonst nichts? Irgendwo muß die doch wieder rauskommen! Warte ich etwa beim falschen Tor? Sie ist nicht nichts, die Musik, das weiß ich bitte sicher, habe ja ein Drittel meines Lebens mit Üben verbracht, sie ist, sie muß einfach sein, nein, einfach muß sie nicht sein, sie muß einfach sein, sonst aber muß sie nichts. Wieso kann dieses Gerät endlos Musik aufnehmen und abgeben? Schon das ist mir unerklärlich. Ich könnte und wollte sie dennoch nicht aufhalten. Alles muß raus. Sie ist Wiederholung, sie ist endlose Wiederholung von etwas Bodenlosem, deswegen glaubt sie ja, sie wäre einzig und tief, weil sie keinen Boden sieht, dafür aber überall herauskann. Das Ziel ist noch nicht erreicht, das darin besteht, daß alle alles hören, und es ist alles dasselbe, ich zerbreche das Gesollte, das von mir wollte, daß alles, was dasselbe ist, trotzdem auch wieder einzigartig sein sollte wie jeder Mensch, der das hört, für jeden einzelnen einzigartig, doch die Musik will, daß wir das Gesollte, nein, das Gewollte, nein, das Gewohnte hören und wiedererkennen. Das wäre natürlich viel einfacher, wenn alle eben dasselbe hören würden und alle auch dasselbe wären. Man hätte nicht soviel Arbeit, es zu unterscheiden und in einer Zeitschrift darüber zu schreiben. So ist das mit den Textflächen auch. Es ist alles ein Auch. Es ist ein Anders. Das ist etwas anderes! Es ist so und so, und es geht auch wieder so und so. Es ist alles dasselbe, sagt man mir. Ich sehe etwas und weiß schon: Es ist dasselbe. Weiß aber nicht, wie was dasselbe ist. Liegt die Verschiedenheit, egal, wovon verschieden, auch wenn noch nicht verschieden, liegt sie darin, daß sich ihre Zeitlichkeit aus der eigenen Zukunft rückwirkend erst herausbildet, in der wir sie wieder hören werden, es ist unsere Lieblingsnummer, es ist unsere Lieblingsekstase, die wollen wir immer wieder haben, genau wie diese Nummer, die wir immer wieder schieben und dann hören wollen, bevor sie weg ist, hören in einer endlosen Abfolge von Ekstasen, weil das so schön gewesen ist und immer wiederkommen soll, als ein gleiches; genau das, was uns soviel Freude macht, das möchten wir immer wieder erleben, bis die Zukunft, in der dasselbe wieder stattfinden soll, die Gegenwart aufweckt, oder wie sagt der Denker? Das primäre Phänomen der ursprünglichen und eigentlichen Zeitlichkeit ist die Zukunft? Kann sein. Die Musik ist alles. Die ist nicht zu schlagen. Und wie das Gewissen rügt mich die Musik eben auch rückwirkend, die Wirkung beim ersten Mal Hören war ihr nicht stark genug, das können Sie besser, sagt die Musik, für die so viele Menschen empfindlich und empfänglich sind, und wiederholt es, immer wieder. Die Zukunft schlägt ihr ins Gesicht, die Zeitlichkeit wandelt sich so ab, daß man sie hören kann, die Musik hat ihre Abkunft in der Zeit, und wir nehmen sie als Musik nur deshalb wahr, weil sie aus der Zukunft wieder zurückschlägt, weil sie zuschlägt, weil sie alles schlägt, weil sie in aller Eile aus der Zeit wieder zum Vorschein kommt. Und wiederholt wird, damit wir es uns merken. Da stehen sie, die Hörer, mit dem Hörer im Ohr, und werden aufgepumpt mit Zeit, und mit der Zeit setzt sie sich zusammen, mit sich selbst, diese Melodie sitzt, Musik ist nicht, sie zeitigt sich, sie zeigt sich nicht, sie zeitigt. So. Mein Wersprecher hat gesprochen, die winzigen Lautsprecher in all den Ohren haben auf ihre Weise ihre Weise herausgeschrien. Der Worte sind nie genug gewechselt, aber die Musik wird nicht gewechselt, wir haben unsere Lieblingsstücke, unsere kleinen Lieblinge, die Musik ist doch sowieso schon ganz kleingemacht worden, sonst ginge sie nicht in Ihre Ohren hinein. Ich kenne sie nicht. Ich weiß nichts mehr über Musik. Ich kenne nichts, ich erkenne nichts. Und sie kenne ich sogar noch weniger als die Musik, meine lieben Flächen, ich kenne sie nicht, sie sind zu lang, wen soll ich auf euch ansprechen, es unterscheidet sich ja nichts von niemandem, keiner von keinem, also spreche ich euch selbst, ich spreche die Fläche, ich lasse sie laufen, ich lasse eure Rollen laufen, ich lasse euch über Rollen laufen, damit es schneller geht, es wird nicht bis zur Zukunft dauern, bis sie wieder zu mir zurückkommt, diese Fläche, auf die hoffentlich jemand steht, und das bin ich, immer nur ich, zumindest ich; ich bin ein Auslaufmodell, ich brauche auch die Zukunft nicht, um da was auszulegen, es geht nichts weiter, es gibt keinen zeitlichen Ablauf, das hat den Vorteil, daß man weder zu spät noch zu früh kommen kann. Ich lege diese Rolle da hin, und dann lasse ich sie laufen, nicht immer auf Rollen, vielleicht eher wie ein geübter Teppichhändler, doch erst, wenn ich sie dahergelegt habe, zuerst die Rolle, dann die Auslegung, bis ein Teppich draus wird, dann geht es in die Breite, ich meine, dann breite ich den Teppich aus.

Es heißt, postmoderne Autoren lassen den Autor sterben, damit der Leser, der Theatergeher, leben soll, die Figuren sollen auch leben, wie sie wollen, ich zwinge ihnen nichts auf. Andre wieder sagen, daß der Autor von seinen Produkten, seinen Schreib-Ergebnissen am Leben gehalten wird. Da hält er seine Position also mit zitternden Armen hoch, gleich fällt sie ihm auf den Kopf. Jedem fällt irgendwann das, was er gesagt hat, auf den Kopf, aber nicht jeder weiß es auch, daß ihm da Gefahr droht, und sie erwischt ihn kalt, die Lawine. Die Kälte, die so viele Autoren lieben, oft geradezu vergötzen, die fällt ihnen manchmal auf den Kopf, falls die Hitze sie nicht schon vorher umgebracht hat. Ich aber, ich steh nur einfach so da, ich bestehe auf nichts, indem ich scheinbar auf, nein, nicht mich als Subjekt, ich bin ja keins, ich bin eine schreibende Frau, die kann ein Subjekt gar nicht sein (höhnisches Gelächter, gellender Hohn, das kennen wir schon!), meine Meinung bestehe?, vielleicht, das ist eine schöne weibliche Position, in die ich mich noch irgendwie hineinquetschen könnte, ich stehe also da und bestehe auf meine Meinung, jedoch ohne Herrschaft über meine Arbeit, denn Arbeit und Herrschaft passen zwar zusammen, aber bitte doch nicht in einer Person! Ich weiß nicht, ob ich lebe oder schon tot bin, nach dem, was ich erlebe, bin ich definitiv tot, aber ich erkläre Ihnen ja schon die ganze Zeit, daß Sie mich gar nicht brauchen. Und Sie selbst haben es mir auch schon öfter gesagt. Ich bin nichts, aber Sie sind nicht alles (das haben Sie mir nicht gesagt!). Dazwischen treffen wir uns. Und Sie sind zum Beispiel mir gar nichts, das könnte ich Ihnen sogar beweisen, Sie interessieren mich nicht, sonst müßte ich womöglich über Sie schreiben und womöglich auch noch über Sie als Mensch. Ich will Sie deshalb nicht kennenlernen. Ich will niemanden kennenlernen. Das Schreiben geht auch nicht, der Autor geht nicht, er geht nicht raus, nicht einmal mit einem Fleckputzmittel (obwohl er sogar im Himalaya herumgehen kann, auf Flüssen flüssig ist, weil er sich so gut in diesen Fluß hineindenken kann, daß der Fluß nun auch in ihn hineinkommt, hier steht er, aber dieses Stehen ist keins, er fließt, das steht fest. Es steht fest, daß dieser Fluß fließt. Und warum stehe ich nicht so fest auf meinen Schneeschuhen, die ja dafür erfunden wurden, daß man auf tiefem Geläuf, sogar auf Tiefschnee, irgendwie an der Oberfläche bleibt. Und genau dort können Sie mich treffen, auch wenn ich inzwischen etwas eingesunken bin, wie ich vorhin gesagt habe, nein, ich habe das nicht gesagt, etwas hat es mir eingesagt, und dieses Etwas war ein Jemand, doch ich kenne auch ihn nicht).

Nein, im Ernst, ich möchte schon wissen, warum ich vor der Menschendarstellung so zurückscheue, wie ich damals, als ich sogar neun Monate Zeit dafür gehabt hätte, vor der Menschenherstellung zurückgeschreckt bin. Wahrscheinlich wäre die mir auch nicht gelungen. Mein Körper will das nicht, hat er mir energisch mitgeteilt, der gibt das nicht her, auch er ist sicher im Besitz seiner Mittel wie seiner Mittellosigkeit, na gut, folge ich eben einmal meinem Körper und nicht irgendeinem Begehren nach irgendeinem Text, obwohl: Das habe ich schon. Dieses Begehren habe ich, Ehrenwort, aber da hat man dann keinen Partner, nur den, den man sich selber schafft, aber meist kommt nichts dabei raus. Hat man ihn herbeigeschafft, den Partner, hallo, Textkumpel!, dann ist sein Einwand auch schon wieder dabei, an Kraft zu verlieren, während ich noch verzweifelt Luft unter seine Tragflächen pumpe, und wie soll ich ohne Gegenwehr von einem anderen etwas schaffen, ohne weiteren Einwand?, währenddessen also fällt die Wand um, ohne Anruf ergeht heute kein ordentlicher Ruf mehr, man hat es am Ohr, man hat das Wort im Ohr, anders geht es nicht, aber der sprechende Partner (alle sprechen, diese Wand besteht aus Sprechen, fällt mir jetzt auf, überall sprechen sie. Hier spricht man eine Sprache, fragt sich nur, welche. Doch ein Tritt dagegen, gegen dieses Rigips-Konstrukt, und alles ist still), der am anderen Ende vom Ohr, früher innere Stimme, Gewissen, Gewißheit, kurz und hochtrabend eben: Anderer genannt, obwohl er gar kein anderer ist, hat keine Stimme mehr, weil alles Stimme ist, alles spricht, es gibt diesen Wersprecher, den man am Theater immer so gern gehört, den man immer so gern genommen hat, also zumindest bei mir gibt es ihn nicht mehr, weil überall Sprechen ist, dieser angesprochene, aber nicht ansprechende Partner also, der schaut plötzlich ganz anders aus als dort, wo man ihn herausgerissen hat. Kunststück, er war ja auch nicht er! Das war er nicht, und der war er auch nicht. Seine Zeit war endlich, meine Zeit ist Zeitlichkeit, weil ich immer zu früh komme, jedenfalls zeitlich genug, für was auch immer, diese Zeitlichkeit zeitigt sich aber immer aus der Zukunft, denn vorher kann man ja nicht wissen, daß man zu früh dran sein wird. Was man aber weiß, ist, daß man drankommen wird, da steht man dann auf der Bühne, wo die Zeitlichkeit die Zeit trifft, keinen Augenblick zu früh, keinen zu spät, der Inspektor, der Inspizient hat einen rausgeschickt, da steht man voller Ekstase, wenn auch nicht voller Extasy, sonst wäre man noch besser drauf, die Zukunft schaut auf einen herunter, denn sie weiß, daß man selbst nichts weiß, und schauen Sie: Die Zeit ist endlich. Die Zeit ist endlich gekommen. Die Zeit ist endlich zur Sprache gebracht worden. Aus diesem Loch im Sprechen, das auch Sprechen ist, es gibt nichts anderes mehr, kommt die endlose Zeit heraus, um ihrer eigenen Endlichkeit gegenübergestellt zu werden, und was soll ich Ihnen sagen?, es ist schon längst gesagt, ich wollte Ihnen sagen, daß alles schon gesagt ist, das ist das Zeitalter des Mobilen, der Zelle, des mobilen, transportablen Zellentelefons, jeder hat eins, das Theater ist komplett überflüssig, denn man muß ja den, der zu einem spricht, längst nicht mehr sehen, wozu also?, und aus der Zukunft heraus wird man wissen, daß es schon gesagt worden sein wird, denn es sprechen alle alles, das ist das Ende, es sprechen alle, doch man sieht nicht, mit wem, man sieht sie nur vor sich hin sprechen, in dieses Gerät, das man auch nicht sieht (man weiß aber, aus dem Sprechen des Anderen heraus, daß da ein Gerät sein muß, jeder, der spricht, muß so ein Gerät besitzen, sonst würden sich seine Lippen nicht bewegen und niemand andren bewegen), hineinsprechen, ins Leere sprechen, doch da ist jemand, auf der andren Seite, in der Ferne, sogar sehr fern, falls gewünscht, kontinentenweit entfernt, und der Rufgehalt kann nur noch an der Rechnung des Betreibers abgelesen werden. Egal, wem man ihn weggenommen hat, welchem andren Partner, der ihn gern behalten hätte, weil man sich selbst so in ihn verliebt hat. Das wird nicht erwidert, da wird überhaupt nichts mehr erwidert, das Eigene erwidert dem Fremden nicht mehr, obwohl da jetzt ein Dialog zwischen beiden stattfinden sollte, warum sonst hätte ich sie zusammengeworfen, bis sie hinfällig wurden, ich meine, bis sie verfielen? Beide? Im Sprechen verfallen, dem Sprechen verfallen? Heute bleibt die Bühne leer. Heute bleibt die Küche kalt. Von mir aus. Dann geht der Schöpfer halt woandershin, wenn das Geschöpf nicht will. Es gibt ja so viele, Schöpfer wie Geschöpfe, genau gleich viele. Sie sind auch alle gleich, nein, gleichwertig wie die zwölf Töne, mehr gibt es nicht, zumindest in der freischwebenden Temperatur nicht, die vielen aber zu kalt ist, was irgendwann einmal so vom Klavierstimmer bestimmt wurde, auch wenn Ihnen immer noch die große Terz besser gefällt. Sogar am besten, wenn Sie ehrlich sind. Und legen Sie noch einen Ton drauf und dann noch einen Halbton, dann haben Sie insgesamt drei ganze Töne gewonnen, gratuliere!, einen Tritonus, der Ihnen dann sogar zwei ganze Lösungen anbietet, wie Sie sich, ich meine ihn, auflösen können; das ist ein unbestimmtes Intervall, dem Sie ruhig Ihre Stimme, Ihre Stimmung, Ihre Abstimmung, wohin es sich auflösen, wohin es sich verpissen soll, leihen können, nicht schenken, für Musik aus dem Gerät sollte auch bezahlt werden, glauben Sies oder nicht, erwarten Sie das Ende!, denn beim nächsten Mal löst er sich vielleicht in die andre Richtung auf, der Tritonus, der kleine Teufel, mit seinem Zweizack, also zwei ganz spezielle Töne, die Sie drücken, blasen oder streicheln können in ihrem wunderbaren Dialog, den sie alle so gern singen, die Sänger, die allerdings nur hintereinander, viele andere lustige Musikanten können sie in ihrem Stall gleichzeitig erklingen lassen, der Terz jedoch ist das normalerweise ganz egal, die hat keine Auflösung nötig, die ist selbst eine. Sie ist schon lang in die Popmusik und in die Popmusiker und die Popautoren gefahren, und sie ist gut damit gefahren, und die fahren jetzt gut mit ihr, das klingt alles so schön, wir müssen gleich weinen. Die Wahrheit bleibt auf der Strecke, auf der sie hingefallen ist, liegen. Ich gehe auch drüber, ich gehe über diesen Text drüber, ich verstehe ihn nicht, aber sein Schöpfungsprinzip ist folgendes, das aber mir leider nicht folgt, ich verrate es hier, ich verrate hier mein Gesetz, das nicht unbedingt immer und für alle Fälle, die ich schon hingelegt habe, gilt, hier aber schon: Es muß ohne Unterbrechung, ohne Absetzen, ohne Absetzung, ohne Absätze (na ja, nicht ganz) immer weitergeschrieben werden. Das Nachdenken ist vorbei, das habe ich überstanden, das liegt hinter mir, es hat mich nicht viel gekostet, es loszulassen, ich hatte es ja nie richtig gepackt, auch wenn es mich manchmal gepackt hatte, aber jetzt brauche ich es nicht mehr. Ehrenwort, das alles schreibe ich, ohne ein einziges Mal abzusetzen, automatisch, automatistisch, quasi als unverständliche Auslegung meiner selbst, vergessen Sie, was ich sonst noch über die Auslegung geschrieben habe, es ist ohnedies immer nur das, was ein andrer darüber geschrieben hat, es ist alles eins und gleichgültig; wenn jeder mit jedem an jedem beliebigen Platz reden kann, ist alles überflüssig, weil das Sprechen den Menschen wie Kotze, wie Schleim in diese kleinen Geräte fließt und wir kein Taschentuch haben, was soll ich da, ich soll da nichts, das wurde mir gesagt. Ich soll nicht. Es ist überflüssig. Keiner braucht es, weil es jeder schon hat. Ich muß aber. Über sie hinaus, auf was hinauf?, über wen hinaus, über was hinaus? sind sie nie gekommen, die Popper zum Beispiel, die sich sich selbst ihr Pop-up-Unternehmen in die Nase ziehen und davon ganz high werden. Sie sagen es. Nein, Sie sagen es, sonst verstehen Sie es nicht. Also die Popliteraten begehren sich selbst, doch jetzt haben sie sich aufgezehrt und sind weg; das ist schön zu lesen, das ist schön anzusehn, ich begehre mich auch, bekomme mich aber nicht. Denn es gebührt mir nicht, das Begehren, wonach auch immer, ich wüßte ja nichts damit anzufangen, was dem Begehren, auch dem nach Text, natürlich bekannt ist. Warum wäre ich so oft grußlos, ohne Geilheit an ihm vorbeigegangen. Aber stimmt das überhaupt, denn hier stimmt ja nichts, auch das wurde mir schon oft gesagt?, ich will den Text, ich will doch den Text, das steht fest, der Text steht aber noch nicht, also hier steht er nicht, vielleicht woanders, er steht noch gar nicht fest, er steht noch nicht, aber irgendwo steht er schon. Dann könnte ich ihn mir vielleicht holen. Es geht aber nicht so weit, daß ich sage: Ich bin Text, ich als Text, wie der liebe Thomas Meinecke and friends so schön sagen, aber der hat noch ein Ich, in dem es ihm gut gefällt, wenn er sich auch jederzeit ein andres holen kann, wenn er seins nicht mehr will, dann gefällt ihm das andre genauso gut. Den bewundere ich sehr. Er hat mir schon öfter geschrieben, daß er ein Ich hat, aber ein unterschiedliches, das lasse ich hier so unbestimmt stehen. Bloß: Wo? Ich meine, wo ist sein Ich jetzt wieder hin? Denn auch er schiebt es ja schnell anderen zu, von denen er weiß, wer sie sind, auch wenn sie so viele sind, daß er sie nicht mehr überblicken kann. Das sollte er Ihnen aber besser selber sagen, doch das braucht er nicht, andere tun es für ihn, jeder kann etwas, vielleicht sogar alles, besser sagen als ich, aber vielleicht nicht grade Ihnen! Oder er gibt es jemand, der was damit anfangen kann, mit dem Ich. Mein Ich gibt mir nichts. Mein Ich hat noch niemand was gegeben. Das bringt mir nichts, sagt der Leser. Das nimmt mir zwar auch nichts, aber in erster Linie bringt mir das nichts. Man kann es aber auch ausleihen und wieder zurückgeben, wenn es einem nichts gibt. Dann gibt man es wieder her. Ich habe keins, und hätte ich eins, es würde nichts hergeben. Ich habe kein Ich, vielleicht ist das das Problem?, ich gebe nichts, ich gebe selbst auch nicht viel her. Das sagen Sie mir öfter, und Sie haben recht damit. Ich sehe mich, und schon renne ich davon, ein Ich im Spiegel? Gar nicht mehr möglich!, ich genieße mich nicht, ich versuche, schneller zu werden, das heißt, es ist eher ein Stapfen, was ich zustandebringe, mit diesen vergröberten, vergrößerten Schuhen an den Füßen, die gar keine Schuhe sind, siehe Schneeschuhe!, das ist überhaupt mein Problem, ich schreibe über Sachen, die gar keine sind, und wären sie welche, wären sie Dings, Dingsbumse, dann würde ich was Falsches in ihnen sehen, ja, Schneeschuhe, damit kommt man nicht so schnell vom Fleck, als wenn man auf großem Fuß leben würde, was ich noch weniger kann. Aber vergessen Sie den Schnee nicht, auf dem bin ich dann eindeutig im Vorteil. Er dämpft alle Vorkommnisse, die sich melden, aber nicht zeigen. Das Herumschwanken auf Schnee ist eher ein Zurücklassen von Löchern, dieses mühsame Stapfen, obwohl man mit diesen Dingern an den Füßen eigentlich beim Erscheinen gar nicht so tief einsinken dürfte. Da stimmt was nicht! Wieso stecke ich da also drinnen? Wieso stecke ich mit drinnen, obwohl ich das alles ja erfunden habe? Mein Irrtum, entschuldigen Sie, es gibt nichts Erfundenes mehr, damit würde man auf eine Mauer des Schweigens, wie es so schön heißt, stoßen, das heißt, man müßte ins Nichts weiterrennen, aber dort würde man diese Mauer nicht mehr finden. Denn auch dort würde immer nur gesprochen. Das ist ein vollkommen neues Problem in der Literatur, das noch nicht richtig gewürdigt wurde und das auch ich nicht würdigen kann, ich benütze mein Handy nicht, mein Zellphon, das verwende ich nicht, ich meine nicht mein Zellophan, gewöhnen Sie sich dran, daß ich nichts sagen kann, sondern nur das, was mir grade so einfällt, meist nur etwas ähnliches von dem, was ich eigentlich sagen wollte, und die Leere füllen muß, und so sagt die Zelle halt Zellophan, womit ich andre einwickle, Kalauer, ich blöde Worteverdreherin, nur weil die Worte sich von mir abwenden und ich noch irgendwas aus ihnen herauspressen will, das sollte Sie eher rühren, tut es aber nicht, es erweckt Abscheu bei Ihnen, diese Kalauer sind sowas von primitiv und deppert, diese Frau hat keine Ruferfahrung und keine Rufumleitung und kein Garnichts und kann sie auch nicht herstellen, obwohl der Schöpfer schon alles dafür vorbereitet hat, sie müßte es nur noch aktivieren, aber schon das ist ihr zuviel; also keine Antwortbox, keine Stimmbox, keine Laut-und-leise-Box, keine Smartbox, aus denen, aus all denen fließen auch noch Worte, aber man muß sie zuvor hineintun, so, überall fließt jetzt etwas heraus, man bräuchte für all das Sprechen einen universellen Installateur, der es stillt, der es wieder abdreht, der mit etwas Hartem draufhaut, einer Rohzange, einer Rohrdommel, einem Franzosen, einem Engländer; was muß diese Frau Worte, die ihr gar nicht zustehen, dermaßen verdrehen, wo sie nicht einmal ihre ursprüngliche Bedeutung richtig kennt?, sie soll sie erst mal kennenlernen, dann würde sie sie nicht so malträtieren (gibt es das Wort noch? Keine Ahnung, ich weiß nichts, in ein Gerät würde es jedenfalls keiner sprechen, nicht einmal ein Tierschützer, nicht einmal der Hund selbst, der an den Baum gebunden wurde, damit er seinem Herrchen nicht nachrennen kann, das ist keine Bindung, die man schätzt. Ich weiß gar nichts, ich weiß Worte, aber sie sind mir nur als Worte, nicht als Sprechen, zu Gebote, sie genügen grade so eben, daß ich Gebote aus ihnen ableite, ist auch egal, denn wer würde ihnen schon folgen, wenn sie von mir kommen?), so wie Sie die Stille mit Reden ausfüllen müssen, so hat ein jeder halt seinen Drang und muß wohin und muß weg von dort, wo andere sind; ich habe in jedem Fall den umgekehrten, für jeden Fall eine Umkehrung, für den Dativ den Akkusativ, für den Genitiv den Dativ, für das Genital, ich meine für das Geniale: mich, für den Tablet den Akkumulator, damit ich morgen wieder Worte akkumulieren kann, nein, den Akku, und das ist kein Raketenantrieb, das ist kein Rückstoß, der etwas vorwärtstreibt, ich benütze das Schweigen, indem ich es mit Gerede fülle, deshalb versteht man mich nicht, und es ist auch nicht wahr. Da stimmt was nicht mit dem Schöpfer. Der hat sich was eingetreten! Aua. Aber besser, er tritt sich was ein, als er tritt hier herein und spricht auch noch, spricht zum Sprechen, im Sprechen, aus dem Sprechen, Sprechen zu Sprechen wie Staub zu Staub. Es geht ein Sprechen nicht durch einen hindurch, daß es einem durch und durch geht, es geht nur ein Sprechen durch ein Anderes hindurch. Wir sind Sprechen. Aber ich nicht! Das ist ja das Problem.

Ich spreche nur selten, bin aber im Sprechen zu Hause, ich bin ja immer zu Hause, spreche dort aber auch nicht in das Festnetz-Telly, ja, ich hab noch eins!, ich bin in der Sprache nicht zu Hause, aber ich bin Mieterin im Sprechen, was bleibt mir übrig, ich schreibe nur das, was übrigbleibt, was andres läßt man mir nicht und läßt man mich nicht. Staub zu Staub im Staub. Auto zu Auto im Stau. Ohne mich. Wie soll man da noch was erkennen, der ganze Staub ist ja in der Luft, auch der von denen Autos?! Wie steht er dann da, der Staub? Aber er steht doch gar nicht, er liegt wie meine Textfläche, und wenn, dann ist dieses Einsinken darin doch die einzige Markierung in der Fläche, die mir vielleicht noch gelingen könnte.

Soll ich jetzt noch was sagen? Soll ich Ihnen was sagen? Ich verständige Sie dann, wenn auch Sie es auslegen dürfen, zuerst muß es aber da liegen, nicht wahr, dann legen Sie Ihres, was es auch ist, daneben hin, und dann schauen wir, wer den größeren hat, das sind sicher Sie, denn ich habe gar keinen. Ich möchte also unbedingt da und dort Fremdtexte möglichst nahtlos in den eigenen Textkörper einfügen, damit ich mich wieder aufblasen kann, einerseits, um mich zu vergrößern, andrerseits, damit alles schön glatt läuft, einfach rund, einfach gesund. So, das pickt, das paßt, der Fahrradschlauch ist jetzt umrundet, umwunden, und man hat ihm eine geklebt, etwas, das er vorher nicht hatte, der arme Schlauch, weil er an einem Stück Bierflasche aufgeschlitzt worden ist. Er rollt jetzt wieder, nur ich bin nicht drauf, auf dem Rad. Das ist wie mit dem Niveau. Hoch, aber keiner drauf. Da ist nämlich ein Loch, und jetzt kann man nicht mehr so glatt herumfahren, man muß vermeiden, daß ein Loch entsteht, oder eben geschickt kleben, ohne sich dabei unabsichtlich die Hände zu fesseln. Eigentlich ein fetischisierender Vorgang, wenn auch ein nötiger, wie ein künstliches Gebiß einsetzen oder eine Prothese anschnallen oder einem Toten einen Blumenstrauß, einen Rosenkranz in die Hand legen. Dieses Stück Gummi war etwas Fremdes, das wir aber zu diesem bestimmten Zeitpunkt gebraucht haben. Es soll also das Eigene werden. Es soll zuvor schon das Bleibende bleiben, möglichst lange. Es soll möglichst lange vorhalten, also einfach nur: halten. Oder es soll, wie Schinken und Käse, zwischen zwei Toastscheiben gepreßt werden, wobei man nicht merken sollte, daß das Formschinken und Formkäse sind, nicht die Form ist Käse!, nein, im Gegenteil, die Form ist schon alles, weil der Käse gar keiner ist, sondern eben reine Form. Das ist wunderbar. Daß der Mensch so etwas schaffen kann (dieser Satz würde bei mir, ich meine in Bezug auf mich, keinem einfallen). Ja, der Schinken genauso, was immer er kann. Formschön, genau viereckig, aber sonst nichts, jedenfalls nicht Schinken. Der war keinem Schwein gewachsen. Ich bin der Sprache ja auch nicht gewachsen, niemand ist keinem gewachsen, aber das sagen sie alle, das sagen sie immer. Sie sagen, also müssen sie auch gewachsen sein, also müssen sie auch allem, was gesagt wird, gewachsen sein. Bei dem, was Sie zahlen, Ihr Blut, Ihr Fleisch, Ihre Knochen, Ihre Schuld gegenüber Papa und Mama, (Ihr Fehlsehen, Ihr Fehlverhalten, das Verhalten Ihres möglichen Verhaltens können Sie keine echten Lebens-Mittel erwarten! Und Sie haben auch die Mittel nicht, diesen Lebensmittelpunkt zu erwerben). Wenn Sie das Wesen von etwas nicht treffen, na, dann findet diese Begegnung halt nicht statt, dann gibt es eine andere. Sie wissen nicht, wie die verlaufen wird? Wo sich doch sogar der Käse im Toaster verläuft? Sie verlaufen sich mit Ihren Schneeschuhen, die Sie eigentlich im Boden festnageln sollen, damit Sie nicht in drei Meter Weiße selber geweißelt, weiß wie die Wand werden und in all der überflüssigen Weiße leerer Blätter, dreckiger Auslegware, die das Weiß irgendwann weggewischt, ersetzt hat, verschwinden. Die Gewißheit beginnt jetzt die Verhandlungen mit Ihrem Gewissen. Leider hören Sie es nicht, weil Sie schon mit jemand anderem verhandeln, mit dem Knopf im Ohr, der andre hat auch einen, lauter Steifftiere auf der Straße. Aber das nur nebenbei, die Zusammenstimmung mit Ihrer Stimmung wird gleich aufhören, sie war reiner Schein, dieser Anruf ist kein Aufruf!, diese Verweisung ist keine Vorweisung, sie ist danebengegangen, treten Sie selbst zur Seite, es ist nur Schein, daß Sie mit Ihrem Anrufer in einer Gewißheit übereinstimmen, ja, Ihre Stimmen stimmen überein, weil Sie einander gewählt haben, in einer Gewißheit, die mit Gewissen nichts zu tun hat, Sie können ja nie was dafür, was ist das überhaupt?, diese Gewißheit, die also Ihrem Anrufer entgegentritt, weil sie ihn vor etwas bewahren will. Doch da kommt schon der nächste Anruf, und der sagt etwas ganz anderes, der sagt nicht, Sie sollen unterbinden, was Sie wollten, sondern er sagt, Sie sollen verbinden, was vorhin getrennt worden ist, weil Sie in der Eisenbahn saßen oder durch einen Tunnel oder in eine Tiefgarage gefahren sind, weil Sie in die Tiefe gegangen sind (was ich mit meinen blöden Schneeschuhen ja grade nicht will! Im Gegenteil, das will ich verhindern!). Das ist nichts für mich. Die Tiefe ist nicht für mich geschaffen, ich fürchte mich sogar beim Schwimmen davor, deswegen tu ich es ja nicht. Schwimmen. Ich gehe lieber. Ich tue nichts und scheue alles. Es ist bei diesem künstlerischen Toastprogramm, bei dem die Form alles ist, ich sagte es vorhin, ich sagte das mit der Form vorhin anhand des Schinken- Käse-Toasts, den Sie in der Hand halten wie einen Handheld, einen Palm, die hat es früher, in grauer Vorzeit, einmal gegeben hat, ich habe sie selbst gesehen, jetzt wird das alles vom Zelltelefon erledigt. All in one. Und irgendwann wird das Zelltelefon sogar aus menschlichen Zellen bestehen und implantiert werden. Es ist nicht zu übersehen, daß alle Menschen sprechen, sie sprechen, also sind sie, sie sind das Sprechen, es ist nicht zu übersehen, daß man dabei die Formsprache und nicht das Echte gewählt hat. Bis jeder gleich und das Gleiche spricht. Dann könnte man allen Menschen die gleichen Telefonzellen implantieren. Oder man hat ein paar zur Auswahl, die man sich einsetzen lassen kann. Man wird schon noch merken, es ist sogar das Eigentliche, das Wichtigste, daß etwas nicht echt ist (nicht das Brot ist ja das Wichtigste, sondern die Kunst drinnen, in seiner Mitte, ich glaube, es ist das Einzige, was echt ist, bloß Brot ist es leider keines, also jedenfalls nicht, was ich drunter verstehe. Blödsinn!).

Die Form (ich glaube, der Formschinken ist so gehaltvoll wie der richtige, muß das aber noch überprüfen) ist auf alle Fälle das Eigentliche, das Wesentliche. Und sie ist billig, sonst wäre sie keine Form, sondern etwas anderes, etwas, das vielleicht irgendwann einmal aus der Form herausgekrochen ist. Da ist schon was dran, ich meine, da ist was drin in dem, was Sie Brot nennen: Es wird ja auch das Individuum dem Text ausgetrieben, aber es bildet sich trotzdem in den Texten wieder wie neu, es ist neu, aber Mensch ist es keiner, wie das Toastbrot, das selbstverständlich nichts Menschliches an sich hat, auch wenn es ausnahmsweise mal spricht. Diese Form ist ein Mensch, dafür ist sie zwar vorgesehen, aber Mensch wird das keiner, er ist herausgekrochen, was immer er ist, und ist jetzt weg; es spricht die Mehrstimmigkeit, aber immerhin spricht sie noch, denn alle Texte kommen ja von irgendwo her und stehen doch bestimmt im Dienst irgendeines Individuums, das immer noch handelt oder handeln soll oder was weiß ich, was es noch alles gibt und was es machen kann, mit sich oder mit anderen, so sprach einst der Pfarrer im Beichtstuhl, der mich auf Unkeuschheit festnageln wollte wie seinen Jesus, in den er nicht so verknallt war wie in die kleinen Mädchen. Die wollen immer nageln, die Pfaffen, während dieser grade nur onaniert hat, notgedrungen, zu mir ist er nicht vorgedrungen, es befand sich ja eine Art Wand zwischen uns, zum Glück, eine Barriere, wenn auch eine recht dünne; nein, nicht den Gottessohn annageln!, diesmal nicht (wieso schnauft der Herr Pfarrer denn so hinter seinem vergitterten Fensterchen, hinter das er im richtigen Leben sowieso nie gekommen wäre. Ächzt er unter der Bürde der Weihe? Oder strengt er sich so an? Als wäre er das Produkt eines lebenden Klassikers, der schwer zu deuten ist), der bleibt diesmal am Boden, der Sohn Gottes, und sein Stellvertreter auf Erden muß auch auf dem Teppich bleiben. Das Gotteskind muß erst erzeugt werden, sonst wäre es ja irgendein Kind ohne Gewissen und ohne das gewisse Etwas. So haben beide ihre Freude. Das Kind, das von etwas spricht, das es nicht kennt, und der Geistliche sowieso. Weil ich jemand damit so eine Freude gemacht habe, habe ich es beibehalten, von etwas zu sprechen, das ich nicht kenne, von dem ich aber hoffe, daß es sich selbst kennt, nein, nicht: selbst erkennt!, Unsinn!, daß das Etwas, das spricht, wenigstens weiß, wovon die Rede ist. Ich weiß es nämlich nicht, ich vertraue dem Satz, den ich mir genommen habe, aber nicht verstanden. So, ich hoffe, er versteht sich wenigstens selbst. Es versteht sich wohl von selbst, daß man das von mir nicht erwarten kann, daß ich ihn auch noch kapiere. Mir würde das Schreiben ja überhaupt keine Freude machen, und das sollte es doch, zumindest manchmal, wenn ich verstehen könnte, was ich da hinschmiere, tipp tipp tipp, und da steht es nun und kennt sich nicht mehr aus. Ich verrenne mich ja jetzt schon, ich meine, ich sinke nicht nur ein mit meinen Schneeschuhen, ich verrenne mich auch noch, obwohl ich mit diesen Dingern gar nicht rennen könnte. Denn auch bei mir werden ja Figuren aus Text herbeigeholt, von überallher, so groß ist die Auswahl aber auch wieder nicht, bitte, darf ich vorstellen?, aber danach kennen sie sich immer noch nicht und einander auch nicht, dieser Text ist entstanden, Christ ist erstanden, aber erst nachdem er vorher angenagelt worden ist (das sage ich an dieser Stelle immer, doch die Stelle befindet sich immer woanders, und hier sehen Sie, wie sowas ersteht, ich meine entsteht, und Sie würden es schon kennen, interessierte es Sie auch nur irgendwie, jedenfalls: Hier war es noch nicht), ich bin noch nicht aufgestanden und ausgeschlafen schon gar nicht, wo sind wir alle jetzt wieder hin?, wo ist mir dieser Text jetzt wieder hingelaufen, was kann es dort so Interessantes geben, will denn nicht einmal der bei mir bleiben?, ich kriege ihn nicht zu fassen. Dankbarkeit dem Schöpfer, diesfalls der Schöpferin gegenüber schaut anders aus, bei dem der eigene, erfundene — und davon gibt es mehr, als die Leute glauben! — Textkörper sich liebevoll anschmiegt an diejenige, welche ihn gefüttert hat, hallo, ich bins nur!, bei mir kriegt er nie genug, meist aber zuviel, der Text, ich bin einfach zu freigiebig zu meinen Sätzen, den gestopften! Und wieso glauben die, die an mich glauben, obwohl sie meine schönsten Wunden noch gar nicht gesehen haben, weil ich kein Foto für die Versicherung davon gemacht habe, ja, auch die Gläubiger, die mir noch eine Kritik schuldig sind und gar nicht glauben wollen, daß ich mir etwas, das ich zitiert und rezitiert, ich meine rezipiert, angeeignet habe, bis es zur Gänze, das ist es ja!, von mir war, wieso glauben diejenigen, die an mich glauben und mir nachfolgen, daß das alles Zitate sind? Woher wissen sie das? Woher glauben sie das zu wissen? Vielleicht weil ich mir die Zwischentexte, diese fügsamen Einfügetexte (es hat sich noch keiner gewehrt!), derart anverwandle, als wären sie von mir, was sie irgendwann einmal auch sind? Nein, die sind nicht von mir. Doch, doch, glaub es oder nicht, die sind von dir! Du hast sie dir geholt. Bezahlt hast du sie nicht, aber einige Mühe hast du schon für sie in Kauf genommen. Nicht in Tausch, denn von dir nimmt ja niemand etwas, kein Hund einen Knochen. Andere verlieren wegen sowas ihren Doktortitel! Das Ich, das ich gar nicht habe oder bin, als bloßes Bewußtsein oder nur meines? Das ist hier die Frage. Mein Bewußtsein und mein Ich? Mein Gott, waren das schöne Zeiten, als mit dem Ich nichts weiter als ein transzendentales Subjekt der Gedanken vorgestellt wurde! Ich kann verstehen, daß auch Sie sich danach sehnen! Aber jetzt haben Sie es mit mir zu tun, das ist mein Platz, den habe ich mir selbst geschaffen, das ist eine Heimseite, wenn auch kein Heimspiel, und mein Bewußtsein, das Sie allerdings nichts angeht, ist nicht bloß eine Vorstellung, sondern die Form meiner Gedanken. Meine Gedanken: Formfleisch, Formkäse. Das Ich denke hängt an jeder Erfahrung dran wie ein Preisschild, das man vergessen hat abzuschneiden (es ist relativ billig, das sehen Sie an dem Schild, weil es doch zuvor immer bereits ein andrer gedacht hat) und das einen jetzt blamiert, weil die Gedanken so billig waren, Sie wissen nun, weshalb, und jeder das jetzt sieht. Ich habe nicht the real thing gekauft, sondern nur seine Form (für den Inhalt hat es nicht mehr gereicht), die mir aber sowieso das Wichtigste war, weil ich nicht soviel ausgeben und weil ich mich nicht zuviel verausgaben wollte. Das Ich denke (nicht hier, hier denke ich nicht, ich schreibe Ihnen hier das hin, von dem ich denke, daß es Denken ist, Sie werden mich wie immer gleich entlarven, also mach ichs lieber selber) ist, wie gesagt (ich sage immer nur, was schon gesagt worden ist), das, was ich an Bewußtsein von mir habe und nicht wichtig ist, nie würde ich darüber schreiben; es ist der Anhänger an der Erfahrung (da ich keine mache, habe ich auch keine Anhänger, die könnte ich auch nicht einfach wegschneiden wie das Preisschild), und das, was der Erfahrung vorangeht und in ihr vorgeht. Das ist meine kleine, melodische Vorgangsweise. Weil sie merken, daß ich nicht weiß, was ich tue, deshalb können Sie natürlich keinen Gedanken erkennen, wo sollte der denn herkommen? Ach, wäre ich doch klüger und könnte das benennen, was ich da sage, statt dauernd blöd drum herumzuquatschen! Ach was. Ein andrer wird es mir schon sagen, und ich werde es hierhin schreiben, als hätte ich es gesagt, und zwar nachdem schon längst alles gesagt sein wird. Darauf läuft das alles hinaus. Aber ich kann dann nicht mehr, eigentlich sofort, ich kann es nie, die Unterschiede bestimmen, da hänge ich fest und kann mich nicht von mir runterschneiden, ich kann mir eine Scheibe von anderen abschneiden, ich kann abschreiben, aber nicht von mir, und vielleicht ist es ja umgekehrt, vielleicht entsteht ja das Echte, das Ich, aus all dem Schutt dessen, was ich geschrieben habe, vielleicht kann ich den Begriff des Ich daraus destillieren und es dann, wenn das ganze endlich hochprozentig geworden ist, einfach austrinken, bis ich nicht mehr ganz ich bin oder wenigstens nicht mehr ganz bei mir? Das wäre schön, endlich mal befreit von mir, doch ich vertrage nichts, ich vertrage nichts Hochprozentiges, nicht einmal von mir, ich muß die Prozente, die von mir kommen, drosseln. Den Hahn halb zudrehen. Das Denken, das ich hier vortäusche, weil ich es mir von einem anderen genommen habe, ist kein Vorgestelltes, sondern das, was dieses Vorgestellte, dieses Dahingestellte, dieses Dahingestelltseinlassen erst zu dem macht, was es ist, nämlich mein Ich, mein ungebildetes Ich, das sich da gerade bildet, als Form der Vorstellung, die ich habe und gebe und oft auch noch auf dem Theater geben lasse. Ich sage dasselbe, das da halt jetzt steht, ohne zu wissen, was ich da überhaupt sage, ich kann die Unterschiede zu einem Anderen nicht benennen, ich kann es nicht auf den Punkt bringen, nichts, das kann ich mit nichts machen, mit etwas aber auch, weil ich meist den Punkt gar nicht sehe; das ist mein größtes Defizit, daß ich nicht zur Sache kommen kann, weil ich überhaupt nicht weiß, was Sache ist. Zum Beispiel möchte ich jetzt gerne mein Innigstes, nein, mein Inneres nach außen kehren und sagen, wie mein Intertextliches (ja, so ähnlich nennen sie es!) sich von anderen unterscheidet, das Nichts vom unendlich Vielen, die Vielen vom Nichts, das sie sowieso sind, und ich kann es nicht sagen. Ich könnte es nur sagen, wenn ich mir diese Intertexte, wie man so sagt (aber mir hat man es leider nicht gesagt!), selber holen, sozusagen gezielt holen würde (aber auf was abzielen? Da ist es dann schon wieder aus). Weil ich weiß, nein, bloß ahne, im Trüben fische, was ich brauche und wo ich es finde, und die Worte oder die bereits vorgefertigten Textschnipsel wie Wegmarken in diese weiße Wüste setzen würde, in der ich da vor mir hinstapfe, das Ich untrennbar mit mir verbunden, aber gleichzeitig immer einen Schritt von mir wegtretend, es will offenbar nichts mit mir zu tun haben, und es will nicht einmal an mir anstreifen. Ich will schon finden, weiß aber nicht, was. Das Was wird es mir dann schon sagen, wenn es sich mir aufgedrängt haben wird, weil ich so oft daran vorbeigelaufen bin und es nicht gefunden habe.

Da geh ich nicht vor mich hin und nichts zu suchen wäre nirgendwo mein Sinn, sondern im Gegenteil, nur das Suchen ist mein Sinn, doch im Sinn des Nicht-Wirklichen, denn je mehr ich verlautbare, scheinbar sicher in dem, was ich sage, damit gehe ich Ihnen ja so auf die Nerven!, desto weniger kann ich etwas aufklären; wie soll ich den Himmel aufreißen, wenn mir selbst nicht klar ist, was Klarheit ist? Wo ist mein Sinn, der ich selber bin, den ich aber nicht habe; sie sollen an meiner statt sprechen, diese Wegmarken, dann fühle ich mich vielleicht sicherer, doch warum eigentlich? Weshalb muß ich, um ein paar Schritte von mir wegzutreten, ein Wegzeichen dafür haben, das mich ohnedies immer nur wegweist, nicht: den Weg weist, weil ich mich nirgendwo auskenne. Ich glaube, das habe ich auch schon irgendwo gesagt, wahrscheinlich sogar öfter, wie das meiste hier, darum gehts ja, genau darum. Ich fasse zusammen, verstehe aber nicht, was. O je, ich merke gleich, ich kann es nicht fassen, das aber dafür oft. Mit Ich meint das Daseiende, Das Da- Seiende?, nein, im folgenden, das aber nicht kommen wird, schlicht das Dasein genannt, sich selbst? Na, ich meine mit ich sicher nur selten mich, weil das zu einfach wäre, weil es nichts weiter wäre, und ich will doch weiterkommen, wenn auch nicht als ich selbst. Nein, der nette Text will endlich weiterkommen, vielleicht sogar zum Ende, dazu muß er mich abwerfen, also ich bin nicht ich als Text, denn ich könnte keine anderen Dinge bestimmen, ich kann es nicht, dazu bin ich wieder zuwenig Subjekt. Der Text ist ein andrer, aber ich bin auch ein andrer. Ich bin nicht herrisch, weil ich keine Herrin bin, nein, kein Herr. Soviel nehme ich mir heraus. Aber da ist ja gar nichts drin! Vielleicht ist das die Voraussetzung, daß man nicht ich ist und alles durch sich hindurchgehen läßt? Das, wodurch ich mich durchgehen lasse, bis ich mir, wie hier, selber durchgehe und mich nicht mehr einhole, ist also kein Durchhaltendes, das hält nicht durch, das bricht, während ich noch hindurchgehe, zusammen. Nach mir die Sintflut, nach mir alle und alles, das beruhigt da liegenbleiben kann, weil niemand mehr danach greift, weil niemand freiwillig in dieses Haifischbecken greifen würde, also ich greife schon gar nicht zu, ich für meinen Teil käme immer mit leeren Händen (oder ganz ohne Hände) zurück, ich komme immer mit vollen Händen zurück, aber es ist nicht meins, was ich da geborgen und geboren habe. Es sind viele, der Texte sind viele, der Worte sind genug gewechselt, aber meine wechselt mir niemand, ich hätte sie gern in groß, meine kleine Münze hab ich selber, und ich habe sie schon fast vergeudet. Ich wäre gern mehr, nein, nicht im Sinn von: mich vergrößern, sondern ich würde einfach gern zu mehreren sein, wenigstens einmal. Wer, zum Beispiel, spricht, wenn ich WIR sage?, das würde mich persönlich am meisten interessieren, aber daß wir uns das genauer ausmachen, das geht jetzt nicht, es gibt unendlich viele Wire, ja, Sie haben recht, Wirre auch, und in alle habe ich mich hineingeschummelt, aber bitte, sprecht, sprecht halt auch noch dazwischen!, nur zu, nur her zu mir!, mit mir könnt ihrs ja machen!, mich könnt ihr leicht verwirren, es ist egal, wenn ich wirr bin, denn auch jedes Sprechen von mir ist bestenfalls ein Dazwischensprechen, ein Einspruch. Alles ist schon da, die Fläche ist da, ich bin ein schwarzer Punkt darin, die Wegmarken sind aufgeklebt, jetzt könnte ich mich eigentlich abschicken, oder?, weiß aber nicht, wohin. Ich habe keine Heimat, keine Apfelbäume, keine alten Bankerl, keine Verwandten (na ja, ein paar schon), keine Erinnerung, das heißt, ich habe das alles auch, aber ich kann mich daran nicht einmal orientieren, die Wegmarken führen mich in die Irre, in die ich aber ohnedies will, wir gehen entschlossen in dieselbe Richtung, eine Marke hätte ich dafür gar nicht gebraucht, merke ich im Abgehen, während ich mich selbst zustelle, danach wird es mir wieder leidtun, wenn ich weg bin, und ich kann sie natürlich auch nicht ansteuern, was?, die Erinnerung, die ich bin. Ich? Wer ich? Wer spricht? Wehr ich? Wer wehrt sich derzeit gegen seinen Wersprecher? Ich ist bloß die, die ich sagt, in diesem Fall ich: diejenige, die schreibt. Im Nebel herumstochert, als könnte ich ihn zu einem Häppchen spießen. Wo ich doch nichts bewußt ansteuern kann. Bewußt geht gar nichts. Das ist es ja! Ich sehe nichts, und mein Ich ist eine diffuse Wolke am Himmel, während ich ziehe (die Wolke zieht nicht, einer muß ja Ruhe geben), und das Ich wird selbst zum Bewußtsein, genauso diffus, ein transzendentales Subjekt der Gedanken (Kant? Nein. Bei Kant heißt es bei mir immer nein), ich habe es gesagt, als ob ich es gesagt hätte, übrigens auch schon früher, woanders. Die Markierungen hat einer umgedreht. Oder aus den Bäumen herausgeschnitten, und jetzt sehe ich nicht, wo ich auf welchen Berg muß, jedenfalls hoch hinaus. Und weil ich die alle hasse, ich weiß gar nicht mehr, wen, alle!, ich möchte auch kalt sein, seicht bin ich schon, deswegen also gehe ich absichtlich, endlich zeige ich mal ausnahmsweise ein ausnehmend hübsches Ich!, weil sie es nicht überprüfen können, ich gehe also nicht in ihre Richtung und aus. Ich muß alles, alle vermeiden, wie vermeid ich denn die Wege, ich glaube, diesen Satz habe ich auch schon zweihundertzwanzigmal hingeschrieben, und er ist deswegen immer noch nicht von mir. Er ist von mir. Ich habe ihn nicht geschrieben, ich wars nicht, ich war, was auch immer, genauso wenig, und das zählt nicht. Er war immer von mir, weil ich ein Hufeisen als Glücksbringer nach diesem Pflock geworfen habe und: Treffer!, jetzt ist das von mir, ich habe es mit mir markiert, weil ich mich mit all den falschen Richtungen, in welche die Weiser weisen, nicht mehr ausgekannt habe. Ich habe ihn doch auch geschrieben, diesen Satz mit den Weisern, den ein Weiserer zuvor geschrieben hat, vor mir, kann gar nicht mehr zählen, wie oft. Der Weisere hatte es aber nur einmal nötig. Ich habe es immer wieder nötig, der Satz ist ja schon gebraucht, der ist nicht mehr viel wert, den habe ich aus der Wühlkiste geholt, auch die Weiseren sind deshalb aber noch lange nicht würdig, unter meinem Dach einzugehen. Niemand hilft mir auf dieser Fläche weiter, nur dieser Satz, denn dort bin ich ausgesetzt, dort halte ich mich unausgesetzt auf, wer hat mich dort hingesetzt? Ein Steinsetzer oder ein Pflanzensetzer mit seinem Setzstab? Meine Aussetzer? Das wäre nicht unwichtig, denn das Produkt des einen verändert sich nicht, das des anderen dafür ständig. Wer arbeitet da ununterbrochen daran, mich unausgesetzt auszusetzen, ohne zu wissen, wer ich bin und ob ich dorthin überhaupt passe?), so, ich glaube, diese Klammer, welche ich hiermit schließe, ist selbst an mir selbst gemessen Rekord, ich habe zurückgeblättert, tun Sie das jetzt auch!, Sie werden keinen Anfang im Neben, Blödsinn, im Nebel erkennen, ich finde nicht einmal mehr die eröffnende Gegenklammer, ich persönlich glaube, es gibt sie gar nicht, ich bilde sie mir nur ein, und außerdem: Wenn einer klammert, muß es der andre deswegen noch lange nicht tun, ich meine im Gegenteil, dann rennt der andre meist weg, egal, was ich gemeint habe, ich setze dennoch fort, obwohl ich nicht weiß, von wo ich absetze, von wo ich loslege, von dem Ort, an dem ich die Klammer begonnen habe oder auch nicht, die nichts umfaßt, nichts umschließt, ich weiß gar nicht, warum ich sie überhaupt gemacht habe oder auch nicht, nein, es gibt keine, es gibt viele, aber die eine Klammer, die ich suche, die gibt es nicht mehr, die muß ich irgendwie rausgestrichen haben, vielleicht war es mir selbst zuviel, also, ich fahre fort und bleibe da: bla bla bla, es stimmt sowieso nicht, doch ich fahre fort, ich fahre leider nie fort, ich bleibe hier bitte, jetzt kommts, passen Sie auf oder auch nicht, wenn ich irgendwo irgendwas fortsetze oder mit jemandem fortfahre, so, und jetzt habe ich ein Problem, denn irgendwo muß ich angefangen haben, nur finde ich das jetzt nicht mehr. Irgendetwas, das mir jetzt nicht einfällt, und das ich in dieser Nebulosigkeit nicht mehr finde, soll angeblich gleich groß sein wie etwas Gefundenes, ich weiß bloß nicht mehr, was ich gefunden habe, doch es soll sogar oft größer sein als das natürlich Gewachsene, der Naturschinken, oder wie man ihn nennt, denn das Geformte ist eben, wie der Name schon sagt, geformt, gepreßt, gebrannt, gehaut, verhauen, oft verhaut, verbaut, nein, sowas will ich nicht, das soll nicht von mir sein, da soll lieber etwas anderes von mir sein, das aber gar nicht von mir stammt, also davor, daß etwas von mir sein könnte, rette ich mich ins Fremde hinein, mit einem Sprung, so, gerettet, ins Fremde, in das ich nie komme, das ich mir aber zu eigen mache (es kommt mir ja von Anfang an schon recht eigen vor!), weil es freiwillig zu mir nicht kommen mag, ich habe jetzt auch noch den Faden verloren, wieder einmal!, muß aber weitermachen, nein, ich glaube, das war vorhin schon, das war, das hatten wir schon, viel früher, meist vergesse ich ja bloß das Prädikat, das ist leicht zu reparieren, auch wenn man nicht weiß, was man überhaupt gemeint hat; ich glaube sogar, ich hatte diesmal gar keins und auch keins in Reserve, ich erzeuge keine Prädikatskunst, das Vergessen ist meine Spezialität neben den Klammern, mit denen ich vielleicht mich selbst zusammenzuhalten suche (oder alles, was ich sage, unwichtig machen möchte? Nebensächlich? Tatsächlich?), das Verlieren, wie soll ich das sagen? Ich lasse Sie hereinschauen hinter meine inzwischen etwas verwitterte Fassade, die ich doch immer so zugeschmiert, gepflegt und schön (wenn auch nur in meinen Augen und auf meinen Augen) bemalt habe, damit man mich dahinter nicht sieht, eine mit Fremdem überpuderte Frau ohne größere Fremdsprachenkenntnisse, hübsch hergerichtet, sehen Sie, das ist schon ein Beispiel, für mich noch ganz hübsch, aber sonst für kaum jemanden. Sie sehen das Hübsche wahrscheinlich anders, jedenfalls sehen Sie es nicht an mir und in mir, was soll das? Was hat diese Intertextigkeit, der die Apfelbäume gründlich ausgetrieben worden sind, obwohl ich bis vor kurzem nach Größe noch gestrebt habe, damit ich sie erwische, die Äpfel, nicht die Größe, die wäre wieder ganz gut gewesen fürs Pflücken, fürs Abernten der Bäume, bis ich sie dann umgeschnitten habe, die waren selbst schuld, weil ich an die Äpfel nicht herangekommen bin, welche zu hoch hingen (Pflückstäbe finden Sie im Baumarkt schon lang keine mehr!), ich hatte meine eigenen, Bäume, jawohl!, zu hoch jedenfalls für mich, ich, die jetzt nicht einmal mehr ihr eigenes Original-Obst zu essen hat, was hat diese Intertextizität (oder was sie ist und wie man sie nennt) aus Eigenleistung und Aneignung, ich sagte es schon, auf die beiden kommts an, mit der Konstruktion meiner Texte zu tun? Kennen Sie sich aus?

Nie werde ich es sagen können, Sie haben mich aber auch nicht befragt!

Das ist ja kein fröhliches postmodernes Spiel, ein guckguck dada (peek-a-boo), wie man es mit kleinen Kindern spielt, die glauben, man wäre weg, wenn man sich nur ein Blatt Papier vors Gesicht hält oder die eigenen Haare. Aber vielleicht glauben sie es auch nicht und wollen einem nur eine Freude machen, wenn man sich solche Mühe gibt, vor ihnen zu verschwinden, wo sie doch genau wissen, daß man da ist, dafür ist ja das dada da? Ich habe, wenn ich den unreifen Holler gestohlen habe vom Scheißhausbusch, ja, den hatten wir bei unserem Ferienhaus in der Steiermark, einen Scheißhausbaum hatten wir nicht zu bieten, das lag dort zu hoch, die Obstbäume wollten nicht liefern, die wir gesetzt hatten, um uns selber darunterzusetzen und unsere sinnlosen Setzerbemerkungen zu machen, sinnlos wie alles, denn Setzer gibt es längst keine mehr, mich gibt es schon zu lang, die Bäume verkümmern dort, in tausend Metern Höhe, sofort, ihr Erträgnis: ungenießbar (ich hör Sie schon schreien: zur Sache, und ich bin das Element, in dem ich mich bewege, alles ich und hier. Endlich ist die Zeit endlich geworden. Zur Sache!, aber ich höre Sie gar nicht, sowenig wie Sie mich sehen. Aber ich bin hier die Sache! Sie wissen, daß ich mich meine, weil Sie meine Seite angewählt haben, aber was sagt das schon, wer sagt da schon wieder was? Nur ich! Ich bin es nicht, aber diese Seite gehört mir, es ist meine beste Seite, von der ich mich zeige, die andre kriegen Sie nicht zu sehen, so leid es mir tut, es tut mir aber gar nicht leid), so wie meine Arbeit unter meinen Fingern schon verkümmert, bevor sie aufwachsen darf. Da ist so viel, aber so viele sagen, das wäre nichts. Das zählt nicht. Eigenes und Fremdes singen ein Duett, bitte, von uns aus, gern, aber warum ist das so ein Dreck, was da entsteht?, bitte, halten Sie mich hier nicht durch Beifall und Smileys und Emotional-Ikonen auf!, all diese Posts haben das schon gemerkt und auch geschrieben, diese Pfosten, es muß also stimmen, weshalb so wenig Eigenes?, seien Sie froh, denn wenn es ein Dreck ist, dann habe ich Ihnen viel erspart! Aber andere haben doch auch ein Eigenes, wieso diese Frau da nicht?, wer spricht?, siehe oben, das bin doch ich, und ich bin niemand, das ist weniger als nichts! Das ist auch der Grund (falls Sie einen gesucht haben), weshalb ich für Sie nicht zähle: weil ich für mich selbst nicht zähle, ich bin ja ganz allein, was brauche ich da groß zu zählen, es ist ja nichts Großes in meiner Nähe außer den Häusern der Nachbarn? Eins und aus, zwei genügen auch, es sind aber mehr. Ich habe da also einfach die Augen zugemacht und geglaubt, die Mama sieht mich nicht, wie ich da den noch unfertigen, halb grünen Holler stehle. Das habe ich nur gemacht, wenn keiner im Scheißhaus drinnen war, denn von außen hätte ich durchs Fenster genau hineinschauen können, man hätte aber auch zu mir herausschauen können. Blick hin, Blick her, rundherum wäre auch nicht schwer. Ich hätte sehen können, blinzelnd, zwischen den Fingern hindurch, mich jedoch hätte keiner sehen können. Ist es vielleicht das? Dort, wo ein Text zu einem hereinschaut, was dasselbe ist wie herauszuschauen, und genommen wird, ist auch einer, zu dem man selbst reinschauen kann, also: heraus? Kinder spielten ja früher auch "Einschauen", als sie sich noch bewegen konnten, etwas, das heute natürlich anders heißt und mit einem Knüppel, einer Steuerung in den Händen gespielt wird, nein, Einschauen wird heute sicher nicht mehr gespielt, und wenn, dann kennen Sie es garantiert nicht. Man kann es vielleicht mit sich selbst im Netz spielen, sich vor sich selbst verstecken, jedenfalls haben wir damals das Versteckspiel so genannt. Einschauen. Nicht Einsehen. Aber dieses bewußte Einschauen, während andre sich verstecken, bringt ja keine Einsichten, denn die andren mußten einsehen, daß sie immer gefunden werden würden, der Vorrat an Verstecken war begrenzt, und man kannte sie nach einiger Zeit schon alle, oder man hat sich aus Langeweile irgendwann dann doch gezeigt. Schau an, da war doch irgendwo auch ein intentionaler Akt vom Autor, welcher sich gezeigt hat! War es nicht? Wo hab ich ihn bloß, nicht den Autor, den brauche ich nicht, die Intention, die Eingebung, die bei mir zur Eingabe degradiert worden ist. Kann ich nicht mehr sagen. Dort kommt eine Bedeutung daher, die Text und Subjekt zusammenschmeißt! In der die beiden zusammengezwungen werden, eins ist nicht ohne das andre zu haben, die Figur des Autors verschwindet, meine Figur ist leider auch nicht mehr das, was sie einmal war, und der begehrte Text, in erster Linie und in diesem Fall nur von mir begehrt, ich weiß schon, daß Sie nicht darauf gewartet haben, wird der Ort. Der Ort der Schöpfung. Mein Gott, wieviele Orte habe ich schon beschrieben, aber der ist jetzt endlich der richtige, ist ja auch egal, weil ich auch ihn noch nie gesehen habe. Dort hat sich der Autor reingeschmissen, und das, woraus er geschöpft hat und geschöpft wurde (die Jauchegrube, auf der ich, ich meine auf deren Abdeckung, gestanden bin, als ich diesen Holler gestohlen habe, durch die auf dem Land oft Kinder einbrechen, unsere aber war recht solide, und ich war sehr leicht, ja, damit war alles abgedeckt), wird, ja, was? Ein Spiegelkabinett, in dem die Intertexte einander zugeworfen werden und einander jeweils zurückwerfen, eins dem anderen zuwerfen, ohne daß jemand verletzt wird, außer vielleicht vom eigenen Anblick, allerdings von der verkehrten Seite her, nein, umgekehrt, nein, doch richtig? Das ist von den poststrukturalistischen Theoretikern oft genug beschrieben worden, auch ohne daß ich es gelesen hätte, also muß ich das nicht so machen, wie man mir erklärt, ich muß es anders machen, das erklären wieder andere, man lernt Zeitlichkeit, ich sagte es schon, schließlich auch nur aus der Zukunft, nachdem man erfahren hat, wie etwas abgelaufen ist, aber abgelaufen ist es unwiderruflich, so, der Text ist endlich da, die Zeit ist mitgekommen, sie mußte es ja: kommen, Rat erteilen, der ebenfalls mit der Zeit kommt, seid ihr alle da?, Zeit, Rat, Zeitlichkeit, Endlichkeit der ursprünglichen Zeit, endliche eigentliche Zeitlichkeit, wann gibst du endlich die unendliche Zeit her, diese Zeitlosigkeit der vergangenen Endlichkeit, wann ist das alles endlich aus?, und so ziehe ich mich, wie in meinen Texten auch, buchstäblich aus der Affäre, in die ich schuldlos hineingeraten bin. Ich habe mir diese Partnerin Zeit nicht ausgesucht, was sie mir bestätigt, indem sie vorbeigeht und mich nicht beachtet, allerdings mit leichter Hand zerstört, dazu muß sie mich ja nicht kennen. Ich muß trotzdem mit ihr mit, egal, wie ich ausschaue. Die Zeit geht weiter und vergeht weiter? Sie kann ja nicht weiter gehen als ich, während sie weitergeht, ich habe keine Einsprüche gegen die Unendlichkeit, deshalb spreche ich ja so unendlich viel. Der Spiegel spricht dann aber auch: Sie sind das nicht! Ein Anderer ist Sie! So häßlich können Sie in dieser kurzen Zeit gar nicht geworden sein! Schon die Kosmetikwerbung verhindert das oder versucht es zumindest. Ich mach mir auch über anderes Sorgen, aber über die Sorge spreche ich jetzt nicht. Die Texte gehen nicht aus, genau wie ich, und sie gehen sich nicht aus. Was glauben Sie, weshalb der Deutsche sagt, es ist zeitig am Morgen, und der Österreicher, es ist zeitlich früh? Ich weiß es nicht, und vielleicht stimmt auch das gar nicht (ich kann es trotzdem nicht nicht sagen, das ist mein Problem), der Autor, der in andren Stücken oder Texten oder am Theater, wo auch immer, als solcher agiert oder ein andrer, in den sich der Autor hineinwirft, weil er glaubt, er rette sich als Subjekt damit, wenn er ein andrer wird, der Autor, ja, der Gute, der ist ganz weg bei mir, doch leider nicht von mir, denn mit mir möchte er ordentlich leiden.

 

Wo war ich? Keine Ahnung, wie üblich. Der ist verschwunden, weil dieses "Wer spricht?" nicht mehr beantwortet werden kann. Der Autor ist nicht ganz bei sich. Er ist jetzt weg. Also bei mir kann das niemand mehr beantworten, dieses Wo, ich auch nicht. Manche müssen kurz nachdenken und können es, ich kann es nicht mehr. Weil es niemanden mehr gibt, der spricht. Weil ich niemand bin und spreche. Als ein Niemand. Ich berufe mich auf. Ich habe eine Berufung, die viele mit der Antwort: schuldig versehen würden. Ich fühle mich berufen, aber man sagt mir, ich sei es gar nicht. Ich bin nicht als ich berufen worden oder gar nicht? Ich habe den Ruf nicht bekommen, er wurde mir gar nicht erst zugestellt? Was sagt der Philosoph mir da, vielleicht aus Wut, weil ich ihn so oft ausgebeutet, ausgebeindelt habe und er nicht ich sein will, was er aber sein muß? Schuld im Sein selbst (er sagt es natürlich anders, das ist ja meine Arbeit, es ihn sagen zu lassen, aber anders! Versuchen Sie das mal, etwas anders zu sagen, das Sie schon von Anfang an nicht kapiert haben!), das, sofern es existiert, auch schuldig ist, schon im Existieren? Ich stehe im Ruf, einen gewissen Ruf zu haben, und der ist gar nicht gut. Man sagt mir das ständig. Ich lese es immer in den Postings, daß ich gar nicht gut bin, keinesfalls gut genug, dort hinein rufen sie es, dort höre ich das einstimmig gesungene "schuldig", ja, hier haben Sie Ihre blöden Stricherln, Zustimmung bei Ablehnung, Ablehnung bei Zustimmung, sonst kriegen Sie sie nicht, die roten und grünen Striche und die blauen Flecken, hier kriegen Sie, was Sie wollen, das Nichtsein, das Nichthaben, das Nichthaben eines allesklebenden, an allem haftenden, für nichts haftenden Phallus, durch das ich mich auszeichne, denn hätte ich einen, gäbe es dafür Ihren nicht, von nichts kommt nichts, und so dürfen Sie unmöglich haben, was ich nicht habe, das erlaube ich nicht, aber Sie müssen natürlich wieder mal haben, was ich habe, daher nehmen Sie es mir weg. Das Fehlen von nichts wird mich nicht stören, denken Sie, und daß ich gar nichts habe, sieht man ja sofort, ich stehe auf keinem Flughafen, ich stehe auf keinen Fall mit so einer Öffnungskarte und einem Startchip vor einem Auto und lasse mich ermorden wie diese arme Krankenschwester, von einem, der die Autos noch mit einem Schlüssel gestartet hat und sich jetzt nicht auskennt, was stecke ich wo hinein?, es muß dafür doch eine Art Schlüssel geben, aber welcher ist es?, leider habe ich diese Frau hier voreilig getötet, ich hätte sie fragen sollen, wie man das Auto anläßt, bevor man sie aus dem Leben entläßt, aber ich konnte mir gar nicht vorstellen, daß das anders als mit einem Zündschlüssel geht. Ich selbst bin zwar offen, immer, für alles, wofür ich mich nicht aus dem Haus begeben muß, sehe aber nicht, wofür und für was, so, hier haben Sie, was Sie wollten, hier kriegen Sie die Wahrheit über meinen Text, schön fest zusammengelegt, damit das, was ich von anderen genommen und ebenfalls zusammengelegt habe, nicht so ein großer Haufen wird, ich presse es zusammen, was ich aus anderen herausgepreßt habe, hier, ausnahmsweise, weil das fremde Sprechen hier wirklich fremd bleiben soll, lege ich es vor Sie hin, ich will es nicht, sowas kann einfach nicht von mir sein, ich weiß das, Sie wissen es auch, macht nichts. Das ist keine Antwort nach dem Sinn des Rufs und des Gerufenen, den ich mir recht schnell zusammenrufe, und dann raufen wir uns zusammen, der Ruf und das Gerufene, ich und das Spiegelbild und das Spiegelbild des Spiegelbilds. Und alle müssen sie erst zu einem Begriff kommen. Sie wollen mich nicht, die Menschen, die ihre Meinung sagen und sich dabei dauernd im Platz beschränken müssen; während sie noch sprechen, unterbricht man sie schon, sie können aber gern noch einmal schreiben und noch einmal (oder in Raten?), sie wollen mich nicht, das schreiben sie überallhin, wo sie die Gelegenheit dazu bekommen, dazu bekommen sie eine Extraspalte, jede Zeitung hat eine und noch eine extra, damit man es noch einmal sagen kann, da kommt es also hinein, was sie von mir denken, aber den Begriff, den ich ihnen schüchtern hinhalte, vielleicht können sie ihn brauchen, vielleicht können sie mir den auch noch um die Ohren hauen, weil sie mich als Fahrzeug nicht starten können (und sich ärgern, weil ich trotzdem gestartet bin, ich muß es irgendwie aus eigener Kraft geschafft haben, wo es doch nur Motoren so weit schaffen), den nehmen sie nicht. Nicht von mir. Sie wollen eine Eigenleistung erbringen, zusätzlich zu mir, die ich ja gar keine Leistung im Sinn der systematischen Schrägstellung Ihres Horizonts erbringe, der ein andrer ist als meiner, daher sehen wir nie dasselbe, Sie sehen viel weiter als ich, weil der Horizont bei Ihnen etwas nach unten gekippt ist, das ist eine optische Erkenntnis und außerdem falsch, sie entspricht auch nicht meiner Erfahrung, die ich sowieso nicht habe. Ich bin nichts und niemand für sie, wie ich nichts und niemand für mich bin, verstanden?, das übertreffen Sie nie!, ich nehme es vom Toten, vom Geschriebenen, das Lebendige, von dem würde ich nichts annehmen, gegenüber dem Lebendigen bin ich eine stolze Arme, also kann auch der Begriff, den ich von etwas habe, nur nichts sein. Er kann nicht mehr und nicht weniger als nichts sein. Ich kann mich nicht verständlich machen, auch hier nicht, wo niemand etwas von mir erwartet, deswegen lege ich das ja behutsam, wie ein kleines Kind, auf meine kleine Heimseite, da kann es nicht wegrennen und muß jetzt immer bei mir bleiben.

Wer spricht? Schweigen. Aber kaum halte ich ihnen eine Auslegung hin, ist es die verkehrte, und wenn sie (bitte nicht vergessen: Der Spiegel seitenverkehrt, und der Spiegel des Spiegels stellt es dann wieder richtig?) vom anderen, der sie hört, wieder umgekehrt werden müßte. Durch eine alltägliche Auslegearbeit, die ich aber scheue, weil ich den Selbstläufer lieber nicht alltäglich auslegen möchte, ich meine, nicht jeden Tag neu auslegen möchte, werde ich hier, noch dazu von mir selbst, zum Trottel gemacht, zum Vollkoffer, den ich auch noch selbst vollgestopft habe. Ich mache Ihnen hier den Trottel. Gut. Nichts geht weiter, nicht nur hier. Weil der Trick, daß der Autor ein anderer ist, der spricht, nämlich auch nicht mehr funktioniert. Weil es ihn nicht mehr gibt, auch wenn er ohne Zitate auskommt und nur aus dem Schatz seines reichen Inneren, seiner Vergangenheit, der Vergangenheit seiner Familie, andrer Familien, andrer Menschen, andrer Apfelbäume, den Saft preßt, das Schmalz ausläßt (so nennt man das, wenn man den Bauchfilz in die Pfanne haut), schöpft, ausschöpft, weil es ihm schon bis zum Hals steht, weil sie ihm bis zum Kinn reicht, die Fettn, das Fette, an dem ich würge, aber das bin wieder nicht ich, das ist ganz Österreich, und außerdem hat das ein Größterreicher als ich gesagt, ach, was weiß ich, auch dann gibt es ihn nicht mehr, den Autor, na ja, diesen schon, aber mich nicht. So sehr er auch drauf pochen mag, ja, poch nur ruhig, du Depp, das ist Holz, worauf der Apfel gewachsen ist!, aber auf das Fett würde ich nicht draufklopfen, Sie wissen, was dann passiert, so sehr er also drauf pochen mag, der Autor, irgendeiner, der er selbst ist, was sollte er auch sonst sein?, so wenig hallt es ihm zurück. Kein Wunder, das ist viel Holz, macht aber noch keinen Wald, in dem die Äpfel in den Himmel wachsen, kein Wunder, daß du dich nicht auskennst, heute werden ja sogar die Äpfel selber gewachst, damit sie schöner ausschauen, genau, das ist Holz, du wirst dich kräftig anhauen, wenn du auf das Deine, auf dein Eigenes pochst! Du mit deiner Wort-Akropatik! (Liebe zur Höhe? Nein. Das wäre Akropathie, nein, Akrophilie, oder? Quatsch! Natürlich Akrobatik! Sonst glauben Sie noch, ich weiß das nicht). Da kann er noch so sehr einer und allein und ein einziger mit oder ohne sein Eigentum sein, der Autor, der Autor mit seinem Tod, der Stellvertreter eines andren Autors, der Autorfahrer, wer auch immer, es glaubt ja jeder, er wäre was Besonderes, auf jeden Fall aber was Besseres. Es gibt ihn, den Österreichsten mit seiner reichhaltigen Apfelernte, jeder Apfel ein Treffer!, falls man es schafft, dabei den Kopf zu verschonen, auf den man eigentlich gezielt hat, auch wenn man es nicht zugeben wollte. Und wäre dieser Österreicher, der schon alles erreicht hat, was es zu erreichen gibt, noch reicher als reich, wie die Lotterie-Werbung im Fernsehn sagt, es gibt ihn doch genauso wenig wie mich, es gibt uns beide nicht, es gibt niemanden, wir zählen nicht, wir sind längst angezählt, wen interessierts, den einen das eine, den andren das andere, ein ganzes Volk hat ja mit ihm Auszählen (das ist das so ähnlich wie das mit den Abzählreimen) gespielt, und ein ganzes Volk könnte ich nie für mich interessieren und ich mich für das Volk auch nicht mehr, nicht mehr länger, ich habe mich lange genug damit beschäftigt, nicht einmal für die Gebildeten des amorphen Gebildes, von dessen krummem Stamm ich stamme (dauernd haut einer dagegen, um ihn auf solch gradlinige Weise gerade zu machen, aber es gibt halt nur einen, der auf krummen Zeilen irgendwas Gerades schreiben könnte, ich würde das nie hinkriegen); er pocht halt auf sich, der reiche Ösenmann mit seiner Sense, mit der er schon viel Erfolg gehabt und vieles niedergemäht hat, der weiß, was er sagt und was er morgen ganz anders und besser sagen wird, genau wie ich, obwohl mir niemand zuhört und er genauso viele Bäume um sich hat wie ich, ihm wird auch nicht aufgetan, dafür poche ich wiederum nicht, hab mir schon zu oft dabei wehgetan, und dann ist erst keiner gekommen. So gleicht sich alles wieder aus. Ich bin die, welche an ihrer eigenen Abschaffung arbeitet, die nicht auf einen Stamm pocht, sondern höchstens auf Holz klopft, und, was immer sie in Angriff genommen hat, darin nicht sehr weit vorgedrungen ist, ein paar Zentimeter, die der Schneeschuh in die Fläche eingedrungen ist, werdens aber schon sein. Das Eindringen ist meine Methode, das Verschwinden, das teilweise Verschwinden, das Hinterlassen von Resten, die ich nicht mehr gebraucht und nicht mehr verwendet habe, damit Sie mein Teil nicht mehr hinterfragen können, damit Sie nicht merken, daß ich diesen Teil gar nicht habe, mein Geschlechtsteil ist schon ewig weg, hab ihn zumindest schon lange nicht mehr gesehen, beziehungsweise ich hatte nie einen, alles ist weg, das Wegsein, daß ich einmal wenigstens der Weg wäre, sage ich hier nicht, aber nur, weil ich das schon zu oft gesagt habe, was natürlich auf beinahe alles zutrifft, was ich sage. Das ist recht viel, deshalb brauche ich doch auch Platz dafür, weg zu sein! Der Schnee war wohl zu pulvrig, der hat sich nicht festigen lassen unter meinen armseligen Hufen, ja, unter denen, mit den Löchern drin, und beim Schneeschuh sind die Löcher das Wesentliche. Oder ist es ihre Umrandung? Diese Schuhe an meinen Füßen sind Löcher mit Rahmen, und im Rahmen dieser Löcher (das ist das Gegenteil von rahmengenäht!) versuche ich, mich zu bewegen, komme aber nicht weiter.

Da sitzen Leute im Theater und schauen, ja, Sie auch, hatten Sie denn nichts Besseres zu tun?! In ihnen entsteht das, was sie sehen, und sie sehen jemand, der aus sich heraus andere, die er nicht kennt und die er nicht ist und auch nicht sein wollte, dorthin auf die Bühne geworfen hat wie Projektionen aus einem Strahler, einem Beamer, irgendwer muß ja strahlen, aber sie sehen auch, daß der Autor, also bitte, ich als Autorin, die schreibende Frau, jetzt weg ist, bloß merkt es keiner, denn sie ist in ihrer Furcht vor dem Vergessen, die in Wirklichkeit die Furcht vor dem Vergessenwerden ist, völlig verwirrt, sie ist vor sich davongelaufen, vor den ungehaltenen Gegenwärtigen und ihren ungehaltenen Reden über sie, wieso fürchtet sie sich denn, wenn diese Reden eh selber schon ungehalten sind?, sie sagt, sie weiß es nicht, in der Angst erschließt sich nichts, deshalb ist die Autorin so unentschlossen, soll sie dieses Wort oder jenes nehmen? Das, was sie sich an Worten besorgen kann, ist so nichtig in Bezug auf die Bezüge, die sie herstellen könnte, in Bezug auf ihr Seinkönnen überhaupt, tja, ohne Sein keine Bezüge, das ist nun mal so, und was im Besorgen besteht, das ist auch nicht das Original, ist nicht das original Erlebte, das original Erlebbare, das ist der Irrtum vieler Originale, die glauben, sie wären einzigartig, und die einem ständig das Unmögliche als selbsterlebt vor Augen führen. Und dabei nicht wissen, daß sie gar nicht sein können, das kann nicht sein, daß der nicht ist! Das gibts doch gar nicht! Doch. Da steht es doch, da steht er doch! Er sagt, wo er war und wie er dorthin gekommen ist und von dorthin wieder weg, da leuchten seine Möglichkeiten wie Sparbirnen, doch es sind ja Äpfel, die leuchten aber leider nicht, so müssen wir selbst die Erleuchtung bringen und für die Beleuchtung sorgen, damit man die Erleuchtung auch sehen kann. Meine Angst leuchtet nicht, die Angst zwingt mich, so wie im Film Der Exorzist der Leib Jesu Christi den Dämon bezwingen soll, aber meine Angst zwingt mich endlos weiter. Seit sie mich bezwungen hat, zwingt sie mich weiter, ohne daß ich je weiterkäme, und sie bringt mich nicht zurück, sie würde mich ins Vergessen zurückbringen, aber wovon soll ich dann sprechen? Das Vergessen wird noch früh genug beginnen, wie bei meinem Papa damals, ich bins, ich bin es noch, jemand hat mich noch einmal zurückgebracht, sie hat mich an sich ausgeliefert als ans Wiederholbare, die Angst, als könnte sie endlos immer wiederkommen, immer zu mir als einer anderen, jedesmal einer anderen, damit es ihr mehr Spaß macht, sie hinterläßt mich ja auch immer als eine andere, und sie wird auch immer wiederkommen, bis ich mich endlich vergessen habe. Das ist Sprache: Das Wiederholbare, aber immer anders, also vielleicht gar keine Wiederholung?, wie soll man etwas als Wiederholung erkennen, wenn man es schon beim ersten Mal nicht gekannt hat? Ist es gleich zum Vergessen? Das ist zum Vergessen, was ich da sage, und ja, ich bin es, das werden Sie mir sicher glauben, auch ohne daß ich meine Wunden zeige, irgendeinem ungläubigen Thomas zeige, das bin ja nur ich, nein, ich glaubs nicht!, das bin ich, die ins Verrufene ruft, das aber nicht einmal richtig verrufen ist, denn dorthin würde sie sich nie trauen, also eine, die das nicht ist, was sie auch nie behauptet hat zu sein, dort drüben, nehmen Sie den, nehmen Sie lieber den, und Sie tun es auch: der andre Autor, ja, der dort drüben, irgendeiner halt, der ist er, der ist ganz er, der ist ganz bei sich, dort ist es schön, der kann sein und sein lassen, ganz wie er will, und der dort auch!, der ist Herr seines Seins und kann es auch, der kennt alle Möglichkeiten seines Seinkönnens, die einer ihm gegeben hat, keine Ahnung, wer, sonst würde ich auch zu dem gehen, der, als die Gaben verteilt wurden, die Geberkonferenz veranstaltet hat, der Ursprung von allem, der eigentlich eine Unterlassung ist, eine Unterlassung des Sprechens, eine Unterlassung des Rückgangs auf den Boden des Beredeten (bei mir: des Beredten!), ein Verschließen, nein, bei mir nicht!, da verschließt sich nichts, da öffnet sich eher zuviel, wie bei dem dort, dem es grade aufgeht (in meinem Vaterland würde ich jetzt sagen: das Geimpfte, aber das versteht der Deutschmeister schon wieder nicht), irgendwas aufgeht, der mit irgendwas klarkommt, klar kommt der!, es kommen ja alle, alle, alle! Aber der bin nicht ich und ich auch nicht!, und alle bin ich auch noch nicht. Das kommt schon noch, daß ich endlich alle bin! Gehen Sie dort rüber, dort sind Sie richtig, dort ist einer, der er ist, er ist er, und das werde ich nie sein, auch wenn er es behauptet, ist dieser Autor kein andrer, so wie ich immer eine andre sein werde, aus Angst vor der Besorgnis, sie könnte sich einmal nichts mehr besorgen können, und die Worte würden ihr dann fehlen, sie wären ihr ins Vergessen ausgewichen (oder sie wären vor ihr ins Vergessen ausgewichen, um nicht gefunden zu werden. Es wurden von ihnen zuviele gewechselt, jetzt wollen wir Untaten sehen, ich meine, sie wurden so viel gewechselt, daß sie jetzt nicht mehr wissen, wieviele sie überhaupt sind). Irgendwie fehlen sie einem ja doch, wenn sie fehlen, die Worte. Die Leute schauen und staunen. Das ist glatte Werkraftzersetzung! Kein Wort ohne Ihren Anwalt! Kein Wort ohne Werner, nein, ohne Wer! Wir wollen den Wer sehen, der sich selbst dort ausstellt auf der Bühne, da wissen wir wenigstens, wen wir bekommen. Wir bekommen den Wen oder Was. Den Wer. Nicht den Werner, heute noch Bundeskanzler, bald wird auch er ein andrer sein oder auch nicht, er wird er selbst sein, aber es wird ein andrer sein, der er ist, und dieser andre wird auch sein können, wohinein er geworfen worden ist. Dieses Stück werde ich aber nicht schreiben. Ich habe genug geschrieben. Sie lesen schon richtig: den Wer! Das ist Ihre Belohnung, daß Sie Menschen auf der Bühne sehen dürfen, worauf der Zuschauer auch einen berechtigten Anspruch hat, dieses Recht hat er sich persönlich gegeben. Wenigstens einmal muß er sich nicht nach fremdem Recht richten und gerichtet werden. Er hat nicht den Anspruch, ansprechende Menschen zu sehen, aber er hat den Anspruch, angesprochen zu werden. Das ist doch wohl das Mindeste! Ich weiß, daß ich das Mindeste bin und dem Geringsten meiner Brüder, die ich nicht habe, irgendwas getan habe, getan haben muß, so wie der sich mir gegenüber aufführt, nein, ich weiß nicht im mindesten, wer ich bin, als sprechendes Subjekt bin ich es nicht, ich bin die, die vorhin irrtümlich Ich gesagt hat, aber ich habe vergessen, was ich gesagt habe, dabei ist es nur eine halbe Seite her; ich treibe ziellos herum, Sie sehen es ja, und stoße an meine Möglichkeiten (nicht die Grenzen meiner Möglichkeiten, sondern an diese selbst), und ich werfe mich weg, das ist der Unterschied, weiß jetzt nicht zu wem oder was. Vor dem Vergessen werfe ich mich lieber weg, bevor die Furcht mich mit der Angst zusammenwirft, wir beide wären dann unschlagbar, denn das Wort wäre dann nur eins für beide, und ich hätte es gewählt, das darf ich, wenn ich spreche, das Unterscheiden kostet zuviel Zeit, da müßte ich nachdenken, das will ich nicht. Wenn ich nicht denke, sondern die Wortwahl einschalte, die automatische, eine ganz neue App, dann sind die beiden lieben Kameraden, Angst und Furcht, eins für mich, denn damit kenne ich mich aus, sie fallen zusammen, wenn sie mich nur sehen, das heißt, sie werden zusammen größer, ich lasse das aufeinandergestellt, nicht dahingestellt. Zu dem Wem und dem Was und dem Wasweißich geworfen?, einfach dazugeworfen, ins Schicksal geworfen und das Schifferl versenkt? Bitte entscheiden Sie sich. Wären Sie zu alldem geworfen, dann wäre das ein Spiel mit zwanzig Bällen, aber mit keinem einzigen Mitspieler. Dieser Mannschaft schuldet das Was aber mindestens einen Mitspieler, dann können sich die beiden die Bälle gegenseitig zuwerfen, das wäre dann zwar kein Spiel, aber Handlung käme in die Sache, wenn auch nur wenig. Geht sich das alles aus? Nein, das geht sich nicht aus, das bleibe ich Ihnen schuldig. Das Schuldigsein bleibe ich Ihnen niemals schuldig, denn ich bin ja nicht ich, also kann ich ruhig die Schuld auf mich nehmen, wer auch immer die Schuld schuldet, jede Schuld, ich kann sogar Jesus sein, wer wollte mir verbieten, mich so zu nennen? Ich kann alles, aber ich bin nichts, was sollte ich also können? Alles. Ich bin der Niemand (oh, Mr. Nobody! Das hab ich in irgendeinem Film oder einer Serie gesehen, wenn Sies wissen, sagen Sie es mir bitte, es wird aber genausowenig zählen wie das, was ich sage und vor mir andere gesagt haben). Ich habe den Anspruch, der Niemand persönlich zu sein, aber das ist wahrscheinlich schon zuviel, selbst für mich selbst. Ich soll Ihnen etwas von mir zurückgeben, weil Sie einen Anspruch drauf haben? Sie haben etwas gezahlt, wenig genug, sogar für Ihre Wohnung haben Sie mehr gezahlt, und das war oft nur die Anzahlung. Sie haben überhaupt keinen Anspruch, nicht einmal den, daß ich Sie anspreche. Ich spreche viele an, da können Sie sich dazustellen. Sie werden übersehen werden, ja, Sie, während ich nur die Texte übersehe, die ich plündere, um Ich zu werden. Es geht nicht. Ich könnte mir etwas besorgen, das würde mir zustehen, weil ich doch immer nur besorgt bin, wegen allem, also könnte ich es mir auch von woanders holen, die Besorgung, nicht zu verwechseln mit der Besorgnis, die ich auch besser kenne als die meisten, Sie sehen schon, ich hole hier meine Triumphe, nein, meine Trümpfe hervor. Ich bin besorgt, daß ich mir die Texte einmal nicht mehr rechtzeitig besorgen kann oder an der falschen Stelle suche und dann falsche Intercitytexte, nein, Interzitatentexte? herausbekomme (immerhin, die meisten geben einem ja gar nichts heraus), und der Text zerrt mich woandershin, als ich wollte. Gut so. Genauso ist es auch gedacht, ohne gedacht worden zu sein. Vom Nichts ins Nichts, aber auch das hat ein andrer gesagt, und ich habe es in seinem Windschatten auch schon oft wiederholt. Sie sehen, daß Sie das sind dort auf der Bühne. Was, das sollen wir sein? Also diese Frau kennt nun wirklich nichts und niemand, sie hat uns nicht getroffen, nicht richtig, als sie Menschen erschaffen wollte, wie sollte sie auch, sie hat uns ja noch überhaupt nie und nirgends getroffen. Wir sollen das sein? Was bildet sie sich ein? Sie hat es wieder nicht hingekriegt, daß Menschen entstanden sind. Und warum sind ausgerechnet wir es, die nicht entstanden sind? Wir sind doch nicht ihre Einbildungen! Sie schauen. Dafür treffen sie jetzt mich! Ich umgrenze die Sorge, aber was ich dazu bräuchte, das wäre die Analyse von Alltäglichkeiten, ich schaue, genau das steht hier so vorgeschrieben, doch mein Alltag ist frei von Alltäglichkeiten, nein, er ist eine Alltäglichkeit, weil ich das Haus kaum je verlasse und zu einer bestimmten Zeit immer dasselbe mache, irgendjemand muß doch meine Existenz zusammenfassen, in den Fokus stellen, scharfstellen, die Interferenz der Existenz mit der Realität mittels dieser kleinen Schraube, die jemand angezogen hat, damit ich nicht mehr rauskann, festsetzen, ich möchte ja den Unterschied sehen, endlich den Unterschied!, aber, wie schon gesagt, ich sehe keinen, weil ich nicht weiß, zwischen was und was oder zwischen wem und was. Was steht hier? Die Substanz des Menschen ist die Existenz. Das betrifft wohl nur Lebendige (oder vielleicht lebendig Geschilderte?, lebendig Gestaltete?). Ich habe keine, also habe ich auch keine Existenz. Ich enthalte nichts, nehme mir aber, was andere enthalten. Da treten also der, der, der und die auf, es ist schließlich ein Theaterstück. Und sie sind es nie. Es ist eben schließlich ein Theaterstück und Schluß. Sowas erspare ich mir, jetzt wieder die Existenz, die erspare ich mir. Wie kann ich Sie für meine Idee des Seins gewinnen oder gar begeistern? Gar nicht? Das habe ich mir schon gedacht. Ich bin die Leerstelle nach meinem Tod, und zwar deshalb, weil da vorher auch nichts war. Die Leere aus der Leere. Ich weiß das. So stelle ich schließlich meine Figuren her und aus, ich stelle sie her, ich reiße sie mir raus, und ich stelle sie dann aus. ein weiteres Spiel, das mit der Lehre, erspare ich mir, das läge zu nahe, aber auf die Nähe bin ich schon noch angewiesen, wenn auch nicht die zu Ihnen, Publikum! Ich bleibe lieber weg, und rauben würden Sie mich ja nicht, Ihre Besitzansprüche können Sie dort drüben beim Schalter anmelden, dort werden sie rückstandslos entfernt, ja, dort, wo die Apfelbäume stehen. Dort sind richtige Menschen, aber andere. Schön saftig wie die Äpfel. Ich hätte die nie erschaffen können! Dabei kann es jeder passende Baum! Doch mir paßt leider keiner. Dort sehe ich mich nirgends, und wenn ich die Augen fest zumache, wie als Kind, sehe ich auch nichts. Heute, herangewachsen und bereits verwelkt, sehe ich immer noch nichts, muß mir aber nicht die Mühe machen, die Rollbalken vor meinen Augen runterzulassen. Auch die Hose bleibt oben. Im Vermeiden der anderen gibt es mich zwar nicht, aber dort können Sie einen anderen aufsuchen, der gern er ist, sich genügt und das auch gern zugibt. Sein Schuldigsein besteht darin, daß er nicht besorgt ist, im Gegensatz zu mir, er ist nur, ich aber kann mir alles besorgen, was ich dann aber auch nicht bin. Vielleicht besorge ich es mir gerade deshalb? Vielleicht scheue ich gerade deshalb davor zurück, mir richtige Figuren zu bestellen, die ich vorher nicht kennen kann? Vielleicht will ich einfach nur vorher alles wissen, um keine Überraschungen zu erleben? Und nicht, weil es mir kein andrer besorgt. Doch auch, wenn ich andere aufsuchte, gäbe es mich nicht. So, und wie soll man da Theaterstücke schreiben, die aus Menschen bestehen, wenn man selber kein Mensch ist, sondern nur etwas, das man sich besorgt hat, mal rasch um die Ecke oder nach einer halben Stunde Fahrt zum Supermarkt? Ich habe mir die Sorge besorgt, und schon umgrenze ich sie begrifflich, doch sie läßt sich nicht greifen. Es ist schon unbegreiflich, daß ich mich nicht einmal in ein Geschäft hineintraue.

Ach, bin ich Ihnen was schuldig? Weil Sie das dauernd behaupten. Was sagt der Denker, den ich Ihnen vorenthalte? Absichtlich vorenthalte, damit er länger allein für mich vorhält? Was sagt er? Man kann einem anderen was schuldig sein, ohne selbst schuld daran zu sein? Ein Anderer kann bei anderen für mich Schulden machen? Wir machen uns schuldig, wir haben durch das Schuldhaben an einem Schuldenhaben schuldig gemacht. Und dann kommt einer, der keine Ahnung hat, und macht es genauso, er macht es nicht genauso, aber er macht, was er will. Betrifft mich nicht. Betrifft einen anderen, der auch was geschrieben hat, und der bin nicht ich. Ja, Thomas, du kannst es besser sagen, und auch von dir schreibe ich ab, und es ist wahr, es gilt auch für mich, und du hast es mir nicht eingesagt: Produktives Sich-Verzetteln ist wunderbar. Obwohl es bei mir keine Zettel gibt, sondern immer nur den Direktimport (genau! genau! Ich könnte es nicht so gut sagen wie du, aber warum sollte ich, du hast es ja schon gesagt). Ich habe aufgeschlagene Bücher um mich herumliegen und gar nicht das Zwischenlager Zettel. Also ich, bitte, das bin jetzt wieder ich, die spricht, habe schon noch Zettel, aber dort steht nur, was mir eingefallen ist, während ich grade am Kochen war, weil mir nichts eingefallen ist, dann schreibe ich auf alte Briefe, ich gebe ihnen eins hintendrauf. Ich habe kein Sein, und ich habe kein Haben. Ich habe nicht einmal Schulden. Sie haben wenigstens recht, ich aber habe gar nichts. Ich tue nicht recht, und ich scheue alle. So gehts natürlich auch. Ich genüge nicht, mir nicht und Ihnen nicht, hier haben Sie es hingeschrieben, ich habe es gelesen. Alles in Ordnung. Gehen wir wieder an die Geschäftigkeit! Gehen wir gleichmütig ins (ans) Geschäft! Wir haben es bloß noch nicht gefunden, aber in dieser hohlen Gasse muß es sein, es führen tausend Wege dorthin, der, den wir nehmen, ist von einem reinen Zufall bestimmt, denn nur so fällt uns was zu und ein. Das fällt in eins zusammen, bevor es ganz zusammenfällt. Ich bin fest entschlossen, in jedem Augenblick, ich bin augenblicklich ganz zu diesem Augenblick entschlossen, doch ich sehe nichts, es kann also kein Augenblick sein, weder Auge noch Blick, es ist ein Habichtssturzflug, ein Habenichtssturz, ich stürze mich auf alles Geschriebene, ich stürze mich auf alles, ich stütze mich auf so wenig, daher stürze ich ja, ich falle, ich falle in Situationen hinein, der Situationsvorsteher hebt eine rote Flagge, ich zeige auch Flagge, gebe w.o., und ich darf an diesem Vorlauf zum Tod teilnehmen, ich habe die Starterlaubnis erhalten, wir drehen und action! Der Vorlauf zum Tod, der ich weiß nicht wievielte, ist der, an dem ich teilnehme und mich verliere. Oder hat der Vorlauf, der Verlauf mich selbst verloren? Wer hat da wen verloren, daß nichts weitergeht, aber auch nichts, das abgelaufen ist, wieder zurückgebracht werden kann? Das ist auch nicht nötig. Es ist ja schon da.

 

Fotos: 1) Andreas Pohlmann in Theaterheute 3/1998, 2, 3) privat
Einar Schleef auf der Sportstück-'Textfläche' (Burgtheater, Januar 1998)
Elfriede Jelinek am Hollerbusch, 1950

 

17.2.2013


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