SCHNEE WEISS

(Die Erfindung der alten Leier)

 

1.

Geben Kunde allen Menschen, hier steht es ja, nicht in dieser Zeitung, es steht auch in der elektrischen Ausgabe, nein, in der andren dort, die auch elektrifiziert und besonders erhellend ist, in dieser nicht, das werden wir uns merken, daß es hier nicht steht, in dieser andren Zeitung, die es auch noch merken wird, ich weiß nur nicht, was, denn niemand hat etwas bemerkt, das er sich länger als bis zum nächsten Tag gemerkt hätte, niemand hat etwas gesehn beim Jägervolk, das über die Hänge jagt, in den Wäldern reich, niemand hat etwas gemerkt in den Zimmern, den Gängen, das ist längst vorbei, das war vor vielen Jahren, in denen Sie noch gar nicht gelebt und keinen Spaß gemacht und keinen gehabt haben. Und wer mit Klagen droht, der erlebt sein weißes Wunder, sein ganzes weißes Wunderteam. Hier steht es, daß Kunde gegeben und Kunden genommen wurden, die Kunde gegeben, den Kunden der Berge gegeben, andre interessiert das nicht, mitnehmen verboten, außer wir schreien uns in den Wald hinein, kommen aber leider als wir wieder zurück, unverändert, außer wir verunglücken, dann interessiert uns nichts andres mehr, außer wir fallen in die Gletscherspalte wie meine liebe sportliche Nichte, sie stand in allen Zeitungen, sie stand nicht als Kundin dort, sie stand nicht, sie steckte, nicht wahr, sie steckte in einer eiskalten Spalte fest, das Brett verkeilt, das kommt vom Sport, das ganze Unglück kommt vom Sport, sage ich Ihnen, vom Sport kommt alles, dorthin gehen aber doch nur wenige, zu wenige, leider, es sollten eigentlich ein bißchen mehr sein, ich habe Sorge um ihre Körper, denn es lohnt sich nicht, ohne Sport zu sterben, das ganze Sterben lohnt sich dann nicht, beim Sport, also währenddessen, nicht wahr, ist sterben besser, oder angewiesen sein auf Helfer in der Not wie die einsame Frau in der Spalte, aber mit Handtelefon, wo bin ich, spricht das Telefon und gibt sich selbst die Antwort. Andre hören mit. Jede Frau hat eine Spalte, bei der man sie ergreifen und woanders hinstellen kann, wo man nicht gleich auf sie reinfällt, und still sich selbst befriedigen, wenn kein andrer da ist; jede hat eine, hat jede einen Gott?, einen Gott?, einen Gott? Wahrhaftig nein, nicht jede hat einen, halt!, rückt nicht so schnell vor, da steckt eine fest in ihrer Spalte, rettet sie!, wer hat die Spalte bloß dorthin hingetan?, dem gehört eine ins Gesicht, die Füße sind zu beschäftigt, die erwischen wir nicht, diese blöde Spalte!, da mußte einer ja irgendwann reinfallen, man muß auf diese Spalte hereinfallen, wenn sie schon mal da ist, selbst wenn man sie überhaupt nicht sieht, weil man sie nicht gesehen hat, Schnee drüber, was soll man machen, wenn der Berg einem so bereitwillig seine Spalten öffnet oder wenn eine Kuh den Spalt, durch den das Licht schimmert, damit auch die Unterbelichteten erleuchtet werden, wenn die einem diesen Spalt auch noch dauernd hinhält und uns dann etwas vorhält, ich sehe noch nicht genau, was, vorhält, wenn man durchgehen möchte, und haben Sie schon eine Kuh durchgehen sehn?, kein schöner Anblick, die können einen umbringen, auch wenn sie das ursprünglich gar nicht vorhatten. Das haben wir schon gern, erst hinhalten, dann vorhalten; reingefallen!, da kann man sich nicht selbst hinhalten, da darf man mit sich selbst nicht haushalten, man darf überhaupt nichts selber machen, man darf sich nicht begrapschen, man darf sich nicht gegen den eigenen Willen küssen oder es zumindest versuchen oder sonstwas versuchen, man darf sich nicht anders erinnern an das, was gewesen ist, man darf sich nicht sagen, daß etwas gar nicht stattgefunden hat, man darf sich nicht nachstellen, man muß selber kommen, ohne daß einer vorspurt, man darf sich keine Avancen machen, nein, man muß schon selber vorrücken auf das nächste verschneite Feld. Man darf kein Thema wählen, das für manche Personen unangenehm sein könnte, man darf niemand anderen für sich ein Kind austragen lassen wollen, man darf sich keine anstößigen Tweets schicken, es darf nichts publik werden, obwohl das Publikum drauf wartet.

Da muß man einfach losfahren, das geht schneller, da muß man mit der Nase wittern, ob in dem Schnee, zweibeinig hockend, man wittern kann an einer Haut, so nah muß man schon herankommen. So laßt die Suche hier zu Ende gehn, der Gang ist schmal, das Licht reicht uns grade eben, knapp, dort drüben ist die Tür in die Natur, in die Weite, nur abschüssig soll es sein, also bergab muß es gehn, klar! Dort kann man sich austoben, die Natur ist dafür gemacht, und sie bietet einiges, was man derzeit noch nicht genau sieht, warum soll ausgerechnet ich es beschreiben, ich bin nicht in der richtigen Stimmung. Was da ist, und das ist nicht wenig, wenn man sich von der Liebe lossagen kann, steht einem das alles zur freien Verfügung, was also da ist, wird auch benützt werden, wir sehen es am Beispiel der steilen Hänge: Diese Spalte dort wurde uns vom Himmel gesandt, der heute fast wolkenlos ist, aber nicht ganz, vom Himmel, wo jemand die verbotene Frucht gesandt und dann zerteilt hat, und führe uns nicht in Versuchung, sonst unterliegen wir ihr, wie wir meist unterliegen, und wäre es der Zeitnehmung. Die gute! Das Leben nimmt uns die Zeit nur weg, die Zeitnehmung aber teilt sie uns wieder gerecht zu. Ja, und diese Spalte kann Hölle werden, Jahrzehnte später noch, wenn sich ein Vorfall zuträgt und andren zugetragen wird, wenn Belästigung vorgeworfen wird, wenn öffentlich nur wenige Details preisgegeben werden, da interessiert man sich erst recht fürs Ganze, das vorenthalten wurde, egal wann, und es geht auch nicht, daß ein 72-jähriger Mann einer 20-jährigen Praktikantin Sex vorschlägt, nein, das geht wirklich nicht, das geht zu weit, wir können das Ziel doch nicht unendlich oft verschieben, aber die meisten andren Sachen gehen auch nicht, eine Beziehung zu einer 14-Jährigen sollte nicht eingefädelt werden, man sollte zwar nicht am Tor vorbeifahren, aber eben auch nicht einfädeln, sonst fällt man in der Wertung weit zurück oder scheidet ganz aus und holt keine Weltcup-Punkte, man soll nicht versuchen, ein 17 Jahre altes Mädchen zu vergewaltigen, das wiegt schwer, doch wer gut schmiert, der gut fährt.

Es war nichts, das da, am Gang, sind Fußspuren einer Rinderherde, derzeit auf unbestimmte Zeit auf die Weiden verzogen, dann Schlachtung, Hinrichtung, nicht wahr, und wir schweigen sowieso still, man würde uns nicht hören. Ein Gott führt unsre Siedlerschar hinweg, wohin? Sieh da, ich sehe, wohin, von all den Hufen plattgetreten ist die Spur, wir treten auch Pisten, wir treten auch für Pisten an, wir treten für unsere Pisten ein, sie werden getreten, die Pisten, schau doch nur, schau! Ganz dieselbe Größe, immer ausgeformt, außer man ist außer Form und ist nicht unter den ersten Zehn, na, sagen wir Fünfzehn, haben wohl den Hirtenlockruf nicht gehört!, das ist furchtbar, wir haben ihn glatt überhört, wir waren mit was anderem beschäftigt, rück dennoch eilends vor, dort ist die Tür, die der Zimmermann gelassen hat, wir bleiben selbst gelassen und holen sie uns rein, die Kuh, die von der Herde abgesprengte, die Versprengte, kann es sein, daß ihre Tritte nach hinten zeigen?, komisch, wollte sie fliehen?, noch dazu rücklings, fürs Fliehen hätte sie sich aber umdrehn müssen, rückwärts rennen sinnlos, da ist sie doch zu langsam!, und dann kann sie nachher nicht behaupten, sie hätte die Flucht versucht, aber es hat nicht funktioniert; einfach wegrennen?, rückwärts gehend keine gute Idee. Da geht er hin, ihr Gewinn, der goldene, hat sie die Goldene gemacht?, nein, aber morgen vielleicht zumindest die Bronzene, damit sind wir schon zufrieden nach dieser langen Durststrecke, die könnte drin sein, auch nicht schlecht, den Gewinn, den golden schimmernden, gibt sie nicht hin, den gibt sie nicht her, den hat sie ja gar nicht, sich selbst gibt sie hin, was blieb ihr übrig, so haben wir das verstanden, wie hätten wir es sonst verstehen sollen?, was wollte sie damals verbergen, was sie Jahrzehnte später so tüchtig enthüllt, sie findet gar kein Ende mehr? Na schön, aber sie soll sich entscheiden, sonst mach ich dem ein Ende. Ein Gott hat ihr die Befreiung verheißen, und dann hat sie sie nicht bekommen? Jetzt aber, jetzt aber! Wenn ihr nicht umkehrt und diese Kuh bald aufspürt, wo sie gegangen, ja, der Treiber auch, der Kuhtreiber mit seiner Gerti, der ist inzwischen nämlich auch verschwunden, keine Ahnung, in welchem Loch, dann beweint ihr eure Feigheit noch und brüllt eben selbst! Ich warte, ich warte, ich höre die Kuh sprechen, bald werde ich mir euer Gebrüll anhören können, das ist unvermeidlich, daß das folgt. Es wird etwas getan, dann folgt Gebrüll, das ist, wie Musik, Belästigung am Arbeitsplatz, wen kümmerts, niemand hat mehr den Überblick, gegen wen welche Beschuldigungen erhoben werden und wer abgefunden werden muß, weil er sich mit irgend etwas nicht abfinden mag. Klar. Und Wiederholungstäter würden doch nie hier sitzen, sie würden schon wieder tätig werden, damit noch ein paar Wiederholungen mehr zustandekommen. Das sind Verfehlungen, das sind alles Verfehlungen, ja, auch das mit dem Tor, welches verfehlt wurde. Alles Verfehlungen, im Sport wiegen sie am schwersten. Es ist gut, daß Sie geloben, Ihre Stimme zu erheben, vielen Dank. Wenn Ihre Arme dabei erlahmen, lassen Sie sie halt fallen, es wird keinem auffallen.

Vierzig Jahre zu spät, ein gefrorener Ton, Gebrüll damals, Geschrei heute. Brüllt gefälligst selbst! Sei, blutiger Verband, blutiger Verbandschef, Scheiße, sei wenigstens du mit uns und führe selber an! Was, das machst du ohnedies die ganze Zeit? Lohnt sich das überhaupt noch? Lohnt es sich jetzt noch? Einsehen muß die Kuh, daß es Feigheit gibt. Erkennen muß sie, nah ist sie genug, daß sie grundlos schmäht, das muß sie einsehen. Ich bin dabei und führ euch selber hin durch meine Worte, also nicht daß meine Worte durch euch hindurchgehen, bei einem Ohr rein, beim andern raus. Ich pfeif euch nach, wies Waidmanns Art, und gebe Zeichen euch. Ihr kapiert aber auch gar nichts. Das ist falsch. Alle haben es längst begriffen und alles aufgegriffen, was sie erwischen konnten, nur ich wieder mal nicht. Da schreiten sie ihren Weg dahin, steigen in den Lift, dessen Sitze angeheizt wurden, steigen wieder aus, rein in die Kälte, und wie gehts dann weiter? Jeder weiß es, nur ich nicht. Ich bemerke in geringer Entfernung etwas, zwei Sonnen sah ich am Himmel stehn, damit immer Tag ist, wenn wir abfahren wollen. Das ist gut eingerichtet worden, das mit den Nebensonnen, das heißt, es muß immer eine Hauptsonne geben, die unsere Häupter bescheint. Manchmal haben beide Dienst an Tagen, an denen alles vernebelt wird, was geschah. Bitte, schreiten Sie mir, vielleicht als Stier?, voran, und Hörner sprießen Ihnen aus dem Haupt. Die werden wir später noch brauchen, das ahne ich mit dumpfem Brüllen.

Ich harre aus bei meinem armen Werk und weise euch den Weg, den ich selbst jedoch nicht kenne, noch nicht. Dort gehts runter! Haben Sie den Reiseführer nicht gelesen? Oder unseren neuen Prospekt? Dort, eindeutig dort, wo denn sonst, Sie haben aber die Auswahl unter mehreren Pisten, ach was, rufen Sie Beliebteste Skigebiete Österreichs auf, sie werden kommen, sie werden auf Ihren Zuruf erscheinen, da können Sie sicher sein und in Ruhe auswählen! Hat sich der Weg verfärbt, daß er unsichtbar für euch ist? Nein, er hat sich nicht verfärbt, nur die Blätter haben das getan. Wer hat die Markierung ausradiert? Die war doch vorhin noch da. Die einen dürfen nicht herein, die andren nicht hinaus, was sagt die Jungfrau dazu? Sie sagt nein, mein Sohn soll nicht herein, kann nicht herein, darf nicht herein. Und sollen wir hier vielleicht eine Stiege bauen für die, die nicht abfahren können oder sich nicht trauen? Nicht nötig, die nehmen den Lift. Google Earth sagt es mir, endgültig hier ist der Weg, außer Ihr Navi sagt was anderes, egal, ob Sie ihn nehmen oder nicht, sagt aber nicht, wie steil das ist. Na danke! Jesus! Ja, der kommt auch noch dran, den hat man auf einem Marterl angenagelt, gegen diesen Schmerz ist Ihr Schmerz gar nichts. Ich bin doch nicht blöd, daß ich da runterfahre! Und rauf werde ich garantiert aus dem Schlepplift fallen. Wäre nicht das erste Mal. Die ersten dort vorn sind schon tot und unter Schnee begraben! Lohnt sich das? Ich denke, nicht. Ich denke nicht. Der Lauf der Herde ist jetzt ein ganz andrer, die Herde wurde umgeleitet, wir wissen, warum, heute gibt es das nicht mehr, daß Menschen in Herden vorkommen, sie können aber in Herden auftreten, wenn sie mögen, und allein wollen sie dann nicht nach Hause gehen, oder sie können es nicht mehr. Ich weise darauf hin: Essen ist kein Sport. Es kann sogar mehr schaden als Sport, und das läßt sich nicht von vielen Dingen behaupten.

Schauen Sie, ich helfe Ihnen immer, wenn Ihnen ein Wort nicht einfällt, mit dem Sie wildes Tier werden und alleine jagen können, hier haben Sie Ihren Jagdschein. Sie kommen damit überallhin, auch wo es nicht erlaubt ist. Denn im Prinzip stimmt es: Menschen sind immer einzeln, treten aber niemals einzeln auf, deswegen sind die Pisten ja dermaßen überfüllt, na gut, die Stadien sind es auch, sagen Sie schnell, was noch alles, dann räume ich die Menschen von dort weg, ich lasse mir was einfallen, zum Beispiel ein Flugzeug, das von Terroristen mitten hinein gelenkt wird. Schön wärs. Auch öfter Säle, Säle zu vollgestopft, sagen Sie?, die Band tritt auf, und man kann kaum noch atmen?, man kann nichts mehr hören vor lauter Gekreisch? Tausende Individualisten, das kann nicht gutgehen, aber sie wollen ja fahren! Sie wollen danach wieder nach Hause fahren. Feiern und fahren, fahren und feiern. Man kann sie nicht dran hindern. An gar nichts kann man mich in meiner moralischen Autorität hindern, es ist alles gesagt, und ich sage es Ihnen auch gern noch einmal, das mache ich immer so. Ich kämpfe gegen Wind und Wetter, die beiden erscheinen ja auch immer öfter als nur einmal.

Da ist mir irgendwas aus dem Helm herausgesprungen, als ich zu tanzen versuchte, im Schnee zu tanzen, bin ich denn Mensch? Wildes Tier? Unwichtiger Teil der Herde? Möchtegern-Frauenheld? Bestreiten Sie, Ihrer Freundin Messerstiche verabreicht zu haben? Das habe ich mir gedacht. Ich glaube gar nichts. Ich glaube, daß neidische Menschen versuchen, anderen zu schaden, ja, das glaub ich. Deshalb prangere ich schon an, bevor noch andre neben mir prangen können. Oje. Da versucht jemand, mir mein Auge aufzuschließen, doch der Schlüssel paßt nicht; nein, die Locke wars, welche jetzt aus meinem Helm ganz herausgesprungen ist. Mir aus den Augen! Was muß ich sehen? Ich muß ja gar nicht, ich muß es nicht sehen, nur melden, am besten bevor ich es sehe. Was ich nicht weiß, macht mich ganz heiß. Ich, die für ihren Jähzorn bekannte Frau, der alle ausweichen, notfalls im Stemmpflug, haben Sie das schon bemerkt? Die Menschen öffnen unwillkürlich die Beine, wenn Gefahr droht. Ich muß alles melden, was mir nicht gefällt. Ich könnte sogar handgreiflich werden, hätte ich was zu ergreifen, aber diese Hand?, also nein.

Nehmen Sie meinen Rücktritt nicht als Beweis für meine Schuld, sonst vergebe ich meinen Schuldigern nie und nimmer, sonst behalte ich die Schuld einfach. Belästigen Sie meine Schuld nicht, das ist meine! Geben Sie lieber Gebete, nein, Gedanken, geben Sie mir Gedanken! Geben Sie mir nur einen einzigen Gedanken ein, ich werde immer dankbar sein. Verlangen Sie nicht zuviel von mir, geben Sie lieber noch mehr! Machen Sie sich selbst schuldig, das geht ganz leicht! Vorwärts und aufwärts werfe ich die Beine, nein, den Kopf, die Beine haben anderes zu tun. Ich betrete etwas, die Zimmer bleiben draußen in der Stadt, im elften Wiener Gemeindebezirk, nein, im zwölften, wo der neueste Messias geboren wurde, und zwar diesmal bei uns!, höchste Zeit, daß der wieder mal auf die Welt gekommen ist. Ich weiß nicht, was die Israeliten immer haben, ihr Land wird doch eh gelobt, während endlich wir das gelobte Land sind, ich schwöre es, wir sind ein gesegnetes Land, das wegen seines Aussehens wirklich viel gelobt wird, von allen, überall, da kann kein andres mit, das andre würde nur unter wüsten Drohungen mitgehen, das Land, die alte Schlampe, das kann sich bei unseren jungen Läuferinnen was abschauen, wie man die Tünche aufträgt oder den Bommel oben auf die Mütze zum Beispiel. Und aus diesen Zimmern, aus den Zimmern des Landes, die kein Zimmermann herausgebrochen hat, auch das mit dem Zacken aus unsrer Krone war er nicht, aus diesen Zimmern macht er Pisten für Individualisten, welche den Masseverwalter der Ewigkeit, den neuen Erlöser, mit Futter versorgen, warten Sie nur diesen noch ab, bis der nächste kommt, den werden nicht nur heuschreckenfressende Propheten erkennen, den werden dann wir alle anbeten, weil niemand sonst mehr da ist. Den werden wir alle wenigstens einmal sehen wollen, einmal nur!, das kann dauern, bis jeder einmal dran war. Ich verstehe nicht, wieso sie nicht diesmal schon einen Sportler dafür ausgesucht haben. Es werden heiße Blicke sein, die abgeschossen werden, und sie werden Menschenoberflächen durchlöchern können, Tausende wilde Blicke, alle hierher gerichtet, wenn nicht noch mehr! Können Sie mich hören und mir Rede und Antwort stehen? Die Antwort will ich schon nicht mehr hören, ich habe meine eigene. Ich ziehe Ihre Glaubwürdigkeit in Zweifel, das hat hier aber keine Konsequenzen. Hier ziehn sie lang, die Herden, ja, was vorwärts ging, ist rückwärts nun geführt, vielleicht nicht geführt, sie machen es freiwillig, es geht also rückwärts und betrachtet Vergangenes, alles längst vergangen, es ist verjährt wie dieses Jahr auch bald, nur halt von hinten, dieses Jahr fängt von hinten an und wird nach vorn hin aufgerollt wie ein Haft-Verband, den man sicher brauchen wird, beim Klinikaufenthalt kriegt man dann einen neuen; es wird auch verjährt sein, was wir an Wunden schlugen, wenn wir lang genug warten können. Alles betrachtet jetzt den Hang und traut sich nicht hinab, der Kurs beginnt, der Kurs ist ausgesteckt, nein, rückwärts müssen Sie ihn nicht durchfahren.

Dort bleiben sie in Reih und Glied, sonst wirds dem Einzelnen gefährlich, er überblickt nichts mehr, er schnallt nichts mehr, er schnallt jetzt ab, dann wird er aber auch nichts mehr sehen. Auf der Piste muß Ordnung herrschen, also ein Anflug davon, bevor man selber hinfliegt oder in einen anderen hineinfährt und eine Gehirnerschütterung davonträgt. Schnell weg, sonst muß er die auch noch bezahlen. Von nichts kommt nichts. Erschüttert sind wir derzeit genug. Die Kassen öffnen sich, sie klaffen auf, Entschädigungen werden gezahlt, Liftkarten werden gelöst, Skipässe werden vorgezeigt, Eintragungen werden gelöscht, Quartiere werden aufgelöst, die Massen ziehen über die Pässe hinweg. Wer nicht bezahlt worden ist, meldet sich noch mal. Wer nicht bezahlt hat, kommt gar nicht. So viele kommen, noch mehr kommen nicht. Überall Kommen und Gehen. Das Fahren kommt von selber. Ich erhebe mein Haupt zum Kleiderdienst, die Konkurrenz ist groß, der Gürtel sitzt nicht, oh, ich glaube, ich trage heute lieber keinen, meine neue Figur, welche durch Kuchen und Kekse ebenfalls in Kuchenform gebracht wurde, schreit nicht grad nach einem Gürtel, der Faltensaum hat sich auch nicht richtig hingelegt, da muß ich nachhelfen, die Augen sind auf mich gerichtet, alle sehen, auf dieser Seite ist leider ein Fehler aufgetreten, tut uns leid, diese Falten liegen nicht, wie sichs gehört, am Knöchel an. Man sieht zuwenig von der Frau. Dieser Fehler ist nur an dieser Seite aufgetreten, links fällt der Mantel wohlgelegt herab. Ja, in der Maßlosigkeit, die aber erst mal nur geplant ist, herrscht keusche Ordnung, wer hätte das gedacht. Wenn das so ist: Gern will ich diesen Maßlosen gleichen, aber ich kann es nicht. Da hab ich einen Stab, was mach ich jetzt damit, einen zweiten Stab krieg ich vielleicht auch noch, wenn ich lang genug lebe, ich hab schließlich zwei Hände, oder nicht?, und eine liegt derzeit noch brach. Ich sage nicht, daß sie beim Sturz mir brach, das würden Ihnen vielleicht gefallen, aber ich würde es mir nicht verzeihen, mich so primitiv zu äußern. Diesen Stab, hebt ihn die rechte oder linke Hand? Wenn ich den zweiten habe, muß ich mir darüber keine Gedanken mehr machen. Die rechte Hand mit deinem rechten Fuß heben! Danke für die Info. Aber zuerst muß ich mich an der Talstation anstellen, da führt kein Weg daran vorbei, da führt nur ein sechssitziger Sessellift hinan, nichts wie rauf, sonst kommen die Mänaden und fallen über mich her und machen mich platt, und danach machen sie gleich Schnitzel aus mir. Ich werde paniert. Wie ist es jetzt? Reiß ich diesen Gipfel mit einem Hebel los? Mit nackter Hand? Zuzutrauen wäre es mir in meiner Hybris. Mit angestammtem, vielleicht gebrochenem Arm? Da geht die Bergstation kaputt, weil Feuer und Rauch in sie geblasen wurden durch den Tunnel, das war gemein, das war böse, keiner will es hören, keiner will es gewesen sein, der kleine Heizlüfter zeigt auch nicht auf, obwohl er es auf sich nehmen muß, sonst knirscht der Fremdenverkehr so laut mit den Zähnen, daß unsere Gäste nicht schlafen können. Keiner will schuld sein, ich weiß jetzt wirklich nicht, woran, das ist mir nicht erinnerlich, und alle sind sie frei, alle sind sie freigesprochen, also wenn die freigesprochen worden sind, kann ich machen, was ich will. Die Toten können in die Röhre schauen, so lang sie wollen, ihr Zustand verändert sich nur langsam, erst mal gar nicht, außer sie sind einfach nur Asche. Keiner war es, keiner fragt nach ihnen, doch jeder will was aus sich machen, damit er es dann nicht gewesen sein wird. Es unterblieb die Gewalt, welche zum Öffnen der Türen und zum Töten nötig ist. Die Leute haben zu viele Hemmungen.

So. Jetzt verberge ich mich im tiefen Tann, gute Idee, sonst bin ich daran auch noch schuld, daß man nichts sieht, also an dem Feuer meine ich, dem Brand, der den Ausgang nicht fand, wo doch jeder weiß: Den Ausgang nahm das Feuer von diesem kleinen Lüfter mit seinem heißen Lüfterl und kehrt nicht mehr in ihn zurück. Das war ein entsetzliches Ereignis, vor welchem sich alle, wirklich jeder, damit ja kein Schuldiger übrigbliebe, verbergen konnten wo?, na, in Verborgenheit, mir fällt nicht ein, wo das derzeit ist. Der Skiverband hat damit nichts zu tun, er hat mit nichts etwas zu tun, aber mir fällt nicht ein, was einen noch verbergen könnte, wieso?, vierzig Jahre ist es doch gutgegangen, daß man sich an dieser Frau vergangen hat, was wollen Sie? Außer den dichten Rauchschwaden und dem Nebel, der immer gut ist und immer da ist, falls er noch einmal gebraucht wird, einmal hat ihm nicht gereicht, außerdem fällt mir nichts ein, ich verneble ja auch immer alles, das heißt aber noch lang nicht, daß damals alles offengelegt wurde. Die Späher haben den Beruf: zu spähen. Wie Vögel in dem Nest, so freuen sich die Menschen an der Enge. An der Weite aber auch. Sie freuen sich nicht, wenn sie die Hose eine Nummer weiter kaufen müssen. Sie freuen sich eher in der Enge der anderen, die auch da sind. Sie stehen dicht an dicht. Fein. Wie schön erfaßt mich die Begeisterung! O könnte ich dies ganze Felsenhaupt, welches ich vorhin Gipfel nannte, es ist dasselbe Haupt, hier das einzige, auf das man rauf kann, auf meine Schultern heben, mitsamt der insgesamten Frauenschar! Das wäre fein. Du kannst es, wenn du willst! Nun ist dein Geist endlich erwacht, wieso redest du dann immer noch solchen Blödsinn?

Dicht gedrängt die Menschen, hier ziehn sie lang, woran ziehen die bloß?, ziehen sie blank?, das geht immer, wenn eine Läuferin vorbeigeht und nicht rechtzeitig zu laufen beginnt. Keine Ahnung, sie ziehn dahin, was ziehn sie an?, die Piste hält was aus, die Spur ist richtig. Der Engel der Geschichte als Kuh, das heißt, die Geschichte ist jetzt endgültig aus und gegessen. Willst du die Küh, gib dir Müh! Geschnappt! Nein, noch nicht, aber gleich! Hier zog sie lang, hier zog sie lang, die Herde, schwer an ihrer Milch trägt sie, da kommen schon ein paar Hekatomben, nein, Hektoliter zusammen. Du bist mein, schick dich drein, schenk ein neues Glas dir ein! Was fürchtet ihr Geschrei und ängstigt euch? Wer hörts denn? Und im zweiten Glied, was geschieht dort? Die stellen sich grade erst beim Lift an, alle wollen rauf, manche bleiben gleich im Restaurant der Bergstation sitzen, die sind es auch, die beim Sport sitzengeblieben sind. So ists recht. Hab ich das schon mal gesagt? Sicher. Oft. Zu oft. Aber das ist doch vorbei, jedes Geschrei geht vorbei, geht schon, paßt schon, ist ewig her, also mir ist nichts zu Ohren gekommen, dazu gehören zwei, und ich bin nur eine!, dazu gehören aber zwei, ich verfehls, ich verfehls und gehe knapp vorbei, bin nur eine, nein, ein Zweites gibts bei mir nicht, wo kommen wir da hin? Ich bleib allein, und meine Spur ist richtig, sie ist die einzig richtige, denn sie stammt nicht von mir, sie wurde mir vorgespurt.

Ich glaubs nicht. Das Geschrei hebt erneut an, ich hab schon geglaubt, jetzt ist es aus; es hebt mich aus den Schuhen. Jetzt sind sie mit Worten eifrig, doch Taten meiden sie. Feiges Bestienpack! Wie benehmt ihr euch denn? Seid ihr nun zur Flucht geneigt oder nicht?, bitte überlegt es euch. Zur Flucht nach vorn? Eh gut, vielen Dank. Ist ohnehin die einzige Möglichkeit, nach hinten rennen schon die Kühe, die haben hinten ja keine Augen, denen will ich natürlich ausweichen, also rückwärts, was ich wirklich noch nie gesehen habe. Sie haben sich die Hufe, also das, worauf sie stehn, nicht wahr, also die Klauen nach hinten angeschraubt, damit wir sie nicht verfolgen können, damit wir die Richtung nicht finden, damit sie nur glauben, mir nachrennen zu können. Dabei entfernen sie sich nur immer weiter von mir. Es droht ihnen Schlimmes, ich sage, laßt nicht nach, laßt erst recht nicht nach! Jetzt erst recht. Ihr werdet das Schlimme schon finden, ihr sucht ja nichts anderes. Gegen die Vorschrift folgen wir ihr, bleiben drauf und dran! Wie ein Igel liegt sie da, diese blöde Kuh, hingeworfen, reingezerrt und hingeworfen, dazu ist sie da, wir haben sie uns geholt, und die andre holen wir uns auch noch, da liegt sie wie ins Gebüsch geplumpst, vorgebückt, dafür haben wir gesorgt, in Abfahrtshaltung, nur am falschen Ort, schon vorbereitet der Braten, den keiner riecht! Wir machen das schon. Was soll das? Keine Ahnung, was das soll. Wo auf Erden hab ich das gelernt? Aber Sie merken doch längst, daß ich es überhaupt nicht gelernt habe, und wenn, dann hätte ich es mir nicht gemerkt! Sowas sagt nur eine Ungelernte wie ich, ohne Gesellenprüfung oder Meisterbrief. Erklären Sie mirs halt! Ich versteh mich nicht auf diese Art, mir ist nie was untergekommen, ich habe nie was gehört, auch andre, die näher dran waren, hörten nichts und erhörten grundsätzlich niemand, der etwas zu sagen hatte. Das kann hier nicht einfach so stehenbleiben, das sehen Sie doch ein? Wenn Sie nicht angeben, wo der Übergriff stattgefunden hat, ist es bloße Angeberei, dann können wir nichts unternehmen, weil wir alles schon unternommen haben, und wohin hat es geführt? Es hat uns in die Irre geführt, weil die Kuh sich wohl geirrt hat, sie ist ja kein Hund, daß sie Spuren lesen kann. Was machen wir jetzt? Der da ist tüchtig, die da ist trächtig, dann haben wir eine Kuh mehr. Was machen wir jetzt? Schweif nicht ab, wenn du dich drückst, wirst du frei, aber so fest drücken mußt du auch wieder nicht. Geht drauf! Bleibt dran! Vorrücken! Losgehn! Marsch! Die Kuh bei der Flanke fassen, wenn Sie sie sonst nirgends erwischen! Fang ein die Kühe und das Gold dazu! Silber oder Bronze gehn auch. Nur wir gehen nicht. Der Kuhhandel bricht ein. Die Preise verfallen. Bei einer heißts heißer Abschied vom Kreuzband, bei der andren heißer Abschied vom Seitenband. Damit sind sie bedient. Wir bedienen sie gern noch mehr. Wenn die Kuh etwas bestätigt, fliegt der Betreffende sofort raus. Deshalb sagen wir lieber nichts. Aber das Problem ist dabei, daß die ganze Herde diskreditiert ist und keinen Kredit mehr bekommt und daß gegen Unbekannt ermittelt wird, was sinnlos ist, denn die Namen sind ja bekannt, aber mir nicht, mir nicht. Bitte sagen Sie sie mir! Ich muß es wissen.

Wo waren wir?, was buhen Sie so?, wen buhen Sie aus?, ist ja keiner da. Wen fürchten Sie, was wollen Sie, wen sehen Sie da? Sehen Sie Gespenster, warum sind Sie dermaßen außer sich? Oder haben Sie gar nichts gesehn? Haben Sie vorhin auf dem Gang ein Gespenst gesehn, und plötzlich war es weg, einfach verschwunden? Ja, die machen das so. Dort zog es lang, und jetzt ist es futsch. Körper nur in Zweibettzimmern, die gemütlichen Körperkämmerlein ins Zweibettzimmer, wo Sie sind heute noch allein. Was wüßten Sie gern, wüßten Sie gern Namen?, sie sagt es ja nicht, die Kuh sagt es ja nicht, sie hat sich selbst von der Herde abgesondert, ihre Schuld, ihr Problem, sie sagt aber nichts, sie sagt viel, aber das ist ja alles nichts, das gilt nicht, wenn sie nichts sagt, wenn sie keine Namen nennt. So erübrigt es sich für uns, über weitere Schritte nachzudenken. Jeder haut auf uns hin, jeder haut auf uns hin, auf wen sollen wir horchen, wenn wir niemands Stimme hören? Wir hören sie ja, doch sie sagt uns nichts. So glauben Sie mir doch, fleht die Stimme, und dann sagt sie nichts mehr. Es wäre so schön, so schön, wenn sie was sagen würde, doch sie sagt ja nichts. Wir hören sie nicht, weil sie ja nichts sagt. Sie sagt nur, also laßt bei meiner Jagd ihr mich ganz im Stich? Das hab ich mir freilich schon vorher gedacht, daß da nichts dabei rauskommt. Ohne Namen können viele sorglos sein. Es werden viele gerufen, doch nur wenige sind auserwählt für den Start, das ist so, denn dieser Schnee heute hält nicht unbegrenzt viele aus. Nach fünfzehn Läufern ist die Piste hin. Als ob dich die Verborgenheit verbergen würde!, doch in Wirklichkeit ist es ein andrer, ein Busch oder so. Wir haben einen Späher ausgesandt, zum Glück sendet er nicht. Seine Batterien sind offenbar leer und müssen erst wieder abgefüllt werden. Wir wissen nichts, das nehmen wir für unser Land in Anspruch, dazu können wir noch viele blöde Sprüche machen. Niemand erfährt etwas, aber alle wollen dorthin fahren, wo etwas passiert. Nun horcht doch endlich auf das Dings, auf das Dings, ich sage es und sage es nicht, es steht euch nicht zu, das zu hören, ihr müßt es hören, so horcht doch endlich auf das Dings ein Weilchen nur! Dann werdet ihr wissen, welche Anlaufstelle eingerichtet werden soll, der Anlauf sollte nicht zu lang sein, nicht so lang wie der Auslauf, sonst fallen Sie auf die Fresse, weil Sie zuviel Schwung haben; noch gibt es nur Stellen, welche für die Läufe zuständig sind, ein Anlauf allein nützt ja auch nichts, irgendwann muß man dann springen, darauf kommts an, dort mündet das alles. Welch ein Geräusch hat uns geschreckt? Wir können es nicht erwarten, daß Sie es sagen, welches Geräusch! Wenn Sie es sagen, war da eins, wir warten, die Läuferinnen kommen ja nicht mit 14, 15, 16, sie kommen später zu uns, und deshalb kann nichts gewesen sein, weil kein einziges Gedächtnis so weit zurückreicht, und wenn ein Geräusch sie schreckt, weil durch das Geräusch ja auch Männer hergelockt worden wären und jetzt im Schwarm angetrampelt kämen, einen Gang entlang, einem Klang nach, den vorher nie ein Mensch vernahm und nachher erst recht keiner, dann zeigen sie mit dem Finger auf ihr Unglück, sonst würde das keiner sehen. Das wollen wir doch nicht, daß etwas Grausames uns zuteil wird!

Da war kein Klang. Keine hat gerufen. Ein Klang, echt? Eine Sirene? Nein, so laut auch wieder nicht, aber genauso verführerisch, das können wir beschwören. Was fürchtet ihr euch vor dem Geräusch, es ist doch nur einmal ertönt, es sang, es sprach, es verlautete sich nicht: Heut bist du dran! Das ist doch ein harmloses Geräusch, oder? Das kann jeder sagen. Die Kuh hat etwas gehört? Sie wurde selbst nicht gehört? Sie hat sich was gebrochen? Nein, das war diese andre Kuh, die will auch was sagen, und das heißt meist, vom Unglück sprechen, und zwar noch während das Glück sie krönt, aber nicht der Lorbeer oder was man halt für die Kränze nimmt.

Erst mal müssen wir schauen, was diese Höhle überhaupt birgt. Das müssen wir erst mal erkennen, denn der Klang kommt nur aus dem Dunkel, das Licht ist gar nicht gekommen, wir erkennen die Stimme nicht, und jeder hat doch eine eigene; komm hervor, laß sehn, sprich, nenne Namen, deinen kennen wir, wir wollen den andren Namen, du mußt ihn doch kennen und nennen! Zögre nicht, dann wirst des Lohns du dich bald rühmen können, daß noch viel mehr Leute über dich herfallen, die dir nichts zu sagen und derzeit auch nichts Besseres zu tun haben. Was machst du Lärm? Was guckst du? Was springst und stampfst du? Was dröhnen deine Hüttenschuhe? Zum Dröhnen sind die ja nicht grade gemacht, im Gegenteil, das sind Leisetreter, die niemals schmerzen und über die du nicht zu klagen hast; wen bedrohst du, daß ers vernimmt, und wär er völlig taub? Der gemeint ist, weiß es schon. Man hat ihn angeschrien, er weiß nicht, warum. Der hat jetzt natürlich Schiß. Ihr Tiere, was bestürmt ihr diesen Hügel hier, es ist der falsche Hügel, den dort drüben müßt ihr anbellen, ja, den Baum auch, den falschen Baum natürlich; dort drüben gehts weiter, rauf, runter, rauf, runter, besser als dauernd im Kreis fahren. So viel Geschrei! Man versteht seine eigenen Lügen nicht, wenn alle so schreien. Man muß nachdenken, was man sagt und was man nicht sagt. Welch eine Kunst, welch eine Änderung im Dienst, den eurem Herrn zur Freude des Verbands ihr bisher geübt und weiter übt, dafür wollt ihr natürlich in Form sein, klar, wo ihr doch sonst, das Fell von Kälbern, früher auch gern Seehunden, das heute jedoch aus Plüsch ist, an den Füßen, damit man euch nicht hört, lautlos herumschleicht und an Türen rüttelt, oder die Berge hinauf- und hinunterjagt zu der Töchter schwärmenden Scharen, bitte, was für Töchter?, haben Sie welche übrig?, haben die für uns was übrig?, na auf alle Fälle solche, die aufgehetzt wurden gegen die Späher und die jetzt klagen und lamentieren und sich am Riemen reißen, doch da springt niemand an, da wird nicht gemäht, obwohl sie Schafe sind.

Ja, das stimmt, es hat sich jemand Weiberkleider angezogen, damit er im Hotel nicht auffällt, wenn er an den Türen rüttelt. Wer kam da, wer kam da herauf ins Gebirg, nur um wieder runterzufahren, natürlich als Erster, wer ist so blöd? Wer kam da, die Töchter des Landes zu erspähen, das hätte er auch woanders haben können und billiger? Wer, ja wer? Wer ist da leise des Nachts unterwegs, aber auch am hellichten Tag, das könnte ich beschwören, am Tag?, ja, am Tag, damit man nur eure Schatten sieht, aber nicht hört, die aber auch Namen haben, ja, wir haben sogar unsre Schatten getauft, die Katholiken taufen alles, was man ihnen hinhält, weil sie überall die Ersten sein müssen, welche die Himmelstür eintreten dürfen, die Ersten aber nicht mehr sind, denn sie haben Konkurrenz bekommen, die bekommt man ja überall. Jetzt sieht man sie, man sieht sie gut, sie kommen vielleicht, wenn man sie ruft, nein, doch nicht. Bloß hören sollte man sie nicht, sie gleiten lautlos, gute Gleiter, da gleiten sie schon daher und machen keinen Lärm, nur keinen Lärm!, damit mit Händen schwingend euren Stab in eures Gotts, des Sports Gefolgschaft, ach was, keine Ahnung, wies weitergeht, so jubelts um euch her und so weiter, also Geschrei erhebt sich halt, nicht wahr. Wenn einem soviel Gutes widerfährt, das ist doch auch was wert! Für kein menschliches Wesen, also dafür, daß der kein menschliches Wesen ist, macht er ungehörig viel Lärm. Unaufhörlichen Lärm. Alle berichten, es berichten einfach alle. Einer versteckt sich, ein Satir vielleicht? Eine Nymphe? Ein Trockenschwimmer, der den Boden zum Üben nicht sieht? Ich weiß ja nicht, wohin diese Art der Raserei euch noch führt. Hört sich befremdlich an, kommt aber nicht von Fremden, diesmal nicht.

Bald klingts wie Zuruf, komm herab, Nacht, komm, liebe Rache, der nächste Satz wird hier absichtlich ausgelassen, komm, durchschneide irgendwas, nein, nicht meine Kehle, was soll das, wo soll ich sonst das Bier reinschütten, wenn da kein Loch mehr ist, durch das man in den Körper hineinkommt? Sie sind ein Mensch ohne Gott, den brauchen Sie auch gar nicht, denn Sie sind ein Mann des Rechts, recht haben Sie!, kommen aber nicht zum Zug. Der fährt ohne Sie ab. Sie sind ein Sohn der Erde. Die gehört Ihnen nicht! Sie bestehen zwar aus Erde, aber sie gehört Ihnen nicht. Sie dürfen Sie nur benutzen, Sie können sie nicht besitzen, schon das Geld für den Lift könnten Sie doch nie aufbringen, das bringt ein Konsortium auf, und für den neuen Lift dort drüben auch, Skiregion Amadé, ja, diese Musik gehört Ihnen, wann immer Sie ihr zuhören, ich drehe sie sofort ab, wenn sie sich hervorwagt, die Erde aber, die haben Sie von Ihren Kindern nur geliehen, finden Sie sich ab, denn abgefunden werden Sie dafür nicht. Unsinn. Gottloses Wüten, und auch Goethes Worte haben noch keinen weitergebracht, auch Sie nicht.

Zukünftiger, nein, Zünftiger des Jägervolks! Wenn sichs des ruhenden Wildes Brut genähert hat, das Volk der Gebirgsjäger, dann wollen die natürlich auch zum Schuß kommen, bloß: Wo sehen Sie hier was Wildes? Da müssen Sie schon rausgehen auf den Hang und gegen die Mächte der Schwerkraft ankämpfen, die Sie zu Boden zwingen wollen. Und danach, was machen wir danach, wir machen ja alles mindestens zu zweit, das ist uns am liebsten, zu zweit was unternehmen, das tun wir lieber als fromm unser Leben verbringen. Also. Also die jungen Nachwuchsläuferinnen, die wachsen nicht auf Bäumen, doch sie wachsen, sie wachsen nach, sie sind noch im Wachsen, immer neue kriegen wir herein, die sind natürlich besonders interessant; da könnt ihr kommen als Räuber, deren verrückter Stimmen Lärm man schon Stunden davor vernimmt, bevor ihr als Übel eintrefft. Die Läuferinnen laufen. Was wollt ihr dieser Nymphe nun noch alles antun? Bloß schreit nicht so! Nicht so laut! Ihr verschreckt ja die Kälber! Oder soll das etwa ein Heroldsruf sein?, daß das Weib aus dem Haus ist und man mit ihm tun kann, was man will? Aber nur fort, gleich gehts weiter, keine Ahnung, was! Eure Zunge wird sich noch zum Diebstahl erstrecken, dann ein Ruf, das lassen wir so hingehn. Noch ein Ruf, dann wüstes Trampeln und Geschrei, noch mehr Geschrei zugleich mit was weiß ich mit was zugleich, mit irgendwas, ich bin alt, ich weiß nicht, was es ist, das klang jedenfalls anders, als je ein Klang zu uns gekommen. Das klang einfach furchtbar. Bisher hat sich das keine getraut, das war auch nicht nötig. Stille, Stille, kein Geräusch gemacht. Jetzt auf einmal Lärm, noch mehr verrückter Stimmen Lärm, und jetzt übernimmt eine der Stimmen das Solo, mal sehn, was die Irre sagt und ob andre einstimmen in die eine Stimme, in der Stimme Lärm, seid ihr schrecklich krank mit dem Verstand? Das ist Jahrzehnte her! Nicht sprechen und dann für immer schweigen, sondern gleich schweigen! Laß tiefgegürtete Nymphe den Zorn — der ist nun wirklich tief, tiefer gehts nicht — laß ihn, das bringt doch nichts, laß den Zorn! Schweig endlich. Ich komme ja nicht, im Streit dir zu nahn oder als Feind im Kampf, schweig endlich, schweig einfach!, das haben wir doch alles hinter uns, nun soll kein unfreundliches Wort rühren je an dein Ohr, und das gilt ab sofort; kurz gesagt, wenn du nicht unfreundlich bist, dann bin ich es auch nicht. Bring nicht Schimpfworte vor gegen mich, ich warne dich! Wir müssen sonst an Klagen denken, an Sammelklagen sogar, und alle Klagen fließen in ein breites Tal, und alle Taten tuen frohes Werk, sonst fällt ihnen nichts ein, und was tun Sie? Das hab ich mir schon gedacht. Ihre Schritte und Ihre Reden sollten wirklich etwas leiser sein. Wir wollen sehen, nicht gesehen werden! Nein, freundlich gib, was geschehn ist, mir kund. Wer so prachtvoll in der Erde drin hier herum gräbt und wühlt, der frißt sie nicht auf, die Erde, der läßt sie lieber andre fressen. Wer sagt es der Zeitung? Eine muß es tun, wer macht den Anfang, wer frißt den Dreck, wer leckt die Erde, als wär sie Schuhcreme am Genital?, die muß dort ja erst mal mühevoll hingeschmiert werden, das muß dort an aufgebrachten Menschen angebracht werden, die Schmiere, oder? Hallo? Wer spricht? Hallo, wer ist am Apparat? Das hat man früher gesagt, jetzt muß man nichts mehr sagen, jeder hat sein eigen Gerät, in das nur er spricht, auf das nur er antwortet, er allein, alle allein oder zu zwein, das wäre die Norm, schwer zu erfüllen für den einzelnen, alle allein mit ihrem geschmückten Stab, dem Stab, mit dem man ein Selbst, sich selbst, einen Elf, nein, einen Self machen kann, also: Der Stab zum Sehen kommt auf das Gerät zum Sprechen und geht schon. Der Gott erscheint, der Fremde kommt vielleicht auch, irgendeiner wird sich schon finden, bevor wir ihn finden; wir hören es schon, wenn er, wer auch immer, es tönen läßt, sein gotterfülltes Klangspiel, den Klingelton müssen wir uns aber erst noch aussuchen, es kann jeden Tag ein andrer sein, jede Stunde, damit man uns nicht daran erkennt, so wars gedacht, man sollte also wieder nicht zu oft wechseln.

Tolles Treiben herrscht, nur manche erkennen ihren Herrscher nicht, nicht wenn sie ihn hören, nicht wenn sie ihn sehen. Was redet die da? Es wurde ihr eine Hand aufs Knie gelegt, ohne daß sie in ein fremdes Haus gebracht als Braut? Nein, das darf man nicht. Sie spricht jetzt also. Wer? Na, sie! Heute spricht einmal sie und dann noch einmal. Ein andermal, nein, ein weiteres Mal wieder wird man sie nicht sprechen lassen. Dafür sprechen jetzt alle auf einmal. Ihr! Ja, ihr seid gemeint! Ihr, was tut ihr der schuldlosen Nymphe jetzt schon wieder an, nein, bitte, nicht schon wieder!, das haben wir doch vorhin schon gesagt, es ist nichts Neues dazugekommen, das Alte kommt immer öfter, wozu würden wir sonst Bauch, Beine, Po trainieren?, damit jemand kommt und spekulierend um uns herumstreicht wie um lichterverbrennende Auslagen. Und dennoch, diese Alte bleibt alt, was können wir ihr antun, was ihr nicht schon von der Zeit angetan worden wäre? Nichts? Na, dann ists gut. Aber für Vorschläge sind immer offen wir, vor allem wenn wir Schändliches erfahren, da sind unsere Ohren auf Empfang geschaltet, aber voll.

Nie in Angst geraten vor dem Gebrüll dieses bergweidenden Getiers, wo es sich duckt, merken Sie sich das!, vielmehr mit vollen Kräften es vertilgen! Das ist schon mal ein Anfang. Was ängstigt ihr euch heute, es ist verjährt, es ist längst verjährt euer Geräusch, ihr in Wachs gekneteten, schandbaren Burschen ihr? Wann wird eure Form endlich besser werden? Wechselt endlich euer Handwerk! Wechselt dann in die Kraftkammer! Mit den Füßen allein werdet ihr nirgendwohin kommen. Dazu braucht ihr etwas, das ihr dran nageln könnt, nein, nicht den, den ihr meint, das wäre gemein, wenn ihm die Passion schon wieder passieren würde. Heute braucht ihr euch endlich nicht mehr zu ängstigen und damals erst recht nicht. Damals nicht verjährt, heute schon, die Jahre vergingen, da man sich an den Kühen verging, ja, die Ziegen kommen auch dran, die Ziegen sind für diesen anderen Herrscher, Sie wissen, wen ich meine, ich weiß es selber nicht und wenn, würde ich es nicht sagen, sonst würde er mich verklagen oder einsperren, könnte er mich erwischen; ich weiß das nur vom Hörensagen und von einem Gedicht, der verkleidet sich nicht, sein Auge umfaßt nichts wie des Efeus Ranken, und was noch schlimm ist: Die Kunde hat den Verband überhaupt nicht erreicht. Der Verband erreicht immer, was er will, doch ihn erreicht nie etwas, nicht rechtzeitig, nein, gar nicht. Wer hat was mitbekommen? Die Nymphe hat Talent mitbekommen, wir aber haben nichts mitbekommen, wir hätten es doch gemerkt, wenn wir was mitbekommen hätten. Es wäre uns gewiß aufgefallen. Seit Jahren stellen wir uns mit der Natur gut, da wäre uns doch was aufgefallen. Was? In einem Hotel am hellichten Tag von einem Trainer gepackt und an Füßen und Haaren ins Zimmer gezerrt und von noch einem, einem zweiten, alle Fremde an dem Ort versammelt, wo sie standen, das hat sie aber an nichts gehindert, da wird jemand abgefüllt, Hilfe!, jetzt könnte die Erfüllte eine neue Menschenhaut gut brauchen, die alte hat man ihr zerrissen, die ist ein für allemal ruiniert. Man muß nicht gleich auf eine Tanne steigen, um Schreckliches zu erblicken, und danach, Schreckliches selbst zu erleben, muß man bloß den Gang ein Stück weitergehen, nur eine Zimmertür weiter, ja, und dann weisen die Fußspuren auch noch in die falsche Richtung? Wie kann das sein?

So redet doch endlich, wir hören zu! Bitte nennt Namen, nennt die teuren Namen, die viel Geld gekostet, aber noch mehr Geld eingebracht haben dem Verband! Sagt, aber nicht den Sponsoren, wer es war, sagt es speziell dieser Bank nicht, aber sagt es uns, sonst ist es Täterschutz! Was sagt er, was hat er gesagt? Du sagst ja nichts, aber sag wenigstens, was er gesagt hat, das wirst du doch noch wissen, sag es, damit wir ihn nicht länger schützen müssen, sag, worauf sein Sinnen stand, die blöden Sinne ja, völlig überflüssig bei der Arbeit, trotzdem, sag es! Wenn du nichts sagst, kann man nichts machen. Was sagst du? Die Stimmung hat sich gedreht, wenn nur das Wetter es ihr nicht nachmacht! Nicht bis morgen mittag, sonst müssen wir den Super-G absagen. Jetzt wären grad ideale Bedingungen, sprach der Trainer und zog prüfend an einem Wipfel, bevor er auf ihn setzte, nein, sich auf ihn setzte, nein, derzeit tut er das nicht, denn im Hotel stehen schließlich keine Bäume, von denen man auf Menschen schließen könnte, so biegsam sind beide; es wurde erbaut, das Sporthotel mit angeschlossenem Spa, damit man vor den Bäumen wenigstens irgendwo seine Ruhe hat. Ein Griff, der das Gewächs ganz langsam in die Hand nimmt, oje, das ist aber hoch!, senkrecht steigt es in die steile Luft, welche die Frau derzeit noch einsaugt, damit sie nicht stirbt, in die Luft rauf steigt es, mit einem Herrn im Gepäck, und der Herr hängt natürlich an seinem Gepäck, die Fluglinie muß sonst einen Ersatz leisten, das ist sie gewohnt, jeder ist schließlich Ersatz für einen andren, ja, auch jeder Läufer, wenn ein andrer ausfällig wird.

Die Tür öffnet sich, ein Arm kommt heraus, da hängt sicher auch noch einer dran, nicht nur ein zweiter Arm, und was ich höre, kann ich gern hier wiedergeben, ich nenne keine Namen, nein, keine Namen, bloß keine Namen! Namen sind geschützter als Menschen, die ihr Handwerk wechseln können, die Namen aber bleiben ihnen. Ihr jungen Fraun, ihr müßt euch das nicht länger bieten lassen, wartet die Gebote ab, vielleicht ist ja eins darunter, das ihr akzeptieren könnt, vielleicht kommt ein Angebot per Telefon. Ich habe keine Ahnung, wer das sagt, und im Theater müßte ich das schon selbst bestimmen können, oder?, doch ich kann es nicht, ich kann es nicht.

Also noch einmal: Die Frauen hatten nur Gedröhn gehört, sie haben vielleicht keine Fremdsprachen gelernt. Das sagte ihnen nichts. Sie standen still und blickten wild um sich, das war aber schon alles. Dann stürzen sie schneller als die Tauben fort, also ich meine nicht die Tauben, die nichts hören können, sondern die Vögel natürlich, ja. Was muß ich hören? Aber ich höre es ja nicht, ich gebe es nur wieder, weil ich nichts erfinden kann. Ich bring euch, vierzig Jahre später, aber nicht zu spät, den, der euch im Dienste am Sport verhöhnte, ja, behinderte! Anschwärzte! Hier ist er schon, ich habe ihn bestellt, ihr seht ihn nicht?, da steht er doch und verleugnet sich und seinen Sport, verleumdet ihn, er kennt ihn zwar, hat aber nichts mit ihm gemacht, er hat aus seinem Talent nichts gemacht. Euer ist jetzt nicht das Fachwerk im Fach Skifahren, sondern das Rachewerk. Also: Die Frauen hatten die ganze Zeit nur dieses seltsame Gedröhn vernommen und die Quelle gesucht, aber nicht gefunden. Bis zur Einvernahme ließ sich nichts vernehmen, gar nichts, null, ich lasse nichts aus, das wissen Sie ja, daß ich mich ständig wiederhole, ist eine Gewohnheit von mir, und was sagen sie, was sagen sie? Sie sagen nichts. Endlich muß ich nichts aufschreiben. Auf diesen Worten glänzt kein heller Schein, nicht im Himmel, von wo der Schein ja herkommen sollte, doch der Himmel ist bedeckt, der hält sich bedeckt wie alle andern auch, weder im Himmel noch auf Erden, wo der Schein sich verliert, wird eine Aussage gemacht und an alle Ecken äußerln geführt, damit wirklich jeder sie hört. Auf die Einsage reagiert wieder mal keiner außer dem neuen Herrn Bundeskanzler, Sie Deutscher, Sie werden das nicht kennen, umfallen, alle Bänder im Knie reißen und nach Hause fahren, um mit dem neugeborenen Sohn Gottes zu spielen, darauf freut er sich schon, Sie Slalomfahrer, mehr muß ich wohl nicht sagen, obwohl ich glaube, es gibt derzeit sogar einen zweiten deutschen Slalomfahrer, der mühsam an die Weltspitze herangeführt werden muß, von der er immer wieder abstürzt, irgendwann klammert er sich dann fest. So.

Sogar die Luft schweigt, zuerst das Maul aufreißen und dann schweigen, Stille, es schweigt die Luft also, es schweigt ein jedes Blatt des Waldes, und auch der Tiere Stimmen schweigen. Na gut, umso besser, dann spreche halt ich, wenn es keine andre tut, obwohl viele es sich schon gedacht haben: aufhören mit dem Geheule!, mimimi, es nützt Ihnen nichts, und ich sage, was ich damals zu mir selbst gesagt habe, ich sage: Du hast dir etwas gedacht, und zwar: Bitte nur der nicht! Aha. In dem Raum war noch ein weiterer Mann? Das sagt noch nichts aus, Männer sind überall, sie kommen überall auf der Welt vor und manchmal eben auch in einem Zimmer, sogar zu mehreren, sogar allein in mehreren Zimmern, wer wollte es ihnen verbieten, wer wollte bestreiten, daß jeder gern in einem holden Arme ruhen möchte, was allerdings, wie alles, auch wieder Arbeit macht, weil die Arme um sich schlagen wie Zweige im Sturm? Gut war sie, die alte Zeit, es erinnern sich viele an einen Damenslalom vor zehn Jahren, als der späteren Siegläuferin der Befreier, nein, der Betreuer ihres Verbands, damit der nicht runtergeht, damit sie mit diesem Verband und für ihn runterfährt, nicht wahr, als der Betreuer ihr also auf den Hintern hieb und sprach, sie soll sich nicht einkoten, sie soll sich nicht anscheißen, gellja, die Kamera lief ungerührt weiter, wenn auch nicht so schnell wie die Läuferin, die von einer andren Kamera weiter unten wieder eingefangen werden sollte, sie muß ranmachen, sich sputen, doch sie kam nicht weg, sie kam nicht weg. Nur die Härtesten kommen durch und haben somit den Härtetest bestanden und einen Härtegrad errungen. Aber weg vom Richtblock, vom Starterhäuschen kommen sie alle. Man kann sie zweitausend Mal mit einem Vollwaschmittel waschen, und sie kommt immer noch gesund aus dem Training wieder zurück. Nur den Kopf hat man ihnen gewaschen. Sowas stählt gewiß die Nerven, falls die mit all ihren Verästelungen nicht schon aus Stahlwolle sind. Wollen Sie das bestreiten? Niemand streitet hier. Kein lautes Wort bitte. Jeder bestreitet, keiner streitet.

Halten Sie sich zurück! Das sind handaufgezogene, flaschenabgefüllte Söhne! Die Mutter hat ihr Zustand sehr geschwächt, aber da ist er nun endlich, der Sohn. Und aus. Mehr ist dazu auch nicht zu sagen, ha!, ich fange erst an, mich warmzulaufen. Sie sagen mir nicht, daß ich nichts mehr zu sagen habe! Was reden Sie? Um Ihren Schlaf bin ich besorgt! Was redet die Kuh? Was redet die schon wieder? Was redet die für Seifenblasen? Dieses Kind, diese Rede, ihr einziges Kind, die andern sind schon aus dem Haus, dieses eine Kind, die Rede nimmt mit jedem Tag zu, das Gerücht nimmt zu, unheimlich rasch, rascher als die Tat verübt, jedenfalls sehr rasch, so daß uns Schreck und Staunen packen, was ist jetzt mit dem Kind? Das Kind richte ich mir schon her, das zarte Geschöpfchen, spricht die gute Mutter und sprechen andere auch, sie mag so jung und dünn sein, wie sie will. Vor nicht ganz einer Woche auf die Welt gebracht und schon so groß, das Gerücht! Nichts davon stimmt, sonst wäre es ja Geruch. Geruch nicht zu leugnen, Gerüchte schon. Es sproßt und treibt empor und ruht und rastet nicht, sein Wuchs, der Wuchs des Gerüchtes: schon ein ganzes Schatzhaus, da ist noch viel drin, ein Schutzhaus ist das jedenfalls nicht. Da ist viel Luft nach oben, leider kommen wir nicht dazu, sie auch ordentlich einzuatmen. Den unsichtbar-kunstreichen Klang, den ihr erforscht und viel bewundert, den hat sie selbst, den hat die Kuh selbst hervorgebracht, mit Hilfe ihrer Nahrung, fast ganz allein also, bitte, die hat das doch erfunden!, wir glauben ihr, aber uns ist nichts zu Ohren gekommen, sofort zur Frau Kirchberger gehn oder zu mir oder zu der Frau Kronberger oder der Frau Kirchbichler oder zur Frau Kirchler selbst, was weiß ich, zu denen sofort gehen, servus und gehen, die hören euch zu, versprochen.

Geht nur ruhig hin und sprecht ruhig, noch viele Knaben birgt das Schatzhaus hier, das Schatzihaus. Je mehr, desto lieber ist es uns. Es waren doch so viele, gefüllt mit Lust, nein, eher mit Lustigsein, die müssen doch alle irgendwohin, wo sollen sie denn sonst das alles hintrinken? Die Kuh muß einfach!, sie hätte dafür eine ganze Weide, aber nein, hier muß sie sich aufhalten, wo sie sich kaum umdrehen kann. Das muß sie ja auch nicht. Kriecht ihr da nicht etwas aus dem Leib hervor?, Sie haben es doch auch gesehen! Wo nichts ist, hätte der Skilehrer sein Recht verloren, zum Glück hat er es noch. Und der Rennfahrer hat sowieso immer recht. Ist da jemand? Ist da was drin für mich? Wie oft habe ich mich das gefragt und mir geantwortet: etwas, das ich nie erhofft hätte, das aber endlich zum Ende kommen sollte. Gleich sind wir fertig. Den Körper hat er in Gebrauch, wer?, na der, sie sagts ja nicht, und ich nenne auch keinen Namen, Sie kommen nie drauf, denn jeder hat ja einen Körper in Gebrauch, bloß brauchen manche ihn halt mehr. Wer?, nehmen wir ihn an, nehmen wir ihn nicht an Kindes statt, aber nehmen wir ihn einmal unvoreingenommen an, von sich eingenommen ist er ja schon, nehmen wir nur einmal an, was, nur einmal?: Das Fleisch kann man essen, keine Gefahr, das ist noch gut, doch was soll der Körper, der die Lust erfand, denn eigentlich essen? Der muß doch auch was essen! Der muß gefüttert werden, nicht nur ertränkt, sonst friert man ein. Wo soll man hin mit seiner Lust, wohin soll man gehen mit diesen blöden Meldungen, die von ihr zeugen?, es ist nur wegen der Rückmeldungen, nur deswegen sind wir hier, den Boten sollte man lieber meiden, ich würde aber lieber was andres machen!, es kommt ohnehin nichts dabei heraus. Früher war es nicht üblich, mit sowas an die Öffentlichkeit zu gehen. Das hat man unter sich abgemacht, unter den Schwestern, die zusammen trugen, nein, zusammentrugen das Elendslos. Und vierzig Jahre später gehen sie damit an die Öffentlichkeit, weil dieses Los immer noch nicht gewonnen hat. Ich sage Ihnen: Da war nichts, denn es war nicht öffentlich, sonst hätten wir doch etwas gemerkt. Wir hätten uns zu wehren gewußt, wir hätten schon gewußt, wie wir uns wehren können. Aber wir haben nichts gehört. Wer was weiß, soll es sagen. Wieso sagt keiner was, wieso sagt nur diese Kuh was, immer nur diese eine?, wir können es schon nicht mehr hören? Es sollen bitte andre Kühe auch was sagen und ihre Glocken fest schwingen! Nur sie? Nur sie? Jetzt muß sie sich doch nicht mehr im Badezimmer einsperren. Es sind so viele da, die Burschen gingen dort gar nicht alle hinein, so viele waren da, aber wohin gingen sie? Ich weiß es nicht. Jetzt sind sie jedenfalls schon lange weg vom Fenster.

Mißtraut nicht, oder nein, mißtraut lieber, es kommt auf dasselbe heraus, denn wir haben nichts gehört und wissen nicht, wem wir glauben sollen. Glaubt nur, das tote Tier nahm Stimme an, und das lebende war stumm, ja, schwer zu glauben, doch hier stehts, hier vor der Türe stehen sie herum und warten. Jemand kommt und macht keinen Laut, noch jemand kommt hinzu, als wären wir nicht schon genug, er kommt gern und fragt, jetzt kommt der Laut atemlos durch die Nacht heran: Wie war er gestaltet? War er lang? War er gebogen oder eher kurz? Ihr müßt es schon genauer sagen, wenn ihr was erreichen wollt. Kurz war er, schlüsselförmig, unterwärts in Haut gezwängt, die war schon am Platzen, er hatte es nötig, dringend. War er eher einer Katze ähnlich oder eher einem Panther? Völlig daneben! Haushoch! Im Aus. Er war, wie alle sind. Sie werden das doch schon mindestens einmal gesehen haben! Jeder, na ja, fast jeder hat einen. Gerundet ist er und kurz nur sein Gebein, eigentlich gar kein Gebein, wenn ichs recht bedenke. Such dir eine andre Tierart aus für den Vergleich! Also ja, vielleicht ein gehörnter Käfer? Wie wärs damit, hä? Jetzt bist du schon recht nah bei etwas, dem dieses Tier am ähnlichsten gesehn hat. Okay. Und was war das Tönende dran, du sagst ja, es hat getönt, aber vielleicht nicht aus dem Tier, oder? Vielleicht hat es von höher oben getönt, aus des Vaters Mund? Oder von oben getötet, aus des Trainers Vollmund? Zu hoch geschätzt. Ist das der Grund, weshalb du jetzt reden mußt so laut? Mit welchem Namen wollen wir das Tier benennen? Jetzt ist Zeit für den Namen, für die Namen, jetzt ist es Zeit! Wovor fürchtet ihr euch? Etwa vor der da? Wer die schon ist! Was sagt sie? Wer ist diese Person? Wer hat sie hereingelassen? Woher kommt sie? Eine Heilige? Oder sonst was Besseres? Eine Besessene? Also ich habe sie nicht besessen, daran würde ich mich erinnern. Was will sie dann hier? Ihre Heiligsprechung abwarten, es ist noch gar nicht abgemacht, daß sie es wird? Im Grunde ist es egal, was sie sagt, doch sie wirbelt Staub aus der Erde, bald kommt das Begrabene heraus, sie soll nicht soviel wühlen, sonst taucht es jetzt schon empor, sonst kommen die Gestorbenen und wollen auch ihre Heiligkeit bestätigt haben. Dazu gehören immer zwei, nein, das paßt hier nicht, dieser Satz paßt nicht, er paßt nicht einmal mir, ich hab ihn probiert, er paßt nicht. Etwa Ihnen? Auch nicht? Vielleicht was andres ausgraben, gegen jeden gibt es etwas vorzubringen, bevor es einem jemand nachträgt. Jeder wühlt, jeder telefoniert für sich allein, das ist eine Errungenschaft, da gehören nicht zwei dazu, da ist man ganz allein. Na endlich! Vom kleinen Bildschirmchen, oder woher er halt kommt, wunderbarer Klang. Wir hören. Wir sind ganz Ohr. Endlich tönt ein andrer, übertönt die Kuh, wer will die noch hören, wenn er Musik hören kann? Da hört man kunstreichen Klang unsichtbarer Herkunft, doch man kann wählen, welchen man hören will, man sieht nicht, woher die kommen, die herrlichen Klänge, doch sie kommen, keine Frage, aus dieser hohlen Wölbung Innerem gelockt.

Das, was ihr jetzt hört, klingt doch schon viel sanfter als der erste Ton vorhin, es wird nichts so heiß gegessen wie geküßt, und wenn so vorne hingegangen wird, durch den Haupteingang, nicht zu verwechseln mit dem Haupt, erfahren Sie eher was als durch Bedrohung und Gewalt gegenüber mir ängstlicher Nymphe. Ja, dann sei aber wirklich ängstlich und schweig! Du schadest dir nur selbst! Uns gefällt es von den Kühen nicht, wenn Zank und lautes Schreien bei Gespräch sich regt, sich erhebt, nein, zeig in aller Ruh mir an, tu mir kund, nach welchem Ziel vor allem dein Verlangen geht, na, wohin geht es? Zum Ziel halt, wohin sonst! Na, dann bestimme zuerst deinen Standort, dein Telefon weiß sonst nicht, wo du bist, sags, zeig das in aller Ruhe auch mir, das muß aber nicht sein, Hauptsache, das Gerät weiß es und richtet die Blicke auf mich, wie ich richte die Blicke auf seinen Spiegel der Seele, sein Auge, das sieht und gesehen wird, das göttliche Dreieck rundherum schenken wir uns. Zeig mich nicht an, zeig niemand an, zeig es uns vorher, was du anzeigen willst. Dann sagen wir, ob wir es sehen wollen. Doch diese Wahl liegt nicht in unserem Bereich. Es liegt an der Anzeige in diesem leuchtenden Feld, wir haben die Fremden hereingelassen, und jetzt können sie nicht mehr lügen, weil wir ihre Aufenthalte am Telefon ablesen können, und auch vergangene Aufenthalte können daraus abgelesen werden. Auf der Anzeige des Telefons erscheint ihr Pfad. Anzeigen würde nichts nützen. Sie kommen als ganz andere sofort wieder zurück, schreiten ins Programm hinein und suchen sich eine neue Verführerin, die sich aber leider sofort verfährt. Man hat Alexa das falsche Ziel angesagt und das falsche Verfahren angewendet. Zum hundertsten Mal: Klar, daß sie sich verfährt!

Verjährt, verjährt, verjährt, nicht einmal die Herrscherin dieses Orts, keine Ahnung, doch ich weiß, die Herrscherin kann nur ein Herrscher sein und nur einer allein, mit hoher Macht, nicht einmal die könnte dran was ändern. Wenn ihr euch damals nicht gefürchtet habt, dann müßt ihrs heut erst recht nicht. Diese Kuh, genau, bei der waren wir, zu der kommen wir immer wieder, sie ist manchmal wie ein Kind und versteht nicht, was man von ihr will, aber von einem Kind würde man es erst recht wollen. Was machen wir jetzt mit der, die kriegen wir nicht mehr in die Flasche zurück, das Gespenst, das früher sanfte Tier, da hat sie nichts gesagt, damals war sie still wie ihr, wenn ihr am Lauern seid, wie alle, diese Kuh, herausgesprengt aus ihrer Herde, was soll sie allein schon machen?, sie kann nichts machen, das ganz feige Viehzeug hat sich längst verdrückt, sie erwischt keinen mehr, die ganze Herde gibts doch nicht mehr, sie wurde versprengt, genauer: Sie wurde mittels einer Sprengladung auseinandergerissen, freiwillig trennen die sich ja nicht. Ja, das hat Sprengkraft. Man muß von außen nachhelfen. Diese Kuh?, sie sagt Worte, sie sagt kein Wort, doch Worte quellen unaufhörlich zwischen den Steinen dieses Körpers, der sich nicht erweichen läßt, hervor, wir warten, wir warten auf weitere Unwahrheiten, der Staatsanwalt ermittelt eh, er fragt und befragt, aber er wird nichts erfahren, es ist verjährt, ihr blöden Kühe, ihr Übriggebliebenen, man weiß nicht, von welchem Mahl, von welcher Siegesfeier, von welchem Tafelspitz, dort drüben mehr Gras, geht auf die andre Weide dort, die bringt euch mehr als blöde Reden! Laßt eure Stimme nicht ertönen, es ist genug Futter da für alle, wenn ihr nur schweigt, wenn ihr die Klappe haltet. Erzählt uns jetzt nicht, welcher Sterbliche sich in euch so wild ergoß, erzählt mir doch nichts! Ich weiß, in dieser schweren Sache will keiner Rat einholen. Das ist dumm. Unser Rat ist nicht teuer, aber trotzdem gut. Woanders müßtet ihr mehr dafür bezahlen. Verratet ihr die Auskunft?

Haben Sie die App nicht geladen? Wir haben doch auch Sie nicht eingeladen! Wer sie hergestellt hat, die Applikation, diese Zierde für den Apparat, bleibt ein Geheimnis, ich verstehe ja nicht einmal, wie soviel in so ein kleines Gerät hineingeht. Sie wissen nur, daß Sie kommen müssen, aber das wissen alle. Das wollen alle. Wer hat euch das gesagt, von wem kommt das? Ihr verratet sie nicht, verratet nicht die Auskunfts- und Ankunftszeit, auch gut, für uns sogar besser; verratet ihr die Auskunft, die ihr von mir hört, gebt sie nicht weiter, sie wird euch persönlich als eine Züchtigung verhängt. Schon knallt die Peitsche, ist das Trainer, Betreuer, Kollege oder Servicemann? Serviermädchen? Serviertochter? Saaltochter? Eine Heilige? Gar die Heilige Maria? Also über deren Abstammung weiß man, soviel ich weiß, so gut wie nichts. Die war plötzlich da, keine Ahnung. Wer ist jemand, daß die Mutter des Herrn zu ihm kommt? Der Jemand heißt Anna, glaub ich. Egal, es sollen alle zu ihm kommen, damit ihnen der Herr gezeigt werden kann, wer immer er ist, vor Gericht wird es sich schon herausstellen. Aber geh!, dort kommt er ja nie hin!, alle, die halbwegs nach was ausschauen, sollen kommen. Gewisse Geheimnisse können wir nicht mitteilen, weil wir sie selbst nicht kennen, doch die Mutter des Jesus können wir schon nennen, bevor wir uns schlagen lassen. Reinste der Frauen! Und wenn schon die Mutter des Herrn zu uns kommt, dann vielleicht auch der Herr selbst, vielleicht zeigt er uns den Herrn, wenn es ein andrer ist? Wir wollen ihn sehn, wer es auch ist! Wir wollen alles sehn! Meerstern ich dich grüße! Egal. Sie sagen alle: Wer anzeigt, der soll angezeigt werden. Wie du mir, so ich dir. Halte die andre Wange hin und aus! Du kannst dich natürlich wegdrehen, aber nützen wird es dir nichts. Wenn dich die eine Backe ärgert, dann halt die andre. Das sitzt du ja auf einer aus, sogar mit Schuhcreme als Schmiere drauf.

Warum schweigst du nicht, wenn es doch angezeigt ist zu schweigen, wer schweigt, kann angezeigt werden, doch sagt er auch nur nein, geht er heim. Das Geschehn verbirgt im Schoß der Erde sich, und dort bleibt es dann auch. Damit die Kunde davon die Blätter nie erreicht, wenn der Stamm sich einmal schüttelt. Dabei ist gar nichts passiert, drauf kommts doch letztlich an. Sie können mir schon glauben, das tote Tier hat geschrien, das lebende war stumm. Das habe ich schon gesagt. Ich mache es noch deutlicher: Solange man tot ist, schreit man, im Leben schweigt man. Ich verstehe mich selbst nicht, weil ich schon zuviel gesagt habe, als wäre ich schon im Grab und werde dort von Leitungen am Leben erhalten. Es ist nichts passiert, sonst hätten Sie mich doch gehört. Ich bin immer die Lauterste, die schreit, die Lauteren schreiben besonders laut, da muß man natürlich noch lauter sein, sonst wird einem etwas nachgewiesen, das es nicht gegeben hat, nie. Die Lauteren eher Wegweiser, die stehen an den Pfaden der Skiregion Amadé, Ischgl, Sölden, Kitzbühel, Kaprun, Lech, Obertauern, Serfaus, Bad Gastein, jetzt ist es mir zu blöd, den Rest ergucken Sie sich gefälligst selbst! Amadé! Wer sagts denn! Der richtige Name Wolferl ist ihnen nicht eingefallen, es sollte halt ein Berühmterer sein, nein, der Berühmteste von allen im Salzburger Land. Auch aus mir sind einst viele Instrumente erklungen, jetzt bin ich stumm, solang ich spreche jedenfalls. Ich habe niemandem etwas zu sagen, kann aber nicht aufhören, tut mir leid. Bin außer mir vor Entsetzen, alle anderen sind auch außer mir, die Glücklichen!, sie sind gegangen, sie können es nicht mehr hören, ich sing mein Lied, soll ich? Sie sagen nein? Aber es ist das schöne Lied, das immer nur mit anderen zusammenklingt, allein kann es nicht stehen, mein Lied, da fällt es sofort um. Wollen Sie es nicht doch hören? Vielleicht gefällt es Ihnen ja? Das Lied muß zwar von vielen Seiten gestützt werden wie die Wahrheit, die nie alleine gehen kann und immer einen braucht, der sie vertritt, aber es klingt dann doch recht hübsch. Sie selber bleibt lieber zu Haus. Der Lyra wandelbarer Klang entzückt mich, das ist mal ein Instrument, das ich nicht beherrsche. Endlich!

Jetzt singen ein paar Stimmen zusammen, als würde ein sterbendes Tier heulen. Empor hebt vollen Klangs sich der Schall hier vom Platz zur Empore hoch droben. Inzwischen hat es wirklich jeder gehört und zieht keine Konsequenzen draus. Jeder verabscheut gewisse Geheimnisse, aber erfahren möchte er sie trotzdem. Das Hotel wurde schlüsselfertig aufgestellt und übergeben, ja, das Café auch. Umsonst trägt keiner seine Knochen zum Markt, wo sie als Filetstücke verkauft werden, bis die Leute sie fressen sollen, dann merken sie erst, daß das ziemlich hart ist, was ihnen da vorgesetzt wird. Ich als Vorgesetzte der Wahrheit winke alles durch, bin ja nicht beim Grenzschutz, nicht wahr, was will die Wahrheit hier? Mir Konkurrenz machen? Das haben schon Tausende andre versucht, wurden aber nicht für den Kader und seinen dazugehörigen Kadergehorsam aufgestellt. Ohne Schwung, ohne Abschwung im Zielraum, ohne Ziel im Schwungraum, und Schwung genommen und Medaille umgenommen und rauf aufs Stockerl! Unbenommen, das ist schon ein großer Moment. Und Schwung gegeben dem Zielraum, weiter gehts nicht, damals Zungen nur und Schwänze, heute weg, heute ganz weg, wo sind die hin?, es müssen doch noch welche übrig sein!, von den Schwänzen hätte ich gern noch ein paar, ein halbes Kilo bitte, andre wollen sie nicht und zeigen mit dem Zeigefinger, das verstehe ich gut, doch ich bin weg vom Fenster und umgearbeitet worden. Bitte, andre wollen wieder rausschauen, was ihr wollt, wie es euch gefällt, Maß für Maß, nein, das nicht, das Maß ist immer unterschiedlich, und beim Maßstab haperts auch, wie soll man da etwas messen können?, wie soll man da etwas aufarbeiten können, wenn man nichts sieht, wenn man keine Arbeit sieht, weil alles von selber gegangen ist?, wenn alle etwas zugeben beim Maß, aber sonst nichts zugeben. Doch man hat dieses Maß nicht, wo kann ich es bitte bestellen, was soll ich eingeben, wo ich doch alle Eingaben schon für meine Eingebungen verbraucht habe? Also ich weiß jetzt nicht, was man nicht sieht, ich sehe nur fern, ich sehe nur von fern, ganz ungefähr, was aufgearbeitet werden muß, als würde die Arbeit allein nicht schon genügen. Mißgebrauch, so nennt man das, was man nun wirklich nicht brauchen kann. Es war nichts, es gab sie nicht, hab vergessen, wen nicht. Das haben wir schon gar nicht gebraucht, keine Ahnung, was.

Mit Worten ist sie eifrig, die Kuh, Taten meidet sie eher. Typisch, das sollen wieder andre machen, die sollen den Dreck aufkehren. Dabei kann die Untersuchung für uns nur gut sein, bei Untersuchungen kommt so manches zu Tage, das den Menschen wieder gesund machen könnte, wenn er wollte, aber man muß natürlich wissen, was er überhaupt hat, welche Krankheit er hat, das erfährt man nach der Untersuchung und kann dementsprechend handeln, das heißt, die Krankheit bekämpfen, und schon ist sie wieder weg. Auf Wiedersehen. Nur so wird der faulige Apfel gefunden werden, falls die Kuh ihn nicht vorher gefressen hat. Feiges Bestienpack, ihr Jugend! Heute traut ihr euch das nicht mehr. Und als ihr es euch getraut hat, ich meine, als andre es sich getraut haben, folgte ihre Trauung, das war unvermeidlich, eigentlich hätte sie schon davor stattfinden sollen, aber da hatten sie keine Zeit. Die Zeit wurde ihnen von der Zeitnehmung genommen.

Ist das ein zarter Hirtenruf, der hier ertönte? Sein Ruf ist nicht der beste. Das kann aber gar nicht sein, diese Herde hat keinen Hirten, und wenn, dann nur einen, der nicht hinschaut, der sie gar nicht anschaut, die Tiere, die wissen schon von allein, was sie zu tun und wohin sie zu gehen haben und was sich im Schlachthof gehört, dort kriegt man die Etiketten; heute ist niemand zur Flucht geneigt, das ist nicht nötig, es tut ja keiner was und hat keiner was getan. Heute gerät keiner mehr in Angst, und die Angst haben, haben keinen Grund mehr, es ist verjährt, die Nymphengrotten sind verwaist, die Hotelzimmer sind unbewohnt, das gibts heute nicht mehr, das, was war, gibt es nicht mehr, heute haben wir Burschen, die nie zur Flucht geneigt sind, nie in Angst geraten, auch nicht vor dem Gebrüll dieses grasfressenden und Kräutertee trinkenden Getiers, ob mit Hörnern oder nicht, die ducken sich nicht, keiner duckt sich. All dieses Strahlende wird nun von euch beschmutzt! Wird nun von euch beschmutzt!

2.

Ein Engel: Was sehen wir hier? Einen Hotelkorridor. Jesus kommt und zieht sich im Gehen mit einer Zange die Nägel aus den Handflächen. Blut tropft, auch aus seinem Herzen, das am richtigen Ort, allerdings außen, angebracht ist. Er kann drauf zeigen, das ist aber unnötig und überflüssig.

(Engel flattert ab)

Jesus: Geschnittene Hölzer, starke Nägel wurden da hineingebohrt. Meine Wunden sind inzwischen zugewachsen, nein, da war ich voreilig, sie bluten immer noch, vielleicht nächstes Jahr auch noch, sie bluten mindestens bis zu den Winterspielen. Sie sind schuld, daß der Verband bluten muß! Hätte ich Konsequenzen haben wollen, dann hätte ich vor mehr als zweitausend Jahren Anzeige erstatten müssen. Es nützt auch nichts, Männer an die Wand zu nageln, im Gegenteil, das macht sie nur populärer. Wenn die das gewußt hätten, hätten sie es schon früher nicht mit sich machen lassen. Männer an die Wand nageln und öffentlich anprangern, wenn sie nicht wegrennen können, das kann manchmal recht sinnvoll sein, damit die Menschen sich merken, daß sie alles mit sich machen lassen sollten, damit sie berühmt werden. Solche Männer leben ja davon, sie leben von ihrem Bekanntheitsgrad, der von der Verfinsterung ihrer Seele abhängt, doch es geht darum, was nachher passiert. Sie sehen es an mir. Ich zum Beispiel bin danach erst so richtig prominent geworden. Mir geht es jetzt auch nicht mehr darum, was passiert, sondern darum, daß präventiv Maßnahmen gesetzt werden und mir vor allem niemand meinen Ruhm streitig macht. Ich war schließlich der Erste. Runter kommen sie alle, ich kam rauf, mit etwas Hilfestellung kam ich rauf aufs Gerät. Inzwischen mußten viele bluten, aber nicht so wie ich. Ich fordere keine Konsequenzen für die Täter, ich bin lieber die Konsequenz des Opfers, die verkörpere ich mit meinem eigenen Körper. Ich verlange nur, daß das nicht noch jemandem passiert, denn mein Ruhm als Opfer soll ungeschmälert anhalten. Ich dulde keine Konkurrenz. Welches Antlitz trage ich hier unter dem Arm, das wird doch nicht meines sein?, das Haupt eines Löwen?, mit dem haben sie mich vielleicht verwechselt, mit einem Berglöwen vielleicht. Betrachten Sie es genau, es lohnt die Mühe! Sie sagen, das ist nicht meins, nicht mein Gesicht? Auf Leinwand wäre es viel mehr wert, wenn es vom Richtigen kommt. Zwei Stück, das kann nicht sein. Es gibt also meins, dort ganz oben am Kreuz, aber damit Sie es genauer sehen, habe ich es hier noch einmal, unter dem Arm. Ich bin ein Mann mit zwei Gesichtern, eines davon zeige ich der Öffentlichkeit, das andre kenn ich selbst nicht, es ist eine Rankhilfe für Frauen, die sie nicht hochbringt, aber öfter aufbringt, als eine Gedankenhilfe könnten sie mich eher brauchen. Sie zeigen auf mich, sie sind meine treuen Fans. Nach mir wird keiner mehr so bildlich und vorbildlich ans Kreuz genagelt werden. Von meinem Ruhm will ich ganz alleine profitieren. Jeder kann es halten, wie er will, ich hielt gern am Kreuze still. Ich habe viele Zuschriften erhalten und auch selbst ins Netzwerk geschrieben, ich habe mein Leiden so geschildert, daß ich selber fast geweint habe. Andre schilderten auch ihr Leid, kamen dabei aber nicht an mich heran. Ich bin beim Leiden der Erste. Nein, nicht leider Erster, sondern erster Leider. Ich wurde hingehängt, ich wurde hergehängt, ich wurde hierhin und dorthin gehängt, hier hat es nicht gepaßt, dort hat es nicht gepaßt, man hat einen Platz für mich im Stammeskader der Davidianer, alle inzwischen tot, nein, im Stammkader gesucht und mich dann am Stamm doch wieder endlos hingehängt, für die Ewigkeit, was andres ist ihnen für mich nicht eingefallen; ich glaube, dieser Rekord hält für die Ewigkeit vor, aber auch ihn wird man mir vorhalten. Ich hätte zuwenig an andre gedacht, die auch Rekorde aufstellen wollen, die an mir vorbeiziehen wollen, aber es kommt am Ende doch immer ein Kreuz mit leckerem Belag dabei raus. Ja, es ist ein Kreuz mit dem Erfolg wie mit dem Mißerfolg. Hoffentlich hilft mir jemand tragen. An der Wand. Dort, hier bin ich, mein Vater! Am Kreuz. Von Frauen beweint, bevor sie mich überhaupt erkennen. Ich komme! Einen körperlichen Übergriff würde ich absolut nennen, was mir passiert ist. Keiner würde mir da widersprechen. Wenn das kein Übergriff war, dann weiß ich nicht. Aber bitte: Ich wollte es ja! Dafür darf ich jetzt für meine Firma ewig an den Start gehen und ewig siegen, also bis auf weiteres jedenfalls, ich bestimme ja, wie lang ewig ist. Ich halte den Weltrekord unter denen, die sich niemals bewegen, dafür aber umso höher hinaufkommen.

Die andren, die gar keinen Sport machen, sondern Ruhe geben, sind schon viele, schon viele mehr als wir, doch ich lasse die Ewigkeit immer noch nicht enden. Wir werden sehn, wer den längeren Atem hat. Ich lasse mich auch nicht begrapschen, selbst wenn das oft versucht und geübt wird. Sie küssen mir die Füße, das geht grade noch. Mehr erlaube ich nicht, auch wenn sie sich immer wieder vorzuarbeiten versuchen, an meinem Körper hinauf, bis ich stop! sage. Sexualisierte Gewalt schließlich gang und gäbe, dem muß man einen Riegel vorschieben und eine Beauftragte dafür ernennen, die das kontrolliert, aber nichts zu sagen haben wird. Es hat das alles nichts zu sagen. Ja, es stimmt. Es gab noch mehr körperliche Übergriffe, ich kann sie gar nicht mehr zählen, denn erzählt sind sie längst schon alle. Ich war immer in einer Art Nebenzimmer, ich wußte ja, wer ich bin und daß ich unzerstörbar bin, mein Papa duldet keine Gewalttaten gegen mich, auch wenn ich sie mir ausdrücklich wünschen mag. Sie mehren nur meinen Nachruhm. Es ist nicht zum Äußersten gekommen. Es kommt zum Äußersten, beides schon passiert. Das Äußerste wird aufgeschoben. Man will den reinen, sauberen Nimbus meiner Religion bewahren, aber so ist das nicht. In meiner Kirche sitzen die Männer oben. Die Frau wird als Mann zweitrangig gesehen, weil sie keiner ist. Wer kann, raubt sie und entfernt sie aus der Öffentlichkeit und treibt sie ins Gebirg hinauf. Mir geht es generell um Gewalt. Meine Kirche hat ein Tabu darüber liegen, das sie jederzeit anheben oder aufheben kann, wie ich mein Lendentuch. Wichtig ist, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, die präventiv wirken, und möglichen Opfern ein Umfeld zu geben, wo sie mit Experten sprechen und ihren Leidensdruck herauslassen können. Meine Angestellten wissen schon, was sie damit alles machen können. Das Frauenbild in meiner Religion hat sich nicht groß verändert, es ist noch immer klein. Meiner Mutter lieber Leib hat nichts Größeres zustandegebracht. Bist du zur Entnahme frei, sprach die Henne zu dem Ei. Sprach die Box zum Kleenex-Tuch, dir bleibt immer der Geruch. Wisch dich mal woanders rein, sprach der Koben zu dem Schwein.

Der Engel: Jesus wird mühsam, also unter großen Mühen, emporgehoben, also eher gezogen, mit einem Flaschenzug, und schwebt unter der Decke. Blut tropft herunter.

Jesus: Ich war im Nebenzimmer, aber die Türe war halb offen; da kam ein großer, alter Mann herein, die Mutter, wars die Mutter?, ich weiß es jetzt nicht, die Mutter hatte gesagt, ich sollte alles geschehen lassen; der Mann sei der Rektor der Schule und sehr streng; und wenn ich in allem gehorsam sei, käme ich unter die ersten, die ersten, die ersten! Wäre vielleicht sogar allein der erste, allein ganz oben! Auch ich bin nicht frei von Ehrgeiz, aber das ist nichts gegen meine Mutter. Und der große alte Mann, na, was hat er gemacht?, irgendwas muß er doch gemacht haben!, der große alte Mann war sehr stark, nun, was tat er, was tat er, ich soll es schon sagen? Ich sage es: Er erdrückte mich und vergiftete mich und bespie mich mit seinem heißen Atem und wollte in meinen Leib eindringen, was?! Das glauben Sie nicht, ich muß etwas verwechselt haben? Aber da war sonst keiner. Ich glaub es selbst nicht, was mir da passiert ist. Und die Mutter kam dir nicht zu Hilfe?, frage ich mich. Die stand an der Türspalte und sagte immerfort, sei nur brav, sei nur brav, sei nur brav! Und dann lag ich schluchzend auf dem Bett und hörte jemand reden, meine Mutter?, meinen Vater?, nein, jemand, einfach jemand, und ich hörte eine Zahl genannt werden, und diese Zahl verteidige ich seither eisern. Erster! Und dann? Und dann? Und dann? Sag! Ich sags ja, dann? Dann bin ich gestorben. Ich wäre fast in Sünde gestorben, könnte ich nicht selbst bestimmen, was Sünde ist. Da habe ich vorgesorgt. Ich bin nicht ohne praktische Fähigkeiten, beteuere ich immer wieder. Alles hört auf mein Kommando! (Macht Schwimmbewegungen an der Decke) Ich muß doch schauen, ob die Decke hält, ob sie mich aushält, ob sie mich auch aushält, wenn ich eine Tätigkeit ausführe. Ja, sie hält. Auch wenn ich mich heftig und sehr schnell bewege.

Der Engel: Auftritt eine sympathische Frau, die um Wahrung ihrer Fassung bemüht ist. In Unterwäsche, aber mit offenen Skischuhen. Schaut an die Decke, von der es blutig herabtropft.

Die Frau: Haben wir einen Wasserschaden? Schon wieder? Ein Schaden mehr, und natürlich wieder meiner, mein Leiberl ist schon ganz durchweicht. Sauerei! Diese Farbe geht außerdem nur schwer heraus. Bloß kein heißes Wasser nehmen, zuerst unbedingt kalt. Bei Blut immer kalt! Nirgends ist man sicher. Überall der Dreck, der Staub. Gräßliches muß ich Ihnen berichten, aber vielleicht wissen Sie es schon, der Pfuhl der Sünde stinkt bis zu Ihnen dort droben hinauf, sicher riechen Sie es schon ewig, es fällt Ihnen gar nicht mehr auf. Alle Bande der Sittlichkeit sind gelöst, man hohnlacht! Man lacht sogar über das, was ich sage. Man fragt, wieso nicht zweitausend Jahre früher? Jetzt ist es zu spät. Jetzt reichts, jetzt wird es unappetitlich. Hat diese Frau jetzt erst zu sprechen gelernt, das fragt man ausgerechnet mich! Ich habe es ihr beigebracht, doch eine gute Schülerin war sie nicht. Jahrhunderte nach dem angeblichen Übergriff wird der Mund und wird das Erinnerungsvermögen aktiv! Eine Frechheit das. Jahrhunderte ist alles voll von Ihrem Leid, da werde ich doch wohl auch noch was sagen dürfen, oder? Schrecklich, wenn der Mut erst so spät zu wachsen beginnt! Dann sage ich, was ich jetzt sage, was ich schon gesagt habe, als mein Versuch, den Abfluß der Badewanne zu reparieren, fehlschlug: Können Sie mit dem blöden Herumtropfen nicht aufhören? Schauen Sie mich an, alles rot!, es geht schon bis in die Unterhose, bis auf den Boden. Wie unpraktisch, daß Blut rot ist! Blau wäre besser, oder? Aber wenn die alle blau waren, wurde es ja erst recht gefährlich, dann darf man sich ihnen nicht anschließen, dann sind sie von Sinnen. Da mußte man sich in acht nehmen, klar. Warum jetzt? Ich werde gefragt, warum ausgerechnet jetzt? Weil ich diese Zeit brauchte, um jene Kraft zu sammeln, die notwendig ist, um Ihre blöden Kommentare auszuhalten. Wieso sollte ich jemand fälschlich anschuldigen? Was soll das bringen? Eine fette Beute? Eine fette Beichte, bei der stundenlang in das Kind gedrungen wird, bis es endlich die Unkeuschheit zugibt? Oder noch ausschmückt? Das gefällt dem Herrn Pfarrer. Er will es ganz genau wissen, ich habe es selber erlebt. Ist Ihnen dort oben auf Ihrem hohen Roß überhaupt bewußt, daß Sie dadurch Opfer verhöhnen? Sie waren doch selbst Opfer, Sie müssen meine Lage doch nachvollziehen können.

Der Mann an der Decke, welcher tropft: Nur Unfug treibst du! Da macht man Menschen, jedenfalls einer von uns, aber es gilt für uns alle drei, so lang der Strom reicht, und wenn man ihnen den Stecker zieht, machen sie von alleine weiter, weil es ihnen so gefallen habe. Mein lieber Sohn!, sagt Vati dann. Mein Wohlgefallen. So im Raum herumzuschwingen, daß alles zu euch aufblickt, dafür haben wir euch nicht geschaffen! Das war nur für uns gedacht, aber mit dem Denken geben wir uns nicht zufrieden. Stimmt schon, wir haben sie geschaffen, hauptsächlich Vati hat sich die Arbeit gemacht, die Menschen geschaffen, damit sie uns wohlgefällig sind, damit sie auch mich glatt bewundern und damit sie mich für das Verkehrte auch bewundern. Andre Personen dulde ich nicht heroben. Da hätte ich mir die Landschaften und Leidenschaften und das Leiden selbst, welche ich alle erschuf, auch schenken und mir statt dessen ein neues Kreuz aus besserem Holz leisten können. Mit Kellnern verdient man sowas nicht, außerdem sind die Menschen schon bedient. Da muß man schon gewisse Geheimnisse der Fabrikation preisgeben, welche diesmal ohne meinen Vater stattfand, deshalb sind es ja Geheimnisse! Was der Vater nicht weiß, macht ihn erst recht heiß. Kindereien bloß, doch geheim! Was macht deine Mutter, mit der du Unkeuschheit getrieben hast, wenn ihr allein seid? Das sind Impulse von überirdischer Güte, schauen Sie jetzt nicht meine Mutter an, schauen Sie mich an! Mitleid brauchen Sie mit mir nicht zu haben, das vergiftet die Menschen schneller als ihr eigener Samen. Es wird alles giftig, was die Menschen nur anschauen, nach 14 Tagen soll der, der mich berührt — und von meinem Kreuzestod sind viele berührt, das habe ich schon gemerkt —, mit Augen wie Glasmurmeln in die Welt schauen, dorthin soll er schauen, der berührt ist, in die Welt soll er schauen, und er soll Hoffnungsluft atmen, er soll nach ihr schnappen wie ein verdorrender Fisch, und nach sechs Wochen schaut er seinen Körper an, der Mensch schaut seinen Körper an, für den kommt jede Hilfe zu spät, für jeden kommt einmal dieser schreckliche Augenblick, daß es zu spät ist; er schaut sich an und fragt: Was, das soll ich sein? Bin das ich? Wozu das ganze Theater, das ganze Leid? Dies ist mein Leib? Das kann doch nicht wahr sein! Wozu fallen mir jetzt auch noch Haare und Wimpern und Zähne aus, warum werden Gebiß und Gelenke wacklig und schlackern in den Pfannen, anstatt ruhig gar zu werden, schön durchgebraten oder wie man das nennt, was in der Pfanne passiert, und was auch gar nicht lustig ist, das sage ich, der ich doch am meisten gelitten habe von allen! Laß künftig in Frieden mich! Wenn es dich freut und du dir was davon versprichst, von mir aus, weine, soviel zu willst, die andren haben ihren Spaß dran! Wenn du das erreichen wolltest, bitte!

Den Heimleiter freut es ganz besonders, er hat auch allen Grund dazu, sein Amt füllt er aus, den Bogen füllt er aus, wer zu ihm darf, lasset die Kleinen in Ruhe, aber wenn sie unbedingt zu mir kommen wollen, bitte, sollen sie halt kommen! Ja, den Bogen hat er raus. Mit der Zeit begreifen wir, daß dreist er Unfug trieb mit unsern und mit andren Körpern und unsrer Einfalt spottete. Nicht ehrlich meinte ers, denkt an die Kinder, denkt an die Kindereien bloß! Nun aber lassen künftig wir in Frieden ihn, er ist doch eh nicht mehr im Amt. Er war es lang, wir schauen, was von ihm zu sagen ist.

Ich aber, amtierender Gottes Sohn, das stelle ich mal so in den Raum, nein, da steht schon einer, nein, da hängt einer, den hat einer hingehängt, ist das etwa noch einer, der Gottes Sohn sein will? Noch dazu mit vergiftetem Samen? Dann machen wir doch eine Sammel-Vaterschaftsklage! Der Raum ist voll, der Kader ist vollständig, noch einer, der sich meldet?, alle melden sich, wenn auch zu spät, er wird nicht mehr hineinpassen; da hänge ich, da hänge ich also. Gottes Sohn bin ich unzweifelbar, wollen Sie sich denn wirklich neben mich stellen als mein Bruder oder Cousin oder als Skikanone oder was? In Person? Im Ernst? Hier nicht, aber auf dem Podest wäre noch Platz, wenn auch selbstverständlich nicht ganz oben, ein, zwei Stufen tiefer geht auch, da sieht man Sie auch noch gut. Vierter sein ist immer blöd. Die ärgern sich am meisten. Ist was gestohlen worden? Sie sagen, Ihnen ist was gestohlen worden? Ist Ihnen der Sieg gestohlen worden? Ist Unschuld geraubt worden? Kaufen Sie sich halt eine neue. Nein, schlimmer! Also gut: Der Sieg ist Ihnen gestohlen worden? Dann siegen Sie halt das nächste Mal oder zehren von alten Siegen. Dann haben Sie vielleicht Rat in einer schweren, entsetzlichen Sache, welche auch Kinder betrifft, die sogar ganz besonders? Suchen Sie halt den Dieb, der diese Kinder stahl und für sich nutzte, ich bin es nicht, ich habe alles geschaffen, nicht irgendwas genommen, wo läge da der Sinn? Im Gebrauch? Ich werde doch nicht nehmen, was ich selbst gemacht habe! Das gehört mir ja schon alles. Sie müssen bei den Armen nachschauen, die ich leider auch geschaffen habe, nicht im Zorn, nur etwas voreilig, die Eile war ich aus dem Abfahrtsteam gewohnt. Sie müssen schauen, ob bei denen was zu holen ist, ob da eine Ernte geschnitten werden kann bei denen, die keinem Tier was zuleide tun, außer sie wollen es essen. Die sind glücklich ja noch in einem Erdloch. Können sie haben. Sie haben unter uns gewohnet, und jetzt wohnen sie halt woanders. Dort ist es auch schön, und zwar weil man nichts sieht, weil man die Schrecken nicht sieht, die einen mit einem Schlag zu Boden werfen. Ist besser so. Besser, man sieht nur den Boden in dieser Bodenlosigkeit. Die Welt ist schrecklich. Ein Irrtum mein Schaffen, mein ganzes Schaffen ein Blödsinn, sinnlos, aber nun ist es halt schon mal passiert. Sehen Sie nach der Herkunft und nach dem Ziel! Das Ziel ist unten, aber nicht bei den Armen, die ich dafür liebe, daß sie unten sind und unten bleiben, die ich einfach mehr liebe als die anderen, als alle anderen, ich kann nicht anders, sie sind mir die liebsten, die lieben Armen, einfach am Ende des Hanges, das werden Sie doch wohl finden, das Ziel, es geht ja ohnedies abwärts, auch mit Ihnen. Wie lang werden Sie noch siegen? Wie lang wird Ihr rechtes Seitenband am Knie noch halten? Was wird es noch alles halten? Werfen Sie die Schlechtigkeit dem vor, zu dem sie paßt! Mir ist sie nicht gemäß, aber es gibt ja auch andre, die ich und mein Papa ebenfalls gemacht haben. Später weinen? Später weinen kann ein jeder. Es ist immer später, als man denkt. Für mich spielt die Zeit ja keine Rolle, die habe ich nämlich auch gemacht. Und ich kann sie dehnen oder zusammenschieben, ganz wie ich will. Der Teig der Zeit bleibt immer gleich. Umgekehrt wird ein Strudel draus, eine schöne Rolle, ja, Mürbteig krieg ich auch hin, beim Kochen und Backen kriege ich alles klein, was mir vorgelegt wird.

Der Engel: Die sympathische Frau in Ski-Unterwäsche und Skischuhen. Aus den Türen greifen Hände nach ihr, sie weicht unter Tritten und Boxhieben etwas ungeschickt aus.

Die Frau: Ihn aber, Gottes Sohn, egal, wer seine Brüder sind, wer behauptet, sein Bruder zu sein, lügt sowieso, ihn aber, der allein ist und sucht, wo er seine Hand herumschlingen kann, ihn verspott ich nicht und üb am Kind nicht kindischen Witz. Meine es ernst mit dem Kind! Was kostet das? Am Kind üben andre was andres, jeder übt am Kind, was er am besten kann und was das Kind später auch am besten können soll. Der da oben, der ist nicht Dieb von Vaters Seite her, im Gegenteil, er ist nur Beute, armes Schwein, er ist schon selbst gestohlen worden, obwohl der Diebstahl nicht der Brauch beim Vater war und bei der Mutter auch nicht. Mein lieber Herr, warum haben Sie denn Ihr Leben hergegeben für nichts? Sie hätten es doch verkaufen können! Mit Werbeaufdruck auf Ihrer Windel sogar noch teurer. Irgend jemand hätte es schon genommen, am liebsten die, welche Sie gar nicht als Gott anerkennen. Wenn sogar die Sandneger, denen der Hohn auf ihren Gott und ihren Dienst an ihm schon jeden Tod wert ist, nur eine Formalität — ich weiß jetzt nicht, ob die glauben, ihrem Gott gehört alles, auch jedes Leben, das muß ich googeln oder einen von ihnen fragen, doch ich kenne keinen, nur solche, die Gottes lieben Leib zerstückeln, verstümmeln und zerteilen, und die kenne ich nur vom Hörensagen, macht ja nichts, mir macht es nichts — also wenn die schon ein Vermögen für ein schlechtes Porträt von mir zahlen!

Nicht jede wurde vergewaltigt und mußte danach an viele Türen klopfen, hinter denen dann keiner mehr war, manche blieben auch für die Vorsehung übrig, die Schlimmeres mit ihnen vorhatte, ich meine, sie waren nur dafür vorgesehen, wurden aber nicht erwischt. Es wurde ihnen die Unschuld nicht geraubt, war auch nicht nötig, es gibt genug andere, welche bereitwillig ihre Taschen für die Kontrolle öffneten. Warum haben Sie es denn selbst gestohlen, was Sie gebraucht haben, warum haben Sie Kinder gebraucht? Kinder haben Sie dafür gebraucht? Was man hat, benützt man auch. Ich habe mein Leben ja auch nicht gestohlen, ich weiß, Sie Ihres auch nicht, Sie geben es freiwillig her. Von beiden Seiten, von Vaters wie von Mutters Seite her Diebstahl nicht üblich, allerdings möglich. Solang einer noch was hat, ist es möglich. Solange die Menschen noch ficken, ist es möglich, Arbeiter zu produzieren. Der Herr Gott Vater stiehlt ihnen ihr Leben, aber was einem gehört, kann man gar nicht stehlen. Doch er stiehlt keine Kühe, wozu auch, man braucht doch immer nur kleine Stücke von ihnen, die man dann in die Pfanne hauen kann. Und er macht auch mit Ihnen nichts, was Sie nicht wollen und strikt ablehnen. Das macht er sogar öffentlich, daß er eben nichts macht. Also das hat er sich so ausgedacht in seinem illuminierten Kopf. Wenn man sich auf den Schoß von jemand setzt, dazu gehören zwei. Wenn man jemand in die Fresse haut, dazu gehören zwei. Wenn man die Hand auf einen Oberschenkel legt, dazu gehören zwei. Wenn man jemand an den Po faßt, dazu gehören zwei. Und wo soll ich jetzt einen Zweiten hernehmen?

Arme Schlucker hier, ihr Leben ist auf Schnee und Eis gebaut, dem Haus mit vielen Wohnungen sind sie anvertraut, es ist das Haus des Vaters, wer mich liebt, wird auch meinen Vater lieben, nein, das denn doch nicht!, in vielen Wohnungen haben diese armseligen Schluckspechte schreckliche Erfahrungen gemacht, vielleicht geht das jetzt so weiter, beim Liftfahren, beim Skifahren und auch sonst, bis scheppernd und krachend und strahlend ihre Trainer in klobigen Schuhen erscheinen, der Tod auf Socken in der Bergbahn erscheint, das Haus des Vaters hat einfach zuviele Korridore, durch die brüllend die Dunkelheit fährt oder das Feuer fährt, aber diese Schuhe zu Fuß gehen müssen, in denen ich nicht gehen möchte, ich meine nicht in ihren, was, wenn sie einen Pilz haben, was dann? Sie sind dem Erdgeruch der Ställe nachgegangen und trafen ihre Auswahl unter jenen, die für unsere gesunde Ernährung ausgewählt waren, und jetzt vertraun die keinem mehr. Dann müssen sie sich halt selber essen. Ihre Zeit ist sowieso abgelaufen. Dem Gotteshaus ist Hunger fremd, die Tische biegen sich vielmehr, viel mehr geht nicht auf sie drauf. Hier ist alles voll, ja, der Kader auch, das haben wir Ihnen doch schon versichert, da geht keiner mehr rein, wir haben schon alles genommen, was irgendwie laufen kann. Gehen Sie weiter zum Idiotenhügel! Vielleicht nimmt ein andres Land Sie! Persien? Ja, das wäre fein, aber das lassen wir nicht zu. Seht nach der Herkunft, mehr sag ich nicht. Wem Schlechtigkeit vorgeworfen wird, der soll einer sein, zu dem sie auch paßt. Gott Vater aber ist sie nicht gemäß. Der da, der da oben, der da hängt, für immer bleibt er Kind, obwohl schon längst ein Mann! Ist stolz wie ein Bock auf seine Hörner, auf Dornenkrone und Nägel! Die kriegt er nicht raus. Mit der Zange kann er nicht wirklich umgehn. Mit Hammer und Meißel auch nicht. Tut mir echt leid. Jetzt hat er doch schon wieder danebengegriffen! Der hätte noch nicht mal gewußt, wie man den Hammer richtig hält.

Jesus an der Decke: Wo war das noch gleich, es steht nirgends geschrieben, wo das war, daß wir unter gänzlicher Verschiebung der die Scham garantierenden Kinder, nein, Kleider, nein, Kinder, nein, doch Kleider, uns wie Tiere, mit rücksichtsloser Verachtung der für die fleischlichen Instinkte gesetzten Schranken und Vorbehalte, vermischt haben und so meinen Zorn und den Zorn meines Vaters und den Zorn meiner Mutter und den Zorn andrer Väter und Mütter erregten (Die Frau schreit laut.), was weiter keine Folgen hatte; ach, Sie haben davon gehört? Es gar selbst mitgemacht?, nein, mitgemacht wohl nicht, aber durchgemacht, die Nacht durchgemacht, wie? Und dann wollten Sie noch mehr durchmachen, ha? Und dann kommen so einfach zwei vorbei und wollen den Tag zur Nacht machen, oder? Wissen Sie zufällig, wann und wo das war? Haben Sie ein Kind bei dem Verein oder bei einem anderen, wo es mit sich selbst konkurriert, denn es ist selbst sein ärgster Feind?

Die Frau: (leichthin) Ach ja, ich habe davon gehört. Nur sagen soll ich es nicht, hat man mir zehnmal geboten und damit jeden anderen überboten. Dafür kamen sie gleich zu zweit, das ist schon ein Überangebot. (Sie schlägt sich die Hand vor den Mund. Nach einer Weile) Wir haben den Menschen alles genommen, die Begattung mußten wir ihnen schließlich lassen. Ein Stückchen Wollust mußten wir ihnen gönnen, egal mit wem, sonst hätten sie sich am nächsten Baum aufgehängt. Bei der Nacht ist er gekommen, Sie wissen schon, wer. Bei der Nacht, im Frühjahr, im Sommer, vor allem aber im Winter, zu gewissen Zeiten überhaupt, wenn keine Ferien waren, aber auch wenn Ferien waren, wenn der Mond scheint, wenn der Mond nicht scheint, Sie wissen schon, wer da gekommen ist, um zu begehen die Sünden der Welt, er wartet aber immer noch, wer die auf sich nehmen wird, so, und jetzt wollen natürlich alle wissen, wie man das macht. Doch alles mit Maß und Zielwasser! Es ist schon wieder vorbei. Man hört nichts mehr. Der Sturm im Wasserglas hat sich gelegt, weil das Wasser gefroren ist. Auf Eis können Sie keine Locken drehen.

Jesus: Was machen denn die Menschen da? Ich dachte, die hätte ich schon alle auslöschen oder auslösen lassen aus ihrer Qual? Was machen die noch hier? Was wollen die noch? Was sie wollen, geht über unsere Gebote weit hinaus, und zwar in die falsche Richtung. Ekelhaft, also beim Sitzen verschiebt sich ihr Gewand, und dann wirds erst interessant, das hätte ich mir alles ersparen können. Ich sterbe sowieso, das ist mein fester Entschluß, den ich schon lange gefaßt habe. Nur ist der Mann mit der Dornenkrone für die Anprobe noch nicht erschienen. Was ist, wenn sie mir im entscheidenden Moment nicht paßt? Oder wenn sie zuwenig drückt, so daß kein Blut fließt? Vorher gehen wir auf alle Fälle, wie in jedem anderen Fall, noch alle miteinander schön essen, denn einen weiteren Fall wird es nicht geben, nur meinen, und er wird kein leichter sein. Aber die dort? Diese Bestialität der Männer und Weiber, ja, beider, das muß ich betonen, beide sind daran beteiligt, dazu gehören mindestens zwei, öfter auch mehr, jedoch mindestens zwei, die sich nicht zu wehren wissen, nein, das sind zwei andre, die sich nicht wehren, und das sind schon die meisten, ich rede doch lieber von denen, die sich zu wehren verstehen. Der Kampf wird dann spannender. Die Hütte kracht, die Bindung geht auf, kaum daß sie geschlossen war. Was machen die? Was tun die? Was ist das also für ein Tun, tun die überhaupt was?, keinesfalls etwas, das unser Wohlgefallen erregt, würde ich wetten. So, welche Körper tun was? Sind das überhaupt Körper? Die sind so klein, die sind ja kaum zu sehen, so klein sind sie, das sind ja im Grunde genommen noch gar keine Körper, deshalb können wir sie uns holen wie Brotwecken und in ihnen zündeln und wettern, sie sind ja leicht und transportabel und vielseitig verwertbar. Bei einem Gewitter kann man sie schnell unter Dach und Fach bringen. Die können schon mal einpacken. Und alle beschäftigen sich, wenn sie nicht grade trainieren, das versteht sich von selbst, alle beschäftigen sich, wenn kein Training angesetzt ist, da haben sie ja sonst nichts zu tun, dann beschäftigen sie sich also mit jenen lediglich der Fortpflanzung dienenden Organen, ich wiederhole es, falls Sie es vorhin nicht verstanden haben, oder habe ich es noch gar nicht gesagt?, sie widmen sich also der Verbesserung ihrer Form, und sie widmen sich auch jenen der Fortpflanzung dienenden und nur in dieser Begrenzung ihnen gewährleisteten Beziehungen und nötig erscheinenden Berührungen, (schreit) ich sagte Berührungen!, und Vermischungen!, (schreit lauter) Vermischungen!, (schreit noch lauter) die ich dann wieder eindämmen soll, sehen Sie, hier habe ich die Widmungstafel angebracht, das ist eine sichere Bank, auf die Sie sich setzen können. Dann sehen Sie allerdings die Widmung nicht mehr.

Natürlich muß man sie anleiten, damit sie überhaupt hinfinden! Den Blitz sollte man ja auch anleiten, wohin er muß. Dazu nimmt man am besten einen Stab und wickelt eine Schlange drum rum. Und dann stellt man seine liebe Mutter drauf, Meerstern, ich dich grüße, aua, jetzt hat die mich gebissen! Wenn die nach dieser Untat noch dort bleibt, haben Sie Glück gehabt, der Blitz weniger, denn er kann dann nicht mehr wirksam tätig werden und muß den Expresslift in die Erde nehmen. So blöd sind nicht mal Skifahrer, welche die Abfahrt ja auskosten wollen. Was? Ich soll die Leitung übernehmen? Gut. Ich kann mich drauf verlassen, daß ich aus den Büchern gelöscht werde, denn meine Füße tun dem Boden nicht gut, es werden Forderungen an mich gestellt werden. Wie komm ich dazu, wir komme ich zu dieser Leitungsfunktion, wo war meine Leistung? Nur um nachher wieder gelöscht zu werden, weil mir niemand eine Leistung glaubt! Sie können mir dann nichts mehr nachweisen, mein Name existiert dort nicht mehr, und ich bin sowieso verzogen. Ich habe mich in die Kirche zurückgezogen. Dort geht keiner hin. Dort spüren sie mir nicht nach. Ich bin der einzige, der noch Verstand genug hat, ins Gotteshaus zu gehen, dort hat mein Vater sich damals doch diese ganzen Wohnungen gekauft und Provisionen dafür gezahlt. Für meine Gedanken und mein Wirken sollte er mir auch was zahlen, anstatt mir alles zu nehmen.

Sohn, Tochter, wer sonst noch?, meldet sich sonst noch wer?, schützt dieses Haus! Schützt dieses gemütliche alte Haus! Sie verfolgen mich krummen Kerl, so krumm wie die Slalomstangen, oder sind es die Skistöcke?, ja, aber nur bei der Abfahrt. Da ist es praktisch, daß mein Vater aus krummen Wegen gerade machen kann, Blödsinn, mein Vater kann auf krummen Zeilen gerade schreiben, das schafft er gerade noch, doch was gestern war, daran erinnert er sich nicht mehr. Wenn Sie wollen, kann er es Ihnen beibringen, falls er es noch weiß: Die Stangen sind gerade gebaut, aus ihnen wird dann ein Kurs gesetzt, in dem Sie viel lernen können, wenn Sie wollen, seien Sie guten Muts, welken Sie jetzt nicht, blühen Sie auf, wagen Sie es, in Kurven vom rechten Weg abzukommen! Das lernen Sie schnell. Die Außenstange bestimmt, von welcher Seite Sie durch das Tor müssen, der Außenski bestimmt, was dann aus Ihnen wird, da kann der Innenski schreien, soviel er will. Verkanten auch nicht ratsam. Und die Stöcke haben eben diese s-förmige Krümmung, nein, haben sie noch immer nicht, jedenfalls nicht immer, und wenn, dann nur eine sanfte, die Krümmung ist dann wirklich das einzige, was hier sanft ist, wenn Sie die Streif, die Planai oder das Lauberhorn hinunter wollen, vielleicht nicht wollen, aber müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, weshalb. Macht nichts. Schon können Sie loslegen, von mir aus sofort! Aua, schon bei der ersten Zeitnehmung Rückstand. Und man muß halt mit der Zeit gehen, das Kreuz wurde also dahingehend umgestaltet, daß auch dort diese gewisse Krümmung entstanden ist, und zwar so, daß ich grade so eben noch darauf abfahren kann. Das muß ich selber tun, denn immer weniger Menschen fahren auf mich an meinem Sportgerät ab. Sie können es sich nicht mehr leisten. Sie machen halt was anderes, kaum ist Winter, wollen sie vor ihm fliehen, wie kommen die eigentlich dazu! Der ist doch noch ganz in Ordnung! Den kann man noch benutzen! Wirklich, man könnte auch gut, na, gut wäre das nicht, die Sekretion beim Geschlechtsakt vergiften, das funktioniert überall, auch in südlichen Gegenden, keine schlechte Idee, das wird so gemacht, damit danach niemand mehr was weitererzählen kann; gute Idee im Prinzip, habe ich grade vorhin vom Blatt abgelesen, nichts dagegen einzuwenden, aber dann käme ja keiner aus dem Juniorkader mehr in den Hauptkader, dann würde keine Person aus ihnen, eine schöne und große, und dort wollen sie doch alle hin, ich meine zu schönen, großen Personen, wenn sie es selbst nicht schaffen. Sie jedoch, Sie würden das nie erleben, egal, wen sie anrufen, ihr niedrigerer Stand verhindert es, gar kein Stand verhindert es, weil sie beim Fahren so leicht umfallen. Sie haben einfach keinen guten Stand, jedenfalls hier nicht! Und überhaupt, keiner würde dann überleben.

Aus der A-Jugend und aus der B-Jugend und aus der C-Jugend und was weiß ich noch, woher, wollen sie alle in den Hauptkader, die ganze Kette will dort rein, dem klaren Menschenverstand muß einleuchten, daß das nicht geht, aber sie wollen unbedingt dorthin, wo sie zählen und als zu viele gezählt und dann erst wieder ausgemustert werden, von den hämischen Blicken der Auserwählten begleitet. Das Muster kennt jeder. Die Zeitnehmung läuft, ich nehme mir auch ein Stück davon, ich habe sie ja gemacht, nein, nicht die Uhr natürlich, was versteh ich schon davon, ich bin kein Uhrmacher, die Zeit meine ich! Die Zeit habe ich gemacht! Und jetzt nimmt sie mir einer, die läuft, aber der dazugehörige Läufer erscheint nicht. Es muß einen Sturz gegeben haben, wo unsere Kameras keine Einsicht zeigen können. Falls sie Ihnen zu langsam oder zu schnell abläuft, die Zeit, beschweren Sie sich nicht bei mir! Die Erzeugung des Menschen soll derweil ruhig weitergehen, wir brauchen ja dauernd neue. Samen und Ei sollten unberührt bleiben. Alles andre kann und darf berührt werden. Das berührt Gott und Gottes Sohn ja nicht, obwohl sie sich über mehr Untertanen immer freuen, die sie jederzeit mit einem Schlag zu Boden werfen können, euch, euch drei oder wie viele ihr seid, und dieses ganze Haus auch und alle, die ohne Söhne sind, und alle, die ohne Töchter sind, und überhaupt alle, die aus einem Mutterschoß gekrochen sind, um verbraucht zu werden, die Verbrauchsanweisung liefern wir gleich mit, endlich was, das auch mich einschließt.

Die Frau: (ziemlich ramponiert, blutend, vom Engel gestützt) Ihr allerliebsten Freundinnen, denen das auch passiert ist, ihr konntet nachher sagen: wie im Fieber, wir wußten nichts, wir verstanden nichts, sind aber gezeichnet, zuerst bezeichnet, dann gezeichnet, wie der Schnee, in den jemand hineinschifft. Die Männer können das, mit ihrer Pisse zeichnen, das ist noch weit entfernt von Lust, oder vielleicht gleich höchste Lust des Schaffens, denn das macht einer ganz allein, endlich allein! So geht er für sich hin und schreibt mit sich etwas auf, das immer nur von ihm handelt. Uns zu suchen, das ist danach auch noch sein Sinn, falls er immer noch nicht müde ist, doch von unserem Standpunkt aus ist es nicht sehr sinnvoll. Eines Löwen würdig oder eines moralischen Brüllaffen: nichts für euch jedenfalls. Der macht das schon, der schafft schon was weg. Ihr! Ihr tragt schön an eurer Last, zu euren Füßen sitzen Europäer, Halbfertigware für den Wintersport, den Transport hin und zurück inbegriffen, da sitzen sie nun, und das Vergnügen beginnt, und es fehlen ihnen von Anfang an schon die passenden Glieder, oder sie sind abgeknickt, lassen sich nicht mehr in die Spur zwingen.

So, da bringen sie mir schon wieder einen dieser Helden angeschleppt, man ahnt, was die armen Walküren zu schuften hatten, wenn die Helden so richtig vollgetankt waren. Den wunderbarsten, größten Helden seiner Zeit bringen sie mir daher, fast der gesamten Bevölkerung gefällt er; durch Getränke ist er heute ausgefallen, gestern und vorgestern auch schon, möge Gott ihn bessern, den Helden, diesen Menschensohn bringen sie mir da jetzt an, ich bin nicht darauf vorbereitet. Man hat mir nichts gesagt. Aber ich sehe auf den ersten Blick: Der Mann ist ein Gott. Doch er muß sich vielleicht noch beweisen. Ist er deshalb zu mir gebracht worden? Man lernt, seinem Gläubiger zu glauben, wieviel man ihm schuldig ist. Der Gläubige will ja nur in Ruhe weiter anbeten, der Gläubiger will natürlich mehr. Man versucht, ihn zu bezaubern, damit man nicht bezahlen muß, klar, das gehört zum Geschäft. Der Held mustert mich jetzt, keine Ahnung, ob er überhaupt was sieht. Ich bleibe ganz ruhig, denn ich bin hier angebunden, fixiert auf dem Bett, ja. Irgendwas soll ich hier büßen, ich möchte wissen, was. Schauen Sie zu, dann können Sie meine Schuld vielleicht sogar miterleben, etwas Geduld bitte! Das schlechte Gewissen hat sich in mir festgesetzt, eingefressen, ausgebreitet, bis letztlich mit der Unlösbarkeit der Schuld auch die Unlösbarkeit der Buße erfunden werden konnte. Endlich wurde mal etwas Praktisches erfunden! Die Buße kann nämlich nie abgezahlt werden, der Körper kann nicht abgegeben werden. So muß man auch niemals Scheu vor einem Kredit haben. Der Gedanke, daß ich den Männern, die mich gefickt haben, das nie vergelten werde können, was sie in mich investiert haben, also nein!, auf ewig bin ich ihre Schuldnerin, ihre Maria Magdalena, niemand vergibt mir, obwohl das ausdrücklich gewünscht und schriftlich festgehalten ist. Der Gedanke an die Unabzahlbarkeit reißt mich zu Boden, ich kann gar nicht mehr aufstehen, die Stricke hier, mit denen ich angepflockt wurde, als Ziege für den Löwen, würden mich sowieso behindern; diese ewige Strafe, diese Schuld, die ich nie zurückzahlen werde können, wie soll man denn beichten, wenn einem keiner glaubt, nicht einmal ein Priester, niemand? Nicht einmal wenn ich an den Anfang des menschlichen Geschlechts denke, der auch ganz schön brutal war. Ist die Natur schuld? Ist das Dasein überhaupt schuld? Ist der Schoß des Menschen, ist etwa sogar mein eigener Schoß schuld, und ich weiß noch nicht mal, woran, nur daß er ständig verwüstet wird, wenn und wie es der Kunde verlangt, das wird mir bewußt. Okay, der Mensch ist in dem Schoß der Natur entstanden, das werde ich später noch mehrmals sagen, denn es ist mir wichtig, jeder will schließlich wissen, woher er kommt, und dorthin will er immer wieder zurück, ist das zu glauben? Ausgerechnet dorthin, wo ihm so übel mitgespielt wurde, dorthin will er wieder zurück, immer wieder rein, wo man ihm gesagt hat, daß sich ungefähr dort der Schoß befindet, ja, auch meiner. Etwa in der Mitte, am Ursprung der Welt?, daß ich nicht lache!, nein, etwas weiter unten. Also bitte, dort haben Sie ihn hinmontiert, gut so, dann müssen wir ihn nicht länger suchen und können beruhigt ans Ende schauen.

Der Engel: (kriegt einen Lachanfall; es rinnen ihm blutige Lachtränen runter, die er sich kichernd und prustend abwischt und über das Gesicht verschmiert) Nun soll endlich Gras drüber wachsen. Eine saudumme Männergschicht wars, mit einem unguten professionellen Weibsstück und einem Niagarafall von Alkohol. Sowas passiert, wenn man manchmal gern ein Glas zuviel trinkt und vielleicht noch eines. Das Ende der Saison. Alle sind nervös. Und dann ist es uns wohl wie den Frontsoldaten, wenn sie hören: Der Krieg ist aus, Kameraden! Heim zur Mutter gehts! Und da umarmen sie einander, und dann reißen sie Bäume aus und schlagen der Welt ein riesengroßes Loch! Und manchmal haut man eben daneben.

Die Frau: (davon unbeeindruckt) Bitte, bedienen Sie sich! Andre tuns ja auch ständig, der Schoß ist schließlich dazu da, daß ein böses Prinzip hineingelegt wird, schauen wir mal, welches, wir alle werden reingelegt, zuerst hingelegt, dann reingelegt. Der Held kommt also daher, er wird mehr geschoben als gezogen, gekommen ist er jedenfalls noch nicht, das kommt noch, hier muß es nicht mehr tiefer gehen, das bin alles ich!, alles von mir, am Boden!, und danach wird er auch wieder gehen, bis wir alle mit einem Male vor dem paradoxen und entsetzlichen Auskunftsmittel stehn, an dem die gemarterte Menschheit gefickt wird, die keineswegs nur aus Frauen besteht, falls Sie sich das so vorgestellt und dazu passend schwarz eingekleidet haben, nein, die Menschheit besteht aus zwei ungefähr gleichen Teilen. Und da steht sie jetzt vor diesem Auskunftsmittel, vor diesem Autobus, vor dieser fahrenden Bücherei, wo irgendwas ausgeteilt wird, das uns gescheiter machen soll, und weil die Menschheit nichts kapiert, fragt sie und fragt und fragt und kriegt keine Antwort, findet aber doch zeitweilige Erleichterung darin, von mir aus da unten bei mir, wo jemand das Loch gelassen hat, aber nein, doch nicht die ganze Menschheit! Wie stellen Sie sich das vor? Wo findet man sonst so eine freundliche Bedienung wie mich, die außerdem auch noch übel beleumundet ist? Mit der kann man alles machen, und sie macht auch selbst alles. Das ist doch praktisch, oder? Und, jetzt kommts, es kommt der geniale Streich des Menschen, nein, nicht daß er ficken kann, das kann ein jeder irgendwie, oft mehr schlecht als recht. Der letzte Streich, doch der nächste kommt sogleich, immer neue Streiche, die uns versetzt werden: Gott selbst übernimmt selbstsicher, denn er hat keine Konkurrenz, sich für diese Schuld des Menschen opfernd, Gott selbst, sich an sich selbst bezahlt machend, Gott als der Einzige, der vom Menschen ablösen kann, was für den Menschen selbst unlösbar geworden ist — der Gläubiger, genau der, nein, nicht der Gläubige!, der doch nicht!, der glaubt, Beten genügt schon. Nein: der Gläubiger, sich für seinen Schuldner opfernd! Aus Liebe, soll man das glauben? Nein, aus Liebe zu seinem Schuldner! Ich weiß jetzt gar nicht, wieviel für mich bezahlt wurde, viel wirds nicht gewesen sein, da man mich blutend und meinen Peiniger, meinen Konsumenten, von Alkohol triefend, heran- und wieder fortschaffte. Mir soll man was gezahlt haben?, einer Hure mit Haaren zum Abtrocknen fremder Füße? Nicht daß ich wüßte. Ich tat ihnen irgendwie leid, das habe ich gespürt. Von dem Geld habe ich aber nichts zu sehen bekommen. Keine Ahnung, wer es jetzt hat, es hat immer ein andrer. Ich, eine Schuldnerin, der niemand was schuldet, weil sie selbst zuviel Schuld auf sich geladen hat? Wollen Sie wissen, wann und wo? Habe ich hier etwa eine Bißwunde? Nein, das glaube ich nicht, ich habe mehrere!, es sieht vielleicht nur so aus, vielleicht hat meine Haut dort immer schon Löcher gehabt, gut, die werden auch wieder verschwinden. Betriebsunfall. Ich habe hier Prellungen in der Steißbeingegend, eine Blutgeschwulst der rechten Augenhöhle, ich habe diese Bißwunden am rechten Oberarm, eine Blutgeschwulst am Knochenrand der rechten Achsel und am Oberschenkel. In Folge dieser Körperschädigungen sind meine Körperfunktionen für den Zeitraum bis zu sieben Tagen gestört worden. Habe ich das alles? Ist das notiert? Haben Sie das? Nein, das glaube ich nicht, es sieht nur so aus, als wäre ich krank, es wird verschwinden. Und wenn nicht, dann wird, nein, soll der Blick trostlos vor einer ehernen Unmöglichkeit abprallen, zurückprallen, die Begriffe sollen sich alle rückwärts wenden, aber gegen wen denn speziell? Gegen den Schuldner? Soll es den Schuldner etwa auffressen, bevor er bezahlt hat? Soll er in der Unlösbarkeit seiner Schuld selber aufgelöst werden in Bitternis, weil man ihn von seiner Schuld gar nicht mehr trennen kann und erlösen schon gar nicht? Irgendwann ist alles Matsch. Wer will mich daran hindern zu sagen, daß das Leben überhaupt als unwert übrigbleibt? Gut, probieren wirs noch einmal, Sie, Jesus, Maria, Joseph oder wer halt grade Dienst hat: Geben Sie Auskunft, warum Gott sich für die Schuld der Menschen opfern muß? So schlimm ist das auch wieder nicht, einer muß es ja machen. Vielleicht damit er sich endlich mal amortisiert, nachdem wir soviel in ihn hineingesteckt haben? Auch das ist mir vertraut. Nach all den Jahrhunderten sollte ihm das gelungen sein. Und damit kein Mensch mehr da ist, dem seine Schuld noch geblieben wäre. Die hat Gott ihm ja weggenommen, sogar die Schuld nimmt er ihm noch weg, er nimmt sie auf sich, ist das zu glauben? Jetzt hat er gar nichts mehr, der arme Schuldner, nicht einmal seine Schuld ist ihm geblieben. Und kein Mensch ist noch übrig, in dem sich das schlechte Gewissen dermaßen festsetzt, einfrißt, ausbreitet und polypenhaft alles überwuchert, bis endlich mit der Unlösbarkeit der Schuld auch Gott neuerlich stirbt, diesmal aber wirklich, ganz allein in seinem schönen Himmelskabinett.

Der Engel: (ihm rinnen immer noch blutige Tränen hinunter; er führt die Frau zuerst sorgsam weg, stößt sie aber die letzten Meter rüde fort und spricht selbst) Die Arme. Ich verstehe sie so gut! Meine Mutter weiß sowas nicht. Sie beschäftigt sich nicht mit solchen Sachen. Sie läßt Seelenmessen für mich lesen. Da redet eine über ihre Sünden, aber ich habe auch was dazu zu sagen. Ich bin knapp 14 Jahre, aber was die Sünde ist, das weiß ich schon. Die Schuld war danach mein neues Kleid. Ich bin ja gestorben, und sogar da braucht man noch was zum Anziehen. Ich bin in Sünden gestorben! Die Engelkollegen glauben mir das nicht, aber ich bin nicht rein gestorben, ich bin unrein gestorben. Was ich getan habe? Jedenfalls nicht die Schule geschwänzt oder meine Mathe-Aufgabe nicht gemacht. Mir wird so bang, wenn ich es erzählen soll. Nicht wahr, Sie sagen es nicht weiter? Vielleicht wissen Sie es auch schon. Mich hat ein großer Mann erdrückt. Oder vergiftet. Genau weiß ich es nicht mehr. Wo habe ich nur meinen Kopf? Ich mache trotzdem meine Ansage, hören Sie, solang ich noch kann: An der Decke des Hotelkorridors erscheint jetzt (Es geschieht.) ein leuchtender Kopf und wandert herum. Er trägt Skihelm, Skibrille, die Skistöcke hängen von ihm herunter. Vielleicht liegt der Körper auf einem hochgezogenen Brett, man sieht aber nur vorn den Kopf und die Stöcke. Mir doch egal, was Sie oder wie Sie das machen, aber so stell ich mir halt die Liebe vor. Was weiß ich schon? Daß ich brav sein soll, das weiß ich, das hat man mir gesagt.

Der Kopf: Von drauß vom Walde komm ich her, ich muß euch sagen, das Fahren war schwer. Allüberall auf den Tannenspitzen seh ich goldene Lichtlein blitzen. Es läuft ein Trailer, der zu mir führt. Eine Rollbahn, eine gemähte Wiese, ein Hang. Ein ferner Stern, nein, ein Krieger-Stamm des Südens, war das Brasilien, von wo mein Kopf hierher gereist ist und endlich erleuchtet wurde?, rufen Sie das Museum der Welt an, dann wissen Sies, das hat mich in diese Vitrine gestellt und beteuert, daß sich das so gehört. Das Museum weiß, warum und woher ich aus meiner Welt geholt wurde und weshalb sie gerade meinen Köpfler aufgehoben haben. Dieser Stamm, der Menschen gejagt hat, ähnlich den Skifahrern, die auch einander jagen und einander etwas abjagen, Kristallkugeln, in für mich unverständlicher Hast, hat mich zur Verfügung gestellt, als er nicht mehr wußte, was er mit mir anfangen sollte, mit mir dürrem Ästchen. Sie haben mich also von meinem Stamm heruntergeschnitten, nicht wahr, und dann als Muster, daß die Menschen sich nicht immer musterhaft verhalten, sich aber wenigstens bemühen, hier ausgestellt. Sie haben meinen Kopf von weither transportiert und zeigen ihn jetzt dem Volk, damit es meinen Entschluß zu reisen nachträglich gutheißen kann. Sie sind nicht so weit herumgekommen wie der Kopf, und der mußte sich ja erst von seinem Körper verabschieden, bevor er in die Fremde ziehen konnte. Ich zeige mich also Menschen, die sich selbst nicht kennen, aber mich wollen sie kennenlernen. Eins wissen sie: So wie ich? Also nein, wirklich nicht, wenns nicht unbedingt sein muß, bitte nicht. Der Körper hat schon auch Vorteile, wenn ich mich recht erinnere. Sie sehen nicht gern mein leidendes Aussehen? Kann ich verstehen. Die einen sagen, das Leiden sei erlaubt, die anderen sagen, es ist nicht erlaubt, daß man einen Kopf ohne irgendwas betrachtet, Kopf ohne Beilage, Hirn ohne Ei, Ei ohne Hirn, so findet man sich in neuartigen Verhältnissen und kennt sich dort nicht aus, weil man keine Basis dafür hat. Kommt was von der Basis, weiß ich, daß a Schas is. Also bitte! Wir sind doch nicht in Südamerika! Ich bin jetzt hier angekommen und ordentlich angepißt, ein einsamer Kopf in der Fremde, wo niemand an Köpfen interessiert ist, am Köpfen vielleicht, an Köpfen weniger. Aber wohin soll man mit dem Produkt? Es wird angebracht, ein Fetisch? Fetisch heißt eigentlich eher, etwas ist total unangebracht. Zuerst umgebracht, dann unangebracht. In meinem späteren Leben als Kopf glaubte ich, noch einen andren Vorteil meines Genitalersatzes zu genießen, doch bei näherem Hinsehen hatte es nie gestimmt. Das Genital war doch besser. Es zu verlieren, das ist so, als wollte Ihnen jemand meinen Kopf schenken. So einfach ist es auch wieder nicht. Warum nicht? Ich werde von anderen ohnehin nicht in meiner Bedeutung erkannt, darum wird mein Anblick keinem verweigert, der ihn sucht und Eintritt zahlt, so wie er Befriedigung sucht. Dabei hat jeder seinen eigenen Kopf und braucht meinen nicht und setzt ihn sich nicht auf, sondern er setzt ihn durch, selbst wenn er dabei zu Bruch geht in seiner Transportkiste. Andre wußten mit ihm was besseres anzufangen, die wollten sich gleich mit ihm etwas anfangen wie die Salome, ein Walzer mit ihr ist der Höhepunkt, er ist sogar besser als der Höhepunkt, hübsche Mädchen tanzen gern und freuen sich über Beifall. Und dann wollen sie einen lebenden Menschenkopf geschenkt bekommen, weshalb, zum Spielen? Und Herodes schickte sie mit dem Henker ins Gefängnis, und der schneidet meinem Kollegen den Kopf ab? Der wurde damals auf eine Platte gelegt und in den Bankettsaal getragen, das Blut lief von ihm herunter und machte Salome dreckig. Wahrscheinlich war es bei mir damals ganz ähnlich. Was macht man mit einem toten Kopf, wo man doch einen lebendigen haben möchte? Aber der hält sich nicht lange, doch vielleicht länger als die Salome, wer weiß. Vielleicht hat sich der Kopf des Johannes länger gehalten als seine neue Besitzerin? Nicht schlecht.

Meinen mußte ich schließlich zur Besichtigung freigeben. Wenn man das damals so gemacht hat, dann bitte, von mir aus, sagen Sie? Da haben Sie recht. Sie kommen alle zu mir, lasset die Kindlein zu mir kommen, je mehr, desto lieber, sie dürfen zuerst rein, und wir dürfen zuerst in sie rein, als erster, man muß unbedingt schauen, daß man der erste ist. Wenn eine Kamera beim Finish dabei ist, kann man das sogar beweisen, daß man in dem Kind und an dem Kind sein Geschäft verrichtet hat. Sonst ist das Kind ja unter seinem Vorbesitzer schon unbrauchbar geworden. So sprach ein lieber Fetisch-Kollege, den Sie hier nicht, dafür aber überall sonst auf der Welt finden werden, den sie auf ein Stück Holz genagelt haben, und er hat sich das gefallen lassen, damit die Menschen Gefallen an ihm finden, obwohl sie selbst das nie mit sich machen ließen. Dennoch blieb er einer mit Körper und Geschmack, also geschmackvoll angezogen, meine ich, ein Tuch, mehr braucht man im Grunde nicht als Grund, hinzuschauen, und zwar nur dorthin, bitte, jeder nach seinem Geschmack. Den einen macht der Anblick des weiblichen Genitals, der letztlich keinem erspart bleibt — zumindest einmal im Leben sieht es ein jeder —, einen starken Eindruck, da gibts nichts, sofort homosexuell, ja, leider, von Anfang an, ich will nicht sagen von Anfang der Schöpfung an, da eher in der Mitte, ab da läuft dann die Zeitnehmung und kostet uns Zeit, die Totalschäden aus uns macht. Die anderen wieder schöpfen gleich einen Fetisch, bevor sie noch eine Vorlage für ihn hatten, war das jetzt eine Vorlage?, nein, eine Auflage, und fahren auf den ab, dem Rest ist es, wie immer, egal, was er ist. Hauptsache, sie können ihn besichtigen. Wo er ist, nicht, denn er will ja dauernd Urlaub von sich machen und Ungewohntes, Neues mit sich machen lassen. Die aus dem Süden wollen in den Norden, die aus dem Norden in den Süden. Seien wir zufrieden, erklären zu können, was geschehen ist, und verwerfen wir die Aufgabe, zu erklären, was nicht geschehen ist, ich meine, warum es nicht geschehen ist.

Was ist jetzt mit dem Tuch? Beinahe jeder will drunter schauen, ich wollte als Kind immer unter kurze Männerhosen hineinschauen und habe dort auch viele Entdeckungen gemacht. Ich mußte mich dazu erst auf den Boden setzen, vorsichtig, aber auf Kinder achtet eh keiner, außer er will sie später noch benützen. Der Homosexuelle macht das natürlich am liebsten, ich weiß jetzt nicht, was, sicher nicht Kinder benützen, das tut er nicht, oder?, jeder reitet schließlich am liebsten ein Tier, das schon auf ihn wartet und gut gewartet wird. Das Tuch muß auch einen eleganten Fall haben, natürlich ohne zu fallen, das ist es ja!, es scheint zu fallen, hängt in der Schwebe, doch es fällt nicht, und jeder grübelt, wie ich schon seinerzeit in der Kindermesse, was da wohl drunter sein mag, daß es dort hält, selbst wenn er weiß, was es ist. Bei mir nicht, da ist nichts, worauf ein Drunter haften würde. Ich mache mir keinen Kopf draus, ich bin einer. Mehr ist nicht dran an mir.

Ich weiß nicht, spreche ich hier zu Unüberlegten, weil Sie sich gar nicht fragen, wozu ein Fetisch und wozu ausgerechnet hier an diesem düsteren Ort?, sie beleuchten ihn absichtlich, doch so schwach, daß er nicht ausbleichen kann oder was weiß ich, er ist doch schon seit Jahrhunderten verblichen. Wozu sind Sie überhaupt gekommen?, natürlich damit er Ihnen gezeigt wird. Lebend kastriert zu werden wäre auch nicht schlecht, es würde schon genügen, das von jemand zu behaupten, daß alle sich fürchten. Die Trophäe wäre dann eher klein. Selbst wenn sie einem Herrscher gehörte, wäre sie nicht sehr groß. Die Eigentumsverhältnisse müßten dringend geklärt werden, denn so, wie sie sich darstellt, kann die Penistrophäe genauso dem Kaiser wie einem seiner Beamten gehören. Die Eigentumsverhältnisse dürfen also im Gegenteil keinesfalls geklärt werden, damit die Kastrationsphantasie an den Mächtigen sich so richtig entfalten kann. Helfen Sie mir bitte beim Schieben, also nicht von links nach rechts, sondern von unten nach oben verschieben, klar?, damit die Kopftrophäe zu ihrem Recht kommen kann. Der Kopf sitzt jetzt wieder oben. Und der Penis bleibt dort, wo er immer schon war, er wurde zurechtgerückt und kann als Kopf nicht soviel Unheil bei den Frauen anrichten. Fallen Sie deswegen aber bloß nicht zurück in einen Zustand der Wildheit, überlassen Sie das denen, die schon wild sind! Was können wir für solche Verstümmelungen, deren Produkt ich bin, voraussetzen? Normalerweise kann man ja gar nichts voraussetzen, hier aber schon, hier bekommt die Voraussetzung einen Vorgesetzten, und der ist zweifellos der Haß, ein Urtrieb, welcher an Stelle freundlicher, friedlicher, neugieriger, hobbyfotografierender Drohnen außerhalb dieser praktischen Geräte jetzt erwacht ist und sich räkelt, schrecklicher, böser, die Umgebung färbt ab!, also in den Menschen erwacht ist und wiederum die durch die Zivilisation der Friedenszeit verdrängten Triebe verdrängt, sehen Sie, die Verdrängung wird schon verdrängt!, genau, so steht das hier. Und jetzt müssen wir suchen gehen, in unserer Freizeit, die auch irgendwie verbracht werden muß, bis sie verschwindet. So. Der Kreisverkehr hat sich geschlossen. Ich habe keine Ahnung, was ich gesagt habe. Es mündet alles wieder in mir, umkreist mich und fährt dann direkt auf der Autobahn in den Skiurlaub.

Jeder Mann trägt den Wunsch in sich, den Feind, den Ersatz des Vaters, zu töten. Dann wird ihm der Vater gezogen, er wird mitsamt der Wurzel gezogen, und dann wird ein neuer eingesetzt, implantiert, ein neuer Kopf, bevor man den alten noch vermissen kann. Dazu mußten extra Gespenster geschaffen werden, die Wiederkehr der Toten, ja, genau, wenn keine Feinde da sind, schafft man sich halt welche, am besten lebende Tote, vor denen hätte man am wenigsten Angst, vor den Walking Dead, nicht am meisten, sondern am wenigsten Angst!, das ist kein Fehler im Denken, die sind besser als die lebenden Lebenden und die toten Toten, aber man braucht natürlich all diese lebenden Toten zum Zweck des Angriffs und der Rache, die man sich sonst nicht traut. Also man schreibt dem Feind Taten zu, klar?, die man unbewußt, ohne es sich selbst einzugestehen, am liebsten an ihnen verüben möchte. Ja. Ich habe soeben eine ganze Fernsehserie umgedreht, ich habe bewiesen, daß die lebenden Toten weniger zu fürchten sind als die lebenden Lebenden, das ist besser, als diese Serie einfach rückwärts ablaufen zu lassen, keine Ahnung, ob das überhaupt geht.

Leben ist besser, als lebend kastriert zu werden, finden Sie nicht?, ich würde nicht mal unter Androhung der Kastration, die bei mir ohnedies nur wenig bewirken würde, gehen, spazierengehen, wandern, nicht wahr, mich regen, mich bewegen, damit einer mich segnet, doch darauf kann ich verzichten. Sport wäre alles, bloß ist nicht alles Sport, was man macht. Und dann nimmt man diesem armen Manne, mir nämlich, dafür seinen blöden Körper ab, wenn er Bewegung vermeidet, ein Vermeider weniger, bei Vermeidung von Sport wird einem der Körper entzogen, schauen Sie mich an, an mir sehen Sie, wie sowas ausgeht. Ein andrer verliert seinen Körper einfach so, irgendwo, und die Ausübung des Sports wird einem Dritten in die Schuhe geschoben, den ich nicht mehr brauche, der Dritte kann aber vielleicht einen neuen Kopf gut gebrauchen. Ich persönlich, aber bitte, das ist Geschmackssache, vertrete als Symbol lieber den Penis, den ich nicht mehr habe, sonst müßte ich ihn ja nicht vertreten; das macht mehr Spaß, der ist auch aktiver, bevor er mit Schimpf und Schande von den Trophäenjägern, die Urlaub von ihrer angestammten Piste machen wollen, ausradiert wird, abgeschnitten, ein Akt der Gewalt, für den wir schon noch einen Sündenbock finden werden.

Also. Wo hab ich jetzt bloß meine schöne Phallustrophäe hingetan? Ich habe sie verlegt, fürchte ich. Und jetzt geht das ewig so weiter mit den latenten Kastrationsphantasien, sogar bei mir, der nun wirklich radikal kastriert wurde, der ganze schöne Körper weg, mehr Kastration geht nicht, die Kasse übernimmt das nicht, und viele übernehmen sich dann mit ihrem Kopf. Aus der Körperguillotine ging ich hervor, und aus der gingen nicht mal Könige lebend hervor, also mindestens einer fällt mir da spontan ein, eigentlich sogar zwei. Ich bin auch ein Einzelfall, sage aber ganz viel aus, meine Haßkomponente verwende ich für diese, wie heißen sie, Powerpoint-Präsentationen, in denen ich die richtige Haltung bei Spiel, Sport und Politik erläutere, so lauter, daß mir jeder zuhört. Mir werden sie es wohl glauben, daß ich dabei keine Eigeninteressen verfolge, als Herrscher ohne Krone. Ich ruhe nicht, bis sie in den Sportinternaten, und zwar in allen!, meinen Kopf anstatt meines Kollegen Jesus hinhängen, welcher selber hingehängt wurde, und zwar zur Mahnung und zur Warnung, daß man immer nur hinauf- und nie hinunterschauen soll. Sonst fällt einem ein Zacken aus der Krone oder die ganze Krone fällt und muß eine Runde im Salzkammergut, nein, im Salzamt, nein, in der Schatzkammer aussetzen und den Fall der Monarchie auch noch aussitzen.

Man soll erst mal im Sport etwas leisten, bevor man den Mund aufmacht, ja, daran glaube ich, das ist mein Credo. Leistung und Sport bilden ja eine Einheit, und die Leistung ist auch immer einmalig, und hat man das gelernt, darf man es überall sonst auch, keine Ahnung, was, Blut mit Sauerstoff in den Adern transportieren vielleicht, ohne daß man den Sauerstoff extra dazutun muß. Da war einmal irgendein Vorgang, und so wie jetzt habe ich mich danach plötzlich ganz hinten wiedergefunden, genauso, wie Sie mich jetzt betrachten, also jedenfalls teilweise. Ein Vorgang, der an das Haltmachen der Erinnerung bei traumatischer Amnesie gemahnt. Die Neugierde des Knaben beginnt von unten her zu wachsen, aber auch die Neugierde am Knaben selbst, so beginnt sie, es beginnt immer von unten, von den Beinen her, von dort späht er nach dem weiblichen Genital, wie ich damals nach dem männlichen, und wird dabei selber vom Hirndoktor ausgespäht und merkt es nicht. Der Neugierige wird selbst zum Fetisch, so sieht es für mich aus. Danach wird der Genußbrauch mißbraucht, nein, der Mißbrauch genossen, er wird enthüllt, weil immer alles enthüllt werden muß. Alle wollen sie die Bretter woandershin haben, nicht vor dem Kopf, an den Füßen sollen sie sein, dort werden sie befestigt, die Latten, die die Welt bedeuten, mit der es auch bergab geht. Bei Jesus war es umgekehrt. Jetzt kommt zusammen, was zusammengehört, bloß mir fehlt mein Körper, manchmal fehlt er mir sogar sehr.

Schau, dort draußen fliegt ein Vogel am Fenster vorbei, der hats gut. Den Körper krieg ich ja doch nie mehr zurück, und wenn, dann könnte er nicht fliegen über den reißenden Strom der Straßen. Den dazugehörigen Körper haben sie ungehörigerweise nicht mitgenommen in die Fremde, den haben sie vielleicht gekocht und gegessen, was weiß man. Gab es einen Täter? Der Täter war ein Stamm, an den anschließend ich genagelt worden bin. Danach, wonach auch immer, wird immer genagelt, das ist so der Brauch, und ich brauche den auch. Den Samen wollen sie also vergiften, hab ich gehört, doch am Kopf fängt die Schlange zu stinken an. Mich zu vergiften, nachträglich, ist vollkommen sinnlos. Ich habe meinen Ruf, ich habe ihn gehört, und dabei bleibt es auch.

Der Engel: Gottvater streckt seinen Kopf zu einem Gangfenster herein, er schlingt etwas hinunter, stopft was rein, der Saft rinnt ihm vom Kinn, er spricht daher undeutlich.

Gottvater: Man muß das Gift runterschlucken wie Sirup, dann merkt man es nicht. Dieses schleichende Gift hat jetzt im Skisport Einzug gehalten, ich möchte es auch einmal probieren. Im Papierkorb befinden sich noch ein paar gebrauchte Spritzen, Schläuche und Blutproben, sie wurden verwendet, damit die Menschen besser durchschaut werden und die Läufer dann noch besser. Keine Ahnung, wieso sich alle beklagen, ich spüre nichts. Die Schüler, die ein krummes Bein haben, ein gebrochenes, werden ohnedies aussortiert. Die mit dem Bocksfuß auch. Denen paßt der Schuh nicht, und daher sollen sie ihn sich nicht anziehen lassen. Ich habe meine Schüler ihre Erlebnisse, um die ich sie ehrlich gesagt nicht beneide, mit professioneller Hilfe verarbeiten lassen. Die Arbeiten wurden nachher in der Aula unseres Internats ausgestellt. Da war ein Kopf, der ohne Kunstfertigkeit aus Lehm hergestellt worden war, aber man muß nachsichtig sein, es war für einen guten Zweck. Nicht jeder kann aus Lehm Menschen machen so wie ich. Also nicht Menschen wie mich natürlich, nach meinem Ebenbild, dazu muß man eben mehr können. Ein paar verführerische Frauen hat er auch gemacht, aber er hat sich nicht getraut, die auszustellen. Er wäre eingezogen worden, weil er ungezogen war, die windschlüpfrige Uniform, die er durch was andres Schlüpfriges ersetzt hätte, wäre ihm genommen worden. Diese Lauf-Uniform bietet überhaupt keinen Schutz mehr, sie ist nur noch ein Hauch, dem der Körper öfter mal einen Streich spielen kann. Er will eine andre Form annehmen, eine bessere, kann es aber nicht, weil ihm so enge Grenzen gesetzt wurden. Es gibt überall schwarze Schafe.

Da hocken sie nun alle, wieder allein, zurückgekehrt von der Audienz bei mir, ich kann mich schon nicht mehr an sie erinnern. Wir hatten so viele Schüler, mir ist nie etwas zu Ohren gekommen. Gesehen habe ich auch nie etwas, weil ich alles sehe, doch das ist alles nichts. Alles ahnungslose Gesellen ohne Respekt und Reputation. In unseren goldausgelegten Gemächern wußten sie sich nie zu benehmen. Wenn ich bei diesem hochsensiblen Thema und angesichts der Betroffenen den Ton klar verfehle, tut es mir auch nicht leid. Es kommen ja immer neue Anwärter nach, der Bewerter spricht ins Mikrophon, wir stellen ihre Wärter, das ist Sache der Schule, aber sie kommen immer wieder raus aus ihren Zimmern, lassen sich nicht hüten und nicht helmen. Was soll man da machen. Ich kann zwar überall sein, aber nicht gleichzeitig, ich meine, ich muß mir überlegen, wo ich grade sein will. Aber ich habe die freie Auswahl aus allem, das es gibt. Ich bin allgegenwärtig, will aber dort nicht gewesen sein, wo Jünglinge in den Feuerofen gestopft wurden, sie mußten zuvor durchs Feuer, damit sie sich schon dran gewöhnen, damit sie den richtigen Biß kriegten, ach, manche sind wirklich zum Reinbeißen! Später beißen sie dann selbst zu. Mir gehören die Schlepplifte, die Zuglifte, die Zerreißlifte und die Lifte, bei denen ein Seil gerissen ist. Die nimmt mir keiner ab. Über Jahre habe ich eine betörende Machtfülle aufgebaut, nach innen und außen, und daran habe ich mich längst gewöhnt. Klarerweise entsteht da Irritation bei der Auseinandersetzung mit Diskussionspartnern, denen es an vorauseilender Unterordnung mangelt.

(Er wischt sich den Mund ab. Fenster zu.)

Der Engel: Der Ski-Vollkopf schwebt heran, macht Bewegungen mit den Skistöcken und spricht verständig zu Jesus.

Der Kopf: Wissen Sie, klar wissen Sies, Sie wissen ja alles, der Samen ist ja bloß ein Nebenprodukt bei der Kinderschändung, er muß nicht unbedingt vorhanden sein, man kann ihn auch wieder in die Tube zurückdrücken, obwohl das schwierig ist. Sie können es mit Zahnpasta schon mal üben. Nehmen Sie die Tube, und drücken Sie sie jemand rein, vielleicht, falls Sie ihrer habhaft werden können, 15-, 16-jährigen Mädchen oder Burschen, falls die Ihnen besser gefallen und nicht entkommen konnten, die teilen Sie sich auf, und dann schieben Sie denen die Tube in den Arsch und pastern sie ihnen rein, aber doch nicht allen gleichzeitig!, nein, am besten einem einsamen, ehrgeizigen Kinde, welches Sie von der Herde abgesondert haben. Bitte, manchem gefällts vielleicht, mir nicht, ich bin auch nicht dafür ausgerüstet, hab nur die Skistöcke. Die Bindung und alles, was dazugehört, fehlt. Mein Gott, ich habe keine Bindung, nein, an dich auch nicht, Jesus! Du brauchst keine Tiaren zu tragen, keine Ambrosia oder keinen Sekt zu trinken und scheppernd und glänzend an deinem Gestell dich zu zeigen, mit schiefgelegtem Kopf, zwinkernd wegen der Scheinwerfer, die alle da sind, weil sie die Auferstehung nach einem Jahr Trainingspause filmen wollen, du willst natürlich sehen, ob das beim Publikum ankommt. Jeder weiß auch so, wer du bist. Du brauchst nicht auf die Tube zu drücken, um jemand zu sein. Aber andre in ihrer Irdischkeit brauchen sie, die Tuba, nein, die Tube, um sich auszudrücken. Man überblicke mal, was diese Tube in kundigen Händen alles leistet! Als wäre die Wahrnehmung weggewischt worden, daß man, ist man keine Frau, auch keine werden kann, nicht einmal, indem man einfach etwas wegschneidet und aus. Blank und sauber, das ist gut für die Frau. Ecken und Kanten nicht so gut, dort kann man nur schlecht staubsaugen, sie lassen einen nicht richtig ran. Sie wissen schon, was ich meine, hat diese Frau jetzt endlich ihre blöde Kastration bemerkt und einen ordentlichen Schreck davongetragen?, lang hats gedauert, doch es hat gewirkt, ich glaube, jetzt hat sies geschnallt. Sie blickt halt immer nur rauf, nie runter. Schauen Sie, mir hat man überhaupt alles weggeschnitten, was nicht Kopf war. Das ist noch viel schlimmer. Für einen Kopf solo gibt es einfach keinen Sport außer vielleicht Augenrollen oder Lippen Anspitzen. Die Welt dreht sich einfach weiter. Man hat mich entköpft. Geköpft. Den Kopf hat man aufgehoben, den Rest weggeschmissen. Das ist doch recht viel, was einem dann fehlt. Einen Teil hätten sie doch einfrieren können. Ich werde trotzdem die Verleugnung aufrechterhalten, mir fällt jetzt aber nicht ein, was oder wen ich verleugnen soll. Ja, jetzt soll der Hahn kommen, ordentlich aufdrehen und krähen.

Wird vielleicht Selbstverleugnung gewünscht? Können Sie auch haben. Ich schaue zu, ich sehe, wie sich die Menschheit krümmt und bricht, wie sie ihre Seelen ausleeren beim Seminar über die Behandlung sportlicher Mädchen, wie einen Magen leeren sie sich aus. Das Gift hat bereits lebenswichtige Organe erreicht, nämlich Arme und Beine, die sie noch brauchen. Obligate Oblaten, gehorsame Organe. Die Seele soll aber wieder reparierbar sein, habe ich gehört, und wenns dreißig Jahre dauert. Man hat von mir verlangt, daß sich die Seele meines Opfers regenerieren soll, aber wenn ich keine Spuren hinterlasse, warum soll sich dann das Opfer überhaupt wieder erholen? Außerdem bin doch ich das Opfer!, haben Sie das schon vergessen? Also ich lasse mir trotzdem nichts abgehn. Die Freude hat man mir gelassen. Es ist gar nicht so schlecht, Opfer zu sein, da kommt man in die Zeitung und darf eine Hotline anrufen, wo nie abgehoben wird, den Leuten ist es dort wohl zu heiß. Vielleicht wärs schöner mit Körper, aber wenn man bedenkt, daß er letztlich ein blinder Fleck in der Wahrnehmung ist, neben vielen andren Wahrnehmungen, wie zum Beispiel, daß das nächste blaue Tor zu weit außen gesetzt wurde, das muß man sich natürlich vorher einprägen, und bitte: Man sieht ja nur bestimmte Teile vom Körper, die aber umso lieber, dann unternimmt man gern auch eine Verleugnung. Es macht keinen Unterschied, ich weiß aber nicht, zwischen was. Zwischen uns steht etwas.

Auch wenn ich mich nach meinem Körper sehnte, würde es ja nichts nützen. Wer weiß, wer ihn hat. Es wird wahrscheinlich gar nichts von ihm übrig sein, kein Fitzel. Was bleibt mir übrig. Etwas muß an seine Stelle treten, sonst tritt man selbst auf der Stelle, kommt nicht weiter und macht keine Karriere im Super-G oder im Riesenslalom, man bleibt im guten Mittelfeld stecken. Ich kenne den Unterschied zwischen den beiden nicht, Sie können ihn gern hier einfügen, aber es ist ja alles ein Ersatz für was anderes. Ja, man könnte es Ersatz nennen, aber dem Ersatz des Ersatzes wirds, ähnlich der Verdrängung der Verdrängung, auch nicht besser gehen als dem Original, das nie einer gesehen hat. Es ist verschwunden. Sogar bei Kaffeekapseln ist das Original besser als die Wiederbefüllte, ich kenne die Testberichte.

Der Engel: Jesus richtet dem Kopf die Frisur oder was an Stelle der Frisur halt da ist.

Jesus: Das Interesse an etwas, das man nicht hat, kann man irgendwann verlieren. Man bedenke dabei auch die Frau, deren Spezialität es ist, sich nach etwas zu sehnen, das sie nicht hat, und ich meine damit nicht das zweihundertste Paar Schuhe, das ihr immer zugeschrieben und zugeschickt wird, ja, man bedenke, keine Ahnung, was heute für ein Gedenktag dran ist, das ist wieder meine Spezialität, denn was andres als denken kann ich ja nicht, eine Tätigkeit, ungeeignet für den Sport, weil man dabei ja nichts sieht und bestenfalls eine Innenschau machen kann; doch für Gedenktage muß ich ja gar nicht denken, die sind fast alle nach mir und meiner Familie benannt; jetzt zum Beispiel wird bald die unbefleckte Empfängnis meiner Mama gefeiert, eine außerordentliche Peinlichkeit, wenn auch nicht für sie, sie kann ja nichts dafür, und dabei meine ich nicht den Feiertag, doch es gibt meiner Mutter das tolle Empfinden, ganz ohne Grund etwas zu sein, dafür jedoch etwas nicht bekommen zu haben. Und wäre es nur für einen Tag. Vielleicht sollte sie gerade an diesem Tag eine Erbsünde begehen, wenn sie schon keine geerbt hat? Doch sie hat das neue Testament mit der Gebrauchsanweisung noch nicht gefunden. Was nicht heißt, daß ich unbefleckt empfangen wurde. Das könnte man wohl separat feiern. Es geht, was meine Mutter betrifft, Ihre sicher auch, immer nur um mich, den Sohn, diesmal aber ausnahmsweise nicht. Einen Tag kann ich ihr spendieren, da ist doch nichts dabei. Die Tage gehören mir auch alle, und jeden Tag ein Feiertag, das wärs. Sie war es, und das feiern wir, was für ein wunderbarer Anlaß, denn das glaubt nun wirklich keiner!, wir feiern diesen hoffentlich leistungsstarken Körper, welcher unbefleckt empfangen wurde, ja, kommen wir endlich einmal zum Zeugen!, dazu wäre viel zu sagen, doch wir sagen es nicht, sonst sagen wir alles, dazu nichts. An dieser kleinen vollgeschissenen Stelle können Sie ablesen, falls Sie überhaupt lesen können oder wollen, an welchem Tag dies geschrieben wurde, Amen. Das Erbe einer großen Skination wurde empfangen, welches in Sünden besteht, aber in Siegen schon auch. Sonst könnte man sich die Sünden ja sparen. Von Jesus lernen heißt siegen lernen.

Ich schaue auf den lang aufgespeicherten Speisezettel meiner Wünsche: Zeugen, das steht nun wirklich nicht an erster Stelle, dort steht das Zimmerfahrrad, und danach, noch schweißnaß vom Schmerz, wieder rauf aufs Kreuz, rauf, runter, rauf runter!, dann auf den Crosstrainer, nützt nichts, schadet nichts, und Zeugen als Sport schändet nicht, Zeugen an Stelle von Sport auch nicht, ganz wie Sie wollen. Wäre ich Sportler, wäre ich vielleicht schon geschändet wie mein Gerät, aber nicht oft, es wird nicht oft betreten, ich müßte ja vom Kreuz hinuntersteigen, das ist mühsamer als das Treten und Getretenwerden, fragen Sie diesen Stepper, der geht bald ein, so aber bin ich allein. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie das Zeugen war, hoffentlich angenehm für alle Beteiligten außer mir, der gar nicht gezeugt werden wollte, nicht nur ohne Erbsünde, sondern gar nicht, unter keinen Umständen, nein, unter anderen auch nicht, da bin ich ganz dagegen. Aber Sie können sich ja auch nicht vorstellen, daß Ihre Eltern Sex hatten, zumindest einmal, aber auch das steht nicht fest wie ich an dem kleinen Vorsprung am Kreuz, wohin ich meine Füße tue, man muß sie ja ein wenig abstützen, nicht wahr, sonst stürzt man ab, und dann klebt man nur noch an den Fingern über dem Abgrund. Was für eine glückliche Fügung, daß der Kopf an den Körper angefügt ist!, bei anderen ist es umgekehrt, da hängt der Körper am Kopf und tut vielleicht viel Ungesundes, ja, auch essen, doch es nützt ihm nichts, und, was auch immer geschieht, es fügt Ihrem Kopf keinen Körper hinzu. Was auch wieder Vorteile hat. Das Essen schlägt dann nicht an. Da kann man nichts machen. Das Nichts nichtet, logo, aber die Fügung verfugt sich nicht von selber. Leider. Ja, was wollte ich sagen, das fällt mir daran auf: Der Frau fehlt was, geben wir es ihr halt, damit sie dafür eine Ruh gibt!

Der Engel: Der Kopf schwirrt surrend herum wie eine wildgewordene Drohne, welche mit kleinen Blitzen herumfotografiert.

Der Kopf: Weil der Abscheu vor der Kastration sich in der Schaffung eines Ersatzes ein Denkmal gesetzt hat, ist die Frau nötig, von mir aus, für vieles andre auch, aber ich meine, sie ist wichtig, damit man drauf gestoßen wird, daß es auch Sportler gibt, denen eben nichts fehlt, überhaupt nichts, außer schweren Verletzungen, dann fehlt ihnen ein Fehler, das ist die Definition: Ein Sportler ist ein Mensch, dem nichts fehlt. Wenn ihm was fehlt, bleibt er trotzdem Sportler, muß aber repariert werden. Er wird fast wahnsinnig darüber, kommt aber wieder zurück, dann macht es ihm sogar noch mehr Spaß als zuvor. O Sohn, o Sohn, ist das dein lieber Leib? Freilich, freilich, ich bin eine Person, schön und groß und schnell wie ein König, ich bin über alle Maßen, wollen Sie meine Maße haben? Meine Muskelmaße habe ich noch nicht ganz erreicht, aber ich messe fleißig jeden Tag, mein Sinn ist, meinem Sport endlich wieder gewachsen zu sein, und Stück für Stück, nachdem ich selbst an mir gewachsen sein und meine Konkurrenten in den Boden gestampft haben werde, an mir allein werde ich dann gemessen werden und liebe Glieder küssen dürfen, ganz sicher nicht meine. Da wäre mein Bewegungsradius eingeschränkt. Ich drücke Sie an meine Brust, verschleiere mein Haupt, Moment, nein, bloß ein paar Werbeeinnahmen verschleiere ich, verschiebe sie in die Karibik und biete dann Ihnen meine spezielle Bio-Aufbaunahrung an, damit Sie auch dorthin kommen, wo diese Naherung herkommt, direkt aus dem Himmel und dementsprechend teuer, mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe und der diesmal noch nicht bestattet wird, weil er seinen Leib noch braucht. Wir werden sehen, ob er ihn nutzen kann. Diese spezielle Nahrungsergänzung wird ihm seine volle ganzheitliche Leistungsfähigkeit zurückgeben und ergänzen, was ihm gar nicht genommen wurde.

Dafür, daß ihnen nichts fehlt, erbringen sie erstaunliche Leistungen, unsere Damen und Herren in Wengen und Kitz oder wo sie sonst halt gebraucht werden. Sie werden überall gebraucht und wissen schon nicht mehr, wann wohin. Kann man sagen: Der Sportler ist ein Mensch, der gebraucht wird? Fehlt ihnen aber einmal was, diesen Kanonen, die natürlich abschießen wollen, wenn sie schon da sind, fehlt ihnen was, so müssen sie sich ins Bett legen wie wir alle. Kommen Sie, ordnen wir das teure Haupt an die Stelle, wo es hingehört, wo es vorher war, hat jemand den Körper gesehen, der ist ja fast noch wichtiger? Das nennt man ganzheitlich, haben Sie vorhin zugehört?, ganzheitlich, also fügen wir den Kopf, nicht wahr, irgendwie auf den Körper, ganz genau wird er nicht passen, aber so gut es halt geht, und die zerstückelten Teile des Körpers müssen wir ja auch noch zusammensuchen und unten anfügen, nicht wahr, das war eine schwere Tat, ihn zu zerreißen, man sagt zwar, es hat ihn zerrissen, aber ich wars, ich wars, ich bin so verzweifelt, daß ich dem Land eine wesentliche Hoffnung genommen habe! Ewig werde ich um diesen lieben Sohn klagen, um sein liebstes Antlitz, sein jugendfrohes Haupt, ach so, das ist ja da, der Rest ist es, der fehlt, also sagen wir es halt umgekehrt. Die Rennläufer müssen ja auch immer erst rauf, damit sie runterfahren können. Das betrifft auch die Herren Abfahrer unter uns, meist sind sie nicht gleichzeitig auch Slalomfahrer, also gleichzeitig ohnedies nicht, das sind Männer, die auch noch auf Frauen abfahren, falls sie nicht zu müde sind und wenn sie nichts Besseres wie zum Beispiel eine Medaille haben, nichts Besseres gefunden haben, nichts Besseres vorhaben, für das sie sich zerreißen können, was wollte ich sagen? Grade dann sind sie doch ganz scharf drauf! Erfolg verleiht Flügel, im glänzenden Sonnenschein ein einschlägiges Getränk, das ordentlich reinhaut, das kann helfen. Wohin mit der Energie? In diesen Riegel hinein oder in die Dose dort? Also die sind beide echt zu klein!

Gottvater: (aus dem Fenster) Na, was spricht der Kopf? Der hat doch was gesagt, oder? Zuviele Hände tragen ihn ins Grab, nein, jetzt noch nicht, der will noch was sagen, das habe ich doch geahnt, daß der nicht so schnell Ruhe gibt, oh, ewig klage ich um diesen lieben Sohn, sein Gesicht kann ich wenigstens noch anschauen, er hat vorhin den Mund geöffnet, ich habe es deutlich gesehen. Er hat nicht gesagt, was er immer sagt: Gott wird richten, er hat gesagt, Gott wird es schon richten. Aber er hat doch noch was gesagt? Also. Dein Los ist bestimmt, die Startnummer ist gezogen, die Schneeverhältnisse werden nicht günstig sein bei dieser Startnummer, der Schnee wird sich schon erweichen haben lassen, und das Wetter haben wir da noch gar nicht eingerechnet. Wahrscheinlich beschwert er sich jetzt wieder, der Kopf, was sagt er?, was sagt er? Ich höre, was seh ich? Nichts, aber wer an beiden Seiten Ohren hat zu hören, der höre, der höre auf meinen Sohn, einen Skigott, der unser Haus zunächst so tief erniedrigt hatte, als mein Sohn den schweren Sturz getan und die Sicherheitsnetze durchschlug, und dann hat er es wieder erhöht, als er sein Comeback feierte, der Göttliche, schon naht er sich wieder, den Rest vollenden die übrigen Götter, die nie genug Zeit für ihren Auftritt bekommen, doch für nie Gehofftes finden die schon einen Weg, nur Geduld. Der Sohn sagt das auch: Geduld. Er sagt es jetzt, er sagt es, wie er eben kann, er sagt folgendermaßen, daß er dieses Jahr nach seiner Verletzung mehr Spaß am Fahren hat als voriges Jahr, hören Sie zu, er sagt des Vaters Willen an, das ist gut, so muß ich es nicht selber sagen: Also als unleugbares Stigma der Verdrängung bleibt auch die Entfremdung gegen das wirkliche weibliche Genitale, was bleibt uns übrig, deswegen sucht man es ja so oft auf, und hat man es gefunden, freut man sich und läßt sich auch noch zu den Schwestern hinaufführen, in den zweiten Stock, denn von wo die herkommen, da gibts noch mehr, da darf uns keine böse sein, wenn sie nicht mehr drankommt, ist doch verständlich. Wir wollen diese Entfremdung aufheben, damit wir den Sport als Fetisch eben nicht mehr brauchen, oder ist es umgekehrt? Brauchen wir einen Fetisch, damit wir die Frauen in Ruhe lassen und etwas zu gewinnen haben können? Zum Beispiel eine strahlende Medaille oder einen glänzenden Pokal, der dann dauernd durch Frauenarbeit geputzt werden muß, damit wir uns, allerdings verzerrt, darin anschauen können? In der Vitrine, die wir ihm gebaut haben, staubt er aber nicht so leicht ein.

Was kümmerts den Kopf, in dem alle Gedanken der Erde spazierengehen, wenn der Körper sich die Eier an der Eiche reibt oder an dem Baum, der gerade da ist?! Also, wo wurde ich unterbrochen?, das geht jetzt gar nicht, es wird die Tube im Arsch vollkommen ausgedrückt werden müssen, sonst zählt es nicht als Pflastern, nein, als Pastern, kommt von Pasta, nicht wahr, doch das Pflaster ist nun mal hart; das macht Spaß, als Fetisch verwenden wir diesmal etwas eher Formloses, da haben Sie Spielraum für Interpretationen. Was die Abstammung meines Sohnes betrifft, kam mein Sohn unter höchst ärmlichen Umständen zur Welt, sonst aber war er über das schmähliche Geschäft, ein Gott zu sein, erhoben, indem er nicht bloß einen schrecklichen Unfall hatte, sondern gleich getötet wurde, mein lieber Sohn, den haben sie umgebracht, dafür sieht man seine Fotos überall, mit Autogramm, während ich, Gott Vater, sein Erzeuger, nur selten und sehr vereinfacht dargestellt werde, wer interessiert sich schon für einen alten Mann, der jedoch alles sieht, das ist sein Selektionsvorteil, ich möchte wissen, wer mich dafür ausgewählt hat. Rufen Sie mich an, ich komme dann plus Taube oder Zusatz-Auge, das im Dreieck springt, über meinem Kopf passiert das alles. Soll halt dafür ein andrer seinen Arsch hinhalten, wie mein lieber Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe, das sage ich zur Sicherheit jetzt immer dazu, seit er bei der Olympiade in den technischen Disziplinen so gut abgeschnitten hat, die ihm nun wirklich nicht liegen. Weil er am liebsten ruhig auf dem Gerät steht und die Schwerkraft ungestört ihre Pflicht tun läßt. Wenn er das noch einmal schafft, dann halte ich auch meinen Kopf mit dem einen Auge hin, welches wie ein bedrohliches Scheit über meinem Scheitel schwebt. Wenn es nur nicht hineinkracht und meinen Kopf in Trümmer legt! Schauen Sie sich diese Flamme an, die weiß auch nicht, was sie machen soll, was sie mit sich anfangen könnte. Ein Blitzstrahl hat sie entzündet, mein Auge wird mir fremd, vielleicht gehört es einem andern Gott, aber weiter kümmert sich der Strahl nicht darum, ob das Feuer ausgeht oder nicht. Große Ursache, kleine Wirkung. Kaum nähert sich die Flamme des Sports den Menschen, stürzt er zusammen, sein Körper hält das nicht aus, dafür habe ich ihn auch nicht gemacht. Er kauft sich einen Helm ohne Flügel, weil er von hoch oben ins Wasser springen möchte, um die Flamme zu löschen.

Das Formlose, zum Beispiel dies hier, das ich spreche, das keine Form hat, nicht wie das Formelle oder das Formelhafte, welche wieder ihre eigenen Formen haben, ist zwar ungewöhnlich, aber machbar, als Fetisch, der den jungen Menschen voranbringen soll, und das geschwind, und zwar als Fetisch, wieso Fetisch?, das ausgewählte Opfer kann durch nichts ersetzt werden, das ist wie mit der Butter; der Abraham hat sich ja auch nicht irgendeinen Knaben fürs Opfer schnappen können, das hätte ich gemerkt, er mußte schon seinen eingeborenen Sohn hernehmen, um ihn auf Buchenholzscheitern zu rösten oder was er halt grade zur Hand hatte und mit ihm machen wollte. An dieses Menschenopfer, das letztlich abgeblasen wurde wie der Riesentorlauf gestern wegen zuviel Neuschnees, erinnert heute noch ein in Brandmalerei auf einem kleinen Schild an der Klotür angebrachtes Sohnsymbol, nein, nicht Sonnensymbol, das nimmt man für die Heizung. Es war harte Arbeit, den Sohn, der ausschlafen wollte nach nächtlichem Handyspiel, fürs Opfer auf den Berg mitzuschleppen, und dann wieder nichts. Als das Wahre können wir heute, einem alten Brauch folgend, den wir aber nicht mehr brauchen, für den wahren und einzigen Sohn können wir diesmal also eine Mischung zubereiten aus Schuhpasta, haben Sie das Rezept gelesen?, ich habe es weiter oben für Sie aufgeschrieben, und was soll das sein?, und einem Purgatorium?, einem Klistier?, ein Kleister?, was will denn dieser Jesus schon wieder hier?, ich habe die Vaterschaft doch längst anerkannt und bin daher, wie jeder Vater, froh, wenn ich ihn nicht sehe, was will er denn noch, werden Sie an dieser Stelle fragen. Unser Vergnügen, Menschen zu erschaffen, geht ihn nun wirklich nichts an, im Gegenteil, die sind in seiner Gegenwart doch eher gehemmt, was meinen Sie?

Purgativ? Laxativ? Purgatorium? Keine Ahnung, das wird also in den Arsch des Aspiranten entschlossen eingebracht, nein, aufgebracht, ja, aufgebracht ist er wohl, viel Zeit darf man sich dabei nicht lassen, sonst wird er sonstwie versuchen, wieder ins Freie zu gelangen, anstatt uns überall freien Zugang zu gewähren, barrierefrei, einer ist sogar vor Angst ohne Helm aus dem zweiten Stock hinuntergehupft, obwohl er kein Skispringer war, der eine solche Höhe gewöhnt ist, bitte, ohne Angst gibt es doch gar keinen Sport, als Sportler muß man der Angst davonrennen. Das ist nichts für mich! Wer würde sonst die Streif freiwillig runterfahren?, freie Fahrt dem Tüchtigen, die Strecke ist freigegeben, obwohl sie doch immer frei war, es ertönt eine Art Horn, ein Alpenhorn, tuut tuut, und diese Tube mirum, seis drum, wird mit einem entschlossenen Ruck, oder wie auch immer, ich kann es mir nicht so recht vorstellen, in den Atemlosen gedrückt, dem das Atmen inzwischen ganz vergangen ist, hineingedrückt, nicht wahr, hingeschmiert und reingestopft. Und danach ist er selbst recht gedrückt. Das geht sich locker aus. Neben ihm und in ihm hat noch eine Menge Platz, allein die Leber verbraucht aber schon sehr viel davon, die ist recht groß, habe ich mir sagen lassen, und kann jederzeit noch wachsen. Dennoch ist dort mehr Platz als genug, der Mensch ist offen wie ein Scheunentor. Er ist so neugierig auf Neues. Alles muß offen sein, damit dann die Rettung zufahren kann. Wir müssen ständig unangemeldet kommen können, freie Zirkulation im Himmel als auch auf Erden muß gewährleistet sein. Wir nehmen trotzdem nicht jeden auf, der dorthin will, in den siebenten Himmel, denn wir haben nur Sex, ich meine natürlich sechs.

Jesus: (strahlend) So. Es ist geschehen. Es ist vollbracht, muß ich meinem Papa noch mailen. Schön haben Sie das beschrieben, oder war es Gott selbst?, hat er Ihnen die Hand geführt?, da besteht aber kein Unterschied, frischen Mut gibts dort drüben, diesmal schaffen Sies. Sich ganz allein und ohne Mühe selbst zu befreien. Sie haben das gut gemacht, wenn man bedenkt, daß Sie ja noch nie gesehen haben, wie man aus dem zweiten Stock springt. Es bleibt mir jetzt nur noch, die Tube wieder zuzuschrauben, in die das Zeugs, der Kleister, nein, das Klistier, nicht mehr zurückgedrückt werden kann, als Genitalersatz, na ja, als Ersatz kann man schließlich auch das Genital selbst nehmen, das sich öffnet und schließt, je nach Bedarf, dann hat man zwei, eins in Reserve, wir haben unsere Verschnürungen und Hemmungen gelockert, bald sind sie gelöst und warten, diesmal noch in der Reserve, lieber jedoch im Stammkader, jetzt noch Reserve, bald Stamm, breit aufgestellt, Wurzeln gespreizt, wir machen das, damit wir den Breitensport anregen und fördern. Ich glaube das nicht. Die Tube, nicht wahr, die nehmen wir als Andenken und als Fetisch mit, so wie man den hübschen, lieben Kopf, auch als Andenken und als Fisch, nein, als Fetisch behalten und sogar ausgestellt hat! In einem richtigen Museum!, einem Kulturmuseum! Wut verschraubt meine Seele, da kommt kein Gott mehr hinein, niemand. Ist es nicht großartig, was so ein Kopf alleine vollbringen kann?, allerdings nur, wenn keine Besucher da sind, denn dazu muß es hell sein da herunten und menschenleer, nur ein paar Menschen, soviele man halt dafür braucht, dürfen da bleiben.

Von den Gliedern heiß triefen muß der Schweiß, zornig beißen wir uns auf die Lippen, wir werden festgehalten von unserer Tat. Wir gehen die Wände hoch und merken zu spät, daß das keine Wände sind. Runter müssen wir trotzdem, jetzt heißt es springen. Der Inhalt der Tube ist jetzt im Arsch, und damit ersparen wir diesem Opfer, jenem dort drüben nicht, das Opfer müssen wir uns erst vornehmen, dem dort ersparen wir es wieder schon, der ist uns, gut eingeschmiert, entschlüpft wie ein schmutziges Wort, welches wir nicht im Mund behalten wollten, man kann nicht drauf herumkauen wie auf einem Kaugummi, wir sparen, wir ersparen uns, ja, was, ja, was?, warum machen wir das?, wir ersparen diesem Menschen, dessen Haus gerade verlorengeht und der deshalb in sein Auto steigen muß, natürlich total besoffen, ein Homosexueller zu werden. (Jesus schaudert.) Er sollte uns dankbar sein, und der Frau ersparen wir alles, was ihr sowieso erspart geblieben ist, was sie ohnedies nicht hat, was sie ständig sucht, es ist nicht die neue Bluse, diesen Tip gebe ich Ihnen, meinen Segen gebe ich euch auch, und so weiter. Die Soße ist jetzt also, mit einigem Krafteinsatz, gegessen oder durch das Rektum geflossen, wie gewünscht, soweit so klar? Nein, klar nicht.

Mit mir könnte man sowas nicht machen, aus den bekannten und logischen Gründen, und die Ventilation muß hier auch noch besser werden, am besten Hyperventilation, die aber auch wieder Nachteile hat. Dazu gehören zwei, nein, dazu nicht, ich habe ja schon erklärt, weshalb wir dazu mehrere benötigen, vor allem ältere Läufer, die keine Konkurrenz von den jungen brauchen können. Es müssen ein paar den Kandidaten ja auch festhalten, die Stricke ordnungsgemäß verschnüren, nicht wahr, wer würde das sonst mit sich machen lassen?, festhalten an ihrem Tiroler Glauben, daß das schon irgendwie gehen wird, nicht wahr, festhalten auch am vorherrschenden Glauben, und die dürfen keine Judasse, nein, keine Samariter, nein, was ist das Wort, sie dürfen keine Pharisäer sein, jetzt hab ichs!, das sagt der Präsident, ein Tiroler Lehnwort, nein, nicht Präsident, das andere Wort, welches sich an die Bibel anlehnt, aber nicht zu fest, sonst fällt der Glaube um oder man selbst vom Glauben ab, in Tirol stützt man sich fest darauf und fällt dann oft selber um; dieses verletzte vorletzte Wort hier haben sie von ihrem Andreas Hofer entlehnt, der bei den Älplern für vieles herhalten muß, ein schlichter Bauer und Gastwirt war er, welcher auch verraten wurde, ganz genau wie Jesus, ja, wie Sie und ich, Sie werden ihn nicht kennen, obwohl Sie ja alles wissen, also schlagen Sie das selber nach, geben Sie das Suchwort ein, obwohl Sie es nie gesucht haben, weil Sie es schon hatten. Ganz Tirol ist darauf aufgebaut, obwohl es dieses Land natürlich schon vorher gegeben hat, auf massivem Fels gebaut, das ist es ja! Zuviel hartes Gestein. Sie sollten es gelernt haben, wie entsetzlich es in diesem heiligen Land zugeht, viel mehr lernt man dort nicht. Die Skigymnasien gehen schon über, man hat den Deckel zu lang draufgehalten. Das nennt man Tradition. Wie sollen Sie sowas auch kennen.

Der Engel: So, jetzt ist es auch schon wurst, wer das hier sagt, ich habe mir lang genug den Kopf zerbrochen. Du da, Kopf, Jesus, egal, warte nur, bald bist du wieder allein mit deinem Erdgeruch. Ich möchte, daß sich jetzt der Kopf illuminiert, und zwar sofort! Und dies geschieht jetzt dem Kopf an der Decke, schauen Sie nur, ganz genau dies! Ich weiß nicht: Spricht jetzt der blöde Kopf, oder spricht Jesus weiter, oder sprechen beide gleichzeitig? Also meinen Kopf möchte ich mir darüber nicht zerbrechen. Ich muß weiter.

Wer dies hier sagt, wer auch immer: Warte nur, bald bist du wieder allein mit deinem Modergeruch (Der Kopf illuminiert sich, und zwar sofort — dies geschieht dem Kopfe an der Decke, ganz genau dies, wie es der Engel gesagt hat.), und dann entsteht in diesem vergrämten Kopf ein einziger Gedanke, und der sitzt fest: In einem Kastenwagen, man kann auch die Bahn nehmen, sogar den Flieger, die Berge sind weit weg, sogar ein Boot wäre nicht verkehrt, so führt ihr fremdes Volk in unser Land, und viele Städte stürzt das Riesenheer der Fremden auf ihrer jämmerlichen Flucht. Die plündern uns aus, sagt der Gedanke, den viele mißachten oder gar nicht erst zu haben glauben. Und hält dann wieder den Mund. Wenn Gedanken reden könnten, das wäre fatal. Sie aber, Sie können froh und laut sein im Land der Seligen, dreißig Fässer Bier pro Abend können helfen, es gibt aber auch Gegenden, wo die Bierfässer zu Hunderten antanzen müssen. Hier haben Sie es gut. Sie haben ja ihre Beine und Arme noch, das gilt keineswegs für alle, die sich beim Wutschnauben verschlucken, und schauen Sie, mit denen stellen Sie jetzt Tafeln auf, denn auf dieser Piste haben allein Sie zu bestimmen, Tafeln, auf denen steht, wer wo ist, welche Möglichkeiten runterzukommen er hat, es gibt aber wie immer nur eine: das Fahren! Aber da muß man natürlich erfahren, wo er dafür runterfahren darf und warum überhaupt; ein Sessellift, der rauffährt, fährt auch wieder runter, mit dieser Gletscherbahn war es anders, aber die zählt jetzt nicht mehr. Die Toten sind gezählt, die Bahn kann nichts dafür, ihr Betreiber auch nicht, der hat es nur getrieben, wo ohnedies schon ein Antrieb eingebaut war. Man muß dem Menschen sagen, welcher Berg ihm gehört, ich meine, man muß es ihm doch sagen, welchen er sich von der Natur ausborgen kann, welche Skiregion zu seiner Benützung freigegeben wurde, und die Berge stöhnen dazu, weil sie früher selber frei waren, nicht durch Lifte aneinandergefesselt, das ist heute nur noch ein Wahn, sie betrachten den Fremden, dem man jetzt erklärt, welche Rechte er dort droben und welche er unten im Tal hat, wo er auch noch einkaufen kann, und welche Verträge mit welchem Sender er eingehen darf und welche schon ein andrer hat, das sind aber nur wenige. Sie werden mir das jetzt nicht glauben, doch ist es wahr, alle Skirennen im Land gehören ihm, dem Beherrscher der Gegend, dem wilden Kaiser, der die Wände vor Zorn hochgeht und grade wieder herunterkommt, wirklich alle gehören ihm. Die Menschen auch? Ja, die auch. Bis sich dann die letzte Mattscheibe erhellt hat, das sind unsere Augen, denen gerade ein Licht aufgegangen ist, was sie an diesem Lichtpunkt dort erkennen können, bevor das Bild zusammenstürzt. Und er betreibt, echt jetzt?, jo eh, der Herrscher über alle, wirklich alle außer den importierten, Skier in ganz Austria, von wo auch ich her bin, obwohl das Land dies ursprünglich zu verhindern suchte, betreibt die schöne Wetterkamera, auf die wir starren und uns etwas ausmalen, das das Fernsehn nicht zeigen kann, wenn wir auf die Nachrichten warten. Manchmal kriecht eine Fliege übers Objektiv, daher können wir nicht wirklich objektiv berichten.

Dieser Kopf muß mit keinem anderen reden, wenn er nicht will, kein Zwang hier, den tut sich keiner an, der Kopf muß sich mit diesem Arsch hier nicht abgeben und mit dem dort auch nicht, nicht wahr, und während er einfach nur da ist, was uns schon genügt, um einen Angriff auf die heile Welt, zu deren Heil haben ihr Medikamente verholfen, zu starten und sie endlich wieder krank zu machen, damit neue Medis ausprobiert werden können, und die Zusatzmedis noch dazu, wie schon der Name sagt, Nahrungsergänzungsmittel, die der Sportler unbedingt braucht, jeder andre aber auch, in diesem Kopf also entsteht, mitten in der Verzweiflung darüber, daß was weiß ich, daß wir armen Körper so machtlos sind gegen die exklusiven Rechthaber, nein, Rechtehaber, dort entsteht jetzt ein Funken, ein Gift, eine Kraft, die wie ein Blitz, zündend und wetternd, durch die Welt fährt und die Hohlköpfe, also die Hülsenfrüchte, nein, Moment!, die Hülsenköpfe (Der Kopf erstrahlt noch heller, er stroboskopiert vielleicht sogar.) erbeben macht in ihrem Heim, in ihrem Wolken-Heim.

Und bitte wo ist Salome, die schöne Köpferin, wenn man sie braucht? Sie kann sich hier einen warmen Menschenkopf abholen, wenn sie möchte, ohne daß sie dafür besonders viel Sport machen müßte. Doch sie schnellt schon das Tanzbein und macht sich warm. Sie spricht die Sprache der Verführung, während der Kopf die Sprache der einstweiligen Verfügung bedenkt, viel mehr kann er ja ohne seinen Anwalt nicht machen, es ist die Sprache aller Weiber, die Sprache der brennendsten Verführung sogar, und ab die Post mit dem Haupte des Propheten! Der gilt nichts im eigenen Land und überall sonst auch nicht. Das geht über unser Programm zur Förderung der A-Jugend weit hinaus. Und Sie? Blenden Sie mich hier zu Ihrem Entzücken oder damit ich einen Unfall baue? Bleiben Sie lieber glücklich in Ihrem Erdloch, in Ihrem Weinkeller, in Ihrem Hobbykeller, in Ihrer Risiko-, nein, Rustiko-Hausbar, ach was! Und vor allem: Bewegen Sie sich! Bewegung ist Leben. Ja, Schönheit auch. Wenn Sie sich nämlich, wie ich, nie bewegen, werden Sie irgendwann krank und häßlich, wie ich, und Sie haben dann noch mehr Sorgen, wenn Sie, wie jeden Tag, das weiche Trainings-Lager aufsuchen. Das ist doch nicht schlecht, oder? Die Frau spreche ich hier nicht an, keine Frau. Die Frauen kennen ihr Geschlecht und was es benötigt immer am besten, bloß hineinschauen können sie noch nicht oder nur mit Mühe, die sie sich mit sich nicht geben. Was soll ich es ihnen groß erklären?!

Der Engel: Die reden ja immer noch! Ist das zu glauben? Und immer noch weiß ich nicht, wer das sagt, mein Kopf zerbricht noch immer, er hält kaum noch zusammen. Sehen Sie, deshalb mag ich es ja auch nicht, daß eine Figur auf der Bühne was sagt. Ich vergesse immer, wer was zu sagen hat, ich schreibe es immer dem Falschen zu, was eigentlich ein andrer sagen soll, und zwar deshalb, weil sie bei mir eh alle dasselbe sagen, während ich, ich, ich mich schon mit Hilfe meiner Flügel ständig um mich selber drehe vor lauter Reden und wieder mal nicht aufhören kann. Wie Sie das finden, ist mir egal. Na, habe ich das nicht fein gelöst?

Wer auch immer, wie vorhin: Gar nichts ist gelöst. Vielleicht gelöscht? Kostet mich nur einen Handgriff. Worte können alles wegwischen, nur sich selbst nicht. Sie können töten. Warum tun sie es dann nur so selten? Was gesagt wird, ist da, wie unsere Schuld, die uns vergeben werden soll wie unseren Beschuldigern auch, welche alle entweder im Himmel oder im Finanzamt zu finden sind. Nur Tirol ist befreit, und es ist bereit, sich selbst zu bereichern und uns um ein paar Erfahrungen. Aber das Wort, das bleibt, das hält, das pickt. Es überzeugt, oder es überzeugt nicht, beides ist total gleichrangig, wie es bei einem Rennen ja nicht erwünscht wäre, ex aequo zwei auf einem Platz freut einen schon nicht, es freut beide noch weniger. Es soll ein jeder an seinem Platz bleiben, wohin er gestellt wurde, Erster, Zweiter, Dritter, den Rest kann man vergessen, ich habe ja schon die ersten Drei vergessen, doch auf mich kommts nicht an, bis Platz zehn bringt es noch Weltcup-Punkte, was ich sehr großzügig und anspornend finde. Und auch all jene, die ein Ding sich erschufen, einen Fetisch, so wie ich ihn sehe, etwas, das einem auf der Haut klebt und nicht runtergeht. So wie manche sich das Heute stehlen, nein, die Rindshäute, die Häute von einem Rindviech, sowas halt, das sie wiederum einem Gott gestohlen haben. Nein, wir lassen uns von unserem Weg nicht abbringen, wir haben ihn ja noch gar nicht gefunden.

Unser Herr, ja, wer?, dieser Herr muß eingreifen, weiß aber nicht, wo, er findet den Eingriff in die Feinripphose nicht. Auch der Gedanke von vorhin, daß Samen vergiftet werden soll, gefällt ihm nicht so recht, dann müßte er die Wäsche mit 95 Grad waschen, das kann man ein paarmal machen, aber dann ist sie hin. Das ganze Eiweiß ist koaguliert, das geht nie mehr raus. Er will, daß die Kleinen zu ihm kommen, lasset die Kleinen ruhig hin, sie werden schon sehen, was sie davon haben! Ich meine, laßt sie einfach in Ruh! Aber Gott will, daß sie zu ihm kommen sollen. Ich würde ihnen das nicht erlauben. Der Samen ist also vergiftet, dort waren wir, davon gehen wir aus, ich weiß aber nicht mehr, wann er wo sein soll.

Der Täter, der sorglos mit seinem Instinkt und dem ganzen schönen, wenn auch ungenießbaren Samen im Sack munter drauflos Fahrende, soll demnach, soll also, mir nach!, durch ein kleines Nebenprodukt vergiftet werden, durch ein Etwas, welches gleichzeitig mit Samen und Ei produziert wird, wie bei Hühnern, deren Eier man einfriert, damit auch ohne Hahn ein Nachwuchs eintritt, ganz falsch, damit man sie auftauen und umdatieren kann, als wären sie frisch wie die Waldfee, nein, nicht bei Hühnern, bei Schlangen, wieso Schlangen? Von denen würde doch keiner was kaufen!, was wollte ich damit sagen? Ich habe noch nicht gesagt, was mit dem Fahrenden passieren soll. Doch, ich habe es gesagt, es aber nicht verstanden. Sage ich halt was anderes: Dieses Duell hält den Skisport seit Jahren in atemloser Spannung. Das wollte ich sagen, wenn auch nicht hier und jetzt. Welches Duell? Keine Ahnung, warten wirs ab. Vielleicht kommt das noch einmal, so wie unser Held auf sein Gegenüber schon beim nächsten Rennen wieder treffen wird, den mächtigen Sohn eines andren Landes. Alles kann man unternehmen, alles nimmt einen aber mit, wirklich alles, bis man irgendwann total erledigt ist, man hat die freie Auswahl, am besten ist man nach einer Niederlage ganz erledigt, dann geht das alles in einem Aufwasch. Man ist derzeit jedoch an der Spitze, ein Gott hat einen hierher geweht, vielen Dank, das hat er gut gemacht, wie heißt sie, der Gott, der eine Göttin ist, die mit Pfeil und Bogen und den Dings, den Hunden, welche auch Gefühle haben, wie wir jetzt wissen. Wenn sie was stehlen, schämen sie sich, na, meine nicht, sonst straft der Gott oder die Göttin oftmals allzu hart, und, schalten Sie noch nicht ab!, sonst sehen sie das ganze Heer nicht mehr, nicht mehr das ganze Bild von der Aufstellung des Teamchefs, das Heer, das wollen Sie doch sehen, das hinterher stürzt, rast, die ganze Bande, da kommt sie an! Sie kommt mit dem Bus, weil private PKWs hier verboten sind, wegen der Luft, vor der Luft sind alle gleich, Arm und Reich, aber die Reichen haben mehr davon, sie leben in der Luft, wie der Fisch im Wasser lebt. Sie atmen einfach eine andre Luft. Deswegen geht es ihnen so gut. So. Da kommen sie schon an!

Und dann sehen sie eine Tanne, in der ein Mann sitzt, dann steigen sie auf einen nahen Felsen, dann durchbrechen sie die Absperrung vor der VIP-Zone und brechen sich den Hals an der Tanne, die im Weg steht, die ganzen Weiber rasen wie ein Mann dorthin, sie wollen alle sehen, was passiert, weil sie selber es ja ausgelöst haben. Die Fans kennen keine Milde. So lassen sie denn den Hagel ihrer Worte auf die Läufer prasseln, wer woran schuld ist, der pure Neid gibt es ihnen ein, und statt eines Speers, den sie nicht haben, wer würde ihnen sowas Gefährliches auch in die Hand geben?, fliegen Geschosse jetzt gegen die blöde Tanne. Der Unglücksmann, ein Wachsspezialist, der für jede Fahrt sehr wichtig ist, weil er weiß, wie sensibel der Schnee reagiert, also der oder halt ein andrer Servicemann, welcher vorhin auch beim Schnee Fieber gemessen hat, sitzet zu meiner Rechten auf diesem Baum im alpinen Bereich, und da graben sie dem Baum seine Wurzeln an! Seine Tiroler, manchmal auch Salzburger, der Rest ist verschwindend und ist schon verschwunden, diese Wurzeln also werden angetastet und dann angegraben. Aber das funktioniert nicht so, wie die Weiber sich das vorgestellt haben, da müssen wir zu härteren Mitteln greifen. Tausend Werbeträgerinnen, für wen sie werben, das können Sie an ihren Rennanzügen ablesen, eine ländliche Bank wird oft genannt, all die Werbeträgerinnen greifen jetzt zu und reißen die Tanne doch glatt aus ihrer Verankerung, ist das zu glauben?, nein, die Riesentanne, und der Mann, jetzt habe ich vergessen, wer das ist, und wenn man im Theater nicht weiß, wer wer ist, obwohl man ihn dort so oft gezeigt hat, ist man angeschissen; der Baum, die Riesentanne also stürzt zu Boden mitsamt dem Mann drauf, der sogleich draufgehen wird.

Das Gift hat nicht gewirkt, das Gift von vorhin, das im Samen, Sie wissen schon, ich habe es Sie ja auch nicht vergessen lassen. Immer wenn Sie in diese Gefahr gerieten, habe ich es wieder aufs Tapet gebracht, denn dazu fällt Ihnen ja nichts ein. Angestrebt wurde ursprünglich, diese drei, nein, vier Skiregionen zusammenzulegen, die sind aber auch die einzigen, die friedlich beieinander liegen und sich nicht ständig bewegen, sie halten still, damit man sich auf ihnen ergehen und wohlergehen oder aber das Genick brechen kann. Angestrebt war ursprünglich, daß der Mann das Weib oder das Weib den Mann, im günstigsten Fall sie sich beide gegenseitig mit diesem Gift infizieren können, nichts ahnend, ja, in der Täuschung höchsten Glücks wollen sich immer noch irgendwelche Leute gegenseitig umbringen. Ich versteh das nicht. Ich hätte dann was andres vor. Und das dicke Ende kommt sowieso immer hinterher, da will es dann keine gewesen sein, nach der Infektion die Desinfektion. Zu spät. Zuerst muß es rein, das Gift, es muß zuerst mal überhaupt rein. Es muß rein in die Lungen und in den Samen und überall sonst, wo ein Loch gelassen wurde. Das dicke Ende muß hier hinein, auch wenn das Kind noch klein, geht nicht viel und nicht viel mehr hinein als du, mein liebes Jesulein, mein Herz ist rein. Na, jetzt nicht mehr. Jetzt nicht mehr. Ich rede irre, ich weiß. Wenn man nicht weiß, wer spricht, ist alles irrsinnig, behaupte ich, weil ich es nicht beschreiben kann. Die meisten Menschen könnten es besser, werden dafür aber nicht gelobt. Doch ich habe ihnen erfolgreich einreden können, daß ich den Sieg davongetragen habe. Jetzt weiß ich aber nicht mehr, wo ich ihn hingetan habe.

(Der Kopf versucht, mit seinen Stöcken skifahrende Bewegungen zu imitieren.)

Was wollte ich noch sagen? Ist es Ihnen nicht schon zu blöd, einem Einzelbewerb-Kopf zuzuhören? Ja? Na, umso lieber rede ich! Ich habe als Hobby das Sprechen, viele Möglichkeiten habe ich ja nicht mehr. Nur solche sind gefragt, bei denen ich mich bewegen müßte, also nein. Ich würde mich auch gern schmücken, viele Möglichkeiten habe ich ja nicht mehr. Wenn der Kopf doch Schlimmes tut, so ist er eben schlimm, das kommt von der Enttäuschung. Als warmer Menschenkopf wurde er entnommen, wild schäumend und mit irrem Blick endet er, weil er sich von der Liebe zum Sport und zum Anschauen von Sport nicht losmachen konnte. Wenn das die Wahrheit ist, muß ich sie sagen dürfen auch! Denn hell und froh mein Dasein zu verbringen, das bleibt mir verwehrt. Dafür werde ich oft angeschaut, wegen meiner Anschauung, die den meisten nicht gefällt. Das passiert auch nicht jedem. Das paßt nicht jedem. Vielleicht eine Kopftrophäe? Wie würde mir die stehen, was glauben Sie? Wenn ich erst mal den blöden Helm los bin, kann ich verschiedene Sachen probieren. Mützen, Kappen, Hüte oder gar nichts. (Auf den Kopf werden die genannten Dinge projiziert.) Immerhin, die Kopftrophäe wäre ein Fortschritt gegenüber der Genitaltrophäe, die man meist nicht sieht, außer man wäre Internatsschüler, da wird man dann prüfend angeschaut, man wird untersucht und fällt durch und muß wieder ins Haus hinein, es wird einem Maß genommen, ob man will oder nicht, daß sich andre an einem messen; ich glaube, man nennt es dann Hygiene oder Gesundheitsdienst.

Oft wird die Phallustrophäe bei Völkern geschätzt, solange diese in Blüte ist, also die Phallustrophäe hat ihren großen Moment, das Volk aber auch, sie kann vielleicht eine Attrappe sein, denke ich, obwohl es nicht einfach ist, sie an dem vorgesehenen Ort anzubringen, denn dort wird doch sehr genau hingeschaut, dort wird am liebsten hingeschaut, ja, auch beim Internatsschüler, der sich besser bewehren sollte, bevor sein Lehrer seinetwegen Bewährung oder am besten gar nichts kriegt, keine Strafe für ihn übrig, obwohl er nicht schon genug gestraft ist, was wollte ich sagen, wie so oft habe ich es vergessen, nein, sagen wir so: Die Phallustrophäe tritt auch oft von der Handtrophäe begleitet auf, also vom Handjob, nicht wahr, die Sport-Lehrer machen aber nicht alles mit den Händen, manches aber schon. Doch die Füße kriegen auch ordentlich zu tun, im Werkkundeunterricht, dort sind die Füße das, was bearbeitet werden soll. Aber leider, dieses Menschenwerk, dieses Geschöpf Gottes, dieser halbfertige Klotz, an dem ein Meister verlorengegangen ist, den suchen sie derzeit immer noch, der schafft es nicht, der kriegt es nicht hin, daß er auf der Piste etwas hinkriegt, ohne hinzufallen. Den haben die Lehrer nicht hergestellt, sie hätten es natürlich besser gemacht, den haben sie zerstört. Das Trumm wurde ihnen halbfertig in die Hand gegeben, sie hätten es nur ein wenig abschleifen und mit ein paar Fertigkeiten, die eh nie fertig werden, ausstatten müssen, doch sie haben nicht lang gebraucht, es kleinzukriegen. Ihre Zöglinge, denen man keine Zügel anlegen darf, die sie nicht schon von den Eltern bekommen haben, sollen es mit den Füßen vollbringen und siegen lernen. Danach werden sie wieder zufrieden eingesperrt wie Kühe. Sie wollen es ja selbst!

Neinnein, der Kopf beansprucht schon die ganze Ehre für sich allein, die Hand ist nur ein Hilfsorgan, abgehackte Hände gibts außerdem im Dutzend billiger. Die Hand, ein einfaches Organ des Handelns, die Skilehrer wissen, was ich meine, ein Hilfsorgan beim Stockeinsatz, wie Priester es manchmal noch nutzen, die Hand ist weniger sublimiert als der Kopf, welcher Träger der Sinnesorgane und des Gehirns ist, nicht des Körpers, das schaut nur so aus, aber sonst hat er alles allein zu tragen, der arme Kopf, Leid und Freud, nein, umgekehrt, den Freud und das Leid, bei Freud ist viel Leid, leider ist das allen egal, der Kopf ist jedenfalls von anderer, vornehmerer Beschaffenheit, falls man ihn sich überhaupt beschaffen kann, das ist die Voraussetzung, und alle, alle Völker, alle Skilehrer, nein, die nicht, nicht alle, aber alle anderen schon, alle haben eine innige Verwandtschaft mit den libidinösen Kräften in dem schönen Brauch der gebrauchten Kopftrophäen, neu sind die natürlich nicht. Bedenken Sie, ein Volk nimmt die Füße dafür und stimmt mit ihnen auch ab, das wäre kein Vergleich! Man würde sofort wieder vergessen, wofür sie gestimmt haben, obwohl es gestimmt haben mag und richtig gewesen ist und sogar auf einen Zettel geschrieben wurde, wofür sie die Stöcke eingesetzt haben.

Der Kopf: (recht gemütlich und jovial, in alpenländischem Tonfall, aber nicht fallen dabei!) Wo immer die Kopftrophäen, geschrumpft oder nicht, geschändet oder nicht, als Fetisch verziert oder nicht, auftauchen, ersetzen sie sofort die phallischen Trophäen, welche nicht nur bei Skilehrern erhältlich sind, aber man muß sie sich in jedem Fall verdienen, durch Jugend und Schönheit, Jugend allein gilt aber auch, weil sie so kostbar ist, man verliert sie so leicht; sehen Sie, hier haben sie ihren Platz, ich habe sie aber schon auf 60-jährigen Frauen gesehen, welche sie sich zu verschaffen gehofft haben!, keine Chance. Alt sein und Ruh geben, sonst fahren wir, wir fahren sonst erschrocken zurück, wie es ja auch uns geschieht! Man fährt erschrocken zurück, weil man das Verfahren nicht mehr beherrscht. Die Skilehrer, ein paar Kilo Schnee unter sich, ein paar Kilo Haar auf sich, die meiste Zeit flüchten sie vor ihren Schülerinnen; und werden sie eingefangen, dann kennen sie sie schon am nächsten Tag nicht mehr, da spielen sich Tragödien ab! Barmherzigkeit ist hier nicht zu erlangen, wenn die Skilehrer dermaßen begehrt sind, ich habe gehört, die Mänaden prügeln sich schon um sie, die ihnen doch was beibringen sollen, und das tun sie auch, und wenn erst die Mutter nahe ist als Unheil, ui, dann gehts dem Opfertier schlecht! Das Kind winselt sie an, aber erst muß es sein Spielzeug wegräumen, dann wird ihm von der Mutter dafür die Schulter mitsamt dem Engelsflügel ausgerissen, kein guter Deal, die Frau bedenkt nicht, was es zu bedenken gibt, doch so kommt man zu der Kopftrophäe, man reißt die restlichen Glieder, die man dann nicht mehr benötigt, außer für den Sport, die reißt man aus, ein Gott macht den Müttern die Hände leichter und den Omas die Erde, wenn sie ihre Kinder und Enkerln abmontieren. Man macht das ungefähr so: zuerst die eine Seite wegreißen, dann die andre, die Füße würden dann jedoch immer noch funktionieren, was machen wir dann? Dann singt der Chor der Begehrten, nein, Bekehrten, dann greift eine zu, reißt den Rest aus der Verankerung, Moment, zuerst reißen sie die Füße ab, sonst funktioniert das ja nicht, dann erst den Rumpf, und schon fällt der Ehrgeiz des Kindes in sich zusammen, den Körper kann es nun entbehren, auf die Füße hat man gesetzt, doch mit dem Sitzen ist es jetzt auch vorbei.

Da brüllt einer vor Schmerz bis zum letzten Hauch. Kann es sein, daß dieser Schweizer gewonnen hat? Nein, es war der Norweger, wie in letzter Zeit häufig üblich. Kommen wir zu den phallischen Trophäen, die kann man gemächlich vom Rumpf mit Stumpf und Stiel absäbeln, sogar mit einem Brotmesser, rot von Blut ist dann alles. Also zu den phallischen Trophäen kommen diejenigen, welche auch deren Besitzer schon immer verehrt, wenn es fremde, und verärgert haben, wenns die eigenen waren. Weil man sie lieber antappen, vielleicht sogar liebevoll berühren möchte, wenn man sie nur sieht. Man schaut mit den Augen, nicht mit den Händen, nicht wahr. Diese Verschiebung des Akzentes vom Unterkörper auf den Oberkörper, den die Skilehrer nie mitgemacht haben, wozu auch, die sollte man separat ausstellen, nein, nicht die Skilehrer, ich spreche von ihren Einzelteilen, finde ich, sie sind auf einer niedrigeren Stufe stehengeblieben und wissen nicht mehr, in welche Richtung und auf wen sie jetzt herunterschauen und abfahren sollen, das war meine letzte Möglichkeit, die Abfahrt der Sinne, die nirgendwohin führt, zu verwenden, für den Sport würde ich es nicht brauchen, ich habe keinen, ich übe keinen aus, nie wieder; diese Verschiebung also hat sich in Bezug auf Trophäen wie mich überall schon sehr früh vollzogen.

Wenn Sie also einen Kopf finden, nicht meinen, der gehört schon jemandem, wenn Sie einen Kopf, am besten den Kopf eines Toten, das spart Mühe, finden, egal, ob sie ihn selbst hergestellt haben, den Toten, oder ob sie ihn jemand anderem weggenommen haben, wenn Sie den Kopf finden, dann bewahren Sie ihn auf, er könnte ich sein, der Kopf, der darf dann in ein Museum, wo die Interessierten herumgehen und auch andere für sich interessieren wollen. Jeder Mensch hat seinen Ehrgeiz, doch die wenigsten wissen etwas damit anzufangen. Sie aber, Sie aber müssen sich Ihren eigenen Kopf suchen. Manche haben ja ihren eigenen Kopf, da kann man dann nichts machen.

Alles klar in der Gletscherspalte, geben Sie durch Klopfen oder Rufen oder Handybetätigen ein Zeichen? Na ja, erst nach der Ortung und folgender Rettung. Warum machen die Leute sowas Gefährliches? Warum lassen sie sich auf dem Gipfel ihrer Körperkraft und der Niederkunft ihrer Schaffenskraft zerreißen, wenn sie doch ruhig auf dem Sofa sitzen könnten, bis jemand vorbeikommt und fragt: Worauf warten Sie? Dann stehen sie auf und nehmen das Sofa unter den Arm, wiederauferstehen und gehen und fahren und fliegen, je nachdem. Und bitte beachten Sie, daß zum Kopf das Horn gehört, wenn man ein männliches Tier ist, aber zum weiblichen Kopf, da gehört nicht viel dazu. Physiologische Tatsache. Es gibt zwar weibliche Tiere, die Kuh, von der hier auch die Rede ist, an andrer Stelle, wer noch nicht eingeschlafen ist, blättere zurück, lasse sein Medium rückwärts gehen, welches auch immer, wie mittelmäßig auch immer, es strahlt vor Freude über die Beachtung, nicht jeder kann ein Medium sein, nicht wahr, also die weiblichen Tiere, ja, Ziegen auch, ja, auch die gute Kuh, sie hat viel kleinere Hörner als der Stier, na, da bin ich mir gar nicht sicher, beides zu melken probiert, kein Vergleich, und die Hirschkuh kann sich in dieser Beziehung auch wieder nicht mit dem Hirschen vergleichen, die hat nämlich überhaupt keine Hörner, niemals, da irrt sich wer, der es aber nicht besser wissen kann, auch wenn er darüber schreibt, und wenn Sie wissen wollen, wer, rufen Sie mich auch nicht an! Sie können von mir aus gern am Ende in Ruhe nachschauen, wen ich bestohlen habe, dort steht er, der eine Sie ist. Der Zeitpunkt für einen Anruf ist nun verstrichen, der Joker ist verbraucht. Rufen Sie nicht mehr an! Jetzt ist es zu spät, jetzt werden alle in einen Topf geworfen, man sagt mir, das sei nicht recht. Bis auf einige wenige schwarze Schafe werden die Betreuer und Trainer, wie schon früher, ihren Aufgaben integer und verantwortungsbewußt nachkommen. Und Sie, und Sie, Sie können sich jetzt von Ihrem Kreuzband verabschieden.

3.

Epilieren im Himmel

Der Engel: Gottvater, als Skilehrer verkleidet, streckt beide Arme nach einem Skilehrling, einem Knaben, ca. zwölf Jahre alt, aus. Er greift den Kopf des Knaben mit beiden Händen, drückt sein schweißnasses Gesicht (er kommt grade vom Training) an seine Wangen und küßt, von Schluchzen unterbrochen, brünstig die Stirn des Knaben, die Augen, die Haare, den Mund, alles. Beide, in Tränen aufgelöst, ruhen in stummer Umarmung aneinander. Es klopft. Gottvater sagt: Herein! Ein hoffärtiger, aber hoffähiger Bote kommt, gekleidet wie Gottvater.

Der Bote: Also ich bin ein Bote. (Auch er trägt schwer an seiner Ski-Niedertracht.) Gräßliches muß ich dir berichten, einiges habe ich ja, glaube ich, schon gesagt, Gott bewahre, ich wollte, ich hätte eine andre Sprache, da würde es immer anders klingen, am liebsten wäre mir gar keine. Ich möchte nur die Sprache der Verführung sprechen, die für Weiber alleine vorgesehen ist, beileibe nicht nur für alleinstehende, da stehen sie vor unserem Auge und werden begutachtet, ob sie unsere Sprache verdienen. Wer hat mich hereingelassen? Wer hat mich mit Befehlen weggeschickt? Ich bin es doch, der meinem Stellvertreter Befehle erteilen sollte, statt dessen bin ich der Stellvertreter eines Stellvertreters! Ich erteile nun den päpstlichen Segen. Der Papst will das nicht mehr selber machen. Ich komm von drunten. Ich bin kein früh Gestorbener, ich sage noch nicht lebwohl, altes Haus. Ich möchte was Besseres sein, jemand, vor dem man sich fürchtet. Ich möchte alle tief stürzen lassen, ich möchte nicht der arme Alte sein, der in ein fernes Land zieht. Doch was will ich hier? Komme ich, um verborgenes Verlangen, das von keiner Hoffnung gelindert wird, ertragen zu helfen? Für Menschen, die von einer Liebe nicht loskommen können? Hunde und ein paar andre Tiere haben ihre Brunft, aber die Menschen sind das ganze Jahr Tiere, solange sie noch ein Glied bewegen können. Was die Sportler wiederum am besten können, sie sind hochgelenkig, immer warten sie, daß einer sie lenkt, es ist ihr Lernziel, ihr Lebensziel, ihre Aufgabe. Das ganze Land ein kochender Kessel der Leidenschaft, das lernen sie lieber, sie wollen bewegt werden, nicht sich bewegen, eine Leidenschaft, die nicht einmal vom Schnee gelöscht werden kann. Liebeswahnwitz! Der Rausch und der Rausch der Geschlechter sind bis zum Wahnsinn gesteigert! Ich sehe schon, Sie wollen sofort dorthin, Sie würden mich armen Boten glatt niederrennen, um den Flieger noch zu erwischen. (Er wehrt Gottvater zerstreut ab, der sich auf den Weg gemacht hat.) Kein Alter wird geschont, Sie schonen ja auch keins!, keiner Jugend erbarmt!, das ist auch nicht so Ihres, oder? Zeugungs-Glieder in unermeßlicher Größe, ich sehe förmlich, wie Ihnen das Skiwasser im Munde zusammenläuft, werden als Gottheiten in festlichem Aufzug durch die Straßen geführt oder getragen, von Reigen junger Sportlerinnen begleitet und wie allmächtige Idole angebetet. Jeder betet irgendwas an oder wird angebetet, je nachdem, in welche Mannschaft er gewählt wurde. Es muß eine Siegermannschaft sein. Dort will natürlich jeder hinein. Einige bleiben immer übrig, die keiner will. Und was ich in Ihrer Kirche gesehen habe, das ist so entsetzlich, das kann ich unmöglich schildern. Da schildere ich lieber, was ich auf den Pisten gesehen habe, das ist allerdings auch nicht viel besser. Und falls Sie auf die Idee verfallen, Sie könnten die alle mit Ihrer Raserei zerschmettern, Herr Gott, dann lassen Sie sich sagen, das sollten Sie lieber nicht tun, wenn Sie so rasen, werden Sie nirgendwohin kommen. Erst gestern hat sich wieder ein junger Abfahrer am Baum den Schädel eingeschlagen, heuer schon der zweite, diese Probebohrungen hätten Sie lieber lassen sollen, dort kommt kein Öl raus, das kommt aus andren Bergen, woanders. Dort können Sie dann anklopfen, und schon sprudelt es heraus, damit wir einen Alm-Antrieb haben. Aus diesen Abfahrern strömen keine Worte mehr und keine Taten, sie hätten rechtzeitig das Lenkrad verreißen sollen. Sie machen unseren schönen Sport nicht gerade populärer. Und außerdem, wenn Sie alle vernichten, Gott, dann haben Sie ja am Ende keine Menschen mehr. Aber das Ende wird Ihnen natürlich den größten Spaß machen, ich weiß schon, aber uns wird es keinen machen.

Also, Vater, Allvater, Skivater, wo setzen Sie den Hebel an, was raten Sie unserem durchgebluteten Skiverband? Wechseln? Die Marke wechseln? Die Sponsoren? Wo sollen wir sie hinstellen, die Berge, was sagen sie uns noch, die Berge, was geben Sie uns noch, die Berge, nachdem sie uns so lang fragend und einladend angesehen haben? Wir haben diejenigen, die zum Betreten und Befahren ermächtigt sind, gemustert oder ausgemustert, je nachdem, wir haben ausgewählt, wir haben Berge nach ihrer Eignung für den Sport ausgewählt, sie blieben nicht lange weiß, wir haben mit Kanonen auf Spatzen geschossen, mit Kanonen auf Ihre schöne, hausgemachte Natur. Wenn man sie schlägt, wird gute Luft daraus und bläht den Obers und bläst das Ei auf, bis es Schnee wird. Alles Luft. Und das lassen Sie sich gefallen, daß Sie dafür bezahlen müssen? Gefällt Ihnen, daß der Schnee gekommen ist? Kommt er von Ihnen? Haben Sie ihn hier draufgespritzt? Sie hätten auch einen heiligen Leib nehmen können, nehmet hin und esset, Sie hätten auch das heilige Blut nehmen können, nehmet hin und trinket, denn das ist mein lieber Leib, den ich mir ausgesucht habe, nein, nicht meiner natürlich, ein andrer, mit dem ich mein Wohlgefallen haben möchte oder so ähnlich. Nein, nicht so ähnlich. Es wird rückhaltlose Aufklärung gefordert, ich meine Aufklärung aller Mißbrauchsfälle zum Beispiel an der Natur. Von der reden alle, solange bis sie endgültig hin ist. Sie waren das nicht, Sie haben ihr Ende nicht beschleunigt? Dann müssen wir anderen es gewesen sein. Aber es hat gewirkt, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt, hat wenigstens den kleinen Hunger zwischendurch gestillt. Für den großen haben wir von Ewigkeit zu Ewigkeit vorgesorgt, die Leichen gehen uns nicht aus. Die Menschen rasen herbei, die Rechnung ist aufgegangen, ja, die Sonne auch, dann der Mond, der Mai wird erst noch kommen, aber dann ist es wieder aus mit dem herrlichen Weiß. Mit dem großartigen Marschierpulver. Dann macht man was andres mit ihnen, mit die Berg, uralte Turngeräte schon für berühmte Gletschermumien, für den Mumienmann vom Hauslabjoch waren sie noch ein Weg, für uns nur ein Weg, um diese notorische Fettleibigkeit zu bekämpfen, das kann Ihnen nicht oft genug geraten werden, doch Sie erraten es immer noch nicht.

Den Berg überm Dorf lassen, dort dräut er hin und her, das würden wir schon machen, aber statt daß wir zu ihm kommen, kommt er zu uns, schauen Sie sich diesen riesigen Felssturz an! Den Berg hats bei seiner Abfahrt förmlich zerrissen, was nicht nötig war, er hatte ja keine Konkurrenz. Warum sollen immer nur die Menschen leiden? Es können doch auch einmal die Berge sich verletzen! Fahren müssen schon wir, nicht anfassen den Berg, anfahren! Angasen!, das sagt man, wenn etwas schnell gehen und die Menschen nicht zuviel leiden sollen. Doch statt dessen bewegt sich der Berg selbst und schleudert seine Schrauben und Muttern vor uns hin. Das ist, als ob auch wir ohne Vater und Mutter wären. Leb wohl, mein liebes Gipfelkreuz, hier wird wohl bald ein Halbmond stehen, mein liebes Haus, meine liebe Jausenstation, meine liebe Schutzhütte, jetzt brauchst du selber Schutz, gelt. Und da sind wir schon, wir sind allein, und dort drüben sind die Fortgeschrittenen, aber schreiten tun sie nicht, jene, die es können, was, das schauen Sie sich nicht an, das lassen Sie sich nicht zweimal sagen, obwohl Sie das erste Wort hatten, all die Berggeschöpfe vom Geschlecht der Nymphen, ja, die einen, klar, die andren eher Satiren, jeder Vertreter jedes Geschlechts kann selbst entscheiden, was er sein will, es wird dann ohnedies alles verzerrt dargestellt, auch von mir, da ist es schon egal, sie können machen, was sie wollen. Jeder haut ja doch auf uns hin, obwohl wir im Bereich Gewaltprävention über viel Kompetenz verfügen. Was da passiert ist, ist für uns nicht akzeptabel, und so wie es dargestellt wird, kann es ohnehin nicht gewesen sein mit den Satiren, so seltsam muten sie an mit ihren Bocksfüßen, zwei Stück anstatt einem, wie es üblich ist, sicher ist sicher, wo sollen wir da die Sicherheitsbindung, die jeder Mensch braucht, er will immer und überall in Sicherheit sein, denn hinmontieren? Wir könnten sie uns mit jemandem teilen. Wer soll mit einem Bocksfuß schon fahren?, selbst wenn es nicht der Gasfuß ist, ein Fuß ist es ja doch, besser als keiner. Nur ein richtiger Fuß, der andre vom Bock abgeschaut, wie sollen wir da weiterkommen, wir hinken ja, wenn wir den Hotelflur überqueren, man hört uns schon von weitem, wer fängt den Dieb? Wer stellt ihn, wer stellt die Serviceleute, was servieren die? Die Skifirma stellt sie, ja, ich glaube, die Skifirmen, welche das letzte Wort haben, wer aufgestellt wird und das heilige Brot des ewigen Lebens in sich aufnehmen und die Sünden der Welt hinwegtragen darf, erbarme dich unser, Lamm Gottes, schenke uns den Frieden, aber nicht zuviel davon, sonst werden wir noch eingeschläfert, und dann verschlafen wir auch den Start noch.

Den Satir will doch gar keiner fangen! Der schmeichelt doch den Damen, es ist ein Kompliment für sie, daß er überhaupt kommt. Betrachten Sie es als Kompliment, andre tun es auch, der Herr sei mit ihnen, ist er ja, er ist schon mit ihnen. Nicht jeder kommt, obwohl viele eingeladen wurden. Keine Ahnung. Ihnen sei gesagt: Auto stehenlassen, die Berge daneben auch gleich stehenlassen, kommen Sie bitte öffentlich, damit Sie jeder sieht und ins rechte Licht rücken kann, die Schifahrer sieht ja auch ein jeder, aber nicht jeder schaut sie sich an. Man sieht nicht, was sie machen, man sieht immer nur, was sie gemacht haben, Auto also stehenlassen, den treuen Freund, der bleibt außen vor, hier wird niemand vergiftet, im Gegenteil, hier kann man atmen lernen. Wozu das Ganze? Wozu der Aufwand? Sport ist schön, macht aber viel Arbeit. Und wieder werden Sie die lange Nacht heben den Fuß im Tanz, war Ihnen denn der Tag nicht schon genug? Nachtigall, Lerche, wurst, beide wieder werfen das Haupt und stampfen mit den Füßen auf, sie können sich nicht einigen, wer gewonnen hat, am Tag macht man dies, in der Nacht jenes. Wir haben einem Kopf so lange zugehört, jetzt muß man wohl auch das Haupt respektieren, oder? Das ist auch was wert, wie es angibt.

In den Tau der Luft, in das Flutlicht der betenden Gemeinde, wie das Rehkalb oder halt ein andres Tier, ein Kitz?, Bambi, bist dus?, winden sie sich, flink wies Wiesel, schnell wie Sätze, die man nicht versteht, durch die Tore; tagsüber hüpfen sie ausgeschlafen über die Mugel, dort drüben heben sie mindestens zehn Zentimeter ab, aber nur kurz, wo die Piste es halt verlangt, woanders gleiten sie wieder alle auf den weißen Wogen der verelendeten Ski-Autobahnen dahin, auf den Gleitstrecken, vormals, mit andrem Vornamen, alles Wiesen, alle dem Wesen nach Wiesen, eine nach der andern rollen sie am Auge vorbei. Man kann ja nicht alles gleichzeitig zerstören. Wie glücklich sind sie, wenn sie dem Schrecken der Jagd entrannen! Doch nur damit sie jetzt auf einmal in der Zeitung stehen, leider auf der falschen Seite, wo hübsche junge Mädchen wie zum Beispiel diese Salome vorhin gern herumtanzen und sich wichtigmachen, weil sie so schön sind? Haben Sie denn keinen Anstand? Ach ja, drauf stehen Sie ja, um zu Ihren Abschüssen zu kommen. Andre wieder zu ihren Abschlüssen. Aus dem Gehege, über das Flechtwerk der Zäune springen sie, Jäger, die ihre Meute anspornen, meist ist es eh nur ein einziger Solo-Hund. Und das Reh läuft leichten Sprungs davon, keine gute Haltungsnote, leider, Pech gehabt. Manchmal kann es auch nicht mehr davonrennen. Doch es rennt, es rennt, schauen Sie, dort drüben rennt es, es läuft über den Korridor, Hände strecken sich aus Türen, die erwischen sie nie, die Hirschkuh, nein, das Rehlein auch nicht. Bambi überlegt noch. Oder manchmal aber doch, manchmal zahlt es sich aus. Langsam kommt sie in die Gänge, die göttliche Macht, macht sich auf, straft den rasenden Geist, der inzwischen zu seinem Schaden dem blinden Wahn verfallen ist. Strafe muß sein. Diesen Heimleiter müssen wir jetzt entlassen, ganz verfallen der Schuldige, ich weiß gar nicht, wo er jetzt ist. Vielleicht hat er in einem anderen Skigymnasium einen Ersatz für seine Stelle bekommen, die jetzt ein andrer in einer andren Stellung für ihn ausfüllen soll. Listig verbarg er sich im Schritt der Zeit, doch dann ereilten wir endlich den Frevelnden, Gott sei Dank, jetzt haben wir ihn, wir haben ihn gestellt, nach vierzig Jahren, zögernden Schritts, kamen dann auch wir angetrampelt. Nur nicht über das Maß hinaus denken und handeln! Nicht allzu eifrig, wo kein Eifer ziemt, tritt aus dem Haus und laß dich vor mir sehn, im Weiberkleid, die Farbe steht dir leider gar nicht!, ohne sogar noch besser, aber mit geht auch, Spion der Mütter, jetzt dürfen wir wohl gar nichts mehr! Jetzt dürfen wir uns wohl gar nichts mehr erlauben! Nicht einmal, was sich vierzig Jahre bewährt hat! Wollen die überall dabeisein? Das nicht. Sie wollen siegen, dabeisein allein ist nichts, und sie wollen, daß ihre Kinder siegen. Alle sollen siegen, wird angestrebt, nein, das wird nicht angestrebt, man kann ja schließlich nicht alle anbeten, einige müssen auserwählt sein, viele aber berufen, nein angerufen, unberufen angerufen, daß die Bahn wieder geht, nein, fährt, anstatt endlich Ruhe zu geben, damit nicht wieder so ein entsetzlicher Unfall passiert, bei dem die Leute verbrennen in diesem Brotloch, das man vergessen hat abzudrehen. Kriegen die endlich was gebacken? Glaub nicht. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann werden sie auch heute nicht gerettet. Und wenn überhaupt wer gerettet werden soll, dann nur das eigene Kind bitte retten, das fremde sein lassen. Leicht war die Mühe, zu ehren die Macht, die einen aufstellte oder auch nicht, die einen ins Team holte oder auch nicht. Wo der göttliche Wille ist, wo der Wille vom Chef des Skiverbands ist, wo das uralt Gebräuchliche auch ist und alles ewig Natürliche siegt, wer ist sonst noch dort? Der soll es sagen. Wo ist er? Gibt es ein höheres Göttergeschenk, als über den Scheitel der Feinde hoch erheben die Hand und sie schützen? Ja, das machen wir jetzt.

Haben Sie vorhin den hellen Heroldsruf gehört? Es war der Wecker, Sie wollen doch den Sonntag ausnützen und sich das Rennen anschauen, das Abfahrtsrennen, falls es nicht wieder abgesagt wird, wir sagen nichts, wir sehen und hören, bis es uns nicht vergeht, es vergeht uns nicht, falls uns der Sport interessiert, der Helfer in der Not, aber erst muß er sich aus dem Verband auswickeln, nicht wahr, der Sport muß aus dem Sportverband ausgegliedert werden, nur keine Angst, das traut sich keiner, auch wenn es nur Einzelkämpfer sind, die das verlangen, am Hang steht jeder für sich selber, jeder steht für sich allein, die Verbände kommen nachher und fesseln uns wieder. Ob das Wetter mitspielt? Das Wetter fährt mit, es springt aus sich heraus und übertrifft sich selbst, das Rennen wird wohl stattfinden, schauen wir und schauen wir uns an, was uns da gezeigt wird.

Der Engel: Im Korridor beginnt es immer dichter zu schneien, bis sich am Boden eine dicke Schneefläche gebildet hat. Was glauben Sie, wer das jetzt sagen soll? Ich habe keine Ahnung, kann aber nicht alles allein machen.

Die Kamera fängt sie alle ein, sie kommen mühelos wieder frei, sie kommen, so schnell sie können, und noch schneller fahren sie dann wieder runter, kommen langsamer, gehen schnell, sie kommen schnell, fahren aber langsam, die Bretter, sie tragen sie, also sie tragen sie an den Füßen, die übrige Zeit werden sie ihnen nachgetragen, das übernehmen Firmen und ihre Techniker und ihre Knechte, schauen Sie, da steht es ja, welche Firma, da steht die Marke drauf auf dem Arbeitsgerät, das wird aber auch immer unwichtiger. Die Ausrüster sind alle schon brav am Ausrüsten, dem dort paßt sein Ski noch nicht, der dort ist der Helm zu hart zum Kopf, nein, das kann nicht passieren, egal, sie rüsten alle zum Kampf, sie rüsten die Fahrer für den Kampf, sie rüsten sie ein, damit jene, damit die Fahrer, die führenden Fahrer, die fahrenden Führer ihre Gerüste dann wieder niederreißen können und tun, was andre lassen müssen, sie dürfen alles, die Sportler dürfen bei uns einfach alles, das stelle ich jetzt einmal so in den Abschwingraum, trari trara, da steht es jetzt, der Schnee spritzt nach dem Abschwingen, der Sieger reißt den Arm in die Höh, der Verlierer reißt sich am Riemen fürs nächste Mal, den Riemen braucht er noch wie wir den Kelch des immerwährenden Lebens, den wir aber nie trinken dürfen, nur anschauen, ein Blick auf die Zeitnehmung, ein Ohr für die Zeitansage, es hat gereicht, es hat gereicht, alles wird zu Geld, was dieser Herr Gott angreift, das wird zu Geld, wer das Geld angreift, wird zu Gott. Sein lieber Sohn, an dem er sein Wohlgefallen hatte, aber nur solange er siegreich über die Abhänge fegte und danach am Fuße des Abhangs abhängen durfte.

Die Türen öffnen sich, und Gott steigt in ein neues marodes Skigebiet ein, das bereits mindestens vier Tage im Grabe liegt, mehr Zeit hatte es nicht, er steigt ein, um es wieder aufzuerwecken und fit zu machen. Wenn es schläft, wird es sowieso wieder aufwachen. Sie sollen dort ihre Betten nehmen und sie auslasten gehen, denn dieser Herr ist die Auferstehung und das Leben, wer ihn liebt, der soll auch in die schwarzen Zahlen kommen, und wenn es erst am letzten Tage wäre. Diejenigen, die noch nie in diesem Dorf waren, die sollen jetzt hinfahren. Was einmal Hochkössen war, ist jetzt Hochkössen im Tiroler Kaiserwinkel mit 11 Liften und 22 Pistenkilometern, mit Renn- und Trainingszentrum, was einmal Hochfiecht war, ist jetzt Bergbahnen Hochfiecht im Dreiländereck mit 9 Liften für 20 Pistenkilometer plus Nachtskilauf, was einmal Lackenhof am Ötscher war, ist jetzt Lackenhof am Ötscher mit 70 Hektar gesamt an Pistenfläche, 8 Liftanlagen und 19 Kilometern Pistenabfahrten. Was einst Hochkar war, ist jetzt Hochkar mit 8 Liftanlagen für 19 Kilometer Pisten. Was einst Hinterstoder Wurzeralm war, ist jetzt Hinterstoder Wurzeralm Bergbahnen mit 22 Liften für 62 Pistenkilometer. Was einst der Schnalstaler Gletscher war, ist jetzt meines Erachtens der Schnalstaler Gletscher mit 12 Liften für 30 Pistenkilometern, das muß man einfach ächten, nein, achten. Und alle rasen durch diese neugeschaffene Natur, jawohl, für Gott, diesen Herrn, hieß es: noch einmal antreten!, und so rasen sie alle hindurch wie durch Wasser, das starr, wie gefroren, auf den Bergen ruht, und preisen ihren Untergang, wessen Untergang?, ich weiß es nicht, und preisen was weiß ich, wen oder was. Sie bekommen alle Preise, also nicht alle, bloß die, die uns interessieren, dafür machen sie es ja. Dafür hat dieser Gott, der auch ganz neu geschaffen wurde, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist, ihnen diese herrliche Natur hier hingestellt. Es gibt natürlich Störungen, im Slalom war der letzte Sieg bei den Damen, nein, bei denen war er eben nicht, er war vor drei Jahren, ist das zu glauben! Das muß sich ändern, bevor uns andre die Sünden der Welt wegtragen und woanders neu begehen, diese Piste woanders ganz neu begehen, das heißt treten, vor dem Rennen muß getreten werden, wenn in der Nacht Neuschnee gefallen ist.

Hier wurde gerade das blutige Haupt einer Frau auf eine Nähnadel, nein, das kann nicht stimmen, auf irgendeinen Pfahl halt gespießt, ein Pfahl wird immer gern genommen, kann man auch als Zahnstocher benutzen, und jetzt trägt die Frau ihren eigenen Kopf wie eine Nutzlast herum und redet Unsinn und beschuldigt die Falschen und behauptet sich und behauptet voll Stolz, einen unglückseligen Fang gemacht zu haben, einen, der sie selbst einst fing, jetzt rächt sich das natürlich. Zu spät. Es ist alles schon wieder vorbei. Warum sage ich es dann? Ich will andre davor bewahren, in Frauentracht irgendwo zu erscheinen, sonst geht es ihnen schlecht. Gewandelt ist der Siegerkranz dann in die Siegerkrankheit, beim nächsten Mal wieder verlieren zu können. Gewandelt ist er in Seufzer und Tränen. Ein stolzer Kampf, die Hand vierzig Jahre nach dem Geschehen ins Blut seines Feindes zu tauchen. Aber egal. Es nützt nichts. Niemand hat etwas ähnliches je erlebt. Das gibt es nicht, ist aber passiert. Es verringert sich mit jeder Stunde die Hoffnung, daß das noch einer hören will, diese neugeschnittenen Ranken hätten heute etwas anderes vor, als sich zurechtstutzen zu lassen, das geht heute nicht mehr, das ist abgestellt worden, die Waschmaschine bleibt stehen, sie ist jetzt fertig mit ihrer Arbeit. Der Rasenmäher bleibt stehen, er ist fertig mit seiner Arbeit. Das Backrohr schaltet sich ab, es ist fertig mit seiner Arbeit. Das Licht geht gar nicht erst an, damit es keinem aufgehen und seine Arbeit beginnen muß. Und was ist mit dem Gerät, an dem ich grade sitze? Dem fällt sicher auch was ein, über sein Programm hinauszuschreiten ins Nichts von allem, was möglich ist, doch das ist wieder nur nichts, damit es aus Entsetzen vor der Leere, davor, daß es jenseits des Schalters und Walters weiterarbeiten müßte, endlich stehenbleiben und Ruhe geben kann. Weg mit den Fingern! Was machen die da? Was immer, sie sollen es nicht weitermachen, sie sollen endlich aufhören. Es hat keinen Sinn, etwas zu tun, das keinen Sinn hat. Der Sport hat keinen Sinn und wird außerdem mit schwer vorstellbarem Leiden erkauft. Und das für sinnloses Tun! Vielleicht wurde früher etwas getan, jetzt aber schon lange nicht mehr. Wir haben das abgestellt.

Es geht nicht um die inzwischen erwachsenen Opfer der Vergangenheit, es geht immer und ausschließlich um die potentiellen Opfer der Gegenwart, es kann ja nicht ausgeschlossen werden, daß die Täter von damals immer noch ihr Unwesen treiben. Nein, nein, das schließen wir aus, es ist ausgeschlossen. Das kann nicht mehr passieren und ist auch nie passiert. Wir haben viele befragt, es kann nicht passieren, und es ist nie passiert und wenn, dann haben wir nicht gemerkt, wer die Tür zugesperrt hat, nachdem wir drinnen waren, dazu gehören zwei, einer war nämlich vorher schon drin. So wie eben manche schneller sind als andre. Was auch immer war, es ist längst zu Ende. Und der Rest hört jetzt auf. Alles ist vorbei, meine Fingerchen ruhen sich aus, und ihr, balde ruhet auch ihr. Meinen Frieden gebe ich euch, von mir aus, es gibt eh keinen. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, genau. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Ich gebe euch dafür etwas anderes. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht, nicht Gaben, wie sie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz lasse sich nicht ängstigen, es verzage. So. Es ist jetzt verzagt, das habe ich wieder nötig gehabt! Das macht man heute nicht mehr so. Wir haben es beendet.

Wir haben ihm vom Pistenrand her Zeichen gemacht, schneller zu sein, doch er hat sich wohl den Fuß gestoßen, nur seine Firma hält jetzt noch zu ihm, der Verband weiß nichts und hat auch nichts damit zu tun, er muß auf der Wunde halten, er muß sich an der Wunde festhalten, mehr muß er nicht, es war ein offener Bruch, nein, einen offenen Bruch riskiert der Läufer nicht, er fährt, er fährt ab, mehr wird von ihm nicht verlangt, die Läuferin soll sich auf den Schoß des Skimachers setzen, mehr wird von ihr nicht verlangt, mehr wird nicht verlangt von den Burschen und Mädchen, die da kommen raschen Laufs, und wir sitzen, den raschen Lauf zu sehen, die Fernsehgebühr geht auf uns, die spendieren wir uns, die geben wir uns aus, auf daß wir die Beute mit unseren auf dem Schirm wie Spiegeleier zischend klebenden Augen erjagen dürfen. Die kriegen wir nicht mehr unversehrt runter, da bleibt was zurück, ein Rückstand, der nicht mehr aufzuholen ist. Und schau, die Augen werden ganz weiß, je länger sie am Schirm picken und wir am Sofa, und schau, da kommen sie schon, einer hinter dem anderen, und es wird mit dieser oder jener Medaille belohnt werden, mit diesem Kranz bei Olympia oder mit diesem Pokal für die Vitrine in seinem neuen Café. Mit der Kraft seiner Beine hat der Läufer es erstanden, wie Christus, der ja auch erstanden ist, allerdings aus sich selbst. Der Läufer mußte an sich arbeiten, Christus war von Anfang an schon fertig, weil er schließlich der Anfang ist und das Ende. Wir sind aber mehr als Gott, wir sind mehrere Götter, mindestens drei. Und, was stört Sie daran? Paßt doch. Wir sitzen vor dem Gerät und hören die Botschaft wohl, die Botschaft verspricht, den goldenen Kranz unbedingt einem der Unseren zu verleihen, und so geschieht es nicht, wieder nicht, der Sport ist ja auch das Wieder-Nicht, es ist natürlich schon wieder dieser Norweger, dem der Kranz verliehen wird. Vor vierzig Jahren hätte das alles noch uns allein gehört, heute mischen sie alle mit, auch die depperten Völker der Ebene, die uns zu einem Verlierervolk machen wollen. Jetzt haben wir schon den Krieg verloren, da können wir nicht noch einmal verlieren, das können wir nicht dulden.

Da senden sie schon den nächsten Jungen, er schießt aus dem Sportinternat, ich weiß nicht, wer ihn abgeschossen hat, aber derjenige hat mit dem Abschuß geprahlt, und dann ist er schwer betrunken aus dem Vatikan getorkelt und ertrunken, nein, das kann nicht stimmen, den Vatikan verläßt keiner lebend. Der Papst hat ihn zwar empfangen, aber der schwere Unfall war woanders. Alle Augen sind auf ihn gerichtet und passen auf den nicht auf, der durch den Wind schlüpft, wer?, wen meinen Sie?, es ist sein Anzug, sie tragen alle denselben, also jeder seinen eigenen natürlich, ja, das Dressing mit einem wilden Muster drauf, man sieht ja sonst, was drunter ist. Auf Wildheit hat man uns programmiert, das Programm können Sie in Ihrer Fernseh-Fachzeitschrift nachlesen; die Hauptsache ist, man sieht den Körper gut, auf jeden Fall, und das ist auch erwünscht, keiner kauft die Pussy im Sack, das ist die Botschaft, dafür werden die Jungen entsendet, daß sie allwärts mit ihren Augen spähn, über den Korridor im Hotel, von Zimmer zu Zimmer spähn, obs was zu ernten gibt, Körper zu ernten gibt, die endlich, vom Skelett befreit, das immer nur Ärger macht, mit den Weichteilen punkten können, wie es andre Töchter vor ihnen taten, im Gebirg, in der Ebene, nicht mit Schlingen der Liebe, der Leidenschaft, sondern mit der Kraft der weißen Beine und Bruststücke. Filetstücke, mehr sag ich nicht, das muß genügen. Ihre Phantasie springt schon herum wie die jungen Zicken, das seh ich Ihnen an. Die Körper stehn bereit, die Körper warten derzeit noch, gemach!, das Gemach, aua!, ist ja gut!, das war das letzte Mal!, es wird sich öffnen, und sie werden zuschlagen, sie werden sich bewegen, sie werden sich in die richtige Richtung bewegen, ja, die Form auch, die Form ist ansteigend, aber es kommt nichts raus, es kommt nicht darauf an.

Wir sehen, wir grüßen, wir siegen, wir tanzen! Die Kühe bring ich dir. Du mußt gar nichts machen. Ich bring sie dir. Ich pfeife, und sie kommen, ich schnalze mit der Peitsche, und sie kommen. Setzt euch ruhig schon mal zum Essen hin, seht nur, wie jung das Kälbchen ist! Zartester Flaum, wo auch immer. Hinterstoder? Da muß ich unbedingt vorne hinein! Da können Sie schon im Hotel die Skischuhe anziehen, weil die Piste gleich nebenan beginnt, dies ist eine Werbeeinschaltung, ich weiß aber nicht, wie ich sie wieder ausschalten kann, eine Werbeausschaltung gibts beim Fernsehn nicht. Zeigt uns die Mähne, ihr Tiere des Gebirgs! Ihr kluge Jäger, habt euch an die Fährte geheftet, so preiset, was?, wir haben doch gar keinen Preis gekriegt!, den holen immer die andren, keine Ahnung, was los ist, die steigen schnell auf der Ruhmesleiter die Sprossen hoch, oje, das ist aber gar nicht nett, da wird grade ein Kopf an die Wand genagelt!, wie das?, wie kommt das?, wie kommt dieser Kopf in die Zeitung?, hat er die jammervolle Last des Körpers verloren? Ist das hier eine Suchanzeige? Wieso siegt die Kuh nicht mehr? Früher hat sie das doch noch gekonnt, da konnte sie auch noch reden, jetzt ist sie still. Alles zerstückelt, nichts liegt mehr am gleichen Ort, wie soll man da seine Form wiederfinden, welche zur falschen Zeit verlorenging?, na, dann preist halt aus, was ihr wert seid, wenn ihr fünfmal hintereinander nicht gewonnen habt! Oder preist einfach so irgend jemanden, der euch befreien soll, es aber nicht tut. Nennt euren Preis, doch der wird nicht mehr hoch sein. Ihr müßt dann nehmen, was ihr kriegen könnt. Großes geschah, Kleines nahmen wir aber auch mit, und weithin leuchtet schon wieder die Jagd vom hohen Roß herab, ich meine vom Hochstand, vom Hochsitz. Von toten Tieren lernen heißt auch was lernen, ich weiß aber nicht, was, Geduld?, es kommt jeder dran? Und daß es danach vielleicht nicht mehr so lustig ist wie davor. Lernt es lieber vom Jäger, nicht von der Beute! Halte nur am Lohne fest, der du selber bist, der Sieg ist des Athleten höchster Lohn, da braucht er keinen anderen, er braucht nur ein paar Hunderttausende, Millionen oder was weiß ich, wieviel Sie sich vorstellen können, wieviel derzeit für die Übertragungsrechte geboten wird, welcher Lohn ihm winkt, es kommt darauf an, wie viele Skiausrüstungen in der nächsten Saison verkauft werden, dann winkt auch zögernd der Lohn, ich sehe ihn, und er winkt vom Podest zurück, und es darf noch ein bisserl mehr sein, und zwar auch ohne daß er winkt, der Lohn, wir sehen ihn auch so, den stummen Lohn der Mühe, andre kriegen gar nichts dafür und können noch nicht einmal Skifahren.

Der Läufer sieht ihn mit freiem Auge in der Fern und im Außerfern, er ist stolz auf die Aufholjagd und seine Beine, die dies Werk vollbracht. Wenn er nur wieder ganz fit ist, ja, der Teamarzt sagt, er ist wieder ganz fit. Wenn er nur wieder gewinnt, ja, der Trainer sagt, daß er wieder gewinnt, allerdings erst, nachdem der Läufer unermeßliches Leid überwunden hat. Wenn er nur wieder an die Weltspitze zurückkehren kann! Er muß! Doch einfach wird das nicht. Er muß noch an seiner Fitness arbeiten, er war lange verletzt, die Bänder sind alle gerissen oder nur ein paar, hat auch genügt, das Ergebnis ist dasselbe, sie müssen erst mal wieder zusammengenäht werden, geflickt, geklebt, genagelt, keine Ahnung, in diesem Zustand sind sie erst mal unbrauchbar, sie halten das Bein zwar irgendwie zusammen, mehr aber auch nicht, die Bänder sind nicht, der Fuß jedoch ist gebrochen, das ist sogar besser als reißen, brechen besser als biegen, was fährt er denn auch auf Biegen und Brechen?, na, man kann sichs nicht aussuchen. Dazu wurde bereits alles gesagt, sogar von mir, viel zu oft, der Arzt sagt es dann aber noch mal, er sagt es in die Kameras, der Mannschaftsarzt sagt es dann auch, und dann macht er noch einmal eine Aussage, das Spital sagt es dann später noch einmal, und in den Sportnachrichten werden wir es besonders ausführlich vernehmen, wenn der Patient erst mal eingeliefert worden ist, der Hubschrauber, der ihn hinfliegt, sagt es auch, er sieht es in der Vogelschau, die keine Perspektive bietet, in der Vorausschau, die gar nichts bietet. Und danach? Was ist dann? Was ist dann mit diesem teilweise zerbrochenen Menschen?

Der eine ist schon an einen Baum gefahren und kam nicht mehr zurück, weil er feststeckt und es so steil bergauf geht, das schafft er nicht, er kann nur runter, rauf hat er nicht gelernt, diesen Sturz wollen wir doch nicht wiederholen, oder? Doch, für die Zeitlupe wollen wir es noch einmal sehen. Wir wollen ein ganz neues Comeback, in fünf Jahren schon das dritte! Das streben wir an. Wenn die Physio was bringt, dann bringt der Wiederauferstandene auch uns was hinter dem Schirm, hinter dem er rennt und fährt und trainiert und seinen Körper beansprucht, bis es ein andrer tut. Der ist geliefert! Den Lohn kriegt der Finder, wers auch sei, er steht bereit, ich weiß jetzt nicht, wo er die Knochen abholen kann. Im ganzen Wald ist dieser Leib verstreut. Ich höre von der Töchter wilder Tat? Was? Zuerst runterfahren und dann bequem mit dem Sessellift wieder ins Gebirg zurück, den Leib zu bergen der Gemordeten? Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken. Nicht einmal tot.

Erst einmal müssen sie noch siegen, die Weiber, die Männer können es schon, aber dann, was?, wo? Wo ist der heimliche, nächtliche Diebstahl auf Sohlen, worauf denn sonst, soll er durch den Gang fliegen wie ein Hubschrauber?, nein, das kann er nicht, zuwenig Platz dort in der Schneise zwischen den Zimmern. Ob, wenns ihm gelingt, die Frau pariert, die Frau gehorsam?, jämmerliches Bild! Mein Trainer, dieser Stolz ist dir erlaubt: Was hast du aus dieser Frau gemacht? Alles, was möglich war, habe ich gemacht, viel wars nicht. Essen will sie nicht mehr, schlafen kann sie nicht mehr, Unterschiede sieht sie nicht mehr, keine Sprache spricht sie, über das Programm ist hinausgeschritten sie, und der Rechner ist dann abgestürzt. Was sagt sie also, was hat sie uns zu sagen? Nicht viel, aber wir freuen uns über alles, was sie will und kann. Eine der besten Töchter der Welt, welche aus Schnee besteht, unsre Welt jedenfalls, sonst kennen wir nichts, wir fahren immer dem Schnee nach, und wo keiner ist, dort sind auch wir nicht, dort haben wir unser Recht verloren. Diese besten Töchter der Welt, wer hat sie gezeugt, irgendeiner muß die doch gezeugt haben, wieso meldet sich keiner? Ah, da haben wir ihn ja, den besten Vater der Welt, alle gezeugt, besonders aber diese eine, welche wir für heute auserwählt haben, denn was einmal erzeugt ist, muß auch benutzt werden, nicht wahr, wofür hätten wir es denn?, es kann sich als unbrauchbar erweisen, vor allem mit den Kurven, aber erst mal probieren; und morgen kommt wieder eine andre dran, sie können alle dasselbe, bloß kann es die eine besser und die andre weniger gut, alle gezeugt, das Zeugen hat klaglos funktioniert, ja, fraglos auch, auch diese Tochter, die sogar ganz besonders, bis sie stieg vom Skiinternat höher und höher, bis sie wilde Tiere mit der Hand fing, von oben, aber eins hat dann sie erwischt, kann passieren, sieh dafür hier in ihrem Arm den Siegespreis, der tröstet über so manches hinweg. Sie nehmen mich auf den Arm, nicht wahr? Jo, eh. Soll ich einen meiner Engel rufen? Ich warne Sie, die kommen aber nie allein. Wir haben nicht genug Stühle. Da laden schon die ersten, stolz auf den Erfolg der Jagd, zum Fest ein, zum Fest die Freunde ein, die alle kommen. Dreimal selig sind sie heute, da, siehe oben, ihre Beine das Werk vollbracht, ja, die Arme auch, die tun auch fleißig mit, kann doch nicht so schwer sein, wir gehorchen ja auch dem Trainer; der Servicemann serviert etwas Heißes, nein, Blödsinn, der ist nicht zum Servieren da, die Frau ist zum Abservieren da, bloß fällt sie manchmal vom Tablett, auf dem sie hin- und hergerichtet wurde, und wer soll das jetzt erledigen? Ihr Verlangen ist verborgen, doch es ist da, bis es herausgeholt wird. Und auch wenn wir es nicht finden, wir wissen, daß es da ist. Abschied vom Kreuzband marsch, Band marschiert, wie Wasser, wenn es gegen einen Brand in Gang gesetzt wird, bloß nicht so situationselastisch, was ich mir vom Band erhoffte, jedoch nicht bekam. Wenn es reißt, heißt das, seine Hoffnungen begraben, morgen ab nach Hause, der Ausrüster tobt, gewisse Geheimnisse seiner Fabrikation können wir nicht mitteilen, sagt dieser Gott, aber wir können Ihnen die neuen Modelle schon vorab zum Testen geben, damit Sie zeitgerecht fertig werden mit dem Vernageln Ihres Schienbeins.

Ab die Post, die Saison ist gelaufen, in dieser Saison wird der Mann nicht mehr laufen, ich werde dann auch operiert werden, ja. Aber der dort drüben ebenfalls, der kommt noch vor mir dran, der hats nötiger. In den Operationssälen brennen die Birnen durch, zumindest während der Saison. Dieses herrliche Opfertier bietet alles, was wir brauchen, sein hübsches Kränzchen wird ihm heruntergerissen, mit dem man es liebevoll geschmückt hat, dann wird recht grob mit ihm umgegangen, es wird runtergedrückt und, wenn es Glück hat, schnell abgestochen. Danke für die Einladung zur Schlacht und zum Töten durch Schlachtung. Aber das war doch keine Einladung! Ich bin nur einfach so vorbeigegangen. Das hätte ich nicht tun sollen. Ich hätte das nicht sehen sollen, ich hätte es mir nicht mal vorstellen sollen.

Hören Sie zu, nach Benutzung dieses Tieres wischen Sie sich ab, dann waschen Sie das Geschirr ab, und dann schmeißen Sie das Tischtuch weg. Keine Spur bleibt zurück, ich weiß schon nicht mehr, von wem. Von uns allen nehme der freundliche Gott, er soll uns was abnehmen, er soll uns die Arbeit abnehmen, für uns bleibt immer noch das Vergnügen, das, wer nicht arbeitet, nicht kennt, das er uns, plus strahlend Gebilde von Gold, verheißt! Ja. Was ihr dazwischen macht, ist eure Sache, das sagen wir auch dem Geist, der unsre Bretter lenkt, der uns über die Wege lenkt, nur gehen die senkrecht nach unten. Laß mich das Ziel erreichen, das mein Lauf ersehnt, aufspüren lass danach den Fang dort drüben im Zimmer, wir gehen zu zweit, wir kommen zu zweit vom Berge zurück, Gott hat wieder mal unser Opfer nicht angenommen, und wir gehen dann zu zweit ins Zimmer, doch nur einer kommt wieder unversehrt raus, der andre ruft, doch es hört ihn niemand, er ruft, daß jemand sieht sein Leid, doch es kommt niemand, o weh!, der Wahn verhüllt noch diesen Tag, erst vierzig Jahre später wird sie den Schleier zerreißen, vielleicht interessiert es dann jemand. Ich glaube nicht. Das Interesse ist schon wieder erloschen. Da stimmt was nicht, wer so lange im Dunkel bleibt, hat was zu verbergen. Aber es bleibt ja keiner im Dunkel! Alle wollen sie ans Licht, dort kommt alles hin, dort wollen sie auch sein, sogar die Opfer, die sich sonst gern verstecken, streben dorthin, alle, alle streben sie zum Licht, das erscheinen wird, sobald die Kameras sich aufgewärmt haben und die Handtelefone mit gleichmäßigen Tempi den Strom gezogen haben, damit sie jetzt hören und sprechen dürfen, nicht glücklich, aber von Unglück verschont, immerhin, aufspüren laß den Fang, den Raub, die Beute mich, die gestohlne Kuh, die kein Dieb entführt. Wenn jemand es belauscht hat oder ausgespäht, so sprech er es aus oder schweige für immer, er wäre sehr willkommen mir, nein, das wäre er nicht, er würde mir Sonnengott in seinem geländegängigen Fahrzeug, aber auf diesem Gelände kann man gar nicht gehen, oder?, er würde mir also einen großen Dienst erweisen, wenn er schwiege, ja, und daß das alles zur Anzeige gebracht wird, der Diebstahl einer Kuh, was ist das schon, Kühe gibts überall, auf den Wiesen stehn sie herum und warten, daß sie den Menschen Nutzen bringen dürfen, daß Sie Wiesbauer Salami werden, daß ihr Essen den Menschen etwas einbringt, nämlich Körperfett, das sie sofort wieder loswerden wollen, und daß diese Tiere dann auch selber essen dürfen, wenn auch nicht sich selbst; nur ist diese eine Kuh, von der wir genug haben, von der wir wirklich genug gehört haben, heute in der Nähe, da würden Sie mir schon einen großen Gefallen erweisen, diese Anzeige zu machen. Sie kriegen auch einen Finderlohn. Anzeige weg, dann Finderlohn. Hauptsache es läuft, Hauptsache, es läuft gut.

Der Engel: Auftritt Gottvater oder ein Freiwilliger, der aber Autorität ausstrahlen muß, vielleicht, genauso gut, der Chef des Skiverbands persönlich, ja, der in Person oder zumindest personifiziert.

Gottvater: So, da sind sie jetzt schon wieder in ihren Zimmern, in meinem Hause, die Hotels hier gehören mir natürlich auch; der eine ist glücklich, der andre weniger, ich derzeit gar nicht. Ich habe keine Läufer mehr, obwohl ich sie selbst hergestellt und immer wieder renoviert habe. Aber dort bleiben sie nicht, es ist ein Kreuz, das wird noch für meinen Sohn ein Kreuz werden, an dem er schwer tragen wird. Wir haben nie mit Klage gedroht, das ist eine Gemeinheit, ich bin reingelegt worden. Keiner hat was gemacht, und wenn doch, soll er sich melden oder gemeldet werden. Es muß ein Name genannt werden, es muß der Übergriff mit einem Namen versehen und der Untergriff mit einem Versehen entschuldigt werden, und schon sind wir die Schuld wieder los. Wir waren betrunken, das ist ein mildernder Umstand für die Burschen, das ist überall in der Zivilisation so. Aber es wäre doch schön, und wir würden uns so freuen, wenn ein Name genannt würde, der zu dem Übergriff gehört, und bei einem massiven Übergriff muß ganz besonders ein Name genannt werden, zu jedem Griff gehört ein eigener Name, das ist schon beim Kampfsport so üblich, jeder Griff ein Gift, nein, das ist die Schrift, die natürlich überhaupt nichts bewirkt, selbst wenn sie vorher ebenfalls fleißig trainiert hat. Einen Namen brauchen wir, und wir würden uns so freuen, hätten wir einen genannt bekommen. So haben wir viele Namen und auch die Körper dazu, aber welcher gehört zu welchem? Welcher gehört in welchen? Welcher soll abgelegt werden, welcher nicht? Wir können die Läuferinnen und Läufer doch nicht auseinanderdividieren, die Summe ist dann immer null. Wir würden uns über den massiven Übergriff so freuen, und wir würden uns erst recht freuen, wir würden uns über einen Namen wie die Schneekönige freuen, die wir aber schon sind, nur den Namen bitte, sonst können wir nichts machen, wir würden so gern etwas machen, hätten wir den Namen, doch wir bekommen keinen. Kein Name, keine Nummer, keine Nummer ohne Namen. Einen goldnen Kranz, nein, einen Pokal, diesen hier zum Beispiel, einen schönen goldenen Pokal denen, die schon einen oder mehrere haben, immerfort dort, wo was ist, kommt was dazu, diesen Pokal und den dort auch verheiß ich ihnen zum Lohn. Dafür muß das Abhandene wieder herbeigeschafft werden, zumindest ein paar Knochensplitter, irgendwo muß es doch sein, es sind alle da, alle anwesend, wer jammert da nach milchreichen Kühn und Kälbern und junger Färsen Pracht, wir kennen den nicht, der da herumjammert. Es jammert ja gar keiner. Ich höre eine leise Stimme, aber auch die jammert nicht, die singt mit einem Gerät in seinen Ohren mit, was für Ohren, wessen Ohren?, ich weiß es nicht. Das sind Götter, das sind Götter für uns, das sind unsre Götter, keiner von uns Eintagsmenschen verfiele auf die Frechheit, diesen Göttern zu verfallen, wir heben unsere Augen auf, wir werden sie später noch für die Berge brauchen. Den Göttern verfallen, das ja, aber nicht selber verfallen. Wie die wilden Jäger sind jetzt alle hinter ihnen her, wer?, wo?, auf höchsten Gebirgsrücken, wo es durch blankgeputzte Eisrinnen runtergeht, ja, steinhartes Eis, warum sollen wir Schnee nehmen, wenn wir Eis haben können?, das lieben die Menschen, aber drauf abfahren tun sie nicht gerade. Keiner kommt an, nur wenige sind auserwählt, die kommen dann aber auch nicht. Jeder wartet, doch es kommt keiner. Der muß schon knapp nach der ersten Zwischenzeit ausgeschieden sein. Andre kommen von weither, wo er eben ist, nein, wo es eben ist, also in der Ebene, nicht wahr. Keiner bleibt, wo er ist, jeder will Beute sich erjagen, aber nicht jeder bekommt sie auch.

Im Hintergrund ist ein Wald, und im Wald ist eine Höhle, und in der Höhle sitzt ein Gott und spricht, ich möchte meinen eigenen Physiotherapeuten und dann noch einen, das lasse ich mir hineinschreiben, und wenn ich keine Frau bin, bekomme ich ihn auch, und dann möchte ich meinen eigenen Techniker und dann noch einen, und wenn ich keine Frau bin, bekomme ich den auch, und dann möchte ich meinen eigenen Arzt, ich kann ja keinen andern nehmen, denn die anderen Ärzte werden schon von anderen Menschen genommen, und ich kann nicht teilen, und wenn ich keine Frau bin, bekomme ich den auch. Ich habe ein Anrecht. Ich möchte mein eigenes Zimmer, und dann möchte ich noch ein andres Zimmer, das nicht mir gehört, zu dem ich aber jederzeit Zutritt habe, das ich jederzeit benutzen kann, und dann möchte ich einen überdachten Übergang dorthin, sonst muß ich das alles noch einmal überdenken, und dann möchte ich überall hinein, nicht möchte ich meinen Untergang, ich möchte den Sieg in der Abfahrt, denn gehen würde ich dort nie, das wäre mir viel zu steil. Und von diesem Untergang jetzt, der abgesagt wurde wie jeder Sturm, der zu lange auf sich warten läßt, möchte ich übergangen werden, ich möchte, haben Sie aufgepaßt?, ja, ich möchte von dort rechtzeitig wieder fort, damit ich woanders runter kann. Wir sind zu zweit, und wenn man keine Frau ist, ist das gut. Für Frauen ist es aber auch gut, allerdings eingeschränkt, die fahren von weiter unten los, also nicht die ganze Strecke, nicht wahr. Unwegsame Höhen sind mir letztlich die liebsten, wenn ich eine Frau bin, wären sie mir das zweitliebste. In die Höhle kommt mir keiner nach, wenn ich eine Frau bin, will ich doch immer, daß mir mindestens einer nachkommt. Und dann gehts eilig wieder runter. Immer so weiter, nein, hier nicht. Kann das Volk sie auch alle sehen?, denn das will es. Das ist nur natürlich, daß man alle und alles sehen will. Die Frau folgt ihrer Natur, und die heißt Folgen und die Folgen bedenken, dazu denkt sie aber zu kurz, ihre gesamte Gedenkzeit geht in einen Trauergottesdienst hinein. Der Mann ist es, der eilends kommt im raschen Lauf, zu sehn, ob Beute er sich erjagen kann, ich sagte es schon, es gilt für immer, das gilt für die Ewigkeit, die ich jetzt bald kennenlernen werde. Und sie mich.

Es wird gelohnt mit glänzendem Pokal, ja, genau mit dem neuesten in dieser schönen Vitrine hier, und er verspricht, auch eine Botschaft zu verleihen, den Pokal mit einer Botschaft zu verleihen, nein, der Pokal ist ja schon die Botschaft, entschuldigen Sie. Es ist ungerecht, jeder haut auf uns hin, das ist nicht zu akzeptieren. Alles haut jetzt auf ihn her. Alles haut auf ihn hin und her. Das hat er nicht verdient. Wer? Das schreibe ich jetzt extra hier nicht hin. Ich werde mich doch nicht kaputtschreiben! Ich eile rastlos, so schnell wie möglich eile ich, so schnell, wie es mir dieser Berg erlaubt, er erlaubt es eh, und alles andre muß mir auch erlaubt sein. So, wir schreiben jetzt einen freundlichen Brief, einen sehr freundlichen Brief, warum denn, was soll da drinnen stehen? Einen Brief? Wir haben ein sehr hohes Problembewußtsein für diese Dinge und schreiben jetzt sofort einen Brief. Auf der Stelle!, wo wir sonst nie bleiben wollen. Aber was soll stehen in dem Brieflein, ja, was? Er soll auf etwas fußen, ja, die Füße sind wichtig für den Wettkampf, aber einen Brief tragen sie nicht, das soll ein Briefträger machen, der ist dafür ausgebildet. Ich möchte bitte einen Rechtsanwalt, damit er meinen Vertrag überarbeitet, der von Verbänden ganz verkrustet ist, und wenn ich keine Frau bin, bekomme ich den auch. An Wäldern reich? Ja, okay, dann halt reich, von mir aus.

Ich rufe in den Wald hinein, ich habe leider einen Hang zum Schreien, zum Rufen, der bringt mich aber nicht weiter, und er bringt mir nichts zurück. Auf! Falls ein Hirt, ein Journalist, ein Mensch, einer aus diesem Jagdvolk, der den Verband jetzt absichtlich schädigt, und da werden wir böse, sagt der Schneekönig, der Skikönig, falls einer aus diesem Volk, der uns abschießen möchte, das können wir nicht zulassen, falls einer der Sache helfen und aufhelfen will, wenn sie sitzenbleibt, ist es gut, falls einer der Sache schaden will, ist es nicht gut. Wer von euch etwas bekanntgegeben hat, das ohnedies schon bekannt war und niemanden interessiert, der soll sich melden, ihm wird der ausgesetzte Lohn entzogen, bevor er ihn sich verdienen kann, so schnell kann er gar nicht schauen. Er wird nicht mehr eingeweiht, und er wird dann noch weniger als nichts sagen können. Geweihte sind nur wir; der Unwürdige, der Uneingeweihte wird ausgeweiht und ausgeweidet wie ein Tier, das gestohlen und heimlich aufgeschnitten wurde. Schließlich hat er selbst die falschen Eindrücke, in die niemand hineinpaßt, gestohlen. Bin ich eine Frau? Ich doch nicht! Bin ich eine Fahrerin? Kenne ich den Unterschied zwischen einem Flirt und einer Belästigung? Ich doch nicht! Will ich einen Mann, der mir lästig wird, sofort anzeigen, oder will ich ihn gleich wegschmeißen? Manches ist schlimm, vieles ist es nicht. Ich verwische jetzt etwas, und etwas anderes kläre ich. Ich spreche mit einer Stimme, hätte aber gern noch ein paar andere dabei, für die ich dann auch noch sprechen möchte. Ich nehme Ausmaße an, die ich selbst nicht mehr überblicken kann. Die Einseitigkeit meiner Darstellung hat ebenfalls Ausmaße angenommen, die ich nicht mehr überblicke. Ach, ich sehe schon, dort drüben endet meine Darstellung. Nein, nicht dort, Sie schauen ja in die falsche Richtung! Das gibt einen Richtungsstreit, fürchte ich.

Kann ich eine Frau sein? Nein. Niemand würde mir das abnehmen. Ich habe es so oft angeboten, aber keiner will es. Keiner fährt auf mich ab, und ich selbst kann auch schon lange nicht mehr fahren. Also wenn ich eine Frau bin, dann bin ich keine. Da bin ich lieber ein Taschentuch und zur Entnahme frei in meiner hübschen Box, die ich selbst gestaltet habe, weil mir meine Gestalt nicht mehr gefallen hat. Das Taschentuch macht nicht ein solches Theater, weder bei der Entnahme noch bei der Aufnahme.

Der Engel: Jetzt weiß ich nicht, wer das sagen soll. Doch, jetzt ist es mir eingefallen: Das sprechen die Affen Zarathustras. Zwei Herren in netten Affenkostümen.

Affe 1: Die einmal angenommene Rangordnung der Güter, je nachdem ein niedriger, höherer, höchster Egoismus das Eine oder das Andre will, entscheidet jetzt über das Moralisch-Sein oder das Unmoralisch-Sein. Ein niedriges Gut (zum Beispiel Sinnengenuß) einem höher geschätzten (zum Beispiel Gesundheit) vorziehen gilt als umoralisch, ebenso Wohlleben der Freiheit vorziehen. Die Rangordnung der Güter ist aber keine zu allen Zeiten feste und gleiche; wenn jemand Rache der Gerechtigkeit vorzieht, so ist er nach dem Maßstab einer früheren Kultur moralisch, nach dem der jetzigen unmoralisch. Unmoralisch bezeichnet also, daß Einer die höheren, feineren, geistigeren Motive, welche die jeweilig neue Kultur hinzugebracht hat, noch nicht oder noch nicht stark genug empfindet: Es bezeichnet einen Zurückgebliebenen, aber immer nur dem Gradunterschied nach. So. Okay. Sorry. Die Rangordnung der Güter selber wird nicht nach moralischen Gesichtspunkten auf- und umgestellt; wohl aber wird nach ihrer jedesmaligen Festsetzung darüber entschieden, ob eine Handlung moralisch oder unmoralisch ist.

Affe 2: Ja, das habe ich noch vergessen, nein, ein andrer, der nicht ich bin, hat es vergessen, vergessen, was ungefähr so lautet: Die Menschen, welche jetzt grausam sind, müssen uns als Stufen früherer Kulturen gelten, welche übriggeblieben sind; das Gebirge der Menschheit zeigt hier einmal die tieferen Formationen, welche sonst versteckt liegen, offen. Die Grausamen. Grausame Menschen meine ich, ja, die, dort drüben, Sie schauen in die falsche Richtung! Dorthin müssen Sie schauen. Die Grausamen zeigen uns, was wir alle waren, und machen uns erschrecken, aber sie selbst sind so wenig verantwortlich, wie ein Stück Granit dafür, daß es Granit ist. Außer daß die Alpen aus Kalk sind, stimmt hier alles. Aber doch nicht alle! Nicht alle Alpen sind aus Kalk, glaub ich zumindest. Beißen Sie rein, dann wissen Sies.

Beide Affen: Es folgt eine Naturkatastrophe, und alles wird weggeschwemmt. Wer dem Schwemmkegel nicht schnell genug auf Skiern ausweichen kann, wird verschlungen und gegessen und von der Natur verdaut und verschwindet einfach. Oder in den Überwachungskameras an einem Flughaftenterminal erscheint in der Schlange der Wartenden der Kopf eines etwa 45 Jahre alten Asiaten. Er trägt einen hellblauen Anzug, ein dunkler Rucksack hängt locker über die rechte Schulter. Plötzlich erscheint undeutlich in einer anderen Kamera, unter einem anderen Blickwinkel, nun an einem der Check-in-Bildschirme, eine verdeckt hinter dem Mann stehende Person, eine dritte Person mit einem weißen Oberteil kommt rasch dazu. Perspektivwechsel. Jetzt ist die Frau mit dem weißen Oberteil von hinten zu sehen. Sie hält dem Mann von hinten ihre Hände vors Gesicht, als wollte sie ihn mit einem gehauchten "Wer bin ich?" überraschen. Danach verläßt sie den Ort ebenso rasch, wie sie gekommen ist. Der Mann wurde von den Frauen auf dem Video ermordet. Er wurde mit dem Nervengas VX vergiftet. Die beiden Frauen sagen aus, Teil eines Streichs nach Art der Versteckten Kamera gewesen zu sein. Sie wurden dafür von mehreren Männern rekrutiert. Nach der Tat laufen die beiden Frauen zielstrebig auf zwei verschiedene Toiletten zu, offenbar um sich die Hände zu waschen. Dabei halten sie ihre Arme unnatürlich vom Körper weg und bemühen sich, nichts anzufassen.



Oskar Panizza: Das Liebeskonzil
Sophokles: Die Satyrn als Spürhunde
Euripides: Die Mänaden
Marie Bonaparte: Über die Symbolik der Kopftrophäen
Sigmund Freud: Psychologie des Unbewußten: Fetischismus
Friedrich Nietzsche: Menschliches, Allzumenschliches I Zur Genealogie der Moral
Und vieles mehr. Kommen Sie nur herein!

Bilder: Wikipedia

8.1.2019


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