Auszüge aus "am Königsweg", nur ein kleines Medley.Etwas erweitert, aber erst am Schluß, wo noch Platz war. Aber immer noch keine richtige Melodie.
Gehen Sie ruhig durch die Menge hindurch, sie wird sich nicht vor Ihnen teilen, und sie wird nicht mit Ihnen teilen. Sie können Ihren Führer derzeit nicht sehen, weil Sie dermaßen blind nach vorne stürmen. Weil Sie glauben, dort gibts was gratis, Sie wissen aber nicht, was, Sie wissen bloß, daß dort was verschenkt wird, ein Wahlgeschenk, das nicht ein Geschenk Ihrer Wahl ist, aber wer schaut schon nach, wenn etwas gratis ist. Das mit den Geschenken macht er, damit Sie glauben, Sie können ihm nachlaufen, dabei ist er längst hinter Ihnen her. Wenn der nach vorne drängt, gibt es einen Zusammenhalt, nein, den Halt hat es davor gegeben, jetzt gibt es einen heftigen Zusammenprall, einen Zusammenstoß zwischen denen, die zurückdrängen, weil ihr Anführer ja hinter ihnen ist, und denen, die nach vorn drängen, weil sie noch nicht kapiert haben, daß er jetzt von hinten anschiebt, wenn Sie nur wüßten, wohin, na na, jetzt machen Sie ihn bloß nicht zum Sündenbock, nur weil Sie nicht wissen, wo er ist, oder hat der sich etwa von hinten verdünnisiert? Das darf doch nicht wahr sein! Wo ist er denn hin? Wir machen ihn zur Sau, zu der Sau, als die vorher wir immer durchs Dorf getrieben wurden, denn bis in die Stadt haben wirs nicht geschafft, die Stadt hassen wir, weil sie uns nicht aufgenommen hat, nicht einmal in ihre Nähe hat sie uns gelassen. Jetzt üben wir Gewalt aus, das ist das Wesen der Gewalt, daß sie Hingabe verlangt, äußerste Hingabe, ja, auch Übung, sonst könnten wir sie doch nicht ausüben. Die Gewalt ist in uns, sie ist bereits in uns, wir haben uns ihr hingegeben, und dann war sie gar nicht unser Liebhaber. So einen entsetzlichen Typen hätten wir nie haben wollen, haben Sie sein Gesicht gesehen, sein Haar? Das wollten wir nicht, das haben wir nicht gewollt, wir haben ihn aber bekommen, und jetzt befindet er sich in uns, wir opfern uns für ihn, wir opfern uns ihm, doch dieses Opfer versöhnt ihn nicht. Er will in seinem Wolkenkuckuckskratzer wohnen bleiben, dort, wo das viele Gold ist, ich glaube, das ist nicht echt, weil es vo viel ist. Und von dort her wird er uns Ordnung verordnen. In diesem Menschen hier ist das Böse und das Gute verkörpert, das sage ich Ihnen, es gilt für jeden, doch sein Körper gefällt mir nicht, ist für sein Alter auch wieder nicht so schlecht. Der König war zuerst böse, und dann war er wieder gut mit uns. Das wechselt bei ihm. Nur seine blütenweiße Weste wechselt er nie. Kein Wunder, daß sie so ausschaut. Der Denker schreibt ihm zu, daß er der Verursacher von Gewalt gewesen sei in seinem ersten Leben, in dem er noch unter den Menschen geweilt hat. Jetzt wurde er abgehoben, ich meine, er ist jetzt abgehoben. Wir wollten ihn hier haben, und dann werden wir ihn nicht mehr hier haben wollen, das ist mein Trugschluß, denn er ist immer noch da. Falls er jedoch, ebenfalls mit Gewalt, ausgestoßen werden wird, keine Ahnung, wer das tun soll, werden wir selbst mit der Gewalt Freundschaft geschlossen haben, kennengelernt haben wir sie dann schon; sie wird uns immer besser gefallen, sie wird uns vertraut sein, dafür wird niemand sonst uns mehr vertrauen. Noch sind wir aber nicht so weit, seine Lebensführung zu untersuchen, wir versuchen es, wir sehen ja nur, was er uns zeigt; vielleicht werden wir ihn auch nie wieder los, ich denke, das wäre ganz in seinem Sinn, und was in seinem Sinn ist, das geschieht. Doch wenn es so weit ist, sobald er vielleicht doch ausgestoßen wird von uns und der gesamten Menschheit, von der keiner gewillt wäre, derart langwierige Ermittlungen über sich ergehen zu lassen, die eh nichts nützen und die er persönlich beenden wird,. dann wird er weiter in Ruhe und Fröhlichkeit in seinem Bademantel, den er gar nicht hat, herumgehen, im einzigen Haus, das ihm nicht gehört. Der König. Es hat alles schon stattgefunden, ist aber nicht vorbei. Oder wird es erst stattfinden beziehungsweise findet es derzeit woanders statt, in einer andren Dimension?, nein, in unserer, ein seltenes Ereignis, so daß man bereits sehen kann, was ist (aber noch ist es nicht, noch ist es nichts), das lassen wir jetzt bei der Auszählung der Stimmen einmal gründlich auf uns einwirken. Haben die Slot Machines gelogen? Mit denen kann man auch ganz schöne Verluste machen, nebenbei bemerkt. Hat jemand andrer etwas eingeworfen oder etwas rausgenommen? Seien wir froh, daß eine Eingabe erfolgt ist, ein Einwurf, nicht zu verwechseln mit dem Einwand, den ja viele haben können, der Wurf ist getan, man sieht den Werfer nicht, und da ist niemand, der diesen Wurf entgegengenommen hätte. Vielleicht hat er gedacht, es wäre nur ein Entwurf und ihn in den Papierkorb gehaut? Egal. Er hätte immer mehr wollen. Doch es war schon genug. Was haben wir getan? Nicht zu korrekt sein, nicht schreien, nicht spucken, nicht Transparente schwenken, nicht Scheiben einschlagen, nicht bei jeder Gelegenheit Halt! schreien, davon wird nichts angehalten werden, nicht von Menschen, die nicht einmal für Tiere bremsen würden! Nicht andre als dumm anklagen! Das gilt für mich, ich tu es ja die ganze Zeit. Nicht auf andre herabschauen! Nicht sich erheben, und wenn, dann den Sessel stehen lassen! Nicht selbstgerecht sein und nicht korrekt sein, aber auch nichts sein, was andre beleidigen oder kränken könnte. Als Enttäuschter nicht selbst enttäuschend sein! Auch sonst niemanden täuschen! Der König sagt, was ist, nur Sie täuschen sich immer, er nicht. Die Vorwärtsstrebenden treten nach hinten aus, die Zurückweichenden treten auch irgendwo aus, wo ein Pipifax, eine Pipibox steht, erst neulich habe ich wieder so eine gesehen, vormals Dixi, mein Liebling, das Einfache duldet nichts, es duldet auch keine historische Verrechnung, weil ja alles einmalig ist. Das Einfache entsagt dem Umfänglichen, es ist unerschöpflich, das Einfache, und was verlangt es? Es verlangt das Schwerste, das Zurückkehrenkönnen zum Selben. So treffen einander diejenigen, die nach vorne wollen, und die, die zurückdrängen, sie treffen sich auf dem Schlachtfeld, wo ein wilder Hund steht und dauernd so hechelt, sonst ist da nichts mehr, es ist nichts mehr dazwischen. Und die Wahrheit verbirgt sich, ja, das ist schön, sie verbirgt sich denen, die sich selbst verbergen, wie ein Windstoß, der in einem abseitigen Talgrund des Schwarzwalds oder wo auch immer die Erde verweht, ja, und daß die Menschen, die einander in der Mitte treffen und sich die Schädel einschlagen, einen Blick lang wenigstens ihre Zugehörigkeit erkennen und einen Augenblick lang, vielleicht einen anderen Augenblick, sich dann vielleicht an Gott erinnern, weil ihnen niemand andrer einfällt, und dem erscheinen die Menschen ganz brauchbar, Kunststück, er hat sie ja gemacht, er weiß nur noch nicht recht, wofür. Warum sage ich das jetzt? Aber ich sage es ja gar nicht! Oder zu oft. Ständig! Sie rechnen und rechnen sich in die Besinnungslosigkeit hinein, diese Menschenentwürfe, sogar in höchster Auflösung sind sie inzwischen überall erhältlich, werden aber natürlich immer verschwommener, das ist der Nachteil der hohen Auflöslichkeit. Diejenigen, die schwimmen können, erhalten manchmal sogar ein Aufenthaltsrecht, wenn auch nicht im Wasser, wo die Fische und die Toten sind. Gott hat sie sich anders vorgestellt, irgendwie konkreter, aber bitte, von mir aus. Immerhin sind sie etwas dezimiert. Sie rechnen, die Verbleibenden, nicht aber die Hinterbliebenen rechnen sich irgendwas aus, weil sie das Berechnen nur in der Besinnungslosigkeit überhaupt können, ich kann es so und so nicht, egal in welchem Zustand, weil mir das blöde Blut immer in die Augen rinnt, wenn ich was sehen möchte, das mir weit voraus ist. In Rudeln wie Rinderherden anstürmen auf ihn die Männer, die endlich auch was werden wollen. Nach ihren Gewalttaten sind sie unbemerkt entschwunden, jetzt sind sie wieder da. Immerhin sind sie dazwischen in der Welt herumgekommen. Man hat nach ihren Händen gegriffen, sie wurden angefleht, nach etwas mehr Lohn oder etwas mehr Tod, je nachdem, was grade da ist. Doch sie hatten nichts zu verteilen. Geschickt wurden sie aufs Feld, andre haben sie geschickt aufs Feld, aufs Weideland des Todesviehs. Von Orten kommen sie, von vielen Orten, die sie selbst besucht haben, von Orten, von denen möglichst die Stadt nicht mehr ansichtig sein sollte, der Hort des Übels, Schutt soll das Schicksal sein dieser Orte. Was, das soll eine Stadt sein? Also das können wir jetzt aber nicht glauben!
Ja, spricht der König, er sagt viel Wahres, der Wahrsager, nur stimmen tut es nicht. Hat er jetzt wenigstens Ruhe nach der Qual? Nein, keine Ruhe, er hat einfach keine Ruhe und daher kann er sie auch nicht geben. Er schreit, man soll die Riegel öffnen und allen im Land kundtun, daß er mehrfacher Lügner und Mörder und Ehebrecher, allerdings nicht Einbrecher und nicht Ausbeuter ist, das ganz besonders nicht, das wird vom anderen König erledigt, wird erledigt. Na schön. Ruft er halt Verruchtes und Unsagbares, als wollte er sich selbst aus dem Land verstoßen, in dem er nun mal König geworden ist, das will er aber gar nicht, wollte er nie, er will ein neues Hotel bauen, doch wenn er nicht König ist, kriegt er das Kapital dafür nicht und kriegt den Belag für dieses Hotel auch nicht. Da ist sie, die nächtliche Saat, die er sich endlich einmal bei Helligkeit anschauen möchte, jetzt zutage gebracht, die bringen alle nichts weiter, die Saat bringt sich selbst hervor, doch diese wird nicht mehr aufgehn, ein Haufen Saat, was die wohl einbringen wird?, ich meine, wer die wohl einbringen wird? Nein, wem die wohl was einbringen wird? Ist vielleicht jetzt der Zeitpunkt, Sie anzuklagen, König, dann sagen Sie es bitte? Oder wollen Sie ein andermal angeklagt werden? Keine Sorge, das macht eh keiner. Vielleicht warte ich noch ein wenig, da es alle tun, die einen anklagen, na, wenn es viele sind, hat er erst recht keine Angst, der König. Wo die anderen nur immer klagen, möchte ich mich doch vorteilhaft abheben, obwohl ich ja auch immer klage. Oder geklagt werde. Wenn man die Abgehängten schon abhängt, dann muß man ihnen eine Stimme geben, so, die Stimme haben sie, hier bitte, ein halbes Kilo Stimme, ist es so recht? So ist es recht. Sie sprechen mit einer Stimme, zählen wir diese eine Stimme noch mal aus? Nein, die zähle ich Ihnen aus, darauf kommt es mir nicht an, es ist ein Stück Stimme und aus, und mehr wird es auch nicht. Jeder hat nur eine gekriegt. Sie sprechen wie aus einem Mund. Nehmen Sie die Gewalt und schieben Sie sie sich in den Arsch, nein, sie sagen es lustiger, das kann ich aber jetzt nicht, das kann nur der, der Gewalt ausübt, der steht da drüber, was sollen wir mit der Gewalt also anfangen? Erst mal mit ihr anfangen, dann sehn wir weiter? Ich beschuldige Sie der alleinigen Urheberschaft an dieser Krise, und ich fürchte, Sie werden auch an der Zerstörung der kulturellen Ordnung teilnehmen, oh, Sie haben sich schon dafür angemeldet, wie ich sehe, der Kurs beginnt gleich, Ihr Kurs beginnt gleich, wohin wird er führen? In diese Löcher, von denen ich immer spreche, der König aber noch öfter, der darf!, bitte um Entschuldigung, aber ich bin eine der wenigen, die wissen, wo sie sich befinden, bin ich doch Mitglied einer sehr großen Minderheit, die in meinen Kreisen die Mehrheit genannt wird. Dort waren Sie schon oft, und wenn gewünscht, gehen Sie halt noch einmal hinein, werden Sie Minderheit, dann können Sie in Ruhe fallen, wenn auch nicht auf einem Feld der Ehre, und Ihre Wünsche werden was-weiß-ich, ich sage nicht mehr sublimiert, denn solche Worte sind überflüssig geworden, wer kennt sie noch?, niemand, nur die Hautevolee, ja, die meisten anderen kennen eben andere Worte. Das Nichts ist Ihr Lebenszweck, Herr König, ich weiß schon, daß Sie nicht so heißen, bloß so sind. Jetzt rufen, die so sehr nach Ihnen verlangen, Sie heraus, gut, die sollen kommen, von mir aus, die andren nicht, sind aber trotzdem da und schreien transparent, also mit so Transparenten, auf der Straße, und sowas wird auch noch beschützt!, die sind aufgehetzt von irgendwelchen Boten, sie müssen aufgehetzt sein, sonst würden sie sich nicht so beeilen, von mir aus, welches Übel fehlt uns noch? Als Seherin muß ich noch üben, das sehe ich, ich fahnde nach allen, nach den Lebenden und den Toten, die Toten findet man leichter, man weiß, wo sie sich aufhalten. Mir fällt keines ein, kein Übel, das wir noch nicht hatten. Ehrlos zugrundegehen vielleicht? Nein, das nicht. Die lieblichen Kinder und den lieben Schwiegersohn nicht mehr anschauen dürfen? Nein, da besteht keine Gefahr. Der König hört sich alles an, und dann meldet er das ihm Verkündete. Die Zeichendeuter fragt er auch um Rat, doch die können seine Schrift nicht lesen, und es graust ihnen vor den stinkenden Eingeweiden, die da vor ihnen ausgebreitet werden. Er kann allerdings auch nicht gut schreiben, der König, er macht lieber etwas anderes mit seinen Händen. Dafür lieben ihn die Arbeiters. Vielen Dank. Bitte, das ist doch selbstverständlich, Sie müssen sich nicht bedanken, weil Sie kommen dürfen, und Sie nicht, weil sie dableiben dürfen. Ich durfte ja auch kommen, bis jetzt, jetzt schon länger nicht mehr. Nicht nötig, ich bin ohnedies da. Wenn ich nur nicht durch tödliche Gewalt wieder zum Verschwinden gebracht werde! Möchte gern noch dableiben, aber ganz wie Sie wünschen. Im Totenreich müssen Sie mich noch nicht suchen, wer immer Sie sind. Habt ihr das gesellschaftliche Klima vergiftet? Nein, habt ihr nicht, das sehe ich euch an. Seid ihr junge Wählerinnen und Wähler? Noch nicht, aber bald. Was? Also doch! Ich habs doch gewußt! Ihr singt jetzt: Das war eine wichtige Botschaft, sehr wichtig, vor allem für die verarmten Innenstädte! Alle, Bürgermeister, Polizei, Radiosender, Hähnchenbräter, Gesichtsbücher, die den Ton angeben, ihr Echo hallt durch die Straßen, alle scheitern daran, dort für Ordnung zu sorgen. Hoffentlich wird unser König das hinkriegen, ja, das hoffen wir schon sehr, er muß die Menschen in den Prozeß mit einschließen, und gegen die übrigen muß er selbst Prozesse führen. Millionen Menschen haben gewählt und hätten das gar nicht gedurft. Eine wichtige, aber schwere Aufgabe, keine Ahnung, welche; singen wir, Oh Dunkelheit, du, mein Gewölk, uns entsetzlich unsagbar drängend, da gehen wir doch lieber hinein, damit wir keinen Stich von den Stacheln kriegen der Bienen und Wespen, damit wir uns an kein Leid erinnern müssen, wenn wir einmal groß sind. Der König muß die Wählerschaft wieder zusammenführen, große Aufgabe, große Aufgabe und wichtige Botschaft auch dies. Er kann diese vereinende Kraft sein, das glauben wir fest. Klar, daß es da Proteste gibt, aber wir Kinder, wir Kinder, jubilier tralala, Ausschreitungen auch, täterätätä, Proteste und Ausschreitungen, aber der König wird das Land einigen. Wenn sie das Ergebnis nicht akzeptieren, dann, na, was dann? Deswegen habe ich ja unseren König gewählt! Ins Dunkel schauen wir, wie er, der keine Augen mehr hat, er singt, wir singen, der König singt, wir singen mit ihm, im Chor, wir singen, während er uns, nein, sich!, er ist ja so großartig, nicht uns sticht er, wir würden vielleicht gar nicht bluten, sich selbst sticht er, das Blut rinnt ihm aus den Höhlen heraus, aus denen seine Augen krochen, ja, aus den Frauen rinnt es irgendwie auch, aber jetzt erst mal aus ihm, dort wird es eher gebraucht. Er nimmt hinweg die Sünden der Welt, er entsühnt uns, in einem hin verströmt schwarz der blutrünstige Hagelguß sich, er verströmt sich, er kommt aus seinen blutenden Augen, die wenigstens einmal uns sehen durften, dann wollten sie nicht mehr, dann wollten sie uns nicht mehr sehn. Wir gehen jetzt alle singend ab, und wenn von neuem Mut unsere Herzen erfüllt sind, können wir ja wieder auftreten. Ab mit dem Chor, bevor es zu spät ist und mir noch etwas einfällt! Es ist überhaupt nichts wahr. Alles nicht wahr, nicht wahr? Ist das Leid den Menschen etwa schon zu groß geworden? Nein, keine Sorge, sie werden noch hineinwachsen. Der König ist für den Niedergang der Stadt schuldig, allein weil er gekommen und jetzt da ist. Weil er ist, der er ist. Er hat die ungeheuerliche Übertretung begangen, daß er sich von uns zum König wählen ließ. Jetzt ist er halt verantwortlich. Er ist überreich an Schuld, er hat so reichlich Schuld, daß keine mehr übrig ist. Jetzt würden wir ein schönes Wunder brauchen und dürfen vielleicht selbst unser blaues Wunder erleben. Es findet immer jetzt statt. Alles verstummt, das Wort ist außer Sichtweite und riecht einem andren am Arsch, dann geht es halbwegs unbeeindruckt dort vorbei. Es würde das andre Wort jetzt immer und überall wiedererkennen, aber was soll das bringen? Wäre doch nett, wenn sich zwei Worte, die sich gut verstehn, einmal wiederbegegneten. Das ist vielleicht schon öfter passiert, nur ich habe es nicht bemerkt. Keine Stimme regt sich mehr mit Widerspruch. Es ist entschieden. Ich klage an. Der König ist er, der König ist nun mal er, und jetzt müßte er eigentlich der sein, in den alles mündet, die Hoffnungen als erstes, die werden schon bald abgehakt sein, aber die Haßgefühle, der Groll, wie wärs mit denen? Richten sich auf ihn, auf den König, auf den Einzigen, auf das versöhnende Opfer. Passen Sie gut auf das Wort versöhnend auf! Es ist zwar nicht jenes, das sich vorhin von mir losgerissen hat, denn mit Versöhnung hatte ich nie was am Hut, es ist ein ganz neues Wort, das zu mir gekommen ist, weil mein altes Wort es mit mir nicht mehr aushalten kann. Die Tragödie des König Lear, aber nur fast Was ist das für ein Sturm? Woher kommt der denn plötzlich? Immer noch Sturm? Vorhin habe ich ihn nicht bemerkt, jetzt schon. Da ist er ja, der Volkssturm. Bitte, geh jetzt hinein, König, ich geh hinein, ich geh jetzt hinein ins Haus, dort passiert mir nichts. Alles, was passiert, ist draußen. Ihr armen Nackten, wo immer ihr seid, ihr, die ihr des tückischen Wetters Schläge duldet und Schläge jetzt austeilt, selbst austeilt, mehr als ihr eingenommen habt, ihr armen Nackten mit euren Schirmkappen und ausgefressenen Leibern, die kaum Schutz vor eurer eigenen Kleidung bieten. Wie dann Schutz vor mir? Oh, daran denke ich zu allerletzt. Schutz vor mir? Wer will den? Wer braucht den? Ihr solltet einmal Armut fühlen, dann wärt ihr ruhig. Dann gäbt ihr euch preis, und zwar jedem, auch dem bösen Feind, der sein Wort hält, und der kommt dann wirklich. Ich meinen Überfluß vor euch hinschütten? Gehts noch? Ist das etwa gerecht, daß ich gehen muß? Durch Flut und Strudel, über Moor und Sumpf? Nein, es ist nicht gerecht. Es saust der kalte Wind, wie dieser Wut der Lüfte begegnen? Ist der Mensch nicht mehr als das? So ist er nicht! Schauen wir ihn einmal näher an. Betrachtet mich recht! Ich bin dem Wurm keine Seide schuldig, dem Tier kein Fell, dem Schaf keine Wolle, und euch schon gleich gar nichts. Ich bin euch nichts schuldig geblieben. Fort, ihr Zutaten! Macht, was ihr wollt! Kommt mit der Abendglocke, kommt mit dem Morgenwecker, kommt, auch wenn ihr nichts läuten hört, seid aufgeweckt und kommt! Seid wach wie ein wandelndes Feuer! Seid, was ihr wollt! Schlechte böse Menschen haben es bewirkt, daß ich verstoßen bin, ein armer Flüchtling, ich liebe euch, ich liebe euch doch!, der Gram zerstört den Geist mir, doch ich liebe euch. Ich weiß, wie ihr euch fühlt, gute Leute, aber ihr müßt jetzt nach Hause gehen. Welche Nacht! Kommt alle hinein, wo ihr schon seid! Ihr wurdet bestohlen. Bleibt aber übrig. Bleibt immer übrig! Was bleibt euch andres übrig.
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