Kärntner Lied: gut.


Fünf Freunde wolln wir sein

Wir sind Herren im eigenen Haus, aber dort dürfen auch andre wohnen, wenn sich das Wohnen lohnt, andere, die Unvernünftiges tun, was man ihnen gern zutraut. Wer fragt nach Vernunft, wenn die Hütte brennt? Die Unordnung wächst sowieso und wird eins mit ihrer besten Freundin, der Ordnung. Die Untertanen wachsen sowieso, andre wachsen ihnen zu, so werden sie mehr, aber das wollen sie auch wieder nicht. Sie wachsen an ihren Aufgaben, und aufgeben tun sie nie, das wäre ja gelacht. Der Betreiber des Heims geht am 12.6. 08 mit seinem Hund spazieren und bekommt einen Anruf: Es brennt im Flüchtlingsheim. Da stehen schon „Asylanten“ am Fensterbrett und springen gleich! Der Betreiber sieht keine unnötige Eile geboten, was soll schon passieren. Er ist schuldlos. Er ist sowieso schuldlos. Was hat er sich vorzuwerfen? Daß er auch die Fenster in den oberen Stockwerken vergittern hätte sollen, sagt er, „sodaß niemand hätte springen können“. Dann hätten sie verbrennen können, aber keinesfalls springen. Verbrennen vielleicht besser. Zuerst sollen sie ihm in sein Haus hineinkommen, denn man verdient nicht schlecht als Asylheimbesitzer, auch wenn das Heim gar keins ist, sondern eine Bruchbude, dann sollen sie aber auch nicht wieder raus dürfen, wenns einmal brennt. Der Herr Anwalt spricht später zu einem ORF-Reporter, er sagt und glaubt, daß er spricht, aber er sagt nur etwas, das niemandem widerspricht, und seine Rede lautet, als hätte sie etwas mit der Wirklichkeit zu tun, und das hat sie auch, denn das ist unsere Wirklichkeit, jaja, neinnein: „Das Fluchtverhalten der Afrikaner ist nicht mit jenem von zivilisierten Westeuropäern zu vergleichen“, denn offenbar kennen Asylwerber die Feuerwehr nicht. Wo es brennt, dort wollen sie einfach nicht bleiben. Und in einem Land wie Kärnten, wo jeder jeden persönlich kennt, damit jeder mit jedem alle andren aufs Kreuz legen (oder nageln) kann, beruht alles auf dem Kennen von je einem anderen, der für einen wichtig ist. Was der Bauer nicht kennt, das frißt er auf. Durch Springen aus dem Fenster ist ein Vater von vier Kindern gestorben. Es war grade Fußball-EM, und Europa hat auf uns geschaut, aber natürlich nicht auf jeden einzelnen. Die Öffentlichkeit ist mit anderem beschäftigt. Und diejenigen aus der Öffentlichkeit, die das nicht sind: öffentlich, sondern vielleicht privat unterwegs, die erfahren von der Kärntner Polizei, es gebe „keine Hinweise“ (das ist immer das Stichwort, daß es keine Hinweise gebe, denn wer nicht auf etwas weist, der gibt auch keinen Hinweis, und die andren finden keinen, weil keiner hinterlegt worden ist, und wenn, dann sehen sie ihn nicht) auf einen Anschlag. Das wird versichert, als wäre es auf einer Plakatwand angeschlagen. Keiner fragt nach. Keiner trägt die Last des Denkens. Es war so heiß in dem Heim, daß die Betondecke geborsten ist, das kann nur von einer einzelnen kleinen Zigarette kommen, denn sonst sehen wir hier nichts, was schuld sein könnte. Hier sehen wir keinen, der schuld sein könnte, denn wir sind wir, und der Hausbetreuer ist ganz er selbst, wenn er in Kärnten im BZÖ ist, als Politiker, nicht privat, nie sollst du ihn befragen. In Kärnten werden nur die befragt, die nicht dorthin gehören. Wer fragt? Wer wird gefragt? Der Heimleiter war zum Zeitpunkt des Brandausbruchs in einem Nebengebäude, dicht daneben ist auch vorbei, es war nämlich alles schon vorbei, als man ihn gefragt hat. Da hat es schon gebrannt. Wie kann sich ein Glimmbrand von einer Zigarette so schnell ausbreiten, wird gefragt. Es werden Leute gefragt, die gekommen sind, und Menschen antworten, die besser gehen sollten. Wo ein Brand, dort ein Verdacht, aber dem wird erst mal nicht nachgegangen, den Heiminsassen wird nachgestellt, nun, jetzt sind sie einer weniger. Der hätte nicht springen sollen, das war unvernünftig, jetzt hat er die Quittung bekommen. Die Unterschrift fehlt.

Wer gefragt wird, gibt Antwort, nur nicht jeder dieselbe. Wieso ein Verdacht? Wie kommen Sie darauf? Bei uns? Nie! Wir können beim derzeitigen Stand zwar nichts ausschließen, aber die Eingeschlossenen sind es mit ihren brennenden Zigaretten, ja, die mit den überquellenden Klos und dem Gerümpel überall am Gang und dem ganzen Müll, kein Wunder, die Eingeschlossenen waren es, es war ja kein andrer da. Ausgeschlossen, daß es einer von außen war. Die meisten sagen, das sei erdacht, das mit dem Anschlag, ganz bestimmt, anders kann es gar nicht sein. Noch Fragen? Es gibt da fraglos keine Fragen mehr, denn sie sollen verweigert werden, die Fragen. Damit man keine blöden Antworten kriegt. Wir haben schon etwas ähnliches gehört, als damals die vier Roma in Oberwart in die Luft gesprengt worden sind: Was hat da der teure Landes-Verstorbene (teuer vor allem in dem Sinn, daß er uns sehr viel gekostet hat und noch viel mehr kosten wird, als Verkäufer der Hyperalpe-Adria an die Bayern, das ist ein Deal, den wir alle noch teuer bezahlen werden, aber der Mann war uns eben teuer, und was solls, die einen zahlen, die andren nehmen ein, und sie kommen diesem Land Kärnten immer noch einnehmender vor als diejenigen, die sich verausgaben, für was auch immer. Da können sie sterben soviel und so oft sie wollen, sie haben immer noch ein einnehmendes und ein abwesendes, ein jetzt abwesendes Wesen für das Land, und was sagt der inzwischen selbst verstorbene Tote? Er sagt, was er schon über die toten Roma von Oberwart gesagt hat: Autoschieber, Drogengeschäfte, offenbar hat er schon damals wie immer immer dasselbe gesagt, und keiner hat es gemerkt, daß es jedes Mal was andres war, was sagte er über die Toten, was?, das was er immer sagt, weil es immer jemand andrer war, der es war. Diesmal, wie immer, eine Fehde verfeindeter Drogendealer, ja, die hat zu dem Feuer geführt. Es waren die Insassen selbst, verfeindet mit andren Insassen.) Daß wir es sicher nicht waren, ist klar und muß gar nicht ausgesprochen werden, weil wir ausgesprochen rechtschaffen sind und uns unser Recht selber schaffen, wenn man uns dazu zwingt. Und wir sind auch fleißig! Glauben Sie nur ja nicht, wir tun nichts!, nur machen wir Nägel mit Köpfen, damit für uns was rausschaut, und wenn es nur ein Stecknadelkopf und kein Totenkopf ist, also, Elfi, sag schon, was der Tote sagt, aber damals hat er ja noch gelebt, also er sagte, und ich sage es jetzt noch einmal, nur fehlen mir immer noch die Autoschieber von Oberwart, die an den Roma-Morden dort schuld gewesen sind, aber es ist eh wurscht, die sind einer wie der andre, die sind alle dieselben, die kennen wir ja: „Eine Fehde verfeindeter Drogendealer hat zu dem Feuer geführt“ und hat die Polizei auch zu dem Feuer geführt und auch die Feuerwehr, die eh dorthin gehört hat, wo immer es brennt, dort gehört sie hin und wurde auch ordnungsgemäß gerufen. Da mußte der Heimbetreiber nicht auch noch hin, der wäre ohnedies nur im Weg gestanden, Hauptsache, das Feuer ist auf den Weg gebracht, das wird dann schon seinen Gang gehen und dann wieder ausgemacht werden. Einen Gang, der dem Feuer vorbestimmt war, obwohl die Kärntner Kriminalpolizei, die etwas ganz besonderes zu sein scheint, weil sie alles schon vorher weiß und daher auch genausogut abgeschafft werden könnte, das alles untersuchen und nichts Fragwürdiges finden wird, warum also soll sie überhaupt fragen?

Die politische Überpartei Kärntens, nein, die Unterpartie, die Partie aus Bauernsöhnen und andren Söhnen, die wir alle kennen, und kennen wir sie nicht, so kennen sie sich selber und wissen, wozu sie fähig sind, nein, die politischen Parteien, das muß man jetzt sagen, denn die äußerste Rechte hat sich dort inzwischen wie eine Hydra aufgespalten, man kann gar nicht mehr Spaltpilz sagen, der drin wohnt, denn einfach alles ist gespalten, nur nicht das Holz vor der Hütte, das sehr geschätzt wird, die Überpartie oder die Landpartie oder die Landpartei, wer auch immer, die bleibt auch  immer zuverlässig (Zuverlässigkeit ist ihnen wichtig, ihren Banken nicht, aber ihnen schon) immer noch im rechten Kreuz-Eck, von dort kommt niemand raus, dort kommt ihnen niemand aus, und dort kommt ihnen auch niemand rein, über diese Grenze gehen wir nicht, dort verdienen wir nur, und es kommt ihnen auch niemand auf die Schliche. So leise schleichen sie dahin, daß kaum einer im ganzen Land sieht, wohin es mit dem Land geht, der Haider hat das noch gewußt, aber wer ist heute noch da, der es weiß?, wer weiß, wo es langgeht? Und wo bitte gehts hier zur Hyperalpe (nicht zu verwechseln mit der Saualpe, wo diejenigen hinkommen, die kein Geld anzulegen haben und die Anrainer stören würden), die sich bei den Bayern nie so richtig wohlgefühlt hat?, die hat hier den Heimvorteil, die Hyperalpe, aber daß das kein Vorteil ist, werden wir schon noch merken. Zuerst haben es die Bayern gemerkt, die sind ja auch Ausland, allerdings daitsch, von der Bajuwarischen Front, und jetzt kehrt sie heim, herzlich willkommen! Die Hyperalpe hat uns nur drei Euro oder so gekostet, und schon ist sie wieder da bei uns, und schon werden auch wir für sie brennen wie ein ganzes Asylantenheim, wir Kärntner sind ja feurige Menschen, so, wo beginnt der Satz, also nochmal: Obwohl die Kärntner Kriminalpolizei die beliebten und beliebigen Worte spricht: Die Untersuchung ergab, daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Fremdverschulden vorliegt (ist ja eh nur ein Fremder tot! Und der war selber schuld! Warum wollte er denn nicht verbrennen, sondern springen?!), und somit ist hierzulande die Untersuchung auch schon wieder beendet. Nachglimmende Zigarettenreste waren schuld, von wem werden sie schon sein, wo doch nur Fremde dort waren. Kein Fremdverschulden, das ist ja klar. Es kann aber auch sein, daß das Feuer beabsichtigt durch eine „offene Flamme hervorgerufen“ war.  Nein, das kann nicht sein. Zigarette oder Anschlag, das ist hier die Frage, die wir bereits beantwortet haben: Zigarette. Wer sagt das? Das kann keiner sagen, der uns kennt! Zigarette oder Attentat, ja was ist es denn jetzt, was die Kärntner nicht wissen dürfen, es ist ja auch nicht der Mühe wert, es zu erfahren? Und nein, „es konnten keine brandunterstützenden Flüssigkeiten festgestellt werden“, das sagt der Kärntner Herr Inspektor von der Polizei, der sich hoffentlich selbst genauer im Spiegel anschaut als daß er auf einen Brand schaut. Keine Zeugen sind zu befragen. Was hätten die schon sehen können? Es war ja niemand. Schluß. Aus. Aber. Ein Glimmbrand von einer Zigarette kann es nicht gewesen sein, wird festgestellt werden, das heißt aber nicht, daß das auch fest steht. Also machen Sie kein solches Gewese!, was immer es war, es ist gewesen und vorbei, ein höheres Wesen hat gesprochen, daß dieses Heim hier nicht Bestand haben soll, ist doch egal, es war ein Unfall.

Doch ach, ein Glimmbrand kann es nicht gewesen sein, stellt später ein Gerichtsgutachter fest, der kein BZÖ-Politiker und auch keiner von deren Angehörigen ist, die bei Begräbnissen immer so schön singen. Er ist ausnahmsweise nicht von dieser Partei, die Kärnten ist, weil Kärnten es nicht selber sein kann, Kärnten is lei ans, jetzt aber ist es zwei, drei gar, die werden ja immer mehr, zwei, drei Rechtschaffene und Recht Schaffende, zwei, drei Rechte, Richtige, was auch immer (auch die Ortstafeln dort werden nicht und nicht und niemals korrekt beschildert werden, und zwar deshalb, weil diese Kärntner Recht-So!-Populisten das, was geschieht, eben nicht richtig benennen können, und könnten sie es, sie würden es nicht tun, sie sind aber sowieso entschuldigt, man hat sie schon vor der Anklage entschuldet, so erspart man sich viel, sie haben sich längst für etwas entschulden lassen, da sie ja gar nicht benennen können, was je geschehen ist in der Geschichte, sie leben in einer allgemeinen Benennungslosigkeit, die sie nichts erkennen läßt, nicht sehen läßt, was ist, nicht sehen läßt, was war, wer war, wer was war, und daher können sie schon überhaupt nichts benennen, nicht einmal Ortstafeln mit ein, zwei Wörtern können sie schreiben und aufstellen, ein Wort davon fremd und daher unbrauchbar als Wort. Nur mit einem einzigen deutschen Wort, das sie ganz genau kennen, weil sie kein andres kennen wollen, können sie es benennen, und über dieses eine Wort kommen sie dann nicht hinaus, so wie sie im Leben darüber nicht hinauskommen, außer vielleicht nach Thailand oder nach Mallorca oder so. Ja sie können nichts richtig benennen, weil sie nichts wissen, weder von der Gegenwart noch von der Vergangenheit, weil sie nichts wissen wollen, auch nicht, wer was gemacht hat, wer einen Brand gestiftet hat und wer danach stiften gegangen ist, und wenn einer etwas gemacht hat, dann werden es schon die gewesen sein, die immer was machen. Autos oder uns was stehlen und Drogen verkaufen. Die anderen, die man daran erkennt, daß sie anders sind, machen immer alles, wir machen nichts. Macht ja nichts, wenn wir doch einmal was machen. Wir werden es sowieso nicht gewesen sein. Sieht ja keiner, denn wir sind wie alle. Wie soll man da jemand erkennen, der ist wie wir?  Daß das Heute sich nach hinten und nach vorner erstreckt, das sehen wir nicht, aber wir sehen unsere Weißen Feste am Wörthersee, mit und ohne Milliardärinnen, wir sehen unsere Beach-Volleyballmatches, mit und ohne Waschbrettbäuche, wir sehen unsere Macht, die nach vorne geht, weil sie von hinten her kommt und sich immer schon ausgebreitet hat, und daher ist nichts unmöglich und nichts unumgänglich, außer mit wem man Umgang hat, und das müssen die Richtigen sein, die man natürlich kennt, ist doch klar).

Die Kärnter, so wie wir sie kennen, na, ich kenne sie nicht, aber ich weiß, die wollen das so, und so geschieht es auch. Ihr Wille macht das schon, und es ist immer noch der Wille des im Sonnenwagen Verstorbenen, dieses Sonnenkinds, das von seinem eigenen Gefährt  (von seinen Gefährten schon, natürlich, sie selbst würden vielleicht sagen: auf unnatürliche Weise und davon schweigen) nicht mehr gemocht und getötet wurde, und jetzt weinen seine Gefährten so bitterlich, es waren viele, doch sie haben das Ableben ihres Abgotts nicht verdient, ein Ableben nicht zurück zu den Ewiggestrigen, sondern gleich ab in die richtige Ewigkeit, wie man sie nennt. Und in der Ewigkeit gibt es keine Begrenzungen, weder für Gier noch für was andres, denn der Wille vom Herrn Landeshauptmann hat das alles gemacht,  er hat sogar seinen eigenen Tod gemacht (das hätte er keinem andren überlassen), er hat sich den eigenen Machenschaften verschrieben, die jetzt zutage treten, Kärnten ist reich, das hat er gesagt, ich habe es selbst gehört, und seine Kärntner, die haben es auch gehört. Dafür sind wesentliche Entscheidungen getroffen worden, die Kärnten jetzt treffen, aber Kärnten versteht das nicht. Die Kärntner waren es gewohnt, daß er für sie denkt und entscheidet. Jetzt sind sie ganz verlossen, wie der Stein auf der Strossen. Sie haben sich in diese Machenschaften so verstrickt, die Kärntner Macher, daß sie die einzelnen Maschen nicht mehr sehen, mit denen sie (langsam ziehen sie sich zu!) erwürgt werden, und so machen sie alles, was für sie denkbar ist und vom großen Toten vorgedacht worden ist, da muß es ihnen, den Landeskindern, nicht mehr eigens zugänglich gemacht werden, denn das Meinen und das Rechnen, das Machen und das Durchführen sollte nicht ihre Sache sein. Dafür ist gesorgt. Das ist ist kein Landeskinderkram. Geld ist kein Spielzeug, nein, essen darf man es auch nicht, spuckst dus aus, sofort! Den Hunderter darfst du behalten, Landeskind. Den Tausender darfst du haben, Landeskind, wenn du den Führerschein machen willst. Wo gibts sowas sonst noch?! Sonst aber nichts. Wir machen das schon, wir überblicken das alles, weil wir auf einen Berg steigen können, wenn wir wollen. Von dort oben sieht man mehr. Wieso sehen wir immer noch nichts? Irgendwo wird schon jemand sein, der das alles überblickt. Aber wir sind es nicht. Wir machen nichts, was wir uns nicht vorstellen können, und wir stellen uns nichts vor, was wir dann nicht auch machen können. So hat man es uns beigebracht. Es genügt, daß wir dazugehören, dann wird schon für uns gesorgt werden. Wir sind grade Michel, wir sagen immer, was Sache ist, und was Sache ist, das ist uns vorgesagt worden. Wir können uns alles vorstellen, wir können uns nicht vorstellen, daß der Jörg uns angeschmiert hat. Er hat sicher das Gegenteil gewollt. Er hat unser Wohl gewollt. Und was wir nicht sehen wollen, das sehen wir sowieso nicht. Das Unübersichtliche übersehen wir gleich von Anfang an, der Jörg hat es uns schon erklärt, bevor es unübersichtlich wurde. Jetzt übersehen wir es einfach und aus. Wir geben bei der Aufklärung sofort auf, das ist unsere Aufgabe, die dafür jetzt andre übernehmen, die wir nicht kennen und die natürlich nicht wissen, was sie tun, wenn sie uns beschuldigen. Sie beschuldigen uns von außen, weil sie uns nicht kennen. Weil sie uns nicht so bis ins Innerste kennen, wie der Jörg uns gekannt hat. Immer beschuldigen sie uns. Auf einmal sind wir die Beschuldigten, die man anderswo Angeklagte nennt. Wir haben jeder einen Hunderter gekriegt, das ist doch auch was! Wessen beschuldigen Sie uns dann? Einen Hunderter kriegt nicht jeder. Wir haben ihn ja nicht gestohlen!

Dem Afrikaner, der aus dem Fenster gesprungen ist, wurde das Leben gestohlen. Einen Hunderter war das sicher nicht wert. Was wollen die Leute? Was will jemand von uns? Was hat der unabhängige Brandgutachter aus Graz, das ist gleich nebenan, in dem abgebrannten Asylheim gesehen, was wir nicht gesehen haben und nicht gesehen hätten, auch wenn wir hingeschaut hätten? Er hat Schüttspuren von Brandbeschleunigern gesehen, im Stiegenhaus, und zwar solche, die so heimtückisch und mit bösartiger Absicht (anders ist es nicht denkbar) aufgebracht waren, daß es den Bewohnern des Heims unmöglich gewesen wäre zu flüchten. Sie wären nicht mehr rausgekommen. Wie man aus einer Sache rauskommt, das hätten sie sich bei uns abschauen können, aber wir halten still und zeigen niemandem etwas, sonst nimmt man uns unseren Hunderter oder gar unseren Fahrschultausender weg, falls wir jung genug für den sind. Und bevor Sie fragen: Nein, es gibt keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat, neinnein, die gibt es nicht, das wissen wir schon vorher, das wissen wir schon, bevor Sie uns danach fragem. Denn an diesen Machenschaften kann gar nichts Fragwürdiges sein, wir haben sie schließlich selbst gemacht, wir haben die Eingeschlossenen angezündet, mit einer einzigen Zigarette wäre das ja gar nicht möglich gewesen, da mußten wir schon einen Zahn zulegen und ein paar Liter Benzin ausschütten, bei uns kommen keine brennbaren Flüssigkeiten, kein Benzin, mit dem wir ein Heim abfackeln könnten, vor, glauben Sie, wir haben mit unserem Fahrschultausender nichts Besseres zu tun als den Treibstoff in ein Haus zu schütten? Wir wissen ja, was wir tun, und wir haben auch geduldet, daß sowas möglich geworden ist, was auch immer, unmöglich kann das ein Unfall gewesen sein, was dem Jörg in seinem Auto passiert ist, unmöglich kann das Brandstiftung gewesen sein, was diesem Heim passiert ist, und was wir machen, das ist gemacht wie ein gemachtes Bett. Paßt. Aus. Und wenn wir einen Versicherungsbetrug machen, ob mit oder ohne Auto, dann ist das in Ordnung, weil wir es sind, die ihn gemacht haben. Wer kann sich denken, daß es feuerpolizeiliche Mängel gab ? Niemand. Wer kann sich etwas vorstellen? Niemand, denn es ist niemand vorstellig geworden, aber es sind viele vorgestellt worden, die sich vor andere gestellt haben. Immer ein Kleinerer vor einen Größeren. Und der Herr Landeshauptmann steht jetzt vor Gott, der ist im Nichts, er sagt uns nicht mehr, wo es langgeht. So gehen wir halt in fremde Heime hinein. Aber das kennt er noch von früher, der Jörg, denn so hat das Land unter seiner Aufsicht, die ohne jede Vorsicht stattfand, denn so war er eben, ein Draufgänger!, ja gewirtschaftet, als ob Geld das Nichts wäre, in dem alles verschwindet, am Ende das Geld selbst.

Die Kärntner Polizei singt kräftig im Chor ihr Kärntner Liedgut mit, das das höchste Gut ist, das sie dort kennen, weil man ihnen kein andres Gut je gezeigt hat, außer ihrem eigenen, das sie vor allen anderen beschützen müssen. Und dann schützen sie alles andre auch, und zwar genau alles, was man ihnen sagt. Da kann der unabhängige, vom Gericht bestellte Brandsachverständige zehnmal bekanntgeben, es war „mutwillige Inbrandsetzung“, da kann ein jeder daherkommen, was sagen und gleich wieder gehen, denn wir bleiben lieber unter uns, miteinander bekannt, wir geben nichts, wir nehmen nur, ja, wir Kärntner sind gemütliche Leute und lassen alle alles sagen, weil es ohnedies nicht wahr ist, wenn nicht wir es gesagt haben. Wer war es? Kein Anschlag war es, das können wir jederzeit öffentlich ans Brett anschlagen, und jeder wird es glauben. Wo sind wir denn? Zumindest das wissen wir, denn auch das hat man uns gesagt. Wo wir sind, das wissen wir auch. Wer wir sind, das wissen wir vielleicht schon weniger, aber es wird uns gewiß noch gesagt werden. Schwierigkeiten sind dazu da, überwunden zu werden. Grenzen sind dazu da, die andren draußen zu halten. Geld ist dazu da, daß wir es haben, und wir bestimmen, wer es bekommt. Fragwürdigkeiten werden vertrieben oder ausgerottet, damit keiner mehr nach ihnen fragt, Gemeinheiten werden gebrandmarkt oder gleich ganz verbrannt, Papiere sowieso, die auf uns hindeuten, da deuten wir gleich zurück auf die anderen, sicher ist sicher, die waren es, ganz sicher!, unsicher ist unsicher. Die Fremden bringen uns die Unsicherheit, wo wir doch so an den Sicherheiten hängen, die wir dem Geld zwar bieten, den Menschen aber nicht. Sicher ist, daß wir diesen Hunderter vom Herrn Landeshauptmann persönlich bekommen werden. Wir hoffen jetzt nur, daß das Geld selbst nicht auch noch unsicher wird! Aber nein, das kann nicht sein, das hat uns keiner gesagt, daß es das je werden könnte. Auf das Geld haben wir bisher immer vertrauen können. Das ist absolut sicher. Unsere Einlagen sind so sicher wie nichts sonst. Wir wollen nicht hoffen, daß wir sie uns bald in die Schuhe legen können!

Sicher ist sie also, die Zukunft ihres Geldes, allerdings nur für wenige Auserwählte. Viele sind gekommen, aber  nur wenige sind auserwählt. Die sind auf der sicheren Seite. Sie haben vorgesorgt. Um andere sorgen sie sich nicht, das ist auch nicht nötig, damit ihr Geld sicher ist. Es ist ganz bei ihnen, und es ist sicher bei ihnen. Die andren kriegen nichts und kriegen nichts mit, die kriegen nichts mit von einem Brandbeschleuniger, mit dem ein Mensch und mit dem auch ihr Geld verzehrt wird, von einem andren Feuer, das alles nimmt, the winner takes it all, sie kriegen ja ihre Scheine vom Herrn Landeshauptmann bar aufs Handerl, das ist doch schon viel, das ist mehr, als andre bekommen. Sie brauchen keinen Brandbeschleuniger, weil sie selber recht flott unterwegs sind auf den Straßen am Wörthersee, es muß nicht immer Porsche sein. Rasch vorpreschen und kassieren, bevor die andren es merken, da werden wir keinen Blitzer der Erkenntnis und keine Polizei brauchen. Wenn die kommt, sind wir längst weg. Auf den Fotos nur ein blinder Fleck, so schnell waren wir. So haben wir es auch mit der Hyperalpe und den blöden Bayern gemacht. Die nehmen ja alles, und solch gutes Geld, wie wir es rausgeschmissen haben, das nehmen sie auch noch und auch noch gern, obwohl es gar nicht mehr da ist. Ein Teil davon ist auch hergeliehen worden, damit die inzwischen bekannten Berlin-Investoren ihre Freude damit haben. Aber das wissen die Bayern nicht. Wenn sie es merken, wird es schon zu spät sein. Dann werden sie schon den Scherm aufhaben. Wie das auf Bayrisch heißt, weiß ich nicht, doch, jetzt erfahre ich es: Sie sagen die Ausgschmierten, wir sind jetzt die Ausgschmierten, die Preussen sagen: die Gelackmeierten. Das sind sie jetzt. Sterben lassen oder retten die Hyperalpe?, das ist jetzt die Frage, retten bis zur Adria, nachdem die Hyper-Superalpe in einer eleganten Verkaufskette, an der dreistellige Millionengewinne verführerisch klimpern, ausgemolken und dann geschmückt und dann verkauft worden sein wird und jetzt brav schon wieder zu uns zurückkommt, um nur drei Euro oder so, hallo! Der Mann, der aus dem Fenster sprang, um sich vor dem Feuer zu retten, der ist gestorben, der ist nicht gerettet worden. Aber sonst retten wir natürlich soviel wie möglich. Was, es ist nichts mehr da? Das stimmt nicht: Wir aber, wir werden alle gerettet werden, und wir sind noch da! Man wird schon auf uns schauen, daß nichts passiert. Die Gewinne haben andre eingefahren, wir aber, wir aber zahlen für das Verstaatlichte, für das jetzt nicht mehr so Stattliche, wie es einst die geschmückte Braut war, wir zahlen für das Verstaatliche, das aus dem einst Stattlichen geworden ist. Wir zahlen drei Euro. Und dann zahlen wir noch mehr. Macht ja nichts. Ein paar Jahre Spaß mit Jörg und seinen Spießergesellen, das war es uns wert. Die Köpfe rollen, doch nicht bei uns. Sie rollen wie von weit, doch nicht bei uns. Da höre ich zwar schon schwach ein Sägen , aber fallen tut noch nichts, fallen tun nur die fauligen Kredite wie die Kegel unter der Hand von einem, der mit der Kugel umzugehen weiß, von einem, der es wußte. Aber wer würde schon an dem Ast sägen, auf dem er sitzt? Wer würde das tun, wenn er sich auf einen höheren Ast schwingen kann, von dem aus er alles noch besser sehen kann?

Also: Was ist jetzt also mit den Unklarheiten und Ungeklärtheiten? Werden sie so gut aufgeklärt werden wie der Brand im Asylheim, nämlich gar nicht, obwohl alles inzwischen doch so klar zutage tritt? Wird etwas aufgeklärt werden? Womöglich nicht, obwohl alles gewußt werden kann, obwohl alles zu erklären ist, obwohl alles eine Aufgabe ist, die gelöst werden kann, aber derzeit noch nicht gelöst ist. Was wir gemacht haben, das sind wir, sagen sich die paar Ausnahme-Kärntner (und der Beutekärntner, der seine Beute eingefahren hat, eine Seebühne, ein Fußballstadion, ein Schloßhotel, das man aus dem Fernsehen schon noch kennenlernen wird, und dazu noch ein bissel ein Kleingeld, das ein jeder brauchen kann, aber was hat er jetzt davon, der verstohlene Wahlkärntner, der wirklich und echt von denen gewählt worden ist?) stolz, und unsere Machenschaften sind grenzenlos, sie können ja bis nach Slowenien und Kroatien gehen oder joggen oder schwimmen oder bergsteigen, das sind Länder, die wir zwar verachten, die wir aber vielleicht noch gut brauchen können. Wir schieben ihnen was hinein, die schieben uns nichts zurück, vielleicht ist auch unsere Grenze zu dicht dafür? Die wollen uns nicht, und wir wollen sie nicht, wir wollen ihre Sprache nicht, wir wollen unsere Orte nicht auch noch in ihrer Sprache benennen müssen, so weit gehen wir nicht, aber wir wollen mit ihnen Geschäfte zu unserem Vorteil machen, nur leider war es zu ihrem. Das haben wir zu spät überrissen, und das hat uns hineingerissen. Die sind ja so heimtückisch am Balkan! Kärnten ist reich, das hat der teure (und immer teurer werdende, nach seinem Tode noch) Landsknecht gesagt, der Landesherr, der immer auch der Knecht seines Landes war, in dem Sinn, daß er dort gesoffen und sich selbst überhoben hat, nein, mit der Aufgabe ist er nicht gewachsen, mit dieser Aufgabe ist er eingegangen, aber aufgegeben hat er nicht. Der hat nie aufgegeben! Aufgeben tut man ein Paket. Und jetzt zahlen wir alle. Da werden Latifundien an felsigen Küsten erworben, in Bauland umgewidmet, bis sie das 200-Fache wert sind, kommt alles in unser Fach, schlägt alles in unser Fach, der Mehrwert gehört uns, wir verflechten uns, wir sind Hyperbanker und gleichzeitig auch noch in den Aufsichtsräten der Immobilienfirmen an den vermeintlichen Goldküsten dort unten, dem neuen Florida Europas, aber auch das wird fragwürdig werden, obwohl es gültig bleibt. Wir haben es vorausgesagt, und es ist nicht eingetroffen, das macht uns nicht betroffen. Macht ja nichts.

 Jedem wäre dieses Geheimnisvolle öffentlich zugänglich gewesen, hätte er nur gefragt. Gefragt haben sie aber nicht, die Bayern, und jetzt wollen sie dafür nur Antworten, selbst schuld, wer fragt, die wollten natürlich auch reich werden wie die Kärntner. Das will ja jeder, aber nicht jeder kann es. Es kann ja auch nicht jeder hier bei uns bleiben, das können nur wenige. Diese Machenschaften der Hyperbanker haben sie sich aber nicht einmal vorstellen können, die Bayern in ihrer lieben Landesbank, die hoch hinaus wollte und jetzt so tief abgestürzt ist. Sie wollten dort kräftig mitschneiden. Jetzt haben sie ihren kräftigen Schnitt gemacht, und wir alle müssen bluten.

Lang, lang ists her, aber jetzt erst sehen wir die Folgen. Nein, es waren schon unsere tapferen Schneiderlein, die allein mit dem Stoff, aus dem die Alpträume sind und die Adriaträume, umgehen können, die da hinübergeritten sind an die sonnigen Küsten, wo sie Geschäfte machten, Kredite vergaben, nichts zurückgekriegt haben, noch mehr Kredite vergaben, noch mehr nicht zurückbekamen, Versprechungen abgaben, Versprechungen nicht einlösten, das ist ja immer so mit dem Kredit. Entweder abgeben oder einlösen, irgendwann wird alles eins. Es wird eh nichts zurückkommen, jedenfalls nicht freiwillig. Wer will schon nach Kärnten! Die Kredite nicht. Noch dazu von der falschen Seite her! Versprechen kostet nichts, falsche Bilanzsummen kosten auch nichts, hinschreiben kann auch ich irgendwas (und tu das auch, aber es tut niemandem weh, und mir muß niemand was zurückzahlen, ich leihe nichts, ich gebe nur), Vorsorge gilt nicht, die ist für Memmen, die wir nicht sind in Kärnten, wir sind die profitabelste Bank Österreichs, wir machen Kärnten nein, nicht österreich, aber doch immerhin reich, Österreich kommt dann später dran, wenns ans Blechen geht, nein, wir sind es schon, Kärnten ist reich! Wir sind es, hallo! Ein Drittel aller Auslandsinvestitionen Kroatiens, des EU-Beitrittswerbers, kommt aus Österreich, kein Wunder, daß auch die Bayern davon besoffen waren und reich werden wollten. Die wollten natürlich mitschneiden. Also bitte, was soll das werden? Der Stoff ist doch ganz verschnitten! Daraus können sie sich nicht einmal mehr eine Krawatte nähen!

Wir scheuen kein Risiko, aber Verluste wollen wir auch keine machen. So wäre das schön in der Bankenlandschaft mit ihren schroffen Klippen und Untiefen, keine Verluste, niemals, nur Gewinne!, nein, tiefer gehts nimmer mit den Gewinnen, die längst schon Verluste geworden sind, das ist so aufregend, das verzaubert uns alle. Reich werden, das will Kärnten und ist es gar schon. Der Verstorbene hat es uns ja versichert, da brauchen wir uns gegen Risiken gar nicht mehr zu versichern, denn der Herr Landshauptmann hat es uns versichert, daß das, was liegt, auch pickt, das kennen wir vom Bauernschnapsen, und ist das nicht ein Hunderter?, den wir da bar in der Hand halten? Super! Und was wir erst für unsere Jugend tun, für unsere Familien! Ursuper! Die Geschäftspartner werden dafür immer fragwürdiger, kein Wunder, die sind ja auch nicht Familie, die werden aber immer weniger befragt, denn das Fragen, das können sie hier nicht so gut. Das Antworten geht schon besser, das geht wie geschmiert über die Lippen der Kärntner Sach-Bearbeiter, die aber sachlich nie bleiben müssen. Wie geschmiert geht das, weil geschmiert wurde, wie sollte es denn anders gehen? Auf alles haben sie eine Antwort, sie stimmt nur nicht. Sie antworten auf eine Brandstiftung mit Zigaretten-Unfall, es stimmt nur nicht. Sind das da in Kroatien auch alles gute Investitionen? Ja, natürlich, es stimmt nur nicht. Waren das Risikogeschäfte? Nein. Es stimmt nur nicht. Sind das etwa Milliardenverluste? Nein. Es stimmt nur nicht. Kärnten ist fraglos ein Land der Fraglosigkeiten, es duldet nichts Fragwürdiges, um den Preis, daß inzwischen alles fragwürdig ist. Es fragen immer mehr, es stimmt aber nicht, was sie zur Antwort kriegen. Es stimmt nur nicht, daß sie überhaupt eine Antwort kriegen. Niemand ist hier zur Wahrheit verpflichtet. Kärnten ist ein Phantom, ein unheimliches Land, gerade weil dort alles heimlich geschieht und doch zum Profit einiger weniger dient, bei denen es nie weniger wird, ganz heimelig wie in den Volksliedern ist es dort, so heimelig. Wer spricht von Betrug, wenn die Freunde des uns langsam aber sicher: zu teuren Verblichenen, diese Tilo Berlins, diese Kärntner Aristos, diese Witwe Flick und dieser Herr, der einmal unser Herr Finanzminister war, der hat aber nur für seine Schwiegermutter die Genußscheine gezeichnet (ich hoffe doch, er genießt nicht selber!), sich beim Verkauf der Hyper- und Alpenbank an die Bayern um hunderte Millionen bereichert haben? Wer spricht davon?

Es wird viel gesprochen werden, und es wird immer mehr stimmen. Die Kärntner Stimmen haben sich aufeinander eingestimmt, sie werden ihre traurigen Lieder in Moll anstimmen, dieselben, die sie immer schon gesungen haben, mit einem Solo des inzwischen fast unbezahlbaren Verblichenen mittendrin, nein, der ist kein Solist mehr, der ist immer mehr wie alle, Kärnten wird nie in die Einsamkeit seiner Schuld gestoßen werden, weil sie stets in Chören singen, und wo man singt, dort laß dich ruhig nieder, böse Menschen kennen keine Lieder, jedenfalls keine solchen, keine so schönen. Bilanzfälscher kennen das Geld nicht, sie gehen nur damit um, aber sie vermeiden den schlechten Umgang mit gutem Geld, sie suchen den guten Umgang mit schlechtem Geld, egal welches Geld, wir müssen es ihnen hinterher schmeißen. Sonst nehmen sie es womöglich gar nicht. Brandstifter kennen den Stift nicht, mit dem ihnen ins Abstammungsbuch geschrieben wurde, daß diese Fremden weg müssen und das Haus gleich auch dazu, weil es im Liegen mehr wert ist, und zwar als Liegenschaft, mehr wert als im Stehen. Geschichtsfälscher kennen die Geschichte nicht, und soviel wir ihnen davon auch hinterher schmeißen, sie werden sie nie kennenlernen wollen. Sie singen. Sie singen. Das ist Arbeit genug. Sie stimmen ihre wehen Gesänge an, die wehen ihnen aus den Mündern wie Fahnen, die längst ungültig sind, aber langsam wird es kalt, und man sieht den Gesang als Hauch vor den Mündern, als Rauch, alles Schall und Rauch, der Gesang Schall und Rauch und Nebel.

Die Feuerwehr sagt, es war nur eine kleine Zigarette, die sich jemand angezündet und dann achtlos weggelegt hat. Viel Rauch um nichts. Ob Brandbeschleuniger oder Profitbeschleuniger – egal! Es wird sich noch herausstellen, daß dieser Rauch uns nichts zu sagen hat, nur der schöne Schall und der schöne Schein und die schönen Genußscheine zählen. Nur die sagen uns was. Nur die gefälschten Bilanzen zählen, die gehören zum Schall. Für den Rauch sorgen wir schon. Es gibt keine Zeugen, die den Rauch gesehen haben. Also hat auch nichts gebrannt. Und jetzt müssen wir alle halt für die brennen, wie man hier sagt. Brennen wie die Luster. Und das schöne Kärnten macht Lust auf mehr! Wetten, daß es das auch noch bekommt? Mehr! Das Investieren am Meer war nicht so gut, aber das Mehr, das bekommt uns, das bekommen wir, ganz sicher.


Asylheim Klagenfurt

 

Dank an Florian Klenk und den „Falter"

8.4.2010

Fotos:
(1)
format.at, 21.1.2010 (im Bild v.l. Martinez, Haider, Schmidt, Berlin, Kulterer)
(2) diepresse.com, 21.1.2010


Kärntner Lied: gut © 2010 Elfriede Jelinek

 

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