Elfriede Jelinek

Die Schutzbefohlenen



Wir leben. Wir leben. Hauptsache, wir leben, und viel mehr ist es auch nicht als leben nach Verlassen der heiligen Heimat. Keiner schaut gnädig herab auf unseren Zug, aber auf uns herabschauen tun sie schon. Wir flohen, von keinem Gericht des Volkes verurteilt, von allen verurteilt dort und hier. Das Wißbare aus unserem Leben ist vergangen, es ist unter einer Schicht von Erscheinungen erstickt worden, nichts ist Gegenstand des Wissens mehr, es ist gar nichts mehr. Es ist auch nicht mehr nötig, etwas in Begriff zu nehmen. Wir versuchen, fremde Gesetze zu lesen. Man sagt uns nichts, wir erfahren nichts, wir werden bestellt und nicht abgeholt, wir müssen erscheinen, wir müssen hier erscheinen und dann dort, doch welches Land wohl, liebreicher als dieses, und ein solches kennen wir nicht, welches Land können betreten wir? Keins. Betreten stehn wir herum. Wir werden wieder weggeschickt. Wir legen uns auf den kalten Kirchenboden. Wir stehen wieder auf. Wir essen nichts. Wir müssen doch wieder essen, wenigstens trinken. Wir haben hier so ein Gezweig für den Frieden, so Zweige von der Ölpalme, nein, vom Olivenbaum haben wir abgerissen, ja, und das hier auch noch, alles beschriftet; wir haben sonst nichts, wem dürfen wir ihn bitte überreichen, diesen Stapel, wir haben zwei Tonnen Papier beschrieben, man hat uns natürlich dabei geholfen, bittend halten wir es nun hoch, das Papier, nein, Papiere haben wir nicht, nur Papier, wem dürfen wir es übergeben? Ihnen? Bitte, hier haben Sie es, aber wenn Sie nichts damit anfangen, müssen wir das alles noch einmal kopieren, noch einmal ausdrucken, das ist Ihnen doch klar? O droben ihr Himmlischen, wir falten fromm die Hände, ja, ihr seid gemeint, schaut nur herab!, wir beten zu euch, ja, ihr, denen die Stadt und das Land und die leuchtenden Wasser der Donau wohl und auch ihr Schwerstrafenden in den Behörden noch wohler gehört: Ihr sagt uns einmal dies, und dann sagt ihr uns das, und nichts können wir gerecht werden, doch gerecht seid ihr ja auch nicht, ihr Engel plus du, lieber Himmelvater. Was sollen wir machen gegen euch?, ihr dürft alles, ihr könnt alles. Sie hier: Können Sie uns bitte sagen, wer, welcher Gott hier wohnt und zuständig ist, hier in der Kirche wissen wir, welcher, aber es gibt vielleicht andere, woanders, es gibt einen Präsidenten, einen Kanzler, eine Ministerin, so, und es gibt natürlich auch diese Strafenden, das haben wir gemerkt, nicht drunten im Hades, es gibt sie alle gleich nebenan, zum Beispiel dich, wer auch immer, dich, wer auch immer du bist, du, du, Jesus, Messias, Messie, egal, der du das Haus, das Geschlecht, alle Frommen bewahrst, aufgenommen hast du uns nicht, wir sind ja auch von selber gekommen, in deine Kirche gekommen, als schutzflehender Zug, bitte helfen Sie uns, Gott, bitte helfen Sie uns, unser Fuß hat Ihr Ufer betreten, unser Fuß hat noch ganz andre Ufer betreten, wenn er Glück hatte, doch wie geht es jetzt weiter? Fast hätte uns die See vernichtet, fast hätten uns die Berge vernichtet, jetzt sind wir in dieser Kirche, morgen werden wir in diesem Kloster sein, dank dem Herrn Gott, dank dem Herrn Präsidenten, sie wurden eingesetzt, sie haben sich eingesetzt, doch wo werden wir übermorgen sein und danach? Wo wird uns ein Bett versagt werden, wo werden wir uns ein Bett erzwingen können, wo werden sie uns wieder rauswerfen, wo werden wir unsre eigenen Knochen vergraben können, das heißt, wer wird das alles machen?, wer wird das für uns tun? Wer wird dafür sorgen, daß wir Seienden auch erblickt werden, und das ohne Abscheu? Die von des Bachs Ufern, des Meeres Küste, den Waldbüschen der Heimat Verscheuchten, wehklagend im Gram verlorener Heimat, verwirrt von deren urmütterlichem Zorn, die können Sie hier sehen, keiner rühmt sich hier, irgend jemand zu entstammen, es würde ihm auch nichts nützen, und wieso, bitte, wieso sind Sie hier auch zornig auf uns? Das verstehen wir nicht. Wir sind längst schmerzbefreundet, ja, aber was haben wir hier getan, daß Sie uns in Angst halten, Angst überall, Angst vor den Meinen, die ich verließ, daß ich wieder zurück muß, vor Ihnen aber noch mehr Angst, daß ich bleiben muß, daß ich nicht bleiben darf, jetzt geben Sie mir gleich recht, jetzt werden Sie mir gleich recht geben: Wenn Sie überall Angst haben, werden Sie sagen, warum sind Sie dann hergekommen? Um neue Angst zu haben, schon wieder? Nur jetzt in der Barbarensprache, die wir nicht kennen und nicht können, das ist ja immer so, wenn man woanders ist, unter Fremden, was geschieht jetzt, was geschieht nur jetzt? Wir rufen flehend in dieser Sprache, die wir nicht kennen und können, die Sie aber beherrschen wie sich selbst, außer Sie stehen an einer Bahnsteigkante und sehen uns, bitte bemühen Sie sich ein wenig, zu erfahren, was Sie niemals wissen können, bitte!

Schauen Sie, Herr, ja, Sie!, flehend wenden wir uns Ihnen zu, uns hat irgendwer gezeugt und irgendeine geboren, wir verstehen, daß Sie das überprüfen wollen, aber Sie werden es nicht können. Wo ein Woanders ist, dort wissen wir nichts, denn vielleicht ist alles ganz anders und ohnedies immer woanders, und dort ist unser Erkennen nichts. Man hat uns Videos geschickt, meiner Familie, als ich sie noch hatte, inzwischen alle tot, alle tot, kein einziger noch da, ich bin der letzte, mein alter Horizont nicht Gegenstand mehr, dem steht nichts entgegen, sie sind ja alle weg, alle tot, nur ich nicht, ich bin jetzt da, und was machen Sie mit mir? Ich bin da, was machen Sie jetzt mit mir? Der Horizont wird zum Nichts, am Gebirge endet er, das Meer ist ein Loch, ein Schlund, eine Schlucht, es ist doch keiner mehr da, es ist keiner mehr dort, nur ich bin hier und nicht dort, aber hier, angewiesen auf meine Erinnerungen, sind alle tot, sind woanders tot, sowieso tot, ich bin der letzte, ein hartes Los, ich klage es laut, ich habe das traurigste Los gezogen. Schauen Sie, da werden zwei unserer Verwandten geköpft, danach waren noch einige übrig, fotografiert mit dem Handy, solange noch Zeit war, jetzt sind sie es nicht mehr, es gibt sie nicht mehr, es gibt nur noch mich, aber dieses schwer zu enträtselnde Geschick, denn wieso machen Menschen das?, erlaubt mir nicht Aufenthalt hier, schauen Sie, ich zerfetze mir sofort meine geschenkten Jeans, meinen geschenkten Pullover, ich zerschneide auf der Stelle meinen geschenkten Rucksack, ich muß verrückt sein, die Sachen gehören doch jetzt mir!, ich lasse mich treiben auf unsichtbaren Wellen, aber nützt mir das was? Es nützt mir nichts! Zwei meiner Cousins sind einen Kopf kürzer gemacht, ich flehe zu Ihnen, ich weiß, das würden Sie mir nicht antun, das könnten Sie gar nicht, aber sprechen meine Cousins nicht für mich? Mit ihren zerschnittenen Hälsen und ohne Kopf? Spricht das nicht für mich, daß so Schweres ich erlebt habe, willst du uns nicht, ja, du? Wir dunkle, sonnenglutgewohnte Schar, wir kehrten dann um, bloß: wohin? Zu andren Erdumnachteten, Endumnachteten, überhaupt Umnachteten, alle, alles umnachtet, wo wir nicht sind, aber hin sollen, hin auch wollen, gibt es diesen Herrn Präsidenten oder was er ist, gibt es den Herrn, den allaufnehmenden? Nein, es gibt ihn nicht. Es gibt keinen Allaufnehmenden. Da könnte jemand eher das All bei sich aufnehmen als alles, als uns, nichts und niemand nimmt uns auf, das ist unerhört! Und unerhört bleiben auch wir.

Wir werden mit böser Rede euer gedenken, aber das wird euch ganz egal sein, das wissen wir schon, denn nicht legal sein wird unser Aufenthalt, das ist überhaupt euer Lieblingswort, legal, legal, nicht legal der Aufenthalt, da können wir zeugen, da können unsre Frauen gebären, da können wir uns abrackern, das ist euch ganz wurst, denn von uns kehrtet ihr euer Antlitz, trotz unsres Flehens kehrtet ihr euer Antlitz ab, hat doch keinen Sinn, es wird eh wieder schmutzig, trotzdem, wir flehen, wir flehen, ihr dort oben, hallo, wenn ihr uns nicht wollt, bleiben wir euch ja immer noch als eure Aufgabe, aus den bisher dargelegten Gründen, ja, da liegen sie nun, und keiner baut drauf. Und selbst die Richtung unseres Rückgangs, unsres Rückzugs zu bestimmen, den wir gar nicht verlangen, den ihr von uns fordert, die Rückkehr, egal, in welche Richtung, weg, bloß weg!, ist uns nicht gestattet. Dies Zeugnis, dieses unterschriebene Zeugnis befiehlt uns eine Rückkehr, ins umnebelte Land, aus dem wir kamen, wo waren Sie zuletzt? Dort müssen Sie Ihren Antrag stellen! Das ist es, was ihr für uns wollt, immerhin wollt ihr was! Den Kopf, den Kopf haben sie meinen beiden Cousins abgeschnitten, dafür gibt es nicht Zeugen, dafür gibt es einen Zeugen, die Kamera hat heut jeder dabei, ist überall angebracht, angenagelt, alles kann auf der Stelle bewiesen werden, hier können Sie sehen, den Beweis sehen, auf diesem Video, wie zwei Männern die Köpfe abgeschnitten werden, ist das nicht furchtbar? Sie glauben nicht, daß das meine Cousins sind? Ich habe Zeugen. Sie glauben es nicht. Aber sehen können Sie es, Sie sehen es hier, meine Familie hat das Video, die gibt es aber nicht mehr, die Familie, die sind jetzt alle tot, aber das Video ist übrig, keiner schämt sich dafür, nur Sie schämen sich meiner, und Ihre Einbildungskraft reicht nicht aus, nichts reicht Ihnen aus, und nichts reicht bei Ihnen aus, nur fortscheuchen, Menschen, die einst gezeugt und geboren wurden, wegscheuchen, das könnt ihr. Und das Kopfabschneiden, das ist ja gar nichts gegen die anderen Leiden, die es schon überall gegeben hat und die, logisch, noch länger gedauert haben. Die Leiden dauern immer länger als alles. Die Leiden sind alles, was dauert, und sie dauern niemanden. Das lockt keinen Hund hinterm Ofen hervor. Man hat Vater, Mutter, alle Geschwister umgebracht, aber das ist gar nichts, das ist nichts, alle unsere Vorstellungen werden auf ein Objekt bezogen, die Subjekte gelten nichts, die Toten gelten nichts und sind nichts. Auf die Toten können wir uns nicht berufen, wenn wir ein Aufenthaltsrecht ableiten wollen, die wollen uns hier ja selber ableiten wie Flüsse, ins Nirgendwo, wo die nicht mehr über die Ufer treten, ein Meer, das sie widerrechtlich betreten, die Flüsse, wo sie nirgends mehr hinein- oder hinaustreten können, wo sie niemanden treten und auch wir nichts betreten dürfen. Ableiten, rausschmeißen, und dann weg mit ihnen und weg mit uns. Alle tot, sowieso, warum also sollte ich, als letzter, noch leben? Das verstehen Sie nicht. Ich verstehe es auch nicht. Denn wenn die Zeit das dreifach-einige, das dreieinige, wenn sie auch uns mit einschließt, nein, nicht Gott, nicht Dreifaltigkeit, die sind sich nie einig, ich rede von der dreifach-einigen Zeit, die noch nie etwas geeinigt hat, die uns vereinigt hat, als Gruppe, zusammengewürfelt aus Niemanden und Nichtsen, sicher aus Habenichtsen, wenn aber die Zeit, so sagte ich eben, ich kann es gar nicht sagen, wenn aber die Zeit das dreifach-einige Ganze von Gegenwart, Gewesenheit und Zukunft ist, der Denker, ich kenne ihn nicht, doch er denkt, der Denker, aber den beiden jetzt als zeitbildend nachgewiesenen Modi der Synthese einen dritten Modus anfügt, welchen, welchen?, daß wir bleiben und damit außerhalb der Zeit sind, daß wir aus dieser Zeit wieder herauskommen können?, welchen?, einen Modus also, einen dritten Modus anfügt, wieso, es sind ja schon drei, Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft, egal, wenn das so ist, wie ich gesagt habe, nicht ich, wie ich gesagt hätte, könnte ich auch so denken, ich weiß nicht, was dieses So bedeutet, wenn also und noch dazu alles Vorstellen, also auch das Denken — und auf unser Denken legen Sie keinen Wert, das bereichert sie nicht, das gibt es nicht, das ist gar nicht da — , wenn dieses Denken, Ihr Denken, also der Zeit unterworfen sein soll, dann muß dieser dritte Modus der Synthese die Zukunft ausbilden, machen, bilden, keine Zukunft für Ungebildete, aber für Gebildete auch nichts, nichts für niemand, die Zeit muß die Zukunft also herstellen wie ein Kleid. Und? Und, was jetzt? Werden die Fürsten dieses Landes, werden die Herrn Landeshauptleute, die ihre Häupter noch haben im Gegensatz zu meinen beiden Cousins, werden die Herren des Landes und die Landeshauptmannstellvertreter, werden die wohl, gelockt durch diese schnelle Botschaft, durch diese langsame Botschaft, egal, werden die selbst sich nahn, um uns zu sehn? Sie werden nicht. Den Herrn in diesem Land und den Stellvertretern der Herren in diesem Land und den Stellvertretern der Stellvertreter der Herren in diesem Land würden wir, wir dürfen ja nicht, aber wir würden, würden wir, wies Fremdlingen ziemt, verständig unsere blutschuldlose Flucht erzählen, bereitwillig jedem erzählen, er müßte ein Stellvertreter gar nicht sein, wir würden das machen, Ehrenwort, wir erzählen es jedem, wir erzählen es allen, die es hören wollen, aber es will ja keiner, nicht einmal ein Stellvertreter eines Stellvertreters will es hören, niemand, aber wir würden es erzählen, wir würden über unsere Flucht ohne Schuld, unsre schuldlose Flucht, die Sie ja immer als Flucht vor Schulden darstellen, die Flucht von Schuldlosen also erzählen, in unserer Stimme wird nichts Freches sein, nichts Falsches, wir werden ruhig und freundlich und gelassen und verständig sein, aber verstehen werden Sie uns nicht, wie auch, wenn Sie es gar nicht hören wollen? Verstehen werden Sie nicht, und unser Reden wird ins Leere fallen, in Schwerelosigkeit, unser schweres Schicksal wird plötzlich schwerelos sein, weil es ins Nichts fallen wird, in den luftleeren Raum, ins Garnichts, wo es dann schweben wird, in Schwebe bleiben wird, im Wasser, in der Leere, ja. Aus unseren anspruchslosen Augen werden wir sanftmütig schauen und um eine Decke und etwas zu essen bitten, sehen Sie, werden Sie Stellvertreter von Stellvertretern, die aber auch alle nicht hier stehen, die vertreten sich woanders, sagen: Ihre Augen sind ja gar nicht anspruchslos, auch wenn Sie das behaupten, sie stellen ja doch Ansprüche! Heute wollen Sie Decken, Wasser und Essen, was werden Sie morgen verlangen? Unsere Frauen, unsere Kinder, unsere Berufe, unsere Häuser, unsere Wohnungen? Was werden Sie morgen verlangen. Heute verlangen Sie vielleicht noch nichts oder nicht viel, aber morgen wird es viel sein, das wissen wir schon, deswegen sind wir ja die Stellvertreter von Stellvertretern von Stellvertretern, die wissen es alle, alle wissen alles, und jetzt wissen es auch wir, obwohl wir es schon vorher gewußt haben, schon vorher. Wie? Was sagen Sie? Wir achten darauf, weder vorlaut noch zu breit noch zu ausführlich noch zu schleppend noch zu schnell noch zu langsam im Reden zu sein. Nichts davon können wir sein, wir sprechen Ihre Sprache leider nicht, wo ist der Dolmetsch?, wo ist er hin?, Sie haben uns einen versprochen, wo ist er, wo ist er denn, wo ist der Mann, der Ihnen sagt, daß wir weder zu schleppend, zu langsam, noch zu schnell reden sollen? Wer sagt Ihnen das? Es ist egal, denn Wesen wie wir sind Ihnen gar sehr verhaßt, das sehen wir, das ist klar. Nachgeben müßtet ihr, so wie wir nachgeben und aus der Kirche endlich ins Kloster gehen, wo es warm ist und wir schneller verrotten, schneller verwesen, unsere Wesen davonhuschen wie Mäuse. Wir haben nachgegeben, und jetzt sind wir weg, wir sind Ihnen aus den Augen, aus den Augen der Öffentlichkeit geschafft, fortgeschafft, man hat uns gesagt, und nach einiger Frist haben wirs auch getan: Nachgeben müßt ihr, hat man uns gesagt, sagt man uns ständig, sagt man uns auch jetzt, nachgeben müßt ihr, flüchtig, fremd, bedürftig hier, so, wie ihr seid, nachgeben müßt ihr, seht ihr, das habt ihr kapiert, habt schon nachgegeben, flüchtig, fremd, bedürftig, so jemand darf hier nicht sprechen, so jemand darf hier nicht sein. Denn kecke Rede ziemt den Unglückseligen nie. Wo werden wir denn! Wo werden wir denn keck sein, wo wir doch gar nichts mehr sind! Wir werden verständig sein, und Sie werden jemanden verständigen, daß wir endlich verständig sind und von der Kirche ins Kloster übersiedeln, das steht grade leer, hier, im Fernsehen zeigen sie es schon, im Radio sagen sie es schon, in der Zeitung wird es bald stehn, die Kirche zwar auch leer, doch auch sie steht, steht sogar besser da, dort sollte jederzeit der Gläubiger seines Gottes hinein dürfen, den wir dabei stören würden, das verstehen wir, wir stehen ja selbst in der Schuld unsres Gottes, der, wie Ihrer, ausschließlich die Schuldlosen liebt. Und? Was bringt uns das jetzt? Erbarmt euch, bevor Gefahr uns erdrückt, bittebittebitte! Nein? Das haben wir uns schon gedacht. Da steht euer Gott also lichtbeschwingt herum, Tausende Statuen von ihm, Gold, Glitzer, Farbenrausch, Bling Bling, bitte, sagen wir probeweise, vielleicht hilft uns der ja, obwohl nicht für uns zuständig, sondern dieser Stellvertreter eines Stellvertreters eines Stellvertreters eines Gottes, den sie da einfach so hergehängt haben, damit wir hingehalten werden, nein, dafür nicht, er hängt halt so da, der arme Kerl, hat auch nicht viel Glück im Leben gehabt, egal, zu diesem lichtbeschwingten Adler bringt uns das jetzt, nein, das paßt nicht, das ist kein Adler, der Adler ist das Kleine dort droben, über ihm, schauen Sie, Sie können es von hier aus recht gut sehen, dort droben, also Adler ist das keiner, was?, das soll eine Taube sein?, na, was ist von einer Taube schon zu erwarten! Genausowenig. Die Taube eine Stellvertreterin einer Stellvertreterin einer Stellvertreterin, immerhin ein Vogel, fliegen kann sie, und zu der ruf ich betend, die ruf ich betend an, irgendwen muß ich ja anrufen, so, nachher ruf ich meinen Anwalt an, aber jetzt ruf ich betend die Taube dort auf dem Dach an, anflehn wir sie, anflehen wir, vielerrettendes Sonnenauge im Dreieck, Sonnenauge, das im Dreieck springt, dich, ja, dich meinen wir!, du hast ganz richtig gehört, ausgerechnet dich flehen wir an! Es ist ja sonst keiner da. Kein Grund, auf einmal im Karree zu springen vor Wut! Der Karren steckt jetzt im Dreck, was sollen wir machen?

Davon, daß jetzt alle tot sind, die ganze Familie tot ist, läßt sich nichts herleiten. Wir sitzen hier, begrüßen, es ist uns egal, wen, es ist uns egal, welcher Gott das ist, man hat es uns gesagt, wir haben es vergessen, doch die Höflichkeit verlangt es, daß wir mit Andacht all die Hochgewaltigen hier begrüßen auf ihren Bildern und den dort vorn, allein auf seinem Altar, grüß Gott oder wie soll ich sagen. Wir haben an heilige Stätte uns gesetzt wie ein Taubenschwarm, doch die hier kennen nur diese eine Taube, die dort droben auf dem Dach, die wir ganz sicher nicht kriegen werden, die ist zu hoch, vor keinem Falken muß die bang sein, die Taube, und wir? Wir müssen uns vor allem und jedem fürchten. So ist das eben. Den blutverwandten Feinden, unsres Stammes Fluch fielen alle zum Opfer, aber wer nimmt es an, dieses Opfer? Müßte ja eine Menge Götter sein, die so viele Opfer annehmen könnte! Es ist ja keiner mehr da, von mir aus keiner, von uns keiner. Die haben alle umgebracht. Ich bin geflohn, inzwischen der Letzte, der Allerletzte meiner großen, lieben Familie, ein Sträubender hat einen andren Sträubenden umgebracht, bis nur noch die einen übrig waren, das ist ja angeblich bei uns so Sitte, das ist bei uns so Brauch, daß alle alle umbringen, jeder jeden, doch das ist Angeberei, und trotzdem bleiben von den einen stets mehr übrig als von den andren, vor allem aber die einen die anderen, die bringen sie um, aber was ist, wenn mal keiner mehr da ist? Nun, die ganze Abfolge des Vorstellens können wir hier jetzt nicht durchgehen, Sie könnten es sich sowieso nicht vorstellen, niemand kann es, außer er hat ein Video; die Abfolge des Vorstellens zerbrochen wie meine Familie, wie die Kette meiner Familie, abgerissen, umgebracht, und hier, darf ich als letzter mich wenigstens hierher setzen? Nur setzen? Liegen muß ich gar nicht. Oder lieber dorthin? Ist es Ihnen lieber, wenn ich mich dorthin setze, dann tu ich das! Ich bin ja stellenlos, also können Sie mir ruhig eine Stelle sagen, einen Platz zuweisen, wo ich mich niederlassen darf. Hier herrscht ja Niederlassungsfreiheit, aber nicht für uns. Nicht für uns. Für Tote gilt das auch gar nicht, und außer mir alle tot, alle tot. Da können Sie mich ruhig mitzählen. Ich höre Sie schon lachen, Sie wissen, daß Tote nichts mehr verlangen, ich aber verlange noch was, flehend zu Ihnen gewandt, ein bißchen Gewand, Essen, Wasser, einen Platz. Wir haben sogar Beweise, daß alle andern tot sind, nein, es kommt keiner mehr, nur keine Angst!, niemand mehr außer uns, niemand außer uns wird Sie noch belästigen, wir haben Videos, die Mörder haben modernes Gerät für alles. Wir sind nicht modern, aber die Mörder, sie sind modern und gleichzeitig unmodern, sie sind alles, weil Mörder immer alles sind und alles dürfen. Wir sind im Besitz einer Erkenntnis, aber was ist das schon, wen interessiert eine Erkenntnis, es ist nichts interessant, nichts, was nicht gezeigt werden kann, ist interessant. Auch für uns nichts. Schauen Sie nur, jetzt sehen Sie es auch: Am Horizont taucht ein Widerstand gegen uns auf. Wir verstecken uns in Kirchen, in Klöstern, aber wir sollen nicht bleiben, sonst wäre es ja kein Versteck. Diese Kirche ist ein offenes Versteck, das Fernsehn war schon da, es holt alles ans Licht, das es sich selbst mitbringt. Da liegt einer, dort drüben auch, erfüllt vom Namen des ewigen Verhängnisses, fremd zu sein. Er soll nicht der einzige bleiben, der noch nicht tot ist, der übriggeblieben ist, aber der soll auch nicht bleiben dürfen, sagt der Widerstand, dessen Scheinwerfer uns blenden, der soll das bleiben lassen. Selbst wenn ihm auf der Autobahn einer entgegenkäme, ein Geisterfahrer, darf er nicht ausweichen, und auch uns darf er nicht ausweichen, vor uns soll er zurückweichen. Zurückweichen vor dem Geisterfahrer ist schwierig. Nur ausweichen geht manchmal noch. Nein. Doch. Es geht nicht. Vor uns, dem Barbarenschwarm, weichen sie alle zurück. Alle Menschen, egal, wo sie ansässig sind, weichen vor fremder Kleidung und Verhüllung, vor diesem Schwarm Wilder, der wir sind, unwillkürlich zurück, damit sie der Willkür Platz machen können, die muß ja auch was tun. Die holen sie jetzt zu Hilfe. Einfacher wärs gewesen, uns zu helfen, noch einfacher ists, uns nicht zu helfen, aber bitte. Sie weichen zurück, und Willkür, bitte übernehmen Sie! Wir haben keine Verhüllung, die Ihrem Brauch gemäß oder genehm ist, wir sind halt verhüllt, wie alle verhüllt sind, aber wir wissen, auch wenn wir aussähen wie Sie: Sie würden uns erkennen, Sie würden uns unter Tausenden herauskennen, Sie würden uns überall erkennen. Sie würden wissen, wir gehören nicht hierher.

Keine Berufung mehr möglich, nicht einmal auf die Toten, keine Berufung. Ein harmonisches Miteinander wird verlangt, nein, von den Toten nicht, die sind ja weg, von uns, denn wir sollen zum gemeinsamen Wohlstand beitragen. Wie geht das, wie geht das? Welchen Wohlstand? Wir haben von ihm zwar schon gehört, wir haben ihn sogar gesehen, wir sind ja nicht blöd, wir schauen uns um, aber wie geht das mit dem Wohlstand? Wenn er gemeinsam ist, müßten doch auch wir ihn haben? Zumindest bekommen können! Nachdem die menschenmordenden Ungeheuer bei uns, nein, daran sind Sie nicht schuld, das werfen wir Ihnen nicht vor, wir werfen uns Ihnen selbst vor, nachdem die uns alles genommen, müßten wir doch irgend etwas wieder bekommen können, oder? Es müßte uns doch etwas zugänglich sein, irgendwas müßten wir doch kriegen!, statt dessen nennt ihr uns fluchempörte Brut, Brut, Brut! Wie Tiere! Ausländerbrut! So nennt ihr uns und wendet sühnende Mittel des Landes an, wo gar keine Sünde geschehn und das Land gar keine Mittel mehr hat. Von alter Blutschuld, die grauenhaft der Erde Schoß entwich, ausgerechnet zu uns, zu meiner Familie, kann niemand befreit werden, es kann keine Ausnahme gemacht werden außer mir, ich bin außer mir, alle tot, alle tot, grauenhaft entwichene Schuld, aber das ist Ihnen wurst, das kümmert Sie nicht, allvernichtendes, das kann ich jetzt nicht lesen, Mordgen? Nein, von Genen wissen wir nichts, wir sind Bauern gewesen, wir sind Ingenieure gewesen, wir sind Ärzte gewesen, Ärztinnen, Schwestern, Wissenschaftlerinnen, wir sind etwas gewesen, jawohl, was auch immer, und jetzt müssen wir dieser Broschüre folgen, die in mehreren Sprachen existiert, während wir nicht mal ein einziges Mal existieren dürfen, jetzt müssen wir diese Broschüre einmal durchlesen und dann noch einmal und noch einmal. Drum feiern wir dankbar unser Gedächtnis, in dessen Dienst wir stehen, denn wir sehen immer nur die Toten und sind abgelenkt wie Autofahrer durch einen Zellphon-Anruf, wir können daher diese Broschüre nicht verstehen. So sehr wir uns mühen, bitte haben Sie Geduld, einer wird uns sagen, von welchen Menschen verschieden wir sind und, nimmer erwartet, wer sich hier zeigt und was sich alles an uns zeigt, so daß wir Ihnen fremd sind, daß uns und nicht unser Feinde Haupt die Blutschuld trifft und so weiter!, aber das wollen Sie alles gar nicht wissen, und doch begreift mit der Zeit man einst dies auch, was auch immer. Man kapiert es halt irgendwann. Oder auch nicht. Entschuldigen Sie bitte, wir wissen natürlich, daß dem Volk weitschweifige Rede wie die meine nicht beliebt ist. Danke vielmals. Kurz und klar ist die Broschüre, und sie ist nicht auf die bloßen Zeitverhältnisse eingeschränkt, sie ist schrankenlos, sie gilt für alle, daher Ihre Überlegenheit über uns. Was Sie sagen, gilt für alle, für alle, für alle, also auch für mich, Sie haben Ihre Absichten in diese Formel gegossen, und jetzt kriegen Sie Ihre Absichten aus der Formel nicht mehr heraus. Sie ziehen und ziehen an Ihren Absichten, aber keiner sieht was, denn die Sicht ist zu eingeschränkt, und der Geisterfahrer kommt zu jäh aus dem Nebel. Sie tun uns ehrlich leid! Die Zeitverhältnisse, die Stellvertreter, die Stellvertreter Ihrer Verhältnisse schränken Sie doch auch sehr ein, neben den schrecklichen Einschränkungen der Straßenverkehrsordnung. Man darf nichts gegen die herrschende Richtung unternehmen. Das sehen wir.

Da steht es außerdem, ja, da steht es! Wir liegen auf kaltem Kirchenboden, dies aber steht da, hier steht es, unverbrüchlich und unverbrüderlich in diese Broschüre gegossen wie Wasser, das unten sofort wieder rausrinnt, wie Wasser, geworfen von Klippe zu Klippe, selber zu Wasser geworden, abgesunken wie Statuen, fast elegant, mit hoch erhobenen Händen, aber nein, von Staustufe zu Staustufe, hinab ins Notlose, ins Kleinkraftwerk, so lange, jahrelang, wir schwinden, wir schwinden, werden aber mehr, komisch, wir schwinden trotzdem, obwohl unsre Zahl anschwillt, es schwindet uns nicht der Mut, wir werden mehr, aber immer weniger dabei, es kommen viele gar nicht erst an, es fallen die leidenden Menschen wie Wasser von Klippe, über die Kippe, übers Gebirg, durchs Meer, übers Meer, ins Meer, immer geworfen, immer getrieben, jahrelang schwimmen sie, ertrinken sie, stürzen sie ab, ersticken im Kühlwagen, sterben im Flugzeuggestänge, stürzen ins Autobahnklo, stürzen vom Balkon, ja, genauso Leute wie wir!, die sind alle wie wir!, die meisten stürzen wohl, ins Ungewisse hinab, haarscharf an Ihrem Ungewissen vorbei, liebe Gastgeber, werte Autofahrer, oft geknechtet vom Tempolimit, oh, gäbs das nicht! Es stört uns so! Verzeihung, das habe ich sicher schon irgendwo gesagt. Gleich an Würde, sie ist Basis des Handelns, doch nein, was sagen Sie da? So denken Sie also von uns! Sie sagen, wir wollen die Würde nicht, wir wollen immer bloß herkommen, immer kommen, nie gehen, das sagen Sie: Und wenn sie erst mal da sind, liegen sie uns auf der Tasche, das werden wir verhindern, und schon verhindern wir es, oje, sie stürzen, sie sind unantastbar, wir erwischen sie nicht, sie ertrinken, erstürzen, erschauern, erbeben, erdbeben, sind, unabhängig vom eigenen Geschlecht, vom eigenen Alter, von der eigenen Bildung, unabhängig, total unabhängig unterwegs zu uns, Aussehen und Herkunft egal, Zukunft zwecklos, Vergangenheit verfallen, hier stehts ja, hier stehts!, aber nein, Aussehen und Herkunft haben hier, wo sie ankommen, keinen Platz, und es stimmt!, bei uns haben Aussehen, Diskriminierung und Rassismus keinen Platz, hat Herkunft keinen Platz, zumindest keinen, den sie wieder hergeben würde, die Herkunft gibt nichts her, die gibt nichts her, was sie mal hat, der Rassismus hat auch keinen Platz bei uns gefunden und muß jetzt stehen, geschieht ihm recht, geschieht jedem recht, macht nichts, wenn man steht, gehn mehr Leute in den Waggon hinein, ach, und Frauen und Männer sind einander gleichgestellt, Entschuldigung, das habe ich vorhin vergessen, ihre Stimmen zählen beide gleich viel, die eine wie die andre, wenn sie wählen, zählen sie gleich viel, sie zählen beide, hier stehts, auch Kinder haben Rechte, aber sie zählen nicht, sie können nicht zählen, noch nicht, aber wenn sie zählen können, zählen sie auch nichts, sie werden geschützt, sie werden von uns geschützt, die Achtung, Achtung!, verlangt einen gewaltfreien Umgang, sie stürzen, sie fallen, ja, gern auch die Kinder, die werden später ja auch Menschen, was wir möglichst verhindern sollten, wenn es nicht unsre sind; überhaupt: Alles fällt, da ist keiner, der diese Falle wieder aufstellt, nachdem sie zugeschnappt ist, der das Fallen hält, der das Fallen festhält, obwohl eh jeder sein Smartphone dabei hat, bereithält, allzeit bereit, zum Allzeigen bereit, zum Allesbezeugen, jederzeit fotografierbereit, das gilt für den Umgang mit unseren Mitmenschen, daß wir sie jederzeit mit unseren Smartphones festhalten können, die klüger sind als wir, wozu nicht viel gehört; jeder kann jeden festhalten, alle bleiben, alles klebt, alles bleibt kleben und wird festgehalten, wir halten sie hoch, unsere Phones, so wie der Staat die Gleichbehandlung aller Bürger hochhält, alle halten was, hoch, was ist das, was Sie da hochhalten? Ach so, das, was alle hochhalten, die Handycam, die ist die Grundlage Ihrer Entscheidung, wohin Sie fliegen, fahren oder essen gehen. Gut. Vor der Kamera sind alle gleich, wenn sie auch nicht alle die gleiche Kamera haben, aber sie haben alle eine, ja, auch die Kinder, und auch die Kinder haben Rechte und ihre Handykamera dazu und ihren Wisch-Schirm dazu, das werden einmal brave Putzer werden, die werden alles putzen, was sie sehen, wisch und weg, und damit machen sie jetzt auch noch ein Foto, Achtung, die Menschenwürde! Achtung, die Menschenwürde kommt jetzt auch, da kommt sie!, machen Sie ein Foto, schnell, bevor sie wieder weg ist! Die Würde, achtung, die sollen Sie achten, die Würde, Achten Sie auf die Würde, sonst versäumen Sie sie, halten Sie Ihr Gerät bereit, die Würde, ja, die hier, gleich ein Foto machen!, gebietet es dem Staat, Personen, die sich in derselben Situation befinden, auch gleich zu behandeln, so, und wieso hat der jetzt, dieser Ausländer, in der U-Bahn einen Sitzplatz und ich nicht, wieso ist der früher eingestiegen als ich?, der sollte doch immer nur aussteigen!, ist das wie mit den Werten?, wie mit dem Fallen?, wie überhaupt irgendwas, wie alles? Also den stoß ich vom Bahnsteig, bei nächster Gelegenheit stoß ich den runter, und er ist wie nie gewesen, falls er nicht gerettet wird. Wenn er gerettet wird, ist er wieder in Freiheit, ich aber bins nicht, oje, war diese Rettung denn wirklich nötig? Ich versteh schon: Freiheit kann ein Gefühl sein, ich sags Ihnen, ein Gefühl, das hat nicht jeder, der Sport kennt dieses Gefühl, die Natur kennt es auch, der Schifahrer in den Bergen kennt es, das heißt, jeder kennt das Gefühl der Freiheit, alle kennen es, jeder kennt sie: die Freiheit. Na, die haben wir noch gebraucht!, ja, die haben wir gebraucht, lasset uns fliehen, unbezwungen und vom aufgeräumten Schreibtisch lasset uns aufgeräumt fliehen!, die Freiheit brauchen wir für die Freizeit, die Freiheit, die haben wir gebraucht, ja, genau die, wir brauchen sie, oje, nichts mehr übrig, ich wollte Ihnen noch was aufheben, aber es ist einfach nichts mehr da. Ich nehme mir diese Freiheit und diese auch noch, und auf einmal ist nichts mehr übrig, ich lasse mir selbst keine Freiheit mehr übrig, dumm gelaufen, nein, die andre ist schöner, die nehm ich, was, die hat schon ein andrer? Unerhört! Ich nehme mir die Freiheit daneben, auch wenn schon ein andrer sein Handtuch draufgelegt hat, ich bin so frei, andre Menschen zu brauchen, nein, äh, zu gebrauchen, nein, falsch, die Freiheit gebrauche ich ja, und zwar brauche ich sie, damit ich die Freiheit andrer ächten, äh, achten kann, andre Menschen aber nicht, die brauche ich nicht, die Freiheit aber schon, ja, anerkennen, achten und respektieren die Freiheit, die sich auch als Meinungsfreiheit ausdrücken kann wie eine Zitrone, nichts mehr übrig, wenn man die Meinung fest herausgedrückt hat, dann ist nichts mehr da, doch es war schon vorher nicht mehr viel übrig, ich habe mir die Freiheit genommen, eigener Meinung zu sein, aber jetzt ist nichts mehr übrig, nichts mehr da, auch von meiner Meinung nichts, oje, Entschuldigung, habe ich mir etwa alle Freiheiten genommen? Aber da sind doch noch welche, die ich vorhin weggeschmissen habe, die können Sie gern haben! Im Mistkübel müßten auch noch welche sein. Ich bin nicht so, die können Sie haben, die sind sicher noch ganz gut. Sie können ertrinken, ersticken, erfrieren, verhungern, erschlagen werden, alles schöne Freiheiten, wenn auch nicht Ihre, aber Sie sind vielleicht so großzügig und geben Sie weiter? Danke. Vielen Dank. Sie wissen ja, Sie haben jede Freiheit, meine Meinung nicht zu teilen. Gut. Ich würde sie eh nicht teilen, jedenfalls nicht mit Ihnen! Denn niemand bestimmt über mich, meine Meinung und mein Leben außer mir selbst, und ich bestimme ganz bestimmt nicht, daß Sie über mich bestimmen und meine Meinung teilen, von der kriegen Sie nicht das kleinste Stück ab, ich werde doch wohl bestimmen dürfen, mit wem ich teile! Das hätten Sie erwarten müssen, als das Licht vorhin geblinzelt hat, bevor es ausgegangen ist. Ich geh jetzt auch. Überall werde ich gerufen. Sie hat keiner gerufen, Sie ewig Umnachteter, gehen Sie zurück mit Ihrem blöden Zweig zu Ihrem Gott, gehen Sie bitte mit Ihrer Sippe, sterben Sie stumm in Schlingen, in Solingen, wo auch immer, oder, wenn euch das lieber ist, verdrahtet euch, stopft euch was in die Ohren. Das ist zu laut, können Sie das nicht leiser drehen? Das können Sie nicht? Unerhört, ihr Götter droben, unerhört euch! Und was soll der grausame Haß hier? Was will der hier? Der ist hier falsch! Hier stehts, der ist hier falsch. Die Freiheit endet dort, wo Ihre beginnt, jawohl, aber Ihre beginnt nicht, dafür werde ich schon sorgen, und meine endet nicht. So. Ihre endet, bevor sie beginnt, und meine beginnt überhaupt immer und endet nie. So. Nein. Nicht so! Bitte kommen Sie mir nicht so!

Da steht es aber, da steht es wirklich, dort, wo auch wir stehen, sehen Sie uns denn nicht?, sehen Sie uns nicht dort liegen, wo wir gefallen sind?, wir liegen, es steht aber hier, da steht es, wir müssen das lesen, daß wir hier nicht liegen dürfen, vielleicht woanders, aber nicht hier. Hier ist Liegen verboten, es schadet dem Gras, es schadet auch dem Wasser, wär eins vorhanden, es schadet dem Meer, wäre es hier, es wird sich hüten!, es muß dort sein, wo wir liegen, irgendwo müssen wir ja liegen, und es schadet letztlich dem Menschen als solchem. Sie haben es geschrieben, es stellt etwas dar, und jetzt stehen Sie gefälligst auch dazu, nein, Sie müssen nicht stehen, aber liegen müssen Sie auch wieder nicht, so, wir haben uns auf den Kirchenboden gelegt, denn Gott ist für alle da, diese Grenze hat der Gesetzgeber definiert, Ihr Gott endet dort, wo unsrer anfängt, das ist so ähnlich wie mit der Freiheit, da darf niemand eingreifen und auch der Staat nur, wenn er ein Bedürfnis hat, in unsere Freiräume einzugreifen, oje, jetzt hat er grad das Bedürfnis, er will uns wegräumen, und der Staat öffnet den Eingriff und schlägt über uns sein Wasser ab, noch mehr Wasser, vielen Dank, das haben wir noch gebraucht!, er hat halt das Bedürfnis, grade jetzt hat er es sehr, ganz besonders, und wenn er es hat, dann muß er, er muß, er respektiert das Zusammenleben, aber er bestimmt, mit wem, er sagt, wer zusammenleben darf und wer nicht, und dann respektiert er das, aber nur bis zu einer bestimmten Grenze, dann muß er es nicht mehr respektieren, er als einziger muß das nicht. Zum Beispiel beim Schwimmen. Dieses Beispiel wurde hier ausdrücklich gewählt, doch was will es ausdrücken? Nein, das ist mir jetzt zu blöd. Was ist beim Schwimmen? Ein Kopf-an-Kopf-Rennen? Damit wir uns danach gegenseitig unsere Wertschätzung aussprechen können? Wieso müssen wir dazu erst ins Wasser gehn, glitschig vom ausgeronnenen Diesel, untergehn, aus fremden Fingern rutschen wie Fische, um uns zu schätzen? Wir können doch gleich ertrinken, im Boot noch erschlagen werden, über Bord geworfen, krank werden, einfach so sterben, eine Totgeburt haben, und das Tote fliegt raus, über Bord, ja, sowas passiert schon auch mal, von der Bahnsteigkante gestoßen, uns die Kante geben, nein, das nicht, falsche Region, falsche Religion, wir können ebenso allgemein oder besonders verprügelt werden, wieso müssen wir dazu ins Wasser? Bitte, manche von uns kommen aus dem Wasser, wo sie zufällig nicht verhungert, verdurstet oder ertrunken sind, aber sie wollen nicht wieder rein. Die wollen nicht zurück. Wenn man mal so viel Wasser gesehen hat, will man nicht unbedingt noch mal rein, um nach den gleichen Regeln zu kämpfen wie der andre, der die Regeln gemacht hat, ja, ich anerkenne Ihre Leistung, die war nicht schlecht, Ihre Leistung ist immer größer als meine, das gebe ich zu, im Sport, in der Familie, im Alltag ist Ihre Leistung immer größer als meine, das ist für unser Zusammenleben nötig, das sehe ich ein, warum ist das so? Weil Sie einfach größer sind als ich, also ist auch Ihre Leistung größer. Dieses Fairplay zu leben, daß der eine sterben kann, jederzeit, und der andre auch, nicht jederzeit, sondern zu seiner Zeit, alles zu seiner Zeit, ja, das zu leben ist Voraussetzung der Gerechtigkeit. Wir sind zu harmonischem Miteinander bereit, gern bereit, es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen, wir sind wie jeder einzelne und gern dazu bereit, wir sind noch nicht tot und daher gern bereit, auf einem gemeinsamen Fundament zu stehen, falls es nicht zu klein ist, wir sind ja keine Denkmäler, denn denken tun wir nicht, denken tut hier niemand, wir stehen einfach nur so da, auf dem gemeinsamen Fundament, bloß will keiner zu uns hinaufsteigen auf das gemeinsame Fundament, es ist ein Fundament der Werte, die man Gleichwertigkeit nennt, ja, so faßt man die Werte zusammen, wozu soll ich überhaupt aufstehen, wenn alle gleich wert sind? Ich liege hier in der Kirche auf dem kalten Steinboden und bin genausoviel wert wie Sie! Glauben Sies oder nicht. Sie achten uns in unserer Vielfalt, ich achte Sie in Ihrer Einhelligkeit, aber sehr helle scheinen Sie mir nicht, dafür sind Sie eins mit allen hier, das ist Einhelligkeit, eine einzige Helligkeit von dieser Birne dort, allein die Freiheit des Lichts, sie wurde berechnet, das Ergebnis war einhellig und wurde oft bewiesen, es wird derzeit schon wieder bewiesen, und bald wieder, Sie werden schon sehen!, daß es hell ist, und die Einhelligkeit der Zeit erst!, die auch für uns gilt, die Zeit, nicht die Einhelligkeit, denn dazwischen wird es ja immer wieder dunkel, diese Auskunft ist gratis, ja, die Zeit gilt auch für uns, das ist gerecht, ich bin dabei, bei der Gerechtigkeit bin ich voll dabei, und selbst wenn es möglich wäre, das Sterben des Anderen im Dabeisein sich zu verdeutlichen, die Weise des Zuendekommens wäre damit nicht erfaßt, Sie würden mein Ende nicht erfassen, Sie würden es vielleicht herbeiführen, aber Sie würden es nicht erfassen. Den Tod können Sie an anderen erfahren, den eigenen leider nur an sich selbst, und das ist dann keine Erfahrung mehr, na, ich weiß nicht, ich könnte Ihnen Sachen erzählen vom Tod, vom Kopfabschneiden, vom Erschießen, Erschlagen, Erstechen, da würde Ihnen die Freude auf Ihren eigenen Tod glatt vergehn, so, Ende des Hinweises auf das Sterben anderer, und jetzt zu Ihnen: Mit Ihrem eigenen Tod können Sie gar nichts machen, nein, da können Sie nichts machen, mit dem können Sie nichts anfangen, das ginge gar nicht, und das könnten Sie auch keinem erzählen, das würde Ihnen niemand glauben, wie das ist, zu sterben. Niemals könnten Sie dort oben, auf Ihrer Klippe, dort oben, auf Ihrem Berg, unsere Gefährdung verstehen, denn wenn Sie einmal selbst in Gefahr sind, ups, dann ist es zu spät. Sie verstehen es nicht, aber das wäre die Voraussetzung, eine Seinsmöglichkeit des Miteinander mit uns herzustellen, und das bedeutet, daß ein Dasein das andere vertreten können müßte, so. Es ist nicht vertretbar, daß wir dauernd nur getreten werden, bloß weil Sie sich mal die Füße vertreten wollten und nicht geschaut haben, ob dort schon jemand steht. Wir haben keine Vertretung, wir werden getreten, aber nach den gleichen Regeln beurteilt, das Urteil wird uns gesprochen, wir stellen uns an, wir beantworten Fragen, wir unterschreiben etwas, wir schreiben etwas, es ist egal, alle Menschen sind gleich vor dem Gesetz, aber Ihnen ist das Gesetz selbst ganz gleich, vor dem Sie gleich sind, Sie wissen nur nicht, wer Ihnen da gleicht. Sie haben es bloß bis zur Dachgleiche geschafft, doch die war Ihnen wichtig, das Wichtigste überhaupt. Viel weiter sind Sie nicht mehr gekommen. Das Geld ging Ihnen aus. Daß alle immer so gern ausgehen wollen, das verstehen wir nicht. Wir würden so gerne bleiben.

Na, will keiner auf dieses Fundament steigen, auf diese Klippe, von der wir jahrelang geworfen werden sollten?, will keiner mit rauf auf dieses Boot, damit wir nicht so allein sind dort, denn wir sind durchaus bereit, auf dieses Fundament aus Menschen zu steigen, zu dem wir hier zusammengepreßt worden sind, so viele von uns, man braucht eine Axt, um uns wieder auseinanderzukriegen, Stück für Stück aus unsrem Haufen. Zusammengebacken wie Brot sind wir, wie soll man uns da bloß rausholen durch die Bullaugen, aus dem Rumpf, der wir selber sind?, wir Rumpfmenschen, keine einzelnen mehr, ein Menschenkuchen, ein grober Menschenklotz unter Ihrem groben Menschenkeil. Von jedem Ding, das man sich vorstellen kann, gibts verschiedene Wesen, wir aber sind grundverschiedene Wesen, die ein einziges Ding wurden, das auf nichts mehr beharrt, das hier verharren muß, denn auseinander reißt uns nichts mehr, voneinander reißt uns nichts mehr fort. Denn wer in der Fremde weilt, dem ist die Beziehung zur Heimat verloren. Was heißt das? Wer sagt das? Das Fehlen der Beziehung ist selber eine eigene Innigkeit dieser Beziehung, nämlich das Heimweh. Welches Weh? Wir haben vorher gar nicht gewußt, was ein Weh ist, nein, wir haben nur das gewußt, nichts sonst. In andrer Heimat, in der Fremde, kein Weh, so haben wir gedacht. So haben wir uns das vorgestellt. Und das Fehlen des Heimatbezugs, in den uns keiner wickelt — wir sind ja keine Kopfpolster, wir haben nur unsre armen Köpfe —, das Fehlen der Heimat also kann durch diesen Bezug noch bestehen. Grade noch. So eben. Wer sagt das? Keiner antwortet. Die Taucher kommen uns holen. Jetzt kümmert man sich um uns, vielen Dank! Wir stehen zusammen, was bleibt uns übrig, bevor sie uns trennen. Einzeln sind wir aber nicht mehr zu haben, nie mehr wieder, auch wenn man uns einzeln hinaufbringt. Wann sind wir wieder wer? Wir sind alle und niemand. Wir umarmen uns für immer. Es ist die Grundlage des Zusammenlebens, und zusammenleben, das wollen wir, egal mit wem, sogar mit Ihnen, wenn es sein muß, wenn man uns läßt, ich meine, wenn es sein darf, das wollen wir ja, das bedeutet uns alles, das bedeutet, daß wir sind, daß wir etwas sind, daß wir ein Etwas sind vor diesem reinen Horizont, auf diesem Fundament, auf das wir bauen, auf das wir nicht bauen dürfen, aber trotzdem bauen, die Genehmigung kommt halt später. Die Kenntnis Ihrer Werte haben Sie uns vermittelt, vielen Dank, wir können sie nachlesen und steigen jetzt auf dieses Fundament der gemeinsamen Werte, wir wollen die Grundlage dieser Gesellschaft kennenlernen, bitte sagen Sie uns, wie wir zu dieser Grundlage kommen können, damit wir dann von dort aus auf das Fundament der Werte steigen können, bevor die noch auf uns draufsteigen. Die wollen ja vielleicht auch höher hinauf. Die erste Klippe müssen wir schaffen, die müssen wir nehmen. Sonst wäre der Schritt für uns Unkenntliche, Unwissende zu groß, die Stufe von uns zu Ihnen zu hoch; wir wollen ein Teil davon sein, wir wollen ein Teil dieser Gesellschaft sein, ja, genau!, wir wollen herzlich eingeladen werden und das keinesfalls als Anstoß verstehen, vom Fundament Ihrer Werte wieder runtergeworfen zu werden wie eine Klippe, äh, wie von einer Klippe, danke, das wäre nicht nötig gewesen, wir sind schon woanders und noch woanders und von ganz woanders sowieso runtergestürzt worden, wir kennen das schon, die mit den Schmissen, die wollen uns runterschmeißen, klar. Einen Anstoß, wenn auch vielleicht nicht diesen, ja, den mit dem Ball, brauchten wir, sonst stehen wir fest, sonst stecken wir fest, wir wollen Ihre Werte unbedingt, in Beruf, Schule, Berufsschule und Familie, die ich nicht mehr habe, sie sind alle tot, von zweien haben wir Videos, wie sie geköpft worden sind, wir wollen Ihre Werte gern vertreten, wo immer Sie wollen, denn wir wissen, Sie würden ja niemanden köpfen, Sie würden uns nicht köpfen und auch sonst niemand, außer es kommt Ihnen jemand dumm, das muß aber dann schon ganz dumm gelaufen sein, weil es viel Arbeit macht, das ist nicht ohne, aber am Ende hat man Erfolg, ohne Kopf kann niemand leben, das ist ein nachhaltiger Erfolg, und Nachhaltigkeit ist Ihnen ja wichtig; wir wollen auch in Ihre Schwimmbäder, und wenn Sie uns nicht rechtzeitig umbringen, sind wir auch dort, dort wollen wir köpfeln, dann schwimmen, dann die Regeln für den Wettkampf des Schwimmens beachten, dann andre Regeln beachten, dann die Vorfahrt beachten, das können wir auch, das können wir, das ist nicht gefährlich, wir wollen das alles, wir wollen es wirklich, wir wollen Arbeit, Schule, Freizeit mit Leben erfüllen, wenn auch nicht mit unserem, denn davon haben wir zuwenig und schon zuviel hergegeben, damit könnten wir nicht mal ein Windrad antreiben, kein einziges, und viele sind sowieso weg. Wir, die Toten, Angehörige von Toten, die unter Toten gelebt haben, wir wollen jetzt Ihre Werte mit Leben erfüllen, damit wenigstens die leben, wir wollen die Wertebasis, die auf Vielfalt beruht, mit Leben erfüllen, unbedingt, unbedingt, ja, das wollen wir. Es sind alle tot, wir aber wollen die Basis mit Leben erfüllen, das einen Wert hat, wir wollen die Werte mit Leben erfüllen, damit sie eine Basis haben, wir wollen, wir wollen, wir sind alle. Wir wollen sein. Wir wollen unsere innere Problematik loswerden, und dann wollen wir auf Ihren Werten stehen, auf die wir doch auch stehen, ja, wir stehen auch auf Ihre Werte, das ist absolut klar. Wir Tote stehen ganz besonders auf Werte, wir haben ja nichts andres mehr. Was bleibt uns übrig. Welche Grundlage als die Menschenwürde bleibt uns übrig? Alle tot. Alle tot. Gleich an Würde, aber tot, geköpft vor einer Kamera, die sind klein und leicht, diese Cams, kleiner und leichter als Ihre Erde über oder unter uns, alles wird allen leicht, auch die Erde, auch das Wasser über uns, aus dem man uns zieht, wir wehren uns nicht, alles wird allen leicht gemacht, falls es leicht noch nicht ist, deswegen würden wir uns nie drunterlegen, denn vielleicht ist das, was über uns drüberfährt, doch nicht so leicht, wie wir dachten. Aber unsre Angehörigen, die sind davor gestanden, die hat man vor eine Kamera gestellt, und dann hat man abgedrückt, man hat sie eingeschaltet und draufgehalten, und dann hat man ihnen die Köpfe abgeschnitten. Das Boot war voll, und dann haben wir mit ihm einen schnellen Abgang gemacht. Von welcher Bestimmung hängt es jetzt ab, wie wir uns in all dem Undurchsichtigen, in diesem Wasserhaufen zurechtfinden sollen? Sie sehen, nein, zum Glück sehen Sie es nicht, und doch ist es wahr: die Menschenwürde wichtig am Beginn und am Ende des Lebens, die ist keine Eigenschaft, nein, keine Eigenschaft, sie ergibt sich durch unsre Existenz als Menschen, und wenn wir keine Menschen sind, haben wir auch keine Würde, wenn wir keine Würde haben, sind wir keine Menschen, oje, kein Mensch ist einer von uns, da hat er wieder mal Glück gehabt!, oje, grade das wollen wir doch so gern sein. Jeder einer von uns! Das geht nicht. Die tiefsten Blicke leuchten auch im Dunkeln, und sie sehen: Es geht nicht. Wir wollen hier sein, ja, wir haben unterschiedliche Talente, die bringen wir ein wie Garben, ich meine wie Gaben, wie die Köpfe der Toten, wie unsre Toten, wir bringen unsere Talente ein, die sind unser Zahlungsmittel, ein andres haben wir nicht. Dieses ist längst veraltet und abgelaufen wie unsre Füße.

Unsere Existenz ist unser Zahlungsmittel, ein andres haben wir nicht, kurz und klar, wir haben nichts, wir haben unsere Existenz als Zahlungsmittel, aber wir sind nicht der Zahlungsmittelpunkt, nein, sind wir nicht, der ist die Frau Jumaschewa, hier steht ihr Name, ich hoffe, richtig geschrieben, des Jelzins Tochter, eine Tochter, ja, eine Tochter, eine Blitz-Eingebürgerte, die hatte es, die hatte die Zahlungen leisten können, die hat sich Zahlungen leisten können, und wenn nicht sie, dann jemand andrer für sie, es muß immer gezahlt werden, um die Einzigartigkeit eines Menschen zu respektieren und anzuerkennen, dafür ist gezahlt worden, dafür muß gezahlt werden, für diese Tochter ist gezahlt worden, wenn auch vielleicht nicht von ihr selbst, irgendwer wird schon gezahlt haben, um Gerechtigkeit im Großen, nicht nur im Kleinen, zu ermöglichen, daß sie da wohnen darf, diese Tochter von Herrn Jelzin, er ist inzwischen verblichen, damals war er vielleicht noch rosig, nein, eher rötlich blühend, ich glaube aber nicht, müßte nachrechnen, hab keine Zeit dafür, dafür muß wahrscheinlich auch gezahlt werden, um das auszurechnen, muß einer zahlen, um ein Opel-Werk mit der russischen Bank zusammenzustellen, um Autos zusammenzustellen, muß gezahlt werden, und dann noch einmal gezahlt, wenn jemand das Auto dann kauft. Ich respektiere jede Zahlung, die geleistet wurde, damit diese Tochter hier wohnen darf, ich respektiere das, indem ich mein Handeln entsprechend gestalte und nicht zahle, ich könnte ja gar nicht zahlen, daher habe ich kein Recht, hier zu sein, ich zahle nicht und kann nicht, ich kann nicht zahlen und tu es auch nicht. Oder die andre, allen Fremden widmen wir sie, allen gönnen wir sie wohlbedacht. Lorbeergeschmückt ist sie, keine Frucht teilt sie, keine Furcht: Für einen abgerundeten Klangkörper wie den dieser anderen Tochter braucht es viele Stimmen, aber nur eine Summe, und die wurde wiederum beglichen mit ihrer Stimme; wir wollen doch alle miteinander harmonisch klingen, ja, alle, nicht wahr, und dafür brauchen wir nicht nur unsere Stimmen, die wir sowieso nicht haben, sondern die Stimme dieser zweiten Tochter, ja, genau die, die von weither kommt; nicht mehr starret der Bergwald der Heimat auf sie, sie ist jetzt bei uns, sie ist angekommen, oder nicht? Noch nicht?, es wurde die Maut bezahlt für sie, und sie ist gekommen, nicht von flüchtigen Dämpfen umwallt, nicht aus zusammengezogenen Wolken gespuckt, nicht mit Bespritzung der übertauten Wälder, und schon gar nicht mit Getöse, nein, das hätte sie nicht haben wollen, nicht mit Getöse, ermüdendem. Besser leise. Hier ist jetzt ihre Wohnung und ihr Sitz, hier stehn die Gemächer, noch eine Bruchbude mehr im Burgenland, nicht einmal der Besitzer hat je sie gesehn, keinen Tag; dann, wohl später, irgendwas trübt meinen Blick, Furcht wird es nicht sein, später eine einbruchssichere Wasweißich, Wohnung, Haus, Villa, alles bezahlt, das kommt später, wenn sie wirklich da ist; zuerst dort jetzt sie hausend, allein oder nicht allein, mit Mann, mit Kind, ohne, mit ohne, egal, sie ist ja gar nicht da, dorthin kommt sie geritten, wird sie geritten kommen, nachdem der Streit geführt nach des Vaterlands Brauch und die Vaterlandsbürgerschaft entschieden, dorthin kommt sie einhergesurft auf den versammelten Geldströmen ihres Landes, zweifelnd, ob Trost sie beim Vater wohl fände, der ist vielleicht schon tot, Glückwunsch, das brächte sie ganz sicher nicht um, es brächte sie vielmehr zu uns derjenige, der bezahlt hat, jetzt aber ist sie noch dort, bitte einen Augenblick Geduld, zuerst dort, bald hier, bei uns, wohin sie wollte, wohin sie grade wollte, immer auf dem Rechtsgrund stehend, den keiner je wider sie gehabt, dort ist sie, wo das wilde Gelüst sie hintrug, keine Ahnung, warum, sie ist halt dort, doch hier ist sie jetzt mit einem Mal, und wir staunen, nein, ohne Mal, ohne Makel, dafür mit Mann und Tochter, und wahrscheinlich ist sie inzwischen schon gar nicht mehr hier, egal. Bezahlt wurde für sie, und jetzt ist sie da und vielleicht auch schon wieder weg, die Verlorne, die Gefundene, ich spreche zu Schatten, ich spreche zum Wasser, das mich dafür anspuckt, das mich dafür irgendwann wieder ausspuckt, ich weiß, ich weiß, sie ist eine im erhabenen Hain der Heimat, welche die Unsre nicht werden darf, nein, wir meinen nicht diese Frau, wir wissen nicht mehr, wen wir meinen, doch, jetzt wissen wirs wieder, wir meinen ganz sicher eine sichere Heimat, die wir nicht kriegen, die Frau aber schon gekriegt hat und bereits wieder verließ, einfach verließ, vielleicht ohne je dagewesen zu sein. Ein Gott hat tief im geheimen Dunkel, nicht im Verlies, nein, dort nicht, für sie bezahlt, aber Gott gibts nur einen, unsrer zahlt nicht, bezahlt wird nicht, nicht für uns jedenfalls, nicht für eine Heimat, glücklich die Tochter, die Glückliche!, die ihre noch hat, vielleicht schon weitergezogen ist, auf dem Paß die neue Heimat gestempelt, bezahlt und gestempelt, die Glückliche, man hat sie ihr gekauft, die Heimat, das ist auch harte Arbeit!, allerdings die Arbeit andrer, macht ja nichts, Hauptsache, es wird bezahlt, und es wurde bezahlt. Fliehe nicht mich! Warum sollte ich, sagt die Tochter, wehe dem Fliehenden, Welt hinaus Ziehenden! Fremde durchmessenden, Heimat vergessenden, Mutterhaus hassenden, Blödsinn, also zu denen gehöre ich nicht, sicher nicht, hätte ich dieses Mutterhaus nicht gehabt, wäre ich jetzt nicht hier; und ich bin auch sicher, für mich und meine Sicherheit wurde schließlich bezahlt, Mutterhaus? Vaterhaus? Blühen ohne Grund? Gegenstände, die einem entgegenstehen? Nie einem zustehen? Erinnerungen, versammelt in einer Schule, einem Turnsaal, einem Gemeindezentrum, einem Kirchen-Schiff? Einzigartigkeit, von keinem bedacht? Wir, von niemand bedacht, außer mit Decken, Schlafsäcken und Jogginganzügen? Jelzin. Ein Herrscher. Und das ist gut so, und auch die kenn ich nicht, auch die nicht, nein, kenn ich nicht, nie gehört, was soll das? Freunde verlassenden folget kein Segen, ach! Auf ihren Wegen nach! Im Gegenteil! Kenn ich nicht, kann ich von mir nicht behaupten, also für mich gilt das nicht, kein Gott hemmt meine Flucht, ich bin doch keine Kuh, ich bin nicht Europa, bin nicht Io, nichts hemmt mich, manch einer fickt mich oder nicht, er hat die Wahl, es wurde bezahlt, und hier bin ich nun, genau dort, wo ich sein wollte. Trügt mich nicht alles, so werd ich gekränkt! Nein, das bin nicht ich, die das sagt, und mich kränkt auch keiner.

Schaut sie euch an, hier ist sie, für die bezahlt wurde, hier ist sie, die Neue, vom Himmel zur Erde fuhr sie hinab, nein, Entschuldigung, mit dem Flugzeug kam sie an, mit dem Flieger, ja, aus dunkler Nacht ihrer Heimat in die Helle des Tages der neuen Heimat, die unsre nicht werden darf, ihre aber schon ist. Kein Wort verscheucht den Nebel uns, wir sehen sie klar, klar und hell, diese Frau, die zur Erde hinabfuhr mit dem Flieger, kein Wort von uns verscheucht uns den Nebel, jedes Wort von ihr verscheucht alle, nur das Geld bleibt, das Geld, mit dem sie erkauft, das bleibt da. Auch als Kuh wäre jene noch schön, auch verwandelt, über unsere Wiesen wandelnd, sogar als Kuh noch schön, bitte, zu welcher Weide, zu welcher Trift gehören Sie, Frau? Sie sagt es gern: aus der Erde gezeugt, jetzt aber hier, rechtmäßig hier sie, die Bürgschaft ihr zu verleihen, wie verdächtig! Aber allen egal, die Scham, die hier keiner kennt, weicht immer der Liebe, denn es wurde bezahlt, es wurde eine eckige, nein, eine runde Summe auf den Tisch gelegt, und jetzt ist sie hier, nicht Kuh möchte sie scheinen, und Kuh sie auch nicht ist, trotz sanftester Flanken. Daß diese Frau mit uns zusammenklingen darf, na, mit uns nicht, wir dürfen nicht klingen und nicht klagen, wir dürfen gar nichts, nicht einmal hier sein, die Frau aber schon, vielleicht könnten auch wir singen, mit ihrem Klangkörper in Ihrem Klangkörper singen, vielleicht können wir das ja auch, so, probieren wirs, die Körpermassen schieben sich ineinander wie die Gebirge, die Erde bebt, die Häuser krachen zusammen, die Verwandten sterben, werden mit bloßen Händen ausgegraben und wieder rein in die Erde, doch diese Frau klingt, sie erklingt, die schöne Verführte, der das Land gleich erlag, sie klingt! Sie klingt wie von hundert Augen erleuchtet, ich meine die andre, beide Töchter anderen Lands, beide helle und jetzt daher hier, sie können uns beide vertrauen, wachsam späht das Land über uns, doch die beiden läßt es aus, diese Töchter müssen nichts vorweisen, weil sie etwas vorzuweisen haben, die beiden, ja, die eine Geld, die andre Stimme, ihre wunderbare Stimme, hier ist sie schon, die gehört einfach hierher, ist nicht mehr wegzudenken, stellen Sie sich vor, diese Stimme erklänge woanders, was sie auch tut, aber gehören tut sie uns, die Tochter samt ihrer Stimme wie Samt, bitte um Entschuldigung, das war noch tiefer als sonst, mir ist das egal, ich muß es mir ja nicht anhören, gut, also sie hat hier die Niederlassungsfreiheit errungen, sie darf ruhn, wo sie will, sie kommt jetzt überall rein, ja, die andre natürlich auch. Weiden lassen wir sie tags, doch sinkt die Sonne vom Himmel, schließen die Wächter sie auch nicht ein, nicht wie uns, die beiden Töchter können machen, was sie wollen, kein unwürdiges Band hält sie am Nacken fest und bindet sie an, damit sie aus schlammigen Bächen nicht trinken, im Meer nicht ertrinken muß wie wir, die Liebe, die Gute!, keine der Töchter soll leiden, sie sollen hier bleiben und eine Ruh geben oder singen, das bleibt ihnen überlassen, es ist bereits für sie bezahlt, für die eine bezahlt, die andre kommt zum Ufer, wo die Musik zu spielen pflegt, und singt selbst, wie wunderbar, keiner hat je solche Hörner gesehn, solche Stimme gehört!, hier bitte, Sie können gern fühlen, wenn Sie nicht hören wollen, aber die wollen Sie sicher hören, das garantieren wir Ihnen! Die wollen Sie hören, ein jeder kommt bewundernd ihr näher, wir aber, wir aber, ein sprechender Zug ins Nichts, wir aber, die der Fuß im Staub gezeichnet, aber es bleibt keine Spur, wir sind Gezeichnete, im Staub Gezeichnete, von Meerwasser und Treibstoff Verklebte, Zusammengeklebte, von der Enge, von zu viel Nähe Zusammengeschweißte, wir aber, hangend der seufzenden Kuh im schneeigen Nacken, sehend die tapferen Fahrer im Tiefschnee, im unberührten, alles unberührt, alles weißer als weiß, wir aber, wir rühren niemand, und uns berührt keiner, so, wir müssen schweigen, und das ist vernünftig, denn uns versagt jeder die Antwort. Unserem Wort, nur Seufzer, gepreßt aus der Tiefe des Herzens, versagt man die Antwort, wir geben dem Redenden alles, wir geben ihm jede Auskunft, aber keiner will eine, man will nur diese Tochter singen hören und die andre gar nicht hören, für die wurde bezahlt, ach, wir Unwissenden!, so. Diese Tochter singt jetzt bei Ihnen im Chor, freuen Sie sich! Wir freun uns für Sie, wenn Sie sich nicht freuen wollen! Sie können das hören. Großartig! Genießen Sie es! Doch wir? Die verschlossene Pforte des Todes dehnt von Ewigkeit uns zu Ewigkeit dauerndem Jammer. Hörts kurz und klar, hört ihn, den Gesang, es ist unsrer, und deshalb hören Sie ihn wahrscheinlich nicht, das wird der Grund sein: Fremde zu sein dürfen wir uns nicht rühmen, wenn die Enkelin dieser hochbeglückten Kuh, ach was, irgendeine Verwandtschaft wird schon bestehn, ich hab nur vergessen, welche, Tochter?, hinweg, auf entlegene, wenn auch fette Weiden geschleppt? Und kein Wächter, der sitzt, gar keiner, der beobachtet vom Berghaupt, was sie so macht, was sie so treibt, was sie so trägt; wir aber, uns schaut man an, wir werden beobachtet, weil wir dem Meer durch die Finger geschlüpft sind, weil wir uns an die falsche Adresse geschickt haben, wo wir nie ankamen, wo wir ein Haus, ein Zimmer beschickt hätten, wo wir eingeräumt wären und aufgeräumt hätten, wir stehen unter Beobachtung, weil wir diesen Rasen vor der Kirche plattgemacht haben mit unserem Krempel, seine schöne grüne Frisur zerstört, für immer. Bitte beachten Sie wenigstens einmal, nur einmal, mich, der diesen Bericht für wahr, fürwahr, soeben erfinden läßt, alles gelogen, gegen geringe Gebühr, und mehr gebührt mir auch nicht, glauben Sies oder nicht. Natürlich glauben Sie das. Für männerentwöhnte, menschenblutlüsterne Amazonen würden wir euch nicht halten, spricht einer, ders weiß, der schon öfter im berühmten Babel war, der sich auskennt, der Politiker, er spricht, viele sprechen, der spricht auch, ich kenne seinen Namen nicht, wir würden euch nicht für Frauen halten, spricht er, schon deshalb nicht, weil ihr Männer seid, auch Männer seid, was auch immer seid, ja, gern auch Frauen, gern auch Kinder, lasset die Kleinen zu mir kommen, wir entziehen ihnen geschickt ihr Sein, wenn sie nach der Mama schrein, wir ersäufen sie, und auf den Sarg setzen wir dann ein liebes Bärli drauf, ja, wir setzen noch eins drauf! Fünf Särge, fünf Bärlis! Das muß ihnen genügen. Sowas hatten sie früher wahrscheinlich gar nicht. Die hatten keine Särge zum Spielen und keine Teddys. Wir entziehen uns ihnen und sie uns, geschickt weichen wir dem, was uns da geschickt wurde, aus. Annahme verweigert. Wärt ihr Bogenschützen, wärt ihr halt Bogenschützen, wär diese Frau nicht die Jelzin-Tochter, wäre sie eine Tochter und aus, irgendeine, nicht eine vom Blitz Erschlagene oder im Wasser Versunkene, sie wäre im Prinzip eine wie unsere Verwandten, nur anders, nicht geköpft wie meine Cousins, das meine ich damit, eine Eingebürgerte, so geht das, so geht das, eine Bürgerin, keine um Schutz Flehende, den braucht sie nicht, Beobachtung braucht sie nicht, daß sie von einem Hirten durch wildernde Fluren getrieben wird, braucht sie nicht, sie ist schon Bürgerin, schon Bürgerin geworden, kürzlich, aber für immer, auf Betreiben des Konzernchefs, der sie im Kommen geraubt und blies die geordneten Halme, kein Whistleblower, in Halme bläst er nämlich, er hat sie geholt, die Tochter, nicht seine, eine Tochter, nicht irgendeine und nicht seine, einfach: die Tochter, denn er will den Autokonzern bekommen, nicht um jeden Preis, aber doch um einen, den er zahlen kann. Sein eigener Konzern, der Zulieferer, der keineswegs selbst geliefert ist, im Gegenteil, der genügt ihm nicht mehr, alle wollen mehr, viele wollen alles, der auch, ja, der auch, der will alles, das sehen wir, der hat sie geholt und bezahlt, denn üppiger nirgends das Gras, und den Hirten erfreut jeder Schatten, der auf ihn fällt, nein, der erfreut ihn nicht, der ist ihm egal, dem Mann vom Konzern, der jetzt sitzt und selbst kandiert ist, denn süß ist sein Leben, nein, Verzeihung, er kandidiert, eine kandidierte Kirsche auf einer riesigen Torte, die er auch selber ist und selber gebaut hat, ein Mensch inmitten von Tortenbauten, sagen Sie, steht seine Wohnung nicht eigentlich im Zug, wer hält denn den Zug überhaupt so lange aus?, egal, sie steht im Zug, ja, genau dort, da sträubt sich sogar uns der Schlummer, dort steht seine Wohnung, aber Behausung ist das keine, er ist ja nie dort, sein sanft eingewogener Schlummer nie dort behütet und beschattet, er ist dort nicht, der Mann ist überall und nirgends, aber dort ist er jedenfalls nicht, nicht mehr, wahrscheinlich nie, über diesem Supermarkt in Zug, dort ist er sogar ganz bestimmt nicht, nie wurde er dort gesehn, wie die Tochter, die den Konzern bringen soll, niemals gesichtet wurde in ihrem armseligen Häuschen, sie hat ein besseres, erzählt mir ein Gott, dem schon vor Betäubung und Langweile, weil immer das gleiche passiert, ein Teil seiner Augen dahinsinkt, immer dasselbe, immer dasselbe, aber woanders, es ist immer woanders, wo ein andrer Teil wacht, doch in Zug kein Teil, Zug hat keinen Teil an diesem Mann, doch es bekommt seinen Teil, es bekommt seinen eigenen kleinen Teil, und den teilt er nicht, denn hier bei uns müßte er mehr zahlen, dort wenig, fraget ihn, fraget ihn ruhig, wer ihn entdeckt, auf welcherlei Art er entdeckt sei, er wurde entdeckt, doch das ist allen ganz egal, dort, wo wir sind, ist allen alles ganz egal. Dort, wo Zug draufsteht, dort, im Zug, nein, nicht in unserem armseligen in der Kälte, dort, in dem schönen Zug, stehen viele, aber in der Wohnung dort steht wiederum keiner, dieser Mann jedenfalls nicht, er muß das Land verlassen, er darf wieder herkommen, aber nur für eine gewisse Zeit, dann muß er wieder raus, auch nur für eine gewisse Zeit, wir sind nicht beunruhigt, denn wir wissen ja, er kommt wieder; dann kommt er also, hier ist er, im Fernsehn ist er, auf dem Golfplatz ist er, auf der Rennbahn rennt er, nein, ist er aber auch, und dann wieder raus, zur rechten Zeit raus, das muß alles ausgerechnet werden, ausgerechnet für den!, die Finanziellen wollen das so, sie verlangen es sogar, macht ja nichts, rein, raus, rein raus, warum nicht, ist doch schön, wenn es Abwechslung gibt, Fairness wichtiger, aber Abwechslung schon auch wichtig, eine Band, ja, unsere insgesamte Staatskapelle wird durch diesen tollen Spieler bereichert, und so ist es auch in vielen andren Bereichen des täglichen Lebens. Der Mann ist reich, und jetzt bereichert er eben uns, nein, uns natürlich nicht, wir gehören ja nicht hierher, wir haben keinen Anspruch, nicht auf Ihre Gebirge, nicht auf Ihre Seen, und auch uns will man hier nicht sehn. Er könnte auch was andres machen, dieser Mann, der die Kuh holte aus kalten Gebirgen, wo sonst wollen sie wohnen, die Götter, als im schattigen Wald, wenn es heiß wird, und im Fruchtfeld, wenn sie Hunger haben, wo denn, wo denn wohnen? Der? Wohnen? Bittesehr, hier oder dort, Sie können im Zug suchen, Sie können in Kanada suchen, in Rußland, Sie können überall suchen, überall wird er auch sein, er tut das alles für uns, na, für uns nicht, aber für alle anderen hier, die will er mit sich bereichern, damit er sich bereichern kann, doch nicht jene, nein, jene nicht, die durch unwegsame Wüsten, ruhige Ströme, sandige Länder und wahnsinnig tiefe Meere zu uns geflohen. Wir aber wir. Wir, ja, wir.

Der Mann, der solch gereckte Worte zu melden hat und dem jedes geredete Wort gemeldet wird wie ein Feuer, der ist so wertvoll wie ein Mitmensch, der ist irrsinnig wertvoll, das kann sich keiner vorstellen außer ihm, der und das, was er tut, ist mindestens so wertvoll wie diese Kindermilchschnitte, so wertvoll wie ein kleines Glas Milch, ein sehr kleines, wertvoll, kommt drauf an, wofür und für wen, wertvoll für uns alle, für die Gemeinschaft, jeder Beitrag ist wertvoll, und wenn der Mann nicht weg ist, sondern da, ist er wertvoll für uns, woanders ist er wertvoll für andre, vielleicht für sich selbst, wer weiß, warum nicht, warum nicht? Wir kennen keine Konzernchefs, wir kennen niemand, nicht einmal uns selbst, wer kennt sich schon, wer kennt sich schon aus? Es genügt nicht, nichts genügt, obwohl wir doch so genügsam sind, uns bürgert keiner ein, wir haben niemand hinter uns, der einen Konzern hat, wir haben nicht einmal jemand hinter uns, der ein Einfamilienhaus hat, doch, doch, das vielleicht schon, den vielleicht schon, der will ja auch seine Rolle in der Umwelt, Moment, er sucht sie derzeit noch, gleich wird er sie gefunden haben, aber vielleicht findet er sie ja in uns, wer weiß? Der Konzernherr hat seine Rolle im Einbunkern, ich meine im Einbürgern dieser Tochter einer Kuh, nein, eines Stiers, nein, ein Stier kommt nicht vor, von beiden halt gefunden. Oder wurde diese Kuh irgendwie anders erzeugt? Durch Verwandlung? Wer weiß. Übrig bleibt nur, die geredeten Worte zu melden, diese Nymphe zu melden, uns zu melden beim Amt, bei der Behörde, hier hören wir auf, so wie der Lauf der Kuh abgeschnitten vom Wasser, wenn sie flüchtet, aber warum sollte sie das tun? Sie ist ja schon hier? Wozu flüchten? Einst eines Schoßes junger Sproß, jetzt selber Schoß. Sie! Hallo! Wohl scheint ihr Flüchtigen ursprünglich Teil an diesem Land zu haben, oh nein, das waren andre, jetzt werden wir gefragt, und auf andre dürfen wir uns nicht ausreden, das wären alles nur Ausreden, sie fragen und haschen nach Antwort wie nach Luft, denn die Antwort ist ihnen ganz egal, ist wie Wind, der seufzend über ihnen steht, ist wie Wasser, das ihnen bis über den Kopf steht, über ihnen zusammenschlägt, bis sie dann wieder enthüllt werden, heraufgezogen, ausgewrungen, gebahrt, kein Denken von ihnen überliefert, obwohl es eins gab. Jetzt sind sie Dinge, gleichgeworden mit andren Dingen, angeglichen an die Leere, ans Wasser, ein ungleicher Kampf mit diesem Element, ob man schwimmt oder nicht, das ist die Frage, und sie fragen also: Aber was hat euch vermocht, das Haus zu fliehn der Väter? Ja, das fragen wir uns auch. Das fragen nicht nur Sie uns, das fragen wir uns schon selber, bloß, wen? Alle tot. Alle sind jetzt tot, und als es Zeit war zu fragen, da hatten wir keine. Jetzt haben wir immer noch keine. Zeit haben wir schon, aber sonst nichts und niemanden. Bitte. Wir haben zum Beispiel, es ist nur ein Beispiel, mehr ist es nicht, wir haben nicht einmal einen Scheinwohnsitz im Zug der Oase, der Steuer-Oase, über dem Supermarkt, dort viele Menschen, in der Wohnung kein einziger, die sollten sich besser verteilen! Wir aber verteilen uns hier, wo Almosen verteilt werden, so haben wir uns das nicht gedacht, es ist aber so gekommen. Während ein Gott im Entzücken der neuerfundenen Tonkunst der Sängerin lauscht, die Bürgerin wurde, Sängerin aber schon vorher war, die hat ein Glück, was?!, dringt unser leises Flüstern nicht an sein Ohr, natürlich nicht, dringt unsere lispelnde Klage nicht an seinen Schreibtisch, wie auch, wie denn auch? Denn sitzen wir nicht am Herd unsres eigenen Palasts, der eine Hütte war, der ein Häuschen war, nicht einmal klein, der irgend etwas war, egal was, das zählt hier ja nicht, sitzen wir also nicht mehr dort, wo wir waren, so trifft die Stadt gemeinsam jede Schuld an uns.

Das Wasser trifft die Schuld, grüß Gott, Schuld, danke, daß du mir mehr als Zinsen zahlst, daß du mit deinem Kapital zahlst, mit Menschen, die hier erschienen sind, als Zahlungsmittel ihrer selbst, ich stecke sie ein, hast du noch mehr von denen? Oder hast du schon genug von ihnen? Diese Frage entfaltet sich mir, und so mache ich mich auf den Weg, der mir, dem lieben Wasser, nachgeht, oder ist es umgekehrt? Geh ich einem Weg nach? Könnte schon sein, da so viele mich entlanggehen und in mir aufgehen wie Sonnen und dann erlöschen. Ich dämpfe sie aus und aus. Sie gehen über mich hinaus und fort. Die Stadt trifft die Schuld, grüß Gott, liebe Schuld, ich bin die Stadt, schön, daß es dich gibt, und schön, daß wir uns treffen. Daraus läßt sich nichts ableiten, kein Strom und kein Telefondraht und kein Glasfaserkabel. Es läßt sich einfach nichts ableiten oder hineinleiten, und niemand läßt sich leiten, niemand läßt sich anleiten. Ich könnte auch was ganz andres sagen. Diese Frau ist längst eingebürgert, ja, das sagten wir schon, und ja, die dort auch, denn die Vereinigung mit der Tonkunst, die soll dem Volk gebracht werden und bleiben, ja, das sagte ich auch, wen interessierts. Führ diesen Streit nach des Vaterlandes Brauch, also gar nicht, sie ist ja eingebürgert, die andre auch und aus, wir sinds nicht, das steht fest. Sie ist eingebürgert, sie ist durch Zahlung eingebürgert, die andre durch Singung, die erste durch Zahlung und Tilgung einer gewissen Summe, die andre durch Zahlung mit Sitz und Stimme. Sie ist eingebürgert und bezahlt, die Frau, die Tochter, des Mägdeleins Namen behielt ich nicht, ich fürchte, ich wußte ihn nie, nein, doch, vorhin hab ich ihn hier hingeschrieben, aber jetzt finde ich ihn nicht mehr, den lieben Namen, egal, sie ist jetzt da und darf auch bleiben, so lang, wie sie will, obwohl sie gar nicht mehr da ist, sie darf bleiben, mit Paß und mit Stempel, nicht hingesunken vor unseren Augen, ganz aufrecht darf sie bleiben, da keinen Rechtsgrund wider dies Land sie je gehabt. Hatte sie ja wirklich nicht. Nicht so wie wir, wir haben Gründe, aber es sind keine Rechtsgründe. Wo das Recht anfängt, hört der Grund auf, jeder Grund, das ist dann die Rechtsgrundstücksgrenze, und sie verläuft: genau hier. Genau! Treu dem Recht richte nun über mich, über den Schutz der Götter hier wie der Menschen, die es sich richten können. Wir nicht. Richtet über uns. Wir können nichts machen. Da kann man nichts machen. Die Tochter aber, die Jelzin-Tochter, soviel immerhin wissen wir, die aber, hier steht ihr Name, wir haben ihn leider vergessen, sie war ja auch nur kurz da, nur solang, bis sie den Paß und genug Spaß dazu gekriegt hat, Sie können ihn aber auch woanders lesen, ihren Namen, wenn Sie wollen, mir ist das Nachschauen zu blöd, bei mir halten andre Nachschau, ja, diejenige, der man Bleiberecht, ja Staatsrecht erkauft, der Konzernherrr erkauft, ja, der, der jetzt irgendwas werden will, wir wissen noch nicht genau, was, aber er wird es schon wissen, du, Konzernherr du, Bundeskanzler?, auch gut, von uns aus gesehn, wir haben eh nichts zu sagen, aber ja, auch deinen Namen, Jelzin, nein, ausnahmsweise nicht, du, Jetziger und Künftiger, den kenne ich, du erzeugst Schall und Rauch, das aber teuer, wobei: Die Erzeugung ist schwierig und kompliziert, der Verkauf daher umso teurer, die Opelix, die Sängerin, die kriegst du trotzdem nix, Verzeihung, manchmal gehts mit mir durch, die Kuh aber bleibt, vorläufig bleibt sie: Willst du nicht sorgen für uns? Ja, sorge du! Sorge du mit einer Versicherung vor! Sorge du mit deinen Mannen, sorge, daß wir ein glückliches Gefühl haben, so glücklich wie die Tochter im leeren Burgenland-Haus, sie sitzt ihre Anwarteschaft woanders ab als in Oberwart oder Niederwart, sie ist ja nicht blöd, sie wartet in Zwischenwart, im Wartebereich, aber dort, wo es schöner ist. Das ist ihr besondrer Begleitumstand für die Einbürgerung, immer dort, wo es schöner ist, und ist die Schweizer Wohnung zu klein, zu leer, zu sehr über dem Supermarkt, dann wohnen wir halt nicht drin, ist doch klar. Warum auch?

Du Herr, du Herr in der Schweiz, in Kanada, im Ösenland, du Herr der Ersatzteile, Herr allen Bestands, ich meine aller Bestandteile, denn das Ganze hast du ja leider nicht gekriegt, wir können nichts dafür, daß du nicht verwandeln durftest das Mädchen in eine Kuh, äh, die Ersatzteile, die Bestandteile ins Ganze, in den Bestand, ins ganze Auto, all die Opfer für den Opel umsonst, vergeblich meine ich, so wie Vergeblichkeit unser aller Los ist, leider, denn Mitbestimmung, Teilnahme bedeutet nicht nur, seine Stimme bei Wahlen abzugeben, besser, man hat gar keine, dann muß man gar nicht erst hingehn, denn Demokratie ist sowieso viel mehr als das, das hast du erkannt mit deiner Partei, wir haben gar nichts erkannt, das ist aber egal, wir dürfen sowieso nicht wählen, wir dürfen nicht einmal wählen, wo wir unser Bett aufstellen, du Herr des schiefgegangenen Autokaufs, Autofabrikkaufs meine ich, du hast es nicht gekriegt, hast das Opelwerk nicht gekriegt trotz aller Opfergaben, keine davon Geschenke, nur eine, ein Geschenk für die Jelzin-Tochter, ein schönes Geschenk, und doch bist du unser Herr, obwohl du uns gar nichts gibst, du gibst uns nichts, nicht wie Jesus, aber doch unser Herr, jedenfalls in gewisser Weise, die wir nicht singen können, diese Frau aber schon. Rasch der Nickenden zuhören, die alles abnickt!, auch den Tyrannen, auch den Einsatz, dort, wo dem Hals angrenzet das Haupt, dort entstehen ihre Töne, ihr wunderbares Singen, und wir, die Blutenden, stürzt es nieder vom Fels, und zwar vor Ehrfurcht, wenn wir das hören, nieder vom Fels mit uns, und rötet die zackige Klippe die ganze Zeit, bis wir dann unten sind im Wasser. Du, Herr aus der leeren Wohnung in Zug, aus dem Zuckerbäckerschloß woanders, wo all diese Süße wohnt: Sei du uns allgerecht, wie du es zu dieser Tochter warst, die jetzt Landsmännin in dieser Landschaft durch Blitz-Entscheidung, für die du sorgtest, du sorgtest für den Blitz, Allherr du, und du sorgtest für diese Entscheidung im besonderen Interesse des Landes, das ganz genau deinem Interesse entspricht. Das Land ist du, nein, das denn doch nicht, das Land erlaubt, deine Vorstellungen jederzeit einzubringen, aber das erlaubt es nur dir, nicht nur dir, aber auch dir, vor allem dir, uns erlaubt es gar nichts, wir sind nichts, und uns wird nichts erlaubt, obwohl wir gern mitmachen würden, ist besser als zuschauen, nicht wahr, damit das Recht auch von uns ausgeht, damit das Recht auch vom Volk ausgeht, das dann auch wir sein werden, aber das Recht geht nicht, und wenn es ausgeht, dann macht es sich fein, dann brezelt es sich auf, aber wir dürfen nicht mit, man läßt uns nicht mal ins Lokal hinein, das ist nicht gerecht, obwohl das Recht auch von uns ausginge, zumindest ausgehen könnte, wenn es mal Freizeit hätte und wir unseren Traumpaß, den gestern leider der Herr Alaba verwandelt hat, oder hat er ihn vorbereitet?, und jetzt ist er nicht mehr da, ich meine der Paß, schon geschossen, nicht mehr da, nicht mehr erreichbar, der Herr Alaba ist in München, das Recht aber, das könnte auch gut von uns ausgehen, von mir aus, von uns aus, gehörten wir zu diesem Traum-Volk, das Traumpässe schießt, was wir uns doch auch so wünschen, aber nicht bekommen, doch Du, Herr, Herr, Du Herr Du, du hast Opel auch nicht bekommen, nein, hast du nicht, du wolltest es mit der russischen Bank, mit der sollt es gelingen dir, tiefumschattet vom Schlummer noch verdienst du Geld, auch wenn du gar nichts machst, verdienst du Geld, aber natürlich stimmt das nicht, du mußt dafür schuften, wir täten das auch, aber man läßt uns nicht. Du hast die Tochter des Zeus, nein, des Zars aller Reußen einquartiert und dann einbürgern lassen, du hast kaufen wollen, immerhin, wir können nicht mal ein Fladenbrot kaufen, müssen wir auch nicht, wir kriegen es geschenkt, wir kriegen Essen geschenkt, gute Gabe, sogar, wenn es schlecht ist, schlecht geworden, und das regt die Bürger natürlich wieder maßlos auf, daß wir verdorbenes Essen kriegen, ist ja klar, gar nichts sollten wir kriegen, du aber, Herr, du hast in dein Maß ausnahmsweise einmal nicht schöpfen dürfen, du hast nicht schöpfen dürfen, denn du bist kein Schöpfer, nein, deswegen nicht, du hast nicht schöpfen dürfen, weil die Mami, die liebe Mutter, die Konzernmutter, General Motors, der General der Motoren, der Oberste vom gesamten Militär auf der ganzen Welt mitsamt die Motoren alle, na ja, fast, der hat es nicht erlaubt, o Herr, da siehst du mal, wie es ist und wie es kommen kann, auch wenn die Tochter jetzt Bürgerin ist, hast du gezahlt, aber nichts dafür gekriegt, ach nein, sowas tätest du nie, du investierst nicht in unsichere Dinge, in unsachliche Sachen, mit vollendetem Zorn investierst du nur, wo es sich lohnt, die Tochter wird vielleicht auch irgendwas gezahlt haben, wir wissen es nicht, wir können es nicht wissen, inmitten ihrer Steine Gefunkel wird sie schon gezahlt haben, alle zahlen, die können, alle zahlen für alles, was sie bekommen können, wir aber zahlen nicht und sind auch nicht Zahlungsmittel, o Herr, du, Zahlungsmittelpunkt von vielen, zahle bitte auch für uns, sei der Staat, führe ihn, zahle für uns, aber nein, das machst du nicht, eine Blitz-Einbürgerung zu vollziehen, das schaffst du, aber den Opel zu kriegen, das hast du nicht geschafft, siehst du, Herr du, dafür bringen wir Opfer, daß du den Opel nicht kriegst, absoluter Blödsinn, das wissen wir, wir haben es schließlich mindestens dreimal gesagt jetzt, aber es ist trotzdem nicht gerecht. Das drängt uns Stacheln des Wahnsinns tief in die Brust, oje, das scheucht uns erneut wild durch die Lande der Welt hin. Nichts ist gerecht, Staat, wenigstens du gerecht?, hier, in uns hättest du ein Objekt dafür, an uns hättest du was, an uns kannst du Gerechtigkeit üben, bitte, jederzeit, wir sind bereit, vielen Dank, vielleicht kannst du es dann irgendwann einmal und mußt nicht mehr üben, aber du bist es nicht, und du willst auch nicht üben. Allgerecht bitte auch du sein, du Staat sein, ach was, gerecht genügt auch, allgerecht noch besser, denn da würde er uns allen gerecht, fromm und treu, lieber Staat, in den wir reinwollen, unser Hort, der du noch werden sollst! Bitte helfen Sie uns!

Nicht verrat uns Flüchtige, bitte, bitte nicht!, so, ja, genauso wie du nicht verrietst die Flüchtige, die Tochter, mit Geld nicht verrietst, überhaupt nicht verrietst, wieviel, so wie sie da stand, die Knie gebeugt und rückwärts hebend den Nacken, sondern erkauftest, mit wieviel?, sagst du nicht!, dich einkaufen wolltest mit der Bank in das Autogeschäft, die Fabrik, das Oberste von allem, das Größte, das es überhaupt gibt, glaub schon, na ja, fast, aber jedenfalls sehr groß, der ferne liebe Riese GM schaut mit Wohlwollen herüber auf dich, aber selber herkommen, das mag er nicht, im Gegensatz zu uns, die wir gern kamen, und dann läßt er dich fallen, der Größte, viel größer als du, es gibt immer einen Größeren, siehst du, so geht es auch uns, nur schaut man nicht wohlwollend, man schaut gar nicht, man will uns nicht sehen, den Fraß nicht sehen, den wir kriegen, die geschenkten durchgesessenen Sofas, nein, Strohsäcke sinds denn doch nicht, auf denen wir ruhen, alles nicht sehen, nichts sehen, wie wir uns vorbereiten auf die Mitbestimmung in der Demokratie, wenn wir die nur einmal sehen könnten, wenigstens anschauen!, verblüht Schultern und Hände, unsere Hände vom Nichtstun verdorrt, eine Demokratie, ihre Hufe, die hinwegeilen über uns, aber immerhin, das wäre fein, dann wüßten wir, was uns bevorsteht und auf was wir uns vorbereiten sollen, o Herr, Herr der Ersatzteile, denn das Ganze hast du ja nicht gekriegt, obwohl du dich das hast einiges kosten lassen, neben der Einbürgerin, der Kuh, nichts von der Kuh jetzt übrig an ihr, die weiße Gestalt nur, irgendwo, keine Ahnung, o Herr, nicht verrat also uns Flüchtige, genausowenig wie die Flüchtige du verrietst, die Nymphe, jetzt wieder vergnügt und eingebürgert, es hat sich ja eingebürgert, daß schöne Frauen wir mögen, diese Nymphe auch, mit ihren aufstrebenden Füßen, die Eingebürgerte, zu reden sie zagt, wir sehen sie nicht, wer weiß, wo sie ist, Bürgerin dieses Landes, aber wir wissen nicht, wo sie derzeit auffällt und wie sie aussieht, ihr Rindergebrüll nicht bis zu uns herschallt, wir aber, wir aber, vor Furcht abbrechend unsre Worte, verrate uns Flüchtige nicht, die flüchtig wir nur auf der Erde sind, für uns ist nicht viel zu blechen, wir bleiben auch nicht lang, versprochen, obwohl wir das natürlich wollen, wir Verstoßene, bitte blechen Sie auch für uns, wie Sie für die Kuh einst blechten, Ihre Rede Blech, Ihr Vermögen aber nicht, bitte blechen Sie, nicht nur fürs Blech, bitte zahlen Sie den Preis auch für uns, das ist gar nichts für Sie, gegen das Autowerk, von seiner Mama, dem Konzern in den USA, rede ich gar nicht, das wäre sogar für dich zu teuer, den kannst du nicht kaufen, uns aber schon, so wie du Bleiberecht und Bürgschaft für die Kuh konntest kaufen, in kürzester Frist, immer wieder versuchend, du Guter, nein, es hat sofort funktioniert, wenn man zahlt, geht alles immer sofort, so bringt man die Göttin ins Volk. Aber gegen das Tochterwerk, das Söhnewerk, egal, Herr, egal, gegen das sind wir billig, und vielleicht kriegen Sie sogar Massenrabatt, eine Masse kriegen wir schon noch hin, wenn noch mehr kommen, Hunderttausende kommen, die sind ja alle schon da, sind angekommen, wenn auch noch nicht hier, aber die können kommen, die kommen vielleicht alle, das ist erwünscht, zumindest von ihnen, kommen Sie alle, bitte, kommen Sie her, lasset die Kindlein zu mir kommen!, Hunderttausende, bitte kommen!, notfalls ins Meer, dort ist ja noch Platz, jede Menge, da gehn noch viele rein, lasset die Kleinen zu mir kommen, spricht das Meer, das selbst schon groß ist, ein offenes Entgegen, wenn auch kein Entgegenkommen. Das Kommen durchmißt jetzt den Raum zum Entgegenkommen, und dort treffen sie sich, jetzt bleiben sie stehn, die Dinge, als ein zusammengeklebtes, zusammengekleistertes Ding, ein einziger Menschenklotz, im Wasser, die groben Keile für ihn haben wir uns schon gekauft; sie kommen derzeit noch, sie kommen in hellen Scharen, nein, in dunklen, sie kommen in Maßen, nein, in Massen, noch zähmt sie die Furcht, doch für die Zukunft können wir nicht garantieren, daß die kommen, denn hier beruht alles, hier stehts, hier gehts, beruht alles auf Teilnahme, lebt vom Mitreden, Mitmachen, Mitgestalten, Mitentscheiden und Mitverantworten. Und dafür sind viele mehr als wenige, viel mehr sind viele als wenige, das ist wohl klar. Na ja, in Amerika haben sie entschieden, daß Sie das Werk nicht kriegen, o Herr, obwohl Sie es wollten, ein gutes Werk dafür haben Sie bereits getan, obwohl Sie also es wollten, das Werk wollten, so gern wollten, so gern, das Antlitz betend zum Himmel streckten, ein gutes Wort einlegten, gute Worte einlegen ließen in Einsiedegläser, wo sie jetzt kochen vor Wut, o Herr, gib Gummi, gib Opel, ich bin der richtige Herr dafür, so sprachen Sie, wir verstehen Sie gut, und dazu auch noch ein grundlegendes Verständnis für die Opel-Welt, die haben Sie ja, da brauchen Sie nichts zu lernen, das Verständnis haben Sie für die Opel-Welt, wir jedoch, wir nur für die Opfer-Welt, du, Herr, für die Opel-Welt, der du den Grund legtest, so gern einen Grundstein für ein neues Opel-Werk draufgelegt hättest: Es gibt allerdings mehr als nur Profit machen können, Profit allein würde nicht reichen, es gibt zu viele Werke, besonders Opel-Werke, ganz besonders die, sie werden jetzt geschlossen, wir aber wollen nicht geschlossen werden, wir wollen nicht eingeschlossen und abgeschoben werden, wir wollen uns mit Hintergründen und Zusammenhängen auseinandersetzen, bevor man uns auseinandersetzt, weil wir reden, weil wir schwätzen während des Unterrichts. Wir sind nicht still, obwohl wir das sein sollten, dies ist eine Kirche!, wir dürfen ja auf Probleme und Lösungen zumindest hinweisen, nein, dürfen wir nicht, denn wir gehören noch nicht dazu, und wir werden nie dazugehören, das sehen wir schon, obwohl wir uns schon eine Meinung gebildet haben, doch wer will sie hören, und wie schaut die denn überhaupt aus? Obwohl wir unvoreingenommen sind, glauben Sie, wir wollen Sie vereinnahmen, und deswegen einvernehmen Sie uns, deswegen werden wir zur Einvernahme geführt, oft, ständig, meist unerwartet, werden geführt wie Tiere, wie wild gescheucht durch die Gänge des Heims, das nicht unseres ist. Hier steht aber, ja, hier steht es doch!, daß wir uns offen und unvoreingenommen, ach so, unvoreingenommen, nicht unvereingenommen, äußern sollen, daß wir jemand sind, daß wir jemand seien, der eine Meinung hat und sie äußert, aufs äußerste äußert, wir sollen uns nicht scheuen, uns zu äußern, das Geseufze, die Tränen, die dumpfe Wehmut, die sollen wir daheim lassen, jetzt sollen wir uns äußern, frei und offen, denn mit einer offenen Haltung ist es besser, verstehen zu lernen, und das bedeutet, Demokratie zu ermöglichen, bedeutet aber nicht, dir, Herr, den Opelkauf zu ermöglichen, nicht einmal mit der russischen Bank, nicht einmal mit der Sberbank, auch nicht mit der Sparbank, die unser Geld spart, das wir nicht haben, nicht aber ihres, nicht das der Bank, da wird nicht gespart, und nicht einmal wenn wir eine russische Banknachbarin kriegen, die durch Sie und mit Ihrer Hilfe express-eingebürgert wurde, ja, die wunderbare Sängerin, die Schöne, ja, die schon auch, die singt wirklich wunderbar, wie Samt, die verdient es wirklich, wer, wenn nicht sie, auch für die Zukunft, die verdient es für immer und bekommt es auch, o könnten wir einen Augenblick dort liegen, nein, nicht auf ihr, nicht unter ihr, wo denken Sie hin, nur so weich sollte das einmal sein, für eine Stunde, worauf wir uns betten dürfen, bis wir vielleicht einmal ein echtes Bett kriegen. Wir warten, wir warten immer nur, unser Leben ist Warten, unzählige Opel müssen ja auch gewartet werden, Entschuldigung, aber das paßt doch hierher, oder?, wir warten einvernehmlich auf unsere Einvernahme, wir lassen uns von der falschen Seite vereinnahmen, sagt man uns, das sagt man uns ständig, jetzt grade sagen wir es selber, weil es uns gesagt wurde. Wenn wir nicht auf die falsche Seite hörten, würde unsre Strafe jetzt nämlich endigen für uns Elendige, aber das glauben wir nicht, wir haben so oft geschwiegen, und was ist passiert?, nichts ist passiert, wir haben auf die falsche Seite gehört, aber diese Seite sehen wir nicht mehr, also können wir sie auch nicht aufschlagen, welche, meinen Sie, ist die falsche Seite, Entschuldigung, Herr, sind vielleicht Sie die falsche Seite, die jemanden einvernehmen will? Nein, das können Sie nicht sein, der Herr ist alles, er ist jede Seite, er ist überall, er ist über allem, er kann jederzeit umgeblättert werden, und auch dort wird er uns den Herrn zeigen und sich interessiert und kritisch etwas aneignen, hier stehts, lesen auch Sie es nach!, nachdem er sich alles andre schon angeeignet hat, der Herr, kann er sich Kunst und Kultur auch aneignen, wen interessierts. Ihn nicht. Ihn zuallerletzt. Den Herrn interessieren Kunst und Kultur nicht, auch wenn er es sagt. Ist so. Dem Auge wird nur enger die Rundung, zwei Füße streben nicht mehr auf, Gebrüll erschallt nicht mehr, wenn Kunst erschallt, das wäre blöd, man würde nichts und niemand mehr hören. Wenn vor Furcht abbricht das Wort, dann versuchen wir es halt noch einmal. Du, Herr, bist offen für Neues, Fremdes? Nein, bist du nicht. Aber wir sollen es sein, du Herr, jetzt kommts, du bist nicht Präsident, aber wahrlich, wir sagen dir: Frag, was du für die anderen tun kannst, nicht, was die anderen für dich tun können! Hier steht das. War das nicht schon? Vielleicht. Aber hier steht es. Uns fehlen die Worte. Wir brauchen sie auch nicht, denn das ist beantwortet, hat sich selbst und von selbst beantwortet, das ist bereits ohne Einvernahme beantwortet worden, wahrheitsgemäß selbstverständlich: Du hast die russische Präsidenten-Prinzessin eingebürgert, und die anderen sollen irgendwas andres dafür tun, keine Ahnung, aber die andren sind in Amerika, und sie haben gar nichts für dich getan. Du hast die russische Präsi-Prinzessin, von deren Präsenz hier wir noch nie gehört haben, mit dem Arm umschlungen und hergetragen, hergeschafft, sie zagt noch zu reden, sie sagt gar nichts, sie wohnt hier nicht, wo sie wohnen sollte, sie hat das nur gemietet, jemand andrer hat es für sie gemietet, sie mußte dafür nicht erscheinen, sie ist gar nicht da, nie gewesen, und jetzt ist sie sowieso wieder weg. Keiner hat sie gesehn. Oder er soll sich sofort melden.

Wir aber, wir könnten etwas tun, wir würden sogar gern etwas tun, aber vielleicht wäre es das Falsche, doch wir würden etwas tun, denn nicht hemmen könnten wir die Flucht dieser Jungfrau, die inzwischen sicher schon wieder ganz woanders ist. So. Alles beginnt ja mit einem schlichten Regen, nein, nicht dem, der Segen bringt, da müßte man sich ja selber regen, aber das dürfen wir nicht, wir dürfen uns nicht regen, ausgerechnet wir, die es so gern wollten, dürfen uns nicht regen, wir dürfen keinen Segen bringen, und dieser Regen, dieses Jahrhunderthochwasser damals, das war der Beweis, daß wir nichts machen konnten, daß Regen nicht unbedingt Segen bringt, egal, ob wir was machen oder nicht, so, wir holen weiter aus, treffen aber niemand dabei: Katastrophenalarm, Feuerwehr, Bundesheer, Nachbarschaftshilfe, ja, hier stehts, alles macht sich auf die Socken, alles läuft auf Hochtouren, alles regt sich, alles bewegt sich, um Überschwemmungen, ja, auch die von Menschen wie uns, wir würden Sie glatt überschwemmen, wenn man uns ließe, wir würden Überschwemmungen aber auch wieder aufwischen, wenn nötig mit unseren Haaren, und Gummistiefel treiben wir auch noch auf, ehrlich, wenn das Wasser vom Äther zur Erde hinabfährt, würden wir ihm das Gas abdrehn und es aufhalten, da haben Sie recht, alles, alles rückt aus, um Überschwemmungen zu verhindern und noch Schlimmeres zu verhindern, uns zu verhindern, zu verhindern, daß Menschen, Menschenzüge Sie überfluten, ein wahres, nein, ein unwahres Meer, ein Meer zum Meer, ein Meer ins Meer, wo sie enden, wo sie endlich enden, und schon sind es einige weniger, die da sind, dafür kommen immer mehr, in entscheidenden Zügen, in schon auf dem Wasser verscheidenden verschiedenen Booten, sie kommen, und das muß verhindert werden, das sehen wir ein, Menschen wie wir gehören eingezäumt, nein, eingezäunt, Entschuldigung, gezähmt gehören wir Wilden, damit wir Sie nicht überschwemmen, nein, nein, das darf nicht sein, das zeigt, wie wichtig Hilfe ist und solidarische Zusammenarbeit gegen uns, in Krisen besonders, ja, auch im Alltag, ja, aber in Krisen besonders, da müssen wir Menschenfluten verhindert werden, da sind Sie solidarisch mit sich selbst, das müssen Sie sein, mit wem denn sonst, in erster Linie mit sich selbst, ja, und da helfen Sie mit der Nachbarschaft zusammen, daß wir Sie nicht überrennen wie Wasser, da sind Sie solidarisch, Einsatzbereitschaft natürlich vorausgesetzt, denn die ist nun mal nicht natürlich, nicht von Natur aus, ja, und da ist diese Bereitschaft ja schon, bravo!, denn Sie haben offenbar immer Bereitschaftsdienst, wenn es gilt, uns einzudämmen, einzusperren und schließlich einzuschließen und mit dem Flieger zu entfernen, der immer so wackelt, weil man einem den Mund verboten, äh, verbunden hat, und dann ist er halt erstickt, der eine, der andre sicher auch noch. Ist so, wenn man nicht atmen kann, das ist ganz einfach, im Wasser kann man das ja auch nicht, das versteht jeder. Da müssen Sie solidarisch und einsatzbereit sein, stets bereit, sich für sich selbst einzusetzen, und wenn noch Platz ist, wenn noch Kraft und Energie in Ihnen, Sie Riegel, gemischt mit wertvollen Getreideprodukten, Sie selbst ein Produkt, wir sehen nur nicht, von wem oder was, wenn noch eine Kraft in Ihnen vorhanden ist, dann helfen Sie einander gegenseitig, uns hinauszuschmeißen, das ist wichtig für Ihren sozialen Frieden und den Zusammenhalt Ihrer Gesellschaft. Das sehen auch wir ein. Das sehen wir. Sie haben es schon längst gesehen. Das sehen jetzt auch wir ein. Das setzt Einsatzbereitschaft voraus, und die haben Sie. Darüber müssen wir gar nicht erst reden. Wer würde es auch hören? Nicht einmal die Flut des stygischen Sumpfes würde uns hören, und die hört alles, jeden, der reinwill, und den hält sie dann fest. Bei Ihnen: umgekehrt, Sie hauen jeden raus. Die Kuh soll auch aufpassen, daß sie nicht hineintritt in den Sumpf, mit diesen Schuhen, die sie da trägt, wird sie nicht weit kommen. Ihre Rundungen würden dadurch aber um nichts menschlicher, hier stehts, in dieser Zeitschrift steht das.

Wir sind ja viele, aber gleichzeitig wenige, wir sind das Rinnsal, das später dann aus dem Tiefkühlwagen rinnt, wenn wir endlich erfroren sind und dann wieder auftauen, geschleppt, gewaschen, nein, das nicht, aber geschleudert auf der Autobahn zwischen schönen Aufbauten Ihrer Kultur, immer höher, immer weiter, dem Lärmschutz dienend, nicht unserem Schutz, das wäre doch nicht nötig gewesen!, Bauten aufzustellen, die wir nicht sehen, na sowas, dieses Auto hat überall Wände, man kann nicht rausschauen, man sieht nichts, gar nichts, und doch, wir sind so viele, und doch, man sieht auch umgekehrt uns nicht, man setzt sich für einen Einsatz ein, aber für uns nicht, denn ja, hier steht es geschrieben, in diesem heiligen Buch stehts geschrieben, ich bin Gott, dein Herr, nein, ich bin dein Gott, dein Herr, nein, der auch nicht, du sollst an einen Gott glauben, na ja, aber an welchen? Da ist einer, der uns in der Hand hat, der unser Fallen in der Hand hat und uns wohl auch selber fällt. Einer. Gut. Wir aber, wir müssen uns verteilen, wir müssen doch verteilen den Herrn auf viele, denn viele wollen unsere Herren sein und uns fortschaffen, sie wollen uns den Herrn zeigen, wir haben ihn ja noch nie gesehn, dürfen ihn auch nicht sehn, wie sollen wir ihn erkennen?, dieses Auto hat an den Seiten keine Fenster, nein, so viele wollen ihn uns zeigen, diesen Herrn und ja, den dort auch!, aber es gibt doch nur einen, nur den einen Herrn, und den wollen sie uns halt zeigen. Wie soll der für alle reichen? Was sagt der? Haben Sie verstanden, was der grade gesagt hat? Ich bin der Anfang, der schuf, Himmel und Erde, Verzeihung, das Wasser natürlich auch!, das wird noch gebraucht, das brauchen wir fürs nasse Grab, so wird es auch gern genannt von denen, die in Wegrichtung Ertrinken unterwegs sind, wir schaffen das!, wir schaffen das jetzt sogar noch besser. Denn unser schönes Meer, auf das wir uns so verlassen hatten, ist jetzt weg, mare nostrum, das ist jetzt fort und abgeschafft.

Das neue Meer ist zwar noch nicht angekommen, aber keine Angst, dafür kommt Triton in Kürze, zeitnah, bitte warten Sie!, nun ja, wer immer das ist, der ist jetzt bald da oder gar schon angekommen, fein, hören Sie: früher retten, dann richten, gerettet – gerichtet, klar?, jetzt zuerst richten, dann Rettung überflüssig, das ist neu. Die Menschen sind schon im Flüssigen und werden dort aufgelöst, ja, wir werden aufgelöst wie Tütensuppen, wir müssen uns keine Sorgen mehr machen, das ist überhaupt das Beste dran, wir sind keine Rätsel mehr für die Gastgeber, die aber uns nichts geben, sie kennen uns schon, bevor sie uns kennenlernen, sie werden uns trotzdem richten, sie werden uns gerade deshalb richten, als Schnellgericht, und dann in Wasser lösen, und wer sich nicht rechtzeitig löst von seinem Schiff, den werden sie löslich machen, uns Lösgetränke, endlich abgelöst sind wir dann von der alten Heimat, die uns niemand ablöst, sie ist ja auch nichts wert, nicht einmal uns was wert; wir werden aufgelöst, bloß trinken tut uns keiner, das wäre nicht gut, das vertragen die Länder nicht mehr, und mehr vertragen sie nicht. Mehr von uns geht nicht. Zu stark gesalzen! Ungenießbar. Wir sollen in Wasser löslich sein, aber warum?, das Wasser mit uns tränken, eine schöne Idee, da ist gewiß noch keiner draufgekommen. Zuerst richten, dann nicht mehr retten, das spart ihnen viel Geld, warum sind sie da nicht früher draufgekommen?! Das hätten sie doch gleich tun können! Uns einfach auflösen. Wir hätten es wissen müssen, daß sie damit viel billiger davonkommen würden, doch dafür wir nicht mehr davonkommen werden. Wir hätten ihnen viel ersparen können. Schon lange hätten wir das gekonnt. Gut. So werden sie sich mit unserer Sichtung und Aufnahme gar nicht mehr aufhalten müssen, sie haben uns schon vorher dezimiert, und das Meer nimmt den Rest, der immer größer wird, das Meer nimmt alle und alles auf, das Meer beklagt sich nicht, es nimmt alles und jeden, und Triton spießt uns auf seine Gabel wie Dosenfrüchte. Wir müssen das nicht selber tun, das Meer tut es für uns, und Triton wird helfen, er wird behilflich sein mit seinem Dreizack, der Bote der See, messenger of the sea, doch uns bringt er nichts, wir sind nicht einmal Muscheln an seinem Schwanz, wir sind geliefert. Die Post ist es, die allen was bringt, Triton stochert also im Wasser, und dann hat er uns, irgendwann erwischt er uns alle! Und er bringt uns selbst, er bringt uns weg, er trampelt uns ins Wasser hinein, etwas Schaum tropft vom Dreizack, abspülen und fertig. Der Nächste bitte. Wir in den Booten auf See, das ist zuwenig, das bemerkt er gar nicht, der Gott, zackzack, drauftreten, wisch und weg! Und ab die Post. Nicht mehr wer, wohin, warum, wieviel, sondern rasche Löslichkeit im Meer, das löst alle Probleme für alle. Abgehen werden wir ihnen nicht, wenn wir den Abgang ins Wasser schon gemacht haben, alles paletti, sie werden unser Leben nicht mehr durchforschen müssen, das ist ja weg, unser Leben wird weg sein, wem geht es ab? Höchstens uns, und wir werden keine Gelegenheit dazu haben, wir werden um uns nicht trauern können, wir werden ja verschwunden sein, vielleicht nicht ganz spurlos, aber verschwunden im Wasser, als Spur, ohne Spur, in irgendeinem Kielwasser, Abschaum, mit, ohne, egal. Scheiden tut weh, muß aber sein. Wir werden nicht mehr gerettet, wir werden gleich gerichtet und abserviert, bevor man uns noch anschauen und wieder fortschicken kann. Und sie, sie werden immer noch da sein, zuerst richten, dann nicht retten, genau!, so ist es gut, dann werden wir sie vielleicht endlich in Frieden lassen, so haben sie sich das gedacht, oder auch nicht, egal, wir werden weniger sein, als wir jetzt sind, wir werden immer weniger werden, wir werden immer kommen und dann dezimiert werden, wir werden weniger sein, als wir vorher waren, wir werden nichts sein, das ist es ja, was sie wollten und was wir jetzt bekommen. Frieden. Wir werden endlich einen Frieden geben und still sein.

Frieden ist wichtiger als schaffen, das ist unsere persönliche Meinung, denn sonst wird das Geschaffene ja wieder zu Klump gehauen, ist uns auch schon passiert, ist uns oft passiert in den Ländern, aus denen wir kommen, wo man uns umbringt, denn wer schafft, darf auch wegschaffen, jeder soll sich seinen Dreck alleine machen und alleine wieder wegräumen, logisch, das verstehen sogar wir, daß wir weggeräumt werden müssen, da wir uns, die Härte unserer Herrn anklagend, selber mitgebracht haben, ein wenig geschleppt, ja, vielleicht, hierher geschleppt, bis uns irgendwas wieder fortträgt, eine andre Flut, zu der wir dann selbst wurden, und oft haben wir uns sogar gut gekühlt, damit wir frisch ankommen und gleich loslegen können. Manche sind gar nicht mehr aufgestanden, wozu auch. Doch der Staat schützt die Rechte, alle, allerdings nicht unsere. Der Staat macht eine gesetzliche Regelung, aber diese Regel trifft auf uns nicht zu, wir gehören ja nicht zu ihm, diesem kostbaren Staat, den wir zufällig getroffen haben, doch auf uns trifft nichts zu, uns trifft man, aber es trifft auf uns nichts zu. Die öffentliche Hand, die schützt und nützt, in die beißen wir, das heißt, wir würden sie beißen, wenn wir sie je zu sehen kriegen würden, wenn sie einen Beitrag zu unserer Gesundheit leisten würde, falls wir verschimmeltes, abgelaufenes, verdorbenes Essen kriegen auf der Alm, der Sau, der Sau, der Alm, aber bitte Entschuldigung, wir sind hier in einer Kirche, nein, jetzt nicht mehr, wir waren es, wir sind dort auch fast erfroren, wie im Tiefkühlwagen, aber wir haben Ihren Herrn nicht geschändet, und wir haben ihm nicht geschadet, wir haben Ihrem Gesundheitssystem nicht geschadet, wir haben niemandem geschadet und auch nichts gekriegt, vielleicht haben wir einen Rasen beschädigt, doch wir haben Ihrer öffentlichen Hand nicht geschadet, wir haben nur genommen, was man uns angeboten hat: Dreck, Dreck, Dreck, aber wir haben ihn gern, na ja, halbwegs gern genommen, er kam ja von Ihnen, wir haben geklagt, aber wir haben den Dreck genommen, es wurde uns ja nichts andres geboten, und wir haben gefroren, wenn seufzend der Wind durch die Rohre fuhr, lispelnder Klage nicht ungleich, nicht aber Wärme. Fangen wir noch einmal von vorne an, es hat gar keinen Sinn, wenn Sie nein! schreien, wir fangen wieder an, und wir werden ohnedies nirgendwo hinkommen: Zusammenhalt und Zusammenarbeit von der Basis bis zur Staatsspitze soll bestehen, soll bestehen, hier stehts schon, hier bestehts schon, darauf bestehen Sie, von uns aus soll das alles gern bestehen, das zeichnet dieses Land, diese Republik aus, ausgezeichnet, sie ist ein ausgezeichnetes Land. Das Wasser: auch ausgezeichnet! Doch so viel davon haben wir wieder nicht, daß wir Menschen hineinlassen könnten in großer Zahl, das geht nicht, da müssen die woanders hin, wenn sie das unbedingt wollen, wenn sie unbedingt weg wollen. Wir aber, wir aber, kaum eingestiegen in die Vernunft, schon wieder unter Wasser dahintreibend und selber getrieben wie Tiere, eins folgt dem anderen, doch unseren Herren wollen wir nicht folgen, die kennen wir gar nicht, wer im Moment unser Herr ist, wissen wir nicht, egal, wir aber, wir gehören nicht dazu, denn wir gehören keinem, wir gehören niemand, wir gehören nicht zum Gemeinwesen, wir dürfen keinen Beitrag leisten, wir sind für uns selbst verantwortlich, oje. Nicht einmal für diesen Feuerlöscher sind wir verantwortlich, er ist ja auch gar nicht da, was sollen wir machen, wenn wir verbrennen, wir könnten nicht löschen, das ist schon oft ausprobiert worden, daß man dann nichts mehr machen kann, wir sind ja auch unverantwortlich, denn jemand andren haben wir dafür nicht gefunden, einen Unverantwortlichen finden Sie nicht, einen Verantwortlichen, der sich so verantwortet, daß man es glaubt, finden Sie auch nicht; wir hätten uns so gefreut, wir hätten uns gefreut wie ein Gott über die frisch erfundene Tonkunst oder den ganz neu erfundenen Frauenraub, wir hätten uns wahnsinnig gefreut, wir leisten jeden Tag einen Beitrag, der in unserem Fleisch besteht, zum Glück nicht in dem, das wir bekommen, wir wissen, Sie wollen uns nichts rausschneiden, denn wo nichts ist, hat sogar der Kaiser sein Recht verloren, ja, Ihr Herr Bundespräsident auch, kein Recht mehr, aber dafür haben alle immer recht, alle außer uns, wir sind viele, aber wir gelten wenig, wir zählen wenig und zahlen auch wenig, das bringt wenig Geltung und wenig Geld, Sie aber, Sie können zahlen, das haben Sie bewiesen, an einer, die floh vor gottloser Schmach, eine Kuh, nein, das kann jetzt nicht stimmen, wurscht, die floh, halt vor irgendwas floh, diese Russin, die nicht Opel und nicht Bank herbeischaffen konnte, das eine nicht das andre, also die Bank nicht den Opel, nicht umgekehrt, klar, der Opel kann nicht mit Ihnen herumschaffen, der fährt, wohin Sie wollen, und dorthin will auch er, doch da war sie schon Bürgerin, nicht die Bank, nein, die heilige, die herrliche Kuh durch die Mitwirkung dieses Herrn wurde sie Bürgerin, ich schwöre, sie ist jetzt Ihre Mitbürgerin, sie wäre in jedem Fall gekommen, sanft mit zaubrischem Stabe dieser Staat ihre schmachtenden Augen berührt, und schon war sie eine der Ihren, die ist zum Eingriff bereit, Sie zum Eingreifen, notfalls auch in diese Kirche, genau, ganz genau wie die wunderbare, gut behaarte, gut gestimmte Sängerin, herrlich gekleidet immer, kostbar geschmückt, ja, das ist eine, die es nicht nötig hat, Stimmgabel zu werden, weil sie die Gabe der Stimme bereits besitzt. Die muß nicht die Gabel machen, nicht die Beine breit für jeden, der ihr ein Kurzvisum erteilt, eine Arbeitserlaubnis, der muß man keine Erlaubnis erteilen, die muß man bitten, auf Knien bitten, weil sie die Gabe dieser einmaligen Sopranstimme besitzt, die Sie schon so lang gesucht haben, es gab sie ja nur einmal, nein, wo denken Sie hin!, in Ihrer Handtasche finden Sie sowas nicht. Nichts hemmt plötzlich diese Stimme, die trotzt jeder Betäubung, das hört man, die wird nur kräftiger dadurch. Keine hat mehr Stimme, keine gibt mehr Stimme, es gibt überhaupt keine Stimme neben ihr, und auch wir bekommen nicht Sitz, nicht Stimme hier. Überhaupt keine, nicht mal eine schwache. Wir hätten vielleicht eine Stimme gehabt, aber jetzt ist sie weg, wir hatten sie schon fast, doch das weiß keiner, und so bekommen wir auch keine dazu, keine zweite Stimme zu der, die wir schon haben. Keinen Sitz, keine Stimme. Keiner von uns, keiner aus unsrer Schar besitzt mehr, was immer er auch besitzt. Keiner hat diese Stimme, nicht einmal eine. Wir hätten sie gern, haben sie aber nicht; wir würden mit unseren Stimmen gern einen Beitrag zum gemeinen Wohl des Landes leisten, wir würden überhaupt gern was leisten für dieses Land, das sich in sich wohlfühlt wie eine Sau, die sich wälzt in der Kuhle, in der Suhle, wohlig wälzt, oder wie diese Kuh, die gar nicht mehr hier ist, so können wir auch nicht sehen, was sie gerade treibt, vielleicht wälzt die sich auch, doch sicher ist ihr wohl, sie ruht in irgendeinem Licht, unter das ihr neuer Paß sie gebracht hat, sie ruht wohl, sie ruht, sie leuchtet, sie strahlt, und sie wird wieder gelöscht, und in der zugleich die hundert Augen umhüllenden Nacht hat sie ihren Spaß, so, so, so ein gemeines Wohl haben wir ja noch nie gesehen, wir sehen es auch jetzt nicht, sie ist bereits abgereist, zumindest kurz müßte sie eigentlich dagewesen sein, doch jetzt ist sie weg, weiß mans?, vielleicht steht sie direkt neben Ihnen, weiß mans?, sie soll uns Vorbild sein, und auch wenn sie schreckliche Sachen erlebt haben mag, wir glauben es ja nicht, aber bitte, nicht nur wir erleben Schlimmes, das geben wir zu, könnten dennoch auch wir dazugehören, so gern, ach, so gern, zu Ihnen, na, das haben Sie sich schon gedacht, was?, da haben Sie sich schon was ausgedacht, das zu verhindern, dabei wollen wir das mindestens so gern wie die phantastische Sängerin! Genau so gern, mindestens genau so gern wie die! Sie besitzt die Naturgabe, uns, nein, nicht uns, die Tochter, die Landsmännin, die Tochter der Kuh Europa, dazu muß mir noch was einfallen, da fällt aber leider nichts, da fällt der Cent nicht, Zeus, als Römer Jupiter, und Io sind das mindeste, was mir dazu einfallen sollte, und eine Bremse, welche ausgesandt wurde wie wir nicht, wir kamen freiwillig, ja, eine Bremse, vielleicht ist das die, die uns festhält, aufhält, die uns nicht reinläßt, diese Bremse ist schuld!, oh nein, da verwechsle ich schon wieder was, die Tochter, egal welche, beim stirnumflochtenen, lockigen Schmuck, beim Kleid, bei ihrer großen, artigen Stimme, die fortgeschleppt zu sehen wie uns! Nein, da habe ich mich jetzt total geirrt, sogar diesen armen kleinen Satz verloren, zumindest seinen Anfang, der ohnedies sein wird wie das End, bitte um Entschuldigung. Was ich selbst leisten kann, das sollte ich auch nach Kräften eigenständig tun, lesen wir hier, das kann jeder lesen, der kann, aber ich kann es nicht, was auch immer, ich kann nichts, ich kann diese ganzen Griechen und am Schluß die Ägypter, die ihre eigenen Sorgen haben, nicht auch noch einbeziehen, nicht Zeus, nicht Europa, nicht Io, nicht die Bremse, die uns da grade so fest festhält und bewirkt, daß wir schon diese Suhle, nein, diese Kuhle, nein, dieses Loch, diese Grube in den Boden gegraben haben, weil die Bremse doch so auf uns steht, ich meine, weil wir so auf dieser Bremse stehen, daß die Räder schon durchdrehen wie wir und sich bereits tief in den Boden gebohrt haben, oje, wo kriegen wir jetzt Reisig her, Ölzweige, was auch immer, um uns wieder flottzumachen, unsre Flotte wieder in Gang zu kriegen, unsere kleine Stadt, unser kleines Boot, möglichst aus Holz, damit uns das Radar nicht sieht, das wird uns aber nichts nützen, das sehen wir schon, bevor es noch uns sieht; das wird nichts helfen, bald erhältlich wird unser Gestirn, unser Himmel dann sein in der Ausführung Satellitenradar, da sieht man das Kleinste, das Kleinste aus Holz, Eiche Furnier, Eiche imitiert in Laminat, ein Boot aus Papier?, nein, aus Plastikglump, alles eins, man wird uns sehn, man wird uns sehn! Man wird uns überall sehn. Wir verstecken uns, aber es geht nicht, wir ducken uns, damit uns der Delphin nicht sieht, der verspielte, liebe, aufmerksame DOLPHIN, der uns aufspüren soll, bewachen, damit wir Armen nicht moniert und abmontiert werden könnnen by ground positioning systems, damit man uns auch gut und deutlich auf den open seas von Earth Observation satellite-based systems aus erspäht, o weh, das kann ins Auge gehn, aber keine Angst, man paßt auf uns auf, auf daß wir Armen gerettet werden können bei dummen Unfällen auf See. Wir sind ja nur gekommen, damit er uns orten kann, wer auch immer, damit er uns erwischt, damit er uns deutlich sieht, einer muß uns ja ins Gesicht schauen können, einer dort oben, der immer optimiert die services in the area of Border Surveillance stems von die Kombination von den Informationen von cooperative positioning systems (VTS/AIS, VMS, and LRIT) und remote sensing observation systems (radar in particular), immer erfolgreich. Dem passiert kein Fehler. Gut, daß wir sie haben, gut, daß wir die alle haben, ja, auch die summenden Drohnen, daß sie uns bewachen, beobachten, über uns wachen, ja, das ist es, über uns wachen auf unserem Weg alles Seienden? Das Meer hat keinen Seiher für unser Sein, kein Sieb hält uns fest, wenn wir hinunter müssen, kein Abflußgitter, wir fließen einfach nur so ab, nur so, anders gehts nicht; das Meer wird nach uns gleich wieder, bis die nächsten kommen, gleich und glatt, oder es wirft Locken, nein, ich sage jetzt nicht, daß es uns gelockt hat, damit wir in seinen Wellen vergehen, das wäre zu billig, es wäre zu recht und zu billig, es wäre zu Recht zu billig, aber was andres als das Billigste gibt es für mich, für uns schon lange nicht mehr, hat es nie gegeben, egal!, die Menschen sind immer noch billiger, ich nehme sie billigend in Kauf, das tun Sie nicht. Sie kaufen uns nicht, und Sie nehmen uns nicht in Kauf, weil wir nämlich nicht für uns zahlen können und keine Namen haben und weil für uns auch kein andrer zahlt. Namen haben wir schon, aber was nützen die uns? Sie wollen sie nicht wissen, und Sie sind unser Maß. Und Sie tauschen uns gegen nichts, unser Sein ist nicht geschickt, das stimmt. Wir haben uns geschickt, doch geschickt sind wir nicht. Wir stehen in der Lichtung des Seins, sagt der Denker, nein, sage ich: des Wassers, das Lichtung selbst ist, das eine riesige Lichtung ist, durch nichts begrenzt als unseren Tod, also unser Unsein, ja, kann man so sagen, kann man so sehen; wir schwimmen dort unangesprochen herum, ausgesprochen mutig, wagemutig, aber unangesprochen, wir haben keine Wahl, wir sind die Ungeschickten, die Beschickten, wir beschicken das wacklige Boot, das schwindlige, ja, so viele von uns werden nie ankommen, um an der Lichtung des Seins herumzuschlägern. Wir sind auf der unendlichen Lichtung des Unseins die Beschickten, die in den Zeit-Spiel-Raum Eingeräumten, ein winziger Raum im Unendlichen. Wovon reden wir da? Aber da steht es doch! Schauen Sie hin!

Kinder helfen der Mutter im Alter? Noch eine Frau? Nein, danke! Keine Frau genügt uns auch. Sogar die Kuh hat uns schon genügt. Und unsere Mutter haben sie ja auch umgebracht, schon lang, unsere Geschwister, unsere ferneren Verwandten, ferner die ganz fernen Verwandten, alle, alle, und unseren Cousins haben sie die Köpfe abgeschnitten und uns die DVDs davon zugeschickt, das haben wir schon gesagt? Wir haben alles schon mindestens fünfzigmal gesagt, wenns reicht, jaja, ich weiß, es reicht Ihnen schon, und Sie haben immer noch nichts gehört. Nochmals bitte um Entschuldigung. Wir waren vorhin und sind immer noch bei den Müttern und den Kindern im Alter, nein, bei den Kindern, die niemals alt werden, und bei den Müttern, die tot sind, nein, wir stoßen geistig hier an unsre Grenzen und müssen professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, und das sind die Angestellten dieser Kirche und jetzt die des Klosters, wo Sie uns haben liegen sehen, ja, nette Menschen, hilfsbereit, sagen Sie es ruhig weiter! Aufgabenteilung und Unterstützung sind wichtig, das gilt nicht nur der Verantwortung der Familie gegenüber, die wir nicht mehr haben, kein Wunder, daß Sie uns verantwortungslos nennen, Parasiten an Ihrem Körper, der jederzeit bereit, Schmarotzer zu melden, die ihren Rotz über das schöne Land schmieren, ja, uns zu melden, uns melden sie noch, wenn wir schon hingesunken sind, uns zu melden, bloß weil wir hier sind, anwesend, obwohl wir Verantwortung gegenüber der Familie hätten, aber alles, was wir an Familie haben, ist hier, hier bei uns, nämlich nichts und niemand, und wir haben auch nichts. Fremde für Fremde. Maß für Maß. Taschenlampe für Nacht.

Lockiger Schmuck, das sagten wir auch schon, oft, wieder zu oft, wie immer zu oft, ist ja egal, herrliche Sängerin, die zeigt noch ganz andren als uns den Herrn, die zeigt dem Herrn Putin den Herrn, ich meine, die zeigt auf und spricht, daß der Herr Putin der Herr sein soll, in ihrem herrlichen lockenden, lockigen Schmuck sagt sie das, und die Zähne blitzen, daß man Angst hat, erschlagen zu werden oder blind. Also die beim Kleid fortgeschleppt zu sehen, das würden wir nie wollen, das können wir uns nicht einmal vorstellen, das, was unserer Mutter und unseren Schwestern passiert ist, das wollen wir uns für diese unglaubliche Frau nicht einmal vorstellen, die Töne gibt, wo dem Hals angrenzet das Haupt, wir sprachen schon davon, wir können das nicht oft genug sagen, und wir können uns das gar nicht vorstellen. Die Prinzessin und die andre Prinzessin, alles auf Russisch, alles spricht jetzt auf unser Kommando total auf Russisch, auf das fahren wir ab, damit wir die Automarke kriegen, und kommen hier an, in einem Auto, das funktioniert, oder nur die, die es können, sprechen es, und die können es überall, sogar in Kitz auf dem Golfplatz, die können überall Russisch sprechen, wir können nicht einmal Deutsch, das macht man uns ja zum Vorwurf, zu Recht, danke, daß Sie uns das noch einmal sagen, wir sagen ja auch alles viel zu oft, und was Neues wissen wir nicht. Diese Prinzessinnen können es natürlich von Natur aus, Russisch, mehr ist nicht nötig, obwohl viele noch viel mehr können, gut für Sie, da sind wir froh. Die zwei! Die vom Blitz Eingebürgerten, die waren von Anfang an ebenbürtig und wurden dann eben eingebürtig. Bitte erklären, aber das brauchen Sie gar nicht, das haben Sie schon, sogar mehrmals: Das sind zwei verschiedene Frauen bitte, und wir haben noch mehr, wir haben noch mehr, in Kitz, in Wien, überall auf der Welt Vorräte, wenns auch nicht Hunderttausende sind wie wir, einfach überall sind die, wo es schön ist, und das sind viele Orte, und überall sind sie, vielleicht sogar mehrere, viele, besonders auffällig sind ihre Begleitumstände, ich meine ihre Begleiter, ihre russischen Begleiter, nicht am Klavier, nein, die Begleiter der Tochter, im Haus an der stark befahrenen, staubigen Straße am See, keine Spur von Leben dort, sie ist ja gar nicht da, die Frau, nie käme ihr das in den Sinn, in dieser Hütte zu wohnen, aber immerhin ist niemand tot, dafür garantieren wir, keiner tot, alles lebt, einsam wacht niemand, alles woanders, woanders wacht auch keiner, die Spur von Leben hier, von uns, interessiert keinen, keine Spur von Lebenden dort, am See ebenfalls keine Spur, im verwohnten Haus, das mehr Wohnen nicht braucht, im Gegenteil, es wäre schädlich, es würde vielleicht zusammenfallen, wer wollte da wohnen, na, die doch sicher nicht!, also tot ist sie nicht, garantiert nicht, dafür haften wir mit unserem Leben, wie könnte sie sonst eingebürgert werden?, wir garantieren also, daß dort niemand gestorben ist, in dieser Bruchbude, auch nicht die Tochter, die europäische Kuh, Pardon, das wurde sie ja erst jetzt, da ist ein offizieller Hauptwohnsitz gemeldet, einer, den wir nicht haben, die aber schon, doch auch dort wohnt keiner, dort wohnt sie auch nicht, Sie haben den Sitz, Sie haben die Stimme, Sie haben die Bürgerschaft, zumindest auf Ihrer Seite, Sie haben die Bürgschaft, aber keine Spur von denen, ich weiß jetzt selbst nicht, wen ich meine. Die anderen. Die. Wo sie sein sollen, dort sind sie nicht, sie sind einfach weg, die Russen, ja, so nennt man sie, sie sind abgehauen, wahrscheinlich als sie das Haus sahen, nein, das haben sie nie gesehen, sie sind futsch, war auch nicht nötig, sie sind weg und Schluß. Wir sind da, aber auch wieder nicht da, wir haben nichts, doch tot sind auch wir nicht, noch nicht. Diese Aufgabenteilung ist wichtig, Tod oder Leben, jeder muß das Seine leisten, das sehen wir ein, das heißt, die einen sind tot, die andren nicht, wir noch nicht, aber viele von uns, Sie schaffen vielleicht noch mehr, wenn Sie sich richtig anstrengen, denn die Aufgabenverteilung im Staat verlangt, daß Sie nicht tot sind, wir aber nach Möglichkeit schon, dann sind wir endlich weg oder zumindest dezimiert, aus den Augen, aus dem Sinn, jedenfalls weniger als wir waren, dann reicht das Licht, das strahlende, für mehr Personen, für mehr, das Licht reicht für mehr, wenn weniger da sind, ist doch klar. Wir bemühen uns, wir bemühen uns ja, ein wenig Geduld bitte, diese Bremse steht leider immer noch so auf uns, wir kommen nicht weiter, wir trauen uns nicht, denn da sticht ein Gott, der hat ja immer das bessere Blatt, ja, du, Herr, du bist gemeint!

Dieses Haus leer, auch keine Toten drin, das Haus ist gemietet, steht aber leer. Diese Wohnung über dem Supermarkt, in der Schweiz, ist gemietet, aber auch leer. Voll und leer zugleich. Das scheint ein Brauch zu sein, den wir noch nicht kennen. Jederzeit zu melden bereit, aber kein Hingesunkener da, dem man in die Augen blicken könnte. Der Mietling aber, was sagt Gott dazu?, kann ich jetzt nicht nachschlagen, hab keine Zeit, muß ja schreiben. Der Mietling aber, so, jetzt schau ich doch mal nach, was der macht. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf, ah, super!, das mit dem Wolf können wir gut brauchen, Johannes 10, 13, der Mietling aber flieht, denn er ist ein Mietling und achtet der Schafe nicht, weil er ein Mietling ist und ihm nichts an den Schafen liegt, dem Fremden liegt nichts an den Schafen, er ißt sie vielleicht und vergräbt ihre Knochen neben dem Haus, wo sie leider gefunden werden, später, aber es liegt ihm nichts an ihnen, den Schafen, nein, an ihren Knochen auch nicht, denn er hat für Bezahlung den Hirtendienst übernommen. Uns zahlt keiner was, obwohl es uns sehr wohl um den Dienst an den Schafen, äh, nein, an allen, die einen Dienst wollen, ginge, aber wen kümmerts? Es geht ja auch nicht um den Dienst, auch nicht um den gemieteten, ach, wie wir doch wünschten, daß uns einer mietet!

Also die im Haus am See, die Mietlinge, die Eingebürgerten, die Eingemieteten und dann Eingebürgerten, ohne daß sie ihre tiefumschatteten Augen überhaupt zeigen mußten, die russische Kuh und die andre, hab den Namen vergessen, die hat ihre Wohnung jetzt auch gekauft, gerade noch rechtzeitig, bevor sie zusammengefallen ist, die Wohnung meine ich, was wollte ich sagen?, also zählt sie nicht mehr, sie residiert, sie wohnt schon, aber lebt noch nicht, ich meine, echt: Wohnen Sie schon, oder leben Sie noch nicht?, was haben diese Leute, diese Frauen, was wir nicht haben? Sie haben es, daß sie Frauen sind? Männer sind sie schon auch, also die Frauen nicht, aber Männer dürfen schon auch kommen, dann nennt man sie Geschäftsmänner, und sie kommen auch, wir dürfen ihre Namen gar nicht laut aussprechen, sonst bringt es Unglück. Der Rennfahrer rennt jetzt auch auf ihre Kosten, ich meine, er fährt, oje, er fährt schon wieder nicht mehr, das war aber ein kurzes Gastspiel!, ich glaube, der saß gar nie im Cockpit, der ist nie gesessen, und doch, der Geschäftsmann hat dafür geblecht, er hat für nichts gezahlt, aber er ist da, und jetzt fährt keiner mehr, und keiner bewohnt mehr das Stadion für die Füße, für den Ball meine ich, den die Unsrigen dauernd vor den Füßen haben, mit dem sie aber nichts anfangen können, und keiner wohnt mehr, er lebt schon, was, er lebt nicht mehr?, oh, wie schade! Wenn einer leben sollte, hochleben, dann der, und jetzt auf einmal nicht mehr, jetzt seine gewaltige Hand vom Steuer gefallen, vom Knüppel? Nicht einmal der Fahrer rennt mehr? Das ist schade, doch erhebt sich die Frage: Wieso dürfen die und wir nicht? Die haben was und sind nicht da. Wir haben nichts und sind da. Und es gibt auch keine Belege, obwohl wir hier doch liegen, sehen Sie das denn nicht?, bitte, es gibt trotzdem keine Belege, für nichts Belege, denn wir sind nicht gemeint, und einen Beleg werden wir nicht brauchen, kein Beleg über den Belag auch in diesem Haus, dem dort drüben, dem andern Haus, natürlich nicht das Haus Gottes, einfach nur ein Haus, kein Beleg darüber, ob sich die Tochter an diesem Hauptwohnsitz, den sie braucht, jawohl, das ist so einer, wie wir ihn nicht haben, ob sie sich dort überhaupt aufgehalten hat. Also die hat sich nicht aufhalten lassen! Keiner hat sie kennengelernt, nicht einmal der Vermieter, keiner kennt sie, keiner kennt die Namen, Pardon, man kennt ihren Namen, bloß unsere kennt keiner, unsere Namen kennt keiner, bei uns daheim sind alle jetzt tot, und hier jetzt auch, zu dumm!, das ist doch wirklich blöd! Keiner kennt uns mehr, doch das spricht nun wirklich nicht für uns, das spricht nicht einmal ein wenig für uns, denn wir sind die, die zuletzt sprechen, wir sind nicht die, die zuletzt lachen. Für die Tochter spricht eine Stimme, aber die genügt, sie ist nicht da, aber es spricht eine Stimme für sie, und eine Stimme bekommt sie auch; zu der dazu, die sie schon hat, bekommt sie noch eine. Man sieht sie nicht, aber sie bekommt eine Stimme und ist blitzeingebürgert, ist Staatsbürger, mit allen Rechten und Pflichten, mitzugestalten, mißzugestalten, Missen zu gestalten und umzugestalten, Verzeihung, falscher Film, aber wenn man als Frau schön ist, ist alles gleich viel leichter, das ist ein schönes Gefühl, wenn auch nicht für uns, und ich weiß jetzt auch nicht, welches Gefühl ich meine, doch jeder Beitrag und jeder Betrag, ich sagte es schon, und gern!, weil es hier steht, ist wertvoll für unsere Mitmenschen, auch wenn man sie nicht sieht, für unsere Gemeinschaft wichtig, auch wenn sie gemein ist wie diese, auch wenn wir nicht gemeint sind unter Gemeinschaft, alles wertvoll, alles wird bereichert, alle bereichern sich, klar, diese Stimme ist gekauft und diese dort auch, die ist jetzt unter uns, eine von vielen, aber eine, die zählt!, sie wohnet unter uns. Sie hat unter uns gewohnet, doch man hat sie nicht gesehen, jetzt wohnt sie über uns, in einem Loft, und man sieht sie immer noch nicht. Aber sie hat eine Stimme, sie hat sowieso eine Stimme, Stimme stimmt, aber hat nicht alles Fleisch auch ein Verfallsdatum wie das Gras vor der Kirche? Sehen Sie, diese Frau hat sogar zwei, sie hat eine Stimme und eine Stimme, aber keinen Verfall, da stimmt einfach alles. Es stimmt. Was ich sage, stimmt. Denn Mitmachen ist besser als Zuschauen.

Wir haben uns eine Kirche erwählt, und dann hat ein Kloster uns erwählt, so, da wohnen wir jetzt wirklich, Sie können ruhig schauen kommen, na, wir könnten schließlich auch woanders wohnen, wir können es uns aussuchen. Wir können auch auf dem Meeresgrund wohnen, im Wasser, in der Wüste, zur Abwechslung ohne Wasser, unsere Erfahrungen werden uns rechtzeitig zugeschickt werden, damit wir sie schon haben, wenn wir sie machen, und dann sind sie überflüssig geworden. Wir brauchen sie nicht mehr. Im Wasser jede Erfahrung ohnedies komplett überflüssig! Heute können Sie vielleicht nicht mehr kommen, heute sind wir vielleicht schon wieder nicht mehr hier. Wir waren es nicht gewohnt zu wohnen, und hier wohnen wir jetzt ein wenig, was keinen kümmert, wir sind die Vergessenen, uns kennt man schon nicht mehr, nachdem wir aufgetaucht sind, wir sind untergebracht und weg, wir sind aus der Kirche weg, das ist die Hauptsache, daran haben nun wirklich alle gearbeitet, daran haben viele gedreht, und sie haben es erreicht!, wir wohnen auch nicht in einer Scheinunterkunft in einem Haus, wir wohnen schon gar nicht in einer Scheinwohnung in der Schweiz, wo denken Sie hin, wir haben es zwar gesagt, aber wir wohnen dort nicht, dort wohnt Gott, der neue Herr, der Einbürgerer, der Autokleisterer, der Autoclusterer, der Schrauber, der am Hebel sitzt und dreht, egal, was er macht: schiefes Bild, wir wissen das. Der wohnt an stark befahrenen Durchfahrtsstraßen, aber dort wohnt er natürlich nicht, der wohnt nicht über Supermärkten mit tausenden Menschen und Waren drinnen, alle ohne ihn, die armen!, fühlen sich vielleicht verwaist ohne ihn, wer weiß, aber nein, dort wohnt er natürlich nicht, alles leer, Wohnung leer, Haus leer, Anschrift voll, hier steht es, hier die volle Anschrift in der Schweiz, Wohnsitz in der Schweiz, Kanton Zug, gesichert, gespeichert und gesichert, eingebürgert aus dem gesicherten Wohnsitz ins Sichere, ins Sicherste überhaupt, wo ihm keins aus seinem noch vollen Haar gekrümmt oder herausgerissen wird, denn nie hat dort einer einen Menschen gesehen, aber eingebürgert ist man, nein, eingewohnt, man ist dort einwohnig, einwohnerhaft, wenn man nicht gesehen wird, wohnt man schon, und man wohnt noch dazu so schnell, so schnell ist man eingewohnt dort, wo man nicht ist, wir glauben, im Grunde gibt es nur Eingebürgerte dort, Entschuldigung, wir meinen natürlich Einwohner, denn dreifach eingebürgert wird er denn doch nicht; wer wohnt, ist der einhäusige Gott mal drei, drei in Einem, also keiner, wer umarmt schon einen Sumpf?, wir wissen leider nicht mehr, was wir mit dem Sumpf gemeint haben, sicher nicht das, was Sie drunter verstehn; wer verschwindet schon dort?, wer ist da und nicht da?, keine Belege für Überprüfung, bloß eingebürgert die Frau, ja, die schon, die Russin ungebührlich eingebürgert, wenn auch nicht gebührenfrei, sogar zweifach eingebürgert, doppelt hält besser, vom Konzernchef betrieben, der jetzt eine eigene Partei betreibt, eine ganz eigene, macht ja nichts, es muß Betrieb und Betriebsamkeit herrschen, es muß ja einer herrschen, sogar über uns lebende Tote muß noch geherrscht werden, in der Kirche, im Kloster, egal, dort muß ebenfalls geherrscht werden, der Herrscher hängt an der Wand, aber der hat schon lang nichts mehr zu sagen. Wir jedoch fragen uns, von wem die Beherrschung kommt, nicht die Selbstbeherrschung, die andre, und wir bekommen auch schon die Antwort herein, denn es wird alles aufgeteilt, wie die Menschen überall hingeschickt wurden, das Wort Gottes zu verbreiten, weil sie kein eigenes hatten, so wie die Menschen in alle Länder verteilt werden, so wie dies Land in Bundesländer aufgeteilt ist, so haben auch seine Menschen Aufgabenbereiche, in denen sie sich bereichern können oder auch nicht, es liegt ganz an ihnen, an uns liegt ihnen nichts, aber es liegt an ihnen, ob sie reich werden oder nicht. Sie haben jedes Recht, jede Pflicht und überhaupt alles, denn es wird auf ihre besondren Fähigkeiten und Eigenschaften geachtet. Unsre kennt man ja nicht, vielleicht haben auch wir Fähigkeiten, wir wissen es selbst nicht. Wir sind von Ihnen geblendet und von uns beunruhigt, weil unsre Fähigkeiten irgendwo sprießen, wo wir keinen Zugang zu ihnen haben. Wir sind nicht still, aber hören will man uns nicht. Wenn Sie zagen, allein ins Lager zu gehen, dann legen Sie sich halt in ein andres! Sie haben die Wahl. Ihnen hält kein Gott das Zepter des Himmels vor die Nase, bis hierher und nicht weiter, daß er dort gar nicht wohnhaft ist, wo wir ihn aufgesucht haben. Wir haben ihn gesucht, am Stadtplan, mit dem GPS, mit dem Routenplaner, der sogar die Fußwege zwischen den Trambahnen ausrechnen kann, je nachdem, wie Sie gehen, langsam, mittel oder schnell, und Sie gehen und gehen, oder Sie schwimmen und schwimmen, Sie fahren und fahren, Sie sinken hinab und sind schon fast unten, da werden Sie gerettet, nein, Sie sind tot! Nicht gerettet. Kommt darauf an, was Sie sind, ob Ihr Schicksal ist das Nein, und Sie müssen nicht mehr behandelt werden, überflüssig wie das Wasser über Ihnen wäre jede Behandlung, jede Handlung, die Antwort ist nein. Sie suchen Gott, aber dort, wo Sie ihn gesucht haben, ist er nicht, der unrichtbare Herr, der die Stadt ist, das gesamte Volk, überhaupt alles, den Altar nennt er sein, des Landes Herd, gut, gut, wir bezweifeln es nicht, nur dort, wo auf dem Briefkopf angegeben, dort ist er nicht, nicht aufhältig, nicht wohnhaft, nicht wahnhaft, das können wir inzwischen bezeugen. Wir stehn im Nichts, und diese blöde Bremse hält uns leider immer noch fest, sie sticht und sticht, und Europa kommt heraus, nein, das muß ich noch nachschlagen, es war ganz anders, wir würden es Ihnen sagen können, wälzten wir uns nicht dauernd so faul in der Kuhle. Sagen doch Sie es uns!, Sie sagen es nicht?, obwohl Sie das genauso googeln können wie wir, hätten Sie das Gerät dafür, das Sie eh haben, ist so, ist so. Im Meer brauchen Sie kein Navi, dort kennt sich keiner aus, nicht mal eine Maschine, doch, nur Maschinen kennen sich aus!, sonst keiner, das Meer ist Ihnen zu groß? Sie haben es probiert, aber es war Ihnen zu groß? Das hätten wir Ihnen gleich sagen können. Das wissen wir aus unserer eigenen Erfahrung. Es ist einfach zu groß. Unübersichtlich. Ein Meer, daß Ihnen passen würde, gibts auf der ganzen Welt nicht. Das wissen wir jetzt aus eigener Erfahrung, denn wir haben versucht, es uns zu erfahren. Es hat sich uns nicht gefügt, das Meer, es wurde ja selbst auch fugenlos gebaut. Nein, nicht verfliest, das wäre unnötig gewesen, es ist für uns ohnehin bodenlos. Es ist so, wie alles so ist. Es ist festgelegt, wo gebaut werden darf, denn das Land weiß am besten, auf wen es zählen und auf wen es bauen darf und tut es auch, denn Wohnraum darauf zu bauen ist notwendig. Essen auch, aber so weit wollen wir gar nicht gehen, das zu verlangen. Wir sind müde, wir sind bis in die Hauptstadt gegangen, wir haben uns in eine Kirche gelegt, unsere wenigen Sachen, unseren geschenkten Krempel, unseren Dreck, der wir ja auch selber sind und den wir wegmachen sollen, zumindest einen Teil des armseligen Drecks, hat der Bulldozer in ein paar Sekunden zusammengeschoben gehabt und aus. Wir haben gar nichts dazutun müssen. Wir haben ihm nicht helfen müssen. Aus ist es.

Kein Aufgabenbereich, der noch erfüllt werden könnte. Kein Bereich mehr für uns, den uns der Bereichsleiter zugesteht. Gestehen sollen ja wir: Jeder Mensch ist illegal. Das ist wahr. Jeder von uns. Keine Versicherung, der wir glauben könnten, keine regionale Besonderheit, die wir kosten könnten, keine Einflüsse, die zur Vielfalt führen könnten, na, das verhindern Sie, ist ja klar, keine einzigartige Vielfalt und keine kleine individuelle Einheit. Die wären wir ja notfalls schon, die könnten wir sein, ja, genau, wir könnten unsere Pflicht tun, aber das sehen Sie gar nicht, keine Aufgabe, die erfüllt werden könnte, vielleicht von uns, aber das ist Ihnen wurscht, keine Aufgabenverteilung, und so können wir auch nichts übernehmen und nichts unternehmen. Im Gegensatz zu Ihnen und Ihrem Verhältnis, ich weiß jetzt nicht, wie die Dame heißt, ich glaube, Europa, nein, io, Ich, der südliche Mensch, der Südländer, ich also, nur ich, das genügt aber nicht, mein werter Name genügt nicht. Ich Ärmste, sagt sie, gebremst und geschwängert, von der Bremse nicht festgehalten, sondern gejagt, von einem Gott geschwängert, nein, das stimmt hier nicht, der Gott schwängert alle, mich aber nicht, die Kuh nicht, was sollte dabei schon herauskommen! Wir wollen eher herein als hinaus, aber das geht nicht. Hinaus geht, hinein nicht. Sie hören Lärm und Streit in der Nachbarwohnung? Es gibt einen Konflikt? Wir kommen und machen das, wir machen Lärm, Streit und Konflikt, wir machen das mühelos. Denn Sie dürfen jederzeit um Hilfe bitten und die Polizei rufen, die ist für Sie da. Für uns nicht, für uns nicht. Für uns schon auch, aber anders. Von der andren Seite her ist sie auch für uns da, denn sie hat den Durchbruch zu uns geschafft, sie hat vorhin die Tür eingetreten, sie hat das Wasser glatt durchgetreten, also fest ist es nicht, macht ja nichts. Durch mancherlei Reden haben wir erfahren, daß die Polizei für uns da ist, sie ist extra für uns gekommen. Nur, um uns fortzuschaffen und Angst zu vermeiden, selbstverständlich. Um selbst einzugreifen, fehlt uns die Erlaubnis, wir sind nie diejenigen, welche eingreifen, wir sind die, die abgegriffen werden, aufgegriffen, oder die, in die eingegriffen wird, sehen Sie hier den Schlitz, greifen Sie nur rein! Wenn sie was finden, dürfen Sie es behalten. Wir dürfen das nicht, da kommt schon der Bagger! Dieser wacklige Tisch war gespendet! Der gehört uns nicht! Das ist dem Bagger egal. Vermeiden Sie diesen Konflikt nicht aus Angst, welchen denn?, na, den da!, greifen Sie in den Konflikt ein, greifen Sie zu! Es wird sich für Sie lohnen. Wenn Sie einen Menschen in Not sehen, fassen Sie sich ein Herz und tun Sie etwas! Wenn Sie uns sehen, fassen Sie uns! Ergreifen, fassen Sie uns und gewähren Sie Sicherheit, eine kleine Sicherheit Ihrem Staat, Ihren Mitbürgern, Ihren Nachbarn und schmeißen Sie uns hinaus. Entfernen Sie uns wie einen Fettfleck. Entfernen Sie uns, machen Sie uns weg! Retten Sie sich vor uns! Ja, so ist es gut. Nur so wird aus einer Gesellschaft, in der die Rechte der Menschen gerächt, zusammengerecht, auf einen Haufen geschmissen und mit dem Bulldozer zusammengefahren, ich meine: wo die Rechte geachtet werden, erst eine! Wie? Erst eine Gesellschaft natürlich, die muß ja erst eine werden. Das wollen Sie doch, oder? Eins werden mit Ihnen und mit sich selbst, dann müssen Sie auch nicht fliehen, nicht über Wüsten und nicht übers Gebirg. Wir sind halt keine Gesellschaft, oder nur eine kleine, das heißt noch keine, vielleicht ist das des gemieteten Hirten Problem? Daß er nicht zu seiner Herde dazugehört? Daß er nur gemietet ist? Sogar für Tiere bloß gemietet wurde? Wir sind nur viele, nicht so viele wie die Tiere, aber schon auch viele, zumindest mehrere, aber keine Gesellschaft, und nur so können Sie aus sich eine sichere Gesellschaft machen, indem Sie uns entfernen. Raus mit uns! Wir überlegen, wieso wir überhaupt entdeckt wurden, es waren Hunde, die uns entdeckt haben, die Freunde der Hirten, die treuen Helfer! Helfen auch Sie! Unsre Sachen sind eh schon weggeschmissen worden, wir folgen ihnen gern, wir folgen auch Ihnen unverzüglich, wir sind schon weg. Sie müssen die Sicherheit des Landes gewährleisten, die Polizei muß das auch, sehen Sie, da sind Sie schon zwei, sorgen Sie für die Sicherheit und bringen Sie uns fort. Egal, wie Sie dabei verfahren, egal, ob Verfahren oder keins, egal, ob irgendwas oder nicht, jagen Sie uns fort! Schaffen Sie uns weg! Egal, wie das Verfahren gegen uns ausgeht, lassen Sie uns wegfahren! Oder lassen Sie uns einfach ins Wasser gleiten! Ja, dort, wo wir gerade sind. Lassen Sie uns los, ist ja nicht schwer, und ab geht die Post! Oder vielleicht nicht? Lassen Sie uns doch einmal gemeinsam wegfahren, das wäre auch nett, fliehen Sie doch mal mit uns!, aber nein, das wollen Sie nicht, Sie wollen wegfahren, aber nicht so, doch nicht so, daß Sie sich nicht vorstellen können, von wo. Unser Geist hat Sie verstört, seltsam, wir haben gar keinen, unsere grasschänderischen Füße, das haben wir ja noch vergessen, nein, wir haben es eh schon öfter, wahrscheinlich zu oft, es haben sicher an die hundert Leute angerufen, wir haben es eh gemeldet, daß auch das Gras vor der Kirche jetzt hin ist, plattgedrückt, zerstört, da wächst kein neues Gras mehr und wurde doch erst im vorigen Frühjahr frisch und munter gesät!, da wächst überhaupt kein Gras mehr, da erntet keiner mehr, unsere geschenkten Habseligkeiten vom Bagger entfernt, alles weg, wir grause Menschenmißgestalten zu schaun Ihnen nicht zumutbar, unsere Leiber halb Tier, halb Mensch, wie diese Europa oder Io, also wer jetzt von beiden?, halb Mädchen, halb Kuh, anstaunten die Menschen das Wunder. Sowas tun die Menschen heute nicht mehr, aber glotzen tun sie schon, in aller Ruhe, denn neben ihnen sitzt der atlantische Gott, nein, nicht der Atlantik, so ein großes Meer brauchen wir auch wieder nicht, ein kleines genügt uns schon! Das reicht locker für uns alle, verspricht dieser Gott und beschützt sie, durch seine Reden hält er den Tag fest und das Leben von uns fern. Sie wollen uns weg? Bitte, sofort! Raus. Ach Gott, wer erbarmt sich unserer, wer erbarmt sich unser, unselige Irregetriebenen, halb Tier, halb Mensch, gar nicht Mensch, gar nichts, wer erbarmt sich? Na, wollen Sie auch ein Los ziehen und sich vielleicht ein wenig erbarmen? Sie wollen nicht? Das verstehen wir gut.

Die Tochter, die nicht beschämte Jungfrau, nein, das ist sie sicher auch nicht, im Haus, im verlassenen Haus, eingebürgert husch husch, husch Pfusch, die russische Mieterin nie gesehn, nie gekannt, aber uns können sie sehen, uns können Sie immer anschauen kommen, wenn Sie wollen, aber Sie wollen ja nicht. Wir sind kein Wert, wir sind außerhalb der Werte, die andre geschaffen haben, die der Konzern geschaffen hat, die der Konzern geschafft hat, die Einbürgerung der Tochter, die im Konzert singt, nein, die andre meinen wir, die gar nichts kann, aber das ist vielleicht ein Vorurteil, wir haben unser Urteil ja schon, warum also kein Vorurteil für andre?, das haben wir jederzeit übrig, macht ja nichts. Die Autofirma nicht gekauft, aber kaufen wollte der Mann, das Mutterwerk hat es verhindert, der Konzern, der endlos ewgen Zeiten Herrscher über uns alle, erlöste ihn nicht, erlöst Gott, unseren Herrn nicht von seinem göttlichen Atem, den braucht er doch noch, den braucht er, um eine ganze Partei zu gründen, wenn er schon keine ganzen Autos bauen darf, der Zulieferer, doch geliefert sind immer nur wir; dieses Werk, ein Pfand des Konzerns, des Gottes, noch größerer Gott als Gott, einer ist immer größer, sogar größer als jeder Gott, und den Wunsch nach Mehr, diesen besten Wunsch der Menschen, der erst was aus ihnen macht, na, aus uns nicht, aber aus allen anderen, dieses Pfand Gottes, mehr aus sich zu machen, das man truglos trug im Schoß wie Io Europa, wie das Meer uns leider nicht, es wollte einfach nicht, das Boot wollte auch nicht, was soll man da machen?, wir machen ja nichts, das Boot trägt uns nicht, es erträgt uns nicht, das Meer trägt uns auch nicht, wir gehen in ihm auf wie Teig, unser Fett schwillt an, wenn jetzt keiner kommt, dann bleiben wir auf ewig verborgen wie Io Europa, es ist höchste Zeit!, und die beiden gibt es nicht mal!, hats nie gegeben! — auch wieder gut!, was es nicht gibt, kann nicht verlorengehen oder so ähnlich, nein, sicher nicht mal so ähnlich — da wird was gezeugt, da wird was erzeugt, das leider nicht erzeugt werden darf oder vor der Zeugung schon verlorenging. Oder nur in Teilen geteilt wurde, zugeteilt wurde, uns allerdings nicht. So wird das nichts. Keine Autos. Und Autos sind das Höchste, was es überhaupt gibt, das Boot das Niedrigste, aber immerhin nötig, auch für uns nötig. Bloß hat es uns nichts genutzt. Unser Zeug, unser Graffelwerk ist weg, unser geschenktes Zeugs zusammengeschoben, zerbrochen und weggebracht, nur wir sind noch übrig, und ringsum jauchzen die Lande und sagen jetzt die Wahrheit, Ehrenwort! Sie müssen es aber nicht sagen, wir haben es ohnedies gewußt, sie sagen es aber trotzdem.

Des Gottes Söhne können wir nicht sein, das müssen andre sein, wir wissen nicht, wer, denn wir sollen ja weg, vielleicht nicht getötet, aber weg, fort, so. Dieses Geschlecht hier kann sich rühmen: Die sind endlich weg, und ich habe jetzt auch keine Lust mehr, danken Sie mir nicht, das ist gar nicht nötig. Vielleicht haben sie ja auch keine Lust mehr einzutreten, die Tür einzutreten, ein Loch in die Mauer zu sprengen, das Meer einzudellen, wenn auch nur vorübergehend, nein, nicht gehend, Tränengas zu werfen, Tränen zu vergießen, den Krempel, den ganzen Mist wegzuschaffen, keine Lust mehr, wollen einfach nicht mehr, denn der gute Wille gilt ja fürs Werk, und eingebürgert sind schon längst andre; die Tochter des Jelzin eingebürgert, großartig, wir hätten nicht geglaubt, daß das geht, nur leider kommt es uns doch nicht zugute! Die Firma eingebürgert, die Bank schon da, die Bank vorhanden, sonst keine Einbürgerung. Es hat aber nicht geklappt. Macht ja nichts. Na, Ihnen macht das nichts, das glauben wir gern, aber dem Herrn vom Konzern ist es vielleicht nicht recht. Diese Einbürgerung ist also bereits vollzogen, zu früh, aber doch, sie hat leider nichts gebracht, eine Fehlinvestition, die Einbürgerung der Jelzin-Tochter dennoch aufs schönste vollzogen, da liegt sie schon, auf ihrem Lager, in das kein Wild sich traut und kein Jäger, nein, da nicht, sie liegt woanders, sie muß woanders liegen, wir wissen nicht, wo, der Vorhang zugezogen, die Erkenntnis daraus eng umschrieben, würde nur wenige Seiten umfassen, wer schreibt davon, wer singt davon, wer macht was, wer tut etwas, wer zwingt die Leute hier und ihre schwindelverwirrten Blicke, verwirrt von all dem Schwindel, den sie uns erzählen, wer zwingt sie fort zu den andren Ermordeten, zu denen hätten wir auch gut gepaßt, finden wir, vielleicht nicht gut, aber doch? Macht ja nichts, macht ja nichts. Wir bilden den Horizont für etwas, das auch froh und glücklich enden könnte, tut es aber nicht. Wir bilden nichts, wir bilden uns nichts ein, wir sind ja schon tot, zumindest schauen wir so aus. Und hier steht es ja auch, nein, hier steht es nicht, hier steht nicht, daß Tote eingebürgert werden können, nein, auch nichts von lebenden Toten steht hier, nichts, nichts von denen, deren Tote noch so lebendig und deren Lebendige tot sind, nichts davon, wir wollen das nicht hören. Dem Letzten geht kein Licht auf, er dreht es ab. Und das Letzte, das sind wir.

Dabei können wir doch nichts dafür! Wir bringen Respekt, wir bringen Respekt entgegen, da kommt Respekt, und wir bringen ihm gleich auch unsren entgegen, auf halber Strecke treffen sie sich, aber unsrer wird nicht genommen, wir bringen unterschiedliche Talente und Stärken entgegen, sie werden aber leider nicht genommen. Nichts wird genommen, jedenfalls nicht von uns. Nur uns wird genommen, klar. Der Bagger macht das schon. Uns nimmt man nicht auf, da muß das Wort nicht fürs Werk stehn, da steht das Werk selber, doch es gehört keinem, auch uns nicht, was immer wir getan haben, früher, das ist jetzt im geheimen Dunkel, und keiner mehr, der in gewaltiger Hand uns hielte. Wir bringen nämlich keine russische Bank entgegen, wir bringen keine Autoindustrie in Gang, wir bringen nicht mal Autos in Gang, wir stehn immer nur auf der Bremse, die können wir nicht loslassen, sonst würden wir im Nirgendwo stehn, im Gegenteil, sonst würden wir vielleicht fahren, doch wir haben uns viel zu tief eingewühlt in Ihren Mutterboden, diese blöde Bremse, das einzige, das funktioniert, sonst würden wir gar nicht stehen, wir würden fahren; fliehen Sie uns nicht!, wir würden schon selber fliehen, wenn wir könnten. Wir haben keine Verdienste und keinen Verdienst, wir haben auch Schwächen, wir haben nur Schwächen, wir sind und werden keine Bürger, wir haben auch keine Bürgen, wir haben nichts, für uns spricht niemand, und selbst sprechen wir auch nicht, nein, auch unsre Toten sprechen nicht, und schon gar nicht für uns, genau wie unsre Taten, die sprechen vielleicht, aber nicht für uns, wie sollten sie auch, sie sind weit fort, unsre Taten und unsre Toten sind weit fort, weiter gehts nicht, ihnen wurde der Kopf abgeschnitten, nein, nicht den Taten, das ist meinen Cousins neulich passiert, es wurde nicht ganz zufällig auf Video festgehalten, ein Video oder Foto ist heut immer dabei. Die russische Prinzessin nicht festgehalten, nirgends, nicht in diesem Haus an der vielbefahrenen Straße im Burgenland, nicht festgehalten, keiner hat sie je gesehn, es gibt sie vielleicht nicht, nein, es muß sie geben, denn sie ist jetzt Bürgerin, der Herr Gott hat das veranlaßt, denn in Allmacht herrscht er alles Höchsten und schaut zu niemand dienend aufwärts über sich, nur seine Werte schauen auf ihn, und seine Werke, wo Werke, dort Werte, doch sie gehören keinem, und auch der Herr, ja, dieser da, der Werte schaffen wollte, hat sie nicht gekriegt, klar, was still im Geist kaum ihm keimt, schon ist es vollbracht, nein, diesmal nicht, schade!

Wir sind nicht veranlaßt, von niemandem, wir sind nur so da, wir sind einfach nur da, und alle sind tot, wir auch schon bald, Sie werden sehen, freuen Sie sich ruhig zu früh, es ist zwar immer noch Zeit, genug Zeit, sich später zu freuen, denn wer zuletzt lacht, der muß wirklich was zu lachen haben. Und wenn wir weg sind, können Sie sich noch einmal freuen und immer wieder freuen, daß wir weg sind, daß Sie diesen Konflikt gewaltfrei gelöst haben, denn eine andre Gewalt hat ihn in Ihrem Namen gelöst, das wollen Sie aber nicht zugeben. Wir würden das gern selber übernehmen, doch es gibt hier immer, wirklich immer, einen Stellvertreter, der die Arbeit macht, die Rechte anderer einzutreten, diesen gespendeten Tisch mit den Plastiktassen zusammenzuhauen, die Campingstühle, auch gespendet, zusammenzutreten, unsere Habseligkeiten, die wenigen, die gar nicht unsre sind, zu zertrampeln und wegzuschaffen, das macht der Bagger, der hilft Ihnen, und auch wenn der nicht lebt: Das ist gelebte Zivilcourage, selbst wenn Sie selbst dadurch Nachteile zu befürchten hätten. Haben Sie aber nicht, Sie haben nichts zu befürchten, und Nachteile schon gar nicht, Sie haben nichts zu fürchten, bitte treten Sie ein und zertreten Sie alles, das hat einen kurzfristigen Effekt, den Sie leicht verlängern können, wenn Sie gleich auch uns noch mit zertreten, wir sind nicht einmal so hart wie dieser wacklige Plastiktisch, nicht einmal so hart wie diese Gartengarnitur, die irgend jemand nicht mehr gebraucht hat, weil sie schon zu gebraucht war. Wenn wir das alle tun, wenn wir alle alles tun, leben wir in einem sicheren Land, na ja, jedenfalls sicher vor uns, das ist doch schon was. Zu den Seinsmöglichkeiten des Miteinanderseins, wir sagten es schon, wir wiederholen es jetzt, falls Sie es nicht mitgekriegt haben, gehört unstreitig die Vertretbarkeit des einen Daseins durch ein anderes. Sie wollen sich von uns aber natürlich nicht vertreten lassen, das verstehen wir, Sie wollen ja nicht einmal, daß wir uns vor der Kirche die Beine vertreten, das ruiniert den schönen Rasen ja noch mehr, jedes Mal mehr, wir sagten es schon, weil Sie es uns gesagt haben, den Rasen, der eben erst (wer hat gesagt: letztes Frühjahr?) frisch angelegt worden ist wie das Knäblein der Mutterbrust, denn, hören Sie, die weite Mannigfaltigkeit vertretbarer Weisen des In-der-Welt-Seins, auch das sagten wir schon, es macht uns aber solchen Spaß!, erstreckt sich nicht nur auf die abgeschliffenen Möglichkeiten des öffentlichen Miteinanders, sondern betrifft ebenso die auf bestimmte Umkreise eingeschränkten, auf alles Mögliche eingeschränkten, betrifft auch uns, ja, auch auf uns trifft es zu, denn auch wir sind ja möglich, auch wenn Sies nicht glauben, wir sind ja auch Menschen, wir sind ja auch andere, wir sind vielleicht die einen und die anderen, wir haben ja auch Berufe, nein, jetzt nicht mehr, Stände, nein, jetzt haben wir keinen Stand mehr, wo denn?, und Lebensalter, ja, Lebensalter haben wir, jawohl, also die auf alldas zugeschnittenen Möglichkeiten des Besorgens, was ist damit, ach so, ja, das betrifft alles, was ich da eben genannt habe und aus, es erstreckt sich und es betrifft. Suchen Sie es sich aus! Dieser Satz endet nie, er ist nicht von mir, wie auch Ihre Herrschaft nicht endet, die aber von Ihnen kommt und zu Ihnen wieder zurückgeht, die weiß, wohin sie gehört, bitte treten Sie zurück, bitte zurücktreten, hier kommt der Strom, bitte treten Sie von der Kante zurück!

Wir bringen andren Fairneß und Respekt entgegen, das wird von uns verlangt, wir sollen andre so behandeln, wie wir selbst behandelt werden wollen. Bitte, das machen wir, wir bringen, wir bringen Respekt entgegen, er geht uns sogar voraus, der Respekt, dann kehrt er um und kommt uns entgegen, das kommt uns sehr entgegen, denn auch wir bringen ihm etwas entgegen, entgegnen wir, wir bringen ihm ein weiteres Mal Respekt entgegen, weil wir Respekt ja auch ein weiteres Mal bekommen haben, wir erinnern uns nicht, wann das zuletzt war, aber bekommen haben wir was, ich glaube, eine Thermoskanne, weil es in der Kirche so kalt ist, und genauso, so wollen wir behandelt werden, so wollen wir selbst behandelt werden, nicht wie die russische Präsidententochter, die braucht keinen, kriegt aber alles, wir aber bringen ihn freiwillig und freigebig, wir bringen Respekt entgegen, wo sollen wir ihn hinlegen, wir waren so entgegenkommend, Respekt entgegenzubringen, weil Respekt auch uns erwiesen wurde, wo sollen wir ihn jetzt hinlegen, wo sollen wir ihn hinlegen, den Respekt? Und wo sollen wir uns dann selber hinlegen? Der Respekt hat sich zu sehr ausgebreitet. Kein Platz mehr übrig. Wo sollen wir ihn hinlegen und uns? Sollen wir ihn neben unsere Talente und Stärken hinlegen, damit wir ihn gleich haben, wenn wir auf unsere Talente und Stärken zurückgreifen wollen? Der liegt dann gleich daneben, der Respekt, den wir uns erworben haben, oder nicht? Also gestohlen haben wir ihn nicht, Ehrenwort! Doch. Ehrlich erworben. Ja, das machen wir, das machen wir! Das machen wir jetzt! Wir bringen auch Fairneß, wir bringen Respekt und Fairneß entgegen, ja, dort liegen auch schon unsere Talente und Stärken beieinander, die wir vorhin bereits abgelegt haben, wir wollten ja die Hände frei haben, wir brauchen das hier nicht, wir brauchen diese Sachen nicht, den Campingtisch, den hätten wir gebraucht, man will doch auch einmal beisammensitzen, nicht?, doch der ist jetzt hin, niemand braucht sie hier, die Fairneß, nein, den Respekt auch nicht, uns selbst auch nicht, doch vielleicht bringt es was, wir legen zusammen, so, das alles legen wir jetzt zusammen, dann nimmt es weniger Raum ein. Wir legen zusammen, was wir haben, vielleicht können wir uns dann irgendwas dafür kaufen? Hoffentlich! Hoffentlich läßt man uns hinein ins vorbereitete Hinzu, zu Hinz und Kunz, wo wir angeblich alle hinsollen, wo wir hinzukommen sollen. Aber wir können nicht. Können nicht. Wir legen zusammen, was wir haben, und dann wird es vom Bulldozer, noch dösend in der Eiseskälte vor der Kirche, im gefrorenen Gras, selber gefroren, wir alle gefroren, allerdings drinnen, im Gotteshaus, dann wird das alles weggeschafft und aus. Weg und aus. Wir wollten dieses Reiches Bewohner sein, aber wir dürfen nicht. Eine Wohnung, dicht und still, zu haben mit den andern, das wäre schön, doch gefällts euch nicht. Es stehen keine zerstreuten Häuschen für uns einzugsbereit, nur dieses Kloster, da dürfen wir bleiben, denn wir können jederzeit wieder rausgeschmissen werden, sind es vielleicht schon, denn rausgeschmissen werden heißt für uns bleiben, nur woanders, und ja, wir stehen euch dennoch zu Diensten, wählt, wählt vielleicht sogar uns! Wählt jederzeit! Wozu haben Sie denn Wahlen?! Unser Schirm wollt ihr nicht sein. Und alle Bürger, welche jenen Schluß gefaßt, uns zu entfernen, uns aus ihren Augen zu schaffen, die gehen jetzt zur Wahl und wählen ihr Wohl; mit gleichschwebender Waage schauen die Parteien uns an, gerecht wollen sie sein, nein, wollen sie eh nicht, und uns wird ja auch niemand gerecht. Erwartet ihr nun bessre Freunde noch als uns? Wen erwartet ihr denn? Bessere als uns? Nicht zur Schande wären wir euch geworden, wir hätten uns geschämt, gern geschämt, immer, wenn ihr es von uns verlangt hättet, denn Schutzbedürftigen wird behend ein jeder Mund Leumund, Gerücht macht leicht berüchtigt und verhaßt. So ist das. So ist das. Wir haben euch ermahnt, wir hätten uns bemüht, wir hätten über unser hartes Los geklagt, aber dann hätten wir uns sehr bemüht, wir haben es versprochen, daß wir uns bemühen werden, wir wissen bloß nicht, um was, worum, wozu, wir tun, was wir können, wir hätten nicht verletzt, nicht einmal gestreift Getier und Mensch, das nicht uns gehört, aber zu euch dürfen wir nicht gehören, ihr hütet euch vor uns. Ihr duldet alles, nur uns duldet ihr nicht. Ihr vermeidet nicht Beschimpfung, unsrer Feinde Lust und Spott sind wir geworden, das hätten wir gern vermieden, glauben Sie uns, es war uns nicht möglich. Verzeiht uns. Wohnung hätten wir gern bereitet gehabt, was immer die Stadt hätte uns geben wollen. Lasten und Pflichten hätten wir gern übernommen. Was immer Vater Staat uns geraten hätte, wir hätten es bewahrt, treu und gläubig, denn Scheu und Scham sind uns teurer als das Leben, das wir sowieso nicht führen können. So. Und jetzt preisen wir gern auch irgendwas, gern auch euren Gott, wir waren ja in seinem Haus, hat gut ausgeschaut und war ordentlich aufgeräumt, zumindest so lang, bis wir gekommen sind und unser Lager aufgeschlagen und uns eine Lungenentzündung und mehrere Hungerstreiks geholt haben. Wir preisen die Stadt, die der Strom hoffentlich nie netzt, das wird auch nicht passieren, ein Meer hat sie nicht, aber sie hat diesen Strom, es ist vorgesorgt, die Stadt hat ein eigenes Stromnetz und ein Überschwemmungsgebiet, womöglich sogar mehrere Netze und mehrere Gebiete, doch nur einen Gebieter, wir kennen ihn leider nicht. Er ist nicht gekommen, das mußte er auch nicht, er war ja da. Für alles vorgesorgt, für alles, nur nicht für uns. Gut, das verstehen wir, das haben Sie nicht wissen können, daß wir kommen, wir haben uns auch nicht angemeldet, wir sind unangekündigt erschienen. Wir sind die Unangekündigten. Die Schutzflehenden. Die Festgenagelten, nein, die nicht, sowas würden wir mit uns denn doch nicht machen lassen. Das kann von uns aus Ihr Gott machen, wir machen das nicht. Mitleidig schauen nur wenige auf uns. Andre thronen über uns und sehen uns nicht, obwohl sie genau über uns sind, die müßten uns sehen, sogar aus einem Flugzeug müßten sie uns sehen, sogar als Adler. Doch nein. Sie wenden sich ab! Schauen woanders hin, das aber scharf wie immer. Die Begier nach Jagen, die ist stärker, ist immer stärker, doch sie sehen uns nicht, die Waage schwankt, sie senkt sich mit uns, wir wurden aus dem Kühlschrank genommen, die Jagd ist ja lang vorbei, da liegen wir also, ein paar Stück Fleisch, nicht mehr. Und es geschieht jetzt, ist vielleicht schon geschehn, wenn Sie dies sehn, was verhängt uns vom Geschick war, nämlich das Ende. Das Verschwinden. Das Wegwenden von uns, und zwar beidseitig, nach der einen Seite wenden und dann nach der anderen. Das hält uns beweglich. Gut. Das Ungerührtsein von Gerührten, von über Katzenvideos Gerührten, von Hundebabys Gerührten, uns verhüllt naht schon die Zukunft, doch, obwohl verhüllt, sehen wir sie, wir haben auch schon den Abgrund ergründet, war gar nicht so schlimm, einen Grund haben wir dafür nicht gehabt, wo doch sogar das Meer einen hat, irgendwo, wir wollten einfach nur schauen, ja, die Zukunft sehen wir auch bereits, ja, die, dort drüben, im noch geheimeren Dunkel, sagen Sie uns, worum wir noch flehen sollen und vor allem, warum? Zu wem? Daß uns Recht geschieht, darum beten wir, das erfülle mein Gebet um freies Geleit, um ein Los, das gewinnt, um ein besseres Los, aber es wird nicht geschehen. Es wird nicht geschehen. Es ist nicht. Wir sind gar nicht da. Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da.





Aischylos: "Die Schutzflehenden"
Bundesministerium für Inneres, Staatssekretariat für Integration: "Zusammenleben in Österreich"
Ovid: "Metamorphosen"
Und eine Prise Heidegger, die muß sein, denn ich kann es nicht allein.

14.6.2013 / 8.11.2013 / 14.11.2014 / 29.9.2015

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