Neid

Privatroman

Fünftes Kapitel, a

 

Kleine Novelle

(Sonst noch was? Haha! Das soll wohl ein Witz sein? Also Novelle ist das keine.)

 


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Bevor das Haus, selbst Teil einer mehrmals verschobenen, vorgeschobenen, hin- und hergeschobenen Verlassenschaft, welche von mehreren von ihren Besitzern verlassenen Frauen herrührt, jetzt seinerseits zur Abwechslung von dieser Frau verlassen wird, muß noch rasch die Küche aufgeräumt werden. Wozu aber? So viel muß ich gleich am Anfang sagen: Da es noch eine Novelle werden soll, hätte ich das nicht übersehen und übergehen können? Besser sagen können, was ich noch gar nicht gesagt habe? Ich habe keine Eselsbrücke, auf der ich einen Ort übergehen könnte, an dem ich nichts zu suchen habe und auch nichts finden werde. Dies handelt von einem menschenscheuen Menschen, und wie sollte ich selbst mich da herauslassen? Wie soll ich mich andrerseits mit ins Spiel bringen, ich würde ja gerne mitspielen, das werden Sie schon noch merken, ich, eine Figur, die zu nichts taugt? Mich draußen lassen? Draußen sind sie doch alle, die Menschen. Ihnen schaut oft der Schalk, gern in Gestalt des Alks, aus den Augen. Könnte ich mich dann nicht wenigstens besser im Text verteilen, mich abfinden und es nicht ausdrucken und es nicht ausdrücken? Verurteilen werde ich es eh, wie üblich, was auch immer, aber angenehmer sollte ich es schon im Text unterbringen können, bevor ich derart voreilig damit herausplatze aus meinem eigenen Nylonsackel, in dem ich wohnen muß, ohne darin aufzuräumen, denn nicht einmal ein so kleines Behältnis kann ich in Ordnung halten? Manchmal hole ich mich hervor, um das Emporsteigen zu üben, merke aber, ich bin kein Luftballon. Die Luft ist nicht heiß genug, um aufsteigen zu können. Am besten andere stilistisch meisterlich unterhalten, wenn ich mich schon selber nicht gut unterhalte in meinem Sackerl mit den sinnlosen Modeheften, wo keine Mode mehr mit meinem Körper übereinstimmt, sofort streiten die beiden miteinander; aber


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Meisterschaft,  sowas wäre gefragt, wenn auch nicht bei einer Frau. Die Fragen an die Frau sind andere. Wenn ich meisterlich sein könnte, täte ich es, glauben Sie mir! Ich weiß nicht, weshalb diese Frau jetzt schon wieder weggeht, keine Ahnung, welche, aber sie ist doch erst angekommen, unser verträumter Blick hat sie doch gerade erst umfangen, bevor ich hier, gleich am Anfang, komplett den Überblick über ihre Zukunft verloren habe. Nicht weil ich zu tief ins Glas geschaut hätte, sondern weil ich zu sehr damit beschäftigt war, den Inhalt dieses Plastiksackls zu ordnen, in dem aber, außer mir und Mode, nichts mehr drinnen ist, man sollte glauben, das Ordnen geht dann schneller, aber nein, ich will mir dieses oder jenes zulegen, obwohl ich eh nur zu Hause im Bett liege und nichts tue und keine Kleider mehr in die Öffentlichkeit trage, nur noch mein blödes Gewäsch. Ja, waschen muß man, wenn man selber keine saubere Gesinnung hat, außer der folgenden, die aber allen andren folgt, nur nicht mir. Gott ist tot. Der Arbeiter ist tot. Ich habe Mitleid mit dem Ärmsten, kann ihn aber nicht zum Bleiben überreden, denn wir brauchen ihn nicht, wir brauchen Facharbeiter oder gar keine Arbeiter. Ich weiß jetzt nur noch, daß alle Menschen insgesamt, ohne Unterschied, schlecht sind, denn Unterschiede kann ich nicht ausmachen wie einen Lichtschalter oder ein Gerät, welches Strom frißt, denn selbst im Stillstand verbraucht das ja oft noch Strom!, ich habe keine Unterscheidungsmerkmale und auch kein dringendes Bedürfnis, welche zu finden oder zu erfinden. Ich bin ein grober Klotz, obwohl Feinsinnigkeit gefragt wäre, Einfühlung, aber wie komme ich jetzt darauf? Was habe ich grad in der Zeitung gelesen, daß ich darauf komme, denn Menschen kenne ich ja keine mehr, um ihnen etwas abzuschauen, da ich einst nur den Arbeiter und


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die anderen gekannt habe, mit Leuten wie mir habe ich mich nicht genügend beschäftigt, mit solchen, die gar nichts sind, doch entschiedenes Vorgehen konnte man mir nie absprechen, wahrscheinlich, weil ich niemand sonst zu Wort kommen ließ, andere haben entschieden, daß der Arbeiter jetzt Aristokrat sei, im Dialekt Angestellter genannt, mit jeder Menge Eintrittsmöglichkeiten in die Gesellschaft, während das Proletariat mit dem Harz Nr. 4 (klebt fürchterlich, geht nie wieder raus!) zu einer Art Prekariat verklebt wird, zu einer Art Gemeinschaftlichkeit, die es naturgemäß längst nicht mehr fühlt. Doch was es fühlt, ist egal, es regt sich nichts mehr. Das Gefühl hat keine Folgen, weil man bereits einen lieben Sozialpartner gefunden hat, man kannte ihn schon lang, aber verliebt hat man sich erst jetzt, da nur noch diese eine Partnerschaft ermöglicht werden kann, ganz in Weiß, keine Ahnung, was ich darunter verstehe, denn manche sind lieber blau. Inzwischen sind wir der Kleinigkeit, ohne Arbeit zu sein, müde geworden, und so haben alle wieder Arbeit, und die Konjunktur brummt wie ein Hornissenschwarm, ein Trumpf, der immer sticht, nur allergisch darf man nicht dagegen sein, auch wenn man immer dagegen ist, allerergisch ist ungesund.  Egal. Man muß sich das einprägen, diese Lebenskünstlerschaft, neben der ich blaß aussehe, immer blaß ausgesehen habe, die jetzt überall herrscht! Jeder sein eigener Künstler. Was habe ich verloren? Nichts. Es macht keinen Unterschied, es macht gar nichts mehr. Wovon sonst sollte ich mich vorteilhaft abheben, etwa von diesem Stoß von zudringlichen Fingergriffen müder Spielkarten?, auf dem nicht mehr viel liegt, davon haben schon zu viele abgehoben, den Rest kann man unbesorgt liegen lassen, da ist kein Trumpf mehr dabei, und da liegt das Zeugs jetzt also nutzlos herum. Wenigstens kann man gegen


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diese Stiche nicht allergisch sein. Das Aufräumen wiederum geht, und schnell auch noch, vor allem in dieser Küche, wo nicht ich das alles zusammengekocht habe, was jetzt weggeschüttet werden muß, da kein Appetit vorhanden. Sie ist  klein, die Halbnaßzelle, in der man auch essen kann, sie macht nicht viel Arbeit, die sie aber ohnehin nicht selbst machen muß, dafür hat die Frau Lehrerin, die, bevor sie geht, ihr Instrument sorgfältig abgelegt hat, rechtzeitig gesorgt. Sogar mir selbst, die ich sie erfunden habe, sogar mir rinnt meine Arbeit schon durch die Finger – kaum ist mir was in den Sinn gekommen, ist der Sinn auch schon wieder abgeronnen –  diese Frau ist mir irgendwie abhandengekommen, irgendwann hatte ich nicht mehr die Geistesgegenwart, sie zu speichern. Doch selbst dieses wesenlose Wesen hat, wie ich, noch eine dienstbare Kraft, wenn auch keinen dienstbaren Geist, keinen, der zumindest mir dienstbar wäre, eine Kraft nur fürs Grobe, und das Leben ist noch kleiner, das sich zum Großteil eben in der Zelle abspielt, und in einer ganz anderen Zelle, naß und trocken gemeinsam, woanders, hält sich die arme Bäris Hilton derzeit auf, nein, jetzt nicht mehr, doch, jetzt schon wieder und jetzt schon wieder nicht mehr, wie komme ich jetzt auf die?, vielleicht weil so oft von ihr die Rede ist und ich froh bin, keine eigene Rede vergeuden zu müssen? (sogar solch kleine Ereignisse wandeln sich im Stundentakt, ich sitze in tiefe Gedanken versunken da und gehe danach die Wände hoch, weil die Gedanken nicht bei mir bleiben wollen, ich renne ihnen hinterher, ich hätte ihnen natürlich auch nichts anzubieten, und natürlich rennen wiederum sie mir auch nicht endlos hinterher, die sind ja nicht blöd, die eilen mir weit voraus), und weint, die Bäris Hilton, und hält sich ein Blatt Papier vors Gesicht, welches dieses Gesicht fast


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vollkommen verschluckt, nur das Licht läßt es übrig, das von oben auf das blonde Haupthaar und das mit ihm verwobene Nebenhaar prallt, genau, das habe ich vorhin gelesen, jetzt fällt es mir wieder ein, oh, wäre ich doch sie, dann hätte ich endlich andere Sorgen; doch heute früh, es ist schon der nächste Tag, fällt mir gar nichts mehr ein und etwas anderes ist bereits wahr und in Kraft getreten, an mir knapp vorbei ist es eingetreten. Wenn Sie das lesen, wird sie längst wieder draußen sein, die Bäris. Nein, schon wieder drinnen, ein Jammer! Und doch wieder draußen, mitsamt ihrer ansehnlichen Figur, ach, wäre sie doch ein Baum, dann könnte ich hier Bleibendes schaffen! Wie zeige ich allein mit meiner Persönlichkeit, daß die Zeit vergeht? Es geht nicht. Wie zeige ich an dieser von mir erdachten Frau, daß die Zeit vergeht (an der Bäris kann ich es nicht gut zeigen, nicht an dieser B.H. kann ich es zeigen, für die vergeht die Zeit ja gar nicht)? Aber wieso will ich das überhaupt zeigen? Weil ich alles versucht habe und nichts zeigen konnte, es ist mir nichts gelungen. Es ist doch nicht so, daß sie mir unter den Fingern durchgeschlüpft wären, die Zeit, das Zimmer, die Frau, die andre Frau, daß die sich alle aufgelöst hätten, jetzt, da ich sie besonders dringend brauchen würde, weil sie meinen Vorrang als Erzählerin, die einen Gegenstand oder mehrere Gegenstände braucht, mißachtet haben, und dafür muß ich ihnen jetzt den Seinsfaden abschneiden, den ich gewirkt habe, und wo ist jetzt die blöde Schere. Können Sie mir erklären, wieso ich auf Rache dermaßen versessen bin, daß ich hier sitzen bleibe, wie in der Schule des Lebens, und sinne und sinne, aber auf keinen grünen Zweig komme, so wie die Moschee nicht zu ihrem Minarett kommt, weil die Bevölkerung dagegen ist? Und ihre, des Bärlis, nein, der Bäris, der Hauptfigur


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Seinsvergessenheit hätte damit zu ihrer kompletten Auflösung geführt, na ja, zumindest zur teilweisen. Ich habe zu viel in ihr herumradiert, oder? Sie hat jetzt vollkommen leere Stellen bekommen, die ich noch zu füllen hoffe, aber auf diesen Löchern hält das Tixo nicht, dabei ist es von bester Qualität, ich selbst habe mir jahrzehntelang das Hirn damit verklebt, damit nichts rauskommt, was ich nicht von anderen gehört oder gelesen habe, und mit dem Klebeband habe ich es in mir fixiert. Und dann habe ich immer anderen eine geklebt, anstatt nur mir selber, die ich es verdient habe. Ich hatte zuwenig Interesse für sie, diese Figur, die ich erfand, ja, vielleicht, na, jedenfalls habe ich, wie gesagt, diesen Vorrang des Wirklichen vor meinem Geschmiere mißachtet, ich habe ohne Vorrang oder auch nur zu schauen an der Kreuzung überholt, obwohl ich gar nicht mehr fahre, höchstens humple, und plötzlich erkenne ich, daß das Wesen, das ich soeben noch überholt habe, verschwunden ist, im Rückspiegel müßte ich dieses Wesen, ein Heimspiel, denn ich habe es schließlich, wie gesagt, eigens erschaffen, eigentlich noch sehen können, oder? War ich mit dem völlig illegalen Überholen so beschäftigt, daß ich gar nicht überholt habe? Daß ich vergessen habe, die Spur zu wechseln, daß jetzt Feinheit und Stil und Erzählung gewünscht werden. Habe ich übersehen, daß Erzählen gewollt wird, und ich weiß auch, von wem? Daß da gar keiner war, den ich hätte überholen können? Bin ich einfach ausgeschert und finde keinen Gegner, keinen Gscherten, den ich danach tüchtig schneiden kann, ohne daß er blutet?, von mir aus kann er ruhig bluten. Fragen über Fragen, nein, hintereinander. Es ist linear, das Schreiben. Man fügt eins an das andre, Überholen ist nicht eigens verboten, denn es ginge ja sowieso nicht. Kein Platz. Für den Fortschritt im Handeln.


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Das Wirkliche, das Seiende selbst, wird also in den Vorrang gebracht, doch das ist überflüssig, denn es ist keiner da, außer mir natürlich, die ich mich gern an die Vorschriften halten würde, aber das geht leider nicht immer, ist da wirklich keiner außer mir, der diesen Vorrang beachten müßte? Dann ist er vollkommen sinnlos. Wir nehmen die Tafel jetzt weg. Aber danach bleibt hier nichts mehr übrig, es sind hier nur Tafeln mit Parolen drauf, doch dieser Schilderwald ist eine Zumutung für den Autofahrer, der links und rechts lieber einen echten Wald hätte, damit die von ihm verbrauchte Luft wieder ersetzt werden kann, möglichst sofort bitte, wirds bald. Wiederum praktisch aber ist, daß man, indem man das Seiende als das Wirklichste in diesen Vorrang bringt, ohne daß es diesen Vorrang geben muß, es gibt ja überhaupt keine Straße und keine Regeln (bei mir haben eh die Tiere Vorrang, ich bremse auch für Hunde, ich bremse eher für Hunde als für Menschen, doch ich bremse leider gar nicht, weil ich eben gar keinen Wagen mehr habe), jeder sein eigenes Geseire losläßt, nur ich, ich mache das Seiende selbst, das nehme ich jetzt in Angriff, höchstpersönlich, als einzige, nein, jetzt, da ich seine Umrisse sehe, habe ich doch Angst, daran zu rühren, darin herumzurühren. Aber ich habe ja immer Angst. Ich kann mich nicht loslassen um zu sein, und ich will auch nicht, daß ein andrer sei. Aber da ist er! Da ist ein anderer! Dafür bin ich eingesperrt. Das hat meine Mama so bestimmt, die mich einfach nicht sein lassen konnte. Ich würde in Freiheit ja doch nur herumeiern. Nein, ich mach das Eingemachte nicht auf, ich seire nicht länger über das Sein herum, ich beweise aber trotzdem, daß dieses Sein vorstellbar und daher herstellbar ist, bitte, jederzeit, wenn auch vielleicht nicht gerade von mir. Doch! Hiermit erkläre ich das


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Sein für bereits hergestellt und bereitgestellt, denn erklären kann ich ja alles, das macht es für Sie leichter, es wieder abzuschaffen, was ich Ihnen hier sogleich vormache, ich habe das Sein in praktischer Größe erschaffen, weil es doch in dieses Plastiksackl hineingehen soll, und geht es nicht freiwillig, so helfe ich nach, ich werde ihm schon helfen! (aber nicht im Erzählen, denn das kann ich nicht), sind Sie nicht froh, daß die Frau weg ist und als eine andre, als viele andre, und sämtliche fescher und jünger als sie, wiederkehrt, nein, über die Wiederkehr sind Sie wahrscheinlich nicht froh, froh waren Sie, als sie endlich weg war. Aber Sie sind von mir total abhängig, außer Sie drehen mich ganz ab. Tun Sie das nicht, vielleicht kommt ja noch was! Ich bin die Vorarbeiterin des Seins, und dieses Sein, das ich geschaffen habe, habe ich hiermit hier abgeschafft, aber es könnte unter Umständen wiederauferstehen, doch der Papst würde es nicht glauben, und was der nicht glaubt, dürfen auch wir nicht glauben, zumindest falls wir katholisch sind, was ich einst war, lang, lang ists her. Aber jetzt reicht es mir, es reicht mir, daß ich Gott bin, mein eigener, mehr muß ich gar nicht sein. Ich bestimme hier.  Ich als Person habe diese Leistung vollbracht, das Herstellen, das Wegstellen und das Vergessen. Das Vergessen ist das Schönste, ich meine, ich werde bald wahrscheinlich, wie Papi, alles vergessen haben, was ich je gewußt habe, aber daraus werde ich keinen Genuß mehr ziehen können, da ich ja nicht mehr wissen werde, wo die Grenzen meines Herstellbaren und Vorstellbaren waren, ups, hopperla, schon wieder bin ich über eine Grenze drübergeflogen, hab nicht aufgepaßt, sorry, und da wird bald nichts mehr zu überschreiten sein, wenn das so weitergeht, denn ich verstehe selbst nicht mehr, was


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ich hier schreibe. Das ist der Gipfel. Dabei bestand meine Kunst ja grade im Überschreiten, doch auch das ist nicht mehr gefragt, weil überall Brücken gebaut worden sind, zum Teil schon wieder eingestürzt sind, und bei einer Brücke genügt ja schon ein Teil, und man sich die Füße nicht mehr naß machen muß. Jeden Tag wird das Sein aufs neue auf der Tagesordnung stehen, und jeden Tag aufs neue wird jemand aus den Wolken der Küchendünste in der Heimküche eine Hand hervorstrecken und nein, keinen Adam, den Riesen, erschaffen, um die Rechnung vom Supermarkt nachträglich zu überprüfen (meine Spezialität, da ich ja so nachtragend bin!), sondern meinen süßen kleinen Zettel, auf dem „Die Tages-Ordnung“ draufsteht, zerknüllen, und schon werden die letzten Reste des mir noch Erklärbaren, in denen ich sowieso schon dermaßen fleißig herumradiert habe, daß man nichts mehr lesen kann, ganz ausgelöscht sein. Meine Persönlichkeit wird, wie die von meinem Papi, recht bald verschwunden sein, da bin ich mir ganz sicher. Egal. Mit meiner lächerlichen Persönlichkeit konnte ich früher nicht einmal meinem Hund zeigen, wie man Sitz macht, das heißt, zeigen konnte ich es ihm schon, aber er hat es nie nachgemacht. Ich bin verachtet und verspottet, das macht meinen Blick zu einem Tunnel, aus dem etwas auf mich zufährt und haarscharf an mir vorbei, ist es das Natürliche? Natürlich nicht! Wie sollte das Natürliche denn auf einmal fahren können? Das Natürliche befindet sich im Bioladen und sollte möglichst zu Fuß abgeholt werden, weil sonst der Bio-Effekt zunichtegemacht wird wie so viele Menschen auch. Man hat es nicht gemerkt, und man wird es auch jetzt nicht merken. Na, wenn ich mich immer nur auf die Straße konzentriere, werde ich nicht rechtzeitig beachten können, wenn man mir von hinten den Wink erteilt, beiseite zu


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treten, weil die Handlung an mir vorbei will, die Handlung, diese natürlichste Sache der Welt, nur leider zu schnell für mich. Nur ich kann nicht in ihr fortfahren. Obwohl die Leute dauernd in ihren Autos herumfahren, als hätten sie eine Ahnung vom Geschaffenen, das sich durch das Erklärbare erklären ließe, wenn man wollte, so müssen sie, die Menschen, wenn sie dann mal am Baum kleben, der Dornbusch brennt, das Fahrzeug brennt, der Baum brennt, der Fahrer leider auch, lernen, daß das Unerklärbare sich eben selbst erklärt oder nicht. Der Tod erklärt seine Oberhoheit, aber nicht mir. Ich erkläre gar nichts, mir sagt ja keiner was. Ich weiß nichts. Zuerst hat die Geburt geherrscht und das Herumgescheiße, das man mit den kleinen Kindern macht, falls man nicht wünscht, sie umzubringen, oder sie unerwünscht umbringt, ich meine, sie als unerwünscht umbringt (schon wieder drei kleine verweste Wesen im Innsbrucker Kellerregal, gewiß ermordet, inzwischen weiß man es, wäre das nicht ein schöner Anlaß, die Existenz als solche zu erklären und für nichtig zu erklären?), ich meine, sie umbringt, ohne es gewollt zu haben, aber jetzt herrscht der Tod, das Unvorstellbare, das Unerklärbare, und die aus der Vergötterung entstehenden Götter sind Fußballer oder Popstars (oder sonst wer, den ich aber nicht kenne), und das auch nur halb, die zweite Hälfte kriegen sie nämlich nicht hin, also nicht hier, in meiner Nähe zumindest. In meiner Nähe Verlust, gestern gegen Chile, vorgestern gegen Japan nur ein Unentschieden. Tja, wenn wir die schon zum unerklärbar Herrschenden gemacht haben, diese Stars in den Fächern Sport und Musik, wo sie wild herumstrampeln, weil sie herauswollen, an die Öffentlichkeit, ist auch unser eigener Tod gleich viel verständlicher, finden Sie nicht? Was wollte ich wieder einmal sagen? Autofahren ist


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schwierig, aber die Leute tun es, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, rein zu ihrem Vergnügen oder weil sie etwas zu transportieren haben, und wäre es nur ihr Ich, das ist doch das mindeste, was weg muß. Und dann überholen sie einmal zu oft. Ich habe kein Vergnügen, an gar nichts, obwohl meine Persönlichkeit total der aller andren Leute entspricht, nur merken die das oft nicht, wenn sie mich sehen. Sie reden so verächtlich über mich. Es kümmert mich, es dauert mich, nein, es dauert nicht. Das Leben, es vermißt den Charakter und vermiest einem sich selbst, es paßt grade so rein, und ich passe auch irgendwie rein, das verspielte Leben dieser Frau zum Beispiel, die ich erschaffen und bereits halb vergessen habe, bald ist sie ganz weg, ich halte die Sicherung über ihr weiteres Leben in meinen Händen, und wenn sie nicht von selber durchbrennt (an Stelle der Frau, die ja hier nicht weg kann), dann laß ich den FCKW- Schutzschalter runtersausen und aus! Ich lasse dieses unter einem Geigenbogen längst verspielte Leben, dieses unter der Verachtung der Menschen abgelatschte Leben, nur allzu gern los; schon in meiner Kindheit wurde ich fürs Gegenspielen, ich meine fürs Geigen- und Bratschespielen von allen verachtet, die derweil viel Spaß hatten, allerdings mit was anderem, von allen verachtet, außer von meiner Mama (meines, alles meins, ich sage zwar, es gehöre dieser Lehrerin, aber keiner würde es je kaufen, egal, wem es gehört, keiner würde es haben wollen, dieses Leben, also ist es nichts wert, denn es herrscht kein Bedarf danach, und es kann auch von der Firma MEL der Bedarf nicht aufgeweckt werden, dazu ist diese Firma selbst schon viel zu ausgeschlafen), ein Leben lasse ich fahren (ohne fahren zu können), das sich wie ein Fluß im Lauf gekrümmt hat (krümme dich nicht, kümmere dich nicht, lebe! Hahaha!) und dann hier gemündet ist,


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ich lasse es jetzt enden. Vorzeitig. Bevor es erzählt wurde. So. Sie können da gar nichts dagegen machen, Sie sind auf mich angewiesen, und ich weise Sie aus dieser Erzählung wieder aus, bevor Sie merken, daß es gar keine war. Es ist mir klar, daß Sie sowieso freiwillig gehen werden. Das Dichten ist absolut toll, aber man muß es halt können. Ich kann mit ihm etwas enden lassen, aber auch anfangen, ich kann alles überwinden, alles vertauschen, neu anfangen lassen, und ich kann mit jedem neuen Wesen eine neue Zeit und einen neuen Raum schaffen, denn dort, wo ich auf die Tube drücke und soeben zum Überholen ansetze, ich sagte es schon, wenn auch ein wenig angeberisch, führe ich, entsprechend der Seinsvergessenheit, die jetzt ganz offiziell verhaftet ist, und zwar verhaftet an das Sein, von mir aus an die Seiendheit, naja, diese Seicherln, die da herumkrebsen, zu denen paßt das alles nicht, wie soll ich sie nennen, die halt einfach so zusammen, ich hefte sie zusammen, wie sie daherkommen, das Vergessen des fjordartigen, von uninteressanten Erlebnissen ausgehöhlten Gehirns des dement Sterbenden (Papi!), das Verlassensein, das in mir ist, und das Heimliche und das Unheimliche, ja, genau, und – bitte ich brauche es nicht, Sie brauchen vielleicht Darwin und Mendel nicht, aber ich, ich brauche dafür Gott nicht, das ist viel mehr, als Sie nicht brauchen, ha! – und das hefte ich also zusammen, hefte fleißig meine Augen dran, wie die Liebe es täte, ließe man sie nur in Ruhe, aber wir lassen sie ja nicht, wir nehmen immer gleich das Zunächstliegende, und als nächstes wird es uns verlassen, vorher aber noch ordentlich verdreschen, in die Fresse hauen, nimm dies!, nimm das!, und das auch noch!, na, das haben wir noch gebraucht!, wurscht, ich hefte das alles halt hier zusammen und noch einen Zettel dran, damit ich nicht vergesse, was


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ich da zusammengeheftet habe, wo ich also zum Überholen ansetze, ja, so fing ich einst den Satz an, wissen Sie noch, welchen?, so führe ich Sie, liebe Leser, zu einer Vorstellung des Erhabenen. Indem ich das Gegenteil von erhaben bin, ich bin eher: keine Ahnung, eben, will sagen, ich bin eher eben, das habe ich mir so ausgesucht, damit ich mich nicht anstrengen muß, bin ich eben da und aus, ich zeige Ihnen schon noch die Furcht vor dem Sein, hoffe ich zumindest, denn dieser Augenblick ist mir entsprungen, und jetzt habe ich kein Beispiel mehr, an dem ich es Ihnen mal so richtig zeigen könnte, mal ordentlich aufdrehen könnte. So. Der Lebensfluß ist gemündet. Der Adler ist gelandet. Es  ist der Frau, die es aber nicht gibt, und zwar, weil ich es sage, möglich, in ihrer Küche sogar herumzugehen, ohne an Gegenständen abzuprallen oder sich plötzlich hilflos im Gezweig des Handtuchhalters gefangen wiederzufinden, weil sie ein wenig getaumelt ist. Ein Organ in ihrem Kopf hat vielleicht versagt, kein Wunder, von Musik geschüttelt und gerührt wie es war, vielleicht einmal zu oft, mußte es ja irgendwann den Geist aufgeben: Zuviel Vibrato!, davon kriegt man manchmal Kopfweh und Kinnflattern, und das scheuert den Hals seitlich immer so auf, weil die Geige richtig davon wackelt, wie Pudding, nur ist sie leider härter, die Arschgeige, man kann sie sogar an die Wand nageln, wenn man unbedingt will. Im Schlaf findet sie sich normalerweise in ihrer Wohnung zurecht, diese Frau, doch wenn sie vollgetankt hat (übrigens die beste Methode der Seinsvergessenheit, soviele haben es schon ausprobiert, da kann es nicht falsch sein! Verweigern Sie nicht diese Ich-Enteignung! Sie wüßten sonst nicht, was Sie versäumt haben), wie so oft, dann fährt ihr Auto, obwohl gerade dann im höchsten Grad zur Aktivität befähigt, nicht mehr dorthin, wo sie


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hin möchte, nein, auch nicht zu diesem Überholvorgang, den wir vorhin mühevoll, aber ungenau, beschrieben haben, es schwingt hin und her, das kleine Auto aus Japan, es kurvt, wo es geradeaus weitergehen würde, was ein PKW normalerweise nur auf dem Eise vermag oder wenn er uneingeladen zu hart auf einen andren, einen Kollegen, getroffen ist, dessen Besitzer auch etwas zuviel geladen hat oder zuviel getankt oder wie wir es nennen mögen, oder wenn ein Bach aufbricht und es verschlingt, nein, auf einen Autopiloten verlassen Sie sich lieber nicht, auch nicht auf GPS, das sagt einem nie, wenn man einfach nur gradeaus fahren soll, obwohl es so richtig wäre, es empfiehlt Kurven, wo gar keine sind; doch die Ecken des Raums, dieser Küche, sind von Schatten verschüttet wie Halden, in denen aber nichts abgelagert wird. Gerade das Kleine muß besonders sauber sein, dazu benötigt man fremde Hilfe, weil man dort Schmutz und Kalkablagerungen, anders als im Hirn, doch sofort merkt, Beispiel: das Herz des Kindes bei der Beichte, wo es vom Priester nach Sexsünden ausgehorcht wird, bis es sich bis auf seine Seele entkleiden muß, was den geistlichen Herrn immer wieder gut gefällt, ich habe es selbst erlebt. Das Auge hat nicht viel Platz zum Herumschweifen, man ist ihm immer recht nah in dieser Geringfügigkeit von Raum. Doch halt: Vielleicht kann zum Zweck, neuen Müll anzuhäufen, in der nächsten Stadt am Nachmittag etwas Neues eingekauft werden? Sicher wird das möglich sein, die Frau hat sich mit ihren Freundinnen ja eigens dazu in der Stadt verabredet. Wieso hab ich das denn nicht früher gesagt, hätte ich es, dann hätten Sie vielleicht bis hierher weitergelesen, weil Sie geglaubt hätten, es geht weiter, typischer Fall von „Denkste“ Kein Wunder, sie ist ja jetzt plötzlich eine ganz andere Frau, nein, sie ist noch dieselbe, nein,


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doch nicht, also bitte, Autorin, entscheiden Sie sich!, na schön, entscheide ich mich halt, sage aber nicht, wofür, also Ihnen sage ich es nicht, es genügt, daß ich es weiß, danke, bitte, hat gar keine Mühe gemacht, denn das Sein dieser Frau ist ja ausgesetzt, ausgespart, und es wird jetzt ausgelagert. Haben auch Sie schon gepackt? Sie dürfen nur das Nötigste mitnehmen, denn das Nötige steuere ich bei, obwohl ich gar nicht steuern kann, also ein Auto eben nicht, ich habe Ihnen das schon erklärt. Vielleicht brauche ich es später noch, das Allernötigste, ich könnte es mir vorstellen, weiß aber nicht, was mir nötig wäre. Außer Erzählkunst weiß ich im Moment nichts. Die Tasche für den geplanten Einkaufsbummel klafft bereits gierig, die Börse, nein, die nicht, der ist das zu wenig, das Börsel lugt neugierig hervor – aber erst noch die kleine Jause mit Nußkipferl, auf die wir uns schon gefreut haben, soweit uns Freude möglich  –  alles ist bereit, nehmen wir gleich auch noch die alten Flaschen mit, bevor man uns damit sieht, und werfen wir sie, gesenkten Hauptes dem Sammelgefäß entgegentaumelnd,  in den Glascontainer weiter vorn, wo die Straße sich gabelt, machen wir die Gabel, falls gewünscht, wenn sie wer wünscht und wenn Sie noch jung genug sind, dort, wo der Körper sich aufteilt, damit wir Frauen wieder etwas mehr Platz für weiteren Dreck auf der Deponie bekommen, wenn auch nicht mehr Zeit für unser Leben. Und dann dämmern wir weiter in den Ecken dahin, falls wir selber Dreck sind, was ich insgeheim glaube, aber noch niemand hat es mir nachweisen können, man hat es mir oft genug mitgeteilt, ohne einen einzigen Beweis anführen zu können, ich will bloß nicht zugeben, daß mir viele das Gegenteil bewiesen haben, daß die Frau nämlich sehr viel wert ist und sich auch der Vater ums Kind kümmern sollte; zwei, drei Doppler Wein


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kommen vielleicht auch noch dazu, ich warte derzeit noch, so, bitte, sie stehlen sich heimlich herein, aber nicht, um lang zu bleiben, denn sie sind schon auf dem Sprung aus der Flasche, wo sie ungeduldig herumwetzen und schäumen wie die unseligen Geister über einem Wasser, das ihnen jedoch im Wesen fremd bleibt, bis sie endlich heraus dürfen. Wasser ist, außer beim Gspritzten, der immer Saison hat, der Feind der Zeit, nein, nicht der Zeit, egal, es ist halt ein Feind, wenn man zu nahe am Wasser gebaut hat, dann auf jeden Fall. Wasser, Wasser, Wasser, eine meterhohe Erscheinung beim Tsunami, etwa in Khao Lak, Thailand? Ja, genau dort, dem schrecklichen Wasserwerfer, meterhohen, meterhoch geschichtet danach die Toten, ihre Köpfe neugierig aus dem Sack herausgestreckt, damit man sie identifizieren und sich an ihnen infizieren kann, falls gewünscht, solang noch ein Gesicht übrig ist, all die Toten, wie Brote aufeinandergestapelt, und da fährt dieser mächtige Mann, der dort Urlaub gemacht hat, wir könnten ihn z. B. unseren Klausi nennen, ein guter, ehrlicher Name, irgendeinen Vornamen denken wir uns für ihn aus, nein, das tun wir nicht, denn er ist nicht unser, wir nennen ihn nur so, weil er allgemein so bekannt ist, der Klausi also fährt vom sicheren Berge herab, weil er sein Notebook dort im Hotel, aus dem er floh mit Weib und Kind, vergessen hat und er es noch holen will, der fährt zurück, um sein Notebook zu holen, sonst klaut es wer oder hackt sich rein und hat dann die Telefonnummer vom Wiener Staatsoperndirektor (der ist auch bald ein anderer, seit gestern weiß ich es, seit gestern wissen aber leider auch Sie es, na, erspare ich mir was, das ich später ausgeben kann, ausgeben wie mich selbst, er ist heute ein andrer, dieser Direktor, hier gibt es ja nur Direktoren, aber wer soll dirigieren und vor allem: wen?, nein,


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gestern war er noch derselbe, der er heute gewesen sein wird, wie ich, die ich auch bald eine andre sein werde, aus dem schlichten Grund, daß ich nicht mehr wissen werde, wer ich war oder bin, ich werde es vergessen haben, genau wie mein armer Papi damals), die Nummern vom Herrn Versicherungsgeneraldirektor, vom Herrn Generalintendanten, der ihm ebenfalls etwas versichern wird (oh Gott, nein, deine Nummer hat er nicht, aber auch der Herr General Intendant ist ja seither ein andrer, wer dann wohl Gott heute ist?, die wechseln alle so rasch, rascher als ich meine Unterhosen wechseln kann, wie soll man sich da etwas merken? Auch wenn man noch nicht ganz senil ist, kann man sich das alles nicht mehr merken. Sie sehen, jeder ist rasch ein anderer, wenn es nötig wird, also warum soll ich dann aus dieser Frau nicht auch eine andre machen können, wenn ich will und wann ich will? Das erklären Sie mir bitte einmal! Na ja, ich verstehe, Ihnen ist das sowieso Blunze, der Deutsche würde sagen: so was von piepegal), vom Herrn Finanzminister (überflüssig zu erwähnen, daß auch er ein andrer geworden ist! Denn das wissen Sie mit Sicherheit, Sie sehen ihn ja jeden Tag in der Zeitung, allerdings als einen anderen, der in Europa Strom erzeugen, Strom kaufen und Strom verkaufen möchte) und von seinen Geliebten eins bis vier, die inzwischen auch andre geworden sein werden, er hat die Wahl, der Herr Mann, der Mächtige, von mir Klausi genannt, obwohl ich nicht mit ihm auf du und du bin, ich kenne ihn ja gar nicht, ich maße mir das hier an, ich spiele mit meinem feinen Humor herum, der nicht fein genug für Sie ist und auch mich anrempelt, daß ich fast umfalle, nein, ich falle jetzt doch nicht um, ich fahre fort, und auch der liebe Klausi fährt also in die Hotelreste neben den andren Hotel- und Menschenresten mit seiner Frau hinein, wieder


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vom Berge zurück, wie Abraham, der den Isaak nicht opfern mußte, was er allerdings schon gewußt hat, bevor er beklommen auf den Berg klomm, er wußte, Gott würde ihm das nicht ernsthaft befehlen, daß er den eigenen Sohn metzgert (es sind Söhne außerdem schon schlimmer gestorben, meist in Fahrzeugen, in denen sie zum Berg unterwegs waren oder sonstwohin, und auch die, die ein Mountainbike dafür nehmen, müssen dran glauben, müssen an Gott glauben oder auch nicht), unser Klausi fährt aus seiner sicheren Klause bewußt und willentlich in die Gefahr zurück, in der er auch diesmal nicht umkommen wird, seine Chance dafür hatte er bereits und clever nicht genutzt, er hat sie umklammert, aber er hat sie nicht genutzt, er ist jetzt nicht tot, denn er hat als einziger gewußt, daß das da ein Tsunami werden wird, als sich das Meer von ihm zurückzog, aus diesem negativen Meer (kein Mensch würde dort hinfahren, wenn es das Meer gar nicht gäbe), ich, ich hätte mich ihm ja nicht einmal genähert, das hätte ich mich ja nie getraut, nicht einmal, als es noch positiv und da und uns zu Handen war, ich hätte mich an seiner Stelle vor ihm zurückgezogen, bevor ich ihn überhaupt gesehen hätte, denn diese Mächtigen können recht fruchtig, ich meine fuchtig werden, er kehrte vom Berge zurück wie Abraham, den Isaak auf dem Schoß, den er umhalst vor Freude, daß er ihn nicht töten mußte, den Schmerz des Besitzens und Verlierens nicht ertragen mußte, er kehrte vom Berge zurück, der Herr Direktor, sein Sohn auf der Ladefläche des Sammel-LKWs, wo er vor sich hinkotzt, der Sohn, nicht der LKW, der klotzt eher, weil er schon so voll ist und niemanden mehr aufnehmen kann, das Kotzen des Sohns kümmert den Klausi nicht, nur im Altertum haben sich die Väter noch um ihre Söhne geschert, heute schert es die gestopften goscherten Gscherten nicht, was aus ihren Söhnen wird,


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die können am Berg oder in oder auf der Welle umkommen, wir drehen uns nicht nach ihnen um, wir verlassen uns drauf, daß Gott sie uns nicht nimmt, aber kontrollieren werden wir es nicht, wenn wir vom Berg hinabsteigen, um einen sehr wichtigen Rechner im Hotel, wo jetzt nur noch Tote ruhn (deren Zahl berechnet werden muß), inklusive Personal, abzuholen, den Klausi braucht, da gibts nichts zu überlegen für den Herrn Direktor, da gibts nichts außer ihn,  hinten kotzt sein Kind, nach dem er sich besser nicht umdreht, denn schön schaut es nicht aus in dem artigen Knaben, der mit seiner Mutter mitlief, immer hinter dem Papa her, der Mann geht ja stets voraus oder er geht gar nicht, was ja für gewöhnlich der Fall zu sein scheint, denn lieber fährt er, wir sehen also, daß dieses Kind mit seiner Mutter läuft und der Vater von selber läuft wie eine anständig geölte Maschine, auf die Ladefläche des Lastwagens also kotzt der Sohn, es kotzen schließlich auch andre Leute auf derselben, auf dieselbe Ladefläche, Leute, die lieber dauerhafter geflohen wären, anstatt noch einmal zum Strand zurückzukehren, wer weiß, ob das Wasser nicht, und diesmal noch mächtiger und höher, wieder zurückkommen wird, in dritter oder vierter Welle, im dritten oder vierten Aufguß, wir hingegen wollen schnellstens hier weg, wir waren auch schon weg, manche (ich) waren nie da, aber der Herr Direktor will, daß wir für sein Notebook eigens noch einmal wiederkehren, an den Strand, wo der Tsunami schon alles selber ausgekehrt hat, besenrein, damit man dort Sperrmüll lagern kann, von Menschen gesäubert die Küste, da hilft kein Säumen, kein Auftrennen, kein Sagen und kein Zagen, Klausi will sein Elektron-Notizbook haben, weil er es im Hotel vergessen hat, das Notebook mit den vielen schönen und nur ihm bekannten Nummern (so viele Nummern wie er hat noch keiner


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gehabt und keiner geschoben) drin, und die Leute kotzen auf der Ladefläche, kotzen andren in den Schoß, kotzen dem Sohn auf den Schoß, der wieder andre dermaßen ankotzt, schau an, nein, lieber nicht!, die kotzen einander in den Schoß, keine Ahnung, was sie gegessen haben, aber sie fürchten sich so, aber das ist ihm ganz egal, Klausi, dem Mächtigen, ist das egal, das sieht er gar nicht (der Mächtige sitzt natürlich vorne drinnen im Führerhaus beim Chauffeur, seine Frau sitzt neben ihm und schweigt entsetzt, immerhin weiß sie, wo ihr Sohn ist, ihr Sohn ist hinten auf der Ladefläche, aber die Frau ist ihrem Mann ja vollkommen ausgeliefert, sie ist ihm untertan, weil sie so schön ist, sonst hätte er sie doch gar nicht erst geheiratet; das Kind, welches eigentlich an ihr dranhängen sollte, hat sie derweil an die Ladefläche verloren, wo es kotzt und kotzt, wenigstens nicht in Mutters Schoß, sondern in einer anderen, Fremden, nein, Freundin Schoß, dieser Knabe kann sich bald was auf seine Bedeutung einbilden, doch das ist jetzt erst mal bedeutungslos, das kommt später, wir müssen unser Leben und ein Stück Notebook retten, er kotzt und kotzt, der Sohn, wir sind nicht die Inständigkeit fremder Menschen, die im Wesentlichen dazu entschlossen sind, Kinder, diese kleinen Wesen, zu beschützen, wir sind der Rest, der diesem Kind zum Glück derzeit nicht ausgeliefert ist, sondern das Kind ist fremden Menschen ausgeliefert, es kotzt wie Ottos Mops, nur nicht so lustig, es reihert wie Richard L.s Reiher, der sich noch übernehmen wird, wenn er zu seiner Mausi zurückzufliegen versucht, so, und dieser Satz ist jetzt hin, schade, Scheiße!, er wurde doch so hoffnungsvoll begonnen, wenn ich auch nicht mehr weiß, wo, und es stand so viel Schönes in ihm!, deswegen schreibe ich dies hier, wo Sie Ihren Faden suchen, aber ich kann Ihnen versichern, Sie hatten


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nie einen, wieso hätten Sie einen Faden mitnehmen sollen, da Sie ja nur lesen wollten, ja, den schreib ich in die Klammer mit hinein, vielleicht übersehen Sies, vielleicht überstehen Sies, aber an seinen Anfang möchte ich jetzt trotzdem nicht zurückkehren, den Anfang dieses Satzes, und nein, das Kind fliegt nicht (ich hoffe, Sie haben „Lust“ gelesen, nein? Macht nichts, das ist auch von mir, aber es macht trotzdem nichts, es ist zum Kotzen, daß es nichts macht, aber ich habe mich längst daran gewöhnt), alle sind sowieso zu Tode geängstigt, das muß wohl nicht eigens erwähnt werden, der Abbruch ihres Lebens, in dem es bisher gemütlich zugegangen war, sie haben es ja in Luxushotels getragen, von einem Resort zum andern, wann immer möglich, und sie wollen ihr Leben natürlich auch wieder lebendig forttragen, wenn möglich, wenn nötig bis ins Sheraton-Hotel oder einem ähnlichen Freudens- und Genußbau in der nächsten Stadt, weit weg vom bösen, wütenden Meer, das sich jetzt aber wieder beruhigt hat, das hat Klausi ganz richtig vorausgesehen, wie überhaupt das meiste (wir wären es auch an Stelle dieser Mutter, nein, an Stelle des Lebens selbst, gebrochen, abgebrochen, verängstigt, aber wir wären wahrscheinlich eh schon schon tot, wir hätten das Nichts nicht als kommende Welle erkennen können, nur die Mächtigen, von allen Nebensächlichkeiten entblößt, erkennen immer alles schon vorher und ergreifen ihre Handtaschen mit den Kreditkarten, bevor es eintritt, oder besser, nein, besser kann ichs nicht: Es traut sich gar nicht einzutreten, wenn die Mächtigen es nicht wünschen, das Meer, diesmal aber schon, ich meine, diesmal hat sich das Meer getraut, zu uns zu kommen, damit wir nicht zu ihm kommen müssen, nein, Quatsch!), wir und alle übrigen Menschen fürchten uns jetzt entsetzlich, weil wir unsere Befürchtungen nicht rechzeitig gehegt haben und


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jetzt, von ihnen überrascht, uns doppelt fürchten, denn auch das, was man gar nicht befürchtet hat, kann eintreten, wir haben also grauenhafte Angst, da wir sehen, in welchem Maß der Mensch sich überschätzt hat, als er dieses Resort, diesen superbequemen Spa in Thailand schuf, während Gott, hähä, machen Sie mir das mal nach!, das Wasser, Wind und Wellen schuf, welche immer stärker sind als alles, die insgesamte Natur schuf, die ganze Natur, zu der die Mächtigen nicht gehören, weil sie sich jederzeit über die Natur hinwegsetzen können, ja, Gott hat das alles gemacht, es hätte aber genügt, nur die Natur zu machen, die hätte uns früher oder später sowieso wieder heimgeleuchtet, zu ihm, nein, ich glaube nicht, daß er es war, weil es ihn ja nicht gibt, aber Sie glauben sicher was andres, Sie glauben an einen intelligenten Plan dahinter und pflegen sich ängstlich das Gesicht, damit Sie es vor seinem Angesicht nicht verlieren, wenn Sie es brauchen, aber Sie brauchen es nicht, Sie brauchen es vielleicht für Ihren Partner, aber für Gott brauchen Sie es nicht, der erkennt Sie auch so, das kann ich Ihnen versichern, denn es gibt ihn ja nicht, es gibt Gott nicht, ich sage das hier, andre sagen was andres, das ich aber nicht glaube, ja, selbstverständlich, auch das, was wir komplett ablehnen, hat Ihr Gott oder der von wem andren geschaffen oder auch nicht, was meine persönliche Meinung ist, gegen die Sie schon aus Prinzip sind, schauen Sie: Gott kann das nicht geschaffen haben, weil der Weg zum Meer um fünf Meter länger ist als im Prospekt angegeben. Gott hätte das besser gekonnt, ich habe nichts damit zu tun, Gott schafft und rechtschafft, wenn er schon dabei ist, das glauben Sie, und er schafft heute einmal die Natur, es fällt ihm nichts Neues mehr ein, die Natur hat er nämlich gestern auch schon geschaffen und vorgestern


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auch, die Natur schafft dafür noch mich, die schafft mich locker, diese Natur, welche immer stärker ist als egal wer oder was, nun der Mann, der Klausi, will sein Notebook unbedingt haben, sonst klausen es ihm die Einheimischen noch, die klausen ja alles, was nicht angenagelt ist, wenn man sie läßt, wenn man sie nur eine Minute aus den Augen läßt, und jetzt habe ich doch glatt vergessen zu fragen, ob er das Gerät inmitten des Geheuls und Gestöhnes und Geschreis von Verletzten, Sterbenden und Toten (deren Geschrei man zum Glück nicht mehr hört, das hätte uns noch gefehlt! Doppelte Lautstärke, mindestens! Da hätten sie an der Rezeption ja Ohrenstöpsel ausgeben müssen, statt daß die lieben Gäste ihrerseits ihr Geld ausgeben können) auch gefunden hat. Ich muß das noch meine Gewährsperson fragen, eine Person, die mir jederzeit Auskunft gewährt, die mir in dieser Hinsicht jederzeit zur Verfügung steht und überallhin ins Ausland fahren kann, inzwischen wieder angstfrei, und davon auch recht oft Gebrauch macht, die Menschen sagen mir Ängstlicher eben, wo es anders ist, daß es woanders anders ist, manchmal sage ich es in meiner Unfeinheit und Unfreiheit nach, was auf der Welt so geschieht, denn andre Menschen müssen an meiner Stelle erleben, was ich nicht mehr erleben kann und nicht mehr erleben möchte, weil ich mich schon so lang nicht mehr aus dem Hause traue und auch sonst niemandem traue, dieser einen Person (und auch zwei, drei anderen, die ich aber leider noch nicht kenne) aber schon, was bleibt mir übrig?, nichts bleibt für mich übrig, ich gehe davon aus, daß sie die Wahrheit sagt, ich habe dieser Gewährsperson also meine Stelle gegeben, und sie hat mir das alles erzählt, und ich sage es jetzt Ihnen weiter. Diesem mächtigen Mann waren – und das ist inzwischen bewiesen – seine Frau, sein Kind, seine Freunde, der


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Chauffeur, die grauenhaft große Natur, von der er als Einziger schon vorher wußte, wie groß sie einmal werden würde, wenn sie nicht vorher einer umbringt, in dem Moment, da sie verschwand, sich zurückzog, und das wollte er sich anschauen, wenn es soweit wäre, nein, da noch nicht, denn das bedeutete Rennen, was nur er wußte, der Auserwählte, der sonderliche?, nein der Sonder-Beobachter und Berichterstatter (und Leichenbestatter) des ORF, er hat es schon vorhergesehen, denn die Großen wissen sowas ja immer schon vorher, also die oben genannten, ebenfalls schutzbededürftigen Menschen dem Klausi alle wurscht, obwohl sie zu einem sehr kleinen Teil, dem Sohn, sogar mit ihm verwandt waren, auf die war geschissen, denn er mußte sofort (immer muß alles sofort sein, wenn man groß werden will! Das Wachsen muß sofort stattfinden, sonst rutschen die Bretter nicht ordentlich, nur wer gut schmiert, der gut fährt) telefonieren, was er auch später, in Ruhe, zu Hause hätte tun können, aber da wäre es viel zu spät gewesen, alle hätten es schon gewußt, ohne daß er es ihnen gesagt gehabt hätte, gesagt, getan, da wäre er wieder unbedeutend gewesen, der Bedeutende, zurückgefallen in die Bedeutungslosigkeit, zu Hause sind wir schließlich alle, zumindest ab und zu, da hätte er sich kaum abgehoben, bin ich eigentlich mit meinem Satz fertig oder nicht?, nein, mir fällt noch mehr ein!, so aber war dieser normalerweise unerreichbare Herrscher der Unwissenden zu unseren Fernsehgeräten erhoben, welche, was die Krönung von Erfolgen betrifft, Gott locker das Wasser reichen können, und schon haben wir ein Fernsehproblem, bitte, wir heben also die Augen und lassen das Gesehene fallen, aber erst, nachdem wir es gesehen haben, ich spreche hier zum älteren Teil der Bevölkerung – und wenn ich Fernsehn sage, dann meine ich auch Fernsehen – aber der


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Zuschauerschwund dort findet statt, und ich halte ihn für ein Generationenproblem, bis jetzt haben Generationen von Menschen ferngesehen, doch jetzt werden es weniger, in Zukunft werden es weniger sein, die in die Ferne sehen, aber nicht in der Ferne sein wollen, und für die Jungen und Junggebliebenen unter uns – ich gehöre nicht zu ihnen – hat das Fernsehen überhaupt keinen Zauber mehr. Diese Jungen und Junggebliebenen (wie lange werden sie das noch bleiben wollen? Kommt doch herein, schließt euch mir vorm Fernsehgerät an! Kommt doch, bitte, irgendwer muß doch kommen!) interessieren Spiele oder Internetereignisse, wo sie quasi Regie führen können, die Jungen. Wenn man solche Elemente ins herkömmliche Fernsehen integieren könnte, würde das herkömmliche Fernsehn gewiß zu uns herkommen, und wir werden endlich eins mit ihm sein, nun, ich bin es jetzt schon, so, ich bin jetzt fern, und keiner ist mir nah, rauf und nachschauen, wie der Satz begann, er begann mit dem Bedeutenden, glaube ich, aber was hat der wieder gemacht?, er hat telefoniert, damit alle wissen, was passiert ist und es im TV verbreiten können (sie werden auch öfter angebetet, die Großen, ja, das glaub ich, und ich habe sogar Beweise!), und all die Nummern, die er noch schieben wollte, der Klausi, echt, kein Kalauer, kein Klauer bin ich, und der Klausi telefoniert, damit alle wissen, was ihm exklusiv zugestoßen ist, all die Nummern waren eben, ich sagte es schon öfter, und ich wollte, ich hätte all diese Nummern auch, damit ich wüßte, wen ich nicht anrufen darf, aber keine Sorge, Schreiben ist nicht Sagen, in dem klugen Notebook notiert, für das er eigens umgekehrt ist auf seinem Fluchtweg, aus dem Notausgang seines Vorstellens, einander sich Vorstellens und einander Ignorierens, eigens umgekehrt in eine neue schmutzige, sperrige Drecksflut, in der ganze Häuser und


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Schiffe auf uns zugeschwommen kommen, die ganz woandershin gehören, die aber zum Glück dann doch nicht mehr, kein drittes Mal, gekommen ist, die Flut, sie hat es sich überlegt, aber dann hat sie abgesagt, die ersten beiden Male waren spektakulär genug, die Kameras hatten ihre Bilder von jählings unbehausten Reisenden bereits, ein drittes Mal hätte den Eindruck wieder ruinieren oder zumindest beeinträchtigen können. Daß eine dritte Welle nicht mehr kommen wird, war etwas, das er, der Klausi, selbstverständlich auch schon vorher gewußt hat, wahrscheinlich hat sogar sie, die Flut, sich vor diesem Mächtigen aus Ösireich, von dem hochexplosiven Osirak, gefürchtet und ist deshalb nicht wiedergekommen, dann hätte er aber gleich dableiben und sterben können, in der Flut, von der Klausi aber schon vorher wußte, daß sie einmal kommen würde, ein zweites Mal, ich weiß jetzt nicht, ob ein drittes Mal, nein, eben nicht, er wußte das, ich weiß es nicht einmal jetzt, nachträglich, da ich mich hätte informieren können, aber dann kam eine dritte Flut also nicht mehr, das hat der Klausimann schon zuvor gewußt, hätt ich das schon zuvor gewißt, ich hätt nicht in den Teich gepißt und damit diese Riesenwelle ausgelöst, die wiederum alles Fleisch von den Knochen gelöst hat, dessen sie habhaft werden konnte, und er hat das Notebook doch so dringend gebraucht, der Klausi, dafür wäre er von überall umgekehrt, egal ob Tsunami, Erdbeben, Sintflut oder großer Hausputz durch Dienstmädchen, von überall wäre er umgekehrt für das liebe schöne Gerät (wie mein persönlicher Gott gesagt hätte), das besser denken kann als wir alle, was weiter keine Kunst ist, und draußen hat doch schon am Telefon, also nicht draußen, aber am Telefon, welches er stets am Leibe trug, egal, was er sonst noch trug oder ob das Tely für Signale empfänglich ist oder nicht,


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egal ob überhaupt empfänglich, ob die empfänglichen Tage für das Fernsehn und Festmeter Wasser für den Rest der Menschen herrschen und herhalten müssen oder nicht, sogar auf der Flucht an den Körper gepreßt hatte er das Zellentelefon, wie er das Kind wiederum nicht, das Kind nicht an sich gepreßt hat, Kind und Frau, äh, wie sagt man, Weib und Kind sind hinter ihm mühsam hergehoppelt, sie mußten ja sein extrascharfes Tempo halten, diese Treuesten der Treuen, was danach nicht beachtet und nicht gebührend mit einer Treuegabe gewürdigt wurde, daß sie ihm nachgekommen sind, vollkommen selbstständig, die einzigen Eigenschaften, über die Frauen und Kinder verfügen: Treue – nicht beachtet, bleibt unbeachtet, wird abgehakt, er hat sich nicht nach ihnen umgedreht, der Herr Direktor aus Osirak, dieser gigantische Körper, der dauernd nur agiert, nie reagiert, das ist der Grund, weshalb er keine Wärme abgibt, also ist er ein Körperreaktor, ein Körperakteur, oder?, er hat sich kein einziges Mal nach ihnen umgedreht, den beiden Nächsten, geschweige denn nach den Ferner Liefen, die auch liefen, also dieser Mann ist mir mißliebig, und irgendwo muß ich das ja sagen dürfen, und bei mir zu Hause, wo ich immerwährend bin, ohne durch Wasser gefährdet zu werden, außer es kommt durch die Decke, was mir schon mehrmals passiert ist, hier also, daheim, darf ich es gewiß, Kunststück!, nein, keine Kunst, muß keinen um Erlaubnis fragen, der Herr Generaldirektor (im Nachbarort urlaubt gleich der Finanzminister, dieser Überfall auf unser Behagen, der sich schon in seinem Lächeln verkörpert und daher gar keine Angst zu haben braucht, aber er hat es selber recht behaglich mit seiner damals noch Verlobten, die inzwischen eine steile Karriere machen konnte, ach, hätte ich das doch auch gekonnt, ach, hätt ich den doch auch gekannt!)


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hat an seinem Körperly das Telefony geborgen (ach, Hermes, ich dank dir so!), genau, ein Wort, geborgt von Hermes, dem Götterboten, der es ihm zwar gegeben hat, aber nachtragen tut er es ihm nicht, das Notebook hat er nicht auch noch mitnehmen können, aber er wird es sich holen, sonst wird es noch geklaut, er wird es ohne Rücksicht auf Verluste holen, damit er es nicht verliert, und wenn er den Chauffeur dafür erschlagen und selber fahren müßte, er muß nochmal zurück und sein Notebook holen, und das Telefon muß er auch behalten, er muß alles behalten, weil an dem doch so eine Nummer dranhängt, am Telefon, ja, am Menschen auch, am Menschen steht auch eine Nummer drauf, oder stand zumindest, heute traut sich das ja keiner mehr, Menschen zu numerieren, aber praktisch war es schon, wie wüßte man sonst, wer wer ist, das haben die Nazis schon gewußt, daß an jeden Menschen eine Nummer drauf muß, und hat er keine, kriegt er eine, damit man ihn findet, wenn man ihn umbringen will, nicht wahr, und auf der andren Seite von der Telefonlinie, die nur mehr eine gedachte ist, muß dann eine Nummer gewählt werden, und dann ist man verbunden, mit der ganzen Menschheit verbunden, falls man möchte, wenn auch nicht gleichzeitig, das ist wie mit dem Schreiben, man kann alles sagen, aber nicht gleichzeitig, sondern hintereinander, ich würde es gar nicht anders haben wollen, aber ich bin da eigen, ich würde ja auch nicht mit allen Menschen verbunden sein wollen, da fehlt mir irgendein Sinn, den ich hier auch nicht mehr hineinbringe, obwohl dies ja eine Novelle werden sollte, nun, das ist sie schon jetzt nicht mehr, ich weiß nicht, wie ich je glauben konnte, es würde eine werden; ich will trennen, nicht verbinden, ich will mich ja nicht verletzen, ich will mich vernetzen, deswegen verlasse ich ja mein Haus nicht, denn verletzt kann ich schon


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werden, wenn ich in meinem Vor- oder Hintergarten hinfliege und keiner rettet mich, doch im Netz, da bin ich sicher aufgehoben, also bleibe ich drinnen, während andre hin- und herfliegen, um woandershin zu kommen, der Herr Direktor will verbunden sein, ohne verletzt gewesen zu sein, verbunden, wenn auch nicht mit der Menschlichkeit verbunden, der Mitmenschlichkeit, welche wiederum das Christentum vertritt, dem gespendet werden kann, da ist er dann wieder dabei, der Herr Direktor, aber das ist ein komplett andres Ressort, ein andres Resort, da müssen Sie eine andre Durchwahl wählen, aber Sie haben ja das Recht zu wählen, klar, wählen Sie!, alles kann gewählt werden, wie dieser neue Mensch, der nicht ganz dicht ist, aber ebenfalls das Christentum vertritt, sogar auf Latein, während wir unchristlichen Menschen in unseren Wohnhöhlen, wo wir leiden müssen, leider von niemandem vertreten werden, es braucht sich nicht vertreten zu lassen, das Christentum, muß einfach nur für uns da sein und aus, Gott ist tot, aber sein Stellvertreter lebt, und wie, er ist der bestangezogene Mann, den ich kenne, wir aber, wir verblühen in häßlichen Ballonseidenhosen oder Jeans in unserer Seinsverlassenheit und haben keinen, der uns unsere Seinsverlassenschaft abnimmt, um sie abzuwickeln, dieses endlose Garn, an dem ich hier ein wenig mitspinne, es kann selber für sich sprechen, nötigenfalls auf Latein, das muß man sich dann nur ganz schnell übersetzen lassen, wenn man es nicht versteht, aber ein Dichter sollte schon so gebildet sein, daß es Latein kann sein, er sollte so eingebildet sein, daß sein denkerischer Wille schon genügt, um etwas herzustellen und dabei alles Entscheidende zu übersehen, er will es halt so, und andre wollen es auch so, da kann man nichts machen, auch das ist egal, denn das Sein ist das Fragwürdigste, in jeder


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Sprache, und das Christentum ist jetzt da, grüß Gott, wir begrüßen es mit einem Applaus, ebenfalls auf gut Lateinisch, einer Sprache, in der ich einst maturierte und die es jetzt wieder aufs Podium geschafft hat, bravo, diese Religion kann ihre Erklärungen jederzeit wandeln, sogar auf dem Wasser, aber wenn man lieber fahren möchte, geht das auch, und für Latein drücken Sie jetzt bitte die Sterntalertaste und dann die Eins, je nach Wetter und Natur auch die Zwei, falls Sie eine Übersetzung brauchen, um den Totenfluß zu übersetzen, halt, nein, über den Totenfluß zu setzen, das ist schon eine andre Religion, die nicht mehr gilt, nachdem sie komplett ausgebeindelt wurde, ob nicht noch was Brauchbares in ihr steckte, und für die Natur des Menschen kann es sich auch wandeln, je nach Bezahlung verwandelt sich das Christentum in eine Bank, keine Genossenschaftsbank, sondern eine Nächstenliebebank, die gar keine Zinsen nimmt, aber welche gibt, haha! Da lachen ja die Hühner, das Christentum kann sich der raubhaften Natur des Menschen vollständig anpassen und selber rauben, was es immer schon brav getan hat, das war schließlich sein Auftrag, Kindern ihre Unschuld zu rauben und ihnen dafür die Erbsünde zu geben und sich dann auch noch die Erde untertan zu machen, und seither gibt es fast nur noch Untertanen und ein paar Obermotze, die immer den Mund offen haben, nur auf Latein klingt es halt einfach besser, was auch immer, ich sollte endlich den Mund halten oder eine Tastensperre auslösen oder was weiß ich, Maulsperre?, ich beende kurz und sachlich: Der Mächtige namens Klausi ist eigens, mit anderen Menschen am Lastwagenbord, die eigentlich ganz woandershin wollten, z. B. in Sicherheit, welche nun einmal am Berge zu finden war und nicht drunt im tiefen Tal, wo das Wasser kommt, außer man heißt


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Isaak, und wer heißt schon so?, nein, der Mächtige ist umgekehrt, lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen, falls Sie was zu essen haben!, damit er die Nummer des Österreichischen Fernsehens aus seinem Notebook herausholen kann, das ganz flach ist und unten, im Hotel (Entschuldigung, da tue ich ihm unrecht, diese Nummer ist in seinem Zellentelefon fest gespeichert, wo sie fest arbeiten muß, während andre schon ans Aufräumen gehen nach der Flut, bitte um Entschuldigung, aber ich glaube, er hatte noch viel mehr Nummern im Noty, das man ganz besonders in der Not braucht, damit man sich vorher ersparen kann, was man in der Not brauchen wird, deshalb heißt es ja so!) und sämtliche andre Nummern, die braucht er doch auch, die gehen nicht alle ins Kurzzeitgedächtnis des Handyleins hinein, das sich selbst ja nicht versteht, weil andre immer so fest in es hineinbrüllen, bevor sie überhaupt die Bedienungsanleitung gelesen haben, und trotzdem erwarten sie, pünktlich bedient zu werden, das kennt sich selber nicht, dieses Telefon, wie soll es da Rufnummern erkennen können?, dafür brüllen eben alle andren, daß man sein eigenes Wort nicht versteht. Das ist schon sehr viel, was da zu holen war, ein winzigkleiner Computer, das ist mehr als in Ihrem Hirn ist!, das vielleicht nicht, aber mit Sicherheit mehr, als in Ihr Hirn hineingeht, und dort geht freiwillig gar nichts hinein, das können Sie mir glauben, ich spreche aus Erfahrung, und die Eingeborenen haben das sicher auch geahnt, daß sie mithilfe dieses Notebooks eventuell den ORF anrufen könnten, damit die Heimatfront ebenfalls belästigt werden kann, die derweil die Stellung hält und vor Spannung siedet, während auch das Wasser schäumt und kocht, höchste Zeit, daß jemand den Deckel aufhebt, und jeden andren Menschen kann man auch anrufen, aber zuerst kommt der ORF, der ist schließlich


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eine Anstalt öffentlichen Rechts, auch wenn die Zuschauer schon daraus ausbrechen, das Private dicht auf den Fersen, und das öffentliche Fernsehen interessiert immer weniger Menschen, ich sagte es schon, also wir rufen jetzt sofort den ORF an, bevor es zu spät ist und keiner mehr fernsehschauen möchte, nein, wir müssen das nicht tun, wir müssen gar nichts tun, der Klausi macht das schon, und der ORF, und dem sagen wir: Holt uns hier raus!, warum tun sies dann nicht, die Eingeborenen? Weil sie keine empfängnisbereiten Tage für den ORF reserviert haben?, die hätten eben rechtzeitig einen Satelliten reservieren sollen, einen Trabanten kann man immer brauchen, so, die Nummer nach Österreich ist jetzt eingespeist, und auch wir wollen endlich was Anständiges zu essen kriegen, nein, dort essen wir heute nicht, dort waren wir gestern, heute essen wir woanders,  jedoch teilen wir nicht, wir haben unsere Kreditkarte und alle andren Karten noch, die Brieftasche hatten wir ja sofort eingesteckt, nur leider keine Landkarten, das macht aber nichts, denn Gott hat dem Herrn Direktor ein GPS eingespeist, und jetzt speist er gut und teuer, so teuer, wie es in dieser prekären Situation halt möglich ist, wo die Restaurants geschlossen sind, weil sie für alles und für alle, die das zahlen können, offen sind, sie selber sind inzwischen aber von der Flut aufgerissen worden und jetzt Gerippe, Skelette, die Küche ist leider geschlossen, der Koch ist tot, seine Untergebenen sind auch tot, auch fast alle Servierkräfte, aber wir kriegen schon was, wir finden schon was, wir sind das gewohnt, etwas zu finden, wir finden, aber wir geben nichts, wir haben, aber wir geben nichts her, und die andren, die nichts mehr haben, müssen um jedes Brotbrösel, jeden Schluck Mineralwasser und jedes Papiertaschentuch, um die Kotze eines Kindes


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abzuwischen, bei ihm betteln gehen, denn er hat alles an sich gerissen und gibt es nur nach langem Flehen heraus, nur die Toten nicht, die haben nichts, die geben nichts, das gefällt ihm, daß sie alle zu ihm kommen, er ist das gewöhnt, das Organisieren, deswegen hat er ja auch sein Notebook organisieren können, das ihm eh gehört, ja, so ist es gut, so ist es fein, wir machen aus jeder Situation das Beste, und das Beste ist grade gut genug für uns (also wenn ich mir vorstelle, daß das eine Novelle hätte werden sollen! Ich kann es nicht. Ich kann es nicht, eine Novelle verbietet sich mir schon angesichts der Haarbüschel, die von den Häuptern der Toten wegstehen, egal wo), nein, nicht für uns, nur für ihn, nur für ihn, nur für ihn, alles seins, dem Klausi seins, dem Sein des Klausi angepaßt, nach Maß, denn von der Stange tragen wir nicht, nicht einmal uns selbst, das steht uns zu, aber da kam dieser Mächtige zuvor, da sei der Mächtige vor!, er kam dem zuvor, der Gemächtige kam uns Ohngemächtigen zuvor, das meine ich ernst, man hat es mir so geschildert, also ist es wahr, ich vertraue dem, der es mir geschildert hat, was bleibt mir andres übrig, ich kenne ja sonst niemand, es ist jedenfalls wahr genug, um hier weitergegeben zu werden, anstatt daß eine Novelle entstehen darf, ich habe der Wahrheit die Stelle meiner Novelle jetzt abgetreten, die ihrerseits nach mir tritt, weil ich sie arbeitslos gemacht habe, aber ich weiche aus, ich weiche immer aus, denn ich habe in der Literatur zeitgemäße Ansichten und Absichten, die sich mit dem Erzählen nicht abdecken lassen, der Abdecker hat eh keine Zeit, und ich habe ehrlich keine Ahnung, warum ich diese Zeit jetzt habe, man hat sie mir in den Schoß geworfen, ich habe nicht darum gebeten, ich habe des Weiteren keine Ahnung, warum er zu früh gekommen ist, na, wer jetzt?, das mußt du


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schon dazusagen, na, wer wohl?, meine alte Hauptperson nicht, aber die neue, die mir zugefallen ist, dieser Klausimann, der kam auf jeden Fall jemandem zuvor, wem auch immer, das weiß ich, und nun kann er also die Naturkatastrophe aus erster Hand schildern, die ich hier aufhalte, bitte um ein Erzählalmosen!, während die Leichenköpfchen, schmutzig, aber noch erkenntlich, erkennbar meine ich, denn erkenntlich zeigen können die sich nicht, sollen sie sich etwa bedanken, daß sie hier würdelos in Plastiktüten liegen wie das Gemüse im Supermarkt, die Spargel-Sprengköpfe mit dem faulen, faulenden Gehirn nach außen gekippt?, also ich würde mich schön bedanken!, während die Leichenköpfchen sanft in der Brise schaukeln wie Glockenblumen, nein, das können sie nicht, ich glaube, der Kopf ist der schwerste Teil am Menschen, ein Wunder, daß er aufrecht stehen und gehen kann, der Mensch, der Affe aber auch, wenn er sich Äpfel holen will, da nimmt er, soviel er tragen kann, sogar zwischen die Zehen, anders der Tote, der kann das natürlich nicht mehr, weil der Kopf waagrecht zu liegen gekommen ist, ein evolutionärer Nachteil, ohne Zweifel, aber er hat ja nichts mehr vor, der Tote, der jetzt den Kopf hängen läßt, welcher aus dem Nylonsackl, in das man ihn gebettet hat, bei der Öffnung herausragt, heraussteht, nein: heraushängt, absichtlich, um leichter identifiziert zu werden von österreichischen Gerichtsmedizinern, und der Mächtige hat uns, ja, auch mir folgsamer Beobachterin, die immer alles glaubt, was sie sieht, der hat dann das alles, um jede Viertelstunde etwas Neues zu bieten, geschildert, er hat geschildert, was eh jeder gesehen hat, es war ja gut beschildert, so mit Untertiteln, gelt, ausgeschildert für das österreichische Generalfernsehn, das auch diejenigen Gefühle kennenlernen möchte, die andre haben, der


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Klausi auch, wir sind nicht egoistisch, wir hören auch auf andere, wenn sie etwas Spannendes erleben, das ich hier nicht beschildern kann, und er kann sie sogar in Worte fassen, der Klausi kann das Unfaßbare fassen, er hat sein Inneres nach außen gestülpt, oh Gott, das dürfen wir jetzt auch noch sehen! Ist das toll! Und so außergewöhnlich. Es ist ja nur ein einziges Mal passiert, seit wir leben. Schrecklich war das, sagt er uns! Wir können es uns vorstellen, und er beschreibt es ja so gut! (im Gegensatz zu mir, er könnte meinen Beruf auch ausüben, wie jeden andren auch und wie jeder andre auch), und sie haben eine Fotografie von dem Mächty eingeblendet, oder kam sein Bild, sein liebes Antlitz aus seinem Fotohandy heraus, das er abgesandt hat, natürlich nicht das Fototelefony (Ehre, wem Ehre gebührt, das y hat Hermes Phettberg beigesteuert), nur das Bild, hat er sein Bild geworfen, hat er seinen Schatten geworfen?, egal, die Natur hätte es auch genauso gemacht, sie macht für sich Werbung, sie ist sogar ihre beste Werbung, obwohl Eigenwerbung ja stinkt, na schön, hier stinkt sie ja auch wirklich gewaltig, hier verwesen die Massen und verweisen nur noch auf sich, weil sie keine Verweise mehr nötig haben und gar keine mehr annehmen, Ihr Verweis wird zurückgewiesen!, Ihr Walten ist zu Ende, werter Verstorbener, aber das tut jeder andre doch auch: nur auf sich verweisen, dieses Bild wurde für Sie geworfen von einem Nokia soundso oder einem Motorola sowieso (Aktien sinken derzeit, oh weh), wie ein fremder Schatten, sogar vorausgeworfen, damit es im Nachhinein ankommt, denn das Bild kommt mit Lichtgeschwindigkeit (ich fürchte, hier stinkt etwas ganz gewaltig nach Physikunkenntnis, ich muß mich erkundigen), wie die Natur es ja auch gemacht hat, als sie diese Riesenflut sandte, der Mächtige, nein, nicht Gott, ich spreche immer von


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Klausi, wenn ich einen Mächtigen herbeirufe, ich fürchte alle und alles, und ich fürchte, ich kenne wenige Mächtigen wie ihn, und ihn auch nur aus dem Fernsehn, dort hat er aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht, wie es die Natur nicht gemacht hat, äh, die hat schon aus ihrem Herzen eine Mördergrube gemacht, das wollte ich sagen, die Toten waren zur Besichtigung freigegeben, die Toten dieser Flut, die gut die Sündflut hätte werden können, aber nicht mit uns, nicht mit mir, nicht mit meinen Sünden, sagte dieser bedachtsame, bedenkliche Mann, meine Sünden sind wie die Flut, sie sind hoch aufgebaut und unermeßlich, wie alles an mir, dies ist meine persönliche Sintflut, und ich allein beschreibe sie, ich habe dieses Monopol darauf, denn der ORF hat schließlich auch (fast) ein Monopol, und sie werden nicht mittels Flut gerächt werden können, meine Sünden, und die schließen auch jene gegen Frau und Sohn mit ein, sie sind maßlos wie ich und bereits verziehen, als ich aus diesem Chaos berichten durfte, rasend vor Sorge, ich, der Rasende, der ich mir jetzt Seafood bestellen möchte und keins kriege, weil die Restaurants, die mir angemessen wurden, alle zu Gerümpel verarbeitet worden sind und dermaßen stinken, daß einem das Essen gar nicht mehr schmecken würde, nein, hier essen wir nicht, sowas macht man nicht mit uns, mit uns nie, wir erkennen einen Tsunami, wenn wir einen sehen, wir suchen uns ein andres Restaurant, schon bevor er da ist, der Tsunami, die zunehmende Flut, also zunehmen wollen wir nicht, ja, wir kennen und erkennen alles, auch, und vor allem, erkennen wir sofort, wo man gut ißt, bevor wir es noch sehen, bevor wir es noch kosten, wir erkennen es daran, daß es sich vor uns zurückzieht, das Wasser, und daß man nicht so leicht reinkommt, ins Restaurant, denn es ist auf Wochen ausgebucht, was ich alles


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völlig begreiflich finde. Wer sich jetzt noch nicht von uns zurückgezogen hat, sollte das jetzt bitte tun, das ist unsere neue Version der Lichtgeschwindigkeit: Wir sind immer schon da, bevor wir noch ankommen, wir fremden Planeten, wir unverschämten fernen Universen, ja, der Mann kennt sich aus, der Klausi, und natürlich kennt er sich selbst am besten, und er mag sich, er mag sich, ich bin erleichtert, umsonst ist der nicht so unglaublich mächtig geworden, dieser Mann, der jetzt sein Elektronen- Notizbuch hat und darin liest wie Moses auf den zwei Steintafeln, aus denen er nicht und nicht schlau wird, aber der hat uns gar nichts zu sagen, der hat sich nämlich schlau gemacht, während wir noch dumm aus der Wäsche schauen, der hat aber nur dem österreichischen Rundfunk was zu sagen, aber damit uns allen, das haben wir nur noch nicht kapiert, wir sehen seine Absichten und sind gestimmt, wir sind auf ihn eingestimmt, so, es kann losgehen, wir sind alle da und schauen. Der benutzt den Ösi- Rundfunk, damit er uns allen gleichzeitig und zugleich etwas sagen kann, aha, interessant, mal ganz was Neues, und die im letzten Alpental erreicht er mit Überlichtgeschwindigkeit, die es gar nicht mehr gibt, die ist zu hoch für ihn, deshalb sagen wir ja: Das gibts ja nicht!, so jemanden gibt es nicht, kann es gar nicht geben, den sehen wir gar nicht, weil er sein Bild immer ein Stück zu weit geworfen hat, was von der Überlichtgeschwindigkeit herrührt, die es aber nicht gibt, bitte, das bestätige ich Ihnen hier gerne schriftlich, daß es ihn gar nicht gibt, weil er zu schnell unterwegs ist, das Licht gibt es aber schon, das Fernsehen, in dem wir ihn sehen können, ginge sich aber sonst ja gar nicht aus, es ginge sich nie aus, daß unser Bild überall zugleich ankommen kann, also der mighty Klausi, den es nicht geben kann,


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denn ich habe ihn erfunden, das werde ich jedem Gericht auf Anfrage bestätigen, und wäre es das Jüngste persönlich, das er lange vor uns erreicht haben wird, da er die Geschwindigkeit der Bilder übertroffen hat, davon war er ganz erschöpft, und er hat dann nur noch telefoniert, weil er die Physik nicht aufheben konnte, was echt deprimierend ist, der bückt sich grundsätzlich nie, damit die Elektronen über ihn hinwegfeuern können, sie sollen ihn ja treffen, er bückt sich nicht, außer um etwas aufzuheben, was ihm gehört, und aus, er hat das dem ORF geschildert, und ohne sein Notbuch hätte er das nicht gekonnt, ach was, hätte er schon, der kann einfach alles, der hätte Mittel und Wege gefunden, aber die Wege, die er gefunden hat, sind halt immer bequemer als unsere, die steinig sind, er ist Experte darin, den bequemsten Weg zu finden und ohne zu zögern auch zu gehen, das Handy brauchte er nicht zu finden, das hatte er schon, an den Leib gepreßt wie die Badehose nicht, welche vom Leib weg schlackerte, so schnell hat er an Gewicht verloren, so schrecklich war das alles, er wollte hier ja schließlich abnehmen, sein Ticket, die Papiere, seine Frau und sein Kind hat er alle gerettet, alles gerettet, danke. Ja, noch bevor weiteres Unheil sich an ihn heranmachen konnte, hat er schon selbst alles gemacht und veranlaßt, ohne selbst Anlaß gewesen zu sein, oder doch? War das alles seinetwegen? Eigens wegen ihm veranstaltet? Ist das alles für ihn veranstaltet worden, dieser Abenteuerurlaub? Denn der Natur beugen wir uns nicht, sie ist größer als wir alle, aber wir beugen uns auch dem Größten nicht, wir sind ein Dreck gegen die Natur, und für die Natur sind folgerichtig wir der Dreck (man sagt mir aber, daß er gar nicht geschaut hat, ob sie noch da waren, Frau und Kind, obwohl sie gleich hinter ihm waren, die sind ihm


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natürlich nachgeeilt wie die Tiere einer Herde, und recht hatten sie, sie wußten ja die ganze Zeit, auf welcher Seite ihr Herd gebuttert ist, damit ihr immerwährender, nie endender Kuchen nicht anbrennt wie die Haut der ohne Sonnenschutz Geretteten schon, leider, leider, das tut sehr weh, wenn man verbrannt wird, und wärs vom Sonnengott persönlich, da kann man sich noch soviel auf seine Bedeutung einbilden, ein Sonnenbrand tut trotzdem weh, wenns mürbe Fleisch in Fetzen hängt, denn heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt, äh, nein, bitte um Entschuldigung, die Reichweite des österreichischen Rundfunks ist zu unbegrenzt für mich, die überrennt meine Grenzen, die aber sehr eng sind, die Berichterstatter rasen mit ihren Berichten geradezu über ihre eigenen Grenzen, die sie vielleicht gar nicht gesehen haben, sonst hätten sie einen Ausweis bei sich gehabt, und hinter ihnen rennen wieder andre her, um wiederum andere Menschen ausweisen zu können, obwohl, das muß auch angeführt werden, gestern Abend wieder von furchtbaren Verbrechen in Redl-Zipf, dem harten Außenlager von Mauthausen, Sie wissen schon, nicht?, macht nichts, die Rede war, ich muß ja gar nichts mehr sagen, und das erste Programm kriegen Sie ja schon in Deutschland nicht mehr in Ihr Kabel hinein, es will einfach nicht, das tut mir jetzt wirklich wahnsinnig leid für mich, denn ich kann es nicht sehen, wenn ich in Deutschland bin, und ich bin doch drauf angewiesen, was ich im TV sehen kann! Und jetzt gehört ORF1 nicht einmal Deutschland! Ach!!), und dann war er draußen aus dem Menschengeschlecht und hat es nicht einmal gemerkt. Ich meine offenbar den Klausi, immer noch, aber nicht mehr lange. Nicht einmal mit ihm geht sich hier eine Novelle aus. Sehen Sie, ich verstehe jetzt besser, was ich hier nicht sagen kann, aber warum sollte ich das nicht mit


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dieser Frau, dieser Geigenlehrerin, die ich voreilig erfunden habe, auch machen? Die gefällt mir jetzt nicht mehr, aber ich hab sie am Hals. Der Klausi würde mir besser gefallen, aber den muß ich leider fallen lassen. Der muß leider draußen bleiben, und dasselbe würde er sich denken, sähe er mich einmal. Ich bin jetzt beim Versuch, mich von ihr, meiner Hauptfigur, zu befreien, was schriftlich recht gut möglich ist, heute erst bin ich schriftlich aus der Deutschen Akademie ausgetreten, weil diese reaktionäre Revolutionäre unterstützt und ich zu krank für sowas bin, heut bin ich auf den Geschmack gekommen, wenn auch nicht auf den von Seafood, und werde ab sofort in unregelmäßigen Abständen (regelmäßige schaffe ich nicht) aktuelle Anekdoten des Zeitgeschehens hier einfügen, ich behalte mir vor, eine aktuelle Episode, falls sie mir nicht mehr gefällt, gegen eine andre einzutauschen, ach du wunderbares Netz du! Du nimmst einfach alles auf, sogar mich, die niemand aufnehmen will und kann, nicht einmal in den Orden, nach dem die Malteserhunde benannt sind, igitt!, ja, das Netz nimmt mich auf, das Fernsehn nicht, daher entscheide ich mich für das Netz. Sie sehen, ich sollte nicht schreiben, das steht für Sie und mich seit langem fest, nur nicht fürs Netz, das mich liebevoll aufnimmt und wiegt wie in einer Hängematte. Dies hier ist eine Zitterpartie für eine Hängematte. Ich habe ja keinen Funken Gefühl, schon deswegen sollte ich es nicht, es gibt aber auch noch viele andre Gründe und Gefühle, vielleicht ist da was dabei für mich, und das Unerklärbare kann jeder mir zu erklären versuchen, ich werde es trotzdem nicht verstehen, aber der ORF wird das alles verstehen, hoffentlich!, diese Instanz, was für ein Glück, daß wir sie haben, denn sie scheidet die Schafe von den Böcken und die Schäfer von den Schafen, die sonst


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ununterbrochen miteinander ficken würden, ja, das macht diese öffentliche Instanz des gebührenpflichtigen staatlichen Fernsehens, die lieber uns fickt und fickt und fickt. Danke. Also ich möchte jetzt lieber wieder außer mich geraten, dort drinnen gefällt es mir doch nicht so gut, wie ich dachte, was der hochnotpeinliche Conferencier auch über mich selbst schon gesagt hat, er meint, wenn ich nur lange genug in mir selbst verharren würde, würde ich schreiend wieder herausgerannt kommen, da hatte er recht, den schau ich mir aber eher nicht an, ich schaue mir lieber andere an, keiner macht je die Fenster auf, weil er keine Katastrophe erleben möchte, und Naturkatastrophen gefallen auch mir nur, solange ich nicht in ihnen drinnen bin, sagt man so? Ich bin ja noch schlimmer als Klausi, denn ich will überhaupt keine Naturkatastrophen in meiner Nähe, während er sie nimmt und ausnimmt, wie sie kommen, er will, daß etwas kommt, das nur er versteht, aber alle wissen wollen, und ich, nirgendwo losgebunden, ungebunden, fahre daher, wie schon oft angemerkt, nirgendwohin, nein, ich fahre nicht auch nirgendwohin, ich fahre allein nirgendwohin, ich bleibe hier, kann mir nicht vorstellen, daß mich in meinem Einfamilienhaus eine Naturkatastrophe ereilen wird, jedenfalls nichts mit Wasser, denn das Haus steht an einem Hang, an der Spitze meines Hanges zum Nichts, an meinem Hang zur Reklusivität, die das Gegenteil von Exklusivität ist, obwohl ich mich selber endgültig ausgeschlossen habe, ausgeschlossen, daß Sie sowas für sich selber wählen würden, und von hier, von meinem Hügel aus, rinnt das Wasser immer bergab, immer bergab, direkt zum Nachbarn, dem Nachbarn ins Haus, der immer soviel Lärm mit seinem elektronischen Flipper macht, und jetzt kriegt er ein paar Glas Wasser dazu, fein, das gönne ich ihm, das ist überhaupt des Wassers beste


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Eigenschaft, glaube ich, und so kriegt der untere Nachbar das Meiste ab, genauso will ich es haben, und als ich einmal das Wasser für meinen kleinteiligen Teich abzudrehen vergessen habe, hat er schon einen Vorgeschmack bekommen, recht geschieht ihm! Außer mir geraten Milliarden Menschen mehr außer sich als ich, recht geschieht auch ihnen. Ich bleibe daheim, damit sie mich dabei nicht niedertrampeln. Sie selbst sind schon schlimm genug, aber wer weiß, wie entsetzlich sie erst sein werden, wenn sie außer sich geraten sind, wie Wasser, das heuer nach England gereist ist, im Sommer, und alles überschwemmt hat, sie sind schon schlimm genug, wenn sie sie selbst sind, aber wehe, wenn sie losgelassen werden! Auch das sagt man gewiß so nicht, aber ich kann es leider nicht besser, was Sie inzwischen bereits gemerkt haben. Ich möchte mich aussetzen und die anderen sprechen lassen, aber das tun sie sowieso, ohne mich vorher zu fragen, wie soll ich mir Gehör verschaffen, ich bin in keiner Katastrophe drinnen, sondern bleibe lieber draußen, und keiner will hören, was ich zu sagen habe, sogar das Christentum wird immer kulturfähiger und hat eine eigene Sendung, noch nicht auf Latein, die es sich mit anderen Religionen, welche andre Sprachen sprechen und auch alle Stückeln spielen, gerne teilt, es wird dadurch ja nicht weniger. Wer teilt, hat mehr, das ist direkt beglückend, sagt diese Kirche. Aber die Geschichte des Mächtigen, der nicht teilt, sondern sich immer nur mitteilen will, ist nicht erfunden, Ehrenwort, zumindest habe ich sie nicht erfunden, daher ist sie gut und spannend. Sie ist besser als alles, was ich erfinden könnte. Alles ist besser als das. Ja, schon gut. Der Papst kommt. Wenn man immer im Tran ist, im Öl, dann vergeht die Zeit wie nichts, bis er da ist, der Papst, das wollte ich außerdem noch sagen, obwohl es überflüssig ist,


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zähflüssig wie dieses blöde Öl, und man hat nicht gelebt, aber was man erlebt hat, das hat man auch genossen, daran kann man sich immer erinnern (aber besser wärs schon, direkt zu genießen, ohne Umweg über sich selbst, das gilt auch dann, wenn man Mariazell persönlich ist), wenn man zufällig mal am Roulator hängt, dem einzigen Reisekameraden, an dem man noch hängen kann, und zwar dauerhaft, was wir derzeit aber noch nicht verstehen, und auch das Aussehen wird dann von Tag zu Tag, da man von Essen zu Essen, von Vorabendserie zu Abendserie lebt, immer einladender (warum kommt dann keiner?), sodaß noch viel mehr Leute ins Wirtshaus gehen, ja, die Frau, die ihre Kinder umgebracht hat, die auch (nicht dieselbe, die mit dem Sohn brav hinter ihrem Mann den Berg hinan eilte, um persönlich für ihr Leben zu kämpfen, keinen wundert das übrigens mehr als mich, aber wer hätte denn kämpfen sollen? Der Mann tat es nicht), sie war eine freiwillige und fröhliche und regelmäßige Wirtshausgeherin, die Kindermörderin, aber keine Wiedergängerin und keine Wiederkehrerin, jeden Tag immer wieder kehren, das ist Schicksal, kein Zweifel, sie hat sich zum Töten ihrer Babys berechtigt gefühlt, und der Mann hat sie darin mit kräftigen Argumenten bestärkt, er wollte nicht noch mehr Kinder in diese schreckliche Welt setzen, nein danke, er hatte doch schon glaublich unglaubliche drei Stück voll Lebenslust, und jetzt will er unschuldig gewesen sein an den restlichen, die aber trotzdem auch noch da waren, die gefunden wurden, wenn auch zu spät für Goethes oder eines andren Gottes kleine Lieblinge, er weiß davon nichts, aber sie wären das sicher gewesen, auch wenn Goethe eher auf Kindsmörderinnen stand als ich, der zur Kinderlosigkeit mahnende Mann (danke, ich hab schon! Eins mehr krieg ich nun wirklich nicht mehr runter! Mir reichts) will


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also von all den Schwangerschaften nichts bemerkt haben, weil ihm der Alkohol die Zeit so sehr verkürzt hat, daß mehrmals neun Monate für ihn auf eine Minute zusammengeschnurrt sind, so gemütlich ist dieses Gift, das in einem festsitzt, sich gemütlich da hinhockt und keine Lust hat aufzustehen und lacht und lacht und lacht. Ja, die Männer sind gesellig, vor allem, wenn sie voll sind, dann sind sie voll gesellig und geständig, obwohl keiner wissen will, was da zusammengekommen ist an Natur, die sie ganz alleine geschaffen haben, damit sie nicht ganz allein sind, doch es gibt schließlich schon genug Menschen, und Unberufene kommen her, zu Tausenden, sie sind noch nicht bereit zum Abtransport an ihren Herkunftsort, sie wollen bleiben, das geht aber nicht, sie werden zurückgeschickt, aber ausgerechnet dieser Mann darf bleiben, er hat uns eine Menge zu gestehen, je mehr, desto besser, geradezu super, dann kommt er ins Gefängnis, weil er ein paar Stück Menschen gezeugt und es nachher nicht zugegeben hat, er wußte von nichts. Wie soll er sich an etwas erinnern, das Monate her ist, Jahre? Egal, dafür schicken sie uns andre Leute, sogar mit Booten, in Zügen, auf Schienen, über Zäune, durch Flüsse, überall kommen die her, da muß man nicht eigens neue zeugen, aber diese freundlichen Gesellen, auf die der Ausdruck wandelnder Leichnam nur in den seltensten Fällen angewendet werden kann, die sind Lebendige, die lang gewandert sind und jetzt im Spital liegen, sie können nämlich nicht mehr gehen, denn wenn wirklich nichts mehr geht, dann gehen halt auch sie nicht mehr. Wir wollen aber, daß sie gehen und überkleben sie anläßlich ihrer Heimkehr im Flugzeug wie eine Plakatwand, bis sie nicht mehr atmen können. Wir bevorzugen die Männer, diese Uhren an der Wand der Frau, die, selber völlig taktlos, den Takt


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angeben, in dem gelebt werden soll. Hauptsache man ist nicht allein. Aber dann gehts ins  Gefängnis, weil man von den neuen Menschen keine Kenntnis hatte, die waren auch wirklich sehr klein. Du bist nicht allein, wenn du träumst heute abend, da sind auch noch fünf Kinder in Blumenkästen vergraben, oder waren es noch mehr?, naja, träumen allein wird nicht genügen, eine ordentliche Watschn gehört auch noch dazu, damit die Frau es sich fürs nächste Mal, das sie heute bereits herbeisehnt (immer, wenn was vorbei ist, sehnt sie sich schon nach dem nächsten Mal Hausentbindung, bei der sie ein Kind schenken und einem gleich wieder wegnehmen kann, bevor der Vater es noch sieht), merkt, daß sie dann nicht allein gewesen sein wird. Die Kinder sind bei uns, sie ruhen sanft in Töpfen und Trögen und Truhen. Ist es nicht besser, wenn diese von vielen Zeitschriften anerkannte Persönlichkeit z. B. diese Sekretärin, die auf der Wiener Höhenstraße in die Luft gesprengt worden ist, vorerst noch alleine bleibt, bevor wir alles über sie lesen dürfen, aber wirklich alles? Eine Viertelstunde nach ihrem Tod schon überläßt sie sich uns ganz. Lassen wir ihr doch Zeit! Zuerst muß sie ihr Testament machen, in dem nicht wir die Begünstigten sind, sondern ihr Chef. Wäre sie allein nicht besser dran, ohne diesen gefährlichen Job, ohne diesen gemeinen Arbeitgeber, der ihr höchstens einmal im Jahr angenehme Empfindungen beschert? Nein. Sie glaubt nein. Nein. Da kann man nichts machen. Das ist wiederum die Kehrseite der Einsamkeit von Frauen, der Alkohol ist dann ihre eigene Version überschäumenden Lebens, auch wenn man ihn, selbst wenn nur selten Besuch kommt und man fast immer mit sich selbst alleine ist, rasch vor jemandem verstecken muß, der gar nicht da ist. Horch: die Türklingel! Jetzt ist er da. Hier: das Telefon! Sind da Prügel und


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Fußtritte vom Partner nicht besser? Vielleicht. Die wirken nur außen, Alkohol wirkt jedoch von innen, damit er Ankommende von außen durch aufdringliches Benehmen und Einvernehmen mit keinem (Streitlust!) nicht gleich enttäuschen muß. Man sieht Alkohol nur indirekt, man liest ihn an den Menschen ab, man sieht es ihnen an, dem Glas in ihren Augen, daß sie voll sind, während er innen in den Menschen fröhlich oder dumpf umherhüpft, schnaderhüpfelt, vor allem erkennt man ihn an der Stimmung der Menschen, die aus ihrem Charakter plötzlich herauszuplatzen scheinen, so kennen wir sie ja gar nicht, ach was!, so haben wir sie oft erlebt!, dieses Land strotzt vor Gesundheit und Alkoholismus, der in all den Lokalitäten so gern gesehen wird, lieber als viele Menschen, darunter auch ich (mich sehen sie hier weniger gern, obwohl ich so nüchtern bin wie kein Dichter je zuvor, und das ist gut so, kann sein, es mißfällt ihnen mein Name, an den ich mich jedoch gewöhnt habe), weil im Öl die Leute einander überhaupt lieber sehn als ohne Öl, da brennen sie in der Pfanne allzu leicht an, ja natürlich, die Menschen müssen ordentlich brennen, bis viele Jahre verflossen und sie selbst vollkommen flüssig geworden sind, aber sie haben nichts mehr, wofür sie brennen könnten, der Führer ist leider verstorben, auf die Unterführer ist jetzt ein Kopfgeld ausgesetzt, da keiner mehr unter 90 ist, so lang haben wir doch bitte warten können!, dafür gibts 50.000 Eier pro Person, und so lang war das ja auch wieder nicht, gestorben unter inzwischen geklärten Umständen, die nichts übrigließen, die keine Frage übrigließen, nur Knochen und Knochenpulver, in einem Moskauer Archiv, wie komm ich da jetzt drauf?, vielleicht weil die Unterläufel, die sogar den Tod noch unterlaufen konnten, und für die man jetzt sogar Geld bekommen kann, noch am Leben


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sind und so ein schönes Leben dazu bekamen und ein abgerundetes Bild von Lebensfreude und Schaffenskraft und Medizinalethos geboten haben, solange es noch ging?, nicht einmal die Medizin vom Herrn Aribert Heim kann noch praktiziert werden, und er selbst ist zu alt, um noch zu praktizieren, wahrscheinlich muß er sie jetzt selber nehmen, seine Medizin, mit etwas Wasser, sie ist zwar bitter, aber bitte, gut gelebt – das genügt. Sie schaukeln auf einmal absichtlich, unsere lieben Trinkerinnen und Trinker, um andre ins lebendige, vor Vitaminbrause nur so sprudelnde Wasser zu kippen, obwohl sie selbst nicht schwimmen können, wie komm ich jetzt da drauf?, keine Ahnung, in Booten schaukeln sie und bringen sich selbst in Gefahr, die anderen aber nicht, weil die sehr wohl schwimmen können, oder sie prügeln ihre Partner wieder einmal windelweich durch (besser als daß man Windeln für den Nachwuchs oder gar für Oma und Opa kaufen muß!), nachdem sie von ihnen papiertaschentuchweich durchgeprügelt worden sind, so passen die beiden ausgezeichnet zusammen, jetzt hab ich vergessen, wer. Und wir passen mit Herrn Heim und Herrn Brunner auch ausgezeichnet zusammen, sonst hätten wir uns ihrer doch längst entledigt, die passen uns wie ein Paar Handschuhe, und jetzt können wir sogar etwas Geld, nicht viel, aber immerhin, fürs Begräbnis einer mittleren Großfamilie wird es schon reichen, für sie bekommen, falls wir sie finden, für jeden ganze 50.000 Euroteuros, ich meine teure Euros!, da geht sich sogar ein Leichenschmaus für die ganze Stadt aus, ach, könnte ich doch wenigstens einen von ihnen entdecken! Ich würde die halbe Stadt einladen und selber gar nicht mehr sterben wollen! Unwahrscheinlich das alles, da ich doch kaum mein Heim verlasse, wie soll ich da den Herrn Aribert Heim finden? Ich habe mein Heim ja schon, ich sollte nicht unbescheiden


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sein. Ich meine, ich weiß jetzt nicht mehr, wer zu wem paßt, der Herr Heim sicher nicht zu mir, mein Eigenheim aber schon, die Kinder sind alle in den Kübeln, Kellerverschlägen und Truhen untergebracht, irgendwo müssen wir sie ja hintun, ja, auch den Herrn Heim, der braucht aber ein größeres Behältnis, irgendwo müssen wir sie zwischenlagern, die Babys, nicht wahr, aber es geht von ihnen keine Gefahr aus, sie sind nicht mehr aktiv und schon gar nicht radioaktiv, nur der gewesene Lebensgefährte kann jetzt, wie seine Gefährtin, im Knast verwesen, weil wir den Schlüssel zu solchen Leuten immer prinzipiell wegwerfen, aber erst, nachdem wir sie aufgesperrt haben. Nur den Herrn Heim und den Herrn Brunner, die wollen wir lieber finden, weil wir Geld für sie kriegen könnten. Das wird doch wohl möglich sein, Neunzigjährige können doch eh nicht mehr so schnell davonrennen! Die muß man doch stoppen können, wenn auch Jahrzehnte zu spät! Das muß man verhindern, daß Menschen sowas tun, was auch immer, ich habe vorhin nicht genau aufgepaßt, was, weil ich schon so sierig war, mir dieses Geld zu verdienen, diese Kopfprämie für diese eindrucksvollen Köpfe der Vergangenheit, die so lange logen, bis man ihnen geglaubt hat. Solche Charakterköpfe findet man heute nicht mehr. Man findet die gut ausgewählten Charakterköpfe der Zigeuner noch in Filmen von Leni, der Allergrößten, die nie kleingekriegt worden ist, aber die dazugehörigen Köpfe findet man nimmermehr. Jetzt sind sie fast tot, diese Herren, aber ihr Geld wert. Wären sie Menschen, sie wären nichts wert. Und wenn man sie wegsperrt, können sie es gar nicht mehr tun, was auch immer, sie wollen auch gar nicht mehr. Einmal muß Schluß sein. Die ganze Morderei ist einem so alten Menschen nicht mehr zuzumuten, der selber bald sterben gehen muß. Sie wollen gar nichts mehr tun, sie sind zu alt und zu


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müde, etwas zu tun. Sie müssen sich jetzt aufs Sterben konzentrieren. Morden sollen jetzt andere. Endlich. Man muß das verhindern, was auch immer, bevor es eine Enttäuschung gibt, weil die Partner sich auch mal trennen müssen, über ihren Kinderwunsch nachdenken und sich dann doch, wie immer, erst im Wirtshaus wieder treffen. Wann hätten die denn ihre Kinder erzeugen sollen? Wann die Herren Heim und Brunner die Menschen umgebracht haben, Hunderttausende, das weiß man, aber ihnen jetzt noch einen Strick draus drehen? Nein. Eh nicht. Wir finden sie ja auch gar nicht. Macht nichts. Wir können ja immer wieder neue Menschen machen und wieder wegmachen, wir können sie fassen und vergraben wie die Geschichte unseres Landes. So bewußtlos wie wir sie gekriegt haben vermutlich, diese Landeskinder, diese ländlichen Kinder, am Land gibts ja viele Versteckerln für Kinderleichen, in der Stadt aber auch, da sind die Keller tief, wir wissen längst nicht mehr, wieso und wo und sowieso wir diese Kinder oder die Herren Heim und Brunner jetzt noch suchen. Wäre es der Mühe wert gewesen, sie zu finden, wir hätten sie längst. So, jetzt haben wir sie wieder nicht eingesperrt, aber es macht nichts, wir haben genügend andre Menschen, die wir einsperren können, und so werden ihre bösen Taten für alle Zeiten verhindert, bis in Innsbruck einmal eine Kellerabteiltür aufgeht und die nächsten drei Kleinen in gespenstischer Glorie erscheinen, fast ganz verwest, fein, da haben wir wieder was Neues zu schreiben! Die Herren Heim und Brunner sind alt, wenn sie überhaupt noch leben, wen interessieren die, sie sind doch nichts Besonderes, wir leben ja schließlich auch noch? Wir haben dafür, was diese Kinderleichen betrifft, eine genaue Zahl, einen genauen Ort, und inzwischen kennen wir die lieben Eltern auch, was alles


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auch auf die Herren Heim und Brunner et al. zutrifft, die haben viel mehr Kadaver beiseitegeschafft, damit man sie später nicht mehr findet, und dafür gibt es jetzt ein wenig Geld für sie, falls man sie findet, wenig, aber von Herzen, also für ihre Ergreifung meine ich, denn die Menschen als solche wären ja viel mehr wert. Moment. Wir wollten doch eigentlich und ursprünglich und, während sich zaghaft die Seinsfrage entfaltet und uns in der Nacht fledermausartig über das Gesicht flattert, solang, bis wir die Wahrheit wieder nicht gefunden haben werden, heimlich all dies Altglas entsorgen, bevor wir an eine neue Aufgabe gehen, welche wir offenkundig jetzt vorgezogen haben, da ich keine Handlung vorwärtsbringen kann, schon mein reizender Oscar W.  klagte ergreifend über diese Unfähigkeit, er aber konnte wenigstens Dialoge schreiben! Bei mir wird auch geredet, aber nicht wirklich, und gegen meine Schreibarmut weiß ich mir nicht zu helfen. Zu dumm, nach seitenlangem Gewäsch, das aber nie ein wirklicher, kraftvoller Dialog ist und niemanden wirklich reinwäscht, nicht einmal das kann es, merke ich erst, daß ich vom rechten Erzählpfad vollkommen abgekommen bin, den ich im Grunde nie betreten habe. Es hat mir keiner Brotbröckerl hingestreut, damit ich ihn finde. Ich bin eine Gretel ohne einen Hänsel, daher kann man mich jederzeit hänseln, und davon wird auch fleißig Gebrauch gemacht. Ich wollte doch auf den Balkon treten und auf eine kleine Gruppe Menschen hinunterschauen, Hauptsache hinunter, auf wen, das ist dann egal. Erzählen in Wildheit, wie schön wäre das! Man könnte sich selber wild fühlen! Zumindest sollte das für eine Geigenlehrerin in einer einstigen Eisenstadt gelten (für mich möchte ich es auch gelten lassen, aber da wäre ich nur eine, die es gelten ließe, was soll ich denn machen?), für eine kurze


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Zeitspanne, für die wir einen Zeitrabatt bekommen, weil wir gleich zahlen wollen und nicht erst in drei Wochen. Ich zahle gleich und in bar, ich habe sogar mich selbst an Mama jahrzehntelang als Miete bezahlt, wieso krieg ich dann meine Geschichte nicht hin? Wieso ist sie hin, bevor sie begann? Und wo ist sie überhaupt hin? Ich brüte über mir selbst, doch es kommt nichts heraus. Wo unsere Geschichte hin ist, das wird uns jeden Tag gesagt, ohne daß wir dadurch schlauer wären, wir können für diese großen Neuerer Heim und Brunner, also damals waren sie neu, heute sind sie es klarerweise nicht mehr, und klar wird auch nie werden, wo sie sind, wir könnten kassieren, aber wir wissen nicht, wo die hin sind. Schade. Ich komme nicht zu ihr, zu meiner Geschichte, nein, zur Geschichte selbst auch nicht, aber sie kommt ja auch nicht zu mir. Oder? War sie das eben? Nein, es war nur ihr kläglicher Verlauf, wie toll wird es erst sein, wenn sie sich einmal nicht verläuft!, doch ich sehe derzeit nicht einmal, wer es ist, der sich da überhaupt verlaufen hat. Damit ich ihm beim nächsten Mal den rechten Weg weisen kann. Recht geschieht ihr, der Geschichte, und mir auch. Wenn sie nicht kommt, kann ich sie auch nicht schreiben. Na, dann machen wir das doch, was auch immer, stellen wir die Seinsfrage und gehen wir, um das Sein und das, was es von uns übriggelassen hat, endlich von uns zu trennen, zu diesen Millionen, nein, zu den Mülltonnen hinüber, die ich vor Stunden angerissen und dermaßen aufgerissen stehengelassen habe! Es soll alles seine Ordnung haben in dem kleinen Leben dieser Lehrerin, für die es keine Prämie gibt, wir haben sie daher vergessen, nein, nicht wir, ich, leider, ja, die ist auch wieder da! Grüß Gott, wo waren Sie denn die ganze Zeit?, wir wollten Ihr Leben haben, aber die Herren Heim und Brunner haben uns


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abgelenkt, für die gibt es nämlich eine Prämie, für Sie, Frau Lehrerin, Frau Dichterin als Lehrerin, maßen Sie sich bloß nichts an, maßen Sie sich bloß mit Ihrer Figur keinen Bikini an!, Sie sehen ja, wohin das führt, es führt keinen Pfad entlang und auch nicht direkt ins Dickicht, Sie weigern sich, einen Führer zu brauchen? Da haben Sie es! Sie müssen Menschenleben aus größter Höhe betrachten, kommen aber nicht rauf auf die Höhe, für diese Lehrerin, die Sie da erfunden haben, erfunden, denn so jemanden kann es nicht geben, kriegen wir gar nichts, und für Ihr kleines mickriges Leben noch weniger, da haben Sie sich ein Lehrerinnenleben unter den Nagel gerissen, und dann ist der Nagel selber eingerissen, und jetzt können Sie nichts mehr gefahrlos angreifen, das ist auch besser so, denn Sie sehen ja, was Ihre dauernden Angriffe auf dieses liebe Land Ihnen eingetragen haben! Die Liebe seiner Bewohner gewiß nicht! Ich kann verstehen, daß Sie mit lockeren Fingerübungen, mit den Bewegungen Ihrer Greifer, die sie selbst an diversen Instrumenten geübt haben, ein andres Leben erfunden haben, das jetzt wie ein Zicklein im Gehege fröhlich herumspringen möchte, aber immer wieder angesäuselt, con sordino, hinfällt, mitten hinein in einen See der erzwungenen Artigkeiten und Aufmerksamkeiten der Schüler, die zum Schulschluß Blumensträuße überreichen (der Anblick ist uns peinlich, wieso müssen wir jetzt wieder zu der alten Ziege zurück? Wo wir doch vorhin gerade den Klausi erfunden haben, der uns doch so viel mehr interessieren würde? Weil ich es so will. Meine Erzählung schleudert mich herum wie der Schwanz eines Tieres, das mit dem restlichen Tierkörper peitscht, den es endlich verwerten möchte. Na, und die alten Männer Chaim und Abel, äh, nein, Heim und Brunner, welche viel erlebt haben, was sie uns erzählen könnten, wenn sie wollten,


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aber sie wollen ja nicht gefunden werden?, was ist mit denen? Wollen Sie die jetzt etwa auch fallen lassen? Das wäre voreilig. Sie könnten jeden Tag in der Zeitung stehn, im Fernsehn zu uns sprechen, aber sie wollen nicht, da kann man nichts machen, sie könnten in ihrem Alter noch einmal berühmt werden, aber sie wollen nicht, da kann man nichts machen, sie könnten berühmter sein als die Familie des berühmten Baumeisters und seiner Gattin, die beiden, die sind aber bereits erfunden, von sich selbst, nur zwei sind es ab sofort nicht mehr, sie sind jetzt geschieden, nicht wie der dreibeinige Gott, der tapfer bei sich bleibt, entstanden aus sich selbst heraus, was bleibt ihm da andres übrig?, nein, die gibt es wirklich, diese berühmten Leute, die nur leider kaum einer kennt, I am from Austria und die sinds auch, nein, aufgefunden worden sind sie heute noch nicht, weil sie sowieso immer da sind, nein, weil sie sich jetzt getrennt haben und man daher zwei anstatt einem Menschen suchen müßte, oh nein, derzeit sind sie fast schon wieder weg, jeder in eine andre Richtung, jetzt habe ich sie schon zwei Tage nicht mehr gesehen, die beiden zumindest in Österreich sehr bekannten Menschen, in Deutschland verstehen Sie allerdings nur Bahnhof, in der Schweiz auch, wo viel mehr Züge fahren als bei uns, aber auch in diesem Zustand der Abwesenheit sind sie noch was wert, die beiden Bekannten, die aber z. B. ich schon mal nicht kenne. Sie sind einer Erwähnung hier für wert befunden worden, auch wenn sie überhaupt nicht da sind. Nicht zu Hause. Schon halb vermodert, aber immer noch eine saftige Meldung wert, heute, morgen, übermorgen. Heim und Brunner: Sie – das ist der umgekehrte Fall –  kommen aus ihrer Wildnis nicht hervor, obwohl sie späten Ruhm ernten könnten, wer wollte sie heute noch einsperren, in diesem


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Alter? Niemand. Und dann haben wir noch zwei hereingekriegt, das heißt, sie sind schon länger da, auch in Österreich, was ist mit denen, dem Ustascha-Polizeichef Asner (Fachmann für Deportationen, Plünderungen, Vertreibungen sowie zahlreicher anderer weiterführender, weiterbildender höherer Verbrechen) und der Natascha (bald Schülerin einer weiterführenden höheren Schule, nein, die nicht, die verehre ich doch so, die darf ich nicht mit diesen Verbrechern hier zusammenbringen, aber ich bringe ja leider nie etwas Sinnvolles zusammen, ich spreche immer dem Falschen einen Sinn zu, das keinen hat), nein, eine ganz andere meine ich, diese KZ-Wärterin in Majdanek meine ich,  die Frau Wallisch, die aber schon vor dreißig Jahren heiliggesprochen wurde und seitdem frei herumläuft, weil sie dort in Lublin nichts gesehen, nichts gehört und nichts gemacht hat, arbeiten mußten schließlich die von ihr Beaufsichtigten in Gärtnerei und Schneiderei, so, arbeiten muß schließlich fast jeder, und fast jeder braucht auch Aufsicht, das ist klar, sonst täte er gar nichts, so, jetzt sind wir aber schon vor Gericht, nur die Frau Wallisch ist es nicht, die ist derweil sogar beim Höchstrichter im Himmel oder bei den Teuferln in der Hölle, plötzlich und unerwartet verstorben, die Frau, darauf haben wir mehr als 80 Jahre lang gewartet; es ist ein anderes Gericht, das wir hier eigens für Sie auf meiner Festplatte noch warmhalten, aber nicht mehr lange, ich weiß auch nicht, wieso, denn Sie wollen schließlich nicht immer das gleiche essen, Sie wollen, daß ich endlich schließe, ich aber serviere Ihnen immer dasselbe, immer dieselbe alte Leier, die ich zur sogenannten Aktion Erntedankfest schlage und dafür Undank ernte, die Leier schlage ich, was andres hab ich nicht. Wo soviele geschlagen werden, fällt das gar nicht auf, daß wir uns richtig


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verstehen, und derweil ist die Aktion Erntedankfest in Lublin, wo sie an einem einzigen Tag 17.000 Personen erschossen haben, nein, Personen waren es nicht, auch keine Menschen, also 17.000 was weiß ich, das halt, was unter den Menschen liegt, der Untermensch, ich kann sie ja nicht dauernd hochheben, die Menschen, um nachzuschauen, was drunter ist, es braucht ja jeder Mensch mindestens einen Untermenschen als Untersetzer, und diese Untermenschen, was war mit denen?, erschossen sind sie worden, jetzt ist es zum Glück schon später, und man darf ungehindert darüber reden, man soll sogar, und ich war nicht dabei, die Frau Wallisch auch nicht, rede aber dennoch davon, was rede ich da nur?, während die Prozeßbesucher die Zeugen verlachen, daß es keine Art hat, das ist nicht Menschenart, Juden zu verlachen und zu verspotten, die gar nichts gemacht haben und in diesem Gerichtsfalle, in dieser Gerichtsfalle nur Zeugen sind, nein, nicht Zeugen Jehovas, der braucht keine, die Verspottung und Verachtung von Zeugen: Diese Stufe kann man überspringen und gleich zur nächsten übergehen, Schlimmeres mit ihnen machen, den Zeugen, den Augen- und Ohren- und Ohnmachtszeugen, den Ehrabschneider-Zeugen ehrenhafter Menschenversuche, wozu sich lange mit Spott und Hohn aufhalten, nachdem wir doch bereits Taten gesetzt haben, das wäre ein Rückschritt, das Spotten und das Höhnen, selbst Jesus ist danach wenigstens noch gekreuzigt worden, und was wir dem Geringsten seiner Brüder angetan haben, das können wir auch ihm antun, äh, umgekehrt, was wir ihm angetan haben, das können wir auch dem Geringsten seiner Brüder antun, der hatte doch Brüder oder etwa nicht?, und warum zurückschreiten, bloß weil wir damals nicht alle erwischt haben? Was für Christus gut war, muß für andre noch lange nicht gut genug sein, kommt mir vor, für die anderen,


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welche das Antlitz der gedemütigten Zeugen vor dem Gericht verspotten, nicht dem Jüngsten, es ist eher ein altes, mehr als 60 Jahre her. Freispruch folgt. Vielleicht hat sie ja Gott gesehen, die Frau Wallisch?, nein, das glaube ich nicht. Aber jetzt, da sie tot ist, vielleicht schon. Die Zeugen bei diesen Prozessen wurden damals schon verlacht, verspottet und verhöhnt, auch beschimpft, man kann das nicht oft genug erwähnen. Was würde man heute mit ihnen machen? Gar nichts, denn sie leben von selber nicht mehr, der Herr Asner, der lebt geistig nicht mehr, die Frau Wallisch, die lebt geistig und körperlich zwar noch, sie steht sogar im Telefonbuch, aber warum sie suchen, wo sie doch eh im Telefonbuch steht? Und jetzt ist es eh zu spät. Sie ist verstorben. Das Buch wird endlich rechtmäßig geschlossen. Ein so ein Verfahren braucht man nicht eigens niederzuschlagen, denn das ist bereits ziemlich niedergeschlagen gewesen, bevor man es überhaupt noch schlagen konnte, ferner der Herr Brunner (tot?), der Herr Heim (??) und Konsorten, mit ihnen verwandte Sorten, auch alte Züchtungen, ja, meinetwegen auch Rückzüchtungen alter Sorgen, die unsere Märkte bisher schmählich vernachlässigt haben, die wären für uns doch längst nicht mehr greifbar, hätten wir nicht dieses Rückzüchtungsverfahren dieser alten und bewehrten Sorten betrieben, und so haben wir heute wieder mehrere prächtige Exemplare dieser Gattung. Es gibt aber auch die andere Seite, die an Gewalttätigkeiten nicht beteiligt war und so etwas auch nicht gesehen hat. Ein Wunder. Gut, daß das ein Wunder ist, wir bräuchten eh eins. Wir brauchen dringend noch ein Wunder für Mutter Theresa, damit sie endlich heiliggesprochen werden kann, es ist ein Versäumnis der Vergangenheit, daß sie noch keines gewirkt hat, oder hat sie etwa schon?, ach, und was brauchen wir noch? Ich


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brauch das kleine Wunder der Rückfärbung – vielleicht sogar Rückzüchtung? – meiner mittlerweile teils ergrauten Haare. Die Wildnis, in der ich mich manchmal aufhalte, wenn ich in den Urwald gehe, strotzt ja nur so von langen, gepflegten, lange gepflegten und weichgespülten Kopfkleidern, dem schönsten Kopfschmuck der natürlichen Frau, ja, natürlich, Haare, die mit Farbe aufgefrischt wurden, damit sie wieder ganz natürlich aussehen, ein paar Tonnen davon haben sie auch in einem Straflager der I.G. Farben aufgehoben, falls jemand noch Anspruch auf sie erhebt, ja, Brillen (leider nicht mehr modischen Ansprüchen genügend, Gebisse, etc.), es ist ein Jammer, Ansprüche werden immer erhoben, Gewinne auch, Verluste erniedrigt, die Arbeit ist gar nichts mehr wert, aber echtes Geld gibt es nur für die natürlichen Personen Brunner und Heim, und Frau Klausi hat übrigens auch genau so ein Haar, nur weil sie blond ist, erinnere ich mich wieder an sie, ich hab sowas leider nicht, so ein schönes, blondes, glänzendes, in ewiger Scheinhelligkeit präpariertes Haar (als strahlte es aus einem Tabernakel, ohne je als Jesus gegessen zu sein), dafür könnte sie auch Geld kriegen, wenn sie es hergäbe, wie sie das nur macht, so ein Haar zu haben, die Frau des Klausners, nein, des Gegenteils eines Klausners?, fesch, die Frau vom Klausi, die schaut wirklich gut aus, sie ist ja auch nicht mehr die Jüngste, trotzdem, ich beneide sie, ich beneide sie zumindest um ihr Haar, aber sicher hat sie noch mehr, um das ich sie beneiden könnte, um fast alles würde ich sie beneiden, wüßte ich, was es ist, das sie nicht hat (damit ich mich darüber ausnahmsweise einmal freuen könnte), ihr Mann ist es jedenfalls nicht, um den ich sie beneide, und die dort auch, diese Frau dort, die Lehrerin, die ich ganz sicher nicht beneide, obwohl ich ihr Schicksal gut hätte


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teilen können, sie hat aber nichts davon hergeben wollen, die wollte nicht teilen, diese Lehrerin, auf deren Kopf aber nichts sitzt, ausgesetzt ist nur sie selber, da sitzt nichts richtig, keine Prämie, kein Hut, keine Pullermannkappe aus reinem Filz, warum also wieder die Lehrerin aufs Tapet bringen und ihr Foto auf die Tapete kleben? (Die hatte ich doch schon fast verdrängt, wir haben uns doch ausgemacht, daß sie jetzt jemand andrer oder gar niemand mehr ist, so ähnlich wie ich!) Aber vorher muß noch getrennt werden was nicht zusammengehört und wie es sich gehört und wie es vom Staat persönlich verlangt wird, der uns und unseren Flaschen, mal weiß, mal rot, Gutpunkte und grüne Punkte dafür erteilt, für die wir uns aber nichts kaufen können als wieder bloß neue Flaschen, nach einer kleinen Weile natürlich voll wie wir, nicht natürlich blond wie wir nicht, jedenfalls nicht lange, nur so lange der Vorrat im Drogeriemarkt reicht und der Nachwuchs uns Drogenkuriere in den Wahnsinn treibt, weil wir immer Nachschub heranschaffen müssen, nur keine Sorge, der Vorrat ist unerschöpflich, und ein gutes Gewissen haben wir auch, welches aber schon so angeräumt ist wie diese Deponie, in der ab und zu kurze Brände ausbrechen und wieder verschwinden, weil zuviel des Guten, zuviel Müll dort angehäufelt worden ist, da geht nichts mehr rein, nicht einmal die Kohlehydrate, die wir gestern noch aus einem Karton als Pizza verspachtelt haben, oh, das Fett haben wir vergessen, seh ich grade, das müssen wir noch dazurechnen. So hätten wir denn in einem Tag unsere Ration für die ganze Woche verputzt und die Ratio mit der freigebliebenen Hand ausgeschaltet, wir müssen schließlich Energie sparen. So. Schon gespart. Aber der Karton gehört in den Hausmüll, da verschmutzt, oder doch eher Papiercontainer? Ich weiß es nicht, mir haben sie den


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Papiercontainer, grade den, den ich am nötigsten brauchen würde, denn an Papier mangelt es mir am wenigsten, es mangelt mir an fast allem, aber nicht an Papier, am Eck dort vorn, wo die Autos umdrehen, entfernt, damit die Autos Platz haben, mein Papier aber nicht. Sie sehen hier die Folgen: Da ich nichts wegschmeißen kann, weil ich kein Behältnis dafür habe, muß ich alles sagen, was mir in den Sinn kommt. Da ich keine Sinne habe, mit denen ich etwas aufnehmen könnte, egal was, muß ich, bevor ich etwas aufgenommen habe, es schon wieder von mir geben, tut mir echt leid!, und so schmeiße ich alles zusammen, wie es sich ja auch in meinem Körper und in meinem Geist so über die Jahre angesammelt hat, ohnehin alles nur Dreck, so kommt es aufs gleiche hinaus, ist doch egal, Hauptsache, es kommt raus. Im Magen und im Hirn kommt immer alles zusammen, und umrühren ist nicht nötig, im Gegenteil, es soll danach ja alles getrennt werden, damit es eine Ordnung hat. Hier, schauen Sie, hier ist also ein Mensch, ich gebe ihn für mich aus, ich meine, ich lasse ihn für mich auftreten, weil er es besser macht als ich, der säuberlich den Müll nach dessen Eigenschaften giftig, halbgiftig oder bloß normal schädlich bzw. verächtlich und überflüssig trennt und dann scheidet, ade, in deine Hände, Vater, lege ich meinen Geist, wenn auch nicht alles auf einmal, ein bissel was brauch ich noch, doch auch ein Teil davon ist schon so klein, daß du ihn in deiner Hand gar nicht spürst, du könntest ihm ein Noppenpräservativ überziehen, dann würdest du vielleicht ein leises Schaben verspüren, wie von einem Insekt, das sich wehrt, nein, mein Geist ist eher eine halb tote Blaumeise, einen Vorschuß auf meinen Geist bitte, den könnte ich gut gebrauchen, den mein Papa in meinem Alter schon beinahe zur Gänze verloren hatte, aber seinen würde ich eh nicht


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haben wollen, den hab ich zurückgewiesen, und den gesamten Papi gleich mit, da kauf ich mir lieber zehn Deka Emmentaler, so, ab nach Steinhof!, genau wie er, der Papa, das Ergebnis ist dasselbe, da war ich mir ausnahmsweise mit Mama einig, nur die Zeit stimmt nicht ganz, ich komme viel später rein als er, ich aber, ich aber, gelt, da schaust, Papi?!, ich hab noch was davon, aber dann komm ich, dann komm ich ins Irrenhaus, ja, ich komme, weil du mich fragst: Ich hatte damals noch nichts davon, nichts von meinen Besuchen bei dir im Irrenhaus (deswegen hab ich dich dort ja nie besucht! Jetzt verstehst du das, jetzt, wo es zu spät ist und ich selber reingehöre), allein dieses ewige Fragen! Alle zwei Minuten dieselbe Frage! Sagen Sie mir: Hätten Sie das ausgehalten? Also der Mann mußte weg, das ist klar, das war immer klar. Der Hund hat schon die halbe Wohnung zerstört und aufgefressen, und was sagt mein Papi dazu? Er sagt: Dieser, der (das Wort Hund hat er nicht gewußt oder es ist ihm nicht eingefallen), also der (dieser Hund!) hat heute viel gearbeitet, der muß jetzt gut zu essen kriegen!, dabei hatte der Hund ohnedies schon alles aufgefressen, vor allem Holz und Metall hatten es ihm angetan, haben aber ihm nichts getan, bevor sie zum Opfer von Hundezähnen wurden, inklusive die Beine von meinem teuren Steinway-Flügel, der aber völlig nutzlos für mich ist, also kann man ihn genausogut auffressen, so, das müßte genügen, dieses kleine Beispiel, das kein Beispiel sein soll, muß genügen, um von den Menschen jetzt schon gemieden zu werden, damit sie sich nicht später unschön zurückziehen müssen und vor sich nicht mehr bestehen können, was ihnen aber nichts ausmacht, und ich werde ja auch jetzt schon gemieden, das kommt mir grade recht, selber schuld, Gott sei Dank werde ich gemieden und meide auch selbst, vermeide


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selbst, verhüten: nicht mehr nötig, aber vermeiden, doch es stört mich nicht und auch sonst niemand, man ist ein Rad in einer kaputten Uhr, von der eh niemand verlangt, daß sie geht. Diese Frau trinkt. Jene Frau, die ich bislang erfunden habe, aber ins Spiel konnte ich sie noch nicht so recht bringen, jene Frau also trinkt. Eine muß es ja tun, und ich habe mit Alkohol wenig Erfahrung, möchte das Wenige aber trotzdem nicht missen. Fürchte nur, wenn ich ihn einnehme, dreh ich noch früher durch, und wenn eine Kurve kommt, nehme ich sie nicht mehr, ich kriege die Kurve dann nicht mehr, aber vielleicht kriege ich etwas anderes? Ich hab mir gedacht, sie soll nur saufen, die Brigitte K., das tun schließlich alle, da muß ich mich nicht anstrengen, so etwas zu erfinden. Bloß keine Details, bitte! Niemand trinkt nicht, ich meine: Alles trinkt jetzt, dazu alles Walzer!, und kann dabei jederzeit beobachtet werden, wenn er, der Jemand, der ein Herr, eine Frau Niemand ist, wenn die beiden nichts mehr von sich wissen und betrunken auf der Welt hin- und hergehen, ganz was Neues, wer hat schon einen solchen Knall, daß er dauernd besoffen und halb ohnmächtig herumrennen möchte?, fast alle Bewohner Österreichs, die allein von ihren Getränken schon aufgeladen sind! Dies meine Antwort. Das ist immerhin weniger gefährlich, als die Finger in die Steckdose zu stecken. Die Menschen rudern mit den Händen herum, um ihr Gleichgewicht zu halten, ihr Antrieb ist völlig verschwunden, in einem Ruderboot braucht man auch keinen, er ist vielleicht nicht völlig verschwunden, aber doch die meiste Zeit, die Schallmauer durchbrechen sie in diesem Zustand nicht mehr, die Menschen an den Abenden, welche sich herabsenken, diesmal beide, die Menschen wie die Abende, denn um stehenbleiben zu können, dazu haben sie zuviel getankt, ihre Körper sind zu


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schwerfällig, um etwas zu durchbrechen, das können sie nur, wenn man ihnen einen andren Körper dafür reicht, nein, nicht den eigenen, der sich wie durch ein Wunder gewandelt hätte, um sich selber in eine andre Daseinsform zu verwandeln, dafür brauchen sie erst mal sich selbst, dann ein Auto und danach ein Geländer, das sie durchbrechen können, um in den Fluß zu gelangen, was sogar ein Kinderwagen schafft, wenn man ihn nicht aufhält, mit einem dumpfen Knirschen schnurstracks durchs Geländer, dessen Teile einem um die Ohren fliegen, zu spät, aber der Wagen, der rollt, nichts geht still vor sich, alles fährt laut dahin, aber nicht einmal die neuen Abfangjäger landen mit einem Knall, sie erzeugen vielleicht später einen, wenn sie wieder fliegen dürfen, und wir haben etliche, weil wir sie gekauft haben, bitte, dürfen wir wieder? Krach schlagen? Fein! Danke. Das Lärmmachen sei ihnen unbenommen, aber wenn sie landen, werden sie rasch still. Wie machen sie das? Wahrscheinlich wird ihnen ein Hahn abgedreht. Ich möchte es sofort nachmachen, finde an mir aber gar keinen Hahn, ich finde nur ein Loch. Still sein! Das ist die reine Wahrheit, sie wurde schließlich oft genug abgewaschen und dann noch trocken nachgewischt, damit keine Spur bleibt, die Wahrheit, das ist die beliebteste Kulturtechnik hierzulande, das Trinken, jetzt kann man sie gegens Licht halten und sieht gar nichts mehr, so rein ist sie, die Wahrheit, die im Wein liegt, viel Zeit wird ihr gewidmet, mehr Zeit als der Liebe, ich meine, dort findet man sie sofort, die Wahrheit, doch die andre Wahrheit, die kein Getränk braucht, um wahr zu sein,  muß man eben suchen gehen, da muß man sich manchmal bücken, das ist nicht so gut fürs Kreuz, das wir mit unserer Vergangenheit zu tragen haben. Sie ist aber gar nicht wahr, denn es gibt nur eine Wahrheit, und die irrt sich, wenn


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sie bei Ihnen anklingelt. Würde man sie anstechen, diese Wahrheit, erhöbe sich ein glitzernder Springbrunnen in die Sonne, und es wäre kein Wasser, und sie wäre in der Lache, die sich bilden würde, keine Insel, sie würde sich ausschütten vor Lachen, bis in dieser Lache der Mensch eine Insel wäre, endlich allein, was der Mensch aber keinesfalls sein will, das ginge ihm total gegen den Strich. Alles, was ich sage, ist falsch, das haben Sie sicher längst gemerkt, nur ich habe es leider zu spät bemerkt. Und es ist schlecht gesagt, es läßt mich als Feindin alles Lebenden erscheinen, und das würde sogar stimmen, hätte ich dafür genügend Energie. Da lacht auch das Herz, daß man so nützlich sein kann, und es springt gleich mit auf in diesen Sammel-Container (das Sammeln war hier überhaupt immer schon sehr beliebt, es gab Zeiten, da haben wir Menschen gesammelt, wir haben uns an Sammelstellen versammelt, um andre Menschen zu sammeln, allerdings nicht Menschen, die für uns bestimmt waren, präziser: Sie waren nicht dazu bestimmt, in unserer Nähe zu verweilen, damit das wenigstens eine kleine Weile klar ist, in einer Stunde sollten Sie das immer noch wissen, aber es wird dann bald wieder vergessen sein, drohe ich mit keiner Keule, die den Rechtschaffenen beim Turnen helfen würde, mit gar keiner Keule, ich habe keine, vielleicht hat das Simon Wiesenthal Center noch eine übrig, die es mir leihen kann, zuerst aber muß ich die zwei Namen auswendiglernen, die derzeit samt den dazugehörigen Personen noch gesucht werden, bereits gefunden und wieder entlassen wurden, sie sind frei, Österreich ist frei, Getränke heute abend auch frei), wir waren vorhin beim Container, zu dem wir nicht und nicht vorzudringen scheinen, kein Wunder, er ist ca. 70 Meter weit weg, solche Entfernungen schafft ein junggebliebenes, aufrechtes und biegsames Herz mühelos


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(Robert Walser! Du bekommst hier deinen ganzen Namen! Du schaffst das! Jede Sekunde schaffst du das! Trotz Erbsenzählen und Stanniolpapierglätten schaffst du es, als Erster übers Ziel zu hinauszugehen und immer noch zu gehen, obwohl das Ziel ja längst erreicht ist), in diesem Fall hat der Alkohol noch nicht wirklich zugegriffen, noch kein Zugriff heute, wir sind noch im ersten Stadium der Trunksucht, das wir lange werden halten können, so lange wie das Wasser nicht, denn es ist keiner da, der es bemerken könnte. Dieses Getränk hat die Frau ihrer privaten Ungeheuer Herz und Hirn noch behalten lassen, wenn auch nur geborgt, alles andre hat man ihr genommen, mit ihrem Mann hat man ihr alles genommen, und wenn man sich diesen Mann anschaut, versteht man nicht, wieso mit ihm einem anderen alles genommen sein kann. Vielleicht weil er selber ein Nehmer ist wie der Stadtrat, der vorhin ein paar Bouteillen vom Feinsten angenommen hat? Doch wir leben schließlich alle auf gestundete, geborgte Zeit, warum also nicht vor dem Ende schon tot sein?, wann, bitte, können wir sie endlich abholen, all die vielen Toten? Und diese bereits mehrmals reparierten Organe auch, die bei den Operationen am lebenden Körper übriggeblieben, abgefallen sind, aber diesmal wird die Reparatur teuer, das haben wir Ihnen schon beim letzten Mal gesagt, als Sie den Service machen ließen, wie üblich in Vollnarkose. Geborgt und bereits mit Hypotheken belastet ist dieser Mensch, und ich kenne noch andere, bei denen das auch so oder ähnlich ist, ja, da kommt schon was zusammen in dem Alter. Herz und Nieren gehen zwar noch recht ordentlich, nun, die Gesundheit tragen wir auf Händen, nicht jeder, aber jeder weiß, daß er das sollte, die Gesundheit kommt vom Essen und vom Sport, oder sie kommt gar nicht bzw. geht, wie im Norden, an Stöcken oder läuft von


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alleine, bis das Herz aussetzt und seinen nächsten Einsatz verpaßt. Ja, die Gesundheit, die ist ein hohes Gut, das sorgsam ausgewählt gehört, weil wir ja selber auch so kostbar sind und nur das Beste nehmen, jedem die seine, nur sieht man manchmal von außen nicht gleich auf den ersten Blick, daß das Herz gewandert und gehüpft ist, weil auch die Natur jetzt bald ganz gesunden wird, in der wir mit großer Achtsamkeit herumlaufen, um gesund zu bleiben, gute Besserung, falls das nicht klappt! (bloß die Lederfabriken an der Raab wissen das auch noch nicht und schäumen vor lauter Salz wie das Meer, wie ist das Salz hier reingekommen?, wie kommt das Salz ins Meer?, irgendwelche Irren haben es hineingetan, wohl größenwahnsinnig geworden, was?, nur weil sie so weit gehen, die Fabriken und ihr Interessenkreis, bis zum Herrn Landeshauptmann, so weit, bis ins benachbarte Ausland, das jetzt aber, danke gleichfalls, unberufen zur  EU gehört und sich endlich wehren kann, was es bislang nie konnte, also bitte!, ins Ausland trauen die sich jetzt, weil es im Grunde gar kein Ausland mehr ist, die trauen sich was, die Abwässer!, dafür kommen die Ausländer zu uns, soso, das hätte ich nie von ihnen gedacht! Wenigstens bleiben sie nicht hier und gehen uns auf die Nerven, die verseuchten Gewässer im Grenzgebiet. Aber wer bin ich, diesem brausenden, gischtenden Meer Grenzen setzen zu wollen? Die Raab wäre ja ein Fluß, hätte sie Grenzen! So aber ist sie ein Meer, da sie ja Salzwasser enthält. Es gibt dafür in der Natur ganz klare Regeln: Süßwasser oder Salzwasser, entweder oder. Jeder Fisch weiß das, also werden auch Sie es kapieren. Wenn man ein Aquarium haben will, muß man diese Grundregel unbedingt einhalten und die dazupassenden Fische kaufen. Die Fische in der Raab sind nun leider sämtlich verstorben), ja, auch von mir


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aus, von Herzen, gute Besserung!, und auch weil es eben mitlaufen möchte, was springst du denn so wunderlich, mein Herz, dein Herz, ebenfalls hüpfend und singend wie ein innerlich unbelastetes Kind. Solch ein Kind habe ich aber noch nicht oft gesehen, ich habe ein Kind vor dem Bildschirm gesehen und dort drüben noch eins, aber ich habe seit Jahren kein hüpfendes Kind mehr gesehen, sie bevorzugen fahrbare Untersetzer. Aber was sehe ich schon? Immerhin, es gibt sie heute öfter als früher, Kinder, meine ich. Ein Kind hätte mir vielleicht mein Leid verleidet, aber ich glaube nicht. Sie scheißen auf ihre Eltern, die Kinder, recht haben sie. Das wurde schon immer so gemacht. Diese Energie sollten sie mal darauf verwenden, nie geboren zu werden. Dann wäre es gut. Wir sollten alle nie geboren worden sein, dann ginge es uns besser, davon bin ich überzeugt. So, wir gehen jetzt endlich, wenn wir schon da sind, gehen wir wenigstens, da uns, wie Sie sehen, wirklich nichts andres mehr einfällt, die Distanz von nur geringer Entfernung zu diesen Altglascontainern, wir brauchen dafür wieder ein paar Seiten mehr, alles, was wir bis jetzt gesagt haben, ist nur Vorbereitung gewesen, also ich gehe wirklich unökonomisch mit meinen geringen Kräften und meinem schwachen Verstand um, statt ihn glänzend zu polieren, schmeiß ich ihn schwallartig (wie einmal jemand von meinem Denken sagte) Ihnen wie Kotze vor die Füße, er hätte ein besseres Schicksal verdient; wir schleppen also uns als Altlast dorthin, ach, wir Armen!, die kurz aufgesprungene, auf diese abschüssige Bahn aufgesprungene Fröhlichkeit erlischt bereits langsam, wie ein gedimmtes Licht, wenn wir noch kaum bei der Tür sind und das Dimmen noch keinen Sinn hat, weil die entsprechende Frau noch nicht ganz ausgezogen ist, man sieht aber schon recht viel von ihr, oft mehr, als einem lieb sein kann. Kaum


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ist das klirrende, nun überflüssige Gut aus dem Haus, wird von diesem Menschen schon wieder Nachschub an Flüssigem gewünscht, ein feines Klirren deutet an, daß wir ihn bereits besorgt haben, den Nachschub. Doch nach außen hin merkt man nichts. Wenn sie ihren Schülern Atem schenkt, die Lehrerin, so wiegen sich immer Pfefferminz und Menthol (oder ist das dasselbe?) übermütig darin wie in einer Hängematte. Der Lauf der Geige krümmt sich auch, die Schnecke rollt sich ein, der Lauf der Zeit verläuft sich, doch wenn man den Abzug betätigt, hört man nur noch ein fernes Rauschen, bis an die Rauhigkeitsgrenze. Bald ist es fällig, keine Ahnung, was. Da! Ein Geräusch. Ich nehme Anstoß daran, daß die Musik heute nicht so schön klingt wie sonst, etwas zittrig und schlampig intoniert, aber bei wem könnte ich zu diesem Anstoß antreten? Wer wird mich fotografieren? Ich habe doch immer nur in Amateurmannschaften gespielt und nicht als Animateurin, da wäre ich ja Vorturnerin gewesen, ich konnte jedoch nicht einmal nachturnen, ich bin eine Abturnerin, wenn überhaupt etwas, denn ich habe immer nur gegen meinen Willen spielen müssen und allen die Laune verdorben, außer Mama, aber wenn schon verderben, dann als Amateurin, für die es keine höhere Instanz gibt. Meinen Willen kenne ich bis heute nicht, da ich ja gar nicht existiere, davon bin ich fest überzeugt. Nur Gott könnte Ihnen Auskunft geben, ob es mich gibt, und der schweigt mit gutem Grund, jaja, den Gott, den gibt es für alle, für jeden einen eigenen (deshalb glauben die Leute noch an Gott, denn er ist das Einzige, das sie selber erschaffen können, jeder seinen eigenen, oft ist er das Einzige, was sie haben), daher interessiert er mich nicht, denn ich bin etwas Besonderes. Ich bin etwas eigen, obwohl ich mir nicht gehöre. Mich interessiert nichts, weil ich gar nicht existiere. Ich


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schließe die Augen und bin schon weg, wie der Kärntner Landeshauptmann, allerdings offenen Auges, ebenfalls behauptet hat, nur habe ich recht und er nicht. Nichts ist tödlich, da es keinen Gott gibt, und nichts ist tödlicher als das Geheime, das einem anhaftet, und nichts ist schöner, als einem Menschen die Haltung anhand der Geige zu vermitteln. Wenn man die nämlich nicht halten kann, kommt auch nichts dabei heraus. Es kommt dann kein Ton heraus. Für alles andere brauchen Sie keine Haltung, das fällt keinem auf, aber für die Geige brauchen Sie unbedingt eine. Wieso hab ich mir das mit der Geige bloß angefangen? Weil ich vor vielen Jahren einmal wußte, wie man darauf herumraspelt? Ich kenne mich ja inzwischen mit nichts mehr aus. Ich weiß es jetzt nicht mehr, ich weiß jetzt nicht mehr, was ich mit der blöden Geige machen soll, meine liegt unter dem Klavier, neben der Bratsche, und dort bleiben die beiden auch, die kennen sich seit Jahrzehnten, da können sie gegeneinander nattern soviel sie wollen, die können von mir aus verschimmeln, und auch das Klavier, das sich darüber hinwölbt wie das Sternenzelt, bleibt still, genau wie die Sterne. So ist es gut, so gefällt es mir, ich stehe kerzengerade wie eine Statue vor ihm, dem rabenschwarzen Flügel, der schwarz ist wie meine Trauer über mein nicht gelebtes Leben, aber ich öffne es nicht, wahrscheinlich haben die Mäuse es längst geöffnet und essen fleißig die Filze auf den Hämmern zukunftsreich, mir ist das ganz egal, ich will das gar nicht wissen, sollen sie, ich wollte es wohl als ein Phänomen betrachten, wie das Geigenspiel (wieso sagt man bezüglich dieser entsetzlichen Instrumente nur immer „spielen“? Absurd! Mit Spiel hat das meist ja nichts zu tun, die Menschen tun es nur, wenn sie nichts Besseres zu tun haben), aber da hätte ich schon gewußt haben sollen, wofür das ein Phänomen sein


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soll. Es ist keins. Es ist nicht einmal ein bürgerliches Phänomen. Der Bürger ist grob, aber harmlos, aufs Geldausgeben versessen, aufs Geldanlegen aber auch, nur bei der BAWAG ist das alles ein wenig durcheinandergeraten. Doch seine, des Bürgers, Tierheit äußert sich nicht, wie bei uns, im Denken, sondern darin, daß er voll Tier sein darf, und anstatt daß alle vor ihm wegrennen, suchen sie ihn, wollen sein wie er, nein, sein Geist ist nicht die Seele des Verstandes, sein Geist ist ein buntes Bild in einer Illustrierten, vernunftlos, egoistisch, mit Architektinnen verheiratet oder ganz ohne, und seine Vernunft benutzt er, um sich zu verstellen und mit sich alles andre zu verstellen. Wie gut, daß er eine Architektin oder Innenarchitektin geheiratet hat, denke ich mir aus, die versteht was von Möbeln und Umstellen, von Herstellen und Vorstellen, und beide wissen, wie man sich korrekt vorstellt und den Namen des anderen hernach nicht vergißt. Na fein, darüber sollte ich schreiben! Aber ich kann doch nicht von etwas schreiben, das ich nicht kenne und das mich nicht kennt! Wieso tue ich es dann die ganze Zeit? Weil ich wünsche, mit mir selbst endlich zusammenzuhängen? Das geht nicht. Es wird schon wieder keiner dieses bescheidene Leben hier neben mir bemerken, das ich so mühsam erfunden habe und das trotzdem keiner versteht, dem keiner folgen mag, wozu auch?, es sind in meinem Publikum ja nicht einmal so einflußreiche Leute wie jene Frau in der Sprach- und Zeigekolumne, die keiner vor ihrer Selbstpreisgabe bewahrt, die Kolumne wurde gegründet, weinende Menschen betreffend, die deshalb weinen müssen, weil sie eben so betroffen sind, und die sich jetzt sofort scheiden lassen wollen, im Fernsehn, und die sich jetzt nicht mehr scheiden lassen wollen, auch im Fernsehn, wozu also überhaupt jemanden beachten, das ist wie Millionen


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andre auch beachten (während ich nur verachtet werde, verlacht und verachtet, das ist mein Schicksal. Sie sagen, ich soll nicht so empfindlich sein? Was geht denn Sie das an?! Sie zahlen mir ja nichts dafür!), nur musikalisch ein wenig überschattet ist dies Schicksal, in das man nicht hineinsehen kann, und wenn doch, dann sind Sie diesmal auf mich angewiesen, denn das TV hat sich noch nicht dafür interessiert, es interessiert sich viel mehr für die medusenköpfige Baumeistersgattin, der die Schlangen jetzt auch noch aus dem Mund schlagen, und das ist gut so, das lenkt von ihrem Gesicht ab. So, laß ich mich halt von Musik beschatten (das ist alles, was mir bleibt, aber ich höre absichtlich nie Musik) wie von düster rauschenden Bäumen mit ihren klug berechneten Kronen, ich höre die Musik, wie gesagt, nie und halte sie auch nicht für die Grundlage des Menschseins, sie soll sich nicht soviel einbilden, sie ist nichts, genau wie ich, sie ist nichts, und ich höre auch nicht den leise sprudelnden Bächleins aus Wein und Schnaps zu, welche ich nicht an mich ranlasse wie auch sonst nichts, ich bin eine Unberührbare, und ich bin auch ohne diese Bächlein meiner Liebe, ohne diese bangen Bächlein, nicht bei Besinnung, von Natur aus, Saft trinkend oder Wasser, denn irgendwas muß man ja trinken, aber die andren Leben, die ich hier sehe, sind durch Wein und Schnaps auch nicht viel größer geworden, na ja, viel nicht, aber irgendwie größer schon. Sie sind bewußtseinserweitert, bewußtseinsgedehnt durch Alkohol (ich bin normal, nicht erweitert, normal). Das ist hier so üblich, daß man mehr sein will, als man ist. Die Menschen wollen ihre Grenzen nach außen verschieben, aber da ist oft schon wer andrer. Und es kommt zu einem Bruch, verständlich, die Baumeistersgattin will sich jetzt ja auch scheiden lassen, ich sagte es schon, und Sie wissen es schon


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viel länger, nein, diesmal nicht, Sie haben genau mit mir die gleiche Sendung gesehen, und früher können Sie das nicht gewußt haben, also schön, sie ist bereits geschieden, schon geschehn, ich höre auf, ich gebe auf, ich höre auf zu leben und zu schreiben. Na, endlich mögen Sie mich wieder! Hätte ich das nur früher gewußt, ich hätte mir so viel ersparen können! Vielleicht gibt es irgendwann, wenn der Kapitalismus nicht nur gesiegt, sondern triumphiert und uns allen heimgegeigt hat – ich darf das sagen, ich sitze nicht im Gefängnis wie der Chr. K., der Pate des Terrors, nein, nicht Pate, er war ja der Täufling, einer von den Täuflingen, der das selbstverständlich nicht sagen darf, selbstverständlich, am besten, er sagt gar nichts, denn ein andrer würde es nicht verstehen, ich sitze in meinem eigenen Gefängnis, wo ich es warm und gemütlich habe und auch vollkommen freiwillig von Menschen verschont bleiben möchte – , ein Kräftemessen unter den Lebenden, das ist doch gut, wenn Kraft an Kraft sich mißt und der Stärkste eine Runde weiterkommt, aber diese Kraft ist zuwenig, und diese dort ein Wassertrieb, sie schaut zwar groß aus, leistet aber überhaupt nichts. Ab in den Versorgungsbetrieb in Wien-Lainz (dafür haben wir noch ein paar Jahre, dann wird auch die geschlossen, und die Menschen bleiben unversorgt, aber unverzagt, weil man sie ja nicht mehr nach Lainz ins schreckliche Massenaltersheim zur Massenschlachtung schicken kann, wo sogar die Straßenbahn Endstation hat, aber wer fährt schon so weit raus, nur um halb bis dreiviertel tote Menschen zu betrachten, müssen andere, die auch schon die 70 überschritten haben, so weit fahren, zu den Halbtoten, auch wenn diese einst so lieb uns waren, sogar Kinder waren, Säuglinge, herzige toddler? Jetzt sind sie es nicht mehr, ab die Post und aus und weg mit ihnen!), wenn man nicht rechtzeitig einen


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Versorger findet oder ihn zumindest wechselt, falls er nicht spurt und günstige Sondertarife anbietet, und wäre es der Staat, der sowieso nicht gern zahlt, nein, auch ausländische Dienstboten nicht, und das kostet Sie 3.000.- pro Monat, mindestens, ein Klacks, der Staat hat nichts und gibt nichts, und wenn es den Strom, unter dem wir stehen, günstiger gibt oder das Gas, das wir uns geben wollen oder das man uns geben wollte  – keine Sorge, es wird nicht mehr so giftig sein wie früher, da wir es andren gaben, und da es sich mein Onkel Adalbert, genannt Béla, selber gab, nach dem Krieg, als er, nach längerem Aufenthalt in Dachau, wo er zufällig einen Arm verlor, keiner weiß wo und warum und ob absichtlich oder unabsichtlich, wen interessiert schon, warum ein Jud, einer von Millionen, einer unter Millionen, nein, unter stimmt nicht, die Millionen waren unter ihm, ihr Staub unter ihm begraben, seinen Arm irgendwo vergessen oder verloren oder verlegt hat, nach Internierung in Südfrankreich und Auswanderung aus diesem Wanderland Österreich, dem wanderbaren Österreich, wo die Menschen mit der Seele baumeln, bis sie einmal jemanden treffen (und wären es zwei Pinguine, davon einer mit umgehängter Kamera, autsch, die hat man uns jetzt auch noch genommen, die Österreichwerbung ist ja so gemein!, und den Sport an ihre Stelle gesetzt, denn wir sitzen an jeder Stelle und schauen uns den Sport zumindest an, wenn wir ihn nicht selber vollbringen, nur um danach sagen zu können, wie schon mindestens einer uns vorgesagt hat: Es ist vollbracht!), bis sie jemanden treffen, sage ich, der, nach vielen Herumarbeiten an sich, endlich eine Erektion bekommt, steif wird, so steif, daß wir uns alle an ihr anlehnen könnten, das ist das Land, das sich heute wanderbares Österreich nennt (vielleicht nennt es sich inzwischen anders, wandelbar? Wir haben uns


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doch so fein gewandelt, wir sind gar nicht mehr die, die wir waren, wir sind nicht dieselben, das sagen uns die besagten zwei netten Pinguine, einer mit Kamera wie einem Mühlstein um den Hals, falls er mal schwimmen gehen möchte, na, dann ist er halt weg, vielleicht sind die beiden deswegen fort? Diese Pinguine könnten es mir vielleicht verraten, wie man dieses Land nennt, spätestens dann, wenn ich ihnen ein paar Federn ausrupfe, doch die Gelegenheit werde ich nicht mehr beim Schopf packen können, denn die beiden netten Wanderpinguine sind uns inzwischen eben leider von der neuen Fremdenverkehrsleitung entzogen worden), aber leider selber noch immer nicht woanders hingewandert ist, mein Österreich wandert nicht, es fährt nur noch, wahrscheinlich, weil im Osten jetzt soviel mehr Raum übrig ist als früher, Raum, der uns allen gehört, daß Österreich sich nicht entscheiden kann, auch dann nicht, wenn der halbe Osten ans Meer fährt, um dort zu baden, und leider haben wir keins, kein Meer, kein Mehr, wir haben nur die Berge und die Skihütten anzubieten, bitte, nur hereinspaziert, das Geld legen Sie bitte dort drüben ab, dann müssen Sie es nicht mehr angreifen, das brauchen Sie auf der Piste nicht, das werden sie erst nachher wieder brauchen, und dann werden Sie es nicht mehr haben, womit es die Gegenwart auf eine harte Probe stellt, das Geld auf Ferialpraxis, denn das Meer kippt bereits, wenn auch nicht in unserer Nähe, denn wir haben keins mehr, oh Gott, nicht auf mich das alles ausleeren, ich bin schon leer genug!, nein, zum Glück wird es nicht über mir ausgekippt, denn ich bin nie dort, was wollte ich sagen?, Österreich geht nicht nach Osten, obwohl es das jetzt könnte, nur seine Unternehmen gehen dorthin, wo früher die Straflager schon waren, die Konzentrationslager, wie sie korrekt heißen, wenn man kein Politiker ist, der sie in


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den Mund nimmt, sondern sie überhaupt nicht mehr in den Mund nimmt, und das Geld dafür, für all die interessanten Risiken, Anlagen, Beutezüge und hingebungsvollen Ausbeutungsexpeditionen kommt ihm brav zurück, just whistle!, was wollte ich sagen?, ich weiß es selbst nicht mehr, also da er zurück war, endlich, gab sich Onkel Adalbert, der Arme, der Armlose, das Gas und hat sich in dem schönen Nachkriegsösterreich, in das er heil zurückgekehrt war, zurück von seiner mindestens genauso schönen Reise, die ihn weit weg, bis nach Dachau, naja, das ist noch nicht so weit, ja sogar bis Südfrankreich führte (wo er sich mit seinem Schwager, der schon dort war, am Stacheldraht nett unterhalten hat: Herr Felsenburg? Ists möglich? Herr Topf? Schön, daß ich Sie hier treffe! Gehen wir auf einen Kaffee? Nein, gehen wir nicht, wir gehen überhaupt nicht oder nur bis zum Stacheldrahtzaun, dort können wir plaudern, wo uns keine heiße, duftende Tasse und keine Zeitung im Halter stören), so weit, ich war auch mal dort, doch mich führt nunmehr keine Reise irgendwohin, das Reisen ist leider für mich vorbei, also da hat der arme, harmlose, armlose Onkel (das mußte ja kommen!) sich, endlich zurück im Wienerwald, in die Welt, die Wiener Wunderwelt der zupackenden Einzelnen, die nach allem griffen, nur nach ihm nicht mehr greifen wollten, und dabei war er ein so berühmter Journalist in der vollkommen Neuen und vollkommen Freien Presse, ja, so hieß die Zeitung, fast wie sie heute heißt, wo schon der Papa des ehemaligen Bundeskanzlers alles arisiert hat, was nicht rechtzeitig wegrennen konnte, ja, so hieß sie, die Neue Freie Presse, und dieser Sportredakteur war der Vater des späteren Bundeskanzlers, ich sage nicht welchen Bundeskanzlers, jeder hat schließlich einen Vater, für den er nichts kann, und jeder hat ein


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Vaterland, für das er auch nichts kann, und den Ex-Bundeskanzler geht das alles auch gar nichts an, wahrscheinlich weiß er das gar nicht, und ein Sippenhafterl kennen wir nicht, das haftet nirgends, da kann man keinem einen Strick draus drehen, sonst wäre es eine Sippenschleife, aber das alles ist trotzdem (wieso trotzdem, ach ja, weil alle so trotzen deswegen, sie leisten mir einen solchen Widerstand, bin viel zu müd, um den zu überwinden, ich hab genug damit zu tun, auch nur meine Türschwelle nach außen hin zu überwinden, keine Ahnung, wieso das so schwer ist!) absolut wahr, und dieser Papi, jawohl, meiner, ich brüste mich seiner Fähigkeiten, von denen ich mir keine einzige aneignen konnte, der hat chemisch zwangsgearbeitet, eine interessante Arbeit, immerhin, etliche neue Erfindungen, Patente angemeldet und von der SS auch gnädig angenommen, zu seinem Glück, eine lehrreiche Arbeit und seiner im letztmöglichen Moment abgeschlossenen Ausbildung entsprechend, also der Bundeskanzlervater, für den der Kanzler natürlich nichts kann, hat die Redaktion judenfrei gemacht, judenrein, besenrein, das war seine Aufgabe, ich wollte, ich hätte auch eine, allerdings bitte eine andre, wenn ich es mir aussuchen darf, wenn ich mir was wünschen dürfte, aber es ist von meinem Onkel die Rede, Adalbert, dem Einarmigen, der einst Dollfuß (oder Schuschnigg?) zu Mussolini auf Staatsbesuch begleiten durfte, was ihm später aber absolut nichts genützt hat, vielleicht sogar im Gegenteil, das nicht sein Teil war, und an dem er kein Teil hatte, egal, wie begann dieser Satz, ich habe, glaub ich, auch nur ein einbeiniges Gehirn, aber auf einem Bein kann man nicht stehen, wo ist das Glas?, wo ist das Kind, dessen Gehirn wir dort hineinlegen können?, was wollte ich mit dem Beginn des Satzes eigentlich sagen, daß ich mich so sträube ihn fortzusetzen, also


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fange ich einfach neu an, Sie können sich ja beim Satzamt beschweren, daß der Satz keinen Anfang und kein Ende hat, ungefähr so wie Gott, das Salzamt hat aber nie offen, ähnlich wie die meisten Kirchen, also: Der Einarmige, der kein Bandit war, aber ebenfalls zupacken wollte, schließlich war er früher wer, er war jemand, aber was heißt früher, dieses Früher gibt es bis heute nicht mehr, obwohl das Land sich darin spreizt wie ein Schmetterling auf seiner Nadel im Schaukasten, es gibt Gestohlenes zurück, wenn man es ihm nachweisen kann, doch seine Flügel erreichen nie die Wände des Kastens, so sehr es sich auch anstrengt, das liebe Land, und der Kasten hat sich das so fein ausgedacht, daß er nie mehr berührt werden kann von den Ausläufern eines Lebewesens, so, mit ganz Wien ist es vorbei, weil keiner von uns es mehr mit seinen Schwingen berühren kann, ich werde nie mehr über Wien schreiben, so, jetzt wissen Sies!, und Sie haben sich die ganze Zeit so danach gesehnt, da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich habe kaum je über Wien geschrieben, weil mir graust, aber vor allem andren graust mir auch. Wie soll man schreiben, wenn man nirgends anstreifen mag? Es geht nicht. Und trotzdem gebe ich mir immer wieder einen Ruck und sage was. Und es ist Ihnen, wie alles, egal. Er war früher ein berühmter Journalist, der Onkel Adalbert, ich sagte es bereits, denn der Berühmtheiten in der Familie rühmt man sich gern, ich rühme mich meines Onkels A., als wäre er ich selbst, denn wenn ich es nicht tue, tut es kein andrer. Ich klage über meinen Onkel A., ebenfalls wie über mich selbst. Ich habe ja überhaupt keinen Grund zu klagen, aber ich hänge mir meinen Onkel vor mein Ohngemächt, das ich nicht habe, als wäre sein Tod mein Verdienst. Das ist widerlich, da können Sie jeden fragen. Ich habe keinen Verdienst am Tod meines armen Onkels, aber


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ich verdiene hier ja auch nichts, das soll meine Entschuldigung sein. Ich halte mir den Tod meines Onkels A. vor wie meine alte Nerzjacke, von der die Frau im Zug behauptete, sie wäre ein Cape, eine glatte Verleumdung, endlich hab ich was, über das ich mich zurecht aufregen kann, hatte dieses Weib denn keine Augen im Kopf, daß sie eine Jacke nicht von einem Cape unterscheiden kann? Das stimmt, da bin ich auf der sicheren Seite, in Gewässer, in dem sogar ich stehen könnte, denn schwimmen kann ich nicht, und auf dem Fußboden in unserem Haus liegt eine Süddeutsche Zeitung herum, weil sie im Briefkasten keinen Platz mehr gefunden hat, dort können Sie das nachlesen, wenn Sie wollen, was Sie aber nicht tun, na dann treten Sie wenigstens nicht auf diese schöne Zeitung, die ist noch ganz neu! Ich habe mir also vorhin meinen Onkel A. angezogen, danke, daß Sie mich erinnern (ich wollte mich nur mit ihm zusammenhängen, mich an ihn ankoppeln, ein besonders ekelhafter Vorgang, denn ich gehöre dort nicht hin, daß er mein Onkel ist, berechtigt mich zu gar nichts, aber bitte bedenken: Wenn ich das nicht sage, sagt es Ihnen keiner! Sie wollen das gar nicht wissen? Kann ich gut verstehen. Komisch, ich verstehe soviel, aber sagen kann ich überhaupt nichts). Viele haben gelesen, was er geschrieben hat, mein Onkel Adalbert, und sie haben ihm sogar geglaubt, na ja, vielleicht nicht alle! Obwohl er der beste Freund vom Theodor Herzl war! Wenns stimmt. So jemand glaubt man doch nicht! Wenige waren auserwählt, die aber sehr, und haben ihn vertrieben, auf die Seite geräumt, da könnte ich Ihnen Geschichten erzählen, ich sags Ihnen! Na, lieber nicht! Aber ich erzähle sie nicht, ich kann ja meine Geschichte hier, die ich mir vorgenommen habe, nein, nicht einmal die kann ich ordnungsgemäß erzählen, tut mir so leid (wie oft soll ich mich denn noch


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entschuldigen, daß ich keine Handlung finde, wo ich mich mit meinem Grundbedarf eindecken kann? ...), was muß ich hier lesen, ohne Subjekt und Prädikat? Das kann ich hier so nicht stehen lassen, doch, ich kann, dies ist ja kein Buch: irgendjemand, den ich vergessen habe, ach nein, ich habe ihn nicht vergessen, ich habe ihn bloß nicht gekannt, also noch einmal: Mein Onkel Adalbert (Béla, das unschuldige Bählamm) wurde vergiftet, vergiftet, vergiftet, rein durch Einatmen, wie Millionen vor ihm, die allerdings nicht freiwillig, diese Millionen, die wir, konnten wir ihnen nicht allen das Leben nehmen, doch zum Ersatz für ihr Leben um alles beraubten, rein durch Einatmen haben wir all diese Menschen vergiftet. Das ist irgendwie infam, doch einfacher gehts nicht. Atmen sollte man wenigstens dürfen, ohne daß man davon krepiert, oder? Was wollte ich noch sagen? Besser nichts mehr! Und besser kann ich es auch nicht mehr. Was ich wollte, das weiß ich ungefähr, jedoch kann ich es nicht mehr. Ich kann nicht mehr, ich habe ein schwarzes Wollknäuel vor meinem linken Auge, das dort herumzuckt, weil es vielleicht neu aufgewickelt werden möchte, eine mouche volante, sehr störend, in diesem Fall auch noch sehr groß, im gesamten Gesichtsfeld, sehr unangenehm. Bitte, können Sie mir sagen, warum ich es plötzlich nicht mehr kann? Mit dem rechten Auge seh ich doch noch was! Keine Ahnung, was. Sie werden sagen: Sie konnten es doch noch nie, Frau J., und aus Rücksicht auf uns Leser haben wir Ihnen das immer wieder gesagt, sogar in der Zeitung haben wir es veröffentlicht, wir haben es so laut verlautbart, öfter und lauter, ich meine lauterer, wäre nun wirklich nicht mehr gegangen, und Sie haben es uns nicht geglaubt! Sie haben der Zeit und ihrem Spiegel, in dem Sie sich doch sehen konnten, nicht geglaubt! Ha! Das haben Sie jetzt davon! Sie


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können es immer noch nicht, aber wir sind nicht schuld daran. Wieso wir? Immer geben Sie uns die Schuld an dem, was Sie nicht können! Wir haben Sie gewarnt: Schreiben Sie nicht! Schon Ihr verstorbener Onkel Adalbert hätte nicht schreiben sollen, obwohl: Sie hätten ihn so und so erwischt, auch wenn er Sessel zusammengeklebt und dann mit Stoff überzogen hätte, aber so haben sie ihn als erstes erwischt, für den sogenannten Prominententransport zusammengefangen, lesen Sie ruhig seinen Namen auf der schönen Gedenktafel am Wiener Westbahnhof, der bald für Fernzüge nicht mehr geeignet sein wird, dort steht er drauf, das kann ich beweisen, endlich mal was, das ich beweisen kann (vielleicht ist das überhaupt der einzige Grund, weshalb ich dies hinschreibe), ja, Sie sehen, er steht auf einer Tafel, und was macht er, allerdings, bevor er auf die Tafel geschrieben wurde, wo sein Name vermerkt ist, so berühmt ist er? Er schreibt weiter, und, als er längst vollkommen in Sicherheit ist, atmet einfach so das normale Gas ein, so Gas halt, zum Kochen und Backen und Braten, von den Wiener Gaswerken produziert, damals allerdings noch giftig das Gas wie ein ganzes Volk, und zwar dieses, dieses besonders, nein, nicht so besonders dieses Volk, nicht das auserwählte Volk, ein Volk, das sich selbst ausgewählt hat, das war es, nein, nur gesammelt, nicht in einem Sammeltransport, gepflückt und gesammelt wird das Gas in Rußland und dann treulich hierher geführt, nein, geleitet, das ist heute noch so, aber heute ist es nicht mehr so giftig, es wird nicht mehr von der I.G. Farben hergestellt, denn diese Firma existiert nicht mehr, nur noch ihr Name, an den sich engagierte Menschen manchmal anketten, vielleicht gehöre ich auch einmal dazu, aber heute ist nichts mehr so giftig wie früher, und nichts mehr wird so heiß gegessen wie gekocht. Also die


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Wiener Stadtwerke, die meinen Papi auch schon wegen seiner nicht rassereinen Abstammung leider entlassen mußten, die haben wohl damals schon gewußt, daß er dereinst wahnsinnig werden würde, dreißig Jahre später ungefähr wahnsinnig werden, also dreißig Jahre später, das ist recht viel, da hat man noch dreißig gute Jahre davor, es tut uns nicht leid, daher entlassen wir ihn lieber jetzt schon, da ersparen wir uns, solang er noch halbwegs bei Sinnen ist, immerhin noch einiges an Gehaltszahlungen und Stufenaufrückungen und Herabwürdigungen, wie es bei Staat und Gemeinde so Brauch gewesen wäre, würden wir ihn in seiner halb jüdischen, halb unchristlichen Schwäche weiterbestehen lassen, aber das geht nicht, seine Chemie kann er schließlich auch woanders betreiben, fast überall, wo er uns nützlicher sein kann, bei Semperit in diesem Fall, heute ein Technologie-Konzern, schön für ihn, und die Chemie ist ja ein schöner Beruf, nur nicht für uns, bei uns, in unsrer Nähe darf er diesen Beruf nimmermehr ausüben, was fast zehn Jahre dauern kann, in unsrer Nähe hätte dieser Mensch, wie viele andre, ganz schön giftig werden können, was er besser woanders erledigen sollte, egal, ich wollte sagen, und diesmal weiß ich es: Ich hätte allen folgen sollen, die mein Schreiben für unwert hielten, für lebensunwert, ich meine zumindest für schreibensunwert. Es ist meine Schuld, daß ich nicht auf sie gehört habe. Sehen Sie, und genau deswegen schreibe ich nun hier, rein privat,

3.3.2008


 

Bilder: Hieronymus Bosch (1450-1516), Pieter Bruegel d.Ä. (1525-1569), (Ausschnitte)

 

 

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