Mein Alterswerk, da geht es hin, da fliegt es rum
Es wurde uns, ich sage nicht, wer wir sind, von jemandem, ich kann nicht sagen, von wem, weil ich mich nicht erinnere, es muß in einer Zeitschrift gestanden sein, es wurde uns aufgetragen, uns gegen die neue Regierung zu stemmen, mit aller Kraft, die wir haben, jawohl, genau wie wir es früher auch schon gemacht haben, als wir Kraft noch hatten; jeder soll soviel stemmen, wie er hochkriegt, damit ist nicht alles gemeint, was niedrig war und endlich auch hochkommen will, egal woher. Da sind auf einmal so viele von ihnen! Das überrascht mich nicht, sie waren ja immer schon da. Wir sind doch einmal gegen eine solche Regierung schon aufgestanden, aufgewacht, ausgeschlafen, angetreten, marsch, oder? Jetzt sollen wir das gefälligst noch einmal tun, weil wir es können, so wird es verlangt, so wurde es an der Kuchentheke und im Kuschelgarten ausgewählt, raus aus der Erde, wachsen, marschieren: Diesmal müßten wir es doch können, vielleicht sogar besser, wir haben es ja mehrmals geübt. Zwei Menschen, Künstler, die es bereits und auch diesmal wieder getan haben, wurden lobend erwähnt. Jetzt sollen auch wir anderen unseren Beitrag leisten. Da ich nicht einer dieser beiden Künstler war, die Namen fallen mir grad nicht ein, möchte ich dafür jetzt diesen erwünschten Beitrag leisten. In meinem Alter gehts halt ein bisserl langsamer. Wie hoch ist er bitte, der Beitrag, damit ich ihn überweisen kann, bevor mich ein Arzt woanders hin überweist? Ich sehe das Lächeln eines jungen Mannes, ich höre seine wohlgesetzten Worte, setze mich aber nicht hin, gleich ist es vorbei, und bevor er wieder anfängt, muß ich weg sein, ich kapiere auch im Stehen, dazu habe ich mich aufgerafft, nur nicht faul sein, auftreten!, steige auf eine Trittleiter und trete dagegen, ich habe ja so eine Wut, also gegen die Leiter trete ich an, ich habe ja so eine Wut, ich würde gegen jeden antreten, habe da aber nur meine Leiter, nicht gegen den jungen Mann trete ich an, an den komm ich ja nicht heran. Er wird sicher bewacht. Sogar gegen Lastwagen bewacht man ihn. Ich trete los, habe aber vergessen, daß ich ja selbst auf der Leiter stehe, in dieser Stellung sollte man nur tun, was von dort aus zu tun ist, eine Birne einschrauben zum Beispiel, damit es endlich hell wird und die Menschen auch noch erleuchtet werden; ich will mich gern distanzieren und abgrenzen, wozu ich schließlich auch aufgefordert wurde, mit einem gewissen Bedauern, sogar Vorwurf, daß ich es noch nicht getan habe; also man sollte ruhig stehen und Lichter in der Hand halten oder sich bewegen und keine Lichter halten oder die Lichfunktion am Handy einschalten. Man soll sich allerdings nicht bewegen, wo es nicht angebracht ist, außer man muß an einem erhöhten Ort etwas anbringen, ich möchte an dieser Stelle jetzt gern was anbringen, tue es aber nicht, weil es an eine andre Stelle gehört. So. Ich trete zornig gegen die blöde Leiter, habe aber vergessen, daß ich drauf stehe, und falle runter. Nicht gut. Keine Sirenengesänge zur Warnung vernommen, daß sowas passieren kann, die Sirenen haben heuer schon geübt, doch jetzt, da ich sie gebraucht hätte, sind sie verstummt, ich bin nur verstimmt, sie aber sind verstummt und warten auf ihren nächsten Einsatz, der hoffentlich nicht kommt, nie. Die reißen nicht blöd die Goschn auf, wenn es nicht unbedingt sein muß.
Ich, wir aber, wir aber, nein, wir nicht, ich, jede, jeder ist angesprochen, jeder von uns ist ausdrücklich angesprochen worden, sich auszudrücken gegen diese Regierung, die uns nun droht, aber sie droht ja schon so lange, ich sehe vor meinem inneren Auge ihr träumerisches Fäustchen, das schattenboxt, auch gegen Schatten, denn wir stehen auch gegen Tote auf, ich bins noch nicht, ich bin bloß alt. Ich kann es kaum erwarten, nicht schon wieder aufzutreten, ich tu das ja nicht gern, tja, Geltung möchte ich schon noch haben, es sieht einen sonst keiner, nein, ich kann es kaum erwarten, wieder aufzutreten, ich muß nur aufpassen, worauf ich da trete, bitte, sag es besser: gegen sie anzutreten, das ist verlangt worden. Ich muß schauen, wie ich das machen kann. Ja, das könnte hinhauen, das könnte auf sie einschlagen: Ich erzeuge eine Katastrophe mit meinem Stabmixer in der Lauchcremesuppe!, ja, das kann ich machen, ich erzeuge ein schreckliches Ereignis, das mache ich glatt, damit auch die Suppe glatter wird, und schon habe ich eine Explosion bewirkt, habe aber nur mir selbst dabei geschadet. Ich wollte gegen diese neue Regierung kräftig antreten, in die Pedale treten, obwohl ich gar nicht fahrradfahren kann, die bereits eine Gestalt annimmt, wir wissen nur noch nicht genau, welche, während meine Gestalt immer mehr aus dem Leim geht und die Suppe sowieso keine hat, sie wird von einem Topf gehalten, sie ist der Inhalt des Topfes, welcher ihr Form und Gestalt verleiht, wenn auch keine besonders raffinierte, der Topf ist eher einfach, doch ein neuer Versuch würde sich lohnen, denn keinem bleibt seine Gestalt. Ich kann nichts dafür, aber meine Gestalt nimmt zum Beispiel leider an Umfang zu, dazu brauch ich keine Umfrage, ich kenne das Ergebnis schon vorher. Okay, ich wollte gegen sie anschreiben, anschreien, und ich schreie ja auch, weil ich mir mit der Suppe mein Hemd, welches meine Gestalt hübsch verdecken soll, versaut habe, die Küchenkredenz, die eigentlich nur ein Stahl-Gestell ist, das mich vor keiner Stahlhelm-Fraktion schützen wird, auch nicht vor der Kappl-Fraktion, nicht vor der Mädelfraktion, welche das Gemeine vor das Getrennte, nein, das Gemeinsame vor das Trennende stellen möchte und jetzt über das ganze Parlament herrscht, nein, das nicht, sie ist nicht das Mädel, das eigentliche Mädel sitzt eigentlich woanders, die Herrscherin mit blitzenden dunklen Augen, sie sitztet zu keiner rechten Hand, sie sitzt in der Mitte, sie sitzet zu Gericht über die schlimmen Buben in der Schule, sie ist halt nur die Oberaufsicht, diese fesche dunkle Frau, von der behauptet wird, sie sei früher noch fescher gewesen, die ich vorher jedoch nie gesehen habe, und doch war sie da, die ganze Zeit da, wenn auch weg, im Ausland. Jetzt wird uns nichts mehr trennen, sowieso nicht, was hab ich schon zu sagen, was wollte ich sagen, ja, das wollte ich sagen: die Explosion in der Suppe, ja, also zuerst war es ein harmloser kleiner Krater, das Meer teilte sich, nein, nur diese blöde Suppe, ich habs ein bisserl kleiner und gebe es billiger, da entsteht also in der Suppe durch den Stabmixer so eine kleine Grube, nicht wahr, und dann fliegen einem auch schon, im nächsten Moment, die Suppentrümmer um die Ohren, und während sie fliegen, sind sie noch ganz schön heiß, oje, und dann lassen sie sich gemächlich überall nieder, im Umkreis von schätzomativ einem halben Meter, ja, in etwa.
Ich habe so eine Wut, ich sollte sie endlich ordentlich artikulieren oder wegschmeißen, das hat man von mir verlangt, ich habe das schon öfter gemacht, wenigstens mit einem Artikel oder mindestens einer Unterschrift und dann vielleicht noch einer sollte ich mich wütend und ablehnend artikulieren, nicht mit einem Nibelungenhort hortikulieren, da rutschen die Farbbänder von den Brüsten der Buben, da fliegen die Kappeln hoch, und es fliegen die Röcke der Mädel, beide, Buben und Mädel, sollte man unbedingt getrennt aufziehen und voneinander geschützt aufbewahren, vielleicht in Käfigen, das wär doch eine Idee, aber nichts und niemand richtet so ein Chaos an wie ich mit meinem Mixer, ich weiß gar nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich habe ihn genau senkrecht gehalten, vielleicht hätte ich ein größeres, höheres Gefäß nehmen sollen, aber die kleinen trüben Tassen, die sich da jetzt bald, warte nur, balde, im Parlament hinsetzen werden, dort könnte mein Mixer ja nichts ausrichten, nichts, was er dann dem Volk ausrichten könnte, da bräuchte ich eine Kaplan-Turbine, auch aus Mürzzuschlag. Der Mixer ist wählerisch, wo er reingeht, man muß ihm die Türe aus Sauce oder Suppe aufhalten und dann, nicht schon davor, den Strom einschalten. Gas habe ich keins. Das ist schon verbraucht worden. Ich will niemanden beschuldigen, es gestohlen zu haben. Der Zähler wird es anzeigen, es wird ihm nichts nützen, uns aber schaden, weil wir so viel zahlen müssen, womöglich noch mehr als in der Vergangenheit. Damit ist jetzt Schluß. Mit der Vergangenheit ist jetzt Schluß.
Ich sollte sachlich bleiben. Ich könnte auch gegen die Tür treten, da ist Glas in der Mitte eingesetzt, das bietet sich förmlich an. Was ich schreibe, ist eh immer so durchsichtig, da könnte ich die Transparenz doch eigentlich einmal zerstören, das hat die Transparenz, welche sich in einer Transparenz-Datenbank befindet, aber nicht verdient. Aua. Das tut auch weh, mir, aber nicht der Transparenz, die zerbricht einfach nur. Nein, die sollte ich vielleicht nicht zum Angriffsziel erwählen, aber es klirrt halt so schön. Mir wurde doch schon eins angeboten, ein Ziel, was war das noch gleich? Ach ja, das sollen wir machen und das dort auch, und da ist auch noch was Leckeres, das wir tun oder zu uns nehmen könnten, unbedingt. Damals, ja, damals sind die alle am Donnerstag herumgegangen, heute geht keiner mehr, sie fahren alle mit ihren Rädern und verhüllen ihre Gesichter, was verboten ist. Nein, das stimmt nicht, es ist bereits eine große Menschenmenge gegen die neue Regierung aufgetreten und hat ein wunderbares Lichtermeer erzeugt. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten, vor allem den betagten Beteiligten, es war aber Nacht. Es wird früh finster, bald noch früher. Da konnte ich leider nicht mit, konnte nicht in dieses Meer steigen, mich nicht in die Kette einfügen, bewundere diese Menschen aber sehr. Sie haben sich bereits abgesprochen und ausgesprochen, indem sie da waren. Doch wo soll ich sein? Was soll ich tun? Mit wem soll ich sprechen? Man hat mir eine Aufgabe gestellt, wenn ich nur wüßte, wer!, bitte, ich hätte mich nicht angesprochen fühlen sollen, obwohl ich mich schon seit 50 Jahren angesprochen fühle und gar nicht angesprochen worden bin, nie, doch ich bin unausgesprochen angesprochen worden, das sagt mir mein Gefühl. Wer hätte mir schon was zu sagen? Ich habe ja auch niemandem etwas zu sagen, ich habe nichts mehr zu melden, was mir oft genug mitgeteilt wird. Das sagt mir nichts, sagt man mir, nicht einmal ihr eigen Werkl beherrscht sie, diese Frau kann sich nicht beherrschen, und auch sonst beherrscht sie nichts; sie dreht und streicht und knipst und macht, aber es sagt mir nichts. Es sagt mir nichts. Dafür hätte ich soviel zu sagen, soviel könnten Sie gar nicht behalten, ausnahmsweise verlangt man es sogar von mir, man verlangt, ich soll etwas von mir geben, doch ich habe nichts, und ich gebe nichts. Ich bin doch vorhin von der Leiter gefallen, aua. Das muß genügen. Und da sagt man mir, ich soll trotzdem gefälligst aufstehen, auftreten, au, das war genau der Fuß, mit dem ich gegen die, in Wirklichkeit aber von der Leiter getreten bin. Ich habe mir nur selbst geschadet, aber das ist egal, das darf mich nicht kümmern. Ich muß mich um die neue Regierung kümmern, ich muß mich gegen diese neue Regierung aussprechen, wird verlangt, ich muß mich mit ihr auseinandersetzen, ich muß mich zu ihr setzen, und dann muß ich mich wieder wegsetzen. Schon in der Schule hat man mich und meine Freundin auseinandergesetzt, wenn wir zuviel getratscht haben. Die Reden erschallen, alles spricht, mein Ich spricht nicht. Es ist starr vor Ehrfurcht, daß es so viele Worte gibt und man sie derzeit auch alle ausspricht, die Worte haben Konjunktur, sie steigen und fallen wie Ebbe und Flut, sie werden gewechselt, in kleine Münze, in große Scheine, Worte marschieren, Wahnsinn, dieser junge Mann kann aber wunderbar sprechen! Sowas hab ich ja noch nie gehört. Ich weiß nicht, was er sagt, aber er sagt es wunderbar. Großartig. Es ist phantastisch. So jung und schon so wahr! Gut. Ich schaue mir diese neuen Menschen an, etliche sind schon ältlich, wir kennen sie schon lang, ich schaue mir diese neue Vorsitzende des Parlaments an, ich kann es nicht glauben, auch sie spricht jetzt, sie spricht ins Licht von Kameras über ihre Kameraden, ich kann es noch weniger glauben. Ich sehe ihren Mund sich bewegen, schöne weiße Zähne darin. So weiß, das gibts in der Natur nur selten. Mein Fuß tut mir weh. Bitte mir glauben, ich bin immer dafür, gegen solche Leute aufzutreten, aber ich kann jetzt nicht auftreten, derzeit nicht, mein Fuß, ich hätte nicht von der Leiter fallen sollen, nachdem ich dumm hin- und dann abgetreten bin. So. Auch Suppe mach ich mir keine mehr, jetzt erst recht nicht! Sollen sich andre Suppe machen, ich nicht. Vielleicht ein gehaltvolles Scherbengericht? Vielleicht ein gemeinsames Stabzerbrechen? Nein, ich mache mir vielleicht ein Linsengericht. Da hab ich noch eine Dose. Ich bin keine Erstgeborene und keine Letztgeborene, es ist so schade, ich weiß, es ist schade, daß ich überhaupt geboren bin, aber ich kann nichts dafür. Ich bin nun einmal da und trete entschlossen gegen diese neue Regierung auf, so, wie man es mir befohlen hat. Es wurde verlangt. Die Leute legen sich Sachen auf Lager, welche verlangt werden. Wenn ich mir die handelnden Personen anschaue, glaube ich, es macht ihnen überhaupt nichts, wenn ich gegen sie auftrete. Sie genießen es. Sie saugen es ein, durch Halme aus Stroh, die aber aus Plastik sind, unzerstörbar. In den Meeren Jahrhunderte nachzuweisen. Und auch sonst macht es niemandem was aus. Es ist ihnen egal, im Gegenteil, es freut sie, wenn dermaßen unfreundliche, unerfreuliche Leute wie ich gegen sie antreten. Sie müssen gar nichts tun, sie sind einfach da, das genügt. Wir wissen, was gemeint ist. Da hat ja meine Suppe noch mehr getan, indem daß sie explodiert ist, die Arme. Ich wollte noch schnell das Einende über das Trennende stellen, aber da war die Suppe schon ganz aus dem Häuschen, nichts hielt sie mehr, an einem trüben Winterabend ging sie aus ihrem stillen, aber hohen Haus hinaus und kam nie mehr zurück. Aus diesem Haus kommt noch mehr, da gehen viele hinein und kommen wieder heraus, nur um erneut hineinzugehen, die bleiben uns, wetten?, und wenn sie gehen, kommen sie immer wieder zurück. Alles hoch, bereit, beredt, und sehr viel davon. Also das nächste Mal behalte ich meine Suppe und aus. Mitunter herrscht Uneinigkeit in der Küche und unter den Menschen, an der sollen wir uns gefälligst beteiligen, damit der Spalt zwischen ihnen größer wird, und wir stehn wie immer auf der falschen Seite des Abgrunds, wird uns mitgeteilt. Ja, gut. Ich sehe eh niemanden, mit dem ich einig wäre. Dann halt uneinig, aber das soll ich Ihnen unbedingt noch mitteilen. Ich soll mich gegen die neue Regierung aussprechen? Kein Mensch hat gesagt, daß ich das tun soll, doch einer, er fällt mir immer noch nicht ein, kann auch eine sie gewesen sein, aber es muß getan werden, unbedingt, los jetzt, nicht faul sein, aufstehen und gehen, so wird es verlangt, so wird es gemacht, so soll es auch diesmal sein. Wie ist es gewünscht? Ich mach es ja, ich mach es, aber sagen Sie mir bitte, wie und was, dann mach ich es. Haben das nicht schon andre probiert? Wahr. Alle machen was, aber keiner tut das Richtige, das nötig wäre. Getan muß es werden. Das steht fest. Diesmal sind es echt weniger, die aufstehen, aber ein schönes neues Lichtermeer ist doch zusammengekommen und hat das Trennende endlich, wenn auch nur kurz, überwunden. Vielleicht hauen sie jetzt schon wieder mit ihren Fäusten gegen die Wände, oder sie treten etwas entgegen, ich meine, sie treten gegen etwas, das ich hier nicht benennen will, weil ich es nicht weiß oder weil es schon so oft benannt worden ist, was dasselbe ist. Es wird niemandem fehlen, wenn es weg ist. Aber noch ist es da und fehlt zum Beispiel mir nicht. Mir fehlt zum Glück nichts. Ich trete an, ich trete auf und falle sofort wieder runter. Es ist nicht mal mein übliches, blödes, hohes Roß, es ist eine simple Leiter. Ich habe mir unsere neuen Leiter angeschaut, sie geht zwar auf, aber nicht wieder zu, und ich habe zugetreten, wo ich eigentlich hätte auftreten sollen. Ich weiß. Es wird alles geben, es wird allen nichts gehören, aber die haben eine Menge erreicht, sie haben die Menge erreicht. Ich bin nicht viel, eine Menge bin ich schon gar nicht, doch erreicht haben sie mich, sie haben auch mich erreicht, und was soll ich jetzt bitte machen, denn machen muß ich was, oder? So habe ich es zumindest verstanden. Ich haue auf den Tisch. Jetzt tut mir die Hand auch noch weh. Das habe ich nun davon, daß ich einer ernsthaften Aufforderung Folge leisten wollte und das Trennende vor das Gemeinsame stellen. Ja bist du deppat! Umgekehrt wird ein Schuh draus. Diese Leute sind auf ihre Redlichkeit stolz, kein Hauch trübt sie, sie sind nicht betrübt, nie, sie lachen, sie lachen, hehe, wieso lachen sie? Hab ich was versäumt? Nein, niemand kann und wird jetzt irgendwas versäumen können, und man kann sich alles leicht merken. Es ist einfach. Jeder versteht es. Soll das etwa komisch sein? Daß jemand glaubt, auf eine Leiter steigen zu müssen, der das nicht kann? Diese ruhigen, angenehmen Menschen, vielleicht nicht so ruhig, sie reden sehr viel, und sie lachen, sie lachen, die Frau Präsidentin lacht jetzt, aber sie lacht ja immer. Das macht mich fassungslos. Wo nimmt die Frau das ganze Gelächter her? Dort möchte ich hin und mir auch was davon holen. Ich fasse das alles nicht, die Foren jubeln aus ihren Schollen hervor, nein, umgekehrt, die Schollen springen aus ihren Foren heraus, sie werfen mit Erdbrocken, nicht mit Lauch, mit Erde kann ichs auch, das kann jeder, aber essen tu ich sie nicht. Es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht, es ist alles ganz einfach, der eine tut dies, der andre das, am Ende tun sie es gemeinsam. Die neue Regierung tut wenigstens etwas, sie schenkt Milde und Wärme. Man fühlt sich wohl mit ihr und unter ihr. Das Land wird von keiner Mauer umschlossen, schön wars, aber spün tanses net. Was das kostet! Einen Zaun haben wir schon ausprobiert, aber der hatte Lücken, und jetzt schaut diese neue Regierung durch die Lücken zu uns herein oder von uns her hinaus ins Freie, wo die Wilden herumschleichen, je nachdem, wo Sie sich befinden, drinnen oder draußen. Es ist zum Fürchten. Es ist egal. Nie mehr ist jemand betrübt, alle haben es schöner als früher und gehen in die Natur, und dann kommen sie von dort wieder zurück, und sie kommen alle gern wieder. Sie sprechen alle, das ist das Wunderbarste überhaupt. Sie sprechen. Sie sprechen jetzt, und gestern haben sie auch schon gesprochen. Meine Suppe wollte mir vielleicht auch etwas sagen, ich habe mit Schreien geantwortet, ich habe sie übertönt. Das soll kein Beispiel sein, schon gar keins für gute Küche. Ich kann niemandem mehr nachkommen, ich bin zu langsam. Aber einen Befehl erkenne ich noch, wenn ich ihn sehe, ich hatte einst eine Mutter, daher kenne ich einen Befehl schon, bevor ich ihn höre. Die Kranken werden gepflegt werden, die Ambulanzen werden nach den Wunden und den Wandernden schnappen und sie auch pflegen und sogar heilen. Alles Sorgsame, Hütende geht von der neuen Regierung aus, bald, wir sind es schließlich, die gehütet werden sollen. Das ist doch nett und auch praktisch, so müssen wir uns nicht hüten, vor nichts. Das hat diesen oder einen ähnlichen Sinn. Keine Ahnung. Die Suppe ist jetzt kalt. Als sie mir weh tat, war sie noch heiß. Ich muß sie aber auslöffeln, ich habe keine andre. Nur noch diese Dose. Vorhin hab ich noch geglaubt, da wär was drin. Sie ist aber leer.
Bilder aus The Sopranos, Staffel 3, Folge 7 17.11.2017 Mein Alterswerk, da geht es hin, da fliegt es rum © 2017 Elfriede Jelinek zur Startseite von www.elfriedejelinek.com |